7. Frankfurter Meeting für Adipositas- und metabolische Chirurgie ...

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KONGRESS
BERICHT
7. Frankfurter Meeting für
Die erste Tagung im nach
12 Jahren Umbau neueröffneten
Frankfurter
Palmenhaus war nicht nur vom
Ambiente her eine Steigerung,
sondern mit mehr als 500 Teilnehmer
aus 44 Ländern einem
Weltkongress der Internationalen
Föderation für Adipositaschirurgie
(IFSO), wie etwa noch
2006 in Maastricht oder 2010
in Los Angeles, fast ebenbürtig.
Der Untertitel „Live-Surgery-
Meeting“ hat die Tagung in diesem
Jahr besonders geprägt. 14
Operationen unterschiedlichster
Art durch international bekannte
Chirurgen aus USA, Belgien, Kanada,
Spanien, Indien, Venezuela,
Italien und Deutschland wurden
in diesem Jahr wieder einmal direkt
aus dem Krankenhaus Sachsenhausen
in Frankfurt übertragen.
Zuletzt war die Übertragung
Hauptsaal des Gesellschaftshauses Palmengarten in Frankfurt am Main.
Adipositas- und metabolische Chirurgie –
ein Riesenerfolg
Dr. Sylvia Weiner mit Teilnehmern aus Indien und der Türkei.
aus dem „eigenen“ Haus im Jahre
2006 durchgeführt worden. Danach
folgten Live-Übertragungen
aus US-Zentren. Das spezialisierte
TV-Studio Leonberg
sicherte eine exzellente Übertragungsqualität,
die weit über die
Übertragungen aus Übersee per
Internet hinausging. Letztendlich
hat diese Direktübertragung von
Standard- und Revisionsoperationen
viele Chirurgen von Chile
bis Sri Lanka angezogen. Eine
Ausnahme bildete das neue und
noch nicht ausreichend klinisch
erprobte Verfahren der Gastroplikation
(Mageneinstülpung),
das allein aus rechtlichen Gründen
nicht in Frankfurt ausgeführt
werden sollte. Daher wurde diese
Operation aus Rumänien übertragen,
wo der Chirurg N. Choapescu
solche Eingriffe bereits
seit zwei Jahren durchführt. Alle
Operationen wurden während
der Vorträge in einem Fenster
eingeblendet, so dass man sich
stets über den Fortgang des Eingriffes
informieren konnte. Die
Moderation und Rücksprache
des Auditoriums war einfach,
ohne Zeitverzögerung und gut
verständlich möglich.
Adipöse Kinder und Jugendliche:
Frühzeitige operative
Interventionen immer häufiger
notwendig
Die Vorträge umfassten alle Teilgebiete
der Adipositaschirurgie
und metabolischen Chirurgie.
Die Key-Note-Lectures beschäftigten
sich in diesem Jahr mit der
Intervention bei Jugendlichen. K.
Widhalm (Kinder- und Jugendarzt,
Wien) und K. Miller (Chirurg,
Salzburg) machten deutlich,
dass frühzeitigere Interventionen
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Die Komplikationssitzungen liefen parallel zu den Hauptsitzungen und Live-Operationen und waren dennoch überfüllt.
unter bestimmten Voraussetzungen
immer häufiger notwendig
werden. Von den beiden österreichischen
Referenten war eine
eindeutige Bevorzugung restriktiver
Verfahren beim wachsenden
Organismus zu vernehmen.
Das Magenband hat hier eine
Indikation und Brückenfunktion
ins Erwachsenenalter.
Eine Sitzung zu neuen endoskopischen
und elektrischen Stimulationsverfahren
wurde auch
durch Live-Übertragungen aus
dem Krankenhaus Sachsenhausen
illustriert. Dort hatte T. Horbach
(Schwabach) ein Ability-
System implantiert. Dies fungiert
als Hilfsmaßnahme für konservative
Programme, da hier kontinuierliche
alle Nahrungsaufnahmen
registriert und abgerufen werden
können. Auf diese Weise wird die
Selbstkontrolle unterstützt und
der Selbstbetrug vereitelt. Bei
den metabolischen Effekten hat
das Endobarrier-Schlauchsystem
eindeutig die Nase vorn: Durch
die endoskopische Auskleidung
des Zwölffingerdarms mit einem
Plastikschlauch kann der Langzeitzuckerwert
HbA1c um mehr
als 2 g% gesenkt werden. J. Greve
(Maastricht, Niederlande) konnte
anhand aktueller Studiendaten
zeigen, dass der positive metabolische
Effekt auch nach Entfernung
des Systems noch über
Monate anhält. Die Zeitdauer der
Implantation konnte inzwischen
von sechs auf 12 Monate verlängert
werden.
Derzeit sind keine gesundheitspolitischen
Ansätze erkennbar,
die Zunahme von Übergewicht
und Adipositas ernsthaft anzugehen
Das Frankfurter Meeting ist
schon traditionell nicht nur eine
Veranstaltung des wissenschaftlichen
Austauschs, sondern hat
eine Fort- und Ausbildungscharakter.
Der chirurgische Nahtkurs
zum Erlernen und Trainieren der
Naht- und Anastomosentechniken
– erneut unter bewährter
Leitung von T. Carus (Bremen)
– war bereits Wochen vor Kongressbeginn
ausgebucht. Die Tutoren
waren ausnahmslos Chefärzte,
die sich in den Dienst der
Nachwuchsausbildung stellten.
Ein Crash-Kurs für den Nach-
wuchs, in dem die Grundlagen
der Adipositaschirurgie komprimiert
vermittelt wurden, war
7. Frankfurter Meeting
ebenso ausgebucht, wie der bereits
zum zweiten Mal aufgelegte
Bariatric-Nurse-Kurs.
