Geologische CO2-Speicherung - was ist das eigentlich? (PDF - BGR
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• es darf kein Süß<strong>was</strong>ser enthalten, <strong>das</strong> als<br />
Trink<strong>was</strong>serressource genutzt werden könnte.<br />
Wo Speicherstandorte in Europa<br />
zu finden sind<br />
Sedimentbecken* sind in Europa weit verbreitet, zum<br />
Beispiel in der Nordsee oder im Vorland von Gebirgen<br />
(Abb. 2). Viele Gesteinsformationen in den europäischen<br />
Sedimentbecken* erfüllen die Kriterien für die<br />
geologische CO 2-<strong>Speicherung</strong> und werden derzeit von<br />
Forschern kartiert und charakterisiert. Andere Bereiche<br />
Europas, z.B. große Teile von Skandinavien, bestehen<br />
aus Kr<strong>ist</strong>allingesteinen und enthalten daher keine<br />
geeigneten Speichergesteine*.<br />
Ein Bereich mit hohem Speicherpotenzial <strong>ist</strong> <strong>das</strong> Südliche<br />
Permbecken, <strong>das</strong> sich von England bis Polen erstreckt (in<br />
Abbildung 2 durch die größte Ellipse dargestellt). Auf die<br />
Sedimente haben Prozesse eingewirkt, die die<br />
Porenräume mit Sole*, Öl oder Erdgas gefüllt haben. Die<br />
Tonschichten zwischen den porösen Sandsteinschichten<br />
wurden zu Gesteinsschichten mit niedriger<br />
Permeabilität* komprimiert, <strong>was</strong> <strong>das</strong> Aufsteigen von<br />
Flüssigkeit verhindert. Viele Sandsteinformationen<br />
befinden sich in Tiefen zwischen 1 und 4 km, wo der<br />
Druck hoch genug <strong>ist</strong>, um <strong>CO2</strong> als dichte Phase zu<br />
speichern. Der Salzgehalt in den Formationswässern<br />
steigt in diesen Tiefen von etwa 100 g/l auf 400 g/l – mit<br />
anderen Worten, diese Solen* sind viel salziger als<br />
Meer<strong>was</strong>ser (35 g/l). Tektonische Bewegungen im<br />
Becken haben zu plastischen Verformungen der<br />
Steinsalz-Formationen geführt. Dadurch wurden<br />
Hunderte kuppelförmiger Strukturen geschaffen, in<br />
denen sich manchmal Erdgas sammelte. Diese<br />
fallenartigen Strukturen werden im Hinblick auf mögliche<br />
CO 2-Speicherstätten und Pilotprojekte untersucht.<br />
Speicherkapazität<br />
Kenntnisse über die CO 2-Speicherkapazität werden von<br />
Politikern, Aufsichtsbehörden und den Betreibern benötigt.<br />
Schätzungen der Speicherkapazität sind me<strong>ist</strong>ens sehr<br />
grobe Werte und basieren auf der räumlichen Ausdehnung<br />
potenziell geeigneter Formationen. Kapazitätsabschätzungen<br />
müssen für verschiedene Größenordnungen<br />
differenziert werden: vom überregionalen Maßstab bei<br />
nationalen Kapazitäten über Sedimentbecken* bis hin zu<br />
einzelnen Speicherstandorten. Für konkrete Speicherstandorte<br />
müssen detaillierte Kapazitätsberechnungen<br />
die Komplexität der realen geologischen Struktur<br />
berücksichtigen.<br />
Volumetrische Kapazität: Veröffentlichte nationale<br />
Speicherkapazitätsabschätzungen basieren generell auf<br />
Berechnungen des Porenvolumens der Speicherformationen.<br />
Theoretisch kann die Speicherkapazität<br />
einer bestimmten Formation errechnet werden, indem<br />
man ihre Fläche mit ihrer Dicke, ihrer durchschnittlichen<br />
