Gibt es die ideale Oberflächenabdichtung?

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Gibt es die ideale Oberflächenabdichtung? dass Vegetation und Wurzelwachstum aufgrund der Versuchszeit von < 10 Jahren noch keine tiefer reichenden Schädigungen hervorrufen konnten. Tabelle 1: Stichwortartige Zusammenfassung der Ergebnisse von Großlysimeter-Feldversuchen un- terschiedlich aufgebauter Deponieoberflächenabdichtungen. Projekt / Standort Deponie HH- Georgswerder Schlickdeponie HH-Francop Deponie Karlsruhe-West Deponie „Im Dienstfeld“/ Aurach Dillinger Hütte, Saarland Deponie Heinersgrund Deponie Kuhstedt 80 Art der untersuchten Oberflächenabdichtung Literaturquelle feinkornmineralische Dichtung unter 0,75m Rekultivierungsschicht: Versagen nach 5 Jahren. Bentonitmatten unter 0,3m Reku.: Versagen nach 2 Jahren Dichtung aus Hafenschlick unter 0,8m Rekultivierungsschicht: Versagen nach 5 Jahren 1,0m Reku; feinkornmineralische Dichtung; Kapillarsperre: Versagen der mineral. D. nach 7 Jahren 1,0m Reku; Bentonitmatte: zunehmende Durchsickerung nach 4 Jahren 1,5m bzw. 2,0m Reku; tonmineral. D: nach 5 Versuchsjahren noch keine Verschlechterung der Dichtung 1,0m Reku; unterschiedliche mineralische und technische Dichtungskomponenten; nach 6 Jahren generell gute Abdichtungswirkung; bei feinkornmineralischer Dichtung Tendenz zu höheren Durchlässigkeiten. 2,0m Reku als einzige Komponente: nur ca. 3% Durchsickerung 1,5m Reku; Kapillarsperre: nach 6 Jahren: gleich bleibend befriedigende Wirksamkeit 1,5m Reku; tonmineral. Dichtung: nach 6,5 Versuchsjahren noch volle Wirksamkeit 1,5m Reku; Bentonitmatte: nach 6,5 Versuchsjahren noch volle Wirksamkeit 1,5m Reku; Kapillarsperre: wegen geringer Hangneigung und Stauhorizont in der Reku: eingeschränkte Wirksamkeit der Kapillarsperre Deponie Deetz jeweils 1,0 m Reku, darunter unterschiedliche Dichtungskomponenten; nach 3 Versuchsjahren noch keine eindeutigen Aussagen erkennbar. Hausmülldeponien in Bayern Auswertung des Sickerwasseranfalls von mineralisch endabgedichteten Hausmülldeponien: Sickerwasserbildung ca. 10 –15% vom Niederschlag Melchior et al, 2002 Gröngröft et al, 2002 Giurgea & Hötzl, 2004 Henken- Mellies & Schweizer, 2007 Arlt & Wolsfeld, 2008 Brühl, 2006 BMBF / KO- RA, 2008 Melchior et al, 2006 Huber, 2003
20. Nürnberger Deponieseminar 2009; Tagungsband Dr. Ulrich Henken-Mellies 4 Zur Langzeitwirksamkeit von Oberflächenabdichtungen Wie im vorangegangenen Kapitel dargestellt, beträgt der Beobachtungs- und Erfahrungszeit- raum zur konkreten Beurteilung von Oberflächenabdichtungen ca. 10 bis höchstens 20 Jah- re. Der nach der neuen DepV geforderte Prognosezeitraum beträgt 100 Jahre. Hier muss notwendigerweise mit Extrapolationen gearbeitet werden, die wohl oder übel mit Fehlern behaftet sind. Bei Kunststoffprodukten im Erd- und Deponiebau ist es üblich, im Rahmen der Produkt- zulassung Zeitrafferexperimente durchzuführen, etwa in der Weise, dass die entsprechenden Tests bei erhöhten Temperaturen in praktikablen Zeiträumen (maximal ca. 1.000 Tage) durchgeführt werden. Die Extrapolation der Ergebnisse über sogenannte Arrhenius-Plots ist in der Fachwelt anerkannt. Daher lassen zum Beispiel Kunststoffdichtungsbahnen aus HDPE mit einiger Sicherheit eine über 100-jährige Funktionserfüllung erwarten; entsprechend si- cher klingen die BAM-Gutachten und die Produktprospekte der Firmen. Die oben zitierten Feldversuche in Georgswerder und Bautzen-Nadelwitz waren von den Forscherteams auch als „Zeitraffer-Experimente“konzipiert worden; - sie erwiesen sich be- kanntermaßen als Crash-Tests. Im Fall der natürlichen Systeme mit vielfältigen, unbestimmten Variablen wie Vegetation und Klima weiß man zunächst einmal, was nicht funktioniert: In mehreren Feldversuchen hat sich gezeigt, dass es bei einer Dicke der Rekultivie- rungsschicht von < 1 m schon nach wenigen Jahren zu einem Versagen von aus- trocknungsempfindlichen feinkornmineralischen Dichtungskomponenten kommen kann. –Das heißt nicht, dass mineralische Dichtungen unter Rekultivierungsschich- ten von < 1 m Dicke notwendigerweise immer versagen, aber es besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit. Hoch plastische Tone sind besonders schrumpfanfällig und sollten in Oberflächenab- dichtungen vermieden werden. –Ob leicht- bis mittelplastische Tone tatsächlich ge- eignet sind, sei einmal dahingestellt (zumindest sind sie weniger schrumpfanfällig; dafür weisen sie eine geringere Toleranz gegen Verformungen auf). Tiefwurzelnde Pflanzen können bekanntermaßen auch tieferen Bodenschichten bzw. mineralischen Dichtungsschichten Wasser entziehen und so zu einer irreversiblen Schädigung der Dichtung führen. –Ob sich das Ansiedeln tiefwurzelnder Pflanzen auf Rekultivierungsschichten auf lange Sicht verhindern lässt, ist fraglich. 81
Seite 1 und 2: 20. Nürnberger Deponieseminar 2009
Seite 5: 20. Nürnberger Deponieseminar 2009

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