07.10.2013 Aufrufe

c // mag - Fachzeitschrift für Informationstechnologien, Geoinformationssysteme

in eigener Sache Geoinformatik ist ein Wachstumsmotor. Das hat auch die CeBIT erkannt. Und dafür 2007 im Ausstellungsbereich Public Sector Parc einen Gemeinschaftsstand ‚Geoinformationswirtschaft‘ eingerichtet. Kaum anders die SYSTEMS, dort lohnt sich ein Besuch auf dem rund 2.000 qm großen Stand des Anwendungszentrums. Zur c//mag-Adresse im Web – eine ‚never ending story‘. Es kann der Friedlichste nicht in Ruhe leben, wenn ihn der Nachbar nicht lässt. So wird das Gesetz zum Spielfeld für den geborenen Prozesshansel. Aus diesem Grund erreichen Sie die Website des c//mag in der nächsten Zeit unter www.hw-medien.de. Auch die Mailadressen ändern sich nach dem @ in @hw-medien.de. Auf der Website finden Sie jetzt übrigens unsere Leserumfrage. Wir möchten nämlich schwarz auf weiß wissen, was Sie vom c//mag halten. Zu etwas Erfreulichem: Mit der www.cdate-online.net stellen wir im September die Veranstaltungen auf eine eigene Website. Schneller finden, was los ist – das war die Idee. SchickenSie uns Ihre aktuellen Termine unter veranstaltungen@hw-medien.de. Und noch eine gute Nachricht: Mit dieser Ausgabe ist das c//mag genau ein Jahr alt. Zeit, laufen zu lernen :)

in eigener Sache

Geoinformatik ist ein Wachstumsmotor. Das hat auch die CeBIT erkannt. Und dafür 2007 im Ausstellungsbereich
Public Sector Parc einen Gemeinschaftsstand ‚Geoinformationswirtschaft‘ eingerichtet. Kaum anders die SYSTEMS,
dort lohnt sich ein Besuch auf dem rund 2.000 qm großen Stand des Anwendungszentrums.

Zur c//mag-Adresse im Web – eine ‚never ending story‘. Es kann der Friedlichste nicht in Ruhe leben, wenn ihn
der Nachbar nicht lässt. So wird das Gesetz zum Spielfeld für den geborenen Prozesshansel. Aus diesem Grund erreichen
Sie die Website des c//mag in der nächsten Zeit unter www.hw-medien.de. Auch die Mailadressen ändern sich
nach dem @ in @hw-medien.de. Auf der Website finden Sie jetzt übrigens unsere Leserumfrage. Wir möchten nämlich
schwarz auf weiß wissen, was Sie vom c//mag halten.

Zu etwas Erfreulichem: Mit der www.cdate-online.net stellen wir im September die Veranstaltungen auf eine
eigene Website. Schneller finden, was los ist – das war die Idee. SchickenSie uns Ihre aktuellen Termine unter
veranstaltungen@hw-medien.de.

Und noch eine gute Nachricht: Mit dieser Ausgabe ist das c//mag genau ein Jahr alt. Zeit, laufen zu lernen :)

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c <strong>mag</strong><br />

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in eigener Sache<br />

003<br />

Geoinformatik ist ein Wachstumsmotor. Das hat auch die<br />

CeBIT erkannt. Und da<strong>für</strong> 2007 im Ausstellungsbereich<br />

Public Sector Parc einen Gemeinschaftsstand ‚Geoinformationswirtschaft‘<br />

eingerichtet. Kaum anders die SYSTEMS,<br />

dort lohnt sich ein Besuch auf dem rund 2.000 qm großen<br />

Stand des Anwendungszentrums.<br />

Zur c//<strong>mag</strong>-Adresse im Web – eine ‚never ending story‘.<br />

Es kann der Friedlichste nicht in Ruhe leben, wenn ihn<br />

der Nachbar nicht lässt. So wird das Gesetz zum Spielfeld<br />

<strong>für</strong> den geborenen Prozesshansel. Aus diesem Grund erreichen<br />

Sie die Website des c//<strong>mag</strong> in der nächsten Zeit unter<br />

www.hw-medien.de. Auch die Mailadressen ändern sich<br />

nach dem @ in @hw-medien.de. Auf der Website finden Sie<br />

jetzt übrigens unsere Leserumfrage. Wir möchten nämlich<br />

schwarz auf weiß wissen, was Sie vom c//<strong>mag</strong> halten.<br />

Zu etwas Erfreulichem: Mit der www.cdate-online.net<br />

stellen wir im September die Veranstaltungen auf eine<br />

eigene Website. Schneller finden, was los ist – das war<br />

die Idee. SchickenSie uns Ihre aktuellen Termine unter<br />

veranstaltungen@hw-medien.de.<br />

Und noch eine gute Nachricht: Mit dieser Ausgabe ist das<br />

c//<strong>mag</strong> genau ein Jahr alt. Zeit, laufen zu lernen :)<br />

Viel Spaß beim Lesen!<br />

Uwe Hentschel, Volker Watschounek,


004<br />

Register der erwähnten Unternehmen und Organisationen<br />

1&1 80<br />

Adlershof 76<br />

Adobe 48<br />

AGCO 28<br />

Agrar- und Umweltwissenschaftl. Fakultät Universität Rostock 28<br />

Amazon 17<br />

AOK 31, 32<br />

Bell Labs 51<br />

Benmark 48<br />

Bernecker+Rainer 72, 73<br />

Bitform 71<br />

BITKOM e.V. 59<br />

BMW 50<br />

Bundesamt <strong>für</strong> Migration und Flüchtlinge 78<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Bildung und Forschung (BMBF) 79<br />

Bundesnetzagentur 70<br />

Burkhardt 79<br />

Captiva 71<br />

CeBIT 3, 58, 69<br />

Cisco 70<br />

Claas 28<br />

d.velop 48<br />

DaimlerChrysler 50, 57,58, 70<br />

Deutsche Telekom 80<br />

Deutsches Forschungszentrum <strong>für</strong> Künstl. Intelligenz (DFKI) 52, 53<br />

DMS EXPO 46, 47, 49<br />

DNUG 76<br />

DSAG 77<br />

ecom.IT 73<br />

E-Garten.Net 68, 69<br />

Elephant Seven 70<br />

ELO Digital Office 48, 66<br />

EMC Documentm 5, 71<br />

EnBW Energie Baden-Württemberg 15<br />

E-Plus 13<br />

FileNet 5<br />

Förderkreis IT- und Medienwirtschaft München (FIMW e.V.) 60<br />

Forschungsinstitut <strong>für</strong> Rationalisierung (FIR) 79<br />

Fraunhofer Institut <strong>für</strong> Autonome Intelligente Systeme 60<br />

Ganske Verlagsgruppe 25<br />

Garmin 11<br />

Global Information Distribution 49<br />

good news! 49<br />

Google 16<br />

GoPro 47<br />

GoYellow 70<br />

GS1 Germany76<br />

GUS Group 60<br />

Hewlett Packard 71<br />

Hugendubel 37<br />

humminbird 5<br />

IBM 5, 47, 50, 51, 53, 70, 71, 76<br />

IBM Global Business Services 47<br />

IBM Software Group 47<br />

IIR 76<br />

Imperia 80<br />

Infor 79<br />

interactive media / virtual environment group 12<br />

iPUBLISH 25<br />

IXOS 5<br />

John Deere 28<br />

Koelnmesse 46, 47<br />

Kommunaler Schadensausgleich (KSA) 74, 75<br />

Legato 71<br />

Louis Leitz KG 66<br />

Management Forum Starnberg 76<br />

Map24 17<br />

MapQuest 17<br />

Marketinghub 76<br />

Massachusetts Institute of Technology (MIT) 60<br />

Mediamarkt 37<br />

mediamid 54, 55, 56<br />

Metro 58<br />

Microsoft 5, 50, 53, 64, 70<br />

MobileObjects 33<br />

O2 13, 32, 33, 34<br />

Océ Document Technologies 63<br />

Open Geospatial Consortium (OGC) 21, 35<br />

Open Text 5, 48, 78<br />

Opera Software 50<br />

Oracle 64, 70, 76<br />

Otto Junker 79<br />

Pixelpark 70<br />

Plasmon 71<br />

PricewaterhouseCoopers 20, 37<br />

proALPHA 79<br />

Projektträger Forschungszentrum Karlsruhe (PTKA) 79<br />

PSIPENTA 79<br />

RedDot Solutions 48, 73<br />

RSA Security 71<br />

RST 70<br />

SAP 60, 61, 64<br />

SAPERION 48<br />

Saturn 37<br />

Sceye 10<br />

Screen Digest 71<br />

SDL Trados 73<br />

SealedMedia 71<br />

SER Solutions 74, 75, 78<br />

Siemens 79<br />

Springer + Jacoby 70<br />

Stellent 48, 71<br />

Sun 64<br />

Symphony Technology Group 5<br />

SYSTEMS 3, 69<br />

TomTom 33<br />

T-Systems 76<br />

Varetis 70<br />

Vereon 77<br />

VOI e.V. 46, 47<br />

Volkswagen 12, 50<br />

W3C 53<br />

Weltbild 37<br />

windream 48<br />

Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO) 31<br />

WNS-Europe 33<br />

Xplor e.V. 47<br />

Yahoo! 17<br />

Zoeller 76<br />

ZyLAB 48


Slow train coming?<br />

Es gibt Sachen, von denen können wir nie genug bekommen.<br />

Gute Tipps vom Steuerberater. Ein-Gigabyte-USB-<br />

Sticks. Kunden. Oder Web-Content-Management- und Dokumenten-Management-Systeme:<br />

Gauss, Obtree, Livelink<br />

for Web, RedDot, Magellan, LiveLink, IXOS, DocsOpen,<br />

IDI, DOMEA ... die liegen jetzt alle bei Open Text in der<br />

Lagerhalle. Wahrscheinlich verfolgt Open Text die Strategie,<br />

alles aus einer Hand anzubieten. Weil die Betonung auf „alles“<br />

liegt: Es wird alles gekauft, wo bei drei noch kein weißer<br />

Ritter aufgetaucht ist.<br />

Gut, der eine oder andere fragt sich, wie das damals mit<br />

IXOS gelaufen ist, die Übernahme und vor allem die anschließende<br />

„Integration“. Wo da jetzt im Einzelnen die<br />

Synergien lagen. Liquide war Open Text von Anfang an.<br />

Auch jetzt braucht das Unternehmen lediglich 200 Mio.<br />

US-Dollar Kredit, um hummingbird zu kaufen. Peanuts.<br />

Eine klare Akquisitionsstrategie, das können wir lernen, ist<br />

möglicherweise erfolgreicher, als sich mit divergierenden<br />

Produkt- oder Technologie-Linien auseinanderzusetzen.<br />

Die Zeit und der Markt werden es schon richten.<br />

Werfen wir einen Blick auf den Kaufpreis von hummingbird.<br />

465 Mio. US-Dollar hat die Symphony Technology<br />

Group geboten, jener Investor, der hummingbird schon in<br />

??_FL<br />

?_FL<br />

Highlight<br />

005<br />

der Tasche hatte. 489 Mio. US-Dollar hat Opentext gezahlt.<br />

Die Anteilseigner von hummingbird, die moniert hatten,<br />

man habe kein besseres Angebot an Land gezogen, können<br />

mit dem von Opentext nicht zufrieden sein. 24 Mio. sind<br />

<strong>für</strong> den Shareholder kein echter Value. Es sei denn, es wird<br />

gerade jetzt eine Hypothek auf das Haus fällig.<br />

Was hat Open Text eigentlich gekauft? Kunden? Marktanteile?<br />

Produkte? Source-Code? Letztes Jahr hatte Open Text<br />

CEO Tom Jenkins sein vorerst letztes ECM-Buch vorgestellt:<br />

„ECM Solutions: What You need to Know“. Das Buch ist Teil<br />

einer Opentext-Buchreihe und Nachfolger des Titels „ECM<br />

Technology: What You Need to know“. Vorschlag <strong>für</strong> den<br />

nächsten Titel: „ECM Market: What You Need to Aquire“.<br />

Kaum ist der Deal in trockenen Tüchern, verkündet IBM<br />

Vollzug: FileNet gekauft. Aha. Da haben sicher einige Insider<br />

hinter den Kulissen verschlüsselten Handyverkehr gehabt.<br />

Klar, FileNet passt prima zu IBM. Jetzt hat Big Blue auch<br />

eine volle Lagerhalle. Wie das alles zusammenpasst, wird<br />

IBM uns in den nächsten Monaten erklären.<br />

Bleiben noch einige Fragen offen: Wo bleibt Microsoft?<br />

Wollten die nicht auch ECM machen? Und: Wer kauft jetzt<br />

EMC Documentum?


006<br />

1.000 Tage Leiwand Software<br />

Gründe zum Feiern sollten nicht lange gesucht werden. 100 Tage mit dem<br />

eigenen Unternehmen im Markt? Feiern. 500 Tage? Feiern. 1.000 Tage?<br />

Jetzt erst recht. Und so gab es in Wien einen festlichen Empfang <strong>für</strong> die<br />

Geschäftspartner und Freunde des Hauses. Lesen Sie weiter auf Seite 54.


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008<br />

<strong>Geoinformationssysteme</strong><br />

Editorial<br />

Firmenregister<br />

Highlight<br />

Panorama<br />

Briefe an den IT-Leiter<br />

Titel<br />

Die Dimensionen der Karte<br />

Informationen in <strong>Geoinformationssysteme</strong>n<br />

Von der Idee zum Geschäftsmodell<br />

Location Based Services<br />

IT statt Bauernkalender<br />

Precision Farming<br />

Karten <strong>für</strong> die Gesundheit<br />

Geodaten im Gesundheitswesen<br />

Interview Karola Bode, O2<br />

Kommentar<br />

Nie mehr verlaufen<br />

Galerie<br />

Sag mir, wo die Läden sind ...<br />

Schwerpunkt<br />

Anders lesen<br />

Lesen am Bildschirm<br />

Kukkstu in Köln<br />

DMS EXPO 2006 in Köln<br />

Die Maschine, die aufs Wort hört<br />

Sprachsteuerung<br />

1.000 Tage Leiwand Software<br />

mediamid digital services GmbH<br />

3<br />

4<br />

5<br />

10-13<br />

14-15<br />

16-21<br />

22-25<br />

26-28<br />

30-31<br />

32-34<br />

35<br />

37-41<br />

42-45<br />

46-49<br />

50-53<br />

54-56


Alltag<br />

Datenflut im Internet der Dinge<br />

RFID und Datenspeicherung<br />

Über den Tellerrand<br />

Outsourcing von Dienstleistungen<br />

die „Gewissensfrage“<br />

Was meint eigentlich „Made in Germany“?<br />

Die „Marke“ Deutschland<br />

Drahtlos in München<br />

WLAN im Englischen Garten<br />

C//MAG NEWS<br />

Individueller Informationszugriff<br />

Case: Individualisierung von Websites<br />

Elektronische Schadensbearbeitung<br />

Case: Kommunaler Schadensausgleich<br />

58-60<br />

61-63<br />

63<br />

64-66<br />

68-69<br />

70-71<br />

72-73<br />

74-75<br />

C//DATE VERANSTALTUNGEN<br />

Nachgefragt<br />

Forschung<br />

in die Nesseln<br />

Beobachter<br />

Ausblick/ Impressum<br />

Inserentenverzeichnis<br />

IBM Deutschland GmbH<br />

cip Verlag GmbH<br />

TOMORROW FOCUS Technologies<br />

ALBIS Zahlungsdienste GmbH & Co. KG<br />

Open Text AG<br />

RedDot Solutions AG<br />

textpark<br />

dfau Kommunikation<br />

ELO Digital Office GmbH<br />

Stellent GmbH<br />

Koelnmesse GmbH<br />

KROLL Verlag<br />

Reed Exhibitions Deutschland GmbH<br />

Kodak GmbH<br />

Océ Deutschland GmbH<br />

76-77<br />

009<br />

78<br />

79<br />

80<br />

81<br />

82<br />

U2<br />

7<br />

9<br />

13<br />

21<br />

29<br />

34<br />

36<br />

45<br />

49<br />

57<br />

62<br />

67<br />

U3<br />

U4


010<br />

Panorama<br />

Scan Dusche<br />

Das Knicken, Schneiden und Falzen hat ein Ende. Die elegante<br />

Scan-Dusche – einfach genial. Scannen wird so leicht<br />

wie fotografieren. Die ach so geliebten Methoden der Public<br />

Relation: Vergangenheit. Artikel jeder Art werden einfach<br />

unter den Sceye (Mutation aus ‚Scan‘ und ‚Eye‘) gelegt, frei<br />

positioniert und abfotografiert. Die dazugelieferte Software<br />

speichert das Bild im Verlauf. Über eine unklare, aber doch<br />

irgendwie intuitive Benutzerführung findet jeder Erstbenutzer<br />

den Verlauf hinter dem „Rechtspfeil“, der sich bei<br />

„klick“ nach links öffnet. Logisch, nicht wahr. Dabei wird<br />

die Scanansicht extrem verkleinert, das Scanobjekt unter<br />

dem aktuellen Datum angezeigt. Werden mehrere Objekte<br />

eingescannt, nimmt die Zahl der Thumbs zu und die Liste<br />

wird länger.<br />

Versteckte Funktionalitäten<br />

Funktionen wie Kopieren, Ausscheiden oder in einen selektierten<br />

Ordner Hinzufügen sind leicht versteckt und nur<br />

über den Verlauf zugänglich. Klicke ich ein Objekt an, um<br />

es final zu bearbeiten, öffnet zeigt sich das Scan-Ergebnis<br />

in einem separaten Fenster: mit Menu! Feinjustierungen à<br />

la Zoom sind nicht möglich. Warum auch, gescannte Objekte<br />

müssen nachbearbeitet werden: ausschneiden, <strong>für</strong> die<br />

geschulte Hand und das geschulte Auge ein Leichtes; Kontrast,<br />

Helligkeit oder Objekt kippen und drehen. Die Helligkeitsjustierung<br />

ist Gold wert. Dadurch wird das eine oder<br />

andere Objekt erst brauchbar: Habe ich bei diesem Scanner<br />

doch nicht wirklich die Möglichkeit das Tageslicht auszublenden.<br />

Habe ich vielleicht den Hinweis „Dunkelkammer“<br />

übersehen? Egal, die herkömmliche Methode, Sichten, Ausschneiden<br />

und Einscannen mit Deckel zeigt deutlich bessere<br />

Ergebnisse.<br />

Der nächste Anlauf<br />

Ich werfe aber nicht so schnell die Flinte ins Korn. Einmal<br />

Helligkeit anpassen, sechsmal Kontrast nachschärfen – und<br />

fertig ist der erste Scan. Jetzt nur noch speichern, auf die<br />

Seite unseres Kunden schieben und ... Wo speichere ich<br />

das Objekt bloß? Ein Menu gibt es nicht. Einfach schließen<br />

- Fragezeichen. Ein wenig Mut gehört schon dazu, einfach<br />

das „X“ oben rechts zu klicken. Wir wagen es. „Klick“. Die<br />

Sicherheitsabfrage „Seite wurde verändert. Speichern?“ beruhigt<br />

uns ungemein. Wir bestätigen mit „ja“ und kehren<br />

zurück zum Verlauf, wo wir das nächste Objekt bearbeiten.<br />

Klick, auswählen, ausschneiden, drehen, Helligkeit und<br />

Kontrast nachbearbeiten, fertig. Und gleich nochmal. Versehentlich<br />

stellen wir das Objekt nicht frei. Schneiden innen<br />

aus. Strg+Z, gibt es nicht. Gehen wir also über das Menu<br />

„undo“. Menu. Ach ja, das gab es ja auch nicht. Sind also<br />

keine Arbeitsschritte rückgängig zu machen? Anscheinend.<br />

Wir haben uns nicht getraut, beim Hersteller nachzufragen<br />

und suchen noch heute. Denn die schnelle Art, sich zu helfen,<br />

kann nicht wirklich die Lösung sein (schließen, nicht<br />

speichern, neu aufrufen und richtig machen).<br />

Problemlösungsverhalten<br />

Zum Ende stoßen wir dann auf ein Problem der besonderen<br />

Art. Was uns beim Aufbau so faszinierte, das Duschprinzip<br />

des Scannens, entpuppt sich bei größeren Objekten<br />

als Problem. Der Hersteller hat es leider versäumt, die Auswahlfläche<br />

mit einem Zoom zu versehen. Wie bei gängigen<br />

A4-Scannern muss sich jeder damit helfen, erst den unteren<br />

Teil und dann den oberen Teil einzuscannen ... und entweder<br />

gestückelt auf zwei Seiten dem Kunden weiterreichen ...<br />

oder aber im Bildprogramm montieren. Wo lagen die Daten?<br />

Welchen Namen haben die Objekte? „18-08-05“ 19-07-<br />

46“... Die Suchfunktion von Windows hilft weiter... Anstelle<br />

der Dateiendung setzen wir „*“ als Wildcard und starten die<br />

Suche. Das Programm hat die Dateien als mit ThumbsPlus<br />

darstellbare Bilddatei unter c:\programme\silvercreations\<br />

sceye\20060708 abspeichert. Wir öffnen die Datei, erstellen<br />

daraus ein PDF <strong>für</strong> unseren Kunden, geben ihm einen Namen<br />

und freuen uns, eine wirkliche Arbeitshilfe gefunden<br />

zu haben.


Auf alten Wegen<br />

Laufen, wandern, radeln, schwimmen. Immer wissen, wo<br />

ich bin. Egal wo ich gerade bin. Die Position, die zurückgelegte<br />

Distanz, das Ziel vor Augen, die verbrauchten Kalorien<br />

auf Abruf. In Zeiten, wo einem Besucher selbst in langen<br />

Korridoren von großen Gebäuden mit einem Personal<br />

Digital Assistant (PDA) Orientierungshilfen wie im Auto<br />

angeboten werden, ein Kinderspiel. Nächster Gang rechts,<br />

bitte.<br />

Ich erinnere mich an frühere Zeiten. 1984. Für eine genaue<br />

Distanzmessung habe ich damals einen Zollstock und ein<br />

Fahrrad gebraucht. Die Standardrunde im Eller Forst – nicht<br />

weit vom Unterbacher See – musste vermessen werden. Und<br />

wegen des widrigen Geländes war es nicht möglich, alles mit<br />

dem Auto abzufahren. Pragmatische Vorgehensweise. In der<br />

Schule lernten wir eben u=2r*Pi. Bei einem 26“-Fahrrad<br />

ergibt das einen Radumfang von ... Eine gelbe Socke diente<br />

als Markierung und half uns beim Zählen: 5.995 Meter. Vorausgesetzt,<br />

wir hatten uns nicht verzählt.<br />

Anschließen, loslaufen – selber navigieren<br />

Heute schnallen wir uns einen Brustgurt um, binden<br />

uns eine Uhr ans Handgelenk und laufen los. Kleinere<br />

Startschwierigkeiten lösen sich von selbst (Positionsbestimmung).<br />

Und spätestens beim zweiten Lauf erledigt sich<br />

das mit den Startschwierigkeiten. Angaben des Herstellers<br />

zufolge ist das Gerät mit einem hochempfindlichen SiRFstarIII<br />

GPS-Empfänger ausgestattet. Er sorge „<strong>für</strong> besten<br />

Empfang auch unter dichtem Blätterdach im Wald oder in<br />

dicht bebautem Stadtgebiet“, so Garmin. Im Test hatte der<br />

Empfänger dann in der Agnesstraße, München, dann so<br />

seine Probleme. Nach zehn Minuten fragt mich Forerunner:<br />

„Befinden Sie sich in einem geschlossenen Raum?“ Ich antworte<br />

„Nein“ und laufe los. Ohne Navigation.<br />

Zweiter Start im Englischen Garten<br />

011<br />

Am Eingang des Englischen Gartens versuche ich es erneut.<br />

Es funktioniert. Mit GPS-Technologie und einem<br />

drahtlos verbundenen Pulsmesser erfasst das kleine Gerät<br />

am Handgelenk Zeit, Geschwindigkeit, Pace, Strecke, Kurs,<br />

Höhe und Puls – bei Voreinstellung berechnet er sogar<br />

meinen Kalorienverbrauch. Alle Daten sind gleich über das<br />

große Display der Uhr abzulesen. Die zurückgelegte Distanz<br />

kartografiert am PC. Hier werden alle zurückgelegten Einheiten<br />

dokumentiert und kumuliert – und wir sehen, doch<br />

nur 34 Kilometer diese Woche. Letzte Woche waren es noch<br />

52. Die letzten Wochen waren halt ziemlich heiß. Hundstage<br />

quasi.<br />

Und zweimal fiel der Forerunner wegen geringer Stromversorgung<br />

aus. Zehn Stunden halte der Akku, so stand es<br />

geschrieben. Zehn Stunden sind etwa 100 km. 34 plus 52<br />

gleich ... naja. Ambitionierte Läufer sollten das Gerät mindestens<br />

zweimal die Woche mit dem Netzteil verbinden.<br />

Nur so werden sicher alle Trainingseinheiten aufgezeichnet.<br />

Navigation hin oder her: Im November laufe ich in Florenz<br />

meinen fünften Marathon.


012<br />

Panorama<br />

Das stuhlbasierte Interface<br />

Manche Neuerungen erreichen einen erst verspätet, wie<br />

der ChairIO. Leider war ich im April nicht auf dem Internationalen<br />

Automobil-Salon in Genf. Wäre ich dort gewesen,<br />

ich hätte mich am Stand von Volkwagen garantiert auf den<br />

ChairIO gesetzt. Denn der ChairIO ist eine neuartige Computersteuerung<br />

auf der Basis eines Stuhls. Oder, wie es in<br />

einem PDF stand, ein „Chair-Based Interface“. Wunderfull,<br />

wie so ein englischer Fachausdruck gleich ein wenig Glanz<br />

in die Hütte zaubert. Profan gesprochen ist der ChairIO ein<br />

Hocker, der wie ein Joystick funktioniert. Interessant. Im<br />

Netz lese ich, dass der Stuhl bereits 2005 vorgestellt wurde<br />

(imve.informatik.uni-hamburg.de/projects/chairIO). Entwickelt<br />

von Prof. Dr. Ing. Steffi Beckhaus von der Universität Hamburg,<br />

in der interactive media/virtual environment group<br />

oder kurz im/ve. Dort forschen seit 2004 drei Wissenschaftler<br />

im Bereich der „human-centered Human-Computer<br />

Interaction, Computer Graphics, Virtual Environment<br />

Systems and Technology, Interactive Storytelling, and Art“.<br />

Herausgekommen ist der ChairIO.<br />

Vom Büromöbel zum Device<br />

Den Hocker übrigens, aus dem unter wissenschaftlicher<br />

Mithilfe der ChairIO wurde, kennt jeder, der sich einmal<br />

mit den verschiedenen Genres der Büromöbel befasst hat:<br />

Es ist der Swopper vom Designer Henner Jahn. Ein breiter<br />

Dreiviertel-Ring als Metallfuß, offen liegende Spiralfeder<br />

und komischerweise auf Produktfotos immer rot gepolstert.<br />

Gut <strong>für</strong> den Rücken. Nicht das Rot, der Hocker. Im Netz<br />

lese ich, was der emeritierte Universitäts-Professor Dr. med.<br />

Dr. h. c. Dings schreibt: „Der ‚swopper‘ [...] hält die Rumpfmuskulatur<br />

mit dem zentralen Achsenorgan ‚in Schwung‘,<br />

verhütet Fehlhaltungen sowie durch den ständigen Wechsel<br />

von federnder Be- und Entlastung eine vorzeitige muskuläre<br />

Ermüdung.“ Wohl gesprochen. Aber zurück zum ChairIO.<br />

Normalerweise testen wir in dieser Rubrik ja immer die<br />

Geräte. Einen ChairIO habe ich in der Kürze der Zeit leider<br />

nicht organisieren können. Also stelle ich mir nun vor, wie<br />

es wäre, eine ChairIO zu bedienen. Auch hier stimuliert die<br />

englische Sprache mit ihrer filigranen Einfachheit mein<br />

Vorstellungsvermögen als User: „To operate the ChairIO the<br />

user sits on the device ...“. Ich setze mich also auf meinen<br />

eigenen Hocker, der noch nicht im Museum of Modern Art<br />

stehen durfte, und lese weiter. „... and, by shifting their body<br />

weight, tilts it in any direction or rotates the seat. This physical<br />

movement of the seat is mapped to viewpoint/direction<br />

movement in the game environment.“ Spiel? Schade. Just<br />

hatte ich mir vorgestellt, wie ich im Großraumbüro mit<br />

verschränkten Armen auf dem Hocker sitzend eine Excel-<br />

Tabelle ausfülle.<br />

Digitaler Kasatschok<br />

Der ChairIO wurde zusammen mit einer „hand-held light<br />

gun“ präsentiert, um „First-Person-Shooters (FPS)“-Spiele<br />

spielen zu können. Das Ganze war natürlich alles andere<br />

als trivial, braucht es doch eine Menge Wissen über Virtual<br />

Reality (VR), Augmented Reality und Programmierung,<br />

die Architektur und Software des Interfaces umzusetzen.<br />

Um den ChairIO an Linux- oder Windows-Anwendungen<br />

anbinden zu können, wird das Virtual-Reality Peripheral<br />

Network (VRPN) verwendet, eine Ansammlung von Klassen<br />

innerhalb einer Bibliothek und einer Anzahl von Servern,<br />

mit denen die Benutzeroberflächen von Spielen mit<br />

ihren jeweiligen Eingabegeräten zusammenarbeiten. Vielleicht<br />

wird eines Tages ja mehr daraus, als ein Ego-Shooter:<br />

„The interface as a general input device within the operating<br />

system is another avenue of interest, mainly concerned with<br />

applying and evaluating the ChairIO in standard desktop<br />

applications.“ Also doch Excel mit Hocker. Layouten ohne<br />

Maus, kombiniert mit automatischer Spracherfassung. Auf<br />

zum digitalen Kasatschok.


Von Mangenta geblendet<br />

Sie standen schon mal vor der Entscheidung: Vodafone,<br />

O2, E-Plus oder D1? Welcher Netzbetreiber ist <strong>für</strong> mich,<br />

<strong>für</strong> mein Telefonverhalten, meine Reisen am besten? Im<br />

Geschäftsleben kann es absolut wichtig sein, wo welches<br />

Netz zu welchem Preis erreichbar ist. Und wie man selbst<br />

erreichbar ist. Um so verwunderlicher ist es, dass Verkäufer<br />

gerade hier in der Beratung Nachholbedarf haben.<br />

Neulich in München<br />

Im Ladenlokal eines großen deutschen Netzbetreibers<br />

steht ein älterer Herr. Er erkundigt sich nach Vodafone<br />

und der Reichweite des einst zu Mannesmann zählenden<br />

Mobilfunkanbieters. Die Magentafarbe des Ladenlokals verrät:<br />

leider im falschen Geschäft. Der Verkäufer legt sich ins<br />

Zeug. Obwohl ihm der Kunde eingehend erklärt, dass er bei<br />

sich daheim mit seinem D1-Handy keinen oder nur einen<br />

sehr schlechten Empfang habe, ein Bekannter mit Vodafone<br />

hingegen reibungslos telefoniere, hält der gut gekleidete<br />

Mitarbeiter an seiner Strategie fest – fragender Blick und<br />

Testergebnisse. Er verstehe das ganz und gar nicht, belegen<br />

Untersuchungen doch, dass der Magenta-Konzern bei der<br />

Netzabdeckung die Nase vorn habe: 98 Prozent. Das entspricht<br />

fast ganz Deutschland. Zu dumm, dass sich die Abdeckung<br />

nicht auf die Fläche, sondern auf die Bevölkerung<br />

bezieht. Das sagt nicht wirklich etwas über die Verfügbarkeit<br />

013<br />

aus. Könnte aber ein Indiz da<strong>für</strong> sein, warum Vodafone D1<br />

am Wohnort des Kunden besser funktioniert. Leben hier<br />

vielleicht gerade jene zwei Prozent der Bevölkerung, die<br />

nicht rosa sehen?<br />

Tests lügen nicht<br />

Der Kunde ist beeindruckt: Testergebnisse können nicht<br />

lügen. Kurzerhand entschließt er zum Abschluss eines neuen<br />

Vertrages: einer Prepaid-Karte von D1. Und das, obwohl<br />

seine alte Karte noch Guthaben haben müsste. Ein neues<br />

Handy nimmt er aber nicht mit. Wohlwissend: „Mein Gerät<br />

ist zwar nicht mehr das neueste. Doch die zwei, drei Stunden<br />

Betriebsbereitschaft genügen mir.“ Stellt sich jetzt die Frage,<br />

ob der Käufer mit seinem alten Netzbetreiber und seiner<br />

neuem SIM-Karte glücklicher wird ...


014<br />

Usability von IT-Systemen ist keine<br />

„Sonderausstattung“<br />

Werte Kolleginnen und Kollegen, haben Sie auch schon einen multifunktionalen<br />

DVD-Recorder mit Festplatte und elektronischer<br />

Programmzeitschrift? … Und, können Sie ihn bedienen? Oder besser<br />

gefragt: Haben Sie jemals schon mehr gemacht, als eine Sendung<br />

aufgenommen, angeschaut und dann wieder gelöscht?<br />

Wir kaufen uns „elektronische Helferlein“, die eine Vielzahl von<br />

Funktionen bereitstellen. Funktionen, von denen wir die meisten<br />

entweder gar nicht kennen oder nicht brauchen. Woran liegt das?<br />

Einerseits sicherlich daran, dass mobiles Telefonieren, ruckelfreier<br />

mobiler Musikgenuss, digitale Fotos und schlüsselanhängergroße<br />

Datenträger einfach praktisch sind! Doch offensichtlich<br />

reicht uns das nicht aus. Die Geräte liefern neben den Nutzfunktionen<br />

noch Mehrwert und führen die Eigenschaften verschiedener<br />

Geräteklassen zusammen. Es gilt: mehr Funktionen -> besseres<br />

Gerät. Übrigens auch im Office-Umfeld. Schauen Sie sich mal Ihr<br />

Textverarbeitungs- oder Präsentationsprogramm an.<br />

Dem gegenüber stehen die Anwendungssysteme, die wir unseren<br />

Mitarbeitern im Unternehmen zur Verfügung stellen. Hier gilt<br />

optimale Ausrichtung an den Benutzerfähigkeiten und Kenntnissen<br />

im Sinne maximaler Effizienz und Effektivität! Jeder Mitarbeiter<br />

bekommt exakt die Anwendungsfunktionalität und Information, die<br />

er im jeweiligen prozessualen Kontext benötigt. Die ihm zur Verfügung<br />

stehende Hard- und Software ist optimal aufeinander abgestimmt<br />

… Stimmt das <strong>für</strong> die von Ihnen verantworteten IT-Systeme?<br />

Ich glaube nicht!!<br />

Was tun Sie, um sicherzustellen, dass bei der Entwicklung von<br />

Anwendungssystemen nicht nur die funktionalen Aspekte eines Lastenhefts<br />

umgesetzt werden, sondern dass in ausreichendem Maße<br />

die „nicht-funktionalen“ Anforderungen der Benutzer berücksichtigt<br />

werden? Wenn Sie gut sind, lassen Sie sich Ihre GUIs durch<br />

Usability-Spezialisten entwickeln. Wenn Sie richtig gut sind,<br />

bringen Sie Ihre Mitarbeiter dazu, die Benutzer und deren Arbeitssituation<br />

zu verstehen. Leider ist weder das eine noch das<br />

andere die Regel in den meisten Unternehmen!<br />

Sie werden aufstöhnen und denken „Ja, ja, alles richtig, aber<br />

wie soll ich bei den knappen Budgets meine Kunden davon überzeugen,<br />

dass sie mehr Geld <strong>für</strong> schöne Oberflächen ausgeben sollen?“.<br />

Gehen wir denn aber richtig mit dem Thema Usability um? Ist<br />

Usability eine „Sonderausstattung“, die wir als Option bei der<br />

Entwicklung von Anwendungssystemen „dazubestellen“ können?<br />

Aus meiner Sicht müssen wir umdenken. Lassen Sie uns nicht weiter<br />

„Flüsterpost“ spielen, indem Projektverantwortliche aus dem<br />

Business die funktionalen Anforderungen in einem Lastenheft zusammenführen,<br />

ein IT-Berater oder interner Dienstleister das<br />

Pflichtenheft konkretisiert und das Projekt dann von Programmierern<br />

umgesetzt wird. Bringen Sie Ihre Mitarbeiter, Berater und<br />

Programmierer dazu, die zukünftigen Benutzer und deren Anforderungen<br />

kennen zu lernen. Ein Abrechner vor dem SAP-HR-System<br />

oder ein Call-Center-Agent ist eben kein Internet-Guru oder<br />

weiß, wie man sich schnell ein Office-Makro <strong>für</strong> die Automatisierung<br />

von Vorgängen zusammenklickt. Außerdem ist es ein Unterschied,<br />

ob man als einfacher Benutzer am Terminal arbeitet oder<br />

als Administrator am voll ausgestatteten Entwickler-PC sitzt!


Briefe an den IT-Leiter<br />

Schicken Sie die Mitarbeiter einfach mal „raus ins Feld“! Da<strong>für</strong><br />

brauchen Sie keine Schulungsmaßnahmen oder Entwicklungswerkzeuge.<br />

Das sollte jedoch unter einem klar formulierten Motto stehen.<br />

Sie können zusammentragen lassen, wie viele verschiedene<br />

Benutzertypen das Anwendungssystem nutzen (z. B. Sekretariat,<br />

Sachbearbeiter, Administrator). Oder wie viele verschiedene<br />

Aufgaben ein Benutzer hat und wie viele Anwendungen er dabei<br />

benutzt. Sie werden feststellen, dass nicht nur Ihre Mitarbeiter<br />

einen Motivationsschub erfahren, sondern auch Ihre Kunden<br />

erfreut sein werden, dass sich jemand <strong>für</strong> ihre Belange interessiert.<br />

Das ist menschlich, und so werden auch einmal kleinere<br />

Fehler und Unzulänglichkeiten verziehen. Der minimale Aufwand<br />

da<strong>für</strong> wird kompensiert durch die Vermeidung unnötiger Arbeiten<br />

– so manche Entwicklung, die technisch interessant aber völlig<br />

unnötig <strong>für</strong> den Benutzer war, konnte so schon vermieden werden.<br />

Wenn Sie meinen „Das erscheint mir doch etwas zu unkonventionell,<br />

unsere Hotline soll erst einmal eine Umfrage machen, wie<br />

zufrieden die Mitarbeiter mit der IT sind, oder wir stellen einen<br />

Fragebogen ins Intranet“ – vergessen Sie es! Untersuchungen<br />

zeigen, dass derartige Aktionen, selbst wenn Sie schöne Incentives<br />

anbieten, nichts bringen. 5 persönliche Gespräche zwischen<br />

Entwicklung und Benutzern sind mehr wert als 20 Fragebögen.<br />

Denken Sie lieber darüber nach, wie Sie bei der Einführung von<br />

ITSM-Prozessen nach ITIL oder anderen Methoden den organisatorischen<br />

Rahmen <strong>für</strong> die o. g. Interaktion schaffen können. Implementieren<br />

Sie mit deren Einführung direkt (pragmatische) Methoden<br />

und Instrumente, die Usability zum integralen Bestandteil<br />

der Dienstleistungserbringung machen.<br />

Die beschriebenen Aspekte entspringen nicht nur purer „Menschenfreundlichkeit“.<br />

Die serviceorientierte IT-Welt adressiert ganz<br />

konkret neue Möglichkeiten zur stärkeren Orientierung der Anwendungssysteme<br />

an den Business-Prozessen durch prozessorientierte<br />

Integration von Funktionalität und Information. „Die richtige<br />

Information/Funktion zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“ Mit<br />

der gebotenen Flexibilität. Was ist das anderes als die an den<br />

Benutzer-Aufgaben ausgerichtete Gestaltung von Anwendungssystemen<br />

– egal ob als Portal oder klassische Applikation. Warum?<br />

Letztlich, um durch Effizienz und Effektivität Geld zu sparen.<br />

Also lassen Sie uns nicht analog zur „alten Welt“ ein Portal<br />

neben dem nächsten aufbauen und den Benutzer wieder mit unterschiedlichen<br />

Interaktionsparadigmen und fehlender Konsistenz<br />

konfrontieren, sondern von vorneherein durch übergreifende Style-Guides,<br />

generische Handlungsprinzipien und eine klare Geschäftsprozessorientierung<br />

eine Erfolgsstory schreiben. IT als<br />

„echter“ Enabler!<br />

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen (und uns) viel Erfolg bei der<br />

Sensibilisierung der Mitarbeiter, so dass wir zukünftig nicht<br />

mehr Aussagen wie „<strong>für</strong> Usability hatte ich keinen Auftrag“ und<br />

„das kostet zu viel Geld“ hören, sondern die Orientierung an<br />

differenzierten Benutzerbedürfnissen in den Geschäftsprozessen<br />

zum Grundverständnis bei der Entwicklung von Anwendungssystemen<br />

wird. Und, dass es gelingt zu verdeutlichen, dass man damit eher<br />

Geld spart als Kosten verursacht!<br />

Es schrieb Ihnen Dr. Achim Reuther, Leiter IT-Strategie, EnBW Energie Baden-Württemberg AG


16-21 Die Dimensionen der Karte<br />

Informationen in <strong>Geoinformationssysteme</strong>n<br />

22-25 Von der Idee zum Geschäftsmodell<br />

Location Based Services<br />

26-28 IT statt Bauernkalender<br />

Precision Farming<br />

30-31 Karten <strong>für</strong> die Gesundheit<br />

Geodaten im Gesundheitswesen<br />

32-34 Interview Karola Bode, O2<br />

35 Kommentar<br />

Prof. Dr. Klaus Greve<br />

Geographische Informationssysteme (GIS) galten lange<br />

Zeit als Anwendungen <strong>für</strong> und von Spezialisten, weit entfernt<br />

vom Mainstream der IT. In der Wahrnehmung der<br />

Öffentlichkeit hat sich dies durch das Aufkommen von<br />

Google Earth und anderen Planetenbrowsern grundsätzlich<br />

geändert. Besonders interessant an dieser Entwicklung:<br />

Nahezu alle großen Internet-Infrastrukturbetreiber setzen<br />

auf die Geo-Karte. Sie fassen verstreute Stadtplan- und<br />

Kartendienste in globalen Infrastrukturen zusammen und<br />

integrieren Kartendienste und Navigationsunterstützung<br />

mit weitergehenden Informationsdiensten:<br />

(1) Größte Beachtung der Massenmedien fand Google mit<br />

seinen 2-D-Karten- und 3-D-Globusapplikationen Google<br />

Maps und Google Earth.<br />

(2) Ähnliche Funktionalitäten wie Google Earth zeigt der<br />

digitale 3-D-Globus NASA Worldwind, der als Open-Source-<br />

Projekt nicht nur kostenfrei zu nutzen ist, sondern zusätzlich<br />

seinen Code offen legt.<br />

(3) Microsofts Virtual Earth wird um die 2-D-Karten- und<br />

Navigationsapplikation local.live.com ergänzt. Hier finden<br />

sich <strong>für</strong> amerikanische Großstädte neben klassischen Senkrechtluftbildern<br />

auch Schrägluftbilder, die Gebäude- und<br />

Fassadendetails zeigen.<br />

(4) Die Informationsinfrastruktur A9 von Amazon bringt<br />

ebenfalls eine 2-D-Kartenapplikation heraus, angereichert<br />

mit Navigationsdiensten und vielfältigen weiteren Informationsangeboten.<br />

Für viele amerikanische Großstädte finden<br />

wir hier an die Kartennavigation angebundene Fassadenfotos,<br />

die zu virtuellen Spaziergängen einladen.


(5) Yahoo beteiligt sich ebenfalls mit einem 2-D-Kartendienst,<br />

in den Satellitenbilder, lokalisierte Suchfunktionen,<br />

Navigationsunterstützung und aktuelle Verkehrsinformationen<br />

integriert sind.<br />

(6) Karten- und Navigationsdienste wie MapQuest oder<br />

Map24 integrieren zunehmend weiteren Content und entwickeln<br />

sich in Richtung auf die Planetenbrowser.<br />

(7) Klassische GIS integrieren virtuelle Globen und lassen<br />

traditionelle und neue Technologie zusammenwachsen.<br />

Diese Entwicklung verwundert nur auf den ersten Blick.<br />

Kartendienste und raumbezogene Informationen dienen<br />

traditionell zur Navigation und zur Ordnung des Wissens.<br />

Die richtigen Informationen zu identifizieren und zu ihnen<br />

hinzunavigieren ist das zentrale Problem des Wissensmanagements.<br />

Zu diesem Zweck bedienen wir uns interessanterweise<br />

einer Begrifflichkeit, wie wir sie von der Beschreibung<br />

von Orten und Räumen unserer Erde gewohnt sind.<br />

Der Cyberspace wird durch Raummetaphern erschlossen:<br />

Homepage, Mailbox, Pfade, Surfen, Datenautobahn, globales<br />

Dorf, Domain sind nur ausgewählte Beispiele. Das ist<br />

kein Zufall. Offensichtlich bildet die räumliche Orientierung<br />

<strong>für</strong> den Menschen ein sehr effektives Ordnungssystem,<br />

das er auf nichträumliche (Un-) Ordnungen anwenden<br />

kann. Geoinformation besitzt damit doppelten Wert: Sie<br />

orientiert über Phänomene und Ereignisse in der realen<br />

Welt und hilft, Orientierung in die vom Menschen geschaffenen<br />

virtuellen Welten zu bringen.<br />

Planetenbrowser stellen somit eine Schnittstelle zwischen<br />

der realen Welt und den Abbildern der realen Welt in vir-<br />

Informationen in <strong>Geoinformationssysteme</strong>n<br />

Die Dimensionen<br />

der Karte<br />

Traditionell dienen Karten zur Navigation und Ordnung des Wissens. Seit Anfang<br />

der 60er Jahre organisieren <strong>Geoinformationssysteme</strong> die räumliche Dimension von<br />

Informationen. Weshalb wir heute mit dem Cursor auf der Karte reisen können.<br />

017<br />

tuellen Welten dar. Das ist nicht neu: Schon vor 100 Jahren<br />

reisten Menschen mit dem Finger auf der Landkarte zu<br />

fremden Orten, diente die Karte dazu, Informationen aus<br />

verschiedenen Medien (Reiseführer, Bildbände, Fahrpläne,<br />

Klimatabellen) zusammenzuführen. Neu ist der Wert, der<br />

dieser Datenintegration beigemessen wird. Hier wird deutlich,<br />

dass GIS und Planetenbrowser keine multimedialen<br />

Spielzeuge sind. Aktuelle Studien und Parlamentsdiskussionen<br />

verweisen ein erhebliches Marktpotenzial <strong>für</strong> Geoinformationen<br />

auf. Der derzeitige Umsatz der Geoinformationswirtschaft<br />

in Deutschland wird auf 65 Mio. bis 110<br />

Mio. Euro geschätzt. Dabei ist davon auszugehen, dass die<br />

gegenwärtigen Umsätze nur einen kleinen Teil des tatsächlichen<br />

Marktpotenzials ausmachen. Für Nordrhein-Westfalen<br />

wird das aktuell ausgeschöpfte Potenzial auf 17 Prozent<br />

geschätzt. Weitergehende Untersuchungen gehen von einem<br />

bisher unerschlossenen Marktpotenzial in Deutschland von<br />

etwa 6,8 Mrd. Euro aus.<br />

Nur Planetenbrowser oder echtes GIS?<br />

GIS sind IT-Systeme, die der Verarbeitung von Informationen<br />

unter Berücksichtigung der räumlichen Dimension<br />

dienen. In diesem Sinne sind die Planetenbrowser als geographische<br />

Informationssysteme zu betrachten. Traditionelle<br />

Definitionen von GIS sind hier strenger. Sie fordern<br />

von einem GIS, dass es ein EVAP-Informationssystem <strong>für</strong><br />

raumbezogene Daten darstellt. EVAP steht <strong>für</strong> Erfassung,<br />

Verarbeitung, Analyse und Präsentation. Bei den Planetenbrowsern<br />

liegt der Schwerpunkt der Anwendung noch auf<br />

der Präsentation, weshalb sie ein traditioneller GIS-Experte


018 Titel<br />

nicht als GIS einstufen wird. Mächtige Analysefunktionen<br />

gelten ihm als zentrales Element eines GIS.<br />

Schon die ersten GIS, die seit Anfang der 60er Jahre entwickelt<br />

wurden, verfügten über umfangreiche Funktionen zur<br />

raumbezogenen Datenanalyse. Das war angesichts der technischen<br />

Randbedingungen notwendig, denn Ausgabegeräte<br />

<strong>für</strong> raumbezogene Präsentationen waren praktisch nicht<br />

existent. Sehr einfache Karten konnten auf Stiftplottern,<br />

Zeilendruckern oder Monitoren mit geringer Auflösung<br />

ausgegeben werden. Daher war es häufig notwendig, die Informationen<br />

mittels komplexer Analysen zu verdichten und<br />

das Analyseergebnis dann als vergleichsweise einfache Karte<br />

oder Tabelle zu präsentieren.<br />

Prinzip May Overlay<br />

So zeichnen Computer<br />

Links das Vektorprinzip: Objekte werden als<br />

Punkte, Linien oder Flächen repräsentiert. Vorteil:<br />

Das ist eindeutig. Nachteil: Das ist leider<br />

zu eindeutig, wenn wir die Abgrenzungen nicht<br />

kennen. Geographen sprechen vom „Objektansatz“<br />

und behandeln räumliche Objekte (z. B.<br />

einen See), als seien sie gewöhnliche Gegenstände.<br />

Rechts das Rasterprinzip: Viele kleine Planquadrate,<br />

der Computer stellt jedes als ein<br />

Pixel dar, das bestimmte Werte aufweist. Dies<br />

ist der „Feldansatz“: Die Situation wird wie ein<br />

physikalisches Feld modelliert, dessen Stärke<br />

von Pixel zu Pixel variiert.<br />

Raumanalysen mit GIS beruhen vor allem auf dem Prinzip<br />

des Map Overlays. Kartographen organisierten schon lange<br />

vor der Einführung digitaler Techniken ihre Produktion<br />

durch Überlagerung verschiedener thematischer Schichten<br />

(engl. Layer). Eine Karte wurde nicht in einem Stück<br />

gezeichnet, sondern thematisch aufgeteilt in verschiedene<br />

Folien oder Layer. Jedes Thema (Grenzen, Flüsse, Straