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Schmerztherapie in der Privatpraxis - Zantomed

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Cyclobenzapr<strong>in</strong> und Antidepressiva. Nur e<strong>in</strong>geschränkt<br />

empfehlenswert s<strong>in</strong>d Okklusionsschienen<br />

bei multi lokulären Schmerzen,<br />

T.E.N.S., Akupunktur, Diazepam, nicht steroidale<br />

Antirheumatika NSAR, Flupirt<strong>in</strong>, Lokalanästhesien<br />

und Botul<strong>in</strong> tox<strong>in</strong>um (Abb. 5).<br />

+ Aufklärung: Die Information des Patienten<br />

mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> die biopsychosozialen<br />

Zusammenhänge se<strong>in</strong>er Erkrankung ist e<strong>in</strong><br />

Schlüsselelement für die Mitarbeit und den<br />

Therapieerfolg (57). Dies ist umso bemerkenswerter<br />

als dieses Therapieverfahren ke<strong>in</strong>erlei<br />

technische Hilfsmittel benötigt, son<strong>der</strong>n nur<br />

die Zeit und die Expertise des Behandlers.<br />

+ Okklusionsschienen: Okklusionsschienen,<br />

die alle Zähne abdecken o<strong>der</strong> nur punktuell <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Front (z.B. NTI-tss), s<strong>in</strong>d bei regionalen<br />

Muskelschmerzen e<strong>in</strong>deutig wirksam, haben<br />

e<strong>in</strong>e spezifische Wirkung (20, 23, 90) und sollten<br />

überwiegend nachts e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

Bei multilokulären Schmerzen s<strong>in</strong>d die Effekte<br />

kaum zu belegen und sollten hier eher im Kontext<br />

mit multimodalen Therapiekonzepten e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden (69). Als unspezifischer Effekt<br />

tagsüber wird e<strong>in</strong>e verhaltenstherapeutische<br />

Wirkung durch e<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>der</strong> Körperwahrnehmung<br />

vermutet (44). Als spezifischer<br />

Effekt wird e<strong>in</strong>e Neuorganisation <strong>in</strong>tramuskulärer<br />

Funktionsmuster im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er heterogenen<br />

Aktivierbarkeit <strong>der</strong> Muskelfasern diskutiert,<br />

wobei geschädigte Muskelfasern<br />

entlastet werden und dadurch e<strong>in</strong>e Schmerzreduktion<br />

stattf<strong>in</strong>den kann (74, 75).<br />

+ Physiotherapie/Selbsttherapie: Selbstbehandlung<br />

des Patienten nach e<strong>in</strong>gehen<strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>weisung ist ebenso wirksam wie die Therapie<br />

mit e<strong>in</strong>er Okklusionsschiene o<strong>der</strong> Aufklärung<br />

(7, 57). Studien über die Wirksamkeit<br />

von Physiotherapie bei Kaumuskelschmerzen<br />

liegen nicht vor, allerd<strong>in</strong>gs bei muskulär bed<strong>in</strong>gten<br />

Rückenschmerzen. Hier s<strong>in</strong>d manuelle<br />

Therapien und Massagen temporär wirksame<br />

Massnamen, die durchaus empfohlen werden<br />

können aber als symptomatische Interventionen<br />

zu bewerten s<strong>in</strong>d (3, 24). E<strong>in</strong>e aktuelle<br />

Metanalyse über elektrische Nerven Stimu -<br />

la tion (ENS) und transkutane elektrische<br />

Nervenstimulation (TENS) hat e<strong>in</strong>e deutliche<br />

Wirksamkeit bei chronischen muskuloskelettalen<br />

Schmerzen belegen können (40) und<br />

kann hilfreich se<strong>in</strong> zur Reduktion des Medikamentene<strong>in</strong>satzes<br />

(12).<br />

+ Verhaltenstherapie: In verschiedenen<br />

Schlüsselstudien konnte nachgewiesen werden,<br />

dass verhaltenstherapeutische Massnahmen<br />

mit Aufklärung, Selbsthilfeanweisungen,<br />

Entspannungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g und telefonischen Kontrollen<br />

kurzfristig ebenso effektiv s<strong>in</strong>d wie die<br />

klassische zahnärztliche Therapie mit Okklusions<br />

schienen, Physiotherapie und Aufklärung.<br />

Über e<strong>in</strong>en Zeitraum von e<strong>in</strong>em Jahr hat<br />

sich die Verhaltenstherapie sogar als wirksamer<br />

erwiesen als die Standardbehandlung<br />

(17, 80), so dass diese Therapieform unbed<strong>in</strong>gt<br />

Therapieempfehlungen bei Schmerzen <strong>der</strong> Kaumuskulatur<br />

Sehr empfehlenswert<br />

• Aufklärung<br />

• Okklusionsschienen<br />

• Physiotherapie/Massage<br />

• Cyclobenzapr<strong>in</strong><br />

Abb. 5<br />

Empfehlenswert<br />

empfohlen werden kann. Viele Elemente dieser<br />

Vorgehensweise wie Selbsthilfe, Entspannungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

