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Die Mutter-Vater-Kind-Kuren: Rehabilitation und Prävention Monika ...

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<strong>Die</strong> <strong>Mutter</strong>-<strong>Vater</strong>-<strong>Kind</strong>-<strong>Kuren</strong>: <strong>Rehabilitation</strong> <strong>und</strong> <strong>Prävention</strong><br />

<strong>Monika</strong> Böhmer<br />

Im Vergleich zu Singles oder kinderlosen Paaren leiden Familien unter Benachteiligung <strong>und</strong><br />

Mehrfachbelastung. Einkommensdefizite, wie sie bei Familien bestehen, stehen in<br />

Wechselwirkung mit anderen psychosozialen Risikokonstellationen. Dazu gibt es eine<br />

Stellungnahme der Gesellschaft für seelische Ges<strong>und</strong>heit in der frühen <strong>Kind</strong>heit e.V.<br />

Auskunft.<br />

<strong>Die</strong>ser Bericht weist darauf hin, dass für solche Familien eine verminderte<br />

Zugangsmöglichkeit zu medizinischen, psychosozialen <strong>und</strong> pädagogischen<br />

Unterstützungsangeboten besteht. Sie haben weiter ein erhöhtes Risiko von Alkohol-,<br />

Medikamenten- oder Drogenmissbrauch. Organische <strong>und</strong> psychosoziale Belastungen in der<br />

Schwangerschaft können zu Frühgebörtlichkeit <strong>und</strong> einer erhöhten somatopsychischen<br />

Empfindlichkeit des Säuglings oder Kleinkindes führen.<br />

Psychische Belastungen <strong>und</strong> Überforderungen z.B. der alleinerziehenden <strong>Mutter</strong> führen<br />

bisweilen bei ihr zu schweren Erkrankungen <strong>und</strong> parallel dazu zu emotionalen <strong>und</strong> kognitiven<br />

Entwicklungsstörungen bei den <strong>Kind</strong>ern.<br />

Spätere Verhaltensauffälligkeiten bis zu dissozialen Entwicklungen sind die nachweisbaren<br />

Folgen. <strong>Die</strong>se inzwischen wissenschaftlich erforschten Zusammenhänge gelten ebenso für<br />

Familien mit zwei Elternteilen. Das heißt für die Gesellschaft.<br />

Bestehende Unterstützungsmöglichkeiten für Familien mit <strong>Kind</strong>ern, vor allem für solche mit<br />

zahlreichen Risikobelastungen dürfen nicht gekürzt, sondern müssen im Gegenteil<br />

ausgebaut werden. Frühe <strong>und</strong> präventive Maßnahmen können das Auftreten oder die<br />

Chronifizierung von Vorhaltens-Problemen <strong>und</strong> psychische Störungen bei <strong>Kind</strong>ern<br />

verhindern. <strong>Die</strong>s gelingt jedoch nur, wenn auch Belastungen der Erwachsenen erkannt <strong>und</strong><br />

mitbehandelt werden.<br />

Körperliche Erkrankungen <strong>und</strong> psychosoziale Gesamtkonstellationen sind oft zu Hause nicht<br />

behandelbar. Es wäre eine ganzheitliche Vernetzung der medizinischen <strong>und</strong><br />

psychotherapeutischen sowie sozialpädagogischen Angebote notwendig. Das wäre zwar<br />

wünschenswert, ist aber leider noch nicht realisierbar.<br />

Hier kann eine <strong>Mutter</strong>-<strong>Kind</strong>-Maßnahme das entscheidende Glied in der Versorgungskette<br />

sein. Wesentliche Hilfe aus der Sicht der betroffenen Frauen besteht darin, einmal aus dem<br />

häuslichen Spannungsfeld herauszukommen, um den "Familien-Stress" besser bewältigen<br />

zu können.<br />

Änderungen von Ges<strong>und</strong>heitsverhalten wie vernünftige Ernährung, Raucherentwöhnung <strong>und</strong><br />

bessere Bewältigung von chronischen Erkrankungen ist eine Leistung, die <strong>Mutter</strong> für die<br />

ganze Familie bis zu den Enkelkindern erbringen kann. Sie ist die Multiplikatorin für all das,<br />

was sie für sich erarbeiten <strong>und</strong> lernen kann. Es kann nur gelingen, wenn die Behandlungen<br />

ganz auf ihre Bedürfnisse eingeht.


