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Die Internationalität der Vorstände und Aufsichtsräte in Deutschland

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Executive Summary<br />

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den, welche heutzutage im <strong>in</strong>ternationalen Geschäft nicht nur hilfreich, son<strong>der</strong>n unerlässlich<br />

s<strong>in</strong>d. <strong>Internationalität</strong> erleichtert die Interaktion mit lokalen Stakehol<strong>der</strong>n <strong>in</strong> den Län<strong>der</strong>märkten.<br />

Und <strong>Internationalität</strong> auf Top-Management-Ebene kann als e<strong>in</strong> wichtiges Motivationssignal<br />

für die Mitarbeiter im Unternehmen gelten <strong>und</strong> die Attraktivität des Unternehmens als Arbeitgeber<br />

für High-Potentials im Ausland erhöhen. E<strong>in</strong> Unternehmen, welches zu ger<strong>in</strong>ge <strong>Internationalität</strong><br />

<strong>der</strong> Führungsetagen aufweist, läuft Gefahr, zu ethnozentrisch zu se<strong>in</strong> o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest<br />

als zu ethnozentrisch wahrgenommen zu werden.<br />

3. Wir sprechen uns <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für e<strong>in</strong>e höhere <strong>Internationalität</strong> auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Arbeitnehmerseite<br />

im Aufsichtsrat aus. Der Aufsichtsrat erfüllt unter an<strong>der</strong>em die Funktion, den Vorstand<br />

zu überwachen <strong>und</strong> zu kontrollieren <strong>und</strong> ihn bei wichtigen Entscheidungen zu beraten.<br />

In den meisten Unternehmen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> den DAX30-Unternehmen, spielt die <strong>Internationalität</strong><br />

bei Entscheidungen <strong>und</strong> Handlungen heutzutage e<strong>in</strong>e zentrale Rolle. Um ihrer Aufgabe<br />

gerecht zu werden, benötigen auch die Arbeitnehmer im Aufsichtsrat entsprechende Kenntnisse,<br />

Fähigkeiten <strong>und</strong> Erfahrungen. Nur so können die Arbeitnehmer im Aufsichtsrat die Gesamt<strong>in</strong>teressen<br />

des Unternehmens <strong>in</strong> allen Län<strong>der</strong>n – <strong>und</strong> nicht nur die Interessen <strong>der</strong> deutschen<br />

Belegschaft – vertreten. Es sche<strong>in</strong>t angebracht, <strong>in</strong> diesem Zusammenhang auch über Än<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen Mitbestimmungsgesetzgebung nachzudenken <strong>und</strong> sie herbeizuführen.<br />

4. Wir for<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e proaktive Internationalisierung, die <strong>der</strong> tatsächlichen Geschäftstätigkeit nicht<br />

nachfolgt, son<strong>der</strong>n diese vorwegnimmt. Während viele deutsche Unternehmen bisher erst als<br />

Folge <strong>der</strong> Internationalisierung ihrer Geschäftsaktivitäten auch ihre Führungsriegen <strong>in</strong>ternationalisieren,<br />

sollten sie <strong>in</strong> Zukunft auf <strong>der</strong> Ebene des Managements „schneller“ se<strong>in</strong> – denn nur<br />

so können sie verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, dass die Tiefenstrukturen den Oberflächenstrukturen permanent<br />

„h<strong>in</strong>terherh<strong>in</strong>ken“. Mit an<strong>der</strong>en Worten: Internationalisierung muss bei den Persönlichkeiten<br />

<strong>und</strong> „<strong>in</strong> <strong>der</strong>en Köpfen“ beg<strong>in</strong>nen. <strong>Die</strong>s kann sich beispielsweise auch dar<strong>in</strong> äußern, dass Manager<br />

aus o<strong>der</strong> mit Kontakten zu Zukunftsmärkten – etwa Ch<strong>in</strong>a, Brasilien, Indien o<strong>der</strong> Russland<br />

– stärker <strong>in</strong> deutsche Führungsetagen E<strong>in</strong>zug halten.<br />

5. Wir gehen davon aus, dass e<strong>in</strong>e stärkere Internationalisierung <strong>der</strong> Vorstands- <strong>und</strong> Aufsichtsratsgremien<br />

auch e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die Unternehmenskultur hat. In Unternehmen, <strong>in</strong> denen<br />

<strong>Internationalität</strong> an <strong>der</strong> Spitze praktiziert <strong>und</strong> gelebt wird, kann sich auch auf breiter Front die<br />

Erkenntnis durchsetzen, dass Internationalisierung immer Fragen <strong>der</strong> Kultur berührt. Genauso<br />

wie auf politischer <strong>und</strong> gesellschaftlicher Ebene realisiert wurde, dass <strong>der</strong> Umgang mit kulturellen<br />