o<strong>der</strong> Strategien zur Schmerzbewältigung<br />

können <strong>in</strong> den zahnärztlichen<br />

All tag <strong>in</strong>tegriert werden und erhöhen dadurch<br />

die Wirksamkeit <strong>der</strong> klassischen zahnärztlichen<br />

Therapie.<br />

+ Biofeedback u. progressive Muskelentspannung:<br />

Die Wirksamkeit von Biofeedback wurde<br />

bei Kaumuskelschmerzen deutlich belegt (10)<br />

und <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Verhaltenstherapie<br />

zeigt die progressive Muskelentspannung nach<br />

Jacobson ebenfalls e<strong>in</strong>e deutliche Wirkung<br />

bei an<strong>der</strong>en muskulären Schmerzen (63).<br />

+ Medikamentöse Behandlung: Während<br />

nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) bei<br />

chronischen Kaumuskelschmerzen ke<strong>in</strong>e Wirksamkeit<br />

belegen konnten (78), war das Muskelrelaxans<br />

Cyclobenzapr<strong>in</strong> (Flexeril®) bei myofaszialen<br />

Schmerzen deutlich effektiv (6, 8, 79).<br />

Da dieses Medikament <strong>in</strong> Deutschland nicht<br />

zugelassen ist, wird häufig Flupirt<strong>in</strong> (Katadolon®,<br />

TrancopalDolo®) verwendet, das ähnlich<br />

wirksam ist, aber dies bis jetzt nur durch<br />

wenige Studien belegen konnte (4). Das Antidepressivum<br />

Amytriptil<strong>in</strong> war <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en<br />

Studie über 3 Wochen wirksamer als Placebo,<br />

während über Botul<strong>in</strong>um-Tox<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>e klaren<br />

Daten vorliegen (61, 86). Die Infiltration von<br />

Triggerpunkten o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en muskulären<br />

Area len mit e<strong>in</strong>em Lokalanästhetikum konnte<br />

nur <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Studien e<strong>in</strong>e gewisse Wirksam-<br />

• Verhaltenstherapie<br />

• Entspannungsverfahren<br />

• Trizyklische Antidepressiva<br />

E<strong>in</strong>geschränkt<br />

empfehlenswert<br />

• T.E.N.S.<br />

• Akupunktur<br />

• Diazepam<br />

• NSAR<br />

• Flupirt<strong>in</strong><br />

• Lokalanästhesien<br />

• Botox<br />

keit nachweisen und kann deshalb nur bed<strong>in</strong>gt<br />

empfohlen werden (11, 46, 1).<br />

+ Akupunktur: Die Datenlage zur Akupunktur<br />

bei myofaszialen Schmerzen ist unschlüssig,<br />

zeigt aber ähnliche Effekte wie Okklusionsschienen<br />

(37) o<strong>der</strong> Sche<strong>in</strong>akupunktur (25). Bei<br />

<strong>der</strong> Behandlung von Schmerzen <strong>der</strong> Rückenmuskulatur<br />

ist die Wirksamkeit allerd<strong>in</strong>gs belegt<br />

(55).<br />

Schmerzen im Kiefergelenk<br />

Schmerzen im Kiefergelenk treten meist <strong>in</strong> Zusammenhang<br />

mit myofaszialen Schmerzen auf<br />

und können nur bei ca. 10% <strong>der</strong> CMD-Patienten<br />

isoliert betrachtet und behandelt werden<br />

(Huang 2002). Diese isolierten Gelenkschmerzen<br />

sche<strong>in</strong>en die Patienten weniger zu belasten<br />

als die Muskelschmerzen (Huang 2002,<br />

L<strong>in</strong>droth 2002). Nach aktueller Studienlage<br />

s<strong>in</strong>d bei Arthralgien des Kiefergelenks folgende<br />

therapeutische Massnahmen empfehlenswert:<br />

Aufklärung, Okklusionsschienen, nichtsteroidale<br />

Antirheumatika (NSAR), physio the-<br />

ra peutische Selbsttherapie, manuelle Therapie,<br />

Massage, T.E.N.S., Akupunktur, Verhaltenstherapie,<br />

Entspannungsverfahren, Paracetamol,<br />

trizyklische Antidepressiva sowie <strong>in</strong>traartikuläre<br />

Injektionen mit Glukokortikoid-<br />

Hyaluronat. E<strong>in</strong>geschränkt empfehlenswert<br />

s<strong>in</strong>d Chondroprotektiva wie Glukosam<strong>in</strong>sulfat<br />

sowie m<strong>in</strong>imal<strong>in</strong>vasive Massnahmen wie<br />

Arthroskopie und Arthrozentese (Abb.6).<br />

Therapieempfehlungen bei Schmerzen <strong>der</strong> Kiefergelenke<br />

Sehr empfehlenswert<br />

• Aufklärung<br />

• Okklusionsschienen<br />

• NSAR<br />

Abb. 6<br />

Empfehlenswert<br />

• Physiotherapeutische<br />

Selbsttherapie<br />

• Manuelle Therapie/Massage/<br />

TENS<br />

• Akupunktur<br />

• Verhaltenstherapie<br />

• Entspannungsverfahren<br />

• Paracetamol<br />

• Trizyklische Antidepressiva<br />

• Intra-artikuläre Injektionen<br />

E<strong>in</strong>geschränkt<br />

empfehlenswert<br />

• Chondroprotektiva<br />

• Arthroskopie<br />

• Arthrozentese

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