SANIERUNG LANDESMUSEUM
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<strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong><br />
ARCHITEKTUR | DENKMALPFLEGE | INGENIEURWESEN | GEBÄUDETECHNIK | BAULOGISTIK<br />
DOSSIER DEZEMBER 2008
TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
Blick in die Ruhmeshalle, den zentralen Raum im<br />
Obergeschoss des Bahnhoffl ügels. Der Boden –<br />
zugleich auch die Decke der darunterliegenden<br />
Säulenhalle – wurde neu betoniert; damit der<br />
denkmalgeschützte Terrazzoboden im Sockelgeschoss<br />
nicht durch herabfallende Teile des<br />
Abbruchs beschädigt wird, ist eine Holzplattform<br />
errichtet worden<br />
(Foto: Kantonale Denkmalpfl ege Zürich)<br />
<strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong><br />
«So ist er denn erschienen, der Tag, an welchem das Schweizerische Landesmuseum seine<br />
Thore öffnet, um dem Schweizervolke zu zeigen, welch reiche Schätze vergangener Zeiten<br />
in unserem Lande noch vorhanden sind. Diese bedeutsamen Zeugen gemahnen uns, der<br />
grossen Tage unserer vaterländischen Geschichte eingedenk zu sein und würdig zu<br />
wandeln in den Spuren unserer Vorfahren.» 1 Die Rede, die der Zürcher Stadtpräsident Hans<br />
Konrad Pestalozzi 1898 anlässlich der Einweihung des Schweizerischen Landesmuseums<br />
hielt, konzentrierte sich auf die Bedeutung der Institution für die Identitätsbildung des noch<br />
jungen Nationalstaats.<br />
Seither sind über 100 Jahre vergangen. Im Laufe dieser ereignisreichen Zeitspanne haben<br />
sich die Erwartungen an das Landesmuseum immer wieder gewandelt, sowohl in Bezug auf<br />
die zu vermittelnden Inhalte als auch im Hinblick auf Ausstellungsarchitektur, Komfort,<br />
Sicherheit, Raumklima, Licht und technische Ausrüstung. Hinzu kamen statische Probleme,<br />
die bereits knapp nach der Fertigstellung des Gebäudes beklagt wurden, sowie ein<br />
ebenfalls früh aufgetretener Bedarf nach weiteren Räumlichkeiten. Aus diesen Gründen<br />
wurde das Innere des Gebäudes wiederholt umgebaut – meist zulasten der ursprünglichen<br />
architektonischen Qualität.<br />
Dass diese auch international ihresgleichen sucht, war den zeitgenössischen Kritikern klar.<br />
Das von Stadtbaumeister Gustav Gull erbaute Gebäude wurde insbesondere wegen der<br />
Beziehung zwischen historistischer Hülle, differenzierten Innenräumen und klug integrierten<br />
Exponaten gelobt: «Herr Gull hat seine Aufgabe in origineller Weise durchgeführt. Im Süden<br />
des von grossen Bäumen beschatteten Parkes erhebt sich ein malerischer mittelalterlicher<br />
Bau, der mit den Sammlungen, die er bergen soll, in schöner Übereinstimmung steht und<br />
allfällige spätere Anbauten und Vergrösserungen leicht ermöglicht.» 2 Heute, nach Jahrzehnten<br />
der Vernachlässigung, ist der baukünstlerische Wert des Gebäudes wieder breit<br />
anerkannt, und es ist auch als Denkmal eingestuft. 2002 wurde der vom Bundesamt für<br />
Bauten und Logistik ausgeschriebene, internationale Wettbewerb für die Sanierung und<br />
Erweiterung des Landesmuseums entschieden. 3 Zum Sieger erkoren wurde das Projekt der<br />
Basler Architekten Christ & Gantenbein. Die Erweiterung, deren Realisierung übernächstes<br />
Jahr beginnen soll, wird teilweise kontrovers diskutiert. Die Sanierung dagegen, das Thema<br />
dieser Publikation, ist in vollem Gange. Es handelt sich um eine komplexe, faszinierende<br />
Herausforderung – wir freuen uns, ausführlich darüber zu berichten.<br />
Judit Solt, solt@tec21.ch<br />
Anmerkungen<br />
1 «Einweihung des Schweiz. Landesmuseums. Rede des Herrn Stadtpräsidenten Pestalozzi», in:<br />
Schweizerische Bauzeitung, 2. Juli 1898, S. 1–2<br />
2 «Der Entwurf von Architekt Gustav Gull für ein Schweizerisches Landesmuseum in Zürich», in:<br />
Schweizerische Bauzeitung, 6. Dezember 1890, S. 142–144<br />
3 TEC21, Band 128 (2002), S. 44<br />
<strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong> | 3<br />
6 AUF DER HÖHE DER ZEIT<br />
Andreas Spillmann Einleitung<br />
8 KREATIVE<br />
REKONSTRUKTION<br />
Judit Solt Interview mit dem Architekten<br />
Christoph Gantenbein<br />
20 UNSICHTBARE<br />
EINGRIFFE<br />
Lukas Gaebele Pilotsanierung des Ratssaals<br />
von Mellingen<br />
22 DIGITALES<br />
KUNSTHANDWERK<br />
Christoph Gantenbein Moderne Brandschutztüren<br />
aus Holz<br />
24 BAUTECHNISCHES<br />
ABENTEUER<br />
Andreas Lutz, Reto Bonomo Sanierung der<br />
Tragkonstruktion<br />
32 GARANTIERTES<br />
RAUMKLIMA<br />
Michael Hüssle Heizung, Lüftung, Kühlung<br />
35 LOGISTISCHER<br />
KRAFTAKT<br />
Ruedi Hediger Baulogistik<br />
38 EINZIGARTIGES<br />
KUNSTWERK<br />
Thomas Müller Denkmalpfl egerische Aspekte<br />
des Landesmuseums<br />
44 AM BAU BETEILIGTE<br />
49 IMPRESSUM<br />
50 PRODUKTE
6 | <strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong> TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
AUF DER HÖHE DER ZEIT<br />
01<br />
02<br />
03<br />
Zu seiner Entstehungszeit galt der Bau des Schweizerischen Landesmuseums<br />
als vorbildlich. Noch heute ist es ein Baudenkmal von nationaler Bedeutung.<br />
Dass das so bleiben kann, zeigen die laufende Sanierung und die geplante<br />
Erweiterung des Museums durch die Architekten Christ & Gantenbein.<br />
Die Museen in München, Strassburg oder Berlin stellten bei Eröffnung des Schweizerischen<br />
Landesmuseums im Jahr 1898 ergeben fest, es sei das schönste aller geschichtlichen<br />
Museen. 1 Die vom jungen Architekten Gustav Gull gewählte historisierende spätmittelalterliche<br />
und frühneuzeitliche Architektur lehnte sich explizit an die eigene, vorwiegend<br />
mittel alterliche Sammlung an. Im Schweizerischen Landesmuseum sollten sich Sammlung,<br />
Ausstellung und Architektur zu einer gestalterischen Einheit zusammenfügen. Mit der<br />
Verbindung von Museum und Kunstgewerbeschule gelang dem Bau ein weiteres wichtiges<br />
Postulat: Kunstgewerbeschulen mit Museen zu verbinden, damit die Werke der Vergangenheit<br />
Vorbild und Ansporn für die Arbeiten der Studierenden sein können. Heute gilt das<br />
Schweizerische Landesmuseum als aussergewöhnlicher Museumsbau des 19. Jahrhunderts<br />
und als Baudenkmal von nationaler Bedeutung.<br />
ENTSTEHUNG<br />
Im Jahr 1891 gewann Zürich den Wettstreit um den Standort des Schweizerischen Landesmuseums<br />
gegen die Konkurrenz von Luzern, Basel und schliesslich gegen Bern. Der<br />
Bundesbeschluss verpfl ichtete den Standort Zürich, das Land für das Museum kostenlos zur<br />
Verfügung zu stellen, das Gebäude zu errichten und zu erhalten. Darüber hinaus sollte der<br />
Standort Zürich auch eine Erweiterung des Museums ermöglichen. So steht im Zürcher<br />
Bewerbungsschreiben: «Zürich bietet in der Platzpromenade einen Bauplatz, der den<br />
Ausbau des Landesmuseums auf alle Zukunft sichert.» Tatsächlich machte sich kurze Zeit<br />
nach Fertigstellung des Neubaus Platznot bemerkbar. Erste Erweiterungspläne wurden schon<br />
in den Jahren 1910 bis 1915 und 1939 bis 1945 diskutiert. Im Jahr 1973 überschrieb dann<br />
Zürich das Eigentum von Grundstück und Bau auf den Bund mitsamt einer Zahlung von<br />
sechs Millionen Franken für die ebenfalls übertragene Unterhaltspfl icht.<br />
PLATZNOT UND STATISCHE PROBLEME<br />
Die Platznot hat sich über die Jahrzehnte weiter verschärft. Die Gründe sind das aufkommende<br />
Bedürfnis der Besucherinnen und Besucher nach Wechselausstellungen und<br />
Sonderausstellungen, das Wachsen der Sammlungen und die Anforderungen heutiger<br />
Museumsbesucherinnen und -besucher an attraktive Museumsbetriebe. Nach über 100<br />
Jahren ist das Errichten eines Annexbaus dringender denn je.<br />
Ein Weiteres kommt hinzu: In diesen Jahrzehnten ist nicht nur verpasst worden, die räumlichen<br />
Kapazitäten zu vergrössern, sondern auch, die vorhandenen Bauten und Räume<br />
angemessen zu sanieren und zu erhalten. Mitte der 1990er-Jahre musste ein Teil des<br />
Museums als Notfallmassnahme geschlossen werden. Die hierauf verfügten Sicherheitsmassnahmen<br />
ermöglichten zwar die Aufrechterhaltung des Museumsbetriebs, aber mit Einschränkungen:<br />
So ist die Nutzlast derart limitiert worden, dass grössere Objekte oder Vitrinen in den<br />
Ausstellungsräumen nicht mehr zugelassen sind. Weiterhin blieb ein Grossteil der Ausstellungsräume<br />
im Winter ungeheizt und während der Sommertage nicht klimatisiert.<br />
Der Bund bewilligte im Jahr 2003 Mittel, die etappenweise eine Sanierung der Statik des<br />
Baudenkmales erlauben. Auch die für ein Museum wichtige Steuerung des Klimas, die<br />
Steuerung von Tages- und Kunstlicht und die längst fällige Behindertengängigkeit werden<br />
realisiert werden können.
TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
01 Blick in den Hauptkorridor des 1. OG im<br />
Westfl ügel, um 1900 (Foto: Schweizerisches<br />
Landesmuseum)<br />
02 Eines von vier Kabinetten mit Stücken aus<br />
der Privatsammlung des damaligen Direktors,<br />
um 1907 (Foto: Schweizerisches Landesmuseum)<br />
03 Das Schweizerische Landesmuseum nach<br />
seiner Fertigstellung, um 1900, von der<br />
Walchestrasse aus gesehen<br />
(Foto: Denkmalpfl ege des Kantons Zürich)<br />
04 Modell des Landesmuseums mit dem<br />
geplanten Erweiterungsbau<br />
(Foto: Christ & Gantenbein)<br />
Anmerkung<br />
1 Robert Durrer: Heinrich Angst. Erster Direktor<br />
des Schweizerischen Landesmuseums, britischer<br />
Generalkonsul. Verlag Tschudi & Co, Glarus, 1948,<br />
S. 200–203<br />
04<br />
<strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong> | 7<br />
Ausserdem bewilligte der Bund im Jahr 2002 die Projektierung einer baulichen Museumserweiterung<br />
und die Nutzung des ehemaligen Zeughauses in Affoltern am Albis als Sammlungszentrum<br />
für die Schweizerischen Landesmuseen.<br />
DAUER- UND SONDERAUSSTELLUNG<br />
Im Jahr 2009 wird als erste Etappe der sanierte Bahnhoffl ügel mit der prominenten Säulenhalle<br />
im Erdgeschoss und der Ruhmeshalle im Obergeschoss neu eröffnet. Geplant ist für<br />
die Eröffnung die vollständig neue Einrichtung einer Dauerausstellung: Gezeigt wird erst -<br />
mals eine durchgehende Ausstellung, die die Geschichte der Schweiz bis in die heutige Zeit<br />
hinein erzählen wird. Eine weitere gänzlich neu einzurichtende Dauerausstellung im<br />
Erdgeschoss wird die eigene Sammlungsgeschichte zum Inhalt haben: Die Sammlung hat<br />
nationalen und internationalen Referenzcharakter und trug entscheidend zur Gründung und<br />
Errichtung des Schweizerischen Landesmuseums im 19. Jahrhundert bei.<br />
Der von den Architekten Christ & Gantenbein projektierte Annexbau wird zum Ort der Wechselund<br />
Sonderausstellungen. Die hierzu notwendigerweise neutralen und fl exibel nutzbaren<br />
Werkhallen kann der Altbau von Gustav Gull, der integral erhalten und als Baudenkmal<br />
geschützt bleibt, nicht offerieren. Der Annexbau ist zudem in Verbindung mit dem limmatseitigen<br />
Museum der Ort für das öffentlich zugängliche Studienzentrum, in welchem die<br />
Studiensammlungen, die Bibliothek sowie ein Auditorium untergebracht sein werden.<br />
Der Neubau wird Gustav Gulls Museumsanlage so ergänzen, dass für die Besucherinnen<br />
und Besucher ein Rundgang durch Alt- und Neubau – das heisst: durch Dauer- und<br />
Sonderausstellungen – möglich sein wird. Dies erreichen die Architekten mit zwei markanten<br />
Brücken. Diese Bauweise öffnet auch die Sichtverbindung und die Erschliessung zwischen<br />
dem Museumsinnenhof und dem Platzspitzpark.<br />
Sofern die Finanzierung und das Bewilligungsverfahren reibungslos verlaufen, kann das<br />
Landesmuseum mit Zuversicht der eigenen Zukunft entgegensehen. Die Sanierung von<br />
Gustav Gulls Museumsbau und dessen Erweiterung durch die Basler Architekten Christ<br />
& Gantenbein haben das Potenzial, das Schweizerische Landesmuseum wieder zu einem<br />
zeitgemässen und lebendigen Museumsbetrieb werden zu lassen.<br />
Andreas Spillmann, Direktor Schweizerische Landesmuseen, andreas.spillmann@slm.admin.ch
8 | <strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong> TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
«KREATIVE REKONSTRUKTION»<br />
01<br />
02<br />
03<br />
04<br />
05<br />
Aufgrund seines Gestaltungskonzepts und seiner Baugeschichte ist das<br />
Schweizerische Landesmuseum sowohl in formaler wie auch in technischer<br />
Hinsicht äusserst heterogen. Als Denkmal und architektonisches Meisterwerk<br />
stellt es hohe Anforderungen an die Qualität der Sanierung; als zeitgenössisches<br />
Museum soll es heutige Standards erfüllen. Im Gespräch erläutert<br />
der Architekt Christoph Gantenbein Ziele und Prioritäten des Sanierungsprojekts.<br />
Während die Baubewilligung für den Erweiterungsneubau vorliegt und im Winter dessen<br />
Finanzierung durch Bund, Kanton und Stadt beschlossen werden soll, wird ein Teil des<br />
Gull’schen Baus bereits jetzt renoviert. Worin bestehen die wichtigsten Eingriffe?<br />
Das Gesamtprojekt ist in drei Etappen gegliedert (vgl. Kasten S. 9). Zurzeit läuft die erste,<br />
die Sanierung des Bahnhoffl ügels. Um überhaupt erst bauen zu können, mussten wir im<br />
Vorfeld mittels eines Energieleitungskanals für Wasser-, Elektro- und Klimaleitungen im<br />
Sockelgeschoss das haustechnische Rückgrat für den gesamten Altbau schaffen; die<br />
Vertikalstränge können im Verlauf der weiteren Arbeiten Etappe für Etappe daran angeschlossen<br />
werden.<br />
Die Sanierung des Bahnhoffl ügels ist ein technisches Projekt, sie betrifft die Tragstruktur,<br />
den Brandschutz und das Raumklima. In Bezug auf die Tragkonstruktion gibt es verschiedene<br />
Teilaspekte: Zum einen hat das Gebäude seit seiner Erbauungszeit statische Probleme<br />
gehabt, hauptsächlich im Bereich der Gewölbe (vgl. «Bautechnisches Abenteuer», S. 24ff.).<br />
Zum anderen galt es, die Erdbebensicherheit aufgrund der neuen Erdbebennormen zu<br />
erhöhen. Im Zuge dieser Massnahmen werden auch die Traglasten erhöht, um den Anforderungen<br />
der Museumsnutzung gerecht zu werden. Die Brandschutzmassnahmen umfassen<br />
die Schaffung von Fluchtwegen und Brandabschnitten, aber auch die Sicherheitstechnik.<br />
Das Haus war diesbezüglich sehr mangelhaft: wenige Ausgänge, keine durchgehenden<br />
Treppen, keine Brandabschnitte. Und das in einem öffentlichen Gebäude! Ein neues<br />
Fluchttreppenhaus und neue Brandschutztüren sind die architektonisch relevanten Eingriffe.<br />
Mit den hohen Anforderungen an das Raumklima – Raumtemperatur, Feuchtigkeit und<br />
Lichteintrag – wurden auch noch die Fassaden zum Thema. Kurz: Es sind fast sämtliche<br />
Bauteile betroffen, was es möglich und gleichzeitig notwendig machte, ein umfassendes<br />
architektonisches Konzept für den Umgang mit dem historischen Gebäude zu entwickeln.<br />
Wie gehen wir mit technischen Installationen um? Wie formulieren wir notwendige bauliche<br />
Eingriffe? Wie bringen wir konservatorische, klimatische, statische, sicherheitstechnische,<br />
denkmalpfl egerische, logistische, funktionale und konstruktive Anforderungen – und zwar<br />
meistens sehr hohe! – unter einen «architektonischen Hut»?<br />
Was uns dabei besonders herausgefordert hat, ist die Heterogenität der Gull’schen Architektur.<br />
Sie ist sehr situativ gedacht, oft widersprüchlich. Dazu kommt, dass das Projekt in den<br />
1890er-Jahren, als das Museum unter grosser Zeitnot fertig gestellt werden musste, in Lose<br />
aufgeteilt und verschiedenen Baumeistern zugesprochen wurde, die mit unterschiedlichen<br />
Techniken gearbeitet haben. Das Gebäude ist also auch technisch heterogen und lässt<br />
keine einheitlichen Lösungen zu. So mussten wir die Probleme von Fall zu Fall unterschiedlich<br />
angehen und trotzdem sicherstellen, dass das Haus am Schluss eine Identität erhält<br />
und nicht in Einzelsituationen zerfällt. Gleichzeitig wollten wir vermeiden, zu Gunsten einer<br />
Homogenität alle Eingriffe über einen Leisten zu brechen und mit einer Systematik den<br />
Reichtum und die Komplexität der Gull’schen Architektur zu überspielen. Das architektonische<br />
Projekt ist eine Gratwanderung zwischen situativer Lösung und Suche nach der<br />
Identität des Gebäudes.
TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
06<br />
01 Situation mit geplantem Erweiterungsbau:<br />
Das Schweizerische Landesmu seum befi ndet<br />
sich in direkter Nachbarschaft zum Zürcher<br />
Hauptbahnhof und zum Platzspitzpark<br />
02 Grundriss 2. Obergeschoss, Mst. 1:3000<br />
03 Grundriss 1. Obergeschoss mit der Ruhmeshalle<br />
im Bahnhoffl ügel, Mst. 1:3000<br />
04 Grundriss des Erdgeschosses. Unter der<br />
Ruhmeshalle liegt die Säulenhalle, Mst. 1:3000<br />
05 Sockelgeschoss, Mst. 1:3000<br />
(Pläne: Christ & Gantenbein)<br />
06 Säulenhalle mit neuer, ausgeschalter<br />
Gewölbedecke (Foto: Schweizerisches Landesmuseum,<br />
Donat Stuppan)<br />
GEPLANTE UND AUSGEFÜHRTE<br />
PROJEKTPHASEN<br />
2002: Aus dem zweistufi gen, internationalen<br />
Wettbewerb geht das Projekt von Christ &<br />
Gantenbein als Sieger hervor (vgl. auch TEC21,<br />
Band 128 (2002), S. 44)<br />
2006: Sanierung Sockelgeschoss und Bau<br />
Energieleitungskanal<br />
2006: Ratssaal von Mellingen<br />
Oktober 2007–Februar 2009: Etappe A:<br />
Sanierung Bahnhoffl ügel<br />
März 2009–August 2009: Erstausstattung<br />
Bahnhoffl ügel<br />
2010–2013: Etappe B: Erweiterungsneubau<br />
und Sanierung Kunstgewerbeschulfl ügel<br />
2013–2016: Etappe C: Sanierung Altbau zweite<br />
Etappe<br />
<strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong> | 9<br />
Wie muss man sich das konkret vorstellen?<br />
Am besten lässt sich das Problem an den Massnahmen zur Sanierung der Tragstruktur erläutern.<br />
Sie unterscheidet sich von Geschoss zu Geschoss, manchmal von Raum zu Raum,<br />
und die Sanierung hat ganz unterschiedliche architektonische Implikationen. Im Sockelgeschoss<br />
haben wir die fl achen Segmentbogengewölbe verstärkt, um die Anforderungen<br />
bezüglich Erdbebensicherheit, erhöhter Traglasten und Brandschutz zu erfüllen; in diesem<br />
Fall haben wir uns dafür eingesetzt, mit der Unterbetonierung die Gewölbeform zu erhalten,<br />
um den Räumen den Charakter als Kellergewölbe zu belassen. Technisch wesentlich<br />
einfachere Flachdecken hätten den Charakter dieser Räume zerstört.<br />
In den meisten oberirdischen Gebäudeteilen hingegen gibt es Stahlträger mit Hourdisdecken;<br />
sie mussten mit zusätzlichen Stahlträgern verstärkt und zwecks Erdbebensicherheit<br />
ausgesteift werden. Diese aufwändigen Verstärkungen werden nicht zu sehen sein, weil die<br />
Konstruktion hinter Holz- oder Gipsdecken verborgen ist. Um die Sanierung ausführen zu<br />
können, mussten diese Decken demontiert oder abgebrochen werden. Im Fall der historischen<br />
Zimmer – das heisst: der aus Schlössern, Klöstern, Rats- und Bürgerhäusern<br />
stammenden Täferräume – können diese sorgfältig ausgebaut und nach der Sanierung des<br />
Tragwerks wieder montiert werden (vgl. «Unsichtbare Eingriffe», S. 20ff.). Die technischen<br />
Massnahmen bleiben deshalb architektonisch folgenlos. Bei den abgebrochenen Gipsdecken<br />
hingegen stellt sich die Frage, in welcher Form sie wiederhergestellt werden sollen.<br />
Ein anderes Beispiel ist die Säulenhalle mit ihrer Gewölbedecke aus Schlackenbeton, was<br />
innerhalb des gesamten Gebäudes eine Ausnahme darstellt. Diese Decke wurde abgebrochen<br />
und in identischer Geometrie aus armiertem Beton neu gebaut. Wie alte Fotos<br />
belegen, wurden in diesem Flügel zuerst die Aussenmauern in ihrer ganzen Höhe erstellt<br />
und die Decken nachträglich eingeführt. Dies hat uns die Gewissheit gegeben, dass wir die<br />
Decke abbrechen können und das Gebäude trotzdem statisch stabil ist. Die Entscheidung<br />
basierte auf einer Abwägung verschiedener statischer, architektonischer und haustechnischer<br />
Überlegungen: Erstens wollten wir die nachträglich eingefügten Zugstangen wieder<br />
entfernen, weil sie den von Gull geschaffenen Raum störten; zweitens war der Terracottaboden<br />
der Ruhmeshalle, die über der Säulenhalle liegt, nicht besonders wertvoll; und
10 | <strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong> TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
07<br />
08 09<br />
07 Das Sockelgeschoss während der Sanierung<br />
08+09 Sockelgeschoss, sanierter Zustand<br />
(Fotos: Christ & Gantenbein)<br />
drittens konnten wir in der neuen Decke Installationen führen, die wir sonst mit grosser<br />
Mühe in den Wänden hätten unterbringen müssen. Zudem ist die neue Decke thermoaktiviert,<br />
was die klimatische Kontrolle der Ruhmeshalle unterstützt: Der Fensteranteil ist hoch<br />
und die neugotische Bausubstanz so schlank, dass sie fast keine Speichermasse bietet<br />
(vgl. «Garantiertes Raumklima», S. 32ff.). Beim Boden der Säulenhalle, das heisst der<br />
Decke über dem Sockelgeschoss, war die Gewichtung eine andere. Wir wollten den wertvollen<br />
Terrazzoboden der Halle nicht zerstören und haben uns deshalb dafür eingesetzt, die<br />
Decke zu erhalten. Wieder handelt es sich um eine problematische Betongewölbekonstruktion;<br />
hier haben wir aber die Zugstangen im Sockelgeschoss in Kauf genommen.<br />
Auch wenn die neue Decke der Säulenhalle die gleiche Geometrie aufweist wie die alte, ist<br />
sie ein neues Element. Wie gehen Sie architektonisch damit um? Eine perfekte Kopie kommt<br />
wohl ebenso wenig in Frage wie eine didaktische Gegenüberstellung von Alt und Neu …<br />
Das ist richtig, beides interessiert uns nicht. Es geht uns nicht darum, die Gull’sche Architektur<br />
zu rekonstruieren. Dagegen sprechen nicht etwa moralische Argumente, diese interessieren<br />
uns noch weniger. Aber das Museum von 2009 wird nicht mehr dasjenige von 1898<br />
sein, weder inhaltlich noch technisch. Eine Kopie wird immer Schwachstellen aufweisen –<br />
wo sie unglaubwürdig ist, wo sie von der technischen Realität eingeholt wird. Dann verliert<br />
ein Bauteil seine räumliche und physische Kraft. Und eine Kontrastbildung von Alt und Neu<br />
hätte im vorliegenden Fall zu einem absurden Resultat geführt.
TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
10<br />
11 12<br />
10 Säulenhalle um 1963<br />
(Foto: Schweizerisches Landesmuseum)<br />
11 Säulenhalle um 1991<br />
(Foto: Schweizerisches Landesmuseum)<br />
12 Säulenhalle 2008. Entgegen ihrem Erscheinungsbild<br />
ist die neue Decke vom Tragverhalten<br />
her eine Flachdecke, vgl. auch «Bautechnisches<br />
Abenteuer», S. 24ff . (Foto: Schweizerisches<br />
Landesmuseum, Donat Stuppan)<br />
<strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong> | 11<br />
Wir verfolgen eine andere Strategie. Wir wollen in der Logik der vorgefundenen Architektur<br />
handeln. Wir nehmen uns als Entwerfer erst einmal zurück, stellen uns in den Dienst des<br />
bestehenden Gebäudes: Was will es sein, woran leidet es, wie können wir seine Qualitäten<br />
wieder beleben? Meistens bedeutet das, dass die bestehende Architektur, wo sie noch<br />
vorhanden ist, erhalten und allenfalls repariert oder durch den Rückbau späterer Verunstaltungen<br />
wiederhergestellt wird. Erst wenn ein neues Bauteil unverzichtbar wird, kommen wir<br />
als Entwerfer zum Einsatz.<br />
Und wenn dies der Fall ist?<br />
Dann versuchen wir, mit unseren Eingriffen im Geiste des bestehenden Hauses zu handeln.<br />
Denn das Kräfteverhältnis ist klar: Unsere Baumassnahmen im Altbau sind gemessen an<br />
der vorhandenen Bausubstanz marginal; schon aus diesem Grund stand für uns ausser<br />
Betracht, das Gebäude mittels unserer Eingriffe architektonisch neu zu programmieren. Wir<br />
haben auch nicht den Anspruch, modern zu sein. Wir legen grossen Wert darauf, dass die<br />
alten und die neuen Teile zusammenfi nden, damit ein neues Ganzes entstehen kann, das als<br />
solches einen architektonischen Charakter, eine Identität als Haus besitzt. Dieses Ziel<br />
verfolgen wir auch mit dem Entwurf für den Erweiterungsbau. Damit das möglich wird,<br />
müssen Alt und Neu eine verwandte Sprache sprechen. Das heisst aber nicht, dass unsere<br />
Eingriffe historistische Rekonstruktionen sind. Vielmehr haben wir typologische, räumliche,<br />
plastische und ästhetische Merkmale der Gull’schen Architektur als formale Richtschnur für
12 | <strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong> TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
13<br />
14<br />
15
TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
16<br />
13 Längsschnitt Bahnhoffl ügel, Mst. 1:500<br />
14 Grundriss 1. OG mit Ruhmeshalle, Mst. 1:500<br />
15 Grundriss EG mit Säulenhalle, Mst. 1:500<br />
16 Querschnitt Ruhmeshalle, Mst. 1:500<br />
(Pläne: Christ & Gantenbein)<br />
<strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong> | 13<br />
unsere Zufügungen genommen: Muralität, Massivität, Plastizität. Unsere Eingriffe weisen<br />
ähnliche physische und räumliche Qualitäten auf, sie folgen der Logik des Vorhandenen.<br />
Naturstein, Beton, Kunststein, Kalk und Gips, Eisen, Holz und Glas sind die Materialien, aus<br />
denen der Altbau besteht und mit denen auch wir bauen. Damit unsere Eingriffe in der<br />
vorhandenen Architektur glaubwürdig sind, sind sie manchmal überdimensioniert, die<br />
Wände dicker als notwendig, die Bretter der Brüstungsverkleidung breiter und grob<br />
verarbeitet, der Handlauf des Treppenhauses aus Beton. Dank diesen physischen Eigenschaften,<br />
ihrer lapidaren Gestalt, verbinden sie sich mit der historischen Bausubstanz, ohne<br />
dass dazu stilistische Mittel notwendig sind. Sie wirken wie originale Teile, denen die<br />
historistische Bemalung oder Profi lierung abhanden gekommen ist. Und selbst die Farbigkeit<br />
ist verschwunden: Die neuen Terrazzoböden weisen zwar Feld und Fries auf, sind aber<br />
aus normalem Betonkies gemacht und folglich grau. Durch die Verwendung einer Palette<br />
von Grautönen wird die Komplexität des Gebäudes beruhigt, werden alte und neue Teile<br />
zusammengebunden, es entsteht eine plastisch-räumliche Architektur.<br />
Was heisst das für das oben erwähnte Beispiel, das neu betonierte Gewölbe der Säulenhalle?<br />
Der Raum verlangt in seiner Struktur nach Gewölben, die das Gewicht der Decken in die<br />
Säulen und Aussenwände einleiten. Es gab für uns keinen Grund, die vorhandene Geo -<br />
metrie zu verändern. Allerdings werden wir die neuen Betongewölbe roh belassen und<br />
klären zurzeit mit der Denkmalpfl ege ab, wie das möglich ist. Uns gefällt, wie sie auf den<br />
Sandsteinsäulen lasten und die tektonische Funktionsweise der historistischen Architektur<br />
zeigen. Die Materialität des Betons unterstützt diesen primären, kraftvollen Ausdruck. Hinzu<br />
kommt, dass unsere Betondecke zwar neu, aber nicht neuartig ist: Trotz historistischer<br />
Formensprache war das Landesmuseum im Hinblick auf Konzeption, Typologie, Gebrauch<br />
und Bautechnik ein modernes Gebäude und einer der ersten Schweizer Betonbauten<br />
überhaupt. Neuartig wäre nur, dass man den Beton tatsächlich zeigt.<br />
Auch im Raum neben der Ruhmeshalle zeigen Sie etwas, was vorher nicht zu sehen war:<br />
eine bestehende Stahlstütze. Weil die Gipsdecke im Zuge der Sanierung rekonstruiert<br />
wurde, entsteht ein irritierender Kontrast – umso mehr, als Schein und Realität kaum zu<br />
entwirren sind: In Bezug auf die tatsächliche Substanz ist die Decke neu und die Stütze alt,<br />
in Bezug auf die Raumwirkung verhält es sich genau umgekehrt.<br />
Uns interessiert nicht, was alt oder neu ist; es gibt für uns nur räumliche und ästhetische<br />
Argumente. Grundsätzlich versuchen wir immer, die Gull’sche Architektur zu verstehen und<br />
zu stärken. In diesem Fall haben wir es allerdings mit ihrer schwierigen Seite zu tun: Die<br />
Stahlstütze macht zusammen mit den vorgefundenen Gipsdecken räumlich und tektonisch<br />
keinen Sinn. Gull hatte dies mit den Ausstellungsinstallationen überspielt: Ursprünglich war<br />
die Stütze Teil der Einbaumöbel und entsprechend räumlich unwirksam. Später wurde die<br />
Verkleidung zerstört und die Stütze behelfsmässig mit Gips kaschiert. Wir haben sie nun<br />
freigelegt. In diesem nackten Zustand ist sie physisch am glaubwürdigsten. Das war für uns<br />
ausschlaggebend. Dass dadurch der verborgene technische Charakter des 19. Jahrhunderts<br />
und ein «Gull’scher Fehler» gezeigt werden, ist quasi ein von uns nicht bewusst<br />
beabsichtigter, aber auf einer bauhistorischen Ebene bestimmt interessanter Aspekt.<br />
Eines der wenigen Elemente, die vollkommen neu entworfen wurden, ist das Fluchttreppenhaus.<br />
Hier war kein Rekurrieren auf einen ursprünglichen Zustand möglich, und es stellt sich<br />
die Frage nach der eigenen Handschrift.<br />
Wir interpretieren das Gebäude nicht in seiner Geschichtlichkeit, sondern als Konstruktion<br />
aus konkreten Materialien, aus Mauern, Decken und Böden. Wir wollen seine primären<br />
Qualitäten hervorheben. Entsprechend sind auch unsere Eingriffe sehr primär und ahistorisch<br />
zu verstehen. Bei der Fluchttreppe ist die tragende Betonwand in der Mitte dicker als<br />
notwendig und somit den vorhandenen Mauern ähnlich. Eine am Computer dreidimensional<br />
entwickelte, gefräste Negativform wurde in die Schalung eingelegt und formt einen Hand-
14 | <strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong> TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
17
TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
18<br />
19 20<br />
17 Säulenhalle mit neuer, ausgeschalter<br />
Gewölbedecke<br />
(Foto: Kantonale Denkmalpfl ege Zürich)<br />
18 Negativform des Handlaufs aus Styrodur<br />
(Foto: Christ & Gantenbein)<br />
19+20 Ausgeschalter Handlauf (Fotos: Christ &<br />
Gantenbein, Kantonale Denkmalpfl ege Zürich)<br />
<strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong> | 15<br />
lauf, der einen ähnlich lapidaren Ausdruck hat wie die neugotischen Pfeiler und Streben. Es<br />
ist zwar ein am Computer entwickeltes Hightech-Produkt, wirkt aber handwerklich und<br />
selbstverständlich. Dass man es nicht auf den ersten Blick stilistisch zuordnen kann, gefällt<br />
uns. Wir nennen diese Strategie «kreative Rekonstruktion».<br />
Das Gebäude ist in den letzten hundert Jahren mehrfach verändert worden. Sie haben sich<br />
nicht nur mit dem Originalzustand, sondern auch mit den nachträglichen Umbauten<br />
beschäftigen müssen.<br />
Ja, und diese haben das Haus ausnahmslos zu seinen Ungunsten verändert. Die historischen<br />
Fotos aus dem Archiv haben uns die Qualität des Originalzustands vor Augen<br />
geführt. Ein wirkungsvoller Eingriff bestand darin, einige nachträglich eingefügte Wände in<br />
der Säulenhalle wieder zu entfernen, sodass dieser schöne, grosszügige Raum wieder<br />
zusammenhängend wahrgenommen werden kann. In einem anderen Fall war, ebenso zu<br />
Ungunsten der Architektur, eine Wand entfernt worden, um den bekannten Salon Rouge für<br />
Empfänge zu schaffen: Ursprünglich öffnete sich das innen liegende, dunkle Treppenhaus<br />
direkt auf einen Korridor mit Seitenlicht, durch den man an einem kleinen Ausstellungsraum<br />
vorbei in die beidseitig belichtete Ruhmeshalle gelangte. Das ergab eine spannungsvolle<br />
Abfolge unterschiedlich dimensionierter, proportionierter und belichteter Räume. Wie es die<br />
Fassade von aussen vermittelt, waren auch die Innenräume sehr vielfältig. Im 20. Jahrhundert<br />
fehlte es an Wertschätzung für diese Architektur, aus betrieblichen Überlegungen
16 | <strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong> TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
wurde eine banale Enfi lade von gleichartigen Sälen geschaffen und die Raumdramaturgie<br />
zerstört. Beim Anblick der historischen Grundrisse wussten wir: So soll es wieder werden!<br />
Die Realisierung war aber nicht immer einfach. Die Denkmalpfl ege befürwortete zwar die<br />
Wiederherstellung, aber das Museum war gegenüber einer von der Architektur defi nierten<br />
Wegführung skeptisch. Nur weil die Feuerpolizei einen direkten Fluchtweg von der Halle<br />
zum Treppenhaus verlangte, konnten wir unsere Absicht schliesslich umsetzen.<br />
Die alte Raumdramaturgie wurde im Laufe des 20. Jahrhunderts aus Nutzungsgründen<br />
aufgehoben – geht ihre Wiederherstellung im Zug der laufenden Sanierung auch mit einer<br />
Neubelebung der alten Nutzung einher?<br />
Nein. Auch wenn die ursprünglichen Qualitäten der Architektur in Zukunft wieder stärker zu<br />
spüren sein werden: Das Museum des 19. Jahrhunderts wird es nicht mehr geben. Dafür<br />
gibt es technische und kulturelle Gründe. Der technische ist, dass viele der Exponate<br />
niedrige Luxwerte benötigen. Das heutige Landesmuseum ist fast zwangsweise eine<br />
Blackbox – Gull aber hat ein Tageslichtmuseum gebaut. Diesen Widerspruch können wir<br />
nicht lösen. Als Kompromiss haben wir uns für einen mobilen Sonnenschutz eingesetzt, der<br />
die Fenster auf der Raumseite als architektonisches Element sichtbar lässt und möglichst<br />
viel Restlicht einlässt. Damit hält man die Option offen, die Räume zu einem späteren<br />
Zeitpunkt wieder als Tageslichträume zu bespielen.<br />
Die kulturelle Differenz betrifft die Inszenierung der Exponate. Im 19. Jahrhundert hatte die<br />
Architektur den Anspruch, Kontext für die Objekte zu sein: In der Wahl der stilistischen Ausformulierung<br />
wurde ein zeitlicher und thematischer Hintergrund geschaffen, der zusammen<br />
mit den Objekten und deren Disposition eine dichte Raumkomposition darstellte. Das eindrücklichste<br />
Beispiel dafür ist wohl die Ruhmeshalle mit ihrer neogotischen Architektur<br />
(vgl. «Einzigartiges Kunstwerk», S. 38ff.); sie war mit aufgereihten Rüstungen gefüllt,<br />
Bündeln von Lanzen umgaben die Pfeiler, in den Gewölben hingen Fahnen. Intendiert war<br />
