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ruh - ruhrfestspiele recklinghausen a world stage

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LATE-NIGHT-KABARETT<br />

GEORG SCHRAMM<br />

»Thomas Bernhard hätte geschossen«<br />

38<br />

wut. in allen schattierungen. brachial, zynisch, listig, scheißfreundlich,<br />

süffisant, verächtlich, ironisch, manchmal sogar<br />

voller mitleid mit der dummheit der politiker, die wirklich glauben,<br />

dass die bürger ihnen diesen quatsch, diese lügen, diese märchen<br />

abkaufen. vielleicht sogar, weil sie selber daran glaubt,<br />

unsere selbsternannte politische elite. fast noch schlimmer.<br />

Wut. Georg Schramm<br />

Das ist die Triebfeder aller Figuren, die zum virtuellen<br />

Ensemble des politischen Kabarettisten Schramm gehören,<br />

samstag<br />

die er mit leichter Hand, ob mit, ob ohne Kriegs ver letzung<br />

16. Mai 2009\22.00 Uhr<br />

aus seinem Repertoire zieht und mit frischem, tagespolitischem<br />

preistabelle 4<br />

Nonsense prall füllt, so lebendig, als seien sie unsere Nachbarn.<br />

Wut. Das speist die Solidarität seines Publikums, das lachend weint<br />

und Schramm liebt, weil er ihm aus dem Herzen pöbelt.<br />

Und was hat das mit Thomas Bernhard zu tun? Der hat genauso<br />

gnadenlos gegen Österreich gewütet. Gottseidank gibt’s hier ein strenges<br />

Schuss waffengesetz.<br />

Wut – ja. Aber was hat der Mann durchgemacht, dass er jetzt mit so<br />

spit zer Zunge an den Festen der Welt rüttelt? Bad Homburg v.d.H.,<br />

Gymnasium, Bundeswehr, Zeitsoldat, Einzelkämpferlehrgang, Reserve -<br />

offizier, Psychologiestudium, 12 Jahre neurologische Reha-Klinik (nicht<br />

als Patient!!), Betriebsratsmitglied, gewerkschaftlicher Vertrauens mann<br />

– die frühkindliche Karriere drohte schnurstracks auf den Schind anger<br />

zu führen. Also: Vollbremsung, U-Turn, scharf links abgebogen und<br />

nun seit zwei Jahrzehnten: Top-Position auf dem Kabarett-Rundkurs.<br />

Auch kein Zuckerschlecken. Wieder in der Anstalt angekommen!<br />

©Achim Käflein GROSSES HAUS<br />

GROSSES HAUS<br />

LATE-NIGHT-KABARETT<br />

HAGEN RETHER<br />

»Liebe«<br />

das ist das gegenprogramm zu schramm. sanft, einschmeichelnd,<br />

bedächtig, andante, piano, mit flügel. wohlklang. man müsste<br />

klavier spielen können. kein schnellfeuergewehr, kein massiver<br />

frontalangriff. überhaupt nichts militärisches. auch kein messias,<br />

höchstens johannes der täufer. behält aber immer seinen<br />

kopf auf. und wird wie ein heiliger verehrt. nicht nur von den<br />

frauen.<br />

Mit Sanftmut träufelt Rether uns seine unmaßgeblichen<br />

Beobachtungen ins Hirn. Manchmal löffelt er dabei wie beiläufig<br />

und sehr manierlich seinen Yoghurt. Aber Vorsicht!<br />

Da lauert listig das kleine Messer. Wer nicht dialektisch geölt ist, kann<br />

das leicht überhören. Aber die nächste Pointe kommt bestimmt!<br />

Seit Jahren säuselt er uns wie Bölls Friedensengel Liebe, Liebe, Liebe,<br />

aber der Baseballschläger liegt immer bereit. Und die Gemeinheiten,<br />

die er uns ins Ohr flüstert, sind immer brühwarm und frisch vom<br />

Boulevard (oder direkt von der Bundespressekonferenz). Er liebt uns<br />

eben, sein Publikum, und will uns mit den ekligsten Novitäten verwöhnen.<br />

Dankeschön.<br />

Hagen Rethers „Liebe“ rostet nicht. Er ist nun schon im fünften Jahr<br />

hintereinander bei den Ruhrfestspielen. Darf das sein? Es muss sein!<br />

Hagen Rether<br />

montag<br />

23. Mai 2009\22.00 Uhr<br />

preistabelle 4<br />

39<br />

©Klaus Reinelt

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