Kinder in Knecht- schaft - Unicef
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<strong>K<strong>in</strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>Knecht</strong><strong>schaft</strong><br />
Offiziell gilt die Sklaverei als abgeschafft.<br />
In den Schattenzonen vieler Länder jedoch<br />
existiert sie weiter und zementiert die<br />
Armut ganzer Schichten. Besonders brutal<br />
ist es, wenn <strong>K<strong>in</strong>der</strong> <strong>in</strong> Schuldknecht<strong>schaft</strong><br />
und extreme Abhängigkeit geraten.<br />
Als Pfand ihrer Eltern schuften sie von<br />
morgens bis abends. Ihren Pe<strong>in</strong>igern s<strong>in</strong>d<br />
sie schutzlos ausgeliefert. Und: Sie gehen<br />
nicht zur Schule. UNICEF freut sich über<br />
jede Spende, denn die Qual dieser <strong>K<strong>in</strong>der</strong><br />
muss gestoppt werden.<br />
«Me<strong>in</strong> Vater hat mich verpfändet, als ich neun Jahre alt war.» Sr<strong>in</strong>ivas<br />
ist <strong>in</strong>zwischen fünfzehn und dass er noch e<strong>in</strong> Leben vor sich hat, glaubt<br />
er nicht. Se<strong>in</strong>e Eltern haben Schulden beim lokalen Grundherrn.<br />
Mit Sr<strong>in</strong>ivas Lohn sollen die 8000 Rupien, was ungefähr 170 Franken<br />
entspricht, abbezahlt werden. Wenn Sr<strong>in</strong>ivas’ Freunde zur Schule<br />
gehen oder auf dem Dorfplatz spielen, steht er stundenlang gebückt<br />
im Paddyfeld, um Reis zu pflanzen. Oder dann ist er – von morgens<br />
sechs bis abends acht – <strong>in</strong> der sengenden Hitze mit e<strong>in</strong>em Stock unterwegs,<br />
um das Vieh des Grundherrn zusammenzutreiben. Das zehrt<br />
an den Kräften, denn <strong>in</strong> Rangam, hundert Kilometer westlich von<br />
Hyderabad, wird es oft bis zu 40 Grad heiss. «Am Anfang», erzählt<br />
Sr<strong>in</strong>ivas, «erhielt ich 500 Rupien im Jahr. Jetzt s<strong>in</strong>d es 4000. Dreimal<br />
am Tag erhalte ich zu essen und zweimal im Jahr neue Kleider.<br />
Me<strong>in</strong> Vater hat mich verraten, er vertr<strong>in</strong>kt me<strong>in</strong>en ganzen Lohn, aber<br />
ich kann nicht weggehen, weil ich Angst habe, dass me<strong>in</strong>em Bruder<br />
das Gleiche passiert wie mir. Ranju ist neun und ich möchte, dass er<br />
weiterh<strong>in</strong> zur Schule geht.»<br />
«Sie behandeln ihre Tiere besser als mich»<br />
Der tapfere Sr<strong>in</strong>ivas im west<strong>in</strong>dischen Andra Pradesh ist leider ke<strong>in</strong><br />
E<strong>in</strong>zelfall. UNICEF beobachtet überall <strong>in</strong> Asien, Afrika und Late<strong>in</strong>amerika,<br />
dass <strong>K<strong>in</strong>der</strong> <strong>in</strong> Schuldknecht<strong>schaft</strong>en verstrickt s<strong>in</strong>d, die<br />
nicht nur ihr eigenes Leben ru<strong>in</strong>ieren, sondern die nachhaltige<br />
Entwicklung der Gesell<strong>schaft</strong> <strong>in</strong>sgesamt blockieren. Gezielt werden<br />
arme Familien von Agenten der Industrie oder Schleppern mit Dar -<br />
lehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Schuld getrieben, die sie anschliessend nur mit dem K<strong>in</strong>d<br />
als Pfand begleichen können. Zehntausende von <strong>K<strong>in</strong>der</strong>n schuften so<br />
für wenig oder gar ke<strong>in</strong>en Lohn <strong>in</strong> der Agrarwirt<strong>schaft</strong>, im Strassenbau<br />
oder <strong>in</strong> der Industrie. Sie klopfen Ste<strong>in</strong>e, schleppen Ziegel, sitzen<br />
stundenlang <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er schlecht belüfteten Halle an e<strong>in</strong>er Nähmasch<strong>in</strong>e.<br />
Sieben- oder achtjährige Mädchen werden vom Land <strong>in</strong> die Stadt<br />
geschleppt, um bei wildfremden Leuten den Haushalt zu machen, wo<br />
sie jeder Willkür ausgesetzt s<strong>in</strong>d. «Ich darf niemanden sehen, weil sie<br />
mich immer schlagen. Heimweh ist me<strong>in</strong> ärgster Fe<strong>in</strong>d. Ich möchte<br />
me<strong>in</strong>en Eltern so gerne sagen, wie schwer das Leben hier ist, aber ich<br />
habe ke<strong>in</strong>e Gelegenheit dazu», berichtet z.B. e<strong>in</strong>e Jugendliche aus<br />
Manila, die ihre Eltern zum letzten Mal gesehen hat, als sie zwölf<br />
Jahre alt war. Was Haushalthilfen alles zu erdulden haben, fasst e<strong>in</strong><br />
achtjähriges Mädchen <strong>in</strong> Bolivien folgendermassen zusammen: «Sie<br />
