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1 / 2013 / K11438<br />
Indien: Hilfe für Ausgegrenzte – Seite 5<br />
Tansania: Perspektiven für Vernachlässigte – Seite 17<br />
Moldawien: Unterstützung für Daheimgebliebene – Seite 23<br />
Griechenland: Zuwendung für Geflohene – Seite 28<br />
Dortmund: Beistand für Nicht-Angekommene – Seite 30<br />
Jahresrückblick 2012<br />
Hilfe in Wort und Tat<br />
Dortmund<br />
Moldau<br />
Griechenland<br />
Tansania<br />
Seit<br />
35<br />
Jahren aktiv<br />
Besuchen Sie uns auf<br />
Facebook<br />
Indien<br />
facebook.com/<strong>wortundtat</strong>
Editorial<br />
Liebe Freunde und<br />
Unterstützer von <strong>wortundtat</strong>,<br />
Indien, Athen, Tansania, Moldawien, Dortmund – fünf ganz<br />
unterschiedliche Hilfsprojekte begleitet <strong>wortundtat</strong> aktuell. Beim<br />
ältesten Projekt – im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh –<br />
engagieren wir uns bereits seit über 35 Jahren. Und das jüngste<br />
Projekt in Dortmund ist gerade einmal vier Jahre jung. Eines<br />
verbindet sie alle: Die Partner, mit denen wir zusammenarbeiten,<br />
wollen die sichtbare ebenso wie die seelische Not der Menschen<br />
lindern.<br />
Mit unseren Partnern sind auch wir der Überzeugung, dass man<br />
nicht vom Wasser des Lebens predigen kann, ohne dem durstigen<br />
und hungrigen Zuhörer Wasser zum Trinken und Brot<br />
zum Essen zu reichen. Und andersherum kann man den Bedürftigen<br />
nicht nur die praktische Hilfe geben, wenn man überzeugt<br />
ist, dass die eigentliche Rettung in der Botschaft des Jesus von<br />
Nazareth zu uns gekommen ist. Beides wollen wir in unseren<br />
Projekten immer wieder verbinden – in Wort und Tat.<br />
Wie wir das tun, ist auf den folgenden Seiten beschrieben. Wie<br />
immer dient die erste <strong>wortundtat</strong>-Magazin-Ausgabe eines<br />
Jahrgangs dazu, unsere Arbeit im Überblick darzustellen, ohne<br />
allzu sehr ins Detail zu gehen. Wenn Sie mehr wissen möchten,<br />
nutzen Sie bitte unsere Angebote im Internet, die Möglichkeit,<br />
einen <strong>wortundtat</strong>-Vertreter zu sich einzuladen oder die anderen<br />
Ausgaben der Magazine zu beziehen, die im vierteljährlichen<br />
Rhythmus erscheinen.<br />
Danke, dass Sie uns auch in diesem Jahr bei dieser Arbeit<br />
finanziell unterstützen und/oder uns im Gebet begleiten.<br />
Ihre<br />
<strong>wortundtat</strong>-Redaktion<br />
Das Magazin<br />
als PDF:<br />
2 | <strong>wortundtat</strong> 1/2013<br />
www.<strong>wortundtat</strong>.de<br />
www.facebook.com/<br />
<strong>wortundtat</strong><br />
www.youtube.de/<br />
<strong>wortundtat</strong>1977
Vom Einzelspender zum Verein<br />
mit vielen Unterstützern<br />
Heinz-Horst Deichmann, Schuheinzelhändler<br />
aus Essen, Doktor der Medizin<br />
und studierter Theologe, ist Initiator<br />
von <strong>wortundtat</strong>. Nach einem Besuch in<br />
Indien begann er in Kooperation mit der<br />
Organisation AMG India (Advancing the<br />
Ministries of the Gospel) das Werk auf-<br />
zubauen. Durch diese Zusammenarbeit<br />
sollte jegliche Unterstützung durch Einheimische<br />
geleistet werden. Die Überzeugung<br />
dahinter: Menschen aus dem<br />
gleichen Kulturkreis können den Betroffenen<br />
besser helfen als Europäer, die eine<br />
ganz andere Vorstellung vom Leben und<br />
den Problemen der Kranken und Hilfsbedürftigen<br />
haben. Was 1977 durch das<br />
finanzielle Engagement einer Einzelperson<br />
begann, ist heute zu einem Hilfswerk<br />
geworden, das von mehreren Tausend<br />
Spendern getragen wird. Aber auch wenn<br />
die Zahl der Unterstützer stetig anwächst,<br />
ist weiterhin jede Hilfe gefragt.<br />
Ein Spendenformular und die Möglichkeit,<br />
weitere Informationen anzufordern, finden<br />
Sie am Ende des Magazins.<br />
Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!<br />
Impressum:<br />
<strong>wortundtat</strong> 1/2013<br />
Redaktion:<br />
Thomas Brand (Koordination), Ulrich Effing (V.i.S.d.P.), Silke Janssen<br />
Redaktionskontakt:<br />
<strong>wortundtat</strong>, Deichmannweg 9, 45359 Essen<br />
Telefon: 02 01- 67 83 83, Fax: 02 01- 8 67 64 96 52<br />
info@<strong>wortundtat</strong>.de, www.<strong>wortundtat</strong>.de<br />
Fotos:<br />
Thomas Brand, Rüdiger Fessel, Stern im Norden,<br />
Martin Weinbrenner, <strong>wortundtat</strong><br />
Designkonzept, Layout und Prepress:<br />
Gute Botschafter GmbH, 45721 Haltern am See,<br />
www.gute-botschafter.de<br />
Druck:<br />
Druckpartner Essen<br />
4<br />
5<br />
15<br />
16<br />
17<br />
23<br />
28<br />
30<br />
Hoffnung geben<br />
Das Hilfswerk <strong>wortundtat</strong><br />
Hilfe in Indien<br />
Land im Wandel – Unsere Arbeit<br />
in Indien im Jahr 2012<br />
Von den Gleisen geholt<br />
Früchte unserer Arbeit<br />
Sie können helfen!<br />
Medizinische Versorgung in<br />
abgelegenen Regionen Indiens<br />
Hilfe in Tansania<br />
Überblick über die Arbeit<br />
im weit abgegelegenen Süden<br />
des Landes im Jahr 2012<br />
Hilfe in Moldawien<br />
Unterstützung für Daheimgebliebene<br />
in Europas Armenhaus im Jahr 2012<br />
Hilfe in Griechenland<br />
Auch in 2012 haben wir Flüchtlinge<br />
in Athen willkommen geheißen<br />
Hilfe in Deutschland<br />
Im Stern im Norden sind Menschen<br />
aller Nationen erwünscht<br />
31<strong>wortundtat</strong><br />
intern<br />
Unsere Arbeit in Deutschland<br />
Inhalt
Der Name <strong>wortundtat</strong> beschreibt<br />
den Auftrag: Zusätzlich zu konkreten<br />
Angeboten im sozialen,<br />
medizinischen und im Bildungsbereich<br />
bringen die Mitarbeiter den Bedürftigen<br />
die gute Nachricht von Gottes Liebe<br />
und vom Versöhnungsangebot, das<br />
Jesus Chris tus allen Menschen macht.<br />
Die Hilfe ist bestimmt für die Ärmsten<br />
der Armen im indischen Bundesstaat<br />
Andhra Pradesh, im Südosten Tansanias,<br />
in Athen, im Süden Moldawiens und für<br />
Kinder im sozialen Brennpunkt der Dortmunder<br />
Nordstadt. Sie sollen am eigenen<br />
Leib erleben, was das Motto des Vereins<br />
aussagt: „Gott liebt die Menschen. Wir<br />
zeigen es ihnen – in Wort und Tat.“<br />
Hilfe seit 35 Jahren<br />
Den Anstoß zur Hilfe bekam Dr. Deichmann<br />
bei einem Besuch in Indien. Dort<br />
traf er auf Leprakranke, deren Körper<br />
entstellt waren und die von der indischen<br />
Gesellschaft nur Ablehnung erfuhren.<br />
„Hier kannst du nur weglaufen oder<br />
helfen!“ – war seine Reaktion, und er<br />
gründete den Verein <strong>wortundtat</strong>, dessen<br />
Engagement mittlerweile viele Spender<br />
mittragen. Die Mitarbeiter des Vereins<br />
arbeiten zum überwiegenden Teil ehrenamtlich<br />
und sehen ihre Aufgabe vor<br />
allem darin, den Helfern in den Projekten<br />
begleitend und beratend zur Seite zu stehen.<br />
Prinzipiell sendet <strong>wortundtat</strong> keine Entwicklungshelfer<br />
ins Ausland, sondern<br />
vertraut darauf, dass einheimische Experten<br />
die Sorgen und Nöte der Bedürftigen<br />
besser verstehen und angemessener<br />
begleiten, als Helfer aus Mitteleuropa<br />
dies könnten.<br />
Verantwortungsvoller<br />
Umgang mit Spenden<br />
Das Prüfsiegel des Deutschen<br />
Zentralinstituts für soziale<br />
Fragen (DZI) bescheinigt wort-<br />
undtat, verantwortungsvoll mit den ihm<br />
anvertrauten Spenden umzugehen. Seit<br />
Gründung des DZI hat der Verein dieses<br />
Siegel in ununterbrochener Folge erhalten.<br />
Zudem kann jeder Spender sicher<br />
sein, dass seine Gabe garantiert in voller<br />
Höhe bei den Bedürftigen ankommt: Alle<br />
Kosten der Aktivitäten jenseits der Hilfsprojekte<br />
werden mit einer Sonderspende<br />
gedeckt.<br />
4 | <strong>wortundtat</strong> 1/2013<br />
Hoffnung geben<br />
Hilfe für über 130.000<br />
Menschen in Indien,<br />
Tansania und Europa<br />
Bereits 1977 gründete der Schuheinzel-<br />
händler Dr. Heinz-Horst Deichmann das<br />
christliche Hilfswerk <strong>wortundtat</strong>.<br />
Anfangs kümmerten sich die Helfer um<br />
Leprakranke in Indien. Heute hilft<br />
<strong>wortundtat</strong> über 130.000 Bedürftigen<br />
auf drei Kontinenten individuell.<br />
So kann es aussehen, wenn <strong>wortundtat</strong><br />
Hoffnung gibt: Der gehbehinderte Mann<br />
kann mit dem Dreirad von <strong>wortundtat</strong> einer<br />
eigenen Beschäftigung nachgehen, weil er<br />
sich jetzt fortbewegen kann.