Porosität* und der durchschnittlichen Dichte des CO 2<br />
unter Speicherbedingungen multipliziert. Da der<br />
© <strong>BGR</strong><br />
7<br />
London<br />
Paris<br />
Brüssel<br />
Stuttgart<br />
Mailand<br />
Kopenhagen<br />
Berlin<br />
Prag<br />
Porenraum mit Sole* gefüllt <strong>ist</strong>, kann jedoch nur ein<br />
kleiner Teil für die <strong>Speicherung</strong> von CO 2 genutzt<br />
werden, wobei man generell von 1-3% ausgeht<br />
(Speichereffizienz).<br />
Real<strong>ist</strong>ische Kapazität: Für konkrete Speicherstätten<br />
können durch detaillierte Untersuchungen real<strong>ist</strong>ische<br />
Kapazitäten berechnet werden. Die Formationsdicke <strong>ist</strong><br />
nicht immer konstant und die Eigenschaften eines<br />
Speichergesteins* können über kurze Entfernungen<br />
variieren. Durch detaillierte Kenntnis der Größe, Form<br />
und geologischen Eigenschaften des Speichers kann die<br />
Berechnung entsprechend genauer erfolgen als bei der<br />
volumetrischen Kapazität, die nur Durchschnittswerte<br />
berücksichtigt. Auf der Grundlage eines digitalen 3D-<br />
Modells der Speicherstätte kann die Injektion und<br />
Ausbreitung von CO 2 mit Computern simuliert werden,<br />
um eine real<strong>ist</strong>ische Speicherkapazität zu berechnen.<br />
Praktikable Kapazität: Kapazität <strong>ist</strong> nicht nur eine Frage<br />
von geologischen Eigenschaften. Ob eine geeignete<br />
Speicherstätte genutzt wird oder nicht, hängt auch von<br />
sozio-ökonomische Faktoren ab. So wird z.B. der<br />
Transport des CO 2 von der Quelle zum Speicherstandort<br />
durch die Transportkosten begrenzt. Die Kapazität<br />
hängt auch von der Reinheit des CO 2 ab. Letztlich<br />
treffen Politik und öffentliche Akzeptanz die<br />
Entscheidung darüber, ob eine verfügbare<br />
Speicherkapazität tatsächlich genutzt<br />
wird oder nicht.<br />
Zusammenfassend wissen wir, <strong>das</strong>s es in Europa eine<br />
hohe Kapazität für die <strong>Speicherung</strong> von CO 2 gibt, selbst<br />
wenn es in Hinblick auf die Komplexität, die<br />
Verschiedenartigkeit und die sozioökonomischen Faktoren<br />
Unsicherheiten gibt. Das EU-Projekt GESTCO* schätzte die<br />
CO 2-Speicherkapazität in den Erdöl- und Erdgasfeldern<br />
im Nordseegebiet auf 37 Gt. Somit könnten große<br />
Anlagen in dieser Region über mehrere Jahrzehnte<br />
hinweg CO 2 injizieren. Die Aktualisierung und weitere<br />
Charakterisierung von Speicherkapazitäten in Europa <strong>ist</strong><br />
Gegenstand laufender Forschung in den einzelnen<br />
Mitgliedsstaaten und in dem europaweiten Projekt<br />
Geocapacity*.<br />
<strong>Geologische</strong> CO 2 -<strong>Speicherung</strong> – <strong>was</strong> <strong>ist</strong> <strong>das</strong> <strong>eigentlich</strong>?<br />
Wien<br />
Warschau<br />
Abbildung 2<br />
<strong>Geologische</strong> Karte von<br />
Europa mit den<br />
wichtigsten<br />
Sedimentbecken* (rote<br />
Ellipsen), die geeignete<br />
Gesteine für die CO 2 -<br />
<strong>Speicherung</strong> aufweisen<br />
(modifiziert aus:<br />
<strong>Geologische</strong> Karte von<br />
Europa, 1:5.000.000).