23.04.2013 Aufrufe

Früchte pressen

Früchte pressen

Früchte pressen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Lokal denken, global handeln<br />

Gerade in Zeiten wachsenden Verantwortungsbewusstseins,<br />

nachhaltig und<br />

umweltverträglich zu handeln, indem<br />

man lokale Produkte kauft, um so den<br />

Verbrauch fossiler Brennstoffe für den<br />

Transport der Produkte möglichst zu<br />

vermeiden, wünscht sich so mancher die<br />

alten Mostereien zurück. Weil diese<br />

<strong>Früchte</strong> nicht mit Pestiziden behandelt<br />

sind, kommen sie nicht so makellos<br />

daher wie die Prachtexemplare, die uns<br />

in Film, Funk und Fernsehen oder der<br />

Supermarktauslage angepriesen werden,<br />

und erscheinen uns darum oft als<br />

nicht verzehrenswert – weniger lecker<br />

sind gerade Äpfel dadurch jedoch keineswegs.<br />

Dass ein in der Region gewachsener<br />

und gepflückter oder eingesammelter<br />

Apfel nebenbei auch frischer ist<br />

als ein Bilderbuchapfel etwa aus Neuseeland,<br />

ist auch erschreckend einleuchtend.<br />

Im ländlichen Bereich, draußen vor<br />

den Toren unserer südnieder sächsischen<br />

Metropole, pflegt man hier und da noch<br />

den traditionellen Umgang mit den<br />

<strong>Früchte</strong>n der Region: In Reiffenhausen<br />

bei Friedland etwa unterhält die Gemeinde<br />

im Dorfgemeinschaftshaus eine Mosterei,<br />

die nach vorheriger Anmeldung<br />

natürlich auch der Stadtbevölkerung zur<br />

Verfügung steht. Hier kann sich der interessierte<br />

Besucher unter fachkundiger<br />

Leitung an der Selbstversorgung versuchen.<br />

Naturbelassen und lecker<br />

In der Mosterei wird aus dem Obst Ihrer<br />

Wahl, ob Äpfel, Birnen oder Trauben,<br />

auch wenn letztere in unserer Gegend<br />

eher selten vorkommen, leckerer naturbelassener<br />

Saft, ohne Konservierungsstoffe<br />

oder Zuckerzusatz hergestellt.<br />

Dabei haben Sie im Gegensatz zur klassischen<br />

Mosterei von anno dazumal, in<br />

der meist gegen einen Obolus Obst gegen<br />

fertig abgefüllte Flaschen unbekannter<br />

Herkunft getauscht wurde, absolute<br />

Kontrolle darüber, was in Ihre Flaschen<br />

kommt. Nachdem die <strong>Früchte</strong> kurz<br />

gewaschen werden, um sie von Schmutz<br />

zu befreien, werden sie zunächst maschinell<br />

kleingehackt und im Anschluss unter<br />

hohem Druck gepresst. Der entstehende<br />

Saft kann nun beispielsweise in Fässer<br />

gefüllt werden, um ihn zu Wein zu vergären.<br />

Alternativ kann der Saft in einer Zentrifuge<br />

von Schwebstoffen befreit werden,<br />

damit sich beim Verzehr nichts auf<br />

dem Glasboden absetzt. Um den Saft<br />

haltbar zu machen und um zu verhindern,<br />

dass der Saft in den Flaschen gärt,<br />

wird dieser vor der Abfüllung in Glasflaschen<br />

auf 85 Grad Celsius erhitzt.<br />

Anschließend steht eine Abfüllanlage zur<br />

Verfügung, mittels derer der Saft in seine<br />

Lagerbehältnisse kommt. Genauso wie<br />

das Obst, gilt es im Übrigen auch die Flaschen<br />

selber mitzubringen – ein weiteres<br />

Plus in Sachen Umweltverträglichkeit<br />

und Nachhaltigkeit. Für diejenigen<br />

Selbstpresser, die Flaschen mit Kronkorkenverschluss<br />

mitbringen, kann vor<br />

Ort auch für neue Kronkorken gesorgt<br />

werden, Voranmeldung genügt. Alternativ<br />

lassen sich auch Mineralwasserflaschen<br />

hervorragend befüllen und wiederverschließen.<br />

Die mitgebrachten Flaschen<br />

sollten allerdings zuvor am besten<br />

in der Geschirrspülmaschine gereinigt<br />

