Mai 2013 - Gemeinde Blaichach

Mai 2013
Ein Trachtler durch und durch – Nachgefragt bei Hermann Welte
auf der letzten
Jahreshauptversammlung
des Gebirgstrachten- und
Heimatvereins ist Hermann
Welte nicht mehr als
1. Vorsitzender angetreten.
Er hatte den Verein 14 Jahre in
dieser verantwortungsvollen
Position geleitet. Fast vierzig
Jahre aktiv im Verein und
im Gemeindeleben, ist dies
anlass für uns, Hermann
Welte zu den Gründen seines
Rückzugs, zu einer Rückschau
auf ein halbes Menschenleben
im Trachtenverein, sowie
zu den Zukunftsaussichten
seines Vereins zu befragen.
redaktion: herr Welte, warum
sind sie als 1. Vorsitzender des
gebirgstrachten- und heimatvereins
nicht mehr angetreten,
amtsmüde?
Hermann Welte: (lacht) Einmal
Trachtler, immer Trachtler, ich
bleibe dem Verein ja erhalten.
Ich sehe meine Mission als
erfüllt. Wir haben endlich ein
schönes eigenes Vereinsheim,
der Verein ist schuldenfrei, mit
dem 100-jährigen Vereinsjubiläum
war uns ein unvergessliches
Festereignis vergönnt
und wir haben so viele tolle
und gute junge Leute im Verein.
So fällt es mir leicht, die
Verantwortung nun in andere
Hände zu übergeben. Die
letzten Jahre haben an meiner
Gesundheit gezehrt, es wurde
Zeit auf meinen Körper zu
hören und kürzer zu treten.
redaktion: War der bau des
Vereinsheims der höhepunkt
ihrer Vereinstätigkeit?
Hermann Welte: Es gab viele
Höhepunkte, vom Gautrachtenfest
mit 10 000 Zuschauern
in Blaichach im Jahre 1979,
über den Einzug ins neue
Vereinsheim bis hin zum
100 jährigen Jubiläum des
Vereins im Jahre 2009, das
wir mit einem engagierten
Festausschuss mit einer Vorbereitungszeit
von fast zwei
Jahren gestemmt haben. Und
das waren nur die absoluten
Höhepunkte. Wir haben auch
viele tolle Heimatabende,
Dorffeste, Buint- und Schellenfeste
sowie die gemeinsamen
Tramufema Faschingsbälle
organisiert und erlebt.
Die Kameradschaft, die
Heimatverbundenheit, das
Zusammengehörigkeitsgefühl
im Verein, das waren und sind
einfach unglaubliche Erlebnisse.
redaktion: sie sind ja kein
eingeborener blaichacher, wie
kam es zu dieser lebenslangen
liebe zum blaichacher
trachtenverein?
Hermann Welte: Ich kam
als junger Kerl aus Sterklis
und habe regelmäßig meine
damalige Freundin, spätere
Frau, von der Plattlerprobe
abgeholt. 1974, noch vor
meinem Eintritt in den Verein
1975, hatte ich dann meinen
13
ersten Auftritt. Der Derb, Herbert
Möslang, hat mir dann
auf einem Bierdeckel das
Versprechen abgerungen, in
den Verein einzutreten und ich
habe das nie bereut. Von 1979
bis 1992 war ich als aktiver
Plattler auch Jugendwart und
dann von 1992 bis zur Übernahme
des Vorstandpostens
im Jahr 1999 war ich der
1. Kassier.
redaktion: der Verein ist trotz
des Vereinheimbaus schuldenfrei?
Hermann Welte: Es sind keine
Rechnungen mehr offen. Wir
haben glücklicherweise viele
gute Handwerker im Verein
und konnten viele Gewerke
in Eigenleistung abarbeiten.
Was in dieser Zeit für den
Verein geleistet wurde ist
unbeschreiblich. Besonders
auch die jungen Leute waren
Feuer und Flamme. Diese
Zeit war sehr anstrengend,
aber auch unbeschreiblich im
Miteinander. Unser Sponsorenkonzept,
sie erinnern sich
ja sicher auch noch an unsere
Ein Höhepunkt im Vereinsleben war der Bezug des Vereinsheims im Mai 2011. Nach zehn Jahren
Planungszeit und Rekordbauzeit von einem Jahr, war die Festfreude groß.
nACHgefrAgt
geschnitzte Spendierhose,
war ebenfalls sehr erfolgreich.
Über das sehr erfolgreiche
Theaterspiel kam auch Geld in
die Vereinskasse. Ich bin den
vielen Einzelspendern, aber
auch den vielen heimischen
Firmen für ihre großartige
Unterstützung heute noch
dankbar. Und so steht der Verein
auch finanziell gut da.
redaktion: das Mundarttheaterspiel
hat in blaichach eine
lange tradition. Wie wichtig
ist es für den Verein?
Hermann Welte: Schon vor
Vereinsgründung im Jahre
1909 wurde in Blaichach Theater
gespielt, erstmals 1898,
also über 100 Jahre lang.
Begonnen hat es auf einer
Wanderbühne und die letzten
Jahre im hochwassergeschädigten
Reichsadler waren
auch jedes Jahr spannend.
Die „Theaterer“ sind mit
unglaublichem Enthusiasmus
dabei. Die Wahl der Stücke,
die Requisiten, die Spielfreude,
gepaart mit dem Witz der
Mundart, machen Theater in
Blaichach zu stets ausverkauften
Kultveranstaltungen.
redaktion: Was wünschen
sie sich für die Zukunft des
Vereins?
Hermann Welte: Ich wünsche
mir, dass der Verein auch in
der Zukunft immer viele engagierte
Mitglieder hat, die sich
mit Herzblut für Brauchtum,
Tracht und Heimat einsetzen.
Bei uns gibt es Mitglieder, die
in dritter und sogar vierter
Generation im Trachtenverein
verwurzelt sind. Hier wird
Brauchtum gelebt. Bei uns in
Blaichach herrscht auch eine
gute Zusammenarbeit unter
den Vereinen, zum Wohl des
Gemeinwesens. Ich wünsche
mir, dass dies so bleibt.
Das interview führte:
Petra tibken
www.kuechenecke-jk.de
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im Oberallgäu