Gleitknoten nach Röder in der Kleintierchirurgie - Vetmed.de
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In Kürze:<br />
Ligaturen im unübersichtlichen Operationsfeld<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Tiefe <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Bauchhöhle bereiten nicht nur ungeübten<br />
Chirurgen Schwierigkeiten.<br />
Häufig verlegen Darmschl<strong>in</strong>gen<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong>nere Organe die direkte Sicht<br />
auf die Ligaturstelle. Die Knotenbildung<br />
mit unter Spannung gehaltenen<br />
Fa<strong>de</strong>nen<strong>de</strong>n kann sehr schwierig<br />
se<strong>in</strong>. Häufig lockert sich, begünstigt<br />
durch beschichtetes resorbierbares<br />
Nahtmaterial, <strong><strong>de</strong>r</strong> erste<br />
Halbknoten ungewollt beim Legen<br />
<strong>de</strong>s darüber anzulegen<strong>de</strong>n Knotens.<br />
Ergebnis s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e nicht ausreichend<br />
angezogene <strong>in</strong>suffiziente Ligatur<br />
und e<strong>in</strong>e Blutung. Wesentliche Erleichterung<br />
und Vorteile br<strong>in</strong>gt <strong>in</strong><br />
schwierigen Situationen die Verwendung<br />
e<strong>in</strong>es sogenannten <strong>Gleitknoten</strong>s.<br />
Der Fa<strong>de</strong>n wird um <strong>de</strong>n Ligaturstiel<br />
geführt, <strong><strong>de</strong>r</strong> Knoten aber<br />
extrakorporal d.h. außerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Leibeshöhle fernab <strong><strong>de</strong>r</strong> Ligaturstelle<br />
geknüpft. Der vorgelegte Knoten<br />
wird anschließend gleitend zur geplanten<br />
Ligaturstelle <strong>in</strong> das Abdomen<br />
vorgeschoben. Durch Zug am<br />
langen freien Fa<strong>de</strong>nen<strong>de</strong> und gleichzeitigem<br />
kräftigem Vorschieben<br />
zwischen Daumen und Zeigef<strong>in</strong>ger<br />
wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Knoten fest angezogen.<br />
Die e<strong>in</strong>mal angezogene Schl<strong>in</strong>ge<br />
kann sich nicht mehr lockern und<br />
bleibt ohne weitere darüber gelegte<br />
Halbknoten absolut fest.<br />
Ligaturen<br />
Das Beherrschen <strong>de</strong>s korrekten Legens e<strong>in</strong>er<br />
Ligatur gehört zum Rüstzeug je<strong>de</strong>s<br />
chirurgisch tätigen Tierarztes und er-<br />
<strong>Gleitknoten</strong> <strong>nach</strong> <strong>Rö<strong><strong>de</strong>r</strong></strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Kle<strong>in</strong>tierchirurgie<br />
sche<strong>in</strong>t auf <strong>de</strong>n ersten Blick recht e<strong>in</strong>fach.<br />
Trotz<strong>de</strong>m verlieren nicht wenige Patienten<br />
ihr Leben, weil Ligaturen nicht ausreichend<br />
abb<strong>in</strong><strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> sich gelockert haben<br />
und dies zu spät bemerkt wur<strong>de</strong>.<br />
Unter e<strong>in</strong>er Ligatur versteht man e<strong>in</strong>e chirurgische<br />
Unterb<strong>in</strong>dung von<br />
● Blutgefäßen<br />
● Lymphgefäßen<br />
Dieter Müller<br />
● Anatomischen Gängen<br />
● Hohlorganen<br />
Unterbun<strong>de</strong>ne Gewebe müssen sicher und<br />
dauerhaft verschlossen se<strong>in</strong>. Undichtigkei-<br />
Orig<strong>in</strong>alien: Bildung& Wissen<br />
ten im Ligaturstumpf führen zu unerwünschten<br />
Austritt von Körperflüssigkeiten,<br />
was für <strong>de</strong>n Patienten verheeren<strong>de</strong><br />
Folgen haben kann.<br />
Nach e<strong>in</strong>er Gallenblasenresektion verursacht<br />
z.B. e<strong>in</strong> undichter lecken<strong><strong>de</strong>r</strong> Stumpf<br />
<strong>de</strong>s Ductus cysticus e<strong>in</strong>e <strong>de</strong>saströse eventuell<br />
letal en<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Peritonitis. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Kastration<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Hünd<strong>in</strong> gibt es immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Probleme mit <strong><strong>de</strong>r</strong> sicheren Massenligatur<br />
<strong>de</strong>s Mesovars. Undichte arterielle Gefäßunterb<strong>in</strong>dungen<br />
können zum <strong>in</strong>neren Verbluten<br />
<strong>de</strong>s Patienten führen; die Blutung<br />
sistiert nicht von alle<strong>in</strong>e.<br />
Abb.1: Knüpfanleitung <strong>Rö<strong><strong>de</strong>r</strong></strong>-Knoten für Catgut<br />
Schritt 1: Legen Sie mit <strong>de</strong>m ausreichend langen Fa<strong>de</strong>nen<strong>de</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> l<strong>in</strong>ken Hand e<strong>in</strong>en Halbknoten über das rechte<br />
Fa<strong>de</strong>nen<strong>de</strong>.<br />
Schritt 2: Wickeln Sie das freie Fa<strong>de</strong>nen<strong>de</strong> dreimal um die so entstan<strong>de</strong>ne Schl<strong>in</strong>ge.<br />
Schritt 3: Legen Sie e<strong>in</strong>en Halbknoten mit <strong>de</strong>m rechten Fa<strong>de</strong>nen<strong>de</strong>.<br />