Land im Wandel<br />
Indien ist auf dem Weg zu einer Wirtschaftsmacht. Das Bruttosozialprodukt<br />
wächst spürbar, und in keinem Land der Welt leben so viele<br />
Milliardäre. Aber auch das ist richtig: Der Großteil der indischen<br />
Bevölkerung bleibt bitterarm, hungert, wird medizinisch nicht ausreichend<br />
versorgt und erhält keine nachhaltige Schulbildung.<br />
Hier hilft <strong>wortundtat</strong>.<br />
Wanderarbeiter wie<br />
diese Frau gehören<br />
sicher zu den Ärmsten<br />
der indischen Bevölkerung.<br />
Insge samt leben<br />
etwa 700 Millionen Inder<br />
unter der Armutsgrenze.<br />
Seit der Gründung von <strong>wortundtat</strong><br />
arbeitet das Hilfswerk im südostindischen<br />
Bundesstaat Andhra<br />
Pradesh mit der Partnerorganisation<br />
Advancing the Ministries of the Gospel<br />
(AMG) zusammen. Früher stand die Hilfe<br />
für Leprakranke im Vordergrund. Aktuell<br />
gibt es Einrichtungen von <strong>wortundtat</strong> an<br />
rund 20 Orten. Sie versorgen die Menschen<br />
mit medizinischen Leistungen, bilden<br />
Kinder und junge Erwachsene aus,<br />
bauen soziale Projekte für alle Altersstufen<br />
und unterstützen gelegentlich<br />
auch kommunale Infrastrukturprojekte,<br />
die den Ärmsten zugute kommen.<br />
Der Landstrich zwischen Visakhapatnam<br />
und Chilakaluripet ist stark ländlich<br />
geprägt. Das hinduistische Kasten wesen<br />
ist in der dortigen Gesellschaft stärker<br />
verwurzelt als in den großen Städten<br />
In diens. Diese Ordnung grenzt Menschen<br />
aus unteren Schichten als „unrein“ aus.<br />
Ihnen widmet sich <strong>wortundtat</strong> in besonderer<br />
Weise: Sie sollen das Evangelium<br />
von Jesus Christus, der alle Menschen<br />
gleichermaßen liebt, hören. Und sie sollen<br />
am eigenen Leib erfahren, dass jedem<br />
Menschen Gaben geschenkt sind, die sich<br />
mit den passenden Rahmenbedingungen<br />
entfalten lassen. Ehemalige <strong>wortundtat</strong>-<br />
Schüler sind dafür gute Beispiele: Trotz<br />
schwieriger Startbedingungen haben<br />
sie zum Teil eindrucksvolle Berufslaufbahnen<br />
eingeschlagen.<br />
Unsere Hilfe im Überblick<br />
INDIENN<br />
TANSANIA ANIA IA<br />
MOLDAU<br />
GRIECHENLAND<br />
| 5
INDIEN<br />
Gesundheit<br />
Bildung<br />
Kinder<br />
Unsere Hilfe im Überblick<br />
Soziales<br />
Infrastruktur<br />
Aktuelles<br />
TANSANIA<br />
MOLDAU<br />
GRIECHENLAND<br />
6 | <strong>wortundtat</strong> 1/2013<br />
Kranke heilen<br />
Der indische Staat schafft es bisher nicht, die gesamte Bevölkerung<br />
mit grundlegenden medizinischen Leistungen zu versorgen – schon gar<br />
nicht kostenlos. Die ärmsten Teile der Bevölkerung leiden am stärksten<br />
darunter. <strong>wortundtat</strong> bietet vielseitige medizinische Hilfen an.<br />
Allgemeinmedizinische Versorgung<br />
Mangelernährung, Analphabetismus, räum-<br />
liche Enge und schlechte hygienische<br />
Verhältnisse erhöhen das Krankheitsrisiko<br />
gerade für die ärmere Bevölkerung<br />
Indiens enorm. Wegen fehlen der<br />
Sicherheitsvorschriften oder mangelhaf -<br />
tem Verletzungsschutz bei der Arbeit<br />
und im Privaten kommt es zudem oft<br />
zu Unfällen. Mit mobilen Ambulanzen<br />
auf dem Land versorgt <strong>wortundtat</strong> auch<br />
Menschen in abgelegenen Regionen. Und<br />
in der 1,7- Millionen-Einwohner-Stadt<br />
Visakhapat nam steht eine Klinik mit<br />
mehreren hundert Betten in einem<br />
Armen bezirk. Weit über 20.000 Kranke<br />
werden jährlich allgemeinmedizinisch<br />
von wort undtat in Indien versorgt. Bitte<br />
beachten Sie hierzu auch das Spenden-<br />
projekt auf Seite 16.<br />
Die kostenlose Versorgung der Bevölkerung mit<br />
Gesundheitsdienstleistungen funktioniert in Indien<br />
bei Weitem nicht überall. Menschen aus den<br />
ärmeren Schichten sind daher auf Hilfe angewiesen.<br />
Die Augenklinik verhilft jedes Jahr vielen hundert<br />
Patienten, die an grauem Star leiden, mit Operationen<br />
wieder zum Sehen.<br />
Augenkrankheiten<br />
In zwei Augenkliniken operieren <strong>wortundtat</strong>-Ärzte<br />
den grauen Star. Vielen<br />
tausend Menschen helfen sie mit meist<br />
ambulanten Operationen. Dank der<br />
Kunststoff-Linsen bekommen die Betroffenen<br />
ihre Sehkraft zurück. Viele Menschen<br />
erblinden aufgrund der einseitigen<br />
oder mangelhaften Ernährung oft schon<br />
in jungen Jahren. Mehrmals im Jahr<br />
fahren die Augenärzte zudem in abgelegene<br />
Ortschaften. Dort unter suchen und<br />
behandeln sie Bewohner, die sonst nicht<br />
zu einem Augenarzt kämen.<br />
Tuberkulose bekämpfen<br />
Noch immer infizieren sich in Indien deutlich<br />
mehr Menschen mit der Tuberkulose<br />
als in anderen Ländern – etwa doppelt so<br />
viele, wie im weltweiten Durchschnitt.<br />
Auch hier sind Mangelernährung und<br />
katas trophale hygienische Verhältnisse<br />
eine Hauptursache. In der <strong>wortundtat</strong>-<br />
Klinik behandeln Fachärzte die auszeh-
Tuberkulosepatienten betreut<br />
<strong>wortundtat</strong> langfristig und schickt<br />
dafür seine Mitarbeiter auch in<br />
entlegene Dörfer.<br />
rende und langwierige Krankheit. Besonderes<br />
Augenmerk gilt ambulanten<br />
Patienten und denen, die aus der stationären<br />
Behandlung entlassen sind. So<br />
lassen sich Therapie abbrüche erfolgreich<br />
unterbinden. Geschultes Personal besucht<br />
die Kranken zuhause, überwacht<br />
die Medikamenteneinnahme und liefert<br />
– wenn nötig – den Angehörigen<br />
Lebens mittel. So müssen die Betroffenen<br />
nicht zwangsläufig wieder arbeiten, sobald<br />
die Symptome verschwunden sind,<br />
sondern können sich auf die Heilung<br />
konzentrieren. Dieses Vorgehen führt<br />
zu höheren Erfolgsquoten, als andere<br />
Tuber kulosebekämpfungsprogramme sie<br />
erreichen.<br />
HIV-Opfer unterstützen<br />
In Andhra Pradesh ist etwa einer von<br />
100 Bewohnern mit dem HI-Virus infiziert.<br />
Mehr als in den meisten anderen<br />
Bundes staaten des Landes. Noch wissen<br />
zu wenige Menschen, was AIDS ist, wie<br />
man sich ansteckt und wie man sich<br />
schützen kann. Immer wieder verlieren<br />
Kinder ihren Vater, ihre Mutter oder<br />
beide Elternteile durch diese Krankheit.<br />
<strong>wortundtat</strong> hilft den Infizierten mit der<br />
Ausgabe kalorien- und vitaminreicher<br />
Zusatz nahrung, um den Ausbruch von<br />
AIDS hinauszögern. Kinder von AIDS-<br />
Opfern erhalten materielle Hilfe – etwa<br />
für die Schul- und Berufsausbildung.<br />
Betreuung für Leprakranke<br />
Schwere Schäden bei Lepra gehören<br />
glücklicherweise der Vergangenheit an.<br />
Heute wird die Krankheit meist früh erkannt<br />
und kann gut behandelt werden.<br />
Noch immer aber gibt es viele tausend<br />
Verstümmelte, die ständige Hilfe benötigen.<br />
In eigens eingerichteten Wohnanlagen<br />
gibt <strong>wortundtat</strong> ihnen Obdach<br />
und Hilfe. Andere erhalten regelmäßig<br />
Kleidung, Nahrung oder Medikamente,<br />
die ihnen nach Hause gebracht werden.<br />
Kinderlähmung wird seltener<br />
Lange Jahre hat <strong>wortundtat</strong> ein großes<br />
Behandlungszentrum für Patienten mit<br />
Kinderlähmung betrieben. Dort sind<br />
immer weniger Betten belegt, weil die<br />
Krankheit aufgrund umfangreicher Impfungen<br />
und besserer Lebensverhältnisse<br />
seltener wird und dadurch auch weniger<br />
Behandlungen erforderlich sind.<br />
Unsere Hilfe im Überblick<br />
So können Sie helfen:<br />
7,– Euro versorgen einen<br />
Leprakranken einen<br />
Monat lang mit Nahrung,<br />
Seife und Kleidung.<br />
30,– Euro monatlich<br />
helfen einer indischen<br />
Familie, deren Ernährer<br />
an AIDS gestorben ist,<br />
zu überleben.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.<strong>wortundtat</strong>.de<br />
Wo wir helfen Indien<br />
Gesundheit<br />
| 7
INDIEN<br />
Gesundheit<br />
Bildung<br />
Kinder<br />
Unsere Hilfe im Überblick<br />
Soziales<br />
Infrastruktur<br />
Aktuelles<br />
TANSANIA<br />
MOLDAU<br />
GRIECHENLAND<br />
8 | <strong>wortundtat</strong> 1/2013<br />
In den <strong>wortundtat</strong>-Schulen<br />
bekommmen Menschen,<br />
die sonst kaum eine Chance<br />
auf Bildung gehabt hätten,<br />
die Möglichkeit, gut und<br />
aus giebig zu lernen.<br />
Bildung hilft<br />
Der Zugang zu Bildung hängt in Indien<br />
noch oft von den äußeren Lebensumständen<br />
ab: Mädchen, Arme und die Landbevölkerung<br />
haben schlechte Startbedingungen.<br />
<strong>wortundtat</strong> schafft Zukunftschancen mit<br />
Bildungsprogrammen für Unterprivilegierte.
