Seminararbeit - LMU
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Kaiser und seinen Handlangern, hat. Dabei wird an einigen Stellen erwähnt, dass nicht<br />
allein Charakter Domitians zu all dieser Grausamkeit führte, sondern dass er vor seinem<br />
Amt als Kaiser durchaus mildere Züge hatte. Die ständige Unterdrückung hat im<br />
Übrigen ihren Anfang schon bei Nero und nicht erst bei Domitian. Im Roman herrscht<br />
also eine durchaus negative Haltung gegenüber der kaiserlichen Macht und<br />
insbesondere gegenüber denen, die sie innehaben. Ich werde noch an anderer Stelle<br />
darauf eingehen, wie diese Haltung gedeutet werden kann.<br />
III. Die Praetexte zu „Triumph der Besiegten“<br />
1. Handlungsbegleitende Quellen<br />
Der Autor verarbeitet antike Quellen auf unterschiedliche Art und Weise. Zum einen<br />
stellt er antike Aussprüche als Zitate in jeweils passende Situationen. Die Quellen<br />
werden also weniger kreativ verarbeitet und interpretiert, sondern dienen in erster Linie<br />
dazu, ein authentisches Bild der historischen Situation zu untermalen.<br />
Wenn also beispielsweise der Philosoph Celer Seneca zitiert, passt das durchaus in das<br />
kulturelle Bild dieser Zeit. 9 Ein zeitgenössisches Bild erhalten wir auch von dem<br />
Dichter Martial. Dieser wird sowohl von Domitian als Hofdichter zitiert 10 als auch von<br />
Oktavia, der Gattin des Saturnin. Diese erfreut sich an den Zeilen des „anderen, frivolen<br />
Martial“ 11 und rezitiert ihrem Gatten ganze Gedichte. 12 In einem anderen<br />
Zusammenhang vergleicht Saturnin seinen Weg zum geheimen Treffen der<br />
Verschwörer mit dem Weg zum Tartaros, wie er bei dem augusteischen Dichter Vergil<br />
geschildert wird. 13<br />
Einige Aussprüche werden auch auf lateinisch angebracht und im Anhang übersetzt. 14<br />
Es ist allerdings fraglich, ob das heute berühmte Sprichwort von Juvenal „sit mens<br />
sana in corpore sano“ 15 , schon damals in diesem Wortlaut zitiert wurde. Doch<br />
angesichts der sonst sehr gründlichen Recherche kann man über solch kleine Makel<br />
9 Wie bereits oben erwähnt wurde, dient es auch Celers Charakterisierung, dass er als Anhänger Senecas<br />
dargestellt wird, der ja auch unter dem Machthaber Nero zum Tode verurteilt wurde.<br />
10 S. 44: Erhaben lächelnd, wie es einem Kaiser geziemte, denn Domitian lächelte gerne in der Öffentlichkeit, seit<br />
sein Hofdichter Martial geschrieben hatte: „Das ist das Antlitz des Himmels, das sind Jupiters heitere Züge“,<br />
schritt er durch den Raum bis zu den kurilischen Stühlen, den Sitzen der beiden Konsulen. (Vgl. Martial IX, 24:<br />
… Haec mundi facies , haec sunt Iovis ora sereni…); Auch dieses Zitat wird nicht einfach so angeführt , sondern<br />
dient dazu, den Kaiser indirekt zu charakterisieren.<br />
11 Vgl. S. 68.<br />
12 Z. B. Martial V, 43 (Vgl. S. 69);<br />
13 Vgl. S. 55: Vergil, Aeneis VI, 126-135; hier 126f. : …facilis descensus Averno: noctes atque dies patet atri<br />
ianua Ditis; (…).<br />
14 Z.B. S. 331: Quidquid agis prudenter agas et respice finem; S. 234: Beatus ille, qui procul negotiis.<br />
15 Juvenal X, 356: orandum est ut sit mens sana in corpore sano. (Vgl. S. 316).<br />
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