Schwarze Löcher in der Unternehmensverantwortung - Kohleimporte
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Reisernte – die Ernährungssouveränität vieler Menschen <strong>in</strong> Kolumbien wurde <strong>der</strong> Kohle geopfert.<br />
Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund stellt FIAN folgende For<strong>der</strong>ungen<br />
an die deutsche Regierung und an die kohleverstromenden<br />
Energieversorgungsunternehmen <strong>in</strong> Deutschland:<br />
Die deutschen Stromversorger sollten an konkreten Beispielen<br />
zeigen, dass sie ihre <strong>Unternehmensverantwortung</strong> ernst nehmen.<br />
Sie könnten sich dafür e<strong>in</strong>setzen, dass alle Bergbauunternehmen<br />
une<strong>in</strong>geschränkte Gewerkschaftsfreiheit garantieren.<br />
Sie könnten die angesprochenen Umsiedlungsprozesse begleiten<br />
und sich dafür e<strong>in</strong>setzen, dass die Vertriebenen von<br />
Tabaco, El Prado und Mechoacán möglichst schnell e<strong>in</strong>e neue<br />
Heimat f<strong>in</strong>den bzw. ihr Land zurück bekommen. Vor allem aber<br />
sollten sie die Geschäftsbeziehungen zu Drummond e<strong>in</strong>stellen.<br />
Die bereits vorliegenden, zahlreichen Zeugenaussagen belasten<br />
Unternehmen und e<strong>in</strong>zelne Mitarbeiter <strong>der</strong>art schwer, dass die<br />
deutschen Stromversorger mit sofortiger Wirkung ke<strong>in</strong>e Kohle<br />
mehr von Drummond beziehen dürften, wenn sie ihre eigenen<br />
Richtl<strong>in</strong>ien wirklich ernst nehmen würden.<br />
Auf politischer Ebene ersche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> Transparenz-Gesetz dr<strong>in</strong>gend<br />
notwendig, das Kohle importierende Unternehmen ver-<br />
pflichtet, Warenströme offenzulegen. Dies ist technisch möglich<br />
und aus menschenrechtlicher Sicht notwendig, um die Frage<br />
<strong>der</strong> (Mit-)Verantwortung zu beantworten. E<strong>in</strong> mögliches Vorbild<br />
für die Erhebung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fuhrdaten könnte <strong>der</strong> Power Plant<br />
Operations Report <strong>der</strong> US-amerikanischen Energy Information<br />
Adm<strong>in</strong>istration se<strong>in</strong>. 58<br />
58 Siehe Format zur Datenerhebung http://www.eia.gov/survey/form/eia_923/form.pdf & Datenbank http://<br />
www.eia.gov/electricity/data/eia923/, (abgerufen am 27. 10. 2012).<br />
22 | <strong>Schwarze</strong> <strong>Löcher</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Unternehmensverantwortung</strong><br />
Des Weiteren muss die Politik verb<strong>in</strong>dlich festlegen, wie Unternehmen<br />
ihrer menschenrechtlichen Verantwortung gerecht<br />
werden sollen. So sollten Kohle importierende Unternehmen<br />
verpflichtet werden, regelmäßig darüber Auskunft zu geben,<br />
ob und wie sie geprüft haben, ob es <strong>in</strong>nerhalb ihrer E<strong>in</strong>flusssphäre<br />
zu Menschenrechtsverstößen kommt.<br />
Die deutsche Bundesregierung sollte sich außerdem dafür e<strong>in</strong>-<br />
setzen, dass im Zusammenhang mit großen Bergbau-Projekten<br />
die ILO-Konvention 169 zum Schutz Indigener Völker, die UN-Er-<br />
klärung über die Rechte Indigener Völker und die Freiwilligen Leit-<br />
l<strong>in</strong>ien für die verantwortungsvolle Verwaltung von Boden- und<br />
Landnutzungsrechten, Fischgründen und Wäl<strong>der</strong>n vollständig berücksichtigt<br />
werden.<br />
Nicht nur aus Gründen des Klimaschutzes sollten <strong>in</strong> Deutschland<br />
ke<strong>in</strong>e neuen Kohlekraftwerke gebaut werden. Deutschland<br />
muss als e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> größten Kohleverbraucher <strong>der</strong> Welt mit gutem<br />
Beispiel voran gehen und so schnell wie möglich auf die<br />
Nutzung von Ste<strong>in</strong>kohle verzichten. Entscheidend ist dabei<br />
nicht <strong>der</strong> Anteil Deutschlands am weltweiten Kohleverbrauch,<br />
son<strong>der</strong>n vielmehr ob es gel<strong>in</strong>gt, die dr<strong>in</strong>gend notwendige<br />
Vorreiterrolle e<strong>in</strong>zunehmen. Nur wenn so schnell wie möglich<br />
e<strong>in</strong>e Kehrtwende beim weltweiten Kohleverbrauch geschafft<br />
wird, kann es gel<strong>in</strong>gen, die ständige Ausweitung des Ste<strong>in</strong>kohlebergbaus<br />
mit all se<strong>in</strong>en negativen Folgen zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />
Deutschland trägt dabei als e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> mit dem höchsten<br />
Pro-Kopf-Kohleverbrauch <strong>der</strong> Welt beson<strong>der</strong>e Verantwortung.