Bildung für Randgruppen<br />
Zweifellos hat das indische Schulsystem<br />
in den vergangenen Jahren große Schritte<br />
nach vorn gemacht. Trotzdem können<br />
viele junge Menschen, die die Schule<br />
verlassen, nicht ordentlich lesen oder gar<br />
schreiben. Bei einer Untersuchung der<br />
UNESCO fanden die Experten heraus, dass<br />
im ländlichen Indien nur etwa ein Drittel<br />
der Drittklässler zweistellige Zahlen<br />
subtrahieren und die Uhr lesen konnte.<br />
Diese Ergebnisse decken sich mit den<br />
Be obachtungen der Sozialarbeiter, die<br />
im Auftrag von <strong>wortundtat</strong> in den Dörfern<br />
und kleinen Städten an der Küstenregion<br />
von Andhra Pradesh unterwegs<br />
sind. Bei ihrer täglichen Arbeit reagieren<br />
sie vor Ort individuell auf die Menschen,<br />
denen sie begegnen: Treffen sie Familien<br />
oder Gemeinschaften, die kaum Zugang<br />
zu Bildung haben, bieten sie ihnen<br />
die Möglichkeit an, ihre Kinder auf eine<br />
<strong>wortundtat</strong>-Schule zu senden.<br />
Dort können Jungen ebenso wie Mädchen<br />
die komplette Schullaufbahn absolvieren:<br />
von der Vor- und Grundschule<br />
(Lower und Upper Kindergarten) über<br />
die High School, bis zu handwerklichen<br />
Lehrgängen, Junior und Degree Courses,<br />
welche den Zugang zu mehrjährigen Berufsausbildungen<br />
ermöglichen oder den<br />
Weg zu einer aka demischen Berufslaufbahn<br />
eröffnen.<br />
Ein Teil der meist als Internat betriebenen<br />
Schulen steht in sozialen Brennpunkten<br />
in kleineren Städten. So können gerade<br />
die Ärmsten der Armen vergleichsweise<br />
leicht dorthin gelangen. Im Fischerort<br />
Kakinada etwa befindet sich die English<br />
Medium School für rund 2.000 Kinder<br />
und Jugendliche mitten im Slum. Und in<br />
Yeleswaram wurde die Schule in Sichtweite<br />
eines Steinbruchs gebaut: Mittlerweile<br />
lernen dort knapp 2.000 junge<br />
Menschen. Viele von ihnen müssten<br />
ohne dieses Angebot höchstwahrscheinlich<br />
ihren Eltern beim Steineklopfen zur<br />
Hand gehen.<br />
Oft sind Klassen für Kinder mit Behinderungen<br />
in den Schulen integriert. In<br />
Chilakaluripet etwa werden Kinder mit<br />
Kinderlähmung besonders gefördert und<br />
in Rajavolu erhalten Blinde Unterricht.<br />
Beide Gruppen hätten sonst kaum eine<br />
Chance auf einen Schulbesuch. Insgesamt<br />
besuchen etwa 12.000 Jungen<br />
und Mädchen verschiedene <strong>wortundtat</strong>-<br />
Schulen in Andhra Pradesh. Neben der<br />
Schulspeisung bekommen sie natürlich<br />
die Kleidung und das Unterrichtsmaterial<br />
kostenlos.<br />
Gefragte Absolventen<br />
Schneiderin, Kfz-Mechaniker, Schweißer,<br />
Dreher, Elektriker oder Elektrotechniker –<br />
mit diesen Berufen können Absolventen<br />
des ITC, des staatlich anerkannten Berufsausbildungszentrums<br />
von <strong>wortundtat</strong>,<br />
später ihre Familien ernähren. Die<br />
Absolventen sind in Unternehmen des<br />
Landes sehr gefragt. Zwei Krankenschwesternschulen<br />
und eine Lehrerausbildungsstätte<br />
vervollständigen das<br />
<strong>wortundtat</strong>-Ausbildungsangebot. Etwa<br />
2.500 Jugendliche und junge Erwachsene<br />
mit und ohne Behinderungen profitieren<br />
davon.<br />
Unsere Hilfe im Überblick<br />
Weitere Informationen:<br />
www.<strong>wortundtat</strong>.de<br />
Wo wir helfen Indien<br />
Bildung<br />
Die Absolventen des<br />
<strong>wortundtat</strong>-Ausbildungszentrums<br />
sind bei den<br />
Unternehmen des<br />
Bundesstaates begehrt<br />
und haben meist bald<br />
nach dem Abschluss<br />
eine Stelle.<br />
| 9
INDIEN<br />
Gesundheit<br />
Bildung<br />
Kinder<br />
Unsere Hilfe im Überblick<br />
Soziales<br />
Infrastruktur<br />
Aktuelles<br />
TANSANIA<br />
MOLDAU<br />
GRIECHENLAND<br />
Kinder und Jugendliche finden bei<br />
<strong>wortundtat</strong> ein neues Zuhause. Dieser<br />
Junge zum Beispiel lebt heute im Heim<br />
für Eisenbahnkinder. Er war zuvor<br />
Monate oder Jahre obdachlos und fuhr<br />
mit Zügen durchs Land.<br />
Fürsorge<br />
10 | <strong>wortundtat</strong> 1/2013<br />
für Vernachlässigte<br />
Kinder aus armen Familien haben es in Indien besonders<br />
schwer: Sie müssen oft körperlich arbeiten, haben<br />
nicht genug zu essen, werden verstoßen oder erhalten<br />
keine Bildung. <strong>wortundtat</strong> sucht solche Kinder und<br />
kümmert sich um sie.
Lernen an den Kalköfen<br />
Ohne Schutzkleidung und ungesichert<br />
arbeiten viele Kinder an den Kalköfen<br />
von Piduguralla. In der sengenden Hitze<br />
und den giftigen Gasen des brennenden<br />
Kalks ruinieren sie frühzeitig ihre Gesundheit,<br />
damit die Familie genug zum<br />
Leben hat. Mit viel Überzeugungsarbeit<br />
und dem Versprechen, dass<br />
<strong>wortundtat</strong> für die Kinder sorgt, gelingt<br />
es, immerhin die Kleinsten von<br />
den Öfen wegzuholen. Sie bekommen<br />
Unterricht in einfachen Schulgebäuden,<br />
lernen Lesen und Schreiben<br />
und erhalten eine warme Mahlzeit<br />
am Tag, damit sie wenigstens etwas<br />
zu essen haben. Eine Schule soll nah<br />
bei den Öfen aufgebaut werden.<br />
Dieser langgehegte Wunsch von<br />
<strong>wortundtat</strong> bleibt nach wie vor<br />
ein dringendes Gebetsanliegen<br />
für unsere Arbeit in Indien.<br />
Vom Steinbruch auf die Schulbank<br />
Dass sich Ausdauer bezahlt macht,<br />
beweist die Schule in Yeleswaram,<br />
wo Kinder früher schwer in den<br />
Steinbrüchen schufteten, bis 1995<br />
<strong>wortundtat</strong> kam. Heute lernen an der<br />
Schule etwa 1.900 Kinder und Jugend-<br />
liche, während in den Steinbrüchen nur<br />
noch Erwachsene arbeiten. Die ersten<br />
Absolventen haben das Internat längst<br />
erfolgreich abgeschlossen und üben<br />
heute alle möglichen Berufe aus.<br />
Zuflucht für Straßenkinder<br />
Niemand weiß genau, wie<br />
viele Jungen in Indien<br />
ihr Zuhause verlassen<br />
und statt-<br />
Der Kinderarbeit an den Kalköfen bei Piduguralla versucht <strong>wortundtat</strong> mit<br />
einer Schule zu begegnen, an der die Mädchen und Jungen lernen können.<br />
Für die Jüngsten gibt es schon eine provisorische Kindertagesstätte.<br />
dessen auf oder in Eisenbahn waggons<br />
durchs Land streifen und auf der Straße<br />
leben. Sie betteln, putzen Schuhe,<br />
sammeln Leergut, ernähren sich vom<br />
Stehlen, nehmen Drogen und finden oft<br />
keinen Ausweg aus der Abwärtsspirale.<br />
Das <strong>wortundtat</strong>- Heim für Eisenbahnkinder<br />
gibt diesen Jungen wieder ein<br />
Dach über dem Kopf. Dort erhalten sie<br />
regelmäßiges Essen und Zuwendung,<br />
lernen, wieder ein geregeltes Leben zu<br />
führen. Der ein oder andere schafft es<br />
sogar in eine Schule (siehe Bericht Seite<br />
15) oder kann einen einfachen Beruf erlernen.<br />
Etwa 120 Plätze hat das Haus im<br />
kleinen Ort Chirala.<br />
Guter Start ins Leben<br />
In den ersten Lebensjahren hat Mangelernährung<br />
fatale Folgen für die spätere<br />
Entwicklung. Um kurz- und langfristige<br />
körperliche und geistige Schäden zu vermeiden,<br />
verteilt <strong>wortundtat</strong> in einigen<br />
Slums täglich einen Viertelliter Milch an<br />
Kinder unter zwei Jahren. Regelmäßig<br />
untersucht ein Arzt die Kinder.<br />
Unsere Hilfe im Überblick<br />
Sie können helfen:<br />
18,– Euro kostet die<br />
Versorgung eines<br />
Schülers in der Steinbruchschule.<br />
2,50 Euro pro Monat<br />
versorgt einen Säug-<br />
ling im Slum täglich<br />
mit Milch.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.<strong>wortundtat</strong>.de<br />
Wo wir helfen Indien<br />
Kinder<br />
| 11
INDIEN<br />
Gesundheit<br />
Bildung<br />
Kinder<br />
Unsere Hilfe im Überblick<br />
Soziales<br />
Infrastruktur ur<br />
Aktuelles<br />
TANSANIA<br />
MOLDAU<br />
GRIECHENLAND<br />
12 | <strong>wortundtat</strong> 1/2013<br />
Leid mildern<br />
Weit über die Hälfte der Inder lebt unterhalb der<br />
Armutsgrenze. Gerade in ländlichen Regionen leiden die<br />
Menschen unter großer Armut, und Ausgrenzung gehört zum<br />
Alltag. Etwa 2.000 Helfer von <strong>wortundtat</strong> unterstützen<br />
die besonders Bedürftigen.<br />
Notlagen überbrücken<br />
Verliert eine indische Familie ihren Ernährer,<br />
ist das eine Katastrophe: Ein<br />
Sozialsystem, das Hilfen zahlt, gibt<br />
es nicht – Essen, Wohnen, Schule und<br />
vieles andere können nicht mehr finanziert<br />
werden. Die Ursachen sind vielfältig:<br />
Hochverschuldete Farmer nehmen<br />
sich das Leben, weil sie dem Druck raffgieriger<br />
Kreditgeber nicht gewachsen<br />
sind. AIDS und andere Erkrankungen<br />
machen viele Kinder zu Waisen. Ange-<br />
hörige von Langzeitgefangenen und<br />
Menschen ohne festen Wohnsitz sind auf<br />
sich gestellt und erhalten keine staatliche<br />
Unterstützung. Solche Bedürftigen<br />
registrieren die <strong>wortundtat</strong>-Helfer und<br />
geben ihnen Lebensmittel, Kleidung,<br />
Hilfe für Schule und Berufsausbildung –<br />
so lange, bis diese wieder auf eigenen<br />
Füßen stehen können.<br />
Schwache unterstützen<br />
Kinder, Alte, Kranke – die Schwachen<br />
in der Gesellschaft, haben in Indien<br />
keine Lobby. Oft werden sie sich selbst<br />
überlassen. In Tagesstätten oder Wohnheimen<br />
versorgt <strong>wortundtat</strong> etwa 8.500<br />
Menschen. Und über 12.000 Menschen<br />
mit Behinderungen bekommen Lebens-<br />
und Hilfs mittel, zum Beispiel spezielle<br />
Schuhe, Prothesen, Gehhilfen, Brillen<br />
und gelegentlich Rollstühle.<br />
Die Enkelkinder der alten<br />
Dame haben ihre Eltern<br />
verloren. Damit sie nicht auf<br />
sich gestellt sind, kümmert<br />
sich die Oma um die beiden.<br />
Ohne die Hilfe von <strong>wortundtat</strong><br />
würde sie das nicht<br />
hinbekommen.