behandeln ihre Tiere besser als mich.»<br />
Armut und Verachtung<br />
Es ist nicht Dummheit, die e<strong>in</strong>en Vater oder e<strong>in</strong>e Mutter dazu br<strong>in</strong>gt,<br />
Geld aufzunehmen und e<strong>in</strong>e Schuldenspirale <strong>in</strong> Gang zu setzen, aus<br />
der es praktisch ke<strong>in</strong> Entkommen mehr gibt. Die Initialzündung ist die<br />
schiere Not. Bei e<strong>in</strong>em Familiene<strong>in</strong>kommen von zwei- bis dreihundert<br />
Franken pro Jahr wird jede Unregelmässigkeit zur existentiellen Bedrohung.<br />
Die erhoffte Ernte fällt aus, weil das Wetter schlecht war.<br />
Am Weltmarkt brechen die Preise für Baumwolle e<strong>in</strong> und reduzieren<br />
die ohneh<strong>in</strong> schon mageren E<strong>in</strong>künfte. E<strong>in</strong> Familienmitglied wird krank<br />
und braucht teure Medikamente. Der Gläubiger erhöht willkürlich die<br />
Z<strong>in</strong>sen. So beg<strong>in</strong>nt es und so bleibt es auch, denn die Gläubiger haben<br />
ke<strong>in</strong>erlei Interesse daran, ihre billigen Arbeitskräfte aus der Schuld zu<br />
entlassen. E<strong>in</strong> weiterer Grund für Schuldknecht<strong>schaft</strong> s<strong>in</strong>d quasifeudale<br />
Traditionen. In 70 Prozent aller Fälle gehören <strong>K<strong>in</strong>der</strong> <strong>in</strong><br />
Fatale Folgen der Schuldknecht<strong>schaft</strong><br />
Arbeit statt Schule: <strong>K<strong>in</strong>der</strong> werden um die Möglichkeit betrogen,<br />
jene Fähigkeiten zu entwickeln, die sie für e<strong>in</strong>e lebenswerte Zukunft<br />
bräuchten<br />
Zementierung der Armut: Schuldknecht<strong>schaft</strong> entspr<strong>in</strong>gt der Armut<br />
und zementiert sie<br />
Entrechtung des K<strong>in</strong>des und Aushöhlung se<strong>in</strong>es Selbstwertgefühls<br />
Physische Schädigungen und Traumatisierungen durch Schlagen,<br />
Beschimpfung, demütigende Strafen, Essens entzug, Sperre des<br />
Kontakts zu Angehörigen und Freunden, sexueller Missbrauch usw.<br />
Komplette Abhängigkeit von se<strong>in</strong>en Pe<strong>in</strong>igern, vor allem wenn das<br />
K<strong>in</strong>d verschleppt und von se<strong>in</strong>er Familie getrennt wird<br />
Gesell<strong>schaft</strong>liche Stagnation<br />
Mangelhafte Ausschöpfung des gesamten Bildungspotenzials <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Land<br />
<strong>Knecht</strong><strong>schaft</strong> e<strong>in</strong>er Klasse an, auf die man seit vielen Jahrhunderten<br />
herabsieht, z.B. E<strong>in</strong>geborene, Kastenlose oder Angehörige religiöser<br />
M<strong>in</strong>derheiten. Das Fatale an e<strong>in</strong>er Schuldknecht<strong>schaft</strong> ist <strong>in</strong> diesem<br />
Fall, dass sie <strong>K<strong>in</strong>der</strong> so früh <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Abhängigkeit zw<strong>in</strong>gt, dass sie<br />
leicht zu der Annahme gelangen, sie seien wirklich m<strong>in</strong>derwertig.<br />
Unser «Ne<strong>in</strong>» setzt Tätern Grenzen<br />
Es ist <strong>in</strong>akzeptabel, wenn <strong>K<strong>in</strong>der</strong> zur Geisel fremder Interessen werden.<br />
<strong>K<strong>in</strong>der</strong> haben e<strong>in</strong> Recht auf Bildung, e<strong>in</strong> Recht auf e<strong>in</strong>e liebevolle, beschützte<br />
Umgebung, die sie befähigt, sich so zu entfalten, dass sie als<br />
Erwachsene e<strong>in</strong> selbstbestimmtes Leben führen können. UNICEF<br />
setzt sich weltweit dafür e<strong>in</strong>, dass <strong>K<strong>in</strong>der</strong> der Schuldknecht<strong>schaft</strong> entkommen<br />
und die Chance zu e<strong>in</strong>em Neubeg<strong>in</strong>n erhalten. Zögern Sie<br />
nicht, wenn Sie <strong>K<strong>in</strong>der</strong>n Freiheit schenken wollen! Schweigen ist das<br />
machtvolle Instrument der Täter.<br />
Mit e<strong>in</strong>er Spende an UNICEF setzen<br />
Sie e<strong>in</strong> öffentliches Zeichen<br />
und sagen «Ne<strong>in</strong>» zur Ausbeutung<br />
von <strong>K<strong>in</strong>der</strong>n. UNICEF dankt Ihnen,<br />
wenn Sie sich mit uns dafür e<strong>in</strong>setzen,<br />
den Würgegriff von Schuldknecht<strong>schaft</strong>en<br />
zu lockern und<br />
<strong>K<strong>in</strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e lebenswerte Perspektive<br />
zu verschaffen.