<strong>Barbara</strong> <strong>Hammerstein</strong> INNENAUSSTATTERIN, MALERIN, BILDHAUERIN, LIEBT IHREN GARTEN ALS KUNSTRAUM UND INSPIRATION 105
106 S ie sagt von sich, sie sei die Frau auf dem Diwan. Eine Genießerin in schönen Räumen. An einem Sommerabend jedoch wird man <strong>Barbara</strong> <strong>Hammerstein</strong> alles hinaus in den Garten tragen sehen, was Behaglichkeit verspricht. Körbe voller Obst, Decken, Polsterkissen, Ponchos, damit man nicht fröstelt. Sie wird Windlichter aufstellen und für ein gutes Dutzend Gäste – und an schönen Abenden sind immer viele Freunde da – in Minutenschnelle ein Mahl bereiten. „Gemüse im Wok oder auf dem Blech, ganz frisch mit Olivenöl, und dann alles noch heiß auf großen Blechen nach draußen tragen. Den Thunfisch mal eben einen Hauch anbraten mit Zwiebeln im Wok. Dazu Weißwein, Baguette – das ist der Sommer im Garten.“ Spontan muss man sein, weil hier in Garmisch- Partenkirchen, 1000 Meter überm Meeresspiegel, nie vorauszusehen ist, wie lang die schönen Nächte andauern werden. Aber auch im Herbst, wenn schon Atemwölkchen vorm Gesicht tanzen, wird sie noch draußen hocken wollen, in Decken gehüllt an einem Feuer. Nichts ist schöner, als von draußen nach drinnen in warmes Licht zu schauen. „Ich glaube, ich habe eine orientalische Seele“, sagt sie. „Das hat alles in mir geschlummert – die Ruhe abgeschlossener Gärten, die murmelnden Brunnen, die die Gespräche schlucken, die Geborgenheit in der Familie oder der Freundesgruppe. So lebe ich eigentlich auch. Bin ich im Garten, habe ich einen himmelhohen Raum über mir und sehe weit in die Berge, aber um mich herum möchte ich Abgeschlossenheit spüren.“ Denkt sie an die Gärten ihrer Kindheit, fallen ihr die sinnlichen Genüsse ein, die sie ihr bescherten. Laufen im Gras, »Ich glaube, ich habe eine orientalische Seele« springende Heuschrecken, das weiche Fell von Weidenkätzchen in den Handflä- chen spüren, Düfte und Musik. „Am stärksten ist die Erinnerung an den Garten meiner Großeltern. Da gab es Wiesen, Obstbäume, alles sehr weiträumig. Mehr Früchte als Blumen. Ich sehe mich Johannisbeeren pflücken, Birnen einsammeln, mit dem heißgeliebten Großvater den ersten Apfel essen, den er mir aufgeschnitten hat. Meine Groß- Vorherige Seite: Wie zufällig entstanden und doch bewusst arrangiert: Inspirative Wildheit am alten Schober mit Zinkwannen voller Anemonen (Anemone japonica) und Dahlien (Dahlia). Rechts: Der Pavillon wird eingehüllt von Wein (Parthenocissus) und Efeu (Hedera). mutter war Französin. Sie hatte eine Sommerküche direkt am Haus; da wurde für alle draußen gekocht. Mit allen Sinnen war man im Garten – da wurde auch die Seele satt.“ Ihre Eindrücke setzte sie als Malerin und Bildhauerin um, nahm sie auch mit in ihren Hauptberuf als Innenausstatterin und traf damit die Sehnsüchte vieler Kunden. Als sie den Auftrag bekam, den Palast eines engen Beraters von König Fahd auszustatten, verbrachte sie acht Jahre lang Zweidrittel des Jahres in Saudi-Arabien. „In vielen Teilen des Orients gibt es noch die Gärten, in die man durch kleine Fenster hineinschaut, durch Stäbe und Holzgitter. Sie können in den Garten hineinsehen, aber Sie werden nicht gesehen. Das ist etwas, das ich auch für mein Leben mag. Drinnen, in meinen Wohnräumen, in der Bibliothek, finden die Veränderungen statt, und diese Gedanken trage ich hinaus in den Garten.“ Das Arbeiten in Saudi-Arabien hat sie inzwischen aufgegeben. „Ich hatte das Gefühl, immer die Jahreszeiten zu verpassen. Wenn ich zurückkam nach den heißen Monaten – immer nur sandfarbene Bilder im Kopf –, weinte ich, wenn ich das viele Grün zu Hause sah. Ich war glücklich, wieder in meinen Bergschuhen zu versinken, und schuf überbordendes Grün um mich herum.“ Das ging durchaus in wechselnden Phasen vor sich. Wer sie und ihren Garten besucht, wird ständig Neues finden. Es gab die Zeit der Objekte, in der sie Kürbisse, Katzen, Frauengestalten aus Keramik schuf. Es gab Lust auf Opulentes, in der die verwunschene Laube entstand, die heute ganz mit Efeu (Hedera) und Wein (Partenocissus) umwachsen ist. Für eine Quelle, die direkt aus dem Berg kommt, wurde ein Steinbrunnen geschaffen, damit man das Wasser rauschen hört. Neu ist das Trachten nach puristischen Momenten; ein grün-weißer Garten aus