Begleitbuch - des Bundesverbandes Deutscher West-Ost ...
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Dimensionen zivilgesellschaftlichen Handelns in den deutsch-russischen Beziehungen<br />
setzen, tätig. Sie erleben interkulturellen Austausch<br />
täglich in ihren Projekten und auf den<br />
halbjährlich stattfindenden Länderseminaren,<br />
auf denen sie sich gemeinsam mit russischen<br />
Gleichaltrigen über Erinnerungskulturen,<br />
Identität(en) und Engagement austauschen.<br />
Jährlich finden etwa vier internationale Sommerlager<br />
der ASF in den Ländern der ehemaligen<br />
Sowjetunion statt: so renovieren deutsche<br />
und russische Freiwillige gemeinsam in<br />
Moskau, St. Petersburg und Perm Wohnungen<br />
von alten Menschen oder gehen auf Spurensuche<br />
in der jüdischen Gemeinde in Smolensk.<br />
Seit 1999 können junge Menschen aus der<br />
GUS einen Friedensdienst mit der ASF in<br />
Deutschland leisten. Sie arbeiten in der Gedenkstätte<br />
Neuengamme oder in einem<br />
Flüchtlingsprojekt in Paderborn. Die Freiwilligengruppe<br />
in Deutschland ist ein interkultureller<br />
Lernort.<br />
Zitate, die die Bedeutung unserer Arbeit<br />
unterstreichen:<br />
„Memorial bekommt keine staatliche Unterstützung,<br />
und so sind wir sehr dankbar<br />
für die Hilfe Ihrer jungen Leute. Sie besuchen<br />
die Alten zu Hause, kaufen für sie ein,<br />
kochen mit ihnen, putzen ihre Wohnungen<br />
oder reden einfach mit ihnen - das ist auch<br />
sehr wichtig für die einsamen Menschen.<br />
Wichtig ist auch, daß Ihre Freiwilligen ein<br />
Vorbild für unsere jungen Menschen sind,<br />
denn Freiwilligenarbeit ist bei uns weitgehend<br />
unbekannt - jetzt beginnen sich aber<br />
schon einige russische Jugendliche dafür zu<br />
interessieren.“<br />
Wladimir Eduardowitsch, Memorial, St. Petersburg<br />
„Manchmal denke ich, daß wir die letzten<br />
sind, die dem ursprünglichen Anliegen von<br />
Aktion Sühnezeichen noch voll Rechnung<br />
tragen können, weil unsere Patienten allesamt<br />
Überlebende <strong>des</strong> Zweiten Weltkrieges<br />
37<br />
oder der Blockade Leningrads sind. Daher<br />
erstaunt mich um so mehr, daß hier ein so<br />
positives Deutschlandbild vorherrscht.“<br />
Joseph Gaigl, Freiwilliger bei Memorial, St. Petersburg<br />
2000 bis 2002<br />
Barbara Kettnaker,<br />
Berlin<br />
Rußland -<br />
auf dem Weg nach<br />
Europa ?<br />
Zur Menschenrechtssituation<br />
in Rußland<br />
Am 28. Februar 2002 jährte sich zum sechsten<br />
Mal der Tag, an dem die Russische Föderation<br />
dem Europarat beitrat. Mit diesem<br />
Beitritt 1996 hat die russische Regierung<br />
ein Bekenntnis zur Werteordnung Europas<br />
abgegeben.<br />
Leider steht aber das Bekenntnis zu dieser<br />
Werteordnung zu oft in scharfem Gegensatz<br />
zur Realität in Rußland.<br />
Die Situation in Rußlands Streitkräften<br />
In der russischen Armee kommt es regelmäßig<br />
zu beträchtlichen Menschenrechtsverletzungen.<br />
Die Zahl der To<strong>des</strong>fälle in<br />
Friedenszeiten ist erschreckend.<br />
Menschenrechtsorganisationen wie die „Soldatenmütter<br />
St. Petersburg“ gehen davon<br />
aus, daß jährlich 6 000 bis 8 000 Soldaten<br />
beim Wehrdienst eines gewaltsamen To<strong>des</strong><br />
sterben.<br />
Dedowschtschina bedeutet: Neue Rekruten<br />
werden durch dienstältere Soldaten drangsaliert<br />
und erniedrigt.<br />
Im Mai 1998 kam ein junger Rekrut ums Leben.<br />
Es wurde berichtet, er sei von einem älteren<br />
Soldaten zu Tode geprügelt worden,