Tipps<br />
● Der Knoten gleitet beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s leicht, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Fa<strong>de</strong>n mit etwas Körperfett geschmiert wird.<br />
Der Knoten bleibt <strong>nach</strong> <strong>de</strong>m Festziehen ausreichend<br />
stabil, so dass er auch zur arteriellen<br />
Blutstillung verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n kann.<br />
● Der Knoten sitzt nur bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Verwendung von<br />
Catgut (Quellvorgang) optimal.<br />
● Um e<strong>in</strong> eventuelles Blockieren e<strong>in</strong>er zentralen<br />
Schl<strong>in</strong>ge <strong>de</strong>s Knotens zu vermei<strong>de</strong>n, sollte je<strong>de</strong><br />
e<strong>in</strong>zelne Schl<strong>in</strong>ge <strong>de</strong>s Knotens mit <strong>de</strong>m Daumen<br />
gesichert wer<strong>de</strong>n.<br />
Grün<strong>de</strong> für das Versagen e<strong>in</strong>er<br />
Ligatur<br />
● mangelhafte Knüpftechnik<br />
● ungenügen<strong>de</strong>s o<strong><strong>de</strong>r</strong> zu starkes Anziehen<br />
<strong>de</strong>s Knotens<br />
● ungünstige Oberflächenbeschaffenheit<br />
<strong>de</strong>s Fa<strong>de</strong>ns<br />
beschichtete Fä<strong>de</strong>n (Dexon ®-grün,<br />
Vicryl ®)<br />
● ungeeignetes Fa<strong>de</strong>nmaterial<br />
geflochtene, nicht-resorbierbare Fä<strong>de</strong>n<br />
● ungünstiger anatomischer Situs <strong><strong>de</strong>r</strong> Ligaturstelle<br />
KLEINTIERMEDIZIN 3/2000 115
Orig<strong>in</strong>alien: Bildung& Wissen<br />
● Massenligaturen, die zu viel Gewebe<br />
e<strong>in</strong>schließen<br />
Ligaturmaterial<br />
Als Ligaturmaterial kommen bis auf e<strong>in</strong>e<br />
Ausnahme (Polypropylen) nur resorbierbare<br />
Nahtmaterialien <strong>in</strong> Betracht. Nichtresorbierbares<br />
Nahtmaterial kann - häufig<br />
erst <strong>nach</strong> geraumer Zeit - zu Fa<strong>de</strong>nfisteln<br />
führen, die e<strong>in</strong>e erneute und schwierige<br />
chirurgische Intervention notwendig machen.<br />
Dies gilt <strong>in</strong>sbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e für geflochtene<br />
synthetische Fä<strong>de</strong>n. Vor <strong><strong>de</strong>r</strong>en E<strong>in</strong>satz<br />
als Ligaturmaterial im Abdomen o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Thorax muss dr<strong>in</strong>gend abgeraten wer<strong>de</strong>n.<br />
Polypropylen (Prolene ®)<br />
ist e<strong>in</strong> monofiler blauen Fa<strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> wasserabstoßend<br />
ist und <strong>de</strong>shalb se<strong>in</strong>e Eigenschaften<br />
auch <strong>nach</strong> langer Zeit im Gewebe<br />
nicht verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Der Fa<strong>de</strong>n verhält sich,<br />
obwohl nicht-resorbierbar im Gewebe absolut<br />
<strong>in</strong>ert und löst ke<strong>in</strong>erlei Thrombenbildung<br />
aus. Er wird <strong>in</strong>sbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Herz- und Gefäßchirurgie e<strong>in</strong>gesetzt. Wei-<br />
tere Anwendungsgebiete s<strong>in</strong>d Hautnähte,<br />
Sehnenähte, Nähte <strong>in</strong> <strong>in</strong>fizierten Wundgebieten<br />
und die Mikrochirurgie. Das Material<br />
fistelt auch <strong>nach</strong> sehr langen Liegezeiten<br />
nicht son<strong><strong>de</strong>r</strong>n verhält sich völlig gewebsneutral.<br />
Es ist für Ligaturen e<strong>in</strong>setzbar<br />
und bevorzugtes Nahtmaterial für<br />
Gefäßnähte.<br />
Abb.2: Knüpfanleitung Melzer/Bueß Knoten für monofiles Nahtmaterial (z.B. PDS ®)<br />
Schritt 1: Legen Sie mit <strong>de</strong>m ausreichend langen Fa<strong>de</strong>nen<strong>de</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> l<strong>in</strong>ken Hand e<strong>in</strong>en doppelten Halbknoten<br />
über das rechte Fa<strong>de</strong>nen<strong>de</strong>.<br />
Schritt 2: Wickeln Sie das freie Fa<strong>de</strong>nen<strong>de</strong> dreimal um die so entstan<strong>de</strong>ne Schl<strong>in</strong>ge. Dabei bei<strong>de</strong> En<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m<br />
Daumen <strong><strong>de</strong>r</strong> l<strong>in</strong>ken Hand straff halten.<br />
Schritt 3: Legen Sie e<strong>in</strong>en Halbknoten um das rechte Fa<strong>de</strong>nen<strong>de</strong>.<br />
Tipps<br />
● Auch dieser Knoten ist ausreichend stabil für<br />
e<strong>in</strong>e arterielle Blutstillung.<br />
● Der Knoten ist speziell für monofiles Nahtmaterial<br />
geeignet.<br />
116 KLEINTIERMEDIZIN 3/2000<br />
Abb.3: Ovar-OP Lagerungskissen<br />
Bei Kastration von Hünd<strong>in</strong>nen wer<strong>de</strong>n diese Lagerungskissen<br />
unter die Wirbelsäule geschoben, so dass<br />
e<strong>in</strong>e ausgeprägten Lordosestellung e<strong>in</strong>tritt. Die Ovarien<br />
sollen so wesentlich besser aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Bauchhöhle<br />