Hilfe in Krisen<br />
Unterkünfte in Indien sind mit der Wohn- und Lebenssituation<br />
in Europa kaum vergleichbar: unzulängliches Baumaterial,<br />
Schimmel an den Wänden, das Fehlen sanitärer Anlagen sind dort<br />
Standard. Wo Hilfe besonders dringend gebraucht wird, sucht<br />
<strong>wortundtat</strong> nach Auswegen.<br />
Wasserversorgung verbessert<br />
Verschmutztes Wasser löst leicht Infektionen<br />
aus. Mit Brunnen, die an Grundwasser<br />
reichen, ist das Problem oft<br />
behoben. <strong>wortundtat</strong> hat bereits viele<br />
hundert Brunnen gebohrt, von denen<br />
bereits etwa 10.000 Menschen profitieren.<br />
Häuser für Besitzlose<br />
Der indische Staat hilft Familien, ein<br />
festes Haus zu bauen – vorausgesetzt,<br />
sie bringen eigenes Geld mit. Das aber<br />
fehlt oft. <strong>wortundtat</strong> übernimmt daher<br />
immer wieder diesen Eigenanteil, sodass<br />
die Menschen ein festes, eigenes Dach<br />
über dem Kopf haben. Gelegentlich hilft<br />
<strong>wortundtat</strong> auch den Ausbau der Stromversorgung<br />
und der Kanalisation eines<br />
Stadtviertels zu finanzieren oder unterstützt<br />
das Anlegen be festigter Wege.<br />
Katastrophenhilfe<br />
Nach Brandkatastrophen, Stürmen oder<br />
Überschwemmungen hilft <strong>wortundtat</strong><br />
direkt vor Ort. Die Helfer verteilen<br />
Trinkwasser oder Essensrationen, geben<br />
Hilfspakete mit Nahrung, Kleidung und<br />
Haushaltsbedarf aus oder packen beim<br />
Wiederaufbau mit an.<br />
Unsere Hilfe im Überblick<br />
INDIEN<br />
Gesundheit<br />
Bildung<br />
Kinder<br />
Soziales<br />
Infrastruktur uktur<br />
Aktuelles es<br />
TANSANIA<br />
MOLDAU<br />
GRIECHENLAND<br />
Immer wieder zerstören<br />
Brandkatastrophen ganze<br />
Dörfer oder Stadtteile.<br />
Wo es möglich ist, hilft<br />
<strong>wortundtat</strong> direkt im Notfall<br />
und teil weise auch beim<br />
Wiederaufbau.<br />
| 13
INDIEN<br />
Gesundheit<br />
Bildung<br />
Kinder<br />
Hilfe in Indien – Rückblick 2012<br />
Soziales<br />
Infrastruktur<br />
Aktuelles<br />
TANSANIA<br />
MOLDAU<br />
GRIECHENLAND<br />
14 | <strong>wortundtat</strong> 1/2013<br />
Schnell zur Stelle<br />
Im vergangenen Jahr gab es in Andhra Pradesh mehrere regional<br />
beschränkte Unglücke, die für die Betroffenen große Not mit<br />
sich brachten. Weil <strong>wortundtat</strong>-Helfer in der Nähe waren und<br />
unverzüglich reagieren konnten, war es möglich, vielen Opfern<br />
rasch zu helfen.<br />
Im Frühjahr und Sommer kam es in<br />
der Nähe unseres Hauptstützpunkts<br />
Chilakaluripet zu mehreren Brandkatastrophen.<br />
Betroffen waren Ortschaften<br />
und Stadtteile, die überwiegend von<br />
sehr armen Menschen bewohnt waren,<br />
deren Hütten zum größten Teil aus leicht<br />
brennbaren Materialien gebaut sind.<br />
Nachdem die Feuer gelöscht waren,<br />
zeigte sich schnell das Ausmaß der<br />
Zerstörung: Viele der Bewohner hatten<br />
buchstäblich alles verloren und nur noch<br />
die Kleider, die sie am Leib trugen, waren<br />
ihnen geblieben.<br />
Der Zyklon machte im Herbst viele Menschen<br />
obdachlos. Sie erhielten Lebensmittel und Kleidung<br />
für einen Neuanfang.<br />
Danke<br />
für Ihre Hilfe!<br />
In Pallam hofften einige Familien in den<br />
Trümmern wenigstens etwas Essbares zu<br />
finden, das die Flammen nicht zerstört<br />
hatten – meist suchten sie jedoch vergeblich.<br />
So war es eine große Erleichterung,<br />
als wenig später einige Lastwagen voll<br />
mit Hilfsgütern ankamen. Diese waren<br />
unter anderem von den <strong>wortundtat</strong>-<br />
Helfern zusammengestellt worden, die<br />
nun auch beim Verteilen halfen.<br />
Wirbelsturm im Herbst<br />
Ähnlich war es im Herbst, als ein zerstörerischer<br />
Zyklon über die Region hinwegfegte<br />
– kurz nachdem Wirbelsturm<br />
Sandy im Osten der USA medienwirksam<br />
vor den Augen der Weltöffentlichkeit<br />
gewütet hatte. In Andhra Pradesh<br />
waren jedoch nur ein paar Berichterstatter<br />
lokaler Medien zugegen, obwohl<br />
die Zerstörung mindes tens ebenso<br />
folgenschwer war: Menschen wurden<br />
obdachlos, weil die Häuser aus Lehm<br />
oder Plastikplanen davonschwammen.<br />
Auf zahlreichen Feldern wurde die Ernte<br />
zerstört und hinterließ deren Besitzer<br />
ohne Nahrung und Einkommen für die<br />
folgenden Monate zurück. Auch dort<br />
waren Schüler, Lehrer und andere Mitarbeiter<br />
aus unserer nahegelegenen Schule<br />
schnell zur Stelle und verteilten Essensrationen,<br />
Kleidung und andere dringend<br />
benötigte Hilfsgüter.<br />
Welle der Hilfsbereitschaft<br />
In beiden Situationen baten wir übrigens<br />
auch in Deutschland die Freunde unserer<br />
Arbeit um Unterstützung und erlebten<br />
eine beeindruckende Welle der Hilfsbereitschaft:<br />
Mit den Spenden, die auf<br />
unsere Aufrufe folgten, konnten wir die<br />
Ausgaben für die Notsituation decken.
Hilfe in Indien – Rückblick 2012<br />
Von den Gleisen geholt<br />
Immer wieder berichten uns ehemalige Schüler, wie die Zeit bei<br />
<strong>wortundtat</strong> ihr Leben verändert hat. Shankar Rao erzählte uns,<br />
wie er vom Eisenbahnkind zum Elektrotechnikstudent wurde.<br />
Mein Name ist Shankar Rao. Ich<br />
bin 20 Jahre alt. Meine Mutter<br />
starb, als ich fünf war. Als ich<br />
zwölf war, starb mein Vater. Ich kam zu<br />
meinem Onkel. Mein Leben nahm einen<br />
schlechten Verlauf. Er hielt nichts davon,<br />
dass ich weiter zur Schule gehe und<br />
wollte, dass ich Tagelöhner werde. Das<br />
war hart für mich. Also verließ ich ihn.<br />
Ich hatte damals keine Vorstellung von<br />
meiner Zukunft. Das waren die schlimmsten<br />
Tage meines Lebens. Ich reiste in<br />
Zügen durchs Land und bettelte jeden an,<br />
um meinen Hunger zu stillen. Oder ich bat<br />
um Geld, um irgendwie über die Runden<br />
zu kommen. Ich hatte keine Ahnung, wie<br />
ich aus der Situation rauskommen sollte.<br />
Eines Morgens stieg ein Bewohner<br />
des <strong>wortundtat</strong>-Heims für Eisenbahnkinder<br />
in ‚meinen‘ Zug. Er sah mich,<br />
erzählte mir vom Heim und schickte<br />
mich dort hin. Ich war damals 13 Jahre alt<br />
und gut 550 Kilometer weit von meinem<br />
Heimatdorf entfernt. Ein Jahr haben sich<br />
die Mitarbeiter liebevoll um mich gekümmert,<br />
obwohl ich weiter als Eisenbahnkind<br />
lebte. Dann, mit viel gutem Zureden<br />
und mit Gottes Gnade, entschloss ich<br />
mich, einen anderen Weg einzuschlagen.<br />
Ich ging zur Schule, und die Lehrer<br />
dort brachten mir bei, was gut und<br />
was schlecht ist. Mit ihrer Unterstützung<br />
beendete ich meine Schul laufbahn<br />
schließlich mit 560 von 600 möglichen<br />
Punkten. Das war das beste Ergebnis aller<br />
Schüler in Chirala. Ein College in der<br />
Stadt bot mir an, zwei weitere Jahre zu<br />
lernen – kostenlos! Nach dem Abschluss<br />
dort habe ich beim Aufnahmetest des<br />
Indian Institute of Technology (IIT) mitgemacht.<br />
(Anm. d. Red.: Jährlich versuchen<br />
dort etwa 500.000 Inder einen von<br />
10.000 Studienplätzen zu bekommen.)<br />
Und ich habe tatsächlich die Aufnahme<br />
geschafft. Jetzt studiere ich im dritten<br />
Jahr Elektrotechnik.<br />
INDIEN<br />
TANSANIA NIA IA<br />
MOLDAU<br />
GRIECHENLAND<br />
Weitere „Erfolgs-<br />
geschichten“ finden<br />
Sie im Internet:<br />
www.<strong>wortundtat</strong>.de<br />
Indien Früchte<br />
der Arbeit<br />
| 15
Sie können helfen!<br />
Medizinische Hilfe<br />
16 | <strong>wortundtat</strong> 1/2013<br />
im Niemandsland<br />
Ihre Spende kommt an!<br />
Von Yeleswaram aus, wo unsere<br />
Schule an den Steinbrüchen<br />
steht, nach Norden erstreckt<br />
sich ein riesiges Waldgebiet, genannt<br />
Alluri Sitaramaraju. Etwa 100 Kilometer<br />
in der Länge und 150 Kilometer in der<br />
Breite stehen die Bäume. Nur einfache<br />
Buckelpisten führen durch diesen Landstrich,<br />
und nur wenige Menschen leben<br />
dort in kleinen Siedlungen. Wenige<br />
sind es für indische Verhältnisse, denn<br />
trotz der Abgeschiedenheit leben viele<br />
Tausend von der Außenwelt so gut wie<br />
abgeschnitten, da nur die wenigsten über<br />
ein Auto verfügen. Öffentliche Einrichtungen,<br />
wie weiterführende Schulen oder<br />
Ausbildungseinrichtungen, fehlen dort<br />
ebenso wie Ärzte oder gar ein Krankenhaus.<br />
Seit einigen Jahren haben wir in diesem<br />
abgelegenen Landstrich eine so genannte<br />
Free Clinic – also eine Anlaufstelle für<br />
Menschen mit den unterschiedlichsten<br />
Krankheiten, die sich eine teure Behandlung<br />
oder den Weg in die nächste Stadt<br />
zu einem Arzt nicht leisten können. Dort<br />
kümmert sich das medizinische Fachpersonal<br />
um die Kranken, untersucht<br />
sie, verschreibt ihnen Medikamente, gibt<br />
Ratschläge, wie sie sich bei leichteren<br />
Erkrankungen mit einfachen Mitteln<br />
selbst helfen können.<br />
Für diese Arbeit<br />
bitten wir um Ihre<br />
Unterstützung. g<br />
Bereits<br />
5,– Euro<br />
finanzieren die Untersuchung eines<br />
Patienten oder die Abgabe kostenloser<br />
Medikamente für die Behandlung.<br />
* Bankverbindungen finden Sie auf den<br />
gesondert beigehefteten Seiten am<br />
Ende des Magazins. Sie können<br />
auch online auf www.<strong>wortundtat</strong>.de<br />
spenden oder mit dem QR-Code und<br />
Ihrem Smartphone zum Spendenformular<br />
gelangen.<br />
Das Spenden-Siegel des Deutschen Zentralinstituts<br />
für soziale Fragen (DZI) bestätigt, dass wir mit den uns<br />
anvertrauten Mitteln sorgfältig und verantwortungsvoll<br />
umgehen.<br />
In den Free Clinics erhalten<br />
Menschen medizinische Hilfe,<br />
die sonst kaum Zugang zu<br />
Ärzten haben.