damals eine ideologisch gefärbte, pathetische Inszenierung der Objekte und damit der<br />
Schweizer Geschichte. Das Museum des späten 20. Jahrhunderts – und auch dasjenige,<br />
das nach der Wiedereröffnung zu sehen sein wird – suchte und sucht dagegen eine rationale,<br />
wissenschaftliche Vermittlung von Geschichte. Wir sind aber überzeugt, dass dies<br />
möglich ist, ohne deshalb die Architektur verstecken zu müssen, wie dies in den letzten<br />
Jahrzehnten geschehen ist, als man Gipsdecken einzog, Säulen verkleidete und Fenster<br />
verbaute. Der Besucher soll sich an einem konkreten Ort, in einem realen Raum fühlen, der<br />
eine Atmosphäre und eine Materialität hat.<br />
Nun ist aber das Inszenieren von Exponaten im Zuge des Infotainments wieder salonfähig<br />
geworden. Nicht von ungefähr spricht man heute im Zusammenhang mit Ausstellungen von<br />
Szenografi e. Gibt es einen Zusammenhang zwischen architektonischem und szenografi<br />
schem Konzept?<br />
Nein. Die Szenografi e von Holzer Kobler wird mit Grossskulpturen den Raum kontrastieren.<br />
In diesem Sinne tut sie, was Gull mit seiner Architektur getan hat: den Objekten einen<br />
ästhetischen, inhaltlichen und räumlichen Kontext geben. Die szenografi sche Installation<br />
wird aber zwischen den realen Raum und das Objekt treten. Wir hätten es spannend<br />
gefunden, wenn mit der Szenografi e Architektur und Exponate in ein kritisches, kommentiertes<br />
Verhältnis gebracht worden wären. Wir können uns aber gut vorstellen, dass durch<br />
die Schaffung von zusätzlichen Ausstellungsfl ächen im Neubau der Druck auf den Altbau<br />
abnimmt und dort zu einem späteren Zeitpunkt extensivere Ausstellungen möglich sind, die<br />
der Architektur des Hauses mehr Präsenz zugestehen.<br />
Judit Solt, solt@tec21.ch
20 | <strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong> TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
UNSICHTBARE EINGRIFFE<br />
01<br />
02<br />
03<br />
01 Ratssaal von Mellingen aus dem Jahre<br />
1467. Historische Aufnahme der Ratsstube, um<br />
1900 (Foto: Schweizerisches Landesmuseum)<br />
02+03 Rohbaustruktur nach Ausbau der<br />
Schreinerarbeiten. Zustand während des<br />
Umbaus 2006 (Foto: Lukas Gaebele)<br />
04 Zustand nach Sanierung und Wiedereinbau<br />
2008 (Foto: Christ & Gantenbein)<br />
Sie stammen aus Locarno, Chiavenna, Stans, Wiggen, Zürich, aus Graubünden<br />
und dem Wallis oder – wie der «Ratssaal zu Mellingen» – dem Aargau: Beim<br />
Bau des Landesmuseums wurden 16 Interieurs vom frühen Mittelalter bis zur<br />
Renaissance in das Museum integriert. Nun rückten sie wieder ins Zentrum<br />
des Interesses. Die Pilotsanierung des «Ratssaales zu Mellingen» gibt<br />
Hinweise auf den adäquaten Umgang mit historischer Bausubstanz.<br />
Im Jahresbericht 1898/99 des Landesmuseums äusserten sich die Verantwortlichen des<br />
Museums zu ihren Absichten und Idealen: «Unser Bestreben ging dahin, ein möglichst<br />
getreues und namentlich für das grosse Publikum verständliches Bild vergangener Zeiten zu<br />
geben. Aus diesem Grund wurden im Laufe der Bauzeit mehr und mehr alte Bauteile aller<br />
Art verwendet; wo eine alte Decke, eine alte Türe, eine alte Säule zur Verfügung stand,<br />
wurde keine neue genommen.» 1 Aus diesem Bemühen heraus, eine allgemein lesbare<br />
Inszenierung zu schaffen, wurden der von 1467 stammende Ratssaal aus dem aargauischen<br />
Mellingen sowie 15 weitere «Stuben» in das Museum implantiert – beziehungsweise<br />
das Haus um die «Vaterländischen Altertümer» herumgebaut. Nach einer Notsanierung des<br />
Gebäudes in den Jahren 1994 bis 1996 wurde die Notwendigkeit einer Gesamtsanierung<br />
offensichtlich. Diese wird seit März 2005 ausgeführt: Das Gebäude – inklusive der 16<br />
historischen Zimmer – wird hinsichtlich Statik und Infrastruktur gesichert und ausgebaut. Als<br />
erstes historisches Zimmer wurde der Ratssaal behandelt. Im Rahmen einer Pilotsanierung<br />
soll er Erkenntnisse über die Besonderheiten der im Museum eingebauten Zimmer liefern;<br />
aufgrund dieser Erfahrungen können die weiteren historischen Räume saniert werden.<br />
DEMONTAGE, STATISCHE <strong>SANIERUNG</strong> UND WIEDEREINBAU<br />
Vor dem Beginn der eigentlichen Arbeiten wurde das Vorgehen für eine lückenlose Dokumentation<br />
in Bild, Schrift und Planskizzen festgelegt. Es war äusserst wichtig, ein effektives<br />
Orientierungs- und Beschriftungssystem zu entwickeln, das den späteren Wiedereinbau,<br />
eventuell auch durch Dritte, garantieren konnte.<br />
Nachdem der Kitt aus den Schraubenlöchern der aufrechten Profi lleisten und Querfriese<br />
entfernt worden war, konnte der Ausbau mehrheitlich erwartungsgemäss durchgeführt<br />
werden: Die althergebrachten Massivholzverbindungen ermöglichten nicht nur das Schwinden<br />
und Quellen, sondern auch die Montage und Demontage einzelner Elemente. Das Holz<br />
zeigte sich beim Ausbau in einem überraschend guten Zustand. Der 0.5 m hohe Luftraum<br />
zwischen Täferdecke und Geschossdecke sorgte offenbar für ausreichende Zirkulation und<br />
schaffte so optimale Klimabedingungen für das Holz. Auch für die Lagerung des ausgebauten<br />
Materials fand sich eine optimale Lösung: In einem Nebenraum der «Mellingerstube»<br />
wurde ein staubgeschützter Lagerplatz eingerichtet, sodass ein Transport mit<br />
entsprechender Klimabelastung vermieden werden konnte.<br />
Die baulichen Massnahmen der eigentlichen Sanierung zielten vor allem auf die Erhöhung<br />
der Traglast und die Verbesserung der Erdbebensicherheit und des Brandschutzes. Das<br />
Bruchsteinmauerwerk der Wände wurde mit den Decken verbunden, um sicherzustellen,<br />
dass die Decken zusammen mit den Wänden wirken; so wurden eine Ablösung der Wände<br />
und damit verbundene, unkontrollierte Bewegungen oder Wandeinstürze verhindert. Die<br />
Verankerung wurde mittels Stahlprofi len realisiert, die mit stirnseitig angeschweissten<br />
Stahlplatten und Dübeln an den Wänden befestigt und an den unteren Flansch der bestehenden<br />
Träger angeschweisst wurden. Zu den Baumassnahmen gehörten auch die<br />
Verstärkung der Decke und der Einbau einer neuen Schubwand, wobei die Decke mit<br />
Diagonalprofi len zu einer Scheibe aufgerüstet wurde. Diese Deckenscheibe kann die
TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
04<br />
Anmerkung<br />
1 Jahresbericht des Schweizerischen Landesmuseums,<br />
1898/99<br />
DER RATSSAAL ZU MELLINGEN<br />
Das katholische Mellingen war ein wichtiger<br />
Brückenkopf zwischen den reformierten Städten<br />
Bern und Zürich – und deshalb Schauplatz zahlreicher<br />
religiös motivierter Kampfhandlungen:<br />
Zwischen 1528 und 1712 war das Städtchen<br />
nicht weniger als zwölfmal durch Truppen besetzt.<br />
Das prächtig ausgebaute Rathaus zeugt<br />
vom Bürgerstolz der kleinen eidgenössischen<br />
Stadt. Bis ins 19. Jahrhundert war die lokale<br />
Verwaltung in dem vom Holzschnitzer Uli Hans<br />
Wiederkehr aus mächtigen Tannendielen erstellten<br />
Versammlungsraum untergebracht. Die Tannendielen<br />
der Decke liegen auf einem eichenen<br />
Zinnenkranz auf. Betreten wurde das Zimmer<br />
durch ein imposantes, ebenfalls aus Eichenbalken<br />
gehauenes Portal. Später wurden andere<br />
Räumlichkeiten bezogen, und das ganze Rathaus<br />
zerfi el zusehends. 1888 erwarb die Eidgenossenschaft<br />
den Ratssaal, zerlegte ihn und lagerte<br />
ihn im Zürcher Helmhaus ein. Als 1891 der<br />
Standort des Landesmuseums festgelegt wurde,<br />
war klar, dass die Schreinerarbeit als Prunkstück<br />
der neuen Sammlung in Zürich bleiben<br />
sollte.<br />
<strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong> | 21<br />
Horizontallasten teils auf die bestehenden Seitenwände, teils auf die neue betonierte<br />
Schubwand übertragen. Letztere ist vom ersten Obergeschoss bis in den Keller durch zwei<br />
Rückhalteanker zurückgebunden. Um die geforderte Nutzlast von 5 kN/m2 aufnehmen zu<br />
können, wurden parallel zum bestehenden Hauptträger zwei neue Stahlträger eingebaut.<br />
Dadurch werden der Hauptträger entlastet und die Spannweite der Sekundärträger reduziert.<br />
Abschliessend wurden die neuen und die bestehenden Stahlträger mit einer F30tauglichen<br />
Gipskartondecke eingehaust, ohne das Luftvolumen zwischen historischer<br />
Holzdecke und Geschossdecke allzu sehr zu schmälern. Der Zwischenraum konnte für die<br />
Installation der neuen Haustechnik genutzt werden.<br />
«SEHEN SIE? SIE SEHEN NICHTS!»<br />
Diskretion bestimmte den Umgang mit der Infrastruktur für Heizung, Lüftung und Sicherheit.<br />
Beispielhaft ist die Brandüberwachung mittels Rauchabsaugung: Im Deckenbereich wird<br />
permanent Raumluft abgesaugt und in einer hinter der Holzvertäferung eingebauten<br />
Auswertungseinheit auf Rauchgas analysiert. Im Brandfall schlägt das Gerät Alarm. Für das<br />
Absaugen der Raumluft genügt eine Öffnung von 8 mm Durchmesser. Dieses Löchlein<br />
wurde durch den Schreiner geschickt platziert: Ein bestehendes Astloch dient als Ansaugöffnung.<br />
So tritt die Brandüberwachung fast nicht in Erscheinung. Nach der Sanierung<br />
wurden die historischen Holzteile wieder an ihrem Ursprungsort montiert. Allfällige Montagelöcher<br />
und Retuschen wurden – in Absprache mit der Konservatorin des Landesmuseums,<br />
die die Sanierung begleitete – mit historisch korrekten Materialien vorgenommen. Die<br />
Probesanierung generierte eine Reihe von Erkenntnissen, die nun als Planungsinstrumente<br />
für die weitere Sanierung und den Umgang mit historischem Interieur dienen.<br />
Lukas Gaebele, Architekt, lgaebele@proplaning.ch
22 | <strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong> TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
DIGITALES KUNSTHANDWERK<br />
01<br />
01 Historische Türe mit Flachschnitzereien<br />
(Foto: Schweizerisches Landesmuseum)<br />
02–04 Ansicht, Schnitt und Grundriss der<br />
Kriteriumstür mit Stahlwanne und Antriebstechnik<br />
(Pläne: Christ & Gantenbein)<br />
05 Die Fotografi e «Blütenboden einer Distel»<br />
von Karl Blossfeldt wurde erstmals in seinem<br />
Bildband «Wundergarten der Natur» veröff entlicht.<br />
Sie diente als Ausgangsmotiv für die<br />
Fräsungen (Foto: Karl Blossfeldt: Wundergarten<br />
der Natur. Verlag für Kunstwissnschaft , Berlin<br />
1932, Bildtafel 44)<br />
06+07 Digitale Datenaufbereitung als Vorstufe<br />
zum CNC-Fräsen (Bilder: Christ & Gantenbein)<br />
08+09 Nahaufnahme der Fräse und der fertig<br />
gefrästen Eichenholzoberfl äche (Fotos: Christ<br />
und Gantenbein)<br />
10+11 Detail und fertige, eingebaute Türe<br />
(Fotos: Christ & Gantenbein)<br />
Um eine vorübergehende Schliessung des Schweizerischen Landesmuseums<br />
in Zürich abzuwenden, musste schon im Jahre 2005 die Forderung der kantonalen<br />
Feuerpolizei, das Gebäude in zwei Brandabschnitte (Kriterien 1 und 2)<br />
zu unterteilen, als Sofortmassnahme umgesetzt werden. Dies geschah durch<br />
den Einbau von vier neuen Brandschutztüren in die bestehenden Natursteingewände<br />
in der Ruhmes- und in der Säulenhalle.<br />
Ausgehend von Bildern der historischen, nicht mehr erhaltenen Türen, die mit Flachschnitzereien<br />
ornamentiert waren, wurde nach einer Oberfl ächenbehandlung für die neuen Türen,<br />
die wie die alten aus Eichenholz sein sollten, gesucht. Die Recherche führte von den historischen<br />
Weinlaubornamenten über eine Vielzahl von organischen Motiven zur Fotografi e<br />
eines Distelbodens des deutschen Fotografen Karl Blossfeldt aus dem Jahr 1932.<br />
Dieses Bild wurde an der ETH Zürich mittels einer eigens dafür entwickelten Software<br />
anhand der Kontrastwerte in ein dreidimensionales Modell konvertiert, das anschliessend<br />