Wichtige Ziele sind deshalb:<br />

• <strong>Die</strong> Selbstwirksamkeit zu erhöhen <strong>und</strong> damit das Selbstwertgefühl<br />

• Lösungsmodelle zu erarbeiten. <strong>Die</strong> sich auf alltägliche Konflikte anwenden lassen<br />

• <strong>Die</strong> Erziehungskompetenz zu erhöhen<br />

• <strong>Die</strong> eigenen Lebensentwürfe zu überdenken, um klarere Ziele zu finden<br />

• Das Erlernen von Bewältigungsstrategien bei chronischen Erkrankungen im Sinne<br />

der Salutogenese<br />

Unsere Kliniken bauen auf eine mehr als 40-jährige Erfahrung. Von Anfang an waren sie für<br />

Familien konzipiert, speziell für Mütter <strong>und</strong> <strong>Kind</strong>er. Aus dieser Tradition heraus entwickelten<br />

wir <strong>Rehabilitation</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Prävention</strong>smaßnahmen für Eltern <strong>und</strong> <strong>Kind</strong>er.<br />

In der Klinik arbeiten verschiedenen Fachleute eng zusammen, um die erfolgversprechende<br />

Behandlung für die Patienten zu finden <strong>und</strong> durchzuführen. Gleichzeitig ist für den<br />

organisatorischen Rahmen gesorgt. In dem so geschaffenen Freiraum können Frauen neue<br />

Impulse aufnehmen <strong>und</strong> neue Verhaltensweisen trainieren. <strong>Die</strong> Vorteile der stationären<br />

Behandlung sind gerade bei Eltern-<strong>Kind</strong>-Maßnahmen von großer Bedeutung. Der hoch<br />

einzuschätzende Klima- <strong>und</strong> Milieuwechsel bewirkt erste Symptomlinderungen. Und er<br />

erleichtert die Motivation zu einer adäquaten Behandlung. Denn ein verändertes<br />

Ges<strong>und</strong>heitsbewusstsein muss häufig erst aufgebaut werden. <strong>Die</strong> intensive<br />

Aufklärungsarbeit <strong>und</strong> Betreuung der Patienten erfordert einen stationären<br />

Behandlungszeitraum von mindestens<br />

3 Wochen.<br />

Am Anfang jeder Kurmaßnahme steht die Erstellung eines individuellen Behandlungsplanes<br />

nach der Hauptdiagnose. Weitere Diagnosen werden soweit als möglich mitbehandelt. Durch<br />

tägliche Kontrolle <strong>und</strong> Rückmeldung finden wir in relativ kurzer Zeit, die für die Patienten<br />

geeigneten medizinischen Behandlungen, Medikamente <strong>und</strong> Perspektiven für die<br />

längerfristige Stabilisierung. Der wichtigste Erfolg dieses Settings ist der Aufbau der<br />

sogenannten Compliance auf Seiten des Patienten. <strong>Die</strong>s bedeutet, durch die enge Bindung<br />

<strong>und</strong> den häufigen Kontakt mit den Therapeuten <strong>und</strong> Ärzten gelingt es den Patienten, die<br />

medizinischen Behandlungen auch anzunehmen <strong>und</strong> deren Sinn <strong>und</strong> Nutzen für sich zu<br />

erkennen.<br />

Bis vor einigen Jahren wurden bei Kurmaßnahmen oft effektive Behandlungsmethoden ohne<br />

spezifische Indikationen durchgeführt, als sogenannte roborierende Maßnahmen. <strong>Die</strong>s hat<br />

sich in den letzten Jahren gründlich geändert. Heute werden aus einer Palette<br />

hochwirksamer Behandlungsmethoden individuell indizierte ausgewählt nach der<br />

Leitsymptomatik des Patienten. <strong>Die</strong> ausreichende Häufigkeit der Anwendung entscheidet<br />

letztendlich über die Effizienz. Hierbei wird die Problematik von pauschaler Verweildauer<br />

deutlich. Erfahrungsgemäß macht es mehr Sinn, die Länge der Maßnahme nach der<br />

Symptomatik <strong>und</strong> den Behandlungsnotwendigkeiten zu entscheiden. Kann diese der Arzt<br />

nicht individuell gestalten, so ist der Erfolg im Einzelfall zuletzt gefährdet. <strong>Die</strong>s ist ein<br />

Widersinn, der sonst in den Versorgungssystemen nirgendwo praktiziert wird.