Unterschieden e<strong>in</strong>e zentrale Herausfor<strong>der</strong>ung unserer Epoche darstellt, so sollte auch auf<br />

<strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Unternehmen über die Internationalisierung <strong>der</strong> Führungsetagen die (manchmal<br />

immer noch nicht ausreichend erkannte <strong>und</strong> akzeptierte) Bedeutung von Kultur stärker verankert<br />

werden.<br />

1. Warum betrachten wir die <strong>Internationalität</strong> von <strong>Vorstände</strong>n <strong>und</strong> <strong>Aufsichtsräte</strong>n?<br />

1. Warum betrachten wir die <strong>Internationalität</strong><br />

von <strong>Vorstände</strong>n <strong>und</strong> <strong>Aufsichtsräte</strong>n?<br />

Viele deutsche Unternehmen s<strong>in</strong>d heutzutage sehr <strong>in</strong>ternational (vgl. Institut <strong>der</strong> deutschen<br />

Wirtschaft Köln, 2006; Kutschker & Schmid, 2006, v.a. Kapitel 1 <strong>und</strong> 2; Perlitz, 2004, v.a. Kapitel 1).<br />

Ob Umsatz o<strong>der</strong> Mitarbeiterzahlen – oftmals ist das Auslandsgeschäft bedeutsamer als das<br />

Inlandsgeschäft. Für manche Unternehmen, auch für traditionsreiche Unternehmen, gilt<br />

<strong>Deutschland</strong> bereits nicht mehr als <strong>der</strong> wichtigste Län<strong>der</strong>markt. Sowohl das Wissen über Auslandsmärkte<br />

als auch eigene Erfahrungen mit an<strong>der</strong>sartigen Geschäftspraktiken o<strong>der</strong> kulturellen<br />

Eigenheiten s<strong>in</strong>d für die Entscheidungsträger <strong>in</strong> den entsprechenden Unternehmen sehr wertvoll.<br />

<strong>Die</strong> Annahme, dass <strong>in</strong>ternational aufgestellte Unternehmen stark von <strong>in</strong>ternational orientierten<br />

Führungsgremien profitieren (können), wurde sowohl <strong>in</strong> den Medien als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Literatur vielfach diskutiert. 1 Gerade vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> fortschreitenden Globalisierung<br />

<strong>und</strong> Internationalisierung von Unternehmen gew<strong>in</strong>nt auch die Frage nach <strong>der</strong> Globalisierung<br />

<strong>und</strong> Internationalisierung <strong>der</strong> Führungsgremien an Bedeutung. Während die <strong>Internationalität</strong><br />

<strong>der</strong> Unternehmensaktivitäten außer Frage steht, wurde <strong>der</strong> <strong>Internationalität</strong> <strong>der</strong> Führungsetagen<br />

bisher kaum Beachtung geschenkt. <strong>Die</strong>se Lücke soll die vorliegende Studie füllen. Um zu<br />

klären, ob die <strong>Internationalität</strong> <strong>der</strong> Corporate-Governance-Gremien <strong>der</strong> <strong>Internationalität</strong> <strong>der</strong> Unternehmensaktivitäten<br />

gerecht wird, haben wir die <strong>Vorstände</strong> <strong>und</strong> <strong>Aufsichtsräte</strong> <strong>der</strong> DAX30-<br />

Unternehmen untersucht.<br />

Abbildung 1 gibt e<strong>in</strong>en Überblick über das deutsche Corporate-Governance-System <strong>und</strong> die Rollen<br />

von <strong>Vorstände</strong>n <strong>und</strong> <strong>Aufsichtsräte</strong>n. Es wird verdeutlicht, dass wir bei deutschen Aktiengesellschaften<br />

pr<strong>in</strong>zipiell nicht nur zwischen Vorstand <strong>und</strong> Aufsichtsrat zu differenzieren haben, son<strong>der</strong>n<br />

dass es <strong>in</strong>nerhalb des Aufsichtsrats gilt, auch die Vertreter <strong>der</strong> Anteilseigner <strong>und</strong> <strong>der</strong> Arbeitnehmer<br />

separat zu betrachten (vgl. Schmid & Kretschmer, 2004).<br />

1 <strong>Die</strong> Vermutung, dass sich die <strong>Internationalität</strong> des Top-Managements beispielsweise positiv auf den Unternehmenserfolg auswirken<br />

könnte, war bereits Gegenstand e<strong>in</strong>er Reihe von Studien. <strong>Die</strong> Annahme, dass dies <strong>der</strong> Fall ist, wird sowohl theoretisch<br />

(Hambrick & Mason, 1984; Szilagyi & Schweiger, 1984) als auch empirisch (Gov<strong>in</strong>darajan, 1989; Reuber & Fischer, 1997; Daily et<br />

al., 2000) gestützt.<br />

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