Weit abgelegen<br />
Die Region um den Ort Matemanga im Süden<br />
Tansanias liegt zwischen zwei großen<br />
Nationalparks, die dem Schutz von<br />
Wildtieren dienen. Die Menschen in<br />
diesem Landstrich leben noch immer<br />
sehr abgeschieden in einfachsten<br />
Verhältnissen. <strong>wortundtat</strong> hilft<br />
vielseitig.<br />
Im Tunduru-Distrikt, der Re gion, in<br />
der <strong>wortundtat</strong> arbeitet, kann kaum<br />
ein Erwachsener lesen oder schreiben.<br />
Weiterführende Schulen gibt es dort<br />
nur wenige, die vorhandenen schneiden<br />
in landesweiten Vergleichen schlecht ab.<br />
Die meisten Schüler verlassen die Grundschule,<br />
ohne den gelernten Stoff wirklich<br />
zu beherrschen. Strom, fließendes Wasser<br />
oder motorisierte Fahrzeuge kann sich<br />
kaum ein Mensch leisten. Und gegessen<br />
wird, was die kleinbäuerliche Landwirtschaft<br />
hergibt.<br />
Die meisten Bewohner leben in Hütten<br />
aus Lehm, der in der Sonne getrocknet<br />
wurde. Statt Dachziegeln gibt es Grasdächer.<br />
Wellblech können sich nur wenige<br />
leisten, das Gleiche gilt für gebrannte<br />
Ziegel. Auch berufliche Ausbildungen<br />
werden dort so gut wie nicht angeboten.<br />
1996 kam die Kanisa la Upendo wa<br />
Christo Masihi, kurz KIUMA, in diesen<br />
abgelege nen Landstrich. <strong>wortundtat</strong><br />
unterstützt die „Kirche der Liebe Christi“.<br />
Heute stehen dort ein Krankenhaus, eine<br />
weiterführende Schule, eine Schreiner-<br />
und eine Mechanikerwerkstatt und zahlreiche<br />
weitere Projekte. Auch die umliegenden<br />
Dörfer erreicht <strong>wortundtat</strong> mit<br />
seinen Angeboten immer besser.<br />
Unsere Hilfe im Überblick<br />
INDIEN<br />
TANSANIA<br />
MOLDAUU<br />
GRIECHENLAND<br />
| 17
INDIEN<br />
TANSANIA<br />
Gesundheit<br />
Bildung<br />
Unsere Hilfe im Überblick<br />
Landwirtschaft<br />
Infrastruktur<br />
Aktuelles<br />
MOLDAU<br />
GRIECHENLAND<br />
Sie können helfen helfe<br />
8,– Euro reichen,<br />
um einen Kranken<br />
im KIUMA-Hospital<br />
zu untersuchen<br />
oder ambulant zu<br />
behandeln.<br />
Gesundheit ist<br />
erreichbar<br />
18 | <strong>wortundtat</strong> 1/2013<br />
Bevor KIUMA in den Tunduru-Distrikt kam, war der nächste<br />
Arzt unerreichbar weit entfernt. Das Hospital mitten im<br />
‚Niemandsland‘ rettete daher seit über 15 Jahren bereits<br />
viele Menschenleben. Und <strong>wortundtat</strong> verbesserte auch die<br />
allgemeinmedizinische Versorgung deutlich.<br />
Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen<br />
können den meisten<br />
Kranken in dem 2002 eingerichteten<br />
Haus gut helfen. Operationssaal,<br />
Röntgenabteilung, Labor und die<br />
rund 100 Betten sind auf einem Niveau,<br />
das sich, verglichen mit dem Standard<br />
anderer Krankenhäuser in Tansania, ohne<br />
Weiteres sehen lassen kann.<br />
Die Mediziner behandeln dort völlig<br />
andere Erkrankungen als in Deutschland:<br />
So ist Malaria mit Abstand die<br />
größte Gesundheitsgefahr in der Region.<br />
Mehr als die Hälfte der Patienten kommt<br />
aufgrund dieser Krankheit – meist, weil<br />
sie nicht die Vorsorge-Medikamente<br />
Dr. Heinz-Horst Deichmann<br />
begrüßt beim Besuch des<br />
KIUMA-Hospitals einen neugeborenen<br />
Erdenbürger.<br />
haben, wie sie jeder Tourist aus Europa<br />
mitbringt, wenn er in die Region fährt.<br />
Atemwegserkrankungen, darunter vor<br />
allem Tuberkulose, treten – mit Abstand<br />
zur Malaria – ebenfalls häufig auf. Dann<br />
folgen Durchfall, Lungenentzündungen<br />
und andere Beschwerden, die in den<br />
Gesundheitsstatistiken europäischer<br />
Länder meist eine untergeordnete Rolle<br />
spielen.<br />
Ein großer Segen sind die Geburts helfer<br />
im KIUMA-Hospital: Sie retten viele<br />
Leben, denn Schwangere kommen in der<br />
Regel nur ins Krankenhaus, wenn sie bei<br />
der Geburt Komplikationen erwarten.
Bildung schafft<br />
Zukunft<br />
Lehrermangel, schlechte Ausstattung der Schulen, ungleiche<br />
Behandlung von Mädchen und Jungen und fehlende Möglichkeiten<br />
zur Berufsausbildung beschreiben in wenigen Worten die<br />
Probleme des Bildungssystems in Südtansania. <strong>wortundtat</strong> baut<br />
Bildungseinrichtungen in der Region.<br />
Erste weiterführende Schule<br />
Mit Hilfe der BONITA-Stiftung baute das<br />
Hilfswerk eine Sekundarschule. Seitdem<br />
können Schülerinnen und Schüler<br />
in ihrer Heimat einen Schulabschluss<br />
machen. Etwa 800 Schüler besuchen die<br />
Schule regelmäßig und erzielen im landesweiten<br />
Vergleich überdurchschnittlich<br />
gute Ergebnisse. In den Dörfern rund um<br />
KIUMA unterstützt <strong>wortundtat</strong> zusätzlich<br />
den Bau weiterer Schulen.<br />
Ausbildungsmöglichkeiten geschaffen<br />
Berufsschulen oder Ausbildungsbetriebe<br />
gab es bis vor Kurzem in der Region nicht.<br />
Heute können junge Menschen in KIUMA<br />
mehrere Berufe erlernen, zum Beispiel<br />
Schneider, Schreiner, Schlosser,<br />
Maurer oder Kraftfahrzeug-<br />
Die jungen Erwachsenen im Ausbildungszentrum<br />
sind froh über die beruflichen Fähigkeiten, die ihnen<br />
völlig neue Chancen für die Zukunft eröffnen.<br />
mechaniker. Mit diesem Wissen können<br />
sich die Absolventen ein Zusatzeinkommen<br />
jenseits der kleinbäuer lichen Landwirtschaft<br />
sichern. So kann sich die Region<br />
langsam aber sicher weiterentwickeln.<br />
Besonders gefragt ist die Krankenpflegeschule<br />
mit ihren etwa 200 Schülern.<br />
Praktisch alle Absolventen finden ohne<br />
Weiteres einen Arbeitsplatz, weil im<br />
ganzen Land dringend Pflegepersonal<br />
gebraucht wird.<br />
Teachers Training Centre im Aufbau<br />
Bisher kommen nur wenige Lehrer zum<br />
Unterrichten in diesen unterentwickelten<br />
Teil des Landes. Deshalb möchte KIUMA<br />
selbst diese Fachkräfte aus der Region für<br />
die Region ausbilden. Ein Lehrer kolleg<br />
auf dem KIUMA-Gelände soll helfen, den<br />
Lehrermangel zu beseitigen.<br />
Unsere Hilfe im Überblick<br />
INDIEN<br />
TANSANIA<br />
Gesundheit<br />
Bildung<br />
Landwirtschaft rt rtsc tscha<br />
haft ft<br />
Infrastruktur k<br />
Aktuelles<br />
MOLDAU<br />
GRIECHENLAND<br />
Sie können helfen:<br />
17,– Euro im Monat<br />
kosten Schulgebühren<br />
in KIUMA. Damit finan-<br />
ziert <strong>wortundtat</strong> Klei-<br />
dung, Unterrichtsmate-<br />
rial, Unterkunft und<br />
Verpflegung.<br />
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INDIEN<br />
TANSANIA<br />
Gesundheit<br />
Bildung<br />
Unsere Hilfe im Überblick<br />
Landwirtschaft<br />
Infrastrukturr<br />
Aktuelles<br />
MOLDAU<br />
GRIECHENLAND<br />
20 | <strong>wortundtat</strong> 1/2013<br />
Hilfe im Alltag<br />
Die meisten Menschen im Tunduru-<br />
Distrikt bauen auf kleinen Äckern<br />
ihre meist kärgliche Nahrung an.<br />
Trinkwasser holen sie sich aus weit<br />
entfernt liegenden Tümpeln oder<br />
Bächen. Mit Rat und Tat steht das<br />
Hilfswerk den Menschen zur Seite.<br />
Unterstützung beim Ackerbau<br />
Im Landwirtschaftszentrum von KIUMA<br />
können die Bewohner der Region günstig<br />
Saatgut und Werkzeuge für den<br />
Ackerbau kaufen. Die Fachleute in dem<br />
Zentrum geben ihnen zudem Tipps<br />
für ertragreichere Landwirtschaft und<br />
Viehzucht. Auch die Schülerinnen und<br />
Schüler der Sekundarschule können ihre<br />
diesbezüglichen Fertigkeiten am Landwirtschaftszentrum<br />
ausbauen und später<br />
davon profitieren. So verbessern alle<br />
die Erträge ihrer Arbeit und Zeiten mit<br />
schlechter Ernte lassen sich besser überstehen.<br />
Brunnen und Tanks zur Wasserversorgung<br />
<strong>wortundtat</strong> hat bereits zahlreiche Brunnen<br />
gebaut und Wassertanks in einigen<br />
Dörfern aufgestellt. So erhalten die<br />
Menschen Wasser, das deutlich sauberer<br />
ist, als das Oberflächenwasser aus<br />
Bächen oder Tümpeln. Außerdem sparen<br />
die Frauen viel Zeit, die sie sonst für den<br />
Weg zur Wasserquelle und zurück investieren<br />
mussten.<br />
Um das Wissen über den Anbau von Pflanzen und die<br />
Tierzucht zu verbessern, zeigen Fachleute auf dem<br />
weitläufigen KIUMA-Gelände, wie man auch mit einfachen<br />
Mitteln gute Erträge erzielen kann.
