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82 . Das Muelheimer Kloster der Salesianerinnen II - Sichtigvor

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Caspar Nückel stiftete also eine Bildungseinrichtung, in die er das Mülheimer Schloss als Stiftungsvermögen einbrachte<br />

und zu <strong>der</strong>en Sachwalter er die <strong>Salesianerinnen</strong> einsetzte:<br />

Als hätte Nückel damals schon die dem <strong>Kloster</strong> durch den Kulturkampf drohende Gefährdung vorausgeahnt, setzte er für<br />

den Fall des Scheiterns dieser Stiftung den Pa<strong>der</strong>borner Bischof als Überträger des Mülheimer <strong>Kloster</strong>s an eine an<strong>der</strong>e –<br />

ausdrücklich kirchliche – Institiution ein. (Als nach den Franziskanerinnen (1994) auch die „Seligpreisungen“ 2009 das<br />

<strong>Kloster</strong> aufgaben, hielt sich Pa<strong>der</strong>born nicht mehr an die alte Stiftungsverpflichtung und ließ das <strong>Kloster</strong> in private<br />

Hände gelangen.)<br />

Am 22. September 1859 wechselten Schloss und Nebengebäude mit <strong>der</strong> umliegenden Fläche von 7 ½ Morgen für 13.000<br />

Reichsthaler von Graf Ludwig von Kielmannsegge auf Caspar Nückel. Dieser übertrug nun feierlich am 6. Oktober 1859<br />

seinen Mülheimer Besitz an den Konvent <strong>der</strong> <strong>Salesianerinnen</strong>, womit das Schloss zu einem <strong>Kloster</strong> wurde.<br />

Umbau des Schlosses zum <strong>Kloster</strong><br />

Die Freude und Dankbarkeit, die Salesia und ihre mitangereisten Schwestern an diesem Tag erfüllt haben mögen, trübte<br />

die Aussicht, auf den Einzug noch länger warten zu müssen. Die spätere Mülheimer Oberin Marie Regis Banghart<br />

beschrieb das Schloss, dessen Vormieter die Säle zu Küchen und Hundeställen gemacht hätten, als ziemlich<br />

heruntergekommen: „Nicht eine Wand, nicht ein Plafond, nicht eine Bedielung, we<strong>der</strong> Dach noch Treppen, we<strong>der</strong><br />

Fenster noch Thüren – rein Nichts war im Stande völliger Unversehrtheit.“ 2 Unter Baumeister Todt aus Pa<strong>der</strong>born<br />

begannen nun zumeist heimische Handwerker die aufwändige Renovierung, zunächst einiger Schwesternräume. Die sich<br />

bis März 1860 hinziehenden Arbeiten unterbrachen zwei angst- und kostenverursachende Ereignisse. Eine Feuersbrunst<br />

brannte die Gaststätte des Carl Köster („Beckmanns“) nie<strong>der</strong> und verursachte einen bis zur Kirche reichenden<br />

gefährlichen Funkenflug, <strong>der</strong> in die Bodenräume von Schloss und Rentei einzudringen drohte. Mit dem Gasthaus war<br />

zugleich das älteste Schul- und Lehrerhaus des Kirchspiels untergegangen. An einem an<strong>der</strong>en Unglückstag durchweichte<br />

ein Gewitterregen bei aufgedecktem Dach die schon erneuerten Zimmerdecken, so dass „<strong>der</strong> Kalkbewurf auf die Betten<br />

unserer Schwestern herabfiel.“ (S.309)<br />

Am Tag <strong>der</strong> feierlichen <strong>Kloster</strong>einweihung am 19. März 1860 waren die Häuser für die <strong>Kloster</strong>- und<br />

Pensionsbedürfnisse fertig gerüstet. Die Maurer hatten die Lücken in <strong>der</strong> <strong>Kloster</strong>mauer zur vollständigen Abschirmung<br />

gegen die Außenwelt geschlossen. Im Hauptgebäude lagen <strong>der</strong> Klausurbereich und die Schlaf- und Unterrichtsräume des<br />

Pensionats. Um Störungen <strong>der</strong> Klausur zu vermeiden, wan<strong>der</strong>ten Pforte und Sprechzimmer in die ehemalige Rentei.<br />

Auch <strong>der</strong> <strong>Kloster</strong>kaplan wohnte hier. Für die auf den <strong>Kloster</strong>bezirk beschränkten Schwestern erschien <strong>der</strong> alte<br />

Schlossgarten wie ein Stück vom Paradies. An seiner Nordwestecke duckte sich noch immer <strong>der</strong> große alte Schafstall<br />

aus <strong>der</strong> Ordensritterzeit. Den ließ Salesia abbrechen und auf dem Grund den Schwesternfriedhof mit hohen umgebenden<br />

Mauern anlegen. In dessen Innenwände ließ sie 14 spitzbögige Kreuzwegnischen einfügen und vor <strong>der</strong> Stirnwand den<br />

gekreuzigten Christus in Rüthener Sandstein aufrichten. Für Salesia schien keine an<strong>der</strong>e Stätte erhabenere Stimmung für<br />

Gebet und Meditation zu schenken.<br />

Die Renovierungs- und Einrichtungskosten hatten insgesamt mit 16.000 Thalern den Kaufpreis noch überflügelt.<br />

Bezeichnend für das weitreichende und hohe Ansehen <strong>der</strong> Salesia von Buchstetten war das Anerbieten <strong>der</strong> Gräfin von<br />

Mirbach, die Zinslast für die ersten drei Jahre zu übernehmen. Die verwitwete Königin von Sachsen spendete 1.000<br />

Thaler für das neue <strong>Kloster</strong> in Mülheim. Kirchspielbewohner brachten Korn, Gemüse, Holz und Gerät für die kleine<br />

Landwirtschaft.<br />

<strong>Kloster</strong>leben <strong>der</strong> <strong>Salesianerinnen</strong><br />

So waren die äußeren Rahmenbedingungen für einen Mülheimer <strong>Kloster</strong>frühling recht gut bestellt, doch wie stand es um<br />

das wichtigere innere <strong>Kloster</strong>leben? Die vom hl. Franz von Sales verfasste <strong>Kloster</strong>regel gab mit dem Stundengebet die<br />

Glie<strong>der</strong>ung des Tages. Alle Chorschwestern hatten sich zu den bestimmten Tageszeiten – morgens um fünf mit dem<br />

Laudes beginnend – an den vorgeschriebenen Gebeten und Gesängen zu beteiligen. Weitere persönliche Gebete,<br />

Meditationen und Schweigezeiten <strong>der</strong> Schwestern dienten auch sonst den Tag über <strong>der</strong> ständigen Verbindung zu Gott.<br />

2 Banghart „Leben <strong>der</strong> Salesia von Buchstetten“ Soest 1868 S.296 – auch die folgenden Seitenangaben beziehen sich auf dieses<br />

Buch.<br />

© Herausgegeben vom Arbeitskreis für Heimatpflege im Kirchspiel Mülheim/Möhne<br />

Willi Hecker/Ludwig Marx (alle Ausgaben sind im Internet unter: http://www.heimatverein.sichtigvor.de/ zu erhalten)

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