Bobinger Geschichte - Kohl
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Die Kirche früher.<br />
Ein Blick ins heutige Straßberg.<br />
Agricole Statistik<br />
Mit dem Gemeindeedikt von 1818<br />
wurde die kleine dörfliche Gemeinschaft<br />
Straßberg zur politischen<br />
Gemeinde. Die älteste vorhandene<br />
Urkunde datiert aus dem<br />
Jahre 1822, darin wird unter dem<br />
Hinweis auf einen Beschluss von<br />
1818 dem Ortsvorsteher eine jährliche<br />
Vergütung von 35, dem Pfleger<br />
eine von 12 Gulden zugestanden.<br />
Die wirtschaftliche und soziale<br />
Struktur der Gemeinde lässt<br />
sich ersehen aus der „agricolen Statistik“<br />
des Rentamtes Schwabmünchen<br />
aus dem Jahr 1830. Danach<br />
lebten in Straßberg 87 Familien<br />
mit insgesamt 339 Seelen.<br />
Diese teilten sich in 333 Katholiken,<br />
fünf Lutherische und einen<br />
Reformierten auf. Von den Erwachsenen<br />
waren 99 männlichen<br />
und 136 weiblichen Geschlechts,<br />
bei den Kindern gab es 47 Mädchen<br />
und 57 Buben. Grundlage<br />
des Lebensunterhalts war für 66<br />
Familien mit insgesamt 294 Seelen<br />
die Landwirtschaft. Hier wurden<br />
Landbesitzer, Taglöhner,<br />
Knechte und Mägde mitgezählt.<br />
Fünf Familien mit neunzehn See-<br />
len wurden als industrielle Bevölkerung<br />
ausgewiesen. Darunter<br />
verstand man eine handwerkliche<br />
Beschäftigung. Unter die restlichen<br />
16 Familien fielen ein Beamter,<br />
ein Angestellter und zehn Kapitalisten<br />
und Privatleute. Die Bewirtschaftung<br />
der Äcker geschah<br />
in der jährlichen Fruchtfolge von<br />
Kartoffeln, Hafer, Klee und Dinkel,<br />
eine Brache gab es nicht. Nur<br />
vereinzelt wurden Roggen und<br />
Gerste angebaut. Die auf 37 Tagwerken<br />
angebauten Kartoffeln waren<br />
von bester Qualität und wurden<br />
je zur Hälfte als Viehfutter<br />
und zur Branntweinherstellung<br />
verwendet. Daneben wurde in den<br />
Gärten Gemüse gezogen, es gab<br />
etwa dreißig Bienenstöcke und<br />
insgesamt 2.171 Obstbäume.<br />
Schlechter Ruf<br />
Die Zeiten waren hart: Ein Taglöhner<br />
erhielt mit Einschluss der<br />
Kost täglich 12 Kreuzer (Frauen<br />
erhielten nur 10 Kreuzer). Für zwei<br />
Pfund Brot (ein Kilo) mussten aber<br />
schon vier Kreuzer und für eine<br />
Maß Bier fünf Kreuzer bezahlt<br />
werden. Der Bericht des Rentam-<br />
tes Schwabmünchen stellt deshalb<br />
am Ende fest, dass viele Einwohner<br />
nicht einmal ihr notdürftigstes<br />
Auskommen hatten, sondern gezwungen<br />
waren, durch Taglöhnerarbeiten<br />
in anderen Gemeinden<br />
ihren Lebensunterhalt zu verdienen.<br />
Interessant ist folgende Bewertung:<br />
„Als das wesentlichste<br />
Hindernis stellt sich hier lediglich<br />
nur die ungleiche Verteilung des<br />
Areals entgegen, indem eine Familie<br />
190 Tgw ökonomisches Bauland<br />
besitzt, sohin auf die weitere<br />
Bevölkerung von 68 Familien zusammen<br />
nur 189 Tgw oder auf eine<br />
Familie 2,5 Tgw kommen.“ Trotz<br />
der misslichen Einkommenssituation<br />
blieb die Bevölkerungszahl in<br />
Straßberg während des 19. Jahrhunderts<br />
ziemlich konstant. Neben<br />
Taglohn und Handwerk scheinen<br />
viele mit Hausiererhandel und<br />
anderen Handelsschaften ihren<br />
Lebensunterhalt bestritten zu haben.<br />
Der Broterwerb war eine Sache<br />
der ganzen Familie, auch die<br />
Kinder trugen dazu bei. Sie sammelten<br />
in den damals noch dichten<br />
Wäldern was diese an Ess- und<br />
Nutzbarem boten: Himbeeren,<br />
Brombeeren, süße wilde Erdbee-<br />
Meine Kreissparkasse.<br />
Was sonst!<br />
ORTSTEILE<br />
ren, Pilze und Brennholz. Hunger<br />
und Not begünstigten trotzdem<br />
die Kriminalität. Wen verwundert<br />
es, wenn so mancher arme Straßberger<br />
mit dem Gesetz in Konflikt<br />
kam, um die hungrigen Mäuler zu<br />
Hause zu stopfen? Trotzdem<br />
brachte genau dies dem ganzen Ort<br />
einen schlechten Ruf in der Umgebung<br />
ein.<br />
Die Lage<br />
bessert sich<br />
Eine deutliche Verbesserung der<br />
wirtschaftlichen Lage Straßbergs<br />
ergab sich erst 1880 durch den<br />
Kauf des Schlossgutes durch die<br />
Familie Forster. Zum einen fanden<br />
viele Arbeit im Schloss und auf<br />
dem Gutshof, zum anderen war<br />
diese Familie gegenüber allen Anliegen<br />
und Bitten der Gemeinde<br />
sehr aufgeschlossen und zur Hilfe<br />
bereit. Dass die Gemeinde aus diesen<br />
Gründen auch gerne gefällig<br />
war, kann man einem Protokoll<br />
vom 6. August 1905 entnehmen:<br />
„Auf Gesuch der Forsterschen<br />
Gutsverwaltung erlässt die Ge-<br />
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