<strong>Die</strong> Familien reisen gemeinsam an. Sie bleiben über den Zeitraum von 3 Wochen<br />

zusammen. Ihre Behandlung jedoch erfolgt spezifisch nach individueller Symptomatik. Durch<br />

die geschlossene Gruppe können die Erkenntnisse über die Behandlungseffizienz einzelner<br />

Methoden bei bestimmten Indikationen zum Nutzen des Patienten voll ausgeschöpft werden.<br />

Erfahrungsgemäß ist es vielfach leichter, in Gruppen von gleichermaßen Betroffenen zu<br />

lernen. <strong>Die</strong>s gilt für Krankengymnastik in der Gruppe ebenso wie für therapeutische<br />

Gruppengespräche. Vorrang haben immer Behandlungsmethoden, die zu Hause selbständig<br />

fortgesetzt werden können <strong>und</strong> so zum langfristigen Erfolg beitragen. Ges<strong>und</strong>heitstraining<br />

<strong>und</strong> das Einüben von Bewältigungsstrategien vermitteln Zuversicht <strong>und</strong> verbessern damit die<br />

subjektive Beschwerdeeinschätzung im Sinne einer erfolgreichen Salutogenese.<br />

Neben der ärztlichen Versorgung gewährleistet die Unterstützung durch Psychologen <strong>und</strong><br />

Sozialpädagogen, daß die persönlichen Probleme <strong>und</strong> Blockaden, die ein<br />

Ges<strong>und</strong>heitsverhalten bisher erschwert haben, zum Teil aufgehoben werden. Sie können<br />

helfen, die Behandlungen auch nach der persönlichen Leistungsfähigkeit der Patienten<br />

abzustimmen. <strong>Die</strong>se intensive Förderung der Compliance ist der entscheidende<br />

Qualitätsvorteil der stationären Maßnahme, die dadurch einen großen ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Nutzen erreicht. Sie kann die Ressourcen des Einzelnen stärken, seine Überzeugung<br />

erhöhen selbst etwas verändern zu können, sein Ges<strong>und</strong>heitsbewusstsein <strong>und</strong> die<br />

Eigenverantwortung fördern <strong>und</strong> ihm helfen, neue Verhaltensweisen zu trainieren.<br />

<strong>Die</strong> Klimakur stabilisiert die Abwehrkräfte der <strong>Kind</strong>er, auch sie können kindgemäß lernen, mit<br />

ihren chronischen Erkrankungen besser zurecht zu kommen. <strong>Die</strong> Eltern-<strong>Kind</strong>-Beziehung<br />

kann gestärkt werden <strong>und</strong> dadurch dem <strong>Kind</strong> wieder mehr Sicherheit bieten.<br />

Zur Anwendung kommen nur Behandlungsmethoden, die ihre Wirksamkeit nachweisen<br />

können. Elternschulungen <strong>und</strong> systemisch-lösungsorientierte Kurzzeittherapien sind<br />

eingeb<strong>und</strong>en in eine nach modernen Managementstrategien ausgerichtete Institution, der<br />

Fachklinik für <strong>Rehabilitation</strong> <strong>und</strong> <strong>Prävention</strong>. In dieser wird ein erfolgreiches<br />

Qualitätsmanagement durchgeführt, das die Anliegen der Patienten <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />

ausreichend berücksichtigt. Regelmäßige Erhebungen zu den Behandlungserfolgen <strong>und</strong> zur<br />

Patientenzufriedenheit sowie Mitarbeiterbefragungen machen es möglich, die Arbeit ständig<br />

zu verbessern. <strong>Die</strong> daraus gewonnenen Informationen <strong>und</strong> Erkenntnisse werden in<br />

Fachkonferenzen <strong>und</strong> Qualitätszirkeln weiter bearbeitet <strong>und</strong> in den Behandlungsprozess<br />

integriert.<br />

So wird die <strong>Mutter</strong>-<strong>Kind</strong>-Heilmaßnahme auch weiterhin ihren Stellenwert im<br />

Versorgungssystem unserer Familien im Lande behalten.

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