vorgelagert wer<strong>de</strong>n können, was die Ligaturen erleichtern<br />
soll. (mit freundlicher Genehmigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiland<br />
Vet GmbH, Hamburg)<br />
Catgut pla<strong>in</strong><br />
wird aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Submukosa von Schafen o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Serosa von R<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>n gewonnen. Nach<br />
Bearbeitung entstehen Kollagen-Bän<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
von höchster Re<strong>in</strong>heit, die zu Fä<strong>de</strong>n verdreht<br />
und geschliffen wer<strong>de</strong>n. Catgut besitzt<br />
e<strong>in</strong>en monofilen Charakter und zuverlässige<br />
Reisskraft. Es wird zur optimalen<br />
Konditionierung <strong>in</strong> alkoholischer Aufbewahrungslösung<br />
geliefert. Sie ermöglicht<br />
e<strong>in</strong>e bessere Geschmeidigkeit und e<strong>in</strong> sicheres<br />
Knüpfen. Catgut wird durch proteolytische<br />
Enzyme abgebaut und besitzt <strong>nach</strong><br />
7 Tagen noch die Hälfte se<strong>in</strong>er Reisskraft.<br />
Nach 40 Tagen ist es vollständig resorbiert.<br />
Wund<strong>in</strong>fektionen können <strong>de</strong>n Kollagenabbau<br />
wesentlich beschleunigen. Von vielen<br />
Chirurgen wird Catgut als unübertroffenes<br />
Ligaturmaterial bezeichnet. Bereits <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
erste Halbknoten sitzt auch unter Spannung<br />
<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel fest und zeigt ke<strong>in</strong>e Ten<strong>de</strong>nz<br />
zum Nachrutschen.<br />
Catgut chromic<br />
Vor <strong>de</strong>m Versp<strong>in</strong>nen <strong>de</strong>s kollagenen Ausgangsmaterials<br />
erfolgt e<strong>in</strong>e Chromierung.<br />
Dadurch än<strong><strong>de</strong>r</strong>t sich die Struktur <strong>de</strong>s Catgut<br />
und die Resorption wird verzögert.<br />
Catgut chromic hat <strong>nach</strong> 14 Tagen noch etwa<br />
50 Prozent se<strong>in</strong>er Reisskraft. Auch Catgut<br />
chromic ist e<strong>in</strong> beliebtes und i<strong>de</strong>ales<br />
Ligaturmaterial.<br />
Polyglact<strong>in</strong> 910<br />
(Vicryl ® )<br />
ist e<strong>in</strong> geflochtener resorbierbarer<br />
Fa<strong>de</strong>n aus e<strong>in</strong>em<br />
Copolymer von Glykoid<br />
und Lactid im Verhältnis<br />
9:1. Es wird durch<br />
Hydrolyse resorbiert. Die<br />
Abbauprodukte Glykolsäure<br />
und Milchsäure wer<strong>de</strong>n<br />
ohne Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
<strong>de</strong>s Wundmilieus metabolisiert.<br />
Die geflochtenen<br />
Vicryl ®-Fä<strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d beschichtet,<br />
weil sie an<strong><strong>de</strong>r</strong>nfalls<br />
auf Grund ihrer
Abb.4: Bauchspreizer <strong>nach</strong> Balfour<br />
Oberflächenbeschaffenheit e<strong>in</strong>e Sägewirkung<br />
beim Gleiten über das Gewebe aufwiesen.<br />
E<strong>in</strong> sanftes Gleiten <strong>de</strong>s Knoten<br />
wäre ohne Beschichtung nicht möglich.<br />
Der Sägeeffekt führte zu Läsionen mit<br />
Schnittcharakter an <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Operateurs.<br />
Das be<strong>de</strong>utet, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> erste<br />
Vicryl ®-Knoten sich lockert, falls er nicht<br />
bis zum Legen <strong>de</strong>s zweiten Knotens ständig<br />
unter Spannung gehalten wird. Die<br />
Gleiteigenschaften <strong>de</strong>s Vicryl ® ermöglichen<br />
zwar die Korrektur <strong>de</strong>s ersten Knotensitzes<br />
s<strong>in</strong>d aber für Ligaturen unter<br />
schwierigen Bed<strong>in</strong>gungen eher von Nachteil.<br />
E<strong>in</strong>e Vicryl ®-Ligatur kann sich bei<br />
nicht-optimaler Knotentechnik leicht und<br />
unbemerkt lockern; die Folgen s<strong>in</strong>d Ligatur<strong>in</strong>suffizienz<br />
und Blutung. Für s<strong>in</strong>guläre<br />
<strong>Gleitknoten</strong> ist das Material weniger geeignet.<br />
Es bedarf zusätzlicher sichern<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Halbknoten. Polyglact<strong>in</strong> hat <strong>nach</strong> 18 Tagen<br />
noch etwa 50% se<strong>in</strong>er ursprünglichen<br />
Reisskraft. Die Resorption ist <strong>nach</strong> etwa<br />
70 Tagen völlig abgeschlossen. Die violette<br />
Färbung dient <strong><strong>de</strong>r</strong> Kennzeichnung im<br />
Gewebe. Von <strong>de</strong>n Verarbeitungseigenschaften<br />
her ist Polyglact<strong>in</strong> bei Ligaturen<br />
von Gefäßstümpfen nur Material <strong><strong>de</strong>r</strong> zweiten<br />
Wahl.<br />
Polydioxanon (PDS ® )<br />
ist e<strong>in</strong> resorbierbarer Fa<strong>de</strong>n aus e<strong>in</strong>em Polymer.<br />
Die Resorption erfolgt durch Hy-<br />
drolyse; sie ist jedoch langsamer als bei<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>en resorbierbaren Fä<strong>de</strong>n. PDS ® kann<br />
bei verzögerter Wundheilung o<strong><strong>de</strong>r</strong> beim<br />
Erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>nis e<strong>in</strong>er längeren<br />
sicheren Wundadaptation<br />
e<strong>in</strong>gesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n. Es ist monofil,<br />
besitzt ke<strong>in</strong>e Kapillarität<br />
und erlaubt<br />
die Anwendung ohne<br />
Gefahr e<strong>in</strong>er Infektionsausbreitung<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbildung von<br />
Fa<strong>de</strong>nfisteln. Nach 35<br />
Tagen besitzt es noch<br />
50 Prozent se<strong>in</strong>er ur-<br />
sprünglichenReisskraft. Die vollständige<br />
Resorption dauert 180<br />
Tage. Polydioxanon<br />
wird <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> endoskopischen<br />
Chirurgie und <strong>in</strong><br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Mikrochirurgie<br />
häufig e<strong>in</strong>gesetzt. Es<br />
ist von se<strong>in</strong>en Eigenschaften<br />
her e<strong>in</strong> sehr<br />
gutes Ligaturmaterial<br />
mit langer Liegezeit.<br />
<strong>Gleitknoten</strong><br />
<strong>nach</strong> Prof. <strong>Rö<strong><strong>de</strong>r</strong></strong><br />
Der Knoten an sich ist<br />
altbekannt. Der Erf<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>de</strong>s Knotens war<br />
Professor Oskar Rö-<br />
Orig<strong>in</strong>alien: Bildung& Wissen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> (1862-1954), Leiter <strong><strong>de</strong>r</strong> Chirurgischen<br />
Tierkl<strong>in</strong>ik <strong>in</strong> Leipzig. In se<strong>in</strong>er "Operationstechnik<br />
für Tierärzte und Studieren<strong>de</strong>",<br />
die erstmals im Jahr 1904 erschien,<br />
beschrieb er im Jahre 1913 e<strong>in</strong>en Knoten,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> gleitend vorwärts geschoben wer<strong>de</strong>n<br />
konnte und durch e<strong>in</strong>faches Anziehen absolut<br />
fest und unverrückbar war. E<strong>in</strong>e Sicherung<br />
se<strong>in</strong>es <strong>Gleitknoten</strong>s durch weitere<br />
darüber gelegte Halbknoten o<strong><strong>de</strong>r</strong> zweite<br />
Schl<strong>in</strong>gen war nicht erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich. Obwohl<br />
dieser Knoten genial und e<strong>in</strong>fach zu erlernen<br />
war, geriet er <strong>in</strong> völlige Vergessenheit,<br />
was <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Tat sehr erstaunlich ist. Bis heute<br />
f<strong>in</strong><strong>de</strong>t er sich nicht e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Standardwerken<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Veter<strong>in</strong>är-Chirurgie o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Büchern zur Operationstechnik. Erst mit<br />
E<strong>in</strong>führung <strong><strong>de</strong>r</strong> m<strong>in</strong>imal<strong>in</strong>vasiven endoskopischen<br />
Chirurgie ent<strong>de</strong>ckte man Rö-<br />
Abb.5: Uterushorn und Ovar wer<strong>de</strong>n mit e<strong>in</strong>er Allisklemme gefasst und soweit vorgelagert<br />
wie es die anatomischen Verhältnisse zulassen.<br />
Abb.6: Der <strong>Rö<strong><strong>de</strong>r</strong></strong>-Knoten wird unter Zug am langen Fa<strong>de</strong>nen<strong>de</strong> mit Daumen und<br />
Zeigef<strong>in</strong>ger an die untere Ligaturstelle <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Nähe <strong>de</strong>s kaudalen Nierenpols vorgeschoben<br />
und angezogen. Der Knoten muss soweit distal vorgeschoben wer<strong>de</strong>n,<br />
dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Eierstock sicher und vollständig entfernt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
KLEINTIERMEDIZIN 3/2000 119
Orig<strong>in</strong>alien: Bildung& Wissen<br />
Abb.7: Legen <strong>de</strong>s <strong>Gleitknoten</strong>s um die Uterushornspitze. Der Uterus bleibt <strong>in</strong> situ<br />
sofern ke<strong>in</strong>e Metropathie vorliegt.<br />
Abb.8: Isoliertes Ovar zwischen proximaler und distaler Ligatur<br />
Abb.9: Das abgesetzte Ovar wird sorgfältig auf Vollständigkeit kontrolliert.<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong>s Knoten neu. Se<strong>in</strong>e Beherrschung ist<br />
sehr wichtig und gehört zu <strong>de</strong>n Grundtechniken.<br />
Ohne e<strong>in</strong>en extrakorporal geknüpften<br />
<strong>Gleitknoten</strong> ist endoskopisches Operieren<br />
nicht vorstellbar. Gleichwohl können<br />
<strong>Gleitknoten</strong>-Ligaturen auch bei zahlreichen<br />
nicht-endoskopischen operativen<br />
E<strong>in</strong>griffen sehr vorteilhaft e<strong>in</strong>gesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Knüpftechnik <strong>de</strong>s <strong>Rö<strong><strong>de</strong>r</strong></strong>knotens<br />
(Abb. 1)<br />
● Zuerst wird mit <strong>de</strong>n Fa<strong>de</strong>nen<strong>de</strong>n e<strong>in</strong><br />
120 KLEINTIERMEDIZIN 3/2000<br />
e<strong>in</strong>facher Halbknoten<br />
um e<strong>in</strong>e Schl<strong>in</strong>ge<br />
gelegt<br />
● Knoten mit Daumen<br />