Die Pflegeschülerinnen und<br />
-schüler geloben feierlich,<br />
dass sie sich dem Wohl des<br />
Patienten verpflichtet fühlen.<br />
Neue Wege tun sich auf<br />
Es ist kaum fassbar: Vor Kurzem noch lebten sie ohne große<br />
Perspektive in den vom Staat vergessenen Dörfern rund um KIUMA.<br />
Heute aber öffnen sich ihnen plötzlich viele Wege: 87 junge<br />
Menschen feiern das Ende ihrer Ausbildung.<br />
Hilfe in Tansania – Rückblick 2012<br />
INDIEN<br />
TANSANIA<br />
Gesundheit<br />
Bildung<br />
Landwirtschaft<br />
Infrastruktur<br />
Aktuelles es<br />
MOLDAUU<br />
GRIECHENLAND<br />
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Hilfe in Tansania – Rückblick 2012<br />
Bild rechts:<br />
Angehörige und Freunde<br />
sind gekommen, um<br />
den Absolventen zu<br />
gratulieren und gemeinsam<br />
mit ihnen diesen<br />
Tag zu feiern.<br />
22 | <strong>wortundtat</strong> 1/2013<br />
Es ist ein großer Tag im Leben dieser<br />
55 Frauen und 32 Männer. Sie<br />
sind auf dem besten Weg, staatlich<br />
geprüfte Krankenpflegerinnen und<br />
Krankenpfleger zu werden. In den nächsten<br />
Tagen werden sie ihre Prüfungen<br />
ablegen. Dr. Heinz-Horst Deichmann,<br />
der aus Deutschland gerade zu Gast ist,<br />
überreicht schon einmal die Teilnahmebescheinigungen.<br />
Freude auf den Gesichtern<br />
Die Freude steht den jungen Leuten in<br />
ihre Gesichter geschrieben. So strahlende<br />
Augen sieht man auch in Tansania nicht<br />
alle Tage. Und nicht nur die fröhlichen<br />
Gesichter fallen auf; auch der Rest der<br />
jungen Leute ist kaum wiederzuerkennen:<br />
Sie haben sich richtig schick gemacht,<br />
die Mädchen haben sich mit tollen<br />
Frisuren gestylt. Eltern, Geschwister,<br />
Großeltern, Freunde, Tanten und Onkel<br />
– alle sind zu der Feier in die neue, dem<br />
Anlass entsprechend geschmückte Aula<br />
gekommen. Und viele der Verwandten<br />
sind beladen mit knallbunt verpackten<br />
Geschenken und Blumen.<br />
Dann wird es ganz still im Saal. Die zukünftigen<br />
Pflegerinnen und Pfleger sprechen<br />
feierlich ein Gelöbnis: Sie wollen<br />
sich unabhängig von der Person des Kranken<br />
nur für die Gesundheit des ihnen Anvertrauten<br />
einsetzen. Sie haben Kerzen<br />
angezündet und es ist, als hielten die<br />
Gäste in der riesigen Aula den Atem an.<br />
Ermahnung des Direktors<br />
Hätte bis dahin die Zeremonie ganz<br />
ähnlich auch in Deutschland stattfinden<br />
können, so folgt jetzt ein für den<br />
Euro päer eher ungewohnter Abschnitt:<br />
KIUMA- Leiter Dr. Matomora Matomora<br />
mahnt die jungen Leute, sich bei ihrer<br />
Arbeit korrekt zu verhalten. In Tansania<br />
ist es leider gang und gäbe, zusätzliches<br />
Geld für die Erfüllung eigentlich selbstverständlicher<br />
Leistungen zu verlangen.<br />
Auch in Krankenhäusern ist solches Verhalten<br />
an der Tagesordnung. Matomora<br />
erinnert die Männer und Frauen daran,<br />
dass KIUMA ihnen eine fast kostenlose<br />
Ausbildung ermöglicht hat. Nicht zuletzt<br />
deshalb möchte er, dass sich einige von<br />
ihnen für ein paar Jahre verpflichten, im<br />
Krankenhaus von KIUMA zu arbeiten.<br />
Aus den beiden vorhergehenden Kursen<br />
sind immerhin noch sechs Pflegerinnen<br />
und Pfleger dortgeblieben.<br />
Nach der Feier kehren die 87 Krankenpflegeschüler<br />
zurück in ihre Unterkunft<br />
auf dem KIUMA-Gelände. Weil das<br />
Ministe rium die Abschlussprüfungen<br />
zentral orga nisiert, dauert es danach einige<br />
Zeit, bis die Ergebnisse vorliegen.<br />
Dann aber sind die Schüler schon lange<br />
nicht mehr im Inter nat.<br />
Alle Türen stehen offen<br />
Allen, die die Prüfungen bestanden haben,<br />
steht ganz Tansania offen, denn<br />
Pflege personal wird überall im Land<br />
hände ringend gesucht. Insbesondere den<br />
jungen Frauen ermöglicht die Ausbildung<br />
einen Quantensprung auf dem Weg<br />
in ein selbstbestimmtes Leben. Sie hätten<br />
sonst keine Chance gehabt, jemals etwas<br />
anderes im Leben zu erreichen, als jung<br />
Mutter zu werden und dann mit Mühe<br />
ihre Kinder auch in Zeiten schlechter<br />
Ernten ernähren zu müssen.<br />
Wieder einmal erweist sich die Entscheidung<br />
als richtig, in KIUMA eine<br />
Krankenpflegeschule zu bauen. Die Bevölkerung<br />
profitiert direkt von dem<br />
Fachpersonal im Krankenhaus und an<br />
den anderen beiden Krankenhäusern des<br />
Distrikts. Junge Menschen aus der Gegend<br />
bekommen eine Perspektive für ihr<br />
Leben. Und ihre Familien können auf<br />
einen Aufbruch aus Rückständigkeit und<br />
Armut hoffen. So leistet die Krankenpflegeschule<br />
von KIUMA einen Beitrag<br />
zur nachhaltigen Entwicklung Tundurus<br />
und der angrenzenden Distrikte.
Die Republik Moldau am südöstlichen<br />
Rand Europas ist Heimat<br />
für etwa 3,5 Mio. Einwohner –<br />
etwa so viele Menschen wie in Berlin<br />
wohnen. Weit abgeschlagen vom Rest des<br />
Kontinents leben vor allem Kinder und<br />
ältere Menschen in dem Land zwischen<br />
der Ukraine und Rumänien. Die arbeitsfähige<br />
Generation wanderte zum großen<br />
Teil ins Ausland aus, um dort Geld für<br />
sich oder die Familie zu verdienen.<br />
Desolate Sozialsysteme<br />
Trotzdem sind viele der Daheimgebliebenen<br />
arbeitslos. Leiden unter Hunger<br />
oder Krankheit. Denn die Sozialsysteme<br />
funktionieren nicht oder sind<br />
zu schwach, um die Not der Menschen<br />
aufzufangen. Die einst vergleichsweise<br />
wohlhabende Region ist nach der Auflösung<br />
der Sowjetunion heruntergekommen<br />
und die Bewohner hoffen auf<br />
bessere Zeiten.<br />
Die Einkommen reichen vorn und<br />
hinten nicht. Rentner, die ihr ganzes<br />
Arbeits leben schwer geschuftet haben,<br />
bekommen nicht genug Geld, um ihr<br />
Leben zu finanzieren. Im Winter – der in<br />
Moldawien lang und sehr kalt ist – müssen<br />
sie sich oft zwischen Hunger oder<br />
einer kalter Wohnung entscheiden. Für<br />
ausreichend Essen und ein warmes Heim<br />
ist die Rente bei den enorm hohen Preisen<br />
für Energie nicht hoch genug.<br />
Defizite bei medizinischer Versorgung<br />
Auch das Gesundheitssystem ist marode.<br />
Wer krank wird, kann sich den Arzt und<br />
die Medikamente oft nicht leisten und<br />
bleibt lieber gleich ganz zu Hause. Hinzu<br />
kommt, dass die öffentlichen Kliniken<br />
dermaßen abgewirtschaftet und zerfallen<br />
sind, dass man sich freiwillig nur im<br />
äußersten Notfall dorthin begibt.<br />
Mangelhaftes Trinkwasser<br />
Selbst die Wasserversorgung ist völlig<br />
veraltet und unzulänglich: Von den<br />
etwa 1.700 Gemeinden des Landes verfügten<br />
2011 nur rund 200 über eine<br />
funktionierende Trinkwasserver- und<br />
Abwasser entsorgung. Oft ist das Wasser<br />
mit Schadstoffen, Nitraten und Schwermetallen<br />
belastet.<br />
Unterstützung<br />
für Daheim-<br />
gebliebene<br />
Hilfe in Moldau – Rückblick 2012<br />
INDIEN<br />
TANSANIA<br />
MOLDAUU<br />
GRIECHENLAND ENLA LA LAND<br />
In Moldawien haben die meisten Menschen zwar ein<br />
festes Dach über dem Kopf. Doch das nicht selten<br />
baufällige Gebäude ist oft das Einzige, was ihnen<br />
geblieben ist – bei vielen anderen Dingen benötigt<br />
die Bevölkerung dringend Unterstützung. <strong>wortundtat</strong><br />
hilft im Armenhaus Europas.<br />
Überwiegend Alte, Kranke und Kinder<br />
sind in Moldawien geblieben und hoffen<br />
darauf, dass die gesunden Verwandten<br />
genug Geld aus dem Ausland schicken,<br />
damit sie zu Hause überleben können.<br />
| 23
Hilfe in Moldau – Rückblick 2012<br />
24 | <strong>wortundtat</strong> 1/2013<br />
In der Kleiderkammer des diakonischen<br />
Zentrums decken sich viele Familien mit<br />
Secondhand-Kleidung aus Deutschland ein,<br />
die dort dringend gebraucht wird.<br />
Hilfe im Süden<br />
Im Süden des Landes in der Stadt Ceadir<br />
Lunga unterstützt <strong>wortundtat</strong> das medizinisch-diakonische<br />
Zentrum Gloria.<br />
Dort helfen die Angestellten vor allem<br />
Alten, Kranken, Behinderten, Obdachlosen<br />
und Kindern – eben den Menschen,<br />
die zu den Schwächsten in diesem von<br />
Armut zerrütteten Land gehören.<br />
Etwa die Hälfte der erwerbsfähigen<br />
Bevölkerung ist dort ohne Arbeit. Arbeitslose,<br />
Rentner oder Versehrte leben<br />
unterhalb des Existenzminimums – oft<br />
bekommen sie deutlich weniger als<br />
100,– Euro im Monat zum Leben. Und<br />
selbst die Kinder, die Zukunft des Landes,<br />
kommen zu kurz, denn Kindergärten,<br />
Grund- und weiterführende Schulen<br />
sind in einem erbarmungswürdigen<br />
Zustand: Heizungsanlagen funktionieren<br />
nicht, Dächer sind undicht, Fenster<br />
fallen aus den Rahmen, Räume sind<br />
feucht.<br />
Liebe für die Bedürftigen<br />
Es fehlt praktisch an allem und die<br />
Verantwortlichen aus Politik und Verwaltung<br />
wissen nicht, wo sie mit ihren<br />
knapp bemessenen Mitteln helfen<br />
sollen. Korruption erschwert zudem jedes<br />
Voran kommen oder macht es gleich<br />
ganz unmöglich.<br />
Das Ehepaar Tamara und Vitaly Paunow<br />
hatte – unterstützt von zwei christlichen<br />
Gemeinden – zunächst mit privaten Mitteln<br />
begonnen, Bedürftige zu versorgen.<br />
Seit 2006 ermöglichte es die Zusammenarbeit<br />
mit <strong>wortundtat</strong>, die Aufgaben<br />
auszuweiten. Heute arbeiten in einem<br />
ehemaligen Bankgebäude verschiedene<br />
Allgemein- und Fachärzte. In den täglichen<br />
Sprechstunden werden vor allem<br />
Alte und Kinder kostenlos medizinisch<br />
versorgt.<br />
Aber vom diakonisch-medizinischen<br />
Zentrum Gloria gehen noch zahlreiche<br />
weitere Aktivitäten aus: Zum Beispiel<br />
erhalten diejenigen, die sich von ihren<br />
Einkünften oder Renten nicht ernähren<br />
können, täglich ein kostenloses Mittagessen.<br />
Und wer Bedarf an Kleidung<br />
hat, bekommt in der Kleiderkammer<br />
gut erhaltene Secondhand-Ware aus<br />
Deutschland.<br />
Ärzte engagieren sich<br />
Die Praxis im Zentrum „Gloria“ ist mit<br />
EKG, Ultraschall, Endoskop (Gerät zur<br />
Darmspiegelung) und weiteren medizinischen<br />
Apparaten ausgestattet. Mehrere<br />
Fachärzte, darunter eine Internistin, eine<br />
Familienärztin, ein Ultraschall-Experte<br />
und ein Zahnarzt stehen den Patienten<br />
für Untersuchungen zu Verfügung.<br />
Ohne die Ärzte im Zentrum Gloria würden viele<br />
Menschen in Ceadir Lunga medizinisch nicht versorgt<br />
werden, weil sie sich weder Untersuchung<br />
noch Medikamente leisten können. Im Bild die<br />
Kardiologin Vera Trakalova.