digital überarbeitet wurde, sodass es sich als Endlosmuster aneinanderreihen liess, ohne<br />
eine Repetition spürbar werden zu lassen. Aus diesem 3-D-Modell liess sich der Code<br />
ableiten, mit dem die CNC-Fräse angesteuert werden konnte. Viele Parameter wie die<br />
Fräsrichtung und die Form und Grösse des verwendeten Fräskopfes sind entscheidend für<br />
den Ausdruck der Oberfl äche, sodass mit unzähligen Mustern das Resultat ästhetisch<br />
präzisiert werden musste.<br />
Mit einer Drehzahl von 8000 U/min wurde mit einer CNC-Fräse in rund 108 Stunden die<br />
Hälfte der massiven Eichenplatten zu Hobelspänen gefräst. Die Fräsköpfe bewegten sich<br />
pro Minute etwa 2 m über die Platten und hinterliessen dabei eine einer Schnitzerei verwandte<br />
Textur; das Verfahren kann als zeitgemässes Kunsthandwerk interpretiert werden. Die<br />
neuen Türen wurden analog dem historischen Vorbild zweifl ügelig mit einer Supraporte<br />
ausgeführt und rahmenlos in ein Natursteingewände eingebaut – in dieser Dimension ein<br />
Novum in der Schweiz. Die Zulassung der Türe erfolgte über die Kombination verschiedener<br />
Einzelzertifi kate. Eines betraf beispielsweise die mit Holz furnierten Fugenbänder, die im<br />
Brandfall aufquellen, um die Fuge zwischen Türfl ügel und Sandstein zu schliessen; ein<br />
anderes umfasste die Verkleidung von handelsüblichen El-30-Türblättern mit den erwähnten<br />
Holz paneelen aus massiver Eiche, die keine Brandschutzfunktion übernehmen und sich im<br />
Ereignisfall vom feuerhemmenden Türblatt lösen.<br />
Hinter der Holzverkleidung liessen sich auch technische Elemente wie Radarsensoren<br />
unsichtbar integrieren, um die optische Wirkung der Oberfl äche nicht durch technische<br />
Fremdkörper zu beeinträchtigen. Sämtliche Teile für den Antrieb einer zweifl ügligen Türe<br />
wurden in einer vorfabrizierten Stahlwanne in den Boden vor der Türe eingelassen. Die<br />
Wanne wird mit einem mit Terrazzo belegten Deckel verschlossen und lässt die Antriebstechnik<br />
im bestehenden Terrazzoboden verschwinden. Elemente wie Schliessfolgeregelung<br />
und Mitnehmerklappe oder der Türantrieb selber können einfach und ohne Demontage der<br />
Türe kontrolliert und gewartet werden.<br />
Christoph Gantenbein, Christ & Gantenbein Architekten, c.gantenbein@christgantenbein.com
TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
02<br />
03<br />
05 06 07<br />
08 09<br />
<strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong> | 23<br />
04<br />
10 11
24 | <strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong><br />
TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
BAUTECHNISCHES ABENTEUER<br />
Die Sanierung des Altbaus des Schweizerischen Landesmuseums erfolgt in<br />
Etappen. Bereits fertiggestellt sind das Sockelgeschoss und die Südwestecke<br />
mit dem Bahnhoffl ügel. Die Eingriff e im West-, Ost- und Hoffl ügel erfolgen<br />
voraussichtlich nach dem Neubau. Insgesamt stellten sich den Bauingenieuren<br />
zahlreiche, herausfordernde statische und technische Fragen. Neben<br />
speziellen Lösungen setzten sie viele bewährte Konstruktionen ein. Die viel -<br />
fältigen Aufgaben und die hohen architektonischen Ansprüche erforderten ein<br />
kreatives Mitarbeiten, Denken und Konstruieren.<br />
Nachdem sich der Bundesstaat Schweiz 1891 für Zürich als Standort des Landesmuseums<br />
entschieden hatte, sahen sich die Planer mit einem ambitiösen Raumprogramm und einer<br />
anspruchsvollen Architektur konfrontiert. Es galt möglichst rasch, ein Gebäude mit 281<br />
Räumen zu bauen, von denen keiner einem anderen glich. Alle Räume haben verschiedene<br />
Abmessungen, unterschiedliche Fenster und variierende Höhen. Das ganze Gebäude, mit<br />
einer äusseren Fassadenabwicklung von etwa 380 m, ist ohne eine einzige Dilatationsfuge<br />
erstellt worden.<br />
Damit der Bau schnell realisiert werden konnte, wurde er in acht Bauabteilungen aufgeteilt.<br />
Sie wurden parallel von unterschiedlichen Unternehmungen bearbeitet. Während im Architekturbüro<br />
von Gustav Gull noch Pläne für die Innenräume gezeichnet wurden, begannen<br />
bereits die Bauarbeiten an der Gebäudehülle. Der Bauvorgang war ungewöhnlich und kühn<br />
und würde heute wahrscheinlich zu einer sofortigen Baueinstellung führen. So wurde die<br />
Fassade des Bahnhoffl ügels mit einer Gesamthöhe von 38 m ohne Sicherung und Zwischendecken<br />
erstellt. Darüber wurde der hölzerne Dachstuhl errichtet. Erst dann begannen die<br />
Einbauarbeiten der Gewölbedecken. Dieser Bauvorgang war notwendig, weil das Eigengewicht<br />
der gesamten Fassade notwendig war, um zu verhindern, dass die Aussenwände<br />
durch den Gewölbeschub im Erd- und Sockelgeschoss nach aussen gedrückt wurden.<br />
Zudem konnte so für das grosse Gewölbe über der Ruhmeshalle im Schutz des vorhergehend<br />
errichteten Daches ein nässeempfi ndlicher, dafür aber leichter Bimsstein verwendet<br />
werden.<br />
Obwohl das Gebäude im historisierenden Baustil erstellt wurde, kamen zeitgemässe und<br />
neue Baustoffe zum Einsatz: Für die Wände wurden Sand- und Backstein verwendet, für die<br />
Fassadenverkleidung Tuffstein, Granit und Kalkstein. Fundamente und Wände im Sockelgeschoss<br />
und alte Bauweisen wie Gewölbedecken waren aus Beton, Unterzüge, Deckenträger<br />
und einzelne Stützen wiederum aus Stahl. Ausserdem wurden Hourdissteine verschiedener<br />
Art für die Decken benutzt. Die historisierenden Säulen im Erdgeschoss sind aus Kalk- und<br />
Sandstein erstellt und die Kapitelle aus verschiedenen Kalksteinen. Insgesamt wurden<br />
8500 m3 Beton, 10 000 m3 Mauerwerk, 300 t Stahlträger und 2600 m3 bearbeitete Sand-,<br />
Granit- und Kalksteine eingebaut. Die verwendeten Materialien sind bis auf die Fassadensteine,<br />
die Säulen und kleinere Innenverkleidungen nirgendwo sichtbar: Stahlträger sind<br />
immer verkleidet, Mauerwerkswände stets verputzt. Das Auge wird darum an einigen Stellen<br />
getäuscht: Massiv erscheinende Mauerwerkswände mit aufgemalten Steinfugen sind in Tat<br />
und Wahrheit Lüftungsschächte oder Kamine, Gewölberippen sind aus Gips gefertigt, hinter<br />
dem sich eine fl ache Stahlkonstruktion verbirgt.<br />
MÄNGEL IN DER TRAGKONSTRUKTION<br />
Schon während des Baus traten die ersten Mängel in der Tragkonstruktion auf. Es wurde<br />
beispielsweise Beton mit Schlackenzement verwendet, Erfahrungen mit diesem Baumaterial<br />
lagen zur damaligen Zeit aber kaum vor. Es brauchte viel Anmachwasser, und Vibrieren ent-
TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
01<br />
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02<br />
03<br />
01 Ruhmeshalle im ursprünglichen Bauzustand<br />
(Foto:«Das Schweizerische Landesmuseum,<br />
Bau- und Entwicklungsgeschichte 1889–1998<br />
von Hanspeter Draeyer». 1999, Schweizerisches<br />
Landesmuseum Zürich, Bundesamt für<br />
Kultur)<br />
02 Flache Tonnengewölbe bewirken einen<br />
Horizontalschub auf die Aussenwände, der von<br />
ihnen nur unzureichend aufgenommen werden<br />
konnte – typische Risse am Gewölbeaufl ager und<br />
am Scheitel waren die Folge<br />
(Grafi k: Lutz/Bonomo)<br />
03 Unterbetonieren des Sockelgeschosses:<br />
Bestehende Leitungen im Betrieb und notwendige<br />
Spriessungen erschwerten die Arbeit<br />
(Foto: Lutz/Bonomo)<br />
sprach noch nicht dem Stand der Technik. Der Beton war darum vor allem in massigen<br />
Bauteilen sehr unregelmässig oder teilweise gar nicht abgebunden. Dies wirkt sich negativ<br />
auf die Festigkeit aus: Der Beton mit einem Zementgehalt von etwa 180 k/m3 ist sehr mager<br />
oder bröselig, was sich bei Bohrungen für Dübel zeigt. Zudem variierten die Druckfestigkeiten<br />
des Betons stark und erreichten lediglich Werte zwischen 3.3 und 6.2 N/mm2 .<br />
Die Gewölbe im Sockelgeschoss wurden zumeist als unbewehrte, sehr fl ache Tonnengewölbe<br />
ausgebildet. Die grössten weisen eine Spannweite bis zu 4 m auf, bei einer Pfeilhöhe von<br />
nur 16 bis 20 cm und einer Scheitelstärke von 20 cm. Dies bewirkt einen grossen Horizontalschub<br />
auf die Aussenwände, der vom Eigengewicht der Fassaden und vom von aussen<br />
einwirkenden Erddruck nur ungenügend aufgenommen werden konnte. Als Folge wurden<br />
die Gewölbeaufl ager nach aussen verschoben, die Wände und Fundamente verdrehten<br />
sich, und es kam zu den typischen Gewölberissen unten im Scheitel oder oben nahe den<br />
Aufl agern (Bild 2). Der Beton mit Schlackenzement unterstützte die Entstehung von Rissen<br />
zusätzlich. Einige Gewölbe stürzten sogar ein und mussten ersetzt werden, andere wurden<br />
mit Trägern verstärkt oder mussten gespriesst werden. 1994 liessen die Tragwerksverantwortlichen<br />
manche Gewölbe mit Zugstangen sichern, so auch die Kreuzgewölbe im<br />
Erdgeschoss des Bahnhoffl ügels. Ausserdem stellte man auch an einigen Säulen und<br />
Kapitellen Risse fest, sodass die Kapitelle notfallmässig mit Stahlkernen verstärkt und eine<br />
Säule mit CFK-Lamellen ummantelt wurden.<br />
ÜBERPRÜFUNG DER BESTEHENDEN TRAGKONSTRUKTION<br />
Lange Zeit lebte das Museum mit den Mängeln aus der Bauzeit, die schlimmsten Fehlstellen<br />
wurden fortwährend repariert, die Betreiber schränkten sich da und dort in der Nutzung<br />
ein und versuchten aus dem Vorhandenen das Beste zu machen. Mit der Planung des Neubaus<br />
verstärkte sich der Wunsch, auch den Altbau in allen Räumen ungehindert bespielen<br />
zu können. Dafür bedurfte es einer Sanierung des Tragwerks des Altbaus. Um ein umfassendes<br />
Gesamtbild des Ist-Zustands zu erhalten, wurde zunächst eine gründliche Untersuchung<br />
des Gebäudes durchgeführt. Die Planer nahmen in einem ersten Schritt die gesamte<br />
Tragkonstruktion auf, überprüften sie auf ihre Tragsicherheit und zeigten die Defi zite bis<br />
zum Erreichen der geforderten Nutzlast von 5 kN/m2 auf. Anschliessend wurde die Erdbebensicherheit<br />
des Gebäudes mit dem zweistufi gen Verfahren des Bundesamtes für Wasser<br />
und Geologie (BWG) für Mauerwerksgebäude überprüft. Zum Schluss folgte die Untersuchung<br />
der freitragenden Gewölbe über der Ruhmeshalle (Bild 4) und der oberen Kapelle.<br />
Neben der Gesamttragsicherheit mussten dabei den einzelnen Tragelementen wie Rippen<br />
und Kappen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Aus allen Untersuchungen<br />
wurden Massnahmen für die Tragkonstruktion abgeleitet, die der Erreichung der beiden<br />
Ziele – Nutzlast 5 kN/m2 in allen Räumen und Erhöhung der Erdbebensicherheit – dienten.<br />
ZUSÄTZLICHE ANFORDERUNGEN AN DIE TRAGKONSTRUKTION<br />
Nicht nur die Mängel der Tragkonstruktion, auch die zu ersetzende veraltete Haustechnik<br />
und die gestiegenen haustechnischen Anforderungen an ein modernes Museum erforderten<br />
Massnahmen, die die Tragkonstruktion tangieren. Die moderne Haustechnik benötigt<br />
Schächte und Leitungstrassen, die nicht sichtbar sein sollen. Es blieb meist nur der Weg<br />
durch die bestehenden Tragwände, was zu einem Zielkonfl ikt zwischen Tragsicherheit und<br />
Haustechnik führte. Allein im Bahnhoffl ügel wurden über 30 km Elektroleitungen verlegt –<br />
eine grosse Zahl von Schlitzen, Durchbrüchen und Bohrungen war dafür notwendig. Im Fall<br />
der Gewölbedecke über dem Erdgeschoss mussten etwa 150 Elektroleitungen für die<br />
Vitrinen, die Lüftungszuleitungen und die Heizung in die Decke integriert werden. Dies war<br />
nur durch deren Neubau in armiertem Beton möglich. Gleichzeitig funktioniert diese neue<br />
Decke nun als Scheibe, die die Fassaden zusammenbindet und die Erdbebensicherheit<br />
erhöht – auf die als Sanierungsmassnahme 1994 eingebauten Zugstangen konnte dafür<br />
verzichtet werden. Es entstand wieder das ursprüngliche Erscheinungsbild des ungestörten,<br />
mit der Gewölbedecke überspannten Raumgefüges.
TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
04<br />
04 Isometrie der Ruhmeshalle mit Erdbebeneinwirkung<br />
längs: In Modellrechnungen wurden die<br />
Erdbebensicherheit geprüft und Massnahmen<br />
für deren Erhöhung bestimmt<br />
(Grafi k: Lutz/Bonomo)<br />
VIELSCHICHTIGE AUSFÜHRUNG<br />
<strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong> | 27<br />
Die Umsetzung der Massnahmen fand bei laufendem Betrieb des Museums statt. Phasenweise<br />
wurden einzelne Bereiche stillgelegt und für den Umbau freigeräumt. Zuerst erfolgte<br />
jeweils der Rückbau der historischen Auskleidungen und Einbauten durch spezialisierte<br />
Firmen (vgl. «Unsichtbare Eingriffe», S. 20ff.). Erst dann konnte mit den eigentlichen<br />
Bauarbeiten begonnen werden. Der vorgegebene Bauablauf bedingte an verschiedenen<br />
Stellen spezielle Bauverfahren. Etappiert wurden die Sanierungsarbeiten in Sockelgeschoss,<br />
in Südwestecke und Bahnhoffl ügel sowie in West-, Ost- und Hoffl ügel (siehe auch Kasten<br />
Seite 9).<br />
SOCKELGESCHOSS (2005 BIS 2006)<br />
Die wichtigste statische Massnahme im Sockelgeschoss war das Unterbetonieren der Gewölbedecken,<br />
wodurch sie erst die geforderte Nutzlast tragen konnten. Die verstärkten Decken<br />
übernehmen neu auch die Tragfunktion als horizontale Scheiben, halten das Gebäude<br />
zusammen und steifen es aus. Um das räumliche Erscheinungsbild des Sockelgeschosses<br />
zu erhalten, wurden die Verstärkungen ebenfalls leicht gewölbt ausgeführt. Der Bauvorgang<br />
war auf die spezifi schen Gegebenheiten abgestimmt und erfolgte von unten, während das<br />
Erdgeschoss weiterhin als Museum genutzt wurde: Zuerst wurde ein eigens konstruiertes<br />
Verankerungselement unterhalb der bestehenden Gewölbedecke in die Wand versetzt und<br />
eingegossen. Danach wurde die Armierung an einer speziell erstellten Konstruktion unter<br />
das bestehende Gewölbe gehängt – der alte Gewölbebeton war für konventionelle Dübel<br />
nicht geeignet. Schliesslich wurde die gewölbte Schalung montiert und in die richtige Position<br />
gebracht. Nachdem die Ränder abgedichtet waren, konnte der selbstverdichtende<br />
Beton von unten eingepumpt werden. Erschwerend für den Bauvorgang waren die Leitungsbündel<br />
für Strom und Heizung, die unter der bestehenden Decke verliefen und noch in
28 | <strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong> TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
05<br />
06<br />
05 Haustechnikschächte in der Ruhmeshalle: Da<br />
der Einbau der Schächte die Tragsicherheit der<br />
Wände verbessern sollte, wurden sie vorgespannt<br />
oder in Stahl ausgeführt – so dienten sie<br />
als «Wandbewehrung»<br />
(Foto: Christ & Gantenbein)<br />
06 Abbruch alte Gewölbedecke im Erdgeschoss<br />
(Foto: Kantonale Denkmalpfl ege Zürich)<br />
07 Neubau der Gewölbedecke über Erdgeschoss,<br />
die statisch wie eine Pilzdecke wirkt. Sie wurde<br />
neu betoniert, nimmt nun viele Elektroleitungen<br />
auf und wirkt als statische Scheibe, die die<br />
Erdbebensicherheit erhöht<br />
(Foto: Kantonale Denkmalpfl ege Zürich)<br />
07<br />
Betrieb waren. Dort, wo die Decken aus Sicherheitsgründen gespriesst waren, wurden die<br />
Spriesse einbetoniert und anschliessend abgeschnitten (Bild 3).<br />
Die zweite grosse Massnahme im Sockelgeschoss war der Einbau des Energieleitungskanals.<br />
Da dieser Kanal die ganze Gangbreite des Sockelgeschosses beansprucht, waren<br />
umfangreiche Unterfangungen der Wände und Pfeiler erforderlich. Die Unterfangungen<br />
wurden konventionell ausgeführt, dabei sind Setzungen von maximal 5 mm aufgetreten.<br />
SÜDWESTECKE UND BAHNHOFFLÜGEL (2007 BIS 2008)<br />
Die Ausführung dieser Phase umfasste mehrere Massnahmen. Eine davon war der Einbau<br />
eines Liftes in der Südwestecke, der gleichzeitig als Erdbebenaussteifung für diesen<br />
Gebäudebereich dient. Wegen des hohen Grundwasserspiegels mussten für die Unterfangungen<br />
der Liftgruben Jettingarbeiten ausgeführt und die Bodenplatte mit Unterwasserbeton<br />
erstellt werden.<br />
Weitere Massnahmen betrafen die Erhöhung der Erdbebensicherheit: Decken wurden untereinander<br />
kraftschlüssig verbunden, sodass der Kräftefl uss auf die aussteifenden Wände<br />
weitergeleitet wird, und Aussenwände zug- und druckfest mit den Decken verankert. Die<br />
Treppentürme aus Sandsteinmauerwerk wurden mit je zwei Kabeln auf 2400 kN vertikal vorgespannt<br />
und über den Gewölben druck- und zugfest mit den Fassadenwänden verbunden.<br />
Weiter wurden Haustechnikschächte eingebaut, deren Schachtwandungen teilweise<br />
betoniert und als Erdbebenscheiben ausgebildet wurden. Der Einbau der Schächte sollte<br />
die Tragsicherheit nicht schmälern, sondern verbessern. In einigen Bereichen wurde darum<br />
auch Stahl eingesetzt – mit dem Mauerwerk verbunden, dienten sie als «Bewehrung» der<br />
Wände, so auch in den Ecken der Ruhmeshalle. Hier sind die Schächte ausserdem zur<br />
Erhöhung der Erdbebensicherheit mit Stangen vorgespannt (Bild 5).
TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
08 Isometrie der Giebelsicherung: Die Sicherung<br />
der freistehenden Fassade über dem<br />
Gewölbe der Ruhmeshalle erfolgte mit einem<br />
Fachwerk aus Stahl (Grafi k: Lutz/Bonomo)<br />
08<br />
<strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong> | 29<br />
Im Erdgeschoss wurde zudem die bestehende durch eine neue bewehrte Gewölbedecke<br />
ersetzt, die statisch wie eine Pilzdecke wirkt. Damit die Randbögen keinen Gewölbeschub<br />
auf die Aussenwände abgeben, wurde zwischen Wand und Gewölbe eine weiche Schicht<br />
und ein Hohlprofi l eingelegt. Nach dem Abklingen der Deckenverformungen wurden das<br />
Hohlprofi l verfüllt und die Fuge zugeputzt. Die Decke selbst trägt die Vertikallasten über<br />
Zapfen auf die Fassade ab. Im Rahmen des Deckenneubaus wurden zudem zwei weniger<br />
tragfähige Natursteinsäulen mit zwei «gesunden» Säulen ausgetauscht und an Orte mit<br />
kleineren Beanspruchungen verschoben.<br />
Verstärkungsmassnahmen waren ebenfalls an zahlreichen Stellen notwendig: Bestehende<br />
Stahlträgerdecken wurden im Allgemeinen mit zusätzlichen Trägern oder mit Aufdopplungen<br />
von bestehenden Unterzügen und Trägern verstärkt. Die Giebelsicherung der freistehenden<br />
Fassaden über dem Gewölbe der Ruhmeshalle erfolgte mit einem inneren Fachwerk aus<br />
Stahl (Bild 8).<br />
WEST-, OST- UND HOFFLÜGEL<br />
In der noch ausstehenden Phase werden zumeist Deckenverstärkungen und Deckenverbindungen<br />
in weiteren Flügeln des Landesmuseums ausgeführt sowie Haustechnikschächte<br />
mit vergleichbaren Verfahren wie in der Sanierung des Bahnhoffl ügels eingebaut. Spezielle<br />
Konstruktionen sind beim Gewölbe der oberen Kapelle erforderlich. Auch hier müssen, wie<br />
bei der Ruhmeshalle, die Aussenwände über dem Kapellengewölbe mit einem Ringanker<br />
zusammengehalten werden.<br />
Andreas Lutz, dipl. Bauing. ETH, APT Ingenieure GmbH, lutz@apting.ch<br />
Reto Bonomo, dipl. Bauing. ETH, Bonomo Engineer, info@bonomo.ch
32 | <strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong> TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
GARANTIERTES RAUMKLIMA<br />
01<br />
02<br />
01 Modell zur Klimasimulation: Deutlich werden<br />
die verschiedenen Klimaschichten des Baus<br />
02 Rastermodell zur Defi nition der Messpunkte<br />
(Visualisierungen: Air Flow Consulting)<br />
03 Historische Bleiverglasung mit Stahlbau für<br />
Brüstungselement und neuer Isolierverglasung<br />
(Foto: Christ & Gantenbein)<br />
Die Anforderungen an das Raumklima in Ausstellungsräumen sind je nach<br />
Ausstellungsobjekt aus kuratorischen Gründen sehr hoch. Die Raumkonditionen,<br />
die garantiert werden können, sind massgebend für die Wahl der<br />
aufstellbaren Exponate und möglichen Leihgaben – und somit existenziell für<br />
ein Museum. Auch wenn das Landesmuseum kein reines Kunstmuseum ist,<br />
müssen in wichtigen Ausstellungsfl ächen die Klimawerte dennoch in einem<br />
vertretbaren Rahmen garantiert werden.<br />
Im Altbau wurden die Ruhmeshalle und die Säulenhalle als speziell zu klimatisierende<br />
Ausstellungszonen ausgewählt. Zu garantieren sind eine Raumtemperatur von 18 – 24 °C<br />
und eine relative Raumfeuchte von 40 – 60 %, bei einer Toleranz von +/– 2 °C Temperatur<br />
beziehungsweise +/–10 % relative Feuchte. Eingeschränkt ist dabei die Änderungsgeschwindigkeit<br />
der Grenzwerte: Ständige, schnelle Schwankungen der Klimawerte sind für<br />
viele Exponate zerstörerischer als generelle Abweichungen. Wichtig sind auch geringe<br />
Temperaturdifferenzen zwischen Boden und Decke. Für die Ruhmeshalle und die Säulenhalle<br />
sind Änderungen von maximal 10 % pro Tag zulässig. Diese Werte sind für Museen nicht<br />
sehr anspruchsvoll, stellen aber dennoch einen sinnvollen Kompromiss dar zwischen den<br />
Wünschen der Kuratoren und der mit vertretbaren Mitteln realisierbaren Technik.<br />
INTEGRATION IN DEN ALTBAU<br />
Energietechnische Sanierungen sind im Landesmuseum aus Denkmalschutzgründen nur<br />
bedingt möglich. Die Gewölbefl ächen über der Ruhmeshalle konnten isoliert werden. Hinter,<br />
bzw. unter, den historischen Fenstern wurden in einem speziell entwickelten Brüstungselement<br />
eine Isolierverglasung und ein Sonnenschutz eingebaut. Die Fenster und das Dach<br />
entsprechen damit den heute gültigen Wärmeschutzvorschriften. Insbesondere konnten<br />
neben dem winterlichen Wärmeschutz auch die im Sommer zu erwartenden Ausseneinfl üsse<br />
auf das Raumklima minimiert werden.<br />
An der Aussenfassade waren wegen des Denkmalschutzes und aus architektonischen<br />
Gründen keine Isolationsmassnahmen möglich. Auf eine Innenisolation der Räume musste<br />
ebenfalls verzichtet werden, um die für das Raumklima wichtige Speichermasse nicht zu<br />
beeinträchtigen.<br />
Bei der Wahl der optimalen technischen Anlage zur Sicherstellung des Raumklimas hat die<br />
Firma Air Flow Consulting umfangreiche Simulationen der Raumtemperaturen und Strömungsverhältnisse<br />
erstellt. Weiter wurden die klimatischen Verhältnisse der Räume im Winter<br />
und im Sommer mit Langzeitmessungen dokumentiert. Dabei hat sich gezeigt, dass das<br />
Gebäude mit seinem Volumen und seiner grossen Masse auch ohne Klimaanlagen gute<br />
Werte erzielt. Bei der Klimatechnik ging es vor allem darum, die zusätzlichen – durch<br />
Beleuchtung und Publikum – verursachten Lasten zu kompensieren, ohne die natürliche<br />
Trägheit des Gebäudes negativ zu beeinfl ussen.<br />
KLIMATECHNISCHE LÖSUNGEN<br />
Zur Klimatisierung der Ruhmes- und der Säulenhalle wurde eine Klimaanlage mit einem<br />
Luftwechsel von 0.5-fach pro Stunde installiert. Die Anlage dient der Heizung und Kühlung<br />
sowie der Be- und Entfeuchtung. Die Frischluftmenge wurde bewusst sehr klein gehalten,<br />
um das Raumklima nicht mit grossen Aussenluftmengen und Klimaschwankungen zu<br />
belasten.<br />
Zur zusätzlichen Aktivierung der Gebäudemassen wurde die Decke der Säulenhalle –<br />
respektive der Boden der Ruhmeshalle – als thermoaktives Bauteil ausgeführt (vgl. «Kreative
TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
03<br />
<strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong> | 33
34 | <strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong> TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
04<br />
06<br />
04 Schnitt des Kastenfensters und des<br />
Brüstungselements der Ruhmeshalle, Mst. 1:100<br />
05 Ansicht, Mst. 1:100<br />
06 Grundriss, Mst. 1:100<br />
(Pläne: Christ & Gantenbein)<br />
05<br />
a Neue Isolierverglasung vor historischer Bleiverglasung<br />
sowie demontierbarer Blendschutz und Verdunkelung<br />
b Klimagerät (Kühlen und Heizen)<br />