und Mittelf<strong>in</strong>ger<br />
festhalten<br />
● mit <strong>de</strong>m freien Fa<strong>de</strong>nen<strong>de</strong><br />
drei Fa<strong>de</strong>n-<br />
Touren um die<br />
Schl<strong>in</strong>ge legen<br />
● auf <strong>de</strong>m zum Körper<br />
schauen<strong>de</strong>n Teil<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Schl<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>en<br />
e<strong>in</strong>fachen abschlie-<br />
ßen<strong>de</strong>n Halbknoten<br />
legen<br />
● am Fa<strong>de</strong>nen<strong>de</strong> ziehen<br />
und Knoten formen<br />
● Das Fa<strong>de</strong>nen<strong>de</strong> auf<br />
1,5 cm kürzen.<br />
Der fertige <strong>Rö<strong><strong>de</strong>r</strong></strong>knoten<br />
sieht aus wie<br />
e<strong>in</strong>e Henkerschl<strong>in</strong>ge.<br />
Durch Zug am langen<br />
Fa<strong>de</strong>nen<strong>de</strong> mit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> l<strong>in</strong>ken Hand<br />
(Rechtshän<strong><strong>de</strong>r</strong>) unter<br />
gleichzeitigem Vorschieben<br />
<strong>de</strong>s Knotens<br />
mit Daumen und Zeigef<strong>in</strong>ger<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> rechten<br />
Hand wird die Schl<strong>in</strong>ge<br />
etappenweise zur<br />
Ligaturstelle vorgeschoben.<br />
Fester Zug<br />
am freien Fa<strong>de</strong>nen<strong>de</strong><br />
und gleichzeitiger<br />
Gegendruck am Knoten (<strong><strong>de</strong>r</strong> sehr wichtig<br />
ist) sorgen für sicheren<br />
Schluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Ligaturschl<strong>in</strong>ge.<br />
E<strong>in</strong>mal angezogen<br />
macht <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Knoten se<strong>in</strong>em Erf<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Ehre - die Schl<strong>in</strong>ge<br />
hält unverrückbar fest<br />
und gibt nicht mehr <strong>nach</strong>. Der feste Sitz<br />
wird durch die Fa<strong>de</strong>nquellung <strong>de</strong>s Catgut<br />
<strong>in</strong> situ noch unterstützt. Mit e<strong>in</strong>iger Übung<br />
ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Knoten schnell geknüpft. Er kann<br />
unter e<strong>in</strong>er Klemme angelegt wer<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
die vorgefertigte <strong>Rö<strong><strong>de</strong>r</strong></strong>schl<strong>in</strong>ge wird über<br />
e<strong>in</strong>e bereits liegen<strong>de</strong> Klemme gestreift und<br />
dann angezogen. Letzteres ist e<strong>in</strong>e sehr<br />
wertvolle Technik zum Abb<strong>in</strong><strong>de</strong>n e<strong>in</strong>es mit<br />
e<strong>in</strong>er Arterienklemme gefassten bluten<strong>de</strong>n<br />
Gefäßstumpfes. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s bewähren sich<br />
die Knoten als Helfer <strong>in</strong> kritischen Notsituationen<br />
etwa bei unvorhergesehenen<br />
Blutungen. <strong>Rö<strong><strong>de</strong>r</strong></strong>-Knoten verkürzen die<br />
Operationszeit und ersparen schwierige<br />
Knüpf- und Knotenmanipulationen. Sie<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie für Catgut geeignet.<br />
<strong>Gleitknoten</strong> <strong>nach</strong> Melzer/Bueß<br />
(Abb. 2)<br />
Der <strong>Gleitknoten</strong> <strong>nach</strong> <strong>Rö<strong><strong>de</strong>r</strong></strong> ist nicht für<br />
PDS ® und Prolene ® o<strong><strong>de</strong>r</strong> für an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Nahtmaterialien<br />
mit monofilem Charakter geeignet.<br />
Für diese müssen <strong>Gleitknoten</strong> <strong>nach</strong><br />
Melzer/Bueß (mit doppelten Halbknoten)<br />
verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Mit ihnen ist e<strong>in</strong> sicherer<br />
Knotensitz <strong>de</strong>s monofilen Nahtmaterials<br />
ohne zusätzlich darüber gelegte Halbknoten<br />
gewährleistet.<br />
Konfektionierte <strong>Gleitknoten</strong><br />
(z.B. Endoloop ® )<br />
Von <strong>de</strong>n Nahtmaterialherstellern wer<strong>de</strong>n<br />
die unterschiedlichsten fertig geknüpften<br />
<strong>Gleitknoten</strong> mit bereits aufgefä<strong>de</strong>lten Knotenschiebern<br />
angeboten. Als Fa<strong>de</strong>nmaterial<br />
stehen z.B. Catgut, Vicryl ®, PDS ® und<br />
Prolene ® <strong>in</strong> verschie<strong>de</strong>nen Stärken zur<br />
Verfügung. Die Anwendung solcher konfektionierter<br />
Schl<strong>in</strong>gen ist beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s praxisgerecht<br />
und e<strong>in</strong>fach. Weil die Schl<strong>in</strong>gen<br />
nur noch um <strong>de</strong>n Ligaturstumpf gelegt und<br />
dann mit <strong>de</strong>m Knotenschieber e<strong>in</strong>fach nur<br />
noch angezogen wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Beispiele:<br />
PDS Endoloop ® Schl<strong>in</strong>ge aus Polydioxanon metric 2 bis 4<br />
Vicryl Endoloop ® Schl<strong>in</strong>ge aus Polyglact<strong>in</strong> 910 metric 3,5<br />
