Marsch - Weinland Württemberg
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H I N T E R G R Ü N D E<br />
30<br />
Die Frucht<br />
ist im Kommen<br />
Trocken war nicht gefragt,<br />
allenfalls halbtrocken oder<br />
feinherb konnte es sein. Wir<br />
waren auf der Suche nach<br />
fruchtigen, gut verträglichen<br />
Weißweinen, bei denen fortschrittliche<br />
Kellertechnik und<br />
das Fingerspitzengefühl geschulter<br />
Önologen wichtige<br />
Rollen spielen.<br />
Von einem alten, erfahrenen Weinmacher<br />
stammt die These: „Die<br />
Männer behaupten, die Frauen<br />
müssen schlank und rank sein.<br />
Aber in Wirklichkeit lieben sie üppige<br />
Formen.“ Er legt diese Erfahrung<br />
auf den Wein um: „Zuerst<br />
werden trockene Weine verlangt,<br />
aber mit süßen Tropfen ziehen sie<br />
dann ab.“ Mit anderen Worten: Die<br />
fruchtigen Weine, um die (scheinbare)<br />
Kenner eher verächtlich einen<br />
weiten Bogen machen, sind<br />
keineswegs out, sondern nach wie<br />
vor gefragt. Vielleicht sogar mehr<br />
als jemals zuvor.<br />
Ein gutes Beispiel dafür ist eine<br />
letztes Jahr erstmals aufgelegte<br />
Serie der <strong>Württemberg</strong>ischen<br />
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Edmund nd Die Diesler, iesl sl s er er, , re rech recht: ch c Die erste<br />
Auflage mit 300 000 Flaschen war<br />
schnell ausverkauft, die nächste<br />
Füllung wird rund 600 000 Flaschen<br />
umfassen.<br />
Ähnliche Erfahrungen in anderen,<br />
kleineren Dimensionen haben<br />
in letzter Zeit andere Genossenschaften<br />
auch gemacht. Selbst<br />
süße Rote finden Anhänger. Niemand<br />
fühlt sich mehr ausgegrenzt,<br />
wenn er im Freundeskreis nach<br />
einem fruchtigen Tropfen verlangt.<br />
Und viele einstige Trocken-<br />
Puritaner haben nichts mehr dagegen,<br />
wenn der Wein nicht 0,0<br />
Gramm Restzucker hat, sondern<br />
mit seiner rassigen Fruchtsüße<br />
zum Beispiel wunderbar zur asiatischen<br />
Küche oder zum Apfelkuchen<br />
beim Dessert passt.<br />
Dieser Wandel in der Einstellung<br />
hat auch etwas mit Kellerwirtschaft<br />
zu tun. Sehr viel sogar. Früher wurden<br />
die Weine zunächst so weit vergoren,<br />
wie es die Hefen schafften.<br />
Oft waren sie dann durchgegoren<br />
oder hatten lediglich noch wenige<br />
Gramm natürlichen Zuckerrest.<br />
Dann kam naturbelassener Süßmost<br />
(Süßreserve) ins Spiel, der vor<br />
der Füllung zugesetzt wurde. Die<br />
Menge bestimmte der Kellermeister<br />
oder Weingärtner – und natürlich<br />
der Markt. Für diesen Zusatz gab<br />
und gibt es bestimmte gesetzliche<br />
Regeln. Bis zu 8 g/l Alkohol sind<br />
zulässig. Zur Süßung von Prädikatsweinen<br />
ist nur Most aus mindestens<br />
der gleichen Prädikatsstufe<br />
zugelassen. Der Most wurde vor der<br />
Verwendung in der Regel „stummgeschwefelt“,<br />
um die Bildung von<br />
Mikroorganismen zu verhindern.<br />
In den letzten Jahren machte mo-<br />
derne de dern rne e Technik Te Tech chni n k den<br />
Zusatz Zusa satz von<br />
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nicht mehr unbedingt notwendig.<br />
Zwei Probleme blieben freilich: Der<br />
Most setzt sich aus Glucose zusammen,<br />
ein Stoff, mit dem Diabetiker<br />
ernsthaft Probleme bekommen.<br />
Fruchtige Weine dieser Art sind<br />
also für Zuckerkranke nicht empfehlenswert.<br />
Und der Most konnte<br />
seinen Charakter oft nicht verstecken.<br />
Er harmonisierte zwar den<br />
Wein, indem er eine manchmal etwas<br />
spitze Säure geschmacklich<br />
zurückdrängte. Aber im Aroma<br />
und Geschmack war häufig eine<br />
mostige Note erkennbar.<br />
Eine Alternative war früher<br />
die Gärungsunterbrechung,<br />
meist mit Zusatz von<br />
schwefeliger Säure. Dann<br />
blieb natürliche Fruchtsüße<br />
(Fructose) im Wein zurück.<br />
Aber optimal war<br />
das wegen der Schwefelgabe<br />
noch nicht.<br />
Benötigt wurde sie nur<br />
dann nicht, wenn der Zuckergehalt<br />
des Weines<br />
ohnehin so hoch war,<br />
dass die Gärung bei<br />
einem bestimmten Stadium<br />
von selbst oder<br />
durch sehr kühle Kel-<br />
lert<br />
lertemperaturen tempe pera ra r tu t re ren un- un- le len Weinländern prak praktiziert aktiziert wird, um<br />
terbrochen terbr wurde, weil den Weinen etwas fruchtigen Charme<br />
di die<br />
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ihre Tätigkeit zu geben. Nicht unwichtig ist außer-<br />
eins einstellten nste te t – was ab Ausdem, dass der Zucker, der hier bleibt,<br />
lese aaufwärts<br />
der Fall die von Diabetikern verträgliche Fruc-<br />
sein konnte. Doch durch den temtose ist. Aber diese Gewächse schmeperaturkontrollierten<br />
Ausbau in cken auch Leuten, die kerngesund sind.<br />
Stahltanks ist der Gärstopp kein Wir haben bei unserem Test eine Reihe<br />
Problem mehr. Wenn ein be- empfehlenswerter Weine mit<br />
stimmter, gewünschter Zuckergehalt<br />
im gärenden Wein erreicht<br />
ist, wird der Tankinhalt heruntergekühlt,<br />
der Wein von der nicht<br />
mehr aktiven Hefe genommen, filtriert<br />
und am Ende nach Bedarf<br />
geschwefelt (um eine Oxidation<br />
zu vermeiden).<br />
Wissen sollte man, dass das keineswegs<br />
eine „deutsche Methode“ ist,<br />
sondern dass diese Technik in vie-<br />
Fructose entdeckt.<br />
Viel, aber meist<br />
harmonisch harm eingebundene<br />
bund Süße im<br />
Weißwein Weiß wartete auf<br />
ein erfahrenes, e<br />
austrainiertes<br />
austr<br />
Verkoster-Quintett.<br />
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Fotos: Fotos: Wolfgang Wolfgang Schmidt Schmidt<br />
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