und von Etiketten befreit worden sein.<br />

Mosten mit Hilfestellung<br />

Die Hausmeister des Dorfgemeinschaftshauses,<br />

Yvonne und Ralf Gräser,<br />

bedienen die Gerätschaften und stehen<br />

leidenschaftlich mit Rat und Tat beim<br />

Pressen, Filtern und Abfüllen zur Seite.<br />

Je nachdem, wie viele Helfer auf der<br />

Besucherseite erscheinen, gestaltet sich<br />

auch der Preis für das Mosten. »Ab drei<br />

Personen kann man ganz gut arbeiten –<br />

mehr als acht bis zehn sollten es allerdings<br />

nicht sein, denn dann gibt es nicht<br />

für jeden etwas zu tun«, meint Frau Gräser.<br />

Kinder sind dabei natürlich herzlich<br />

willkommen. »Die Mindestmenge an<br />

<strong>Früchte</strong>n sollte schon zwei Zentner<br />

betragen, sonst lohnt es sich nicht«, sagt<br />

Frau Gräser. Sollten Sie also selber nicht<br />

genug <strong>Früchte</strong> finden, können Sie sich ja<br />

mit Freunden oder Bekannten zusammentun<br />

und das Mosten gleich auch<br />

gesellig gestalten. Pro Zentner winkt<br />

übrigens eine Ausbeute von bis zu 30<br />

Litern. Dem ist natürlich in der Menge<br />

der mitgebrachten Flaschen Rechnung<br />

zu tragen. Sollten Sie nicht genug Flaschen<br />

haben, lassen sich diese auch häufig<br />

beim Getränkehändler Ihres Vertrauens<br />

in Form von leeren Mineralwasserflaschen<br />

besorgen. Die Kästen, in denen<br />

diese bereitgehalten werden, sind dabei<br />

natürlich auch beim Transport und der<br />

Lagerung ungemein praktisch. Zur Orientierung:<br />

Pro Zentner <strong>Früchte</strong> benötigen<br />

Sie großzügig geschätzt etwa dreiundvierzig<br />

0,7-Liter-Flaschen – das sollte<br />

dann auch für einen langen Winter<br />

genügen. Der Prozess des Mostens dauert<br />

im Schnitt etwa eine Stunde. Die Mos-<br />

terei steht Ihnen in der Saison, nach voriger<br />

Terminabsprache, beginnend im<br />

September bis Ende Oktober zur Verfügung.<br />

Sonntags ist allerdings Ruhetag.<br />

Gesund, lehrreich und<br />

kurzweilig<br />

Vom Sammeln oder Pflücken der <strong>Früchte</strong><br />

über die Verarbeitung bis hin zum Verzehr<br />

kann man so an der gesamten Produktion<br />

teilnehmen und ist für den Inhalt<br />

und die Verarbeitung selber verantwortlich.<br />

Wo sonst ist das mit unseren<br />

Lebensmitteln heutzutage noch möglich.<br />

Dass sich das lohnt, werden Sie spätestens<br />

beim ersten Glas feststellen. Außerdem<br />

bietet sich durch das Sammeln,<br />

Mosten und Abfüllen eine super Gelegenheit<br />

für einen oder auch mehrere Ausflüge<br />

in die Umgebung, mit Freunden,<br />

Besuchern oder der Familie.<br />

Das Mosten wird so zur sinnvollen Spätsommer-Unterhaltung<br />

und wer weiß –<br />

vielleicht gibt es ab sofort ja nur noch<br />

Selbstgemostetes zu trinken ...<br />

kontakt<br />

info<br />

Terminabsprachen<br />

Dorfgemeinschaftshaus<br />

Reiffenhausen<br />

Auf der Worth 11<br />

37133 Friedland/Reiffenhausen<br />

Tel. 05504-340<br />

www.dgh-reiffenhausen.de<br />

Kosten<br />

Beim Stellen von 2 Hilfskräften<br />

je 0,7-Liter-Flasche: 0,35 €<br />

Beim Stellen von 1 Hilfskraft<br />

je 0,7-Liter-Flasche: 0,35 €<br />

Ohne Hilfskräfte<br />

je 0,7-Liter-Flasche: 0,45 €<br />

Zuschlag für 1-Liter-Flaschen:<br />

0,05 €<br />

Das Aus<strong>pressen</strong> der <strong>Früchte</strong><br />

(Abfüllung in Großgebinde, z.B.<br />

für die Weiterverarbeitung zu Wein)<br />

je Liter: 0,20 €<br />

(Alle Angaben ohne Gewähr)<br />

regional<br />

25

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!