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Das selbstgemachte Gefängnis Professor em. Mrs. Lily de Silva ...

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Auch das Gesicht einer Schönheitskönigin kann vor <strong>de</strong>r Morgenwäsche nicht gera<strong>de</strong><br />

Entzücken erregen. In <strong>de</strong>r Beziehung ist es nicht notwendig, das zu betrachten, was das Alter<br />

mit d<strong>em</strong> Körper anrichtet o<strong>de</strong>r was mit ihm nach d<strong>em</strong> Tod geschieht. Darum wird im Pâli-<br />

Kanon gesagt, dass <strong>de</strong>r Körper ein Sack voller Schmutz ist, eine Last, die es besser ist,<br />

loszuwer<strong>de</strong>n anstatt sie als "Ich" und "Mein" zu bezeichnen.<br />

Der Körper setzt sich aus <strong>de</strong>n materiellen El<strong>em</strong>enten Festigkeit-Er<strong>de</strong>, Zusammenhalt-Wasser,<br />

Hitze-Feuer und Bewegung-Luft zusammen. An diesen El<strong>em</strong>enten ist nichts, was es wert<br />

wäre, sie zu ergreifen. Aus ihnen setzt sich auch die äußere Welt zusammen, aber trotzd<strong>em</strong><br />

hängen wir an unser<strong>em</strong> Körper als ein<strong>em</strong> Stück Materie als "Ich" und "Mein".<br />

Der Buddha <strong>de</strong>finiert <strong>de</strong>n Körper o<strong>de</strong>r die "Form" als das, was sich neu formt und wie<strong>de</strong>r<br />

auflöst und als das, was von Hitze, Kälte und Insekten gequält wird. Die mo<strong>de</strong>rne Medizin<br />

informiert, dass <strong>de</strong>r Körper sich aus Billionen und Billionen von Zellen zusammensetzt,<br />

welche andauernd im Prozess <strong>de</strong>s Wachstums und Vergehens sind. Was hierbei g<strong>em</strong>eint wird,<br />

kann mit ein<strong>em</strong> Gleichnis erklärt wer<strong>de</strong>n. Wir sagen, dass da Regen ist und gebrauchen das<br />

Nomen "Regen". Aber in Wirklichkeit gibt es kein "Ding" genannt "Regen" abgesehen von<br />

<strong>de</strong>r Aktivität <strong>de</strong>s Regnens. Wir nennen <strong>de</strong>n Prozess von Wassertropfen, die vom Himmel<br />

fallen, "Regen". Obwohl wir das Nomen "Regen" benutzen, gibt es in Wirklichkeit nur die<br />

Aktivität <strong>de</strong>s Regnens, die besser mit ein<strong>em</strong> Verb beschrieben wer<strong>de</strong>n kann. In ähnlicher<br />

Weise ist das, was wir <strong>de</strong>n Körper nennen, nur ein Prozess <strong>de</strong>s Körper-Bauens und darum<br />

<strong>de</strong>finiert <strong>de</strong>r Buddha das Nomen "Form" (rupa) durch das entsprechen<strong>de</strong> Verb "formen"<br />

(ruppati). Dieser Prozess <strong>de</strong>s Körper-Bauens geht die ganze Zeit vor sich und ist <strong>de</strong>swegen<br />

ein dynamischer Prozess, ein Prozess <strong>de</strong>r dauern<strong>de</strong>n Unruhe. Darum wird die Form als<br />

vergänglich (anicca) bezeichnet. In dies<strong>em</strong> sich dauernd verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Prozess <strong>de</strong>r Aktivität<br />

<strong>de</strong>s Körper-Bauens gibt es absolut nichts, das als ein Selbst, als sich nie verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>s Ego, als<br />

"Ich", als dauerhafte Seele verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n kann. Von daher ist die I<strong>de</strong>ntifikation <strong>de</strong>s<br />

Menschen mit d<strong>em</strong> Körper als Selbst eine große Täuschung.<br />

Während seines Lebens macht <strong>de</strong>r Körper die Stadien <strong>de</strong>s Säuglingsalters, <strong>de</strong>r Kindheit, <strong>de</strong>r<br />

Pubertät, <strong>de</strong>r Jugend, <strong>de</strong>s mittleren Alters und <strong>de</strong>s Greisenalters durch. Innerhalb dieses<br />

Prozesses gibt es für je<strong>de</strong>s spezielle Alter eine spezielle Art <strong>de</strong>s Lei<strong>de</strong>ns. In d<strong>em</strong><br />

Säuglingsalter sind dies z.B. das Zahnen, das Laufen-Lernen, das Lernen <strong>de</strong>r Kommunikation<br />

mit <strong>de</strong>n dieses begleiten<strong>de</strong>n Enttäuschungen. Die Kindheit ist vergleichsweise frei von Leid,<br />

was <strong>de</strong>n Körper betrifft, wenn man so glücklich ist, gesund zu sein, aber wenn die Energie<br />

sich nicht auf gesun<strong>de</strong> Spiele und kreative Arbeit richtet, kann es sehr leidvoll wer<strong>de</strong>n, wenn<br />

man mit d<strong>em</strong> wachsen<strong>de</strong>n Körper fertig wer<strong>de</strong>n muss. Die Pubertät, in <strong>de</strong>r das Individuum<br />

we<strong>de</strong>r klein genug ist, um ein Kind zu sein, noch reif genug, um ein Erwachsener zu sein, ist<br />

beson<strong>de</strong>rs leidvoll. In <strong>de</strong>r Jugend wird <strong>de</strong>r Körper zu ein<strong>em</strong> Probl<strong>em</strong>, da die sexuelle Energie<br />

einen Höhepunkt erreicht. Wird sie nicht mit Weisheit kanalisiert, auf akzeptable Weise<br />

ausgeübt, mit Zurückhaltung behan<strong>de</strong>lt und sublimiert, kann die Jugend in großes Elend<br />

führen. Im mittleren Alter ist <strong>de</strong>r Körper zu Krankheiten geneigt, die von Stress induziert<br />

sind, und für viele ist dies eine Perio<strong>de</strong> von Angst. <strong>Das</strong> Lei<strong>de</strong>n im Greisenalter ist<br />

mannigfach; <strong>de</strong>r Körper wird eine Last, die zu groß ist zum Tragen. Es gibt also kein Stadium<br />

im Leben, in d<strong>em</strong> <strong>de</strong>r Körper nicht zu ein<strong>em</strong> Probl<strong>em</strong> wird und dies be<strong>de</strong>utet, dass er im<br />

ganzen Leben eine Quelle <strong>de</strong>s Lei<strong>de</strong>ns ist.<br />

Obwohl wir <strong>de</strong>n Körper mit allen Arten sinnlicher Vergnügungen verhätscheln, ist er ni<strong>em</strong>als<br />

dankbar. Er benimmt sich nie so, wie wir es von ihm möchten. So oft wir ihn auch waschen,<br />

immer wird er schmutzig. Sooft wir ihn füttern, immer wird er hungrig und mü<strong>de</strong>. Er wird<br />

krank, er wird alt, er verliert seine Schönheit und Stärke. Er bleibt nie in unserer Kontrolle.

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