Ambulante medizinische Versorgung<br />
Der ambulante Pflegedienst ist ebenfalls<br />
unverzichtbar. Einige Gloria-Mitarbeiterinnen<br />
suchen die Kranken auf, die nicht<br />
zum Zentrum kommen können. So erhalten<br />
sie Medikamente und Essen, werden<br />
untersucht und bekommen menschliche<br />
Zuwendung.<br />
Ausweg aus Sucht und Obdachlosigkeit<br />
Alkohol ist für viele Männer in Ceadir<br />
Lunga eine Flucht aus dem Alltag. Angesichts<br />
eines Lebens ohne Perspektive,<br />
ertränken sie ihre Sorgen im Rausch.<br />
Im Heim für Obdachlose und Alkoholkranke<br />
erhalten einige von ihnen die<br />
Chance für einen Neuanfang: Sie lernen<br />
wieder einen geregelten Lebensrhythmus<br />
kennen, bekommen klare Aufgaben<br />
zugeteilt und werden wieder abstinent.<br />
Wer dazu in der Lage ist, bekommt kleine<br />
Arbeiten übertragen: die Pflege des<br />
Gemüse gartens und des Hühnerstalls gehören<br />
ebenso dazu wie Aufgaben außerhalb<br />
des Heimgeländes.<br />
Notschlafstelle für Frauen<br />
Frauen, die ihre eigene Wohnung wegen<br />
Geldmangels nicht heizen können<br />
oder deren Haus baufällig ist, können<br />
im Winter in einer Notschlafstelle unterkommen.<br />
Das Angebot wird dankbar<br />
angenommen. Zugleich steigt der Bedarf<br />
deutlich, weil auch Energie in den vergangenen<br />
Jahren immer teurer wurde.<br />
Bautrupp saniert Häuser<br />
Weil an allen Ecken und Enden das Geld<br />
fehlt, können viele Familien dringend<br />
notwendige Reparaturen an ihren Häusern<br />
und Wohnungen nicht bezahlen.<br />
Der Bautrupp, der im Auftrag von Gloria<br />
seit einiger Zeit in der Stadt unterwegs<br />
ist, bringt diesen Menschen echten Segen:<br />
Mehrere Fachleute rücken mit dem<br />
notwendigen Werkzeug und Ersatzteilen<br />
an und dichten Dächer, richten Giebel,<br />
verputzen Wände oder leisten andere<br />
Arbeiten, um das Haus wieder instand<br />
zu setzen. So konnten schon manche<br />
Bewohner vor dem Einsturz ihres Hauses<br />
bewahrt werden.<br />
Engagement für die Stadt<br />
Über diese Projekte hinaus engagiert<br />
sich <strong>wortundtat</strong> für die Infrastruktur<br />
der Stadt: Mehrere Kindergärten wurden<br />
umfassend saniert. Im Gegenzug hat die<br />
Stadt in den Häusern zusätzliche Betreuungsplätze<br />
eingerichtet. Auch der städtischen<br />
Klink wurde verschiedentlich<br />
geholfen.<br />
In einem Waschhaus haben Bewohner<br />
zudem die Möglichkeit, sich selbst und<br />
ihre Wäsche zu waschen. Wegen der<br />
hohen Energiekosten können sich viele<br />
Menschen kein warmes Wasser leisten<br />
oder haben völlig veraltete Waschmaschinen,<br />
die ineffizient arbeiten.<br />
Für das Waschhaus wurde eine Thermosolaranlage<br />
gespendet und mithilfe<br />
von <strong>wortundtat</strong> aufgebaut. Sie erzeugt<br />
nun zu günstigen Konditionen warmes<br />
Wasser. Zwar ist der Winter in Moldawien<br />
deutlich kälter als in Deutschland,<br />
doch scheint dort im Jahresdurchschnitt<br />
beinah doppelt so oft die Sonne wie in<br />
unseren Breitengraden.<br />
Im Obdachlosenheim finden alkoholabhängige<br />
Männer Helfer, die sie auf dem Weg zurück ins<br />
Leben begleiten möchten. Einfache Arbeiten sind<br />
Teil der Therapie.<br />
Hilfe in Moldau – Rückblick 2012<br />
Sie können kö können helfen: he<br />
30,– Euro pro Tag<br />
kostet das warme<br />
Mittagessen für<br />
etwa 45 Personen<br />
im Zentrum Gloria.<br />
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INDIEN<br />
Hilfe in Moldau – Rückblick 2012<br />
TANSANIA<br />
MOLDAUU<br />
GRIECHENLAND ENLA LA LAND<br />
26 | <strong>wortundtat</strong> 1/2013<br />
Hilfe<br />
vor Wintereinbruch<br />
Gloria-Bautrupp richtet Häuser her<br />
Bei einem Besuch in Ceadir Lunga treffen wir<br />
Swetlana Bosazhe. Zusammen mit drei Kindern und<br />
ihrem Mann lebt sie im Anbau des elterlichen<br />
Hauses. Sie haben kein Geld und kommen nur mit<br />
Hilfe Glorias und der Verwandten über die Runden.<br />
Ihr Anbau droht einzustürzen.<br />
Swetlanas Mann ist nach Moskau<br />
gefahren, um dort Geld zu verdienen.<br />
Nach einem Monat aber<br />
hatte er gerade so viel verdient, dass er<br />
die Fahrt bezahlen konnte. „Er ist nicht<br />
besonders kräftig gebaut und hat kaum<br />
Chancen, auf dem Bau oder für andere<br />
schwere körperliche Arbeit angeheuert<br />
zu werden“, klagt seine Schwiegermutter.<br />
Wenigstens hat Swetlana eine Arbeit.<br />
Sie putzt in einer Schule in Ceadir Lunga<br />
und bekommt dafür rund 700 Lei im<br />
Monat. Das sind etwa 42,– Euro, die bei<br />
Weitem nicht fürs Überleben reichen. Sie<br />
können den Alltag nur bewältigen, weil<br />
Gloria hilft und weil sie bei den Eltern<br />
Swetlana Bosazhe, 29 Jahre, und<br />
ihre Kinder Georgi (8, rechts),<br />
Xenia (4), und Dimitri (6) hoffen,<br />
dass der Vater und Ehemann<br />
wieder gesund aus Russland<br />
zurückkehrt. Dort möchte er Geld<br />
für die Familie verdienen.<br />
wohnen können. Die aber haben selbst<br />
nicht viel. Die ganze Familie kleidet sich<br />
in der Kleiderkammer von Gloria ein.<br />
Der kleine Anbau, in dem Swetlana<br />
und die Kinder wohnen, bietet keinerlei<br />
Luxus. Innen und außen fällt der Lehmputz<br />
großflächig von den Wänden. Es<br />
ist feucht, dunkel und riecht muffig. Ein<br />
Bett, ein Schrank, gestampfter Lehmfußboden,<br />
Fenster, die nicht schließen und<br />
an denen die Farbe abbröckelt – so sieht<br />
das Zuhause der Familie Bosazhe aus.<br />
Bei Regen tropft es von der Decke.<br />
Die Oma macht die Wäsche für die Familie<br />
in einer defekten Waschtrommel.
Das Wasser dafür heizt sie in einem<br />
Blech eimer auf einer „Kochstelle“ auf.<br />
Die Heizplatte scheint aus aufgedrehten<br />
Drähten zusammengebastelt zu sein,<br />
durch die – ohne jede Schutzvorrichtung<br />
– Strom geleitet wird. Wir drängen sie,<br />
doch ins Waschhaus von Gloria zu gehen.<br />
Schulterzucken. „Der Weg dahin ist<br />
weit.“<br />
Mit hoher Dringlichkeit wird der Bautrupp<br />
von Gloria bestellt. Am nächsten<br />
Tag entrümpeln sechs Mitarbeiter die<br />
die Wohnung, verputzen Wände, richten<br />
den Giebel, decken das Dach neu,<br />
bauen ein Vordach, um die Außenwände<br />
vor Regen zu schützen. In einigen Tagen<br />
soll alles erledigt sein. Zumindest hat die<br />
junge Familie Bosazhe dann wieder ein<br />
trockenes Heim. Gerade rechtzeitig vor<br />
dem Wintereinbruch.<br />
Hilfe in Moldau – Rückblick 2012<br />
Mit sechs Leuten hatte<br />
der Bautrupp schon<br />
nach einen Tag Arbeit<br />
den Giebel wieder aufgerichtet,<br />
das Dach neu<br />
gedeckt und Teile der<br />
Zimmer neu verputzt.<br />
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INDIEN<br />
Hilfe in Griechenland – Rückblick 2012<br />
TANSANIA<br />
MOLDAU<br />
GRIECHENLAND<br />
Praktisch alle Flüchtlingskinder, Flüchtling die die<br />
Kinderärztin im sozial-medizinischen<br />
sozial-m<br />
Zentrum untersucht, haben hab behandlungs-<br />
bedürftige Erkrankungen. Erkrankungen Nicht selten<br />
sieht man ihnen an, dass ihre Eltern sie<br />
nicht ausgewogen ernähren können.<br />
Flüchtlinge<br />
willkommen heißen<br />
28 | <strong>wortundtat</strong> 1/2013<br />
Sie kommen aus Afghanistan, Iran und Irak, seit einiger Zeit<br />
verstärkt aus Syrien und natürlich aus Nordafrika: Menschen,<br />
die vor Gewalt oder Unterdrückung fliehen und in Europa ein<br />
besseres Leben suchen. Oft stranden sie in Athen. Dort vermitteln<br />
Helfer von <strong>wortundtat</strong> diesen Menschen, dass sie auch<br />
in dieser schwierigen Situation nicht einfach ein Störfaktor<br />
sind, sondern geliebte Kinder Gottes.<br />
Schätzungsweise eine Million<br />
Flüchtlinge halten sich in Griechenland<br />
auf – ein Großteil von<br />
ihnen illegal. Nicht etwa, weil sie das so<br />
möchten, sondern weil ihnen das mangelhafte<br />
griechische Asylsystem kaum<br />
eine andere Chance lässt. Für diese Menschen<br />
bedeutet das, dass sie keinerlei<br />
Unterstützung vom griechischen Staat<br />
erfahren, der bekanntlich selbst tief in<br />
Schwierigkeiten steckt. Im Gegenteil: Sie<br />
leben – so schreiben es auch offizielle<br />
Stellen – unter menschenunwürdigen<br />
Bedingungen auf den Straßen der griechischen<br />
Hauptstadt und sind weitestgehend<br />
sich selbst überlassen.<br />
Hellenic Ministries ist <strong>wortundtat</strong>-Partner<br />
in Athen und kümmert sich seit<br />
etwa 1980 um diese Menschen. In einer
Halle im Zentrum der Stadt bieten die<br />
Helfer den Heimatlosen Zuflucht. Da die<br />
Flüchtlinge komplett auf sich gestellt<br />
sind, ist ihnen jede Hilfe willkommen:<br />
Mehrmals in der Woche verteilen die<br />
Mitarbeiter kostenlose Mahlzeiten: An<br />
einem Tag für Menschen aus Afrika,<br />
dann für solche aus dem Mittleren<br />
Osten, dann wiederum für Frauen mit<br />
ihren Kindern. In einem anderen Raum<br />
können die Menschen sich und ihre<br />
Kleidung waschen. Ein willkommenes<br />
Angebot, da ein Großteil der Geflohenen<br />
meist in provisorischen Behausungen<br />
und zum Teil im Freien leben.<br />
Sorge für seelische Nöte<br />
Viele der Flüchtlinge sind traumatisiert:<br />
von der Verfolgung in ihrem Heimatland,<br />
von der Flucht, die sie nach Europa<br />
geführt hat, oder von der Ablehnung,<br />
auf die sie in Athen stoßen. Einigen der<br />
Betroffenen kann Hellenic Ministries<br />
in einwöchigen Camps außerhalb der<br />
Stadt eine kleine Oase der Entspannung<br />
bieten: In einer einfach ausgestatteten<br />
