Energiekonsum, Armut, Nachhaltigkeit - ÖIN
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11. Symposium Energieinnovation, 10.-12.2.2010, Graz/Austria<br />
oder die nur wenig Energie verbraucht, überdurchschnittlich von der Teuerung betroffen ist,<br />
weil die ‚Fixkosten’ für Energie besonders stark gestiegen sind“ (Arbeiterkammer zit. nach<br />
FORUM Nachhaltiges Österreich 2007, 10). Dass dies kein marginales Problem ist, zeigen<br />
die Zahlen zu <strong>Armut</strong> in Österreich. 2008 lebten mehr als eine Million Menschen in<br />
armutsgefährdeten Haushalten, die <strong>Armut</strong>sgefährdungsquote lag bei 12,4 Prozent. Sechs<br />
Prozent der Bevölkerung lebte in manifester <strong>Armut</strong>, d.h. unter Bedingungen, wo niedriges<br />
Einkommen und niedriger Lebensstandard zusammen auftreten (Statistik Austria 2009). Aus<br />
einem Pilot-Projekt zu einkommensschwachen Haushalten in Wien ist bekannt, dass ein<br />
Großteil dieser Haushalte Probleme mit den Energiekosten hat und auch<br />
Energieabschaltungen nicht selten sind (Proidl 2009). Obzwar es zum jetzigen Zeitpunkt<br />
noch keine Zahlen zu Energiearmut in Österreich gibt, kann davon ausgegangen werden,<br />
dass ein beträchtlicher Teil der armen und armutsgefährdeten Bevölkerung zumindest<br />
phasenweise mit Energieproblemen zu kämpfen hat.<br />
2 <strong>Energiekonsum</strong> aus sozialwissenschaftlicher Perspektive<br />
Die Forschungslandschaft zum Thema <strong>Energiekonsum</strong> ist stark ökonomisch und<br />
technologisch-ingenieurwissenschaftlich ausgerichtet. Diese Arbeiten geben zwar Auskunft<br />
über Verbrauchsentwicklungen sowie technische Voraussetzungen und Möglichkeiten von<br />
Energieeffizienz, gerade die für Verhaltenswandel relevanten „Innen-Perspektiven“ von<br />
<strong>Energiekonsum</strong>formen (deren Einbezug eine Stärke sozial- und kulturwissenschaftlicher<br />
Ansätze ist) bleiben aber häufig unterbelichtet. Komplexere Studien zum Zusammenhang<br />
von <strong>Energiekonsum</strong> und Sozialstatus, die auch Lebensstilmerkmale einbeziehen, sind eher<br />
selten (Lutzenhiser/Lutzenhiser 2006). Soziale Differenzen im Energieverbrauch sind<br />
offensichtlich. So zeigt sich, dass der Energieverbrauch mit zunehmendem Einkommen<br />
steigt. Allerdings ist <strong>Energiekonsum</strong> nicht nur eine Funktion des Einkommens. Werden<br />
zusätzlich die „Variablen“ Lebenszyklus und Wohnform miteinbezogen, dann ergibt sich<br />
bereits ein sehr heterogenes Bild unterschiedlicher Energieverbrauchsmuster, wobei im<br />
Einzelfall energieintensive Haushalte mehr als das Fünffache an Energie verbrauchen wie<br />
sparsame (Lutzenhiser 1997). Auch Wohnortgröße, Wohnfläche und der Zustand von<br />
Wohnung oder Haus sind wesentliche Determinanten des Energieverbrauchs (Hunsicker<br />
2005; Köppl/Wüger 2007).<br />
Bezogen auf den <strong>Energiekonsum</strong> in armen und armutsgefährdeten Haushalten wurde in<br />
einer Studie aus den 1980er Jahren festgestellt, dass einkommensschwächere Haushalte<br />
auf Energiepreiserhöhungen mit Verhaltensumstellungen (z.B. Reduktion der Raumwärme)<br />
reagieren, während einkommensstärkere Haushalte eher in energieeffiziente Technologien<br />
und Gebäudeausstattungen investieren (Dillman et al. 1983). In einer englischen<br />
Untersuchung gab die Hälfte einkommensschwacher Haushalte an, nicht genügend Energie<br />
zum Heizen der Wohnung zu haben bzw. Räume an kalten Tagen nicht oder nur teilweise zu<br />
heizen (Summerton 2004). Ein Vergleich einkommensschwacher Haushalte in vier Ländern<br />
brachte zutage, dass solche Gruppen im Unterschied zur Gesamtbevölkerung zwar weniger<br />
Umweltbesorgnis zeigen (wobei hier allerdings große länderspezifische Unterschiede<br />
bestehen), jedoch deutlich umweltfreundlicher als die Gesamtbevölkerung handeln (Grant<br />
2001). Arme und armutsgefährdete Haushalte scheinen von der Liberalisierung der<br />
Strommärkte wenig zu profitieren, denn die Möglichkeiten zum Wechsel der Stromanbieter<br />
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