Ethib<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong> Schl<strong>in</strong>ge aus Catgut pla<strong>in</strong> metric 3 bis 6<br />
Ethib<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong> Schl<strong>in</strong>ge aus Catgut chromic metric 4 bis 5<br />
Ethib<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong> Schl<strong>in</strong>ge aus Prolene ® monofil metric 2,5<br />
Ovariektomie und Ovariohysterektomie<br />
mit <strong>Gleitknoten</strong><br />
Die operative Kastration <strong><strong>de</strong>r</strong> Hünd<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong><br />
Rout<strong>in</strong>ee<strong>in</strong>griff aber <strong>de</strong>nnoch nicht ohne
Tücken. Ob nun besser e<strong>in</strong>e Ovariektomie<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> Ovariohysterektomie durchgeführt<br />
wer<strong>de</strong>n soll ist Gegenstand kontroversester<br />
Diskussion, hängt aber letztlich <strong>in</strong><br />
erster L<strong>in</strong>ie von <strong>de</strong>n Voraussetzungen ab.<br />
"... Wenn ke<strong>in</strong>e Metropathie vorliegt,<br />
genügt es, die Ovarien zu entfernen. Der<br />
verbleiben<strong>de</strong> Uterus atrophiert sobald dieser<br />
nicht mehr unter <strong>de</strong>m E<strong>in</strong>fluss von Se-<br />
Abb.10: Die Laparatomiewun<strong>de</strong> ist bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ovariektomie lediglich 4 bis 7 cm lang.<br />
xualsteroi<strong>de</strong>n steht ..." (Arnold, S. <strong>in</strong> Niemand/Suter<br />
Praktikum <strong><strong>de</strong>r</strong> Hun<strong>de</strong>kl<strong>in</strong>ik 8.<br />
Auflage).<br />
Die Ligaturen um das Mesovar stellen regelmäßig<br />
dann e<strong>in</strong> Problem dar, wenn die<br />
Eierstocksbän<strong><strong>de</strong>r</strong> und Gefäße sehr kurz<br />
s<strong>in</strong>d o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Hünd<strong>in</strong> sehr adipös. Auf <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Seite ist e<strong>in</strong> absolut zuverlässiger<br />
Gefäßverschluss am Mesovar unumgänglich<br />
- e<strong>in</strong> unzureichen<strong>de</strong>s Abb<strong>in</strong><strong>de</strong>n kann<br />
mit hoher Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit zum Verbluten<br />
<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Bauchhöhle führen.<br />
Die A. ovarica entspr<strong>in</strong>gt direkt aus <strong><strong>de</strong>r</strong> A.<br />
abdom<strong>in</strong>alis und weist <strong>de</strong>n vollen systolischen<br />
Blutdruck auf.<br />
Manche Autoren empfehlen die kontrollierte<br />
Ruptur <strong>de</strong>s Lig. ovarium proprium<br />
zum besseren Vorlagern <strong>de</strong>s Ovars. In geübten<br />
Hän<strong>de</strong>n sicher e<strong>in</strong>e geeignetes Verfahren,<br />
doch ist die Technik nicht völlig risikolos.<br />
Sehr leicht wer<strong>de</strong>n die Ovargefäße<br />
durch e<strong>in</strong>e Ungeschicklichkeit <strong>de</strong>s<br />
Operateurs verletzt. Selbst wenn dies nicht<br />
geschieht, kommt es bei <strong><strong>de</strong>r</strong> erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen<br />
präzisen Millimeterarbeit <strong><strong>de</strong>r</strong> kontrollierten<br />
Ruptur immer zu kle<strong>in</strong>en Sickerblutungen,<br />
welche die Übersichtlichkeit im<br />
Operationsbereich unangenehm bee<strong>in</strong>trächtigen<br />
können.<br />
Spezielle Ovar-OP-Lagerungskissen (Abb.<br />
3, Ovar-OP, Fa. Heiland) br<strong>in</strong>gen die Wirbelsäule<br />
<strong>de</strong>s Patienten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e starke Lordose-Stellung<br />
und sollen so zu e<strong>in</strong>er besseren<br />
Hochlagerung <strong><strong>de</strong>r</strong> Eierstöcke und <strong>in</strong>neren<br />
Organe <strong><strong>de</strong>r</strong> Bauchhöhle führen. E<strong>in</strong>e<br />
Ligatur <strong><strong>de</strong>r</strong> Ovarien sei <strong>nach</strong> Angaben<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Hersteller dann leicht möglich, <strong>in</strong>sbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
bei kurzen Eierstocksbän<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />
Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> extremen<br />
und unphysiologischen<br />
Lagerung<br />
erkauft man sich<br />
auch Nachteile.<br />
Die Lagerungshilfen<br />
müssen unter<br />
sorgfältiger<br />
Abwägung e<strong>in</strong>gesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Patienten mit<br />
Wirbelsäulenerkrankungen<br />
s<strong>in</strong>d<br />
sie obsolet. Durch<br />
die Hochlagerung <strong><strong>de</strong>r</strong> Organe <strong>de</strong>s Abdomens<br />
gestaltet sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Wundverschluss<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Laparatomiewun<strong>de</strong> zeitraubend und<br />
mühsam. Immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> quellen Darmschl<strong>in</strong>gen<br />
vor. In<br />
wie weit die Blutperfusion<br />