c Quellluft<br />
d Brüstungsverkleidung (Kertoplatte gestrichen), geschlossener Zustand<br />
e Brüstungsverkleidung (Kertoplatte gestrichen), hochgefahrener Zustand<br />
f Elektrotrasse<br />
g Von unten nach oben elektromechanisch auszufahrender Sonnenschutz<br />
Rekonstruktion», S. 8ff.). Zu diesem Zweck sind wasserführende Leitungen in den Beton<br />
eingelegt. Das System deckt die Grundlast im Heiz- und Kühlfall. Die Bauteilkühlung erfolgt<br />
weitgehend natürlich über adiabate Rückkühlwerke. Dabei wird Verdunstungskälte zur<br />
Klimatisierung der Räume genutzt: Die Abluft wird grossfl ächig mit Wasser in Verbindung<br />
gebracht, die vorhandene Wärmerückgewinnung nimmt anschliessend die Verdunstungskälte<br />
auf und kühlt damit die Frischluft.<br />
Die Beheizung des Gebäudes erfolgt über einen Fernwärmeanschluss. Zum Abführen von<br />
Spitzenlasten sind zusätzliche Umluftklimageräte in den Brüstungsmöbeln integriert.<br />
Michael Hüssle, Ingenieur HLK, michael.huessle@stokar-partner.ch
TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
<strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong> | 35<br />
LOGISTISCHER KRAFTAKT<br />
Während der eine Bahnhoffl ügel saniert wird, geht der Museumsbetrieb in<br />
anderen Gebäudeteilen weiter. In unmittelbarer Nähe eines wertvollen<br />
Freskos von Ferdinand Hodler wird eine Decke abgebrochen. Die Sanierung<br />
des Landesmuseums stellt vielfältige Herausforderungen an die Baulogistik,<br />
die nur dank einer engen Zusammenarbeit und einer guten Kommunikation<br />
zwischen den Beteiligten bewältigt werden können.<br />
Der Abbruchhammer bricht mit ohrenbetäubendem Lärm die Wand auf, Boden und Wände<br />
beben. Staub wirbelt auf und verteilt sich im gesamten Raum. Die Arbeiter sind mit Helm<br />
und Gehörschutz gegen die anhaltenden Emissionen geschützt. Szenenwechsel. Im<br />
Erdgeschoss des Landesmuseums besichtigt eine Schulklasse Holzschnitzkunst aus dem<br />
13. Jahrhundert, der Lehrer erläutert den geschichtlichen Kontext. Die Sanierungsarbeiten<br />
sind spür- und hörbar: Schon beim Betreten des Museums werden die Besucher auf die<br />
Baustelle aufmerksam gemacht und über den aktuellen Stand der Sanierungsarbeiten<br />
informiert.<br />
Das Nebeneinander von Baustelle und Museumsbetrieb will geplant und immer wieder<br />
aufeinander abgestimmt sein. Bereits zu Beginn der Planung war klar, dass die Bauarbeiten<br />
parallel zum Museumsbetrieb ausgeführt werden sollten. Dank der engen Zusammenarbeit<br />
des Generalplaners und der Betriebsprojektleitung des Museums konnten die Rahmenbedingungen<br />
und die Schnittstellen zwischen Baustelle und Museum geschaffen werden.<br />
Bei der Defi nition der Bauetappen spielten neben den fi nanziellen, bautechnischen und<br />
nutzerspezifi schen Abhängigkeiten auch baulogistische Überlegungen und Konzepte eine<br />
tragende Rolle. Die Baustellenzufahrt, die Umschlagplätze für Anlieferungen und die<br />
Baustelleninfrastruktur wurden so platziert, dass die Besucherinnen und Besucher am<br />
Haupteingang vom Baustellenverkehr möglichst nicht tangiert werden. Die einzelnen<br />
Bauetappen wurden so defi niert, dass einerseits der Bauperimeter klar abgegrenzt und<br />
anderseits die Besucherführung möglichst auf den Inhalt der Ausstellung abgestimmt<br />
werden konnte. Hierzu wurde der zum Platzspitzpark offene Grundriss des Altbaus mit einer<br />
provisorischen Brücke verbunden. So konnten die Ausstellungsbereiche im Westfl ügel trotz<br />
den Bauarbeiten weiter besucht werden.<br />
Die Schnittstellen hatten den hohen Sicherheitsanforderungen des Museums zu genügen.<br />
Hierfür wurden neue, durchbruchhemmende und staubdichte Wände erstellt und sicherheitstechnisch<br />
überwacht. Das Sicherheitskonzept der Baustelle wurde in das Dispositiv des<br />
Museums aufgenommen und analog zu den laufenden Bauarbeiten kontinuierlich angepasst.<br />
Aufgrund der starken Vibrationen und Lärmemissionen wurden, wenn immer möglich,<br />
ganze Gebäudeteile vom Keller bis zum Dachstock abgegrenzt. Besonders laute und<br />
erschütterungsintensive Arbeiten wurden ausserhalb der öffentlichen Besuchszeiten<br />
ausgeführt.<br />
ERSCHÜTTERUNGSWARNUNG PER SMS<br />
Nicht nur auf den Museumsbetrieb musste Rücksicht genommen werden, sondern auch auf<br />
den denkmalgeschützten Bestand. Um den Boden der Ruhmeshalle neu betonieren zu<br />
können, musste zunächst der alte Boden abgebrochen werden. Erschwerend kam hinzu,<br />
dass sich im Erdgeschoss unterhalb dieser Abbrucharbeiten ein denkmalgeschützter<br />
Terrazzoboden befi ndet. Dieser wurde in einer ersten Phase geschützt und mit einem<br />
Bretterboden abgedeckt. Darauf wurde auf der Höhe der Stützenkapitelle eine provisorische<br />
Abbruchbühne errichtet, von der aus die alte Gewölbedecke abgebrochen werden konnte.<br />
Die schweren Abbruchhämmer und die auf die Abbruchbühne herunterfallenden Decken-
36 | <strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong> TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
01
TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
02<br />
01 Abbruch des Bodens der Ruhmeshalle und<br />
Neubetonierung der Gewölbe der Säulenhalle<br />
02 Temporäre Passerelle, die während der<br />
Bauarbeiten Hof- und Westfl ügel miteinander<br />
verbindet (Fotos: Ruedi Hediger)<br />
<strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong> | 37<br />
teile führten zu Erschütterungen. Damit diese massiven baulichen Eingriffe das Fresko<br />
«Rückzug der Eidgenossen von Mariano» von Ferdinand Hodler nicht beschädigten, wurde<br />
in Zusammenarbeit mit den Kuratoren des Museums entschieden, einen Seismografen<br />
einzusetzen. Dieser mass die Erschütterungen und warnte die Bauleitung ab einer vorgängig<br />
defi nierten Ausschlagsstärke per SMS. Mit diesem System konnten die zulässigen<br />
Erschütterungen kontrolliert und Beschädigungen an diesem unersetzlichen Kulturgut<br />
verhindert werden. Dies war nur eines der Hilfsmittel, die das Bauen in einem solch delikaten<br />
Umfeld erleichterten – respektive erst möglich machten.<br />
FRÜHERKENNUNG DURCH KOMMUNIKATION<br />
Nach der Sanierung des Bahnhoffl ügels soll in der imposanten Ruhmeshalle im ersten<br />
Obergeschoss erstmals ein zeitgerechter Ausstellungsbetrieb möglich werden. Hierzu<br />
musste der bis anhin nicht beheizbare Raum wärmegedämmt und nach heutigen Massstäben<br />
haustechnisch saniert werden. Dies alles geschah unter der Prämisse, den ursprünglichen<br />
architektonischen Ausdruck des Gebäudes und der einzelnen Räume nicht zu<br />
zerstören (vgl. «Kreative Rekonstruktion», S. 8ff.).<br />
Bis alle Baumassnahmen der ersten Etappe im Frühjahr 2009 abgeschlossen sind, gilt es,<br />
Unvorhersehbares möglichst früh zu erkennen. Hierfür bewährt sich die direkte Kommunikation<br />
zwischen Baustelle und Betrieb an der wöchentlichen Bausitzung. Trotz allen technischen<br />
Hilfsmitteln ist dies immer noch die wichtigste Voraussetzung für das erfolgreiche<br />
Nebeneinander eines Museums und einer Baustelle.<br />
Ruedi Hediger, Proplaning AG, Gesamtprojektleitung ARGE GP SLM, rhediger@proplaning.ch
38 | <strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong> TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
EINZIGARTIGES KUNSTWERK<br />
01<br />
02<br />
03<br />
01 Eckraum, 1. OG Westfl ügel, um 1907<br />
(Foto: Schweizerisches Landesmuseum)<br />
02 Blick in den Kreuzgang: nicht mehr Gründungszustand,<br />
sondern mit mittelalterlichen<br />
Holzplastiken, um 1907<br />
(Foto: Schweizerisches Landesmuseum)<br />
03 Saal aus der Casa Pestalozzi in Chiavenna<br />
von 1585 (Foto: Schweizerisches Landesmuseum)<br />
04 Waff enhalle um 1907<br />
(Foto: Kantonale Denkmalpfl ege)<br />
05 Schweizerisches Landesmuseum um 1907<br />
(Foto: Kantonale Denkmalpfl ege)<br />
Das 1892–1898 vom Architekten Gustav Gull erbaute Schweizerische Landesmuseum<br />
in Zürich gehört dank seiner Stellung im städtebaulichen Kontext,<br />
seiner architektonischen Gestalt und seiner innenräumlichen Entwicklung zu<br />
den hervorragenden Werken schweizerischer Architektur im ausgehenden<br />
19. Jahrhundert. Wichtiger Symbolwert kommt ihm auch als Mittel der Selbstdarstellung<br />
des noch jungen Bundesstaates zu.<br />
1891 beschlossen die eidgenössischen Räte nach hitziger, kontrovers geführter Debatte,<br />
das Schweizerische Landesmuseum in Zürich zu errichten, und zwar an einer vortreffl ichen<br />
Lage gegenüber dem Hauptbahnhof am Rand des Platzspitzparks. Dort hatte 1883 die<br />
Schweizerische Landesausstellung stattgefunden, ein wichtiges nationales Ereignis und<br />
Sinnbild für eine aufstrebende Nation. Der mit dem Bau beauftragte Zürcher Architekt<br />
Gustav Gull, von 1895 bis1900 «planender Zürcher Stadtbaumeister» und anschliessend bis<br />
1929 Professor für Baukunst an der ETH, reagierte architektonisch genau auf die gestellte<br />
Aufgabe. Er wählte die Form einer mittelalterlichen Schlossanlage in gotisierender Formensprache,<br />
die die Geschichte refl ektierte und ein wesentliches Gegengewicht zum Hauptbahnhof<br />
bildete – damals wie heute Knotenpunkt des fortschrittlichen, zukunftsweisenden<br />
öffentlichen Verkehrs. Als Bauherrin trat die Stadt Zürich auf, die erst 1972 ihre Verpfl ichtungen<br />
an die Eidgenossenschaft abgab. Aufgrund der umfangreichen zürcherischen<br />
Bestände wie der Antiquarischen Sammlung oder der historischen Waffensammlung des<br />
kantonalen Zeughauses kam der Institution von Beginn an auch die Funktion eines historischen<br />
Museums von Stadt und Kanton Zürich zu. Am 25. Juni 1898 wurde das Schweizerische<br />
Landesmuseum im Beisein von viel Prominenz festlich eingeweiht. Neben verschiedenen<br />
Renovations- und Umbauarbeiten (z.B. 1933–1935, 1979–1984 und 1994–1995)<br />
beschäftigten sich die Verantwortlichen vor allem in den 1940er-Jahren mit Erweiterungsstudien,<br />
so beispielsweise seitlich entlang der Sihl.<br />
EIN DENKMAL VON NATIONALER BEDEUTUNG<br />
1981 nahm der Zürcher Regierungsrat das Schweizerische Landesmuseum als Schutzobjekt<br />
von kantonaler Bedeutung ins Inventar auf. Die Einstufung des Gebäudekomplexes ergibt<br />
sich gleichsam aus vier verschiedenen Elementen: Erstens handelt es sich um eine<br />
bedeutende architektonische Schöpfung des seinerzeit führenden Architekten Gustav Gull.<br />
Zweitens ist der Bau ein wichtiger Zeuge des schweizerischen Historismus an der Wende<br />
vom 19. zum 20. Jahrhundert und ein herausragendes Beispiel der Gattung Museumsbau.<br />
Schliesslich ist die besondere städtebauliche Situation am Rand der Altstadt zwischen<br />
Hauptbahnhof und Platzspitzpark beziehungsweise Limmat und Sihl zu nennen. Die<br />
Kumulierung dieser Elemente verleiht dem Landesmuseum nicht nur kantonale, sondern<br />
nationale Bedeutung. Ein solcher Anspruch wurde schon während der Ausmarchung um<br />
den Sitz durch Zürich im Jahr 1890 erhoben. Das Landesmuseum hat als einzige gesamtschweizerische<br />
Institution dieser Baugattung eine besondere Bedeutung; als bauliche<br />
Selbstdarstellung des jungen Bundesstaates nach 1848 besitzt es den gleichen Symbolwert<br />
wie das Berner Bundeshaus und das Bundesgericht in Lausanne.<br />
Die Institution Landesmuseum hatte zwei Aufgaben zu erfüllen. Einerseits sollte sie mithelfen,<br />
der Zerstörung von schweizerischem Kulturgut Einhalt zu gebieten, das damals vor<br />
allem durch den Verkauf ins Ausland bedroht war. Anderseits sollten die ausgestellten<br />
Objekte «als Quelle der Anregung für die fortlebende und fortschreitende Kunstbetätigung»<br />
dienen – ein Ziel, das durch die räumliche Angliederung der städtischen Kunstgewerbeschule<br />
unterstrichen wurde (vgl. «Auf der Höhe der Zeit», S. 6 f.).
TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
04<br />
05<br />
<strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong> | 39
40 | <strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong> TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
06<br />
07
TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
08<br />
06+07 Baustelle um 1894<br />
08 Bau des Turms nach dem Vorbild des Badener<br />
Bruggerturms, um 1894<br />
09 Baustelle um 1893, Bau des Kunstgewerbefl<br />
ügels<br />
(Fotos: Schweizerisches Landesmuseum)<br />
09<br />
NEUE BAUAUFGABE IN EINEM NEUEN STAAT<br />
<strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong> | 41<br />
Mit dem konsequenten Aufbau um den Haupt- und den Eingangshof, der straffen Grundrisskonzeption<br />
und den markanten vertikalen Akzenten wirkte der Museumsbau als kraftvoller<br />
Ausdruck des selbstbewussten Bundesstaates auf das Erlebnis und die Erinnerung der<br />
Besucherinnen und Besucher. Zentral erscheint dabei die zeichenhafte Form mit dem<br />
markanten Turm, dessen Vorbild im Badener Bruggerturm zu fi nden ist. Die herausragende<br />
Stellung des Museumsgebäudes liegt ganz wesentlich in seinem für die damalige Zeit<br />
neuen Entwurfskonzept begründet. Für die neue Aufgabe eines Museums, das sich der<br />
Kulturgeschichte einer Nation widmet, suchte man nach entsprechenden Ausdrucksmöglichkeiten.<br />
Man fand sie einerseits in den architektonischen Formen des Spätmittelalters,<br />
andererseits in einer neuen Grundrisskonzeption, die sich ganz bewusst von den monumentalen,<br />
symmetrisch angelegten Museumsbauten des frühen 19. Jahrhunderts abwendete.<br />
Das additive, pavillonartige System sollte gleichsam das Aneinanderreihen von geschichtlichen<br />
Epochen versinnbildlichen. Bereits Gulls erster Entwurf von 1890 hatte die damalige<br />
Fachwelt offenbar so überzeugt, dass er sofort stilprägend wurde – sowohl im Inland (zum<br />
Beispiel beim Historischen Museum des Kantons Bern, entworfen 1891 vom Neuenburger<br />
Architekten André Lambert) als auch über die Landesgrenze hinaus.<br />
Die sowohl formal als auch materialmässig überaus reich und differenziert gestalteten<br />
Fassaden lassen den rund 110-jährigen Komplex als Einheit mit einem einzigartigen Umriss<br />
wirken, ganz im Sinn einer fürstlichen Residenz. So kommt dem Schweizerischen Landesmuseum<br />
mit seiner einprägsamen, malerisch bewegten Silhouette, seiner unter Beteiligung<br />
zahlreicher renommierter Künstler der Zeit ausgeführten dekorativen Ausgestaltung, aber<br />
auch als architektonische Vergegenwärtigung von Geschichte ein herausragender kulturgeschichtlicher<br />
und denkmalpfl egerischer Stellenwert zu.<br />
Thomas Müller, Baudirektion Kanton Zürich/Kantonale Denkmalpflege, thomas.mueller@bd.zh.ch
44 | <strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong> TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
AM BAU BETEILIGTE<br />
Bauherrschaft<br />
Schweizerische Eidgenossenschaft<br />
Bundesamt für Bauten und Logistik, BBL<br />
Holzikofenweg 36, 3003 Bern<br />
Bauherrenvertretung<br />
Hanspeter Winkler, Leiter Projektmanagement<br />
Aldo Ostini, Projektleiter Bauherr<br />
Nutzervertretung<br />
Dr. Andreas Spillmann, Direktor Schweizerische<br />
Landesmuseen<br />
Projektleitung Nutzung<br />
Brandenberger + Ruosch AG,<br />
Industriestrasse 24, 8305 Dietlikon<br />
Luigi Razzano, Betriebsprojektleiter Schweizerisches<br />
Landesmuseum Zürich<br />
Generalplaner<br />
ARGE GP Schweizerisches Landesmuseum:<br />
Christ & Gantenbein AG, Proplaning AG,<br />
c/o Proplaning AG, Türkheimerstrasse 6,<br />
4009 Basel<br />
Architektur<br />
Christ & Gantenbein, Architekten ETH SIA BSA,<br />
Spitalstrasse 12, 4056 Basel<br />
Team: Christoph Gantenbein, Emanuel Christ,<br />
Michael Bertschmann, ThomasTalhofer,<br />
Anna Flückiger, Christian Kahl, Mathias Pfalz,<br />
Hansueli Suter, Cristina Trofi n, Finn Fleischmann,<br />
Markus Haberstroh, Stephanie<br />
Ortmanns, Andrea Sauter, Juri Schönenberger<br />
Baumanagement<br />
Proplaning AG,<br />
Türkheimerstrasse 6, 4009 Basel<br />
Team: Antonio Vorraro, Ruedi Hediger,<br />
Lukas Gäbele, Wolfram Beck, Donald Stählin,<br />
Armin Weiss, Stephan Huber<br />
Bauingenieure<br />
INGE Altbau mit bonomo engineering,<br />
Rüdlingen; APT Ingenieure GmbH, Zürich<br />
Team: Andreas Lutz, Reto Bonomo, Piero<br />
Contu, Andrea Vernale, Gerd Wulff, Bruno<br />
Patt, Daniel Zimmermann, Fabian Minder,<br />
Sergio Senra<br />
Akustik / Bauphysik<br />
Bakus Bauphysik & Akustik GmbH,<br />
Grubenstrasse 12, 8045 Zürich<br />
HLK-Planung<br />
Stokar + Partner AG,<br />
Pfeffi ngerstrasse 41, 4053 Basel<br />
Team: Michael Hüssle, Rainer Hadwich,<br />
Lukas Blatter<br />
Elektroplanung<br />
Herzog Kull Group,<br />
Dornacherstrasse 210, 4053 Basel<br />
Team: Volker Wouters, Rolf Kristandl,<br />
Roland Häfelfi nger, Kevin Schibler<br />
Sicherheitskonzept<br />
Amstein und Walthert Sicherheit AG,<br />
Mönchmattweg 5, 5036 Oberentfelden<br />
Team: Rolf Walther, Felix Wild<br />
Security<br />
Securiton AG, Kalkbreitestrasse 51,<br />
8003 Zürich<br />
Team: Erich Thoma, Bruno Sutter<br />
Brandschutzkonzept<br />
Schweizerisches Institut zur Förderung<br />
der Sicherheit,<br />
Nüschelerstrasse 45, 8001 Zürich<br />
Team: Werner Zeberli, Felix Hofmann<br />
Baumeisterarbeiten<br />
Barizzi AG, Bauunternehmung,<br />
Steinacherstrasse 51,<br />
8614 Bertschikon<br />
Elektroinstallationen<br />
Jaisli-Xamax AG,<br />
Rüchligstrasse 20, 8953 Dietikon<br />
Team: Kosta Vellidis, Milan Bozickovic,<br />
Hansjörg Eschenmoser, Camille Luraschi,<br />
Peter Lichtenhan, Rocco Zullino,<br />
François Da Silva<br />
Fire Safety<br />
Siemens Schweiz AG Building Technologies,<br />
Industriestrasse 22, 8604 Volketswil<br />
Heizung/Lüftung/Klima<br />
Sockelgeschoss<br />
Koster AG,<br />
Hermetschloostrasse 75, 8048 Zürich<br />
Team: Christian Fleisch<br />
Heizung / Lüftung / Klima / MSRL<br />
Atel Gebäudetechnik AG,<br />
Hohlstrasse 188, 8026 Zürich<br />
Team: Bruno Marty<br />
Fenster<br />
W. Hofer Schreinerei AG,<br />
Oberholzweg 45, 4852 Rothrist<br />
Team: Willy Hofer, Franc Psenicnik, Daniel Graf<br />
Huberfenster AG, St.-Galler-Strasse 57,<br />
9100 Herisau<br />
Team: Hans-Christian Schnyder<br />
Brandschutztüren Sockelgeschoss/<br />
Historische Decken, Innenausbau<br />
Hofstetter AG,<br />
Lysbüchelstrasse 170, 4013 Basel<br />
Historische Decken/Innenausbau<br />
A. Britschgi AG,<br />
Hofmättelistrasse 6, 6055 Alpnach Dorf<br />
Team: Alois Britschgi<br />
Schreinerarbeiten, Brandschutztüren<br />
Schreinerei Ernst Frank AG,<br />
Bürgerheimstrasse 12, 6374 Buochs<br />
Implenia Bau AG, Holzbau,<br />
Postfach, 8050 Zürich<br />
Team: Patrick Suter (Projektleitung)<br />
Metallbau/Fassadenelemente<br />
CHC Hutterli GmbH,<br />
site Dubied 20–40, 2108 Couvet<br />
Team: Peter Hutterli<br />
Oppikofer Stahl + Metallbau,<br />
Wespenstrasse 10, 8500 Frauenfeld<br />
Team: Fredi Oppikofer<br />
Ratssaal von Mellingen<br />
Arge Holzer/Moll, Unterdorfstrasse 7,<br />
5305 Unterendingen<br />
L. Gasser + Co. AG,<br />
Überlandstrasse 42, 8062 Zürich<br />
Schweizerisches Landesmuseum,<br />
Zentrum für Konservierung,<br />
Lindenmoosstrasse 1, 8910 Affoltern a. Albis<br />
Team: Gaby Petrak (Projektleitung)<br />
Kriteriumstüren Brandschutz<br />
3-D-Modellierung:<br />
Institut für Hochbautechnik ETH<br />
Hönggerberg, 8093 Zürich<br />
Team: Russell Loveridge, Kai Strehlke<br />
Schreinerei Ernst Frank AG,<br />
Bürgerheimstrasse 12, 6374 Buochs<br />
Barmettler & Partner AG,<br />
Eimatt, 6372 Ennetmoos<br />
Bircher Reglomat AG,<br />
Wiesenstrasse 20, 8222 Berlingen<br />
CNC Dynamix AG,<br />
Businesspark Surental, 6233 Büron<br />
Kaba Gilgen AG,<br />
Seeplatz 34, 6403 Küssnacht am Rigi<br />
Kunstgiesserei,<br />
Sittertalstrasse 34, 9014 St. Gallen<br />
Tobias Lenggenhager AG,<br />
Schoretshueberstrasse 23, 9015 St. Gallen<br />
Elektro M + C Zürich AG,<br />
Augustinergasse 52, 8001 Zürich<br />
Siemens Schweiz AG,<br />
Industriestrasse 22, 8604 Volketswil<br />
Kuster Steinbrüche AG Bäch,<br />
Kantonsstrasse 24, 8807 Freienbach<br />
Brun del Re Terrazzo AG,<br />
Huebwisstrasse 12, 8117 Fällanden
IMPRESSUM<br />
Dossier Schweizerisches Landesmuseum<br />
Sonderheft von TEC21, der Fachzeitschrift für<br />
Architektur, Ingenieurwesen und Umwelt<br />
Beilage zu TEC21 Nr. 49-50 / 8. Dezember 2008<br />
Konzept und Redaktion<br />
Judit Solt, Chefredaktorin<br />
Emanuel Christ, Christoph Gantenbein, Beate<br />
Quaschning, Christ & Gantenbein Architekten<br />
Katharina Möschinger, Abschlussredaktorin<br />
Tina Cieslik, Volontärin<br />
Clementine van Rooden, Ingenieurwesen<br />
Anna Röthlisberger (Stämpfl i Publikationen AG),<br />
Layout<br />
Adresse der Redaktion TEC21<br />
Staffelstrasse 12, Postfach 1267<br />
8021 Zürich<br />
Telefon 044 288 90 60, Fax 044 288 90 70<br />
tec21@tec21.ch<br />
www.tec21.ch<br />
Herausgeberin<br />
Verlags-AG der akademischen technischen<br />
Vereine / SEATU Société des éditions des<br />
associations techniques universitaires<br />
Mainaustrasse 35, 8008 Zürich<br />
Telefon 044 380 21 55, Fax 044 388 99 81<br />
seatu@smile.ch<br />
Katharina Schober, Verlagsleitung<br />
Hedi Knöpfel, Assistenz<br />
Nachdruck von Bild und Text, auch auszugsweise,<br />
nur mit schriftlicher Genehmigung der<br />
Redaktion und mit genauer Quellenangabe.<br />
Abonnentendienst<br />
Stämpfl i Publikationen AG<br />
Postfach 8326, 3001 Bern<br />
Telefon 031 300 62 53, Fax 031 300 63 90<br />
abonnemente@staempfl i.com<br />
Einzelbestellungen<br />
Einzelnummer<br />
Fr. 12.– | Euro 8.– (ohne Porto)<br />
(Bezug beim Abonnentendienst)<br />
Inserate<br />
KünzlerBachmann Medien AG<br />
Postfach, 9001 St. Gallen<br />
Telefon 071 226 92 92, Fax 071 226 92 93<br />
E-Mail info@kbmedien.ch<br />
www.kbmedien.ch<br />
Druck<br />
Stämpfl i Publikationen AG, Bern
50 | <strong>SANIERUNG</strong> <strong>LANDESMUSEUM</strong> TEC21 Dossier Dezember 2008<br />
PRODUKTE<br />
DORMA<br />
Mit dem Raumtrennsystem «MOVEO Glas»<br />
von Dorma lassen sich bewegliche, transparente<br />
Raumtrennsysteme mit bis zu<br />
R 50 dB Schallschutz realisieren. Das Sys-<br />
w<br />
tem kombiniert Transparenz mit hohem Schallschutz,<br />
Bedienkomfort und grosser Variabilität.<br />
Dafür sorgen doppelschalig verglaste<br />
Wandsysteme, deren Rahmen nur 30 mm an<br />
den Längsseiten und 118 mm im Kopf- und<br />
Sockelbereich messen. Ein Element ist<br />
100 mm dick, die lichte Höhe kann zwischen<br />
2000 und 4000 mm variieren. Die einzelnen<br />
Elemente können in einer Breite von bis zu<br />
1250 mm angefertigt werden und werden mittels<br />
formschlüssigen konvexen/konkaven Aluminiumprofilen<br />
mit Dichtlippen miteinander<br />
verbunden. Durch das elektronisch gesteuerte<br />
Ein- und Ausfahren der Dichtleisten ist das<br />
System leicht und schnell zu bedienen. Das<br />
Tageslicht kann in der gesamten Raumtiefe<br />
genutzt werden. Auf Wunsch sorgen integrierte,<br />
vollautomatische Jalousien für den<br />
notwendigen Sicht- oder Blendschutz.<br />
DORMA Schweiz AG | 9425 Thal | www.dorma.ch<br />
SIGA<br />
Eine Schwachstelle in der Gebäudehülle ist<br />
die Verbindung der Wände mit Boden und<br />
Decke. Wird diese nicht luft- und winddicht<br />
ausgeführt, gibt es später Zugluft im Haus.<br />
Um dies zu vermeiden, bietet Siga die Klebebänder<br />
«Rissan 100» und «Rissan 150» für<br />
den Innenbereich an. In Kombination mit<br />
«Wigluv 100» und «Wigluv 150» für aussen<br />
sowie dem Primer «Dockskin» kann das Problem<br />
des Sockelanschlusses gelöst werden.<br />
Die Klebebänder «Rissan» verfügen über<br />
eine extreme Klebkraft und sorgen für eine<br />
dauerhaft luftdichte Gebäudehülle. Sie sind<br />
auf Perimeterdämmungen, Bitumenbahnen<br />
und auf schwierigen Untergründen leicht zu<br />
verarbeiten. Das Band zeichnet sich durch<br />
besondere Diffusionsfähigkeit, UV-Stabilität<br />
und Regensicherheit aus. Die Produkte lassen<br />
sich bereits ab –10 °C anbringen.<br />
SIGA | 6017 Ruswil | www.siga.ch<br />
HOFSTETTER<br />
Das Schreinerunternehmen Hofstetter bietet<br />
die gesamte Beratungspalette von der Planung<br />
bis zur Umsetzung als Generalunternehmer.<br />
Dazu gehören auch Diskretion und<br />
die Fähigkeit, aussergewöhnliche Wünsche<br />
umsetzen zu können. Von der Restaurierung<br />
und Reparatur von Antiquitäten über den gehobenen<br />
Innenausbau bis zum Messebau ist<br />
die Firma ein kompetenter Ansprechpartner.<br />
Das Angebot wird ergänzt durch Möbelbau.<br />
Hofstetter AG | 4056 Basel<br />
www.hofstetter-basel.ch