Freizeitanlage, die dem Verein zur Verfügung<br />
steht, können die Flüchtlinge<br />
Kraft tanken und sich auf Wunsch in<br />
rela tiver Ruhe auch mit der Botschaft<br />
der Bibel auseinandersetzen.<br />
Sozial-medizinisches Zentrum<br />
Im Jahr 2012 wurde ein neues Projekt<br />
mit der Hilfe von <strong>wortundtat</strong> aufgebaut:<br />
Ein sozial-medizinisches Zentrum sollte<br />
gerade Müttern mit ihren Kindern eine<br />
Zufluchtsstätte bieten. Mitte November<br />
wurden die ersten Kinder in dem Zentrum<br />
untersucht. Mittlerweile kommt die<br />
Kinder ärztin dreimal pro Woche.<br />
Bei ihren Untersuchungen findet sie bei<br />
nahezu allen Kindern Erkrankungen,<br />
die medikamentös behandelt werden<br />
müssen. Soweit es möglich ist, besorgt<br />
<strong>wortundtat</strong> die Medikamente. Mithilfe<br />
von Dolmetschern informiert die Ärztin<br />
die Eltern über die korrekte Anwendung<br />
der Medizin. Die Mütter sind sehr dankbar<br />
für die Möglichkeit, ihre Kinder untersuchen<br />
zu lassen. Sie berichten zum<br />
Teil über unsagbar schwere Schicksale,<br />
die sie selbst und ihre Kinder erlebt haben.<br />
Hilfe in Griechenland – Rückblick 2012<br />
Begleitung zum Arzt<br />
Die Patienten, die von den Ärzten nicht<br />
direkt behandelt werden können, werden<br />
von unseren Mitarbeitern zum nächsten<br />
Facharzt ins Krankenhaus begleitet.<br />
So konnten zum Beispiel notwendige<br />
Opera tionen durchgeführt werden,<br />
ein Kind wurde wegen einer schweren<br />
Infek tion behandelt oder eine Schwangere<br />
konnte im Krankenhaus entbinden.<br />
Sie hatte keinen Platz, an dem sie ihr<br />
Kind hätte zur Welt bringen können.<br />
Freiwillige Helfer<br />
In all diesen Fällen ist viel Überzeugungsarbeit<br />
notwendig: Viele Flüchtlinge<br />
fürchten den Kontakt mit offiziellen<br />
Stellen. Zu groß ist die Angst,<br />
abgeschoben zu werden. Flüchtlinge,<br />
die schon länger in Griechenland leben,<br />
leisten bei dieser Arbeit eine unverzichtbare<br />
Hilfe: Sie übersetzen ins Griechische<br />
und Englische, denn die meisten<br />
Bedürftigen können weder die eine noch<br />
die andere Sprache sprechen und finden<br />
sich im Land kaum zurecht. Immer<br />
mehr freiwillige Helfer unterstützen in<br />
Athen die Arbeit. Sie kommen aus weiterführenden<br />
Schulen oder christlichen<br />
Gemeinden und packen bei den Essensausgaben<br />
oder der Kinderbetreuung mit<br />
an. So wird die Arbeit auch in der griechischen<br />
Gesellschaft etwas bekannter,<br />
die große Vorbehalte gegenüber den<br />
Flüchtlingen hat.<br />
Flüchtlinge und freiwillige<br />
Helfer packen<br />
mit an, damit bei den<br />
kostenlosen Mahlzeiten<br />
alle satt werden.<br />
| 29
<strong>wortundtat</strong> in Deutschland<br />
Im „Stern im Norden”<br />
legen die Mitarbeiter<br />
großen Wert darauf,<br />
dass die Kinder lernen,<br />
sich unabhängig<br />
von ihrer Hautfarbe<br />
oder ihrem religiösen<br />
Hintergrund zu achten.<br />
30 | <strong>wortundtat</strong> 1/2013<br />
Kinder erwünscht<br />
In der Dortmunder Nordstadt ist es für die Schwächeren nicht<br />
immer leicht, ein Bein auf den Boden zu bekommen: Der Stadtteil<br />
gilt als Problemviertel mit hoher Arbeitslosigkeit und Spannungen<br />
zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen, die hier leben.<br />
Das deutsche <strong>wortundtat</strong>-Projekt „Stern im Norden“ hilft dort<br />
Kindern, Jugendlichen und Familien.<br />
Kinder erleben im „Stern im Norden“,<br />
dass sie willkommen und wertgeschätzt<br />
sind. Neben kostenlosem Mittagessen<br />
und Hausaufgabenhilfe bleibt genug Zeit für<br />
gemeinsames Spielen, Koch- und Backkurse,<br />
Bewegung und Toben. Mit selbstgebastelten<br />
Instrumenten machen die Kinder Musik, wo<br />
es nötig ist, wird auch schon mal eine Einzel-<br />
förderung – zum Beispiel zum Deutsch lernen<br />
– ermöglicht. An vier Tagen in der Woche kommen<br />
jeweils bis zu 50 Kinder bis zum Grundschulalter<br />
in die Einrichtung.<br />
Auch den Kontakt zu den Eltern der Kinder<br />
versuchen die Mitarbeiter aufzubauen. So kann<br />
ihnen in schwierigen Lebenslagen geholfen<br />
werden. Zum Beispiel erhielt eine libanesische<br />
Frau Unterstützung, deren Mann verstorben<br />
ist. Weil sie selbst weder Lesen noch Schreiben<br />
konnte und auch kein Deutsch sprach, vermittelten<br />
die Mitarbeiter der Frau entsprechende<br />
Sprachkurse. Parallel helfen sie ihr nun, ihre<br />
Post zu verstehen und zu beantworten oder<br />
organisieren die Einschulung der Kinder.<br />
Zahlreiche weitere Gruppen und Vereine heißt<br />
der „Stern in Norden“ willkommen und bietet<br />
die Möglichkeit, sich zu treffen und anderen<br />
Aktivitäten nachzugehen. Zum Beispiel bietet<br />
das Haus Platz für ein Müttercafé, einen Chor,<br />
einen christlichen Fanclub oder verschiedene<br />
Teengruppen. Langfristig geht es bei allen<br />
Angeboten darum, die unterschiedlichen Nationalitäten<br />
des Stadtteils miteinander zu vernetzen,<br />
sie selbstständiger zu machen und zu<br />
erreichen, dass sie anfangen, sich füreinander<br />
zu interessieren und sich umeinander zu kümmern.
Unterwegs<br />
in Deutschland<br />
Immer mehr Menschen – Junge wie Alte<br />
– interessieren sich für die Arbeit<br />
von <strong>wortundtat</strong>. Das stellen wir an der<br />
zunehmenden Zahl von Anfragen nach unserem<br />
Angebot „<strong>wortundtat</strong>-unterwegs“ fest.<br />
Mit „<strong>wortundtat</strong>-unterwegs“ vermitteln<br />
wir interessierten Menschen<br />
in Deutschland die Schwerpunkte<br />
unserer Arbeit: Unter welchen Bedingungen<br />
leben die Bedürftigen, die <strong>wortundtat</strong> unterstützt?<br />
Wie kann den Menschen in Indien,<br />
Tansania, Moldau oder Griechenland geholfen<br />
werden? Oder wieso sind wir der Überzeugung,<br />
dass praktische Hilfe und das Reden über die<br />
gute Nachricht der Bibel unbedingt zusammengehören?<br />
„<strong>wortundtat</strong>-unterwegs“ ist ein kostenloses<br />
Angebot für alle, die sich für soziales Engagement<br />
interessieren oder es in ihrem Umfeld zum<br />
Thema machen möchten. Dazu kommt einer<br />
unserer Mitarbeiter in Schulen, Universitäten,<br />
Gemeinden, Jugend- oder Seniorenkreise, auf<br />
Messen oder zu Freizeiten. Überall dort, wo<br />
wir eingeladen werden, stellen wir unsere Arbeit<br />
vor. Die Resonanz der Menschen, die uns<br />
einladen, motiviert uns, dieses Angebot 2013<br />
fortzusetzen.<br />
Wir freuen uns, wenn Sie uns einladen:<br />
E-Mail: info@<strong>wortundtat</strong>.de<br />
Telefon: 0201 - 86 76 228<br />
Bei Messen und Kongressen kommt <strong>wortundtat</strong> mit einem<br />
eigenen Informationsstand. In Schulen, Jugendgruppen oder<br />
bei anderen Interes sierten halten die Mitarbeiter Vorträge<br />
über die Arbeit.<br />
„<strong>wortundtat</strong> war bereits zum<br />
dritten Mal in Folge bei uns.<br />
Es ist bemerkenswert, wie<br />
aufmerksam und interessiert<br />
die Zehn- bis Elfjährigen<br />
den Worten lauschen.“<br />
Sylvia Granz,<br />
Albert-Schweitzer-Schule Lübeck<br />
„Der Vortrag<br />
über <strong>wortundtat</strong><br />
hatte eine große<br />
emotionale<br />
Wirkung auf<br />
unsere Schüler.“<br />
Ute Eckardt,<br />
Mittelschule Pulsnitz, Ethik<br />
<strong>wortundtat</strong> in Deutschland<br />
Kostenloses<br />
Arbeitsmaterial über<br />
die Notwendigkeit<br />
sozialen Engagements<br />
für den Einsatz im<br />
Schulunterricht oder<br />
im Kindergottesdienst<br />
finden Sie auf:<br />
www.<strong>wortundtat</strong>.de<br />
Service Lehrmaterial<br />
| 31
Postvertriebsstück K11438<br />
Entgelt bezahlt<br />
Deutsche Post AG<br />
<strong>wortundtat</strong> stellt sich vor<br />
Nutzen Sie die Gelegenheit, Mitarbeiter von<br />
<strong>wortundtat</strong> zu treffen und kommen Sie mit uns<br />
ins Gespräch – wir freuen uns auf die Begegnung.<br />
So sind wir zum Beispiel beim<br />
Deutschen Evangelischen Kirchentag<br />
in Hamburg, von Mittwoch bis Sonntag,<br />
1. bis 5. Mai 2013, Halle B4 / Stand T03<br />
Egal wie das Wetter<br />
ist: Das Hoffest auf<br />
dem Leimberghof in<br />
Wuppertal findet im<br />
Zelt statt. Alle an der<br />
Arbeit des Hilfswerks<br />
Interessierten sind<br />
eingeladen.<br />
Oder besuchen Sei uns beim<br />
<strong>wortundtat</strong>-Hoffest in Wuppertal<br />
Samstag, 15. Juni 2013<br />
<strong>wortundtat</strong><br />
Allgemeine Missions-Gesellschaft e. V.<br />
Postfach 110 111, 45331 Essen<br />
Deichmannweg 9, 45359 Essen-Borbeck<br />
Telefon: 0201- 67 83 83<br />
Fax: 0201- 8 67 64 96 52<br />
info@<strong>wortundtat</strong>.de<br />
www.<strong>wortundtat</strong>.de<br />
Seit vielen Jahren lädt <strong>wortundtat</strong>-Gründer<br />
Dr. Heinz-Horst Deichmann zu diesem Treffen<br />
ein. Alle an der Arbeit des Hilfswerks Interessierten<br />
sowie Freunde und Förderer sind herzlich<br />
eingeladen. Eine Andacht wird in diesem<br />
Jahr Dr. Michael Diener, Vorsitzender der Evangelischen<br />
Allianz in Deutschland, halten.<br />
Beim Hoffest berichten unter anderem einige<br />
Mitarbeiter aus den Projekten in kurzen Vorträgen<br />
über aktuelle Entwicklungen der Arbeit.<br />
Vor und nach dem offiziellen Teil ist Gelegenheit<br />
für den Austausch untereinander. Für Speisen<br />
und Getränke ist gesorgt und Kinder können<br />
in der Scheune und auf dem weitläufigen<br />
Gelände des Leimberghofs spielen und toben.<br />
Der Eintritt ist natürlich frei.