und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Kreislauf bee<strong>in</strong>trächtigt<br />
wer<strong>de</strong>n<br />
bleibt noch zu untersuchen.<br />
Der E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>es<br />
großen Bauch<strong>de</strong>ckenretraktors<br />
(Abb. 4) <strong>nach</strong> Balfour<br />
ist e<strong>in</strong>e weitere<br />
Möglichkeit zur ErzielungübersichtlicherOperationsverhältnisse.<br />
Voraussetzung ist e<strong>in</strong> längerer<br />
Laparatomie-Schnitt. Das Instrument hat<br />
se<strong>in</strong>en Preis, bietet aber <strong>de</strong>n unschätzbaren<br />
Vorteil <strong>de</strong>s weiten offenen Zugangs zu<br />
<strong>de</strong>n Organen <strong>de</strong>s Abdomens. E<strong>in</strong> Vorteil,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e bei Nachblutungen aus<br />
schwer auff<strong>in</strong>dbaren Ligaturstümpfen <strong>in</strong><br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Tiefe <strong>de</strong>s Abdomens unschätzbar ist.<br />
Die Verwendung <strong>de</strong>s <strong>Rö<strong><strong>de</strong>r</strong></strong>-<strong>Gleitknoten</strong>s<br />
mit Catgut br<strong>in</strong>gt sowohl bei <strong><strong>de</strong>r</strong> klassi-<br />
schen Ovariektomie o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Ovariohysterektomie<br />
e<strong>in</strong>e wesentliche Erleichterung.<br />
Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> endoskopisch durchgeführten<br />
Ovariektomie ist sie unabd<strong>in</strong>gbar. Die Laparatomie-Inzision<br />
kann sich auch bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
konservativen Ovariektomie auf wenige<br />
Zentimeter beschränken. Das Ovar wird<br />
aufgesucht und mit e<strong>in</strong>er Allisklemme<br />
zwischen Ovar und Uterushornspitze gefasst<br />
(Abb. 5). Anschließend wird das<br />
Ovar soweit wie möglich vorgelagert. Auf<br />
e<strong>in</strong>e Ruptur <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufhängebän<strong><strong>de</strong>r</strong> kann bei<br />
Verwendung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Rö<strong><strong>de</strong>r</strong></strong>knoten verzichtet<br />
wer<strong>de</strong>n. Zwei lange Catgutfä<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />
durch die meist fettarme Stelle am Übergang<br />
vom Mesovar zum Mesometrium mit<br />
e<strong>in</strong>er Na<strong>de</strong>l <strong>nach</strong> Deschamps durchgezogen.<br />
Die Fa<strong>de</strong>nen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n außerhalb<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Bauchhöhle zu e<strong>in</strong>em <strong>Rö<strong><strong>de</strong>r</strong></strong>knoten geschlungen.<br />
Die Schl<strong>in</strong>ge wird mit konstantem<br />
Zug <strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong>en Hand am langen<br />
Fa<strong>de</strong>nen<strong>de</strong> und gleichzeitigem Vorschieben<br />
<strong>de</strong>s Knotens zwischen Daumen und<br />
Zeigef<strong>in</strong>ger <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Hand vorgeschoben(Abb.<br />
6 und 7). Die Knotenschl<strong>in</strong>ge<br />
wan<strong><strong>de</strong>r</strong>t unter ständigem Kle<strong>in</strong>erwer<strong>de</strong>n<br />
langsam <strong>in</strong> Richtung <strong><strong>de</strong>r</strong> vorgesehenen Li-<br />
Abb.11: "Notklemme" zum Fassen von<br />
Ligaturstümpfen<br />
gaturstelle. Nach festem Anziehen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Schl<strong>in</strong>ge wird das Ovar zwischen <strong>de</strong>n Ligaturen<br />
abgesetzt (Abb. 8). Auch bei sehr<br />
kurzem Mesovar (beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s auf <strong><strong>de</strong>r</strong> rechten<br />
Seite) kann auf e<strong>in</strong>e Vorlagerung <strong>de</strong>s<br />
Ovars verzichtet wer<strong>de</strong>n. Die Ligatur kann<br />
<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Tiefe <strong><strong>de</strong>r</strong> Bauchhöhle nah am kaudalen<br />
Nierenpol auch ohne direkte Sicht<br />
KLEINTIERMEDIZIN 3/2000 121
Orig<strong>in</strong>alien: Bildung& Wissen<br />
durch palpatorische Orientierung platziert<br />
und zugezogen wer<strong>de</strong>n. Das abgesetzte<br />
Ovar wird <strong>nach</strong> Eröffnen <strong><strong>de</strong>r</strong> bursa ovarica<br />
auf Vollständigkeit untersucht (Abb. 9).<br />
An-schließend erfolgt e<strong>in</strong>e genaue Kontrolle<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Ligaturstümpfe auf vorhan<strong>de</strong>ne<br />
Sickerblutungen.<br />
Abb.12: Die Laparatomiewun<strong>de</strong> ist bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ovariektomie<br />
lediglich 4 bis 7 cm lang<br />
Verschluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Bauch<strong>de</strong>cken<br />
Die Bauch<strong>de</strong>cke wird <strong>in</strong> drei Schichten<br />
vernäht. Mit e<strong>in</strong>er fortlaufen<strong>de</strong>n Naht wer<strong>de</strong>n<br />
zuerst das äußere fasziale Blatt <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Rektusschei<strong>de</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> M. rectus abdom<strong>in</strong>is<br />