Eine Neuheit war die LiveStream-
Übertragung des International
Bariatric Club (IBC), der erstmals
zu IFSO in Hamburg auf
einer internationalen Veranstaltung
auftrat. Der weltweite Verbund
von Adipositaschirurgen
wird vom einem Kommittee unter
Leitung von T. Rogula (USA)
über Facebook zusammengehalten.
In diesem Jahr wurden
Beiträge von Carel le Roux (UK),
R. Weiner (Deutschland) und
M. Fobi (USA) live in alle Welt
übertragen. Moderiert wurde die
Sitzung von R. Blanco-Engert aus
Frankfurt. Provokativ war der
Beitrag des Kongresspräsidenten:
Obesity surgery has no future! Es
zeigt sich, dass weltweit die Zahl
der extrem Übergewichtigen viel
Die Nachwuchschirurgen des eigenen Hauses konnten die unterschiedlichen
Operationsweisen hautnah erleben (Dr. C. Zieger, Dr. O. Scheffel).
Chefarzt Dr. Th. Carus (Bremen) trainiert hier junge Nachwuchschirurginnen (Dr.
Ritter, Dr. Zieger aus Frankfurt).
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7. Frankfurter Meeting
Pausen auf den Emporen des Palmenhauses.
rascher zunimmt, als die Zahl
und die Kapazitäten für operative
Interventionen. Prävention
sei die einzige Chance auf Erfolg.
Derzeit sind jedoch keine
gesundheitspolitischen Ansätze
erkennbar, dieses Problem
ernsthaft anzugehen. Chirurgie
wird daher zu einer individuellen
Lösung für Betroffene. Trotz
gestiegener Op-Zahlen hinkt
Deutschland der internationalen
Entwicklung hinterher und kann
nicht einmal für ein Prozent aller
Kandidaten eine Behandlungsmöglichkeit
nachweisen.
Pro 100 000 Erwachsenen (Altersgruppe
18–65 Jahre) wurden
in Deutschland 2012 lediglich
11 Patienten operiert, in Belgien
sind es hingegen 133. Da die Ressourcen
in den Gesundheitssystemen
mit dem Anstieg an älteren
und dickeren Kranken immer
knapper werden, wird es zukünftig
Überlegungen geben müssen,
den Body-Mass-Index als Indikator
für eine Adipositaschirurgie
zu Gunsten einer Entscheidung
für die Behandlung Adipositasassoziierter
Erkrankungen, wie
Diabetes mellitus Typ 2, Hochdruck,
Schlafapnoe u.a.m. abzulösen.
Absoluter Höhepunkt war
die Sonderveranstaltung zu
spektakulären Fällen, Irrtümern,
Raritäten und Fehlern
Absoluter Höhepunkt war analog
zu IFSO die Sonderveranstaltung
zu spektakulären Fällen, Irrtümern,
Raritäten und Fehlern. Unter
dem Titel „Highway to Hell“
und untermalt mit der zugehörigen
Musik wurde der hierfür
ausgesuchte Raum wie bereits
in Hamburg erneut zu klein. Das
Interesse war enorm, so dass
überlegt wird, ob man in Zukunft
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Das Ehrenmitglied und Gründungsmitglied der IFSO, Nicola Scopinaro (Mitte),
mit Dr. Sylvia Weiner und dem Kongresspräsidenten Prof. Dr. Rudolf A. Weiner.
diese Sitzung in den Plenarsaal
ziehen sollte.
Ein besonderer Dank gilt den
Sponsoren und Ausstellern, die
als Partner die Durchführung
derartiger Veranstaltungen erst
möglich machen. Mit 31 Ausstellern
wurde 2012 ein neuer
Rekord aufgestellt. Das 8. Frankfurter
Meeting wird am 20. und
21. November 2014 stattfinden,
der Veranstaltungsort ist allerdings
noch offen. Es wird wohl
Frankfurt bleiben, obwohl die
DGAV schon das Langenbecks-
Virchow-Haus ins Gespräch gebracht
hatte (H.J. Buhr). Palmengarten,
wieder Zoopalast oder
sogar Alte Oper? Lassen wir uns
überraschen. Es gibt wohl kaum
eine vergleichbare chirurgische
Veranstaltung, die so regelmäßig
Experten aus aller Welt (zu-
mindest aus vier Kontinenten)
zu einer Fachtagung anzieht –
und das auch auf einem Gebiet,
auf dem die deutsche Chirurgie
nicht flächendeckend als führend
bezeichnet werden kann. Zen-
traler Koordinationspunkt war
wie bereits bei allen Tagungen ab
2004 und auch zum IFSO-Weltkongress
die junge Chirurgin Dr.
med. Sylvia Weiner aus dem Exzellenzzentrum
für Adipositaschirurgie
im Krankenhaus Sachsenhausen
in Frankfurt am Main.
Eine Familienveranstaltung auch
im übertragenen Sinn – denn die
Atmosphäre des Chirurgentreffens
war auch in diesem Jahr wie
schon seit 1998 ausgesprochen
freundschaftlich. ❘ ❙ ❚
Prof. Dr. med. Rudolf A. Weiner
Chefarzt, Chirurgische Klinik
Krankenhaus Sachsenhausen
Schulstraße 31
60594 Frankfurt/Main
h rweiner@khs-ffm.de
1 www.khs-ffm.de
1 www.profweiner.com
Zum Schluss wurde angestoßen und Dr. Beate Herbig (rechts) aus Hamburg
kurzfristig in das Damenteam um Professor Weiner integriert.
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