Kein Kinderspiel - maennerarzt.ch
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8 ������������������������ Migros-Magazin 1, 3. Januar 2007<br />
«Hier haben wir es s<strong>ch</strong>warz auf weiss», sagt<br />
Yvonne und zeigt auf den Untersu<strong>ch</strong>ungsberi<strong>ch</strong>t<br />
des Urologen. «Für uns war es ein<br />
S<strong>ch</strong>ock zu erfahren, dass wir nie dur<strong>ch</strong> normalen<br />
Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsverkehr ein Kind bekommen<br />
können.»<br />
Für Roger und Yvonne begann eine zermürbende<br />
Zeit, Tage und Nä<strong>ch</strong>te mit vielen<br />
ungeklärten Fragen: «Sollen und wollen wir<br />
es wirkli<strong>ch</strong> mit Fremdsamen versu<strong>ch</strong>en?<br />
Werden wir damit leben können, dass Roger<br />
ni<strong>ch</strong>t der leibli<strong>ch</strong>e Vater<br />
unseres Kindes sein wird?<br />
Und: Könnte Roger dieses<br />
Kind genauso lieben wie<br />
ein eigenes?»<br />
Rogers Ents<strong>ch</strong>luss steht<br />
s<strong>ch</strong>nell fest: «Ja, i<strong>ch</strong> werde<br />
dieses Kind so lieben können wie ein eigenes.»<br />
Das Paar ents<strong>ch</strong>liesst si<strong>ch</strong> also, den<br />
S<strong>ch</strong>ritt Ri<strong>ch</strong>tung «halber Adoption» zu gehen<br />
und erkundigt si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Fertilisationskliniken,<br />
die mit Fremdsamen arbeiten.<br />
Flu<strong>ch</strong>t ins Ausland<br />
Yvonne und Roger bes<strong>ch</strong>liessen, ins bena<strong>ch</strong>barte<br />
Ausland zu gehen, und stossen im nahe<br />
gelegenen Bregenz, auf den österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en<br />
Babyma<strong>ch</strong>er Herbert Ze<strong>ch</strong>, der neben seinem<br />
Institut für Reproduktionsmedizin in Bregenz<br />
mehrere Institute in Osteuropa betreibt.<br />
Dort ma<strong>ch</strong>t man ihnen grosse Hoffnungen,<br />
Das sagt der Experte<br />
«Beim Einsatz von<br />
Fremdsamen zahlt die<br />
Kasse keinen Rappen.»<br />
Interview mit Dr.med. Peter Fehr (48).<br />
Seit 1994 leitet der Reproduktionsmediziner<br />
ein eigenes IVF-Zentrum<br />
in S<strong>ch</strong>affhausen. Unter anderem arbeitet<br />
er mit Fremdsamen.<br />
www.fehr-ivf.<strong>ch</strong><br />
Worin liegen die Ursa<strong>ch</strong>en für die<br />
zunehmende Unfru<strong>ch</strong>tbarkeit der<br />
Männer?<br />
Heute wissen wir, dass zehn Prozent<br />
aller Paare ungewollt kinderlos sind.<br />
Die Ursa<strong>ch</strong>en liegen zu etwa<br />
50 Prozent beim Mann und zu<br />
50 Prozent bei der Frau. Ob die<br />
Unfru<strong>ch</strong>tbarkeit wirkli<strong>ch</strong> zugenommen<br />
hat, ist weitestgehend<br />
unerfors<strong>ch</strong>tes Gebiet. Dur<strong>ch</strong><br />
zunehmende Diagnostik und mehr<br />
Abklärungen seitens der Männer hat<br />
es den Ans<strong>ch</strong>ein, dass die Unfru<strong>ch</strong>tbarkeit<br />
zugenommen hat. Umweltfaktoren<br />
wie ungesunde Ernährung,<br />
Nikotin, Alkohol, zu wenig Sport,<br />
wenig S<strong>ch</strong>laf, Stress im Beruf<br />
spri<strong>ch</strong>t sogar von einer 70-prozentigen Babytake-home-Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit,<br />
das heisst,<br />
dass sie zu 70 Prozent ein Kind bekommen<br />
werden. Do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> drei Inseminationen<br />
und zwei intrazytoplasmatis<strong>ch</strong>en Spermieninjektionen<br />
(ICSI, Erklärung siehe Kasten)<br />
sind Yvonne und Roger der Erfüllung<br />
ihres Kinderwuns<strong>ch</strong>es no<strong>ch</strong> immer keinen<br />
S<strong>ch</strong>ritt näher gekommen – dafür aber um<br />
rund 30 000 Franken ärmer. «Unsere Ersparnisse<br />
sind so ziemli<strong>ch</strong> ers<strong>ch</strong>öpft. Von unserem<br />
Einkommen können<br />
wir monatli<strong>ch</strong> 1500 Franken<br />
auf die Seite legen.<br />
Dass heisst, wir müssen zuerst<br />
vier Monate sparen,<br />
bevor wir erneut einen Versu<strong>ch</strong><br />
