Saisonvorschau 2013/14 - Volkstheater
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PreMiere: 21. FeBruar 20<strong>14</strong><br />
regie: Michael Schottenberg<br />
Bühne: hans Kudlich<br />
Kostüme: erika navas<br />
Musik: Mischa Krausz<br />
Dramaturgie: hans Mrak<br />
mit Maria Bill, inge Maux, thomas Bauer, Patrick o. Beck,<br />
rainer Frieb, günther wiederschwinger u.a.<br />
Im Jahre 1934 notiert Walter Benjamin ein Gespräch mit Bertolt Brecht,<br />
aus dem ersichtlich wird, dass dieser sich bereits damals mit dem Arturo-<br />
Ui-Stoff beschäftigt. Erst im Frühjahr 1941, während er im finnischen Exil<br />
auf das amerikanische Einreisevisum wartet, entwirft Brecht die Parabel<br />
über den Aufstieg der NSDAP, allerdings angesiedelt in der Unterwelt<br />
Chicagos. Eine „Historienfarce“, hinter der der Versuch steht, „der kapitalistischen<br />
Welt Hitler dadurch zu erklären, dass er in ein ihr vertrautes<br />
Milieu versetzt wurde“. Die Uraufführung des Stücks, das Brecht auch<br />
als Warnung vor jeder Diktatur verstanden haben wollte, fand jedoch –<br />
entgegen der ursprünglichen Intention – erst nach seinem Tod 1958 in<br />
Stuttgart statt.<br />
Brecht will mit dem Arturo Ui die respektheischende Aura, die<br />
machtvolle Diktatoren umgibt, durch die Wendung ins Groteske und<br />
durch die Betonung jeder einzelnen Amtshandlung, jedes einzelnen<br />
Mordes zerstört wissen. Dargestellt wird dies am Aufstieg des miesen<br />
kleinen Gangsters Ui und seiner Gang, denen es gelingt, in den Karfioltrust<br />
einzusteigen, da Politik und Wirtschaft durch unlautere Verflechtungen<br />
erpressbar geworden sind. Schließlich übernehmen die<br />
Gangster, nun im bürgerlichen Habitus, den Trust: Der Siegeszug des<br />
Monopolismus beginnt. Brecht macht schon im Titel deutlich, dass dieser<br />
Triumph zu verhindern gewesen wäre: Ohne die eindeutig opportunistische<br />
Mithilfe anderer hätte Ui seinen Aufstieg niemals vollziehen<br />
können.<br />
Arturo Ui und seine Gang sind im Wesentlichen von Hitler und<br />
seiner Mörderbande inspiriert, Ui trägt jedoch auch Züge von Al Capone.<br />
Dennoch weisen sie über diese Vorlagen hinaus und zeigen sich überraschend<br />
heutig: „Die großen politischen Verbrecher müssen durchaus<br />
preisgegeben werden, und vorzüglich der Lächerlichkeit. Denn sie sind<br />
vor allem keine großen politischen Verbrecher, sondern die Verüber<br />
großer politischer Verbrechen, was etwas ganz anderes ist.“ (Brecht)