Geschichtsfeld

Klangliche Beurteilung des Geläutes
nach Norbert Jachtmann, Krefeld (*1968)
Die Silizium-Bronze-Glocken sind in ihrer Innenharmonie wie Moll-Oktav-Glocken, bei
denen der Unterton um einen Achtelton gesenkt ist, aufgebaut. Die Terzen sitzen gut,
während die Quinten zum Tritonus verengt sind. Dies gibt den Glocken eine diabolische Note
(Tonus diabolus). Die Glocken sind materialbedingt sehr kurzatmig. Ihr Klang ist dumpf und
glanzlos. Die Abklingdauern sind weit unterhalb geltender Normen. Dabei klingt die kleinere
Glocke etwas besser als die andere. Als Ersatzglocken haben sie damals – in der Kriegs- und
Nachkriegszeit – ihre Pflicht erfüllt; In heutiger Zeit, wo es wieder Zinn zu erschwinglichen
Preisen gibt, wäre es nicht sinnvoll, diese Ersatzglocken wieder in einen Kirchturm läutbar
aufzuhängen. Sie sind in musikalischer Hinsicht den Zinn-Bronze-Glocken weit unterlegen.
Noch weniger Sinn macht es, eigens dafür eine Glockenträger, d.h. Glockenstuhl mit Stube
etc. zu errichten. Die Glocken passen auch weder im Ton, noch in der Klangentfaltung, noch
im Charakter zu der vorhandene Stahlglocke.
In der Literatur (Geläutebücher des Bochumer Vereins für Gussstahlfabrikation) ist von einer
gis’’-Glocke die Rede. Es handelt sich aber zweifellos um eine g’’-Glocke. Diese Glocke hat
einen Sextaufbau, d.h. ihr Unterton ist eine Sexte vom Nominal (Schlagton) entfernt.
Entsprechen liegt die Quinte sehr hoch und ist zur Septime geworden.
Es wird dringend davon abgeraten, die beiden Ersatzglocken in irgendeiner Form
wieder als Kirchenglocken läutbar zu installieren. Diese Glocken können heutzutage nur
als nicht kirchenwürdig bezeichnet werden. Ihnen sollte jedoch ein Ehrenplatz
eingerichtet werden, da sie Zeugnis für eine Zeit sind, in der man gezwungen war, aus
vorhandenen Materialien Glocken zu gießen.
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