und das Peritoneum verschlossen. Die E<strong>in</strong>beziehung<br />
<strong>de</strong>s Peritoneums <strong>in</strong> die Naht ist<br />
nicht zw<strong>in</strong>gend erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich und ist ke<strong>in</strong><br />
Kriterium für e<strong>in</strong>en sicheren Verschluss.<br />
Die Subkutis und das Fettgewebe wer<strong>de</strong>n<br />
bei schlanken Patienten mit e<strong>in</strong>er fortlaufen<strong>de</strong>n<br />
Naht, bei adipösen Patienten mit U-<br />
Nähten verschlossen. Die Gesamtlänge <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Inzision beträgt nur wenige Zentimeter<br />
(Abb. 10). Die Haut wird mit e<strong>in</strong>zelnen<br />
Heften o<strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong>er Intrakutannaht verschlossen.<br />
Die massive Ligaturblutung:<br />
Tipps für <strong>de</strong>n Notfall<br />
Abgerutschte o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong>suffiziente Ligaturen<br />
können zu sehr heftigen Blutungen führen<br />
und s<strong>in</strong>d völlig zu recht sehr gefürchtet.<br />
122 KLEINTIERMEDIZIN 3/2000<br />
Die Orientierung und das Auff<strong>in</strong><strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />
bluten<strong>de</strong>n Gefäßstumpfes können sehr<br />
schwierig se<strong>in</strong>. Es droht das Verbluten <strong>de</strong>s<br />
Patienten. Als wertvolle Hilfsmittel haben<br />
sich e<strong>in</strong>e "Notklemme" (Abb. 11) (große<br />
Arterienklemme mit distal gekrümmten<br />
Schenkeln) e<strong>in</strong> Bauchspreizer (Balfour-<br />
Retraktor; Abb. 4) und sterilisierte<br />
Handtücher ("Bauchtücher") und e<strong>in</strong>e fertige<br />
Endoloop ®-Schl<strong>in</strong>ge mit Knotenschieber<br />
bewährt.<br />
● Laparatomiewun<strong>de</strong> mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Schere<br />
schnell und großzügig erweitern<br />
● Bauchspreizer e<strong>in</strong>setzen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Bauch-<br />
Abb.13: “ Notklemme” zum Fassen von Ligaturstümpfen<br />
<strong>de</strong>cken von Assistenz maximal ause<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong>halten<br />
lassen<br />
● mit Bauchtuch (nicht mit kle<strong>in</strong>en OP-<br />
Tupfern) Blut aufsaugen<br />
● kaudalen Nierenpol aufsuchen<br />
● "Notklemme" auf <strong>de</strong>n Stumpf setzen<br />
● bei heftiger Blutung, nicht auff<strong>in</strong>dbarem<br />
Gefäßstumpf o<strong><strong>de</strong>r</strong> großem Blutvolumen<br />
im Abdomen<br />
● Aorta abdom<strong>in</strong>alis mit <strong>de</strong>m Daumen<br />
gegen die Wirbelsäule vollständig abdrücken.<br />
● Die Blutung steht<br />
● Darmschl<strong>in</strong>gen und Milz aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Bauchhöhle vorlagern<br />
● Blut aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Bauchhöhle tupfen o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
absaugen<br />
● Blutungsherd <strong>in</strong> Ruhe i<strong>de</strong>ntifizieren<br />
und abklemmen<br />
● F<strong>in</strong>gerdruck auf Aorta abdom<strong>in</strong>alis<br />
langsam <strong>nach</strong>lassen<br />
● kontrollieren ob Gefäßstumpf sicher abgeklemmt<br />
ist<br />
● erst dann Aorta abdom<strong>in</strong>alis <strong>de</strong>komprimieren<br />
● e<strong>in</strong>e <strong>Gleitknoten</strong>schl<strong>in</strong>ge platzieren und<br />
fest anziehen<br />
● Kontrolle auf Sickerblutungen<br />
Fazit<br />
Die <strong>Gleitknoten</strong> lassen sich <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Rout<strong>in</strong>echirurgie<br />
<strong>in</strong> je<strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis erfolgreich,<br />
e<strong>in</strong>fach und sicher anwen<strong>de</strong>n. Sie bereichern<br />
<strong>de</strong>n Schatz <strong><strong>de</strong>r</strong> chirurgischen Techniken<br />
<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Kle<strong>in</strong>tiermediz<strong>in</strong>. Die mitunter<br />
problematischen Ligaturen im Rahmen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Kastrationsoperation <strong><strong>de</strong>r</strong> Hünd<strong>in</strong> wer<strong>de</strong>n<br />
nicht nur erleichtert son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch sicherer.<br />
E<strong>in</strong> korrekt gelegte <strong>Rö<strong><strong>de</strong>r</strong></strong>-Knoten<br />
mit Catgut sitzt absolut sicher und lockert<br />
sich <strong>nach</strong> <strong>de</strong>m Festziehen nicht mehr. Vorgefertigte<br />
Endoloop ®-<strong>Gleitknoten</strong>schl<strong>in</strong>gen<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e wertvolle Hilfe im Notfall.<br />
Literatur beim Verfasser<br />
Anschrift <strong>de</strong>s Autors:<br />
Dr. Dieter Müller, Tierärztliche Kl<strong>in</strong>ik für Kle<strong>in</strong>tiere,<br />
Augenheilkun<strong>de</strong><br />
Kempener Str. 59<br />
D-52525 He<strong>in</strong>sberg