JAHRESBERICHT DER HAWK 2008
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KEMBERG: STUDIERENDE UNTERSTÜTZEN DIE ERHALTUNG BEDEUTEN<strong>DER</strong><br />
MITTELALTERLICHER WANDMALEREIEN IN SACHSEN-ANHALT<br />
Die Stadtpfarrkirche St. Marien in Kemberg,<br />
in der schon Martin Luther predigte, wurde<br />
in den Jahren 1325 – 46 als Hallenkirche erbaut.<br />
Von den mittelalterlichen Wandmalereien<br />
an den Südwänden von Chor und<br />
Kirchenschiff ist vor allem der im Bereich<br />
neuzeitlich eingebauter Emporen sichtbare<br />
Bilderzyklus „Leben und Passion Christi“<br />
infolge langfristig eingedrungener Feuchtigkeit<br />
hochgradig mit bauschädlichen Salzen<br />
belastet. Die ursprüngliche hohe Qualität<br />
der Malereien ist trotz vieler Schädigungen<br />
heute noch nachvollziehbar.<br />
Seit der Aufdeckung 1930/33 haben die<br />
Malereien mehrere Überarbeitungen bzw.<br />
Konservierungsmaßnahmen erfahren. Zu<br />
diesen gehören z. B. die Tränkung der gesamten<br />
Wandfl ächen mit Wasserglas, die<br />
Putzkonsolidierung mit Kunstharzen in Teilbereichen<br />
sowie Versuche zur chemischen<br />
Reinigung und Salzminderung, die mittelfristig,<br />
zusammen mit der hauptsächlich<br />
aus den Baumaterialien stammenden<br />
Salzbelastung, immer wieder zu Schäden<br />
führten und somit restaurierungsgeschichtliche<br />
Spuren hinterließen. Im Rahmen einer<br />
Diplomarbeit wurden 1998 an einem<br />
Arbeitsmuster erstmals Möglichkeiten der<br />
Reinigung und nachhaltigeren Bestandserhaltung<br />
aufgezeigt. Erneute, punktuelle<br />
Schädigungen unterschiedlicher Größenordnung<br />
zeigen heute, dass im gesamten<br />
Malereibereich vor allem die salzinduzierten<br />
Schadensprozesse aufgrund des<br />
hohen Schadenspotentials bauschädlicher<br />
Salze nicht abgeschlossen sind.<br />
Die Salzauskristallisationen sind einerseits<br />
ein Resultat partieller Aufkonzentration im<br />
Putz bzw. in dessen oberfl ächennahem Bereich<br />
und sind andererseits der vermutlich<br />
nur sehr langsam fortschreitenden Austrocknung<br />
der Wand geschuldet, immer in<br />
Wechselwirkung mit dem sich zyklisch wohl<br />
auch verändernden Raumklima. Die aktuell<br />
daraus resultierende substantielle Gefährdung<br />
von Teilen der Malerei führte nun zu<br />
restauratorischem Handlungsbedarf: Verbunden<br />
mit der konkreten Aufgabenstellung<br />
partieller Salzminderung erfolgte eine<br />
Sicherung instabiler Malereischichten.<br />
So hatten Bachelor- und Master-Studierende<br />
der Studienrichtung Wandmalerei /Architekturoberfl<br />
äche vom 29.09. – 10.10.<strong>2008</strong><br />
im Rahmen einer Projektarbeit unter der<br />
Leitung von Verw.-Prof. Jürgen Pursche und<br />
Dipl.-Rest. Anneli Ellesat MA Gelegenheit,<br />
die kunsthistorisch wertvollen Wandbilder<br />
erneut zu untersuchen.<br />
DIE MITTELALTERLICHE SOG. BIL<strong>DER</strong>WAND AN <strong>DER</strong> SÜDWAND DES<br />
KIRCHENSCHIFFS ZEIGT SZENEN AUS <strong>DER</strong> PASSION CHRISTI. DIE<br />
DURCH SALZE STARK GEFÄHRDETEN, WUN<strong>DER</strong>SCHÖNEN MALE-<br />
REIEN KONNTEN NUN VON STUDIERENDEN UND LEHRENDEN <strong>DER</strong><br />
<strong>HAWK</strong> GESICHERT WERDEN.<br />
In Kooperation mit dem Landesamt für<br />
Denkmalpfl ege und Archäologie Sachsen-<br />
Anhalt und mit viel organisatorischer Unterstützung<br />
durch die evangelische Kirchengemeinde<br />
Kemberg konnte eine Stabilisierung<br />
gefährdeter Malereibereiche und eine Salzminderung<br />
durchgeführt werden. Die konservatorischen<br />
Arbeiten sind noch nicht<br />
vollständig abgeschlossen: Noch 2009<br />
fahren Studierende nach Kemberg, um die<br />
ausgeführten Arbeiten zu überprüfen und<br />
ggf. zu optimieren.<br />
036[037]<br />
Verw.-Prof. Jürgen<br />
Pursche untersucht<br />
mit Studierenden die<br />
mittelalterliche Wandmalerei<br />
in Kemberg