starten können.»<br />
Während die Krankenkassen die Kosten für<br />
drei Inseminationen mit Eigensamen komplett<br />
übernehmen, zahlen sie bei Einsatz von<br />
Fremdsamen keinen müden Rappen. «Somit<br />
sind wir glei<strong>ch</strong> doppelt bestraft. Wir können<br />
auf natürli<strong>ch</strong>em Weg kein Kind bekommen<br />
und müssen zudem no<strong>ch</strong> jede medizinis<strong>ch</strong>e<br />
Unterstützung selbst bezahlen.»<br />
Yvonne leidet zunehmend unter dem<br />
psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Druck. Sie wird immer s<strong>ch</strong>maler,<br />
verliert sieben Kilo und kann si<strong>ch</strong> in<br />
ihrem Kummer niemandem anvertrauen.<br />
Familie und Freunde ma<strong>ch</strong>en derweil immer<br />
wieder Anspielungen: «Na, Kind s<strong>ch</strong>on un-<br />
können Qualität und Quantität der<br />
Spermien negativ beeinflussen.<br />
Tägli<strong>ch</strong> werden in der S<strong>ch</strong>weiz zwei<br />
Kinder geboren, die dank künstli<strong>ch</strong>er<br />
Befru<strong>ch</strong>tung gezeugt wurden.<br />
Die Krankenkassen bezahlen diese<br />
Behandlungen ni<strong>ch</strong>t. Eine künstli<strong>ch</strong>e<br />
Befru<strong>ch</strong>tung kostet in der<br />
S<strong>ch</strong>weiz um die 8000 Franken.<br />
Viele Paare können si<strong>ch</strong> das ni<strong>ch</strong>t<br />
leisten. Sollte der Staat au<strong>ch</strong> in die<br />
Pfli<strong>ch</strong>t genommen werden?<br />
Kinderlosigkeit ist keine Krankheit,<br />
begründet die Krankenkasse ihre<br />
Ni<strong>ch</strong>tbeteiligung an den Kosten<br />
künstli<strong>ch</strong>er Befru<strong>ch</strong>tungen. Bis<br />
gegen 30 Millionen Franken<br />
müssten die Kassen pro Jahr<br />
übernehmen, um die Kosten für<br />
künstli<strong>ch</strong>e Befru<strong>ch</strong>tungen zu<br />
finanzieren. Deuts<strong>ch</strong>land zum<br />
Beispiel hat früher künstli<strong>ch</strong>e<br />
Befru<strong>ch</strong>tungen bezahlt. Seit<br />
zwei Jahren müssen die Paare<br />
50 Prozent der Kosten selbst<br />
tragen. Mit dem Ergebnis: Die<br />
Anzahl von Geburten, die auf eine<br />
künstli<strong>ch</strong>e Befru<strong>ch</strong>tung zurückzuführen<br />
ist, sank daraufhin um<br />
6000 Geburten pro Jahr.<br />
Sie arbeiten an Ihrem Institut mit<br />
Fremdsamen. Da es keine finanzielle<br />
Ents<strong>ch</strong>ädigung gibt, stellt si<strong>ch</strong><br />
die Frage, was die Männer bewegt,<br />
ihren Samen zu spenden.<br />
25 Prozent der Spender haben ein<br />
sogenanntes Helfersyndrom. Sie<br />
wollen betroffenen Paaren helfen.<br />
Mehrheitli<strong>ch</strong> besitzen diese Männer<br />
au<strong>ch</strong> einen Organspenderausweis<br />
und spenden regelmässig Blut.<br />
Besu<strong>ch</strong> beim<br />
Babyausstatter:<br />
«Solange unser<br />
Kinderwuns<strong>ch</strong><br />
unerfüllt bleibt,<br />
tut es weh,<br />
in all diese<br />
Babybetten zu<br />
s<strong>ch</strong>auen.»<br />
Weitere 25 Prozent der Spender<br />
haben den Wuns<strong>ch</strong>, si<strong>ch</strong> fortzupflanzen,<br />
können ihn si<strong>ch</strong> aber mit<br />
der eigenen Partnerin ni<strong>ch</strong>t erfüllen.<br />
Die anderen 50 Prozent tun es<br />
entweder aus Neugierde und<br />
Abenteuerlust oder kennen<br />
persönli<strong>ch</strong> betroffene Paare mit<br />
unerfülltem Kinderwuns<strong>ch</strong>.<br />
Sie führen an Ihrem Institut rund<br />
600 künstli<strong>ch</strong>e Befru<strong>ch</strong>tungen<br />
dur<strong>ch</strong>. Wie ho<strong>ch</strong> ist die Baby-takehome-Rate?<br />
Die dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>wangers<strong>ch</strong>aftsrate<br />
na<strong>ch</strong> einer künstli<strong>ch</strong>en<br />
Befru<strong>ch</strong>tung beträgt 30 Prozent.<br />
75 Prozent davon bekommen dann<br />
wirkli<strong>ch</strong> ihr Baby, die anderen<br />
25 Prozent verlieren es vorher.<br />
Informationen für Samenspender:<br />
www.donors.<strong>ch</strong>