Emissionen im Steigflug
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angelegte monumentale Gebäudeensemble,<br />
das kurz vor der französischen<br />
Revolution noch <strong>im</strong> Auftrag Ludwigs XVI.<br />
erbaut wurde, gehört zum UNESCO-<br />
Weltkulturerbe. Wer das beeindruckende<br />
Licht- und Schattenspiel der Anlage<br />
bei Nacht bewundern möchte, kann<br />
während der Sommermonate in einem<br />
der Gästehäuser übernachten und – wie<br />
die Tour-de-France-Zeitfahrer am 9. Juli –<br />
am nächsten Morgen direkt vor den<br />
Toren des Salinengeländes losradeln. Auf<br />
38 Kilometern führt die Zeitfahrstrecke<br />
über kleine Landsträßchen, vorbei an<br />
grünen Weiden, üppigen Feldern und<br />
verschlafenen Ortschaften. Ein paar Kilometer<br />
folgt die Strecke der gemütlich dahinplätschernden<br />
Loue. Dann geht es<br />
über eine Hügelkette erst bergauf und<br />
dann flott hinunter ins Doubs-Tal und<br />
weiter nach Besançon.<br />
Der Doubs ist ein Fluss, der für vieles<br />
stehen könnte – für geologische Beson-<br />
Foto: Jochen Haar<br />
Tolles Radfahrerlebnis: Durch spektakuläre<br />
Landschaft und schöne Örtchen<br />
können sich Radler bis zur Quelle der<br />
Loue hocharbeiten.<br />
derheiten, landschaftliche Schönheit, Internationalität<br />
– aber niemals für Eile.<br />
Kaum ein anderer Fluss braucht so lange,<br />
um sich für eine Fließrichtung zu entscheiden.<br />
Der Doubs entspringt auf knapp<br />
950 Meter über dem Meer in Frankreich,<br />
fließt dann erst einmal Richtung Nordosten<br />
durch die Schweiz, um dann auf halber<br />
Strecke kehrtzumachen und sich wieder<br />
nach Westen zu orientieren. Obwohl<br />
der gesamte Flusslauf über 450 Kilometer<br />
lang ist, liegen Quelle und Mündung<br />
nur 90 Kilometer voneinander entfernt.<br />
Radwanderer wussten den durch<br />
Frankreich verlaufenden Abschnitt dieses<br />
Gewässers schon <strong>im</strong>mer zu schätzen,<br />
denn das Doubs-Tal bildet bei Radtouren<br />
von Deutschland nach Frankreich eine<br />
steigungsarme Durchgangsschneise<br />
durch das eher bergige Grenzland rund<br />
um Basel und Mühlhausen. Kein Zufall<br />
also, dass der europäische Radfernwanderweg<br />
„Eurovelo 6“ auf seinem Weg<br />
von der Loiremündung am Atlantik bis<br />
zur Donaumündung am Schwarzen<br />
Meer auch ein Stück am Doubs entlangführt.<br />
Die Region Franche-Comté hat weder<br />
Kosten noch Mühe gescheut, um „ihren“<br />
Abschnitt der Eurovelo-Route 6 so perfekt<br />
wie möglich zu gestalten. Leise surren<br />
die Reifen über die frisch geteerte<br />
Oberfläche. Eine lückenlose Beschilderung<br />
weist den Weg. Abseits vom Autoverkehr<br />
führt die Radroute meist direkt<br />
am Fluss entlang. Der Asphaltstreifen ist<br />
breit genug, so dass man auch mal entspannt<br />
nebeneinander her radeln und<br />
sich unterhalten kann.<br />
Das Licht, die Flussauen, die Dörfer<br />
am Weg: Unweigerlich drängen sich Erinnerungen<br />
an andere Radtouren durch<br />
Frankreich auf. Am liebsten möchte man<br />
<strong>im</strong>mer weiter radeln – bis ans Mittelmeer<br />
oder doch wenigstens bis ins Rhônetal<br />
hinüber.<br />
Aber vorher gibt es in der Region<br />
noch einige Sehenswürdigkeiten zu besichtigen.<br />
Städte wie Belfort oder Besançon<br />
mit ihren <strong>im</strong>posanten Festungen,<br />
sehenswerten Altstädten und schicken<br />
Einkaufsstraßen liegen direkt an der Radroute.<br />
Die vom französischen Festungsarchitekten<br />
Vauban erbaute Zitadelle von<br />
Besançon hat ebenfalls Kulturerbestatus<br />
und gilt als eines der beeindruckendsten<br />
Bauwerke Vaubans in Frankreich. Ein<br />
Zwischenstopp <strong>im</strong> Hauptort der Franche-<br />
Comté gehört zum absoluten Muss –<br />
nicht nur für Radtouristen.<br />
Wer die Region über die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke<br />
durchquert,<br />
sollte sich in Besançon ebenfalls eine<br />
Pause gönnen. Ganz untypisch fürs französische<br />
Bahnsystem: Der neu gebaute<br />
futuristische Bahnhof „Besançon Franche-<br />
Comté TGV“ ist per Nahverkehr direkt an<br />
die Innenstadt angeschlossen.<br />
Eldorado für Mountainbiker<br />
Mountainbike-Guide Yannick Prysbor<br />
steht auf der Anhöhe, die er soeben per<br />
Bike erklommen hat, und schaut hinunter<br />
auf den in weiten Schleifen durchs Tal<br />
ziehenden Fluß. „Einen Fernradweg am<br />
Doubs entlang?“ Die Idee amüsiert den<br />
Mountainbiker. Er kennt jeden Feld-,<br />
Wald- und Wiesenweg in seiner Region.<br />
Dass man dem Doubs viele Tage lang mit<br />
dem Rad folgen kann, hat er noch nie gehört.<br />
Wie Radfunktionär Da Costa freut sich<br />
auch Prysbor auf ein großes Radsport -<br />
event in der Region: Anfang Oktober<br />
wird die Mountainbike-Marathon-Weltmeisterschaft<br />
<strong>im</strong> französischen Jura ausgetragen.<br />
Auf einer Strecke von 100 Kilometern<br />
rasen die Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer aus über 50 Ländern dann<br />
steil bergauf und bergab um die Wette.<br />
Wer es gerne etwas ruhiger angehen<br />
lassen möchte, sollte der Region einen<br />
Besuch abstatten, wenn der Tour-Tross<br />
abgezogen ist und die Mountainbiker<br />
noch andere Bergregionen unsicher machen.<br />
Der Doubs bleibt und Radrouten<br />
gibt es in der Region auch ohne große<br />
Sportevents genug – für alle Fahrrad -<br />
typen.<br />
REGINE GWINNER<br />
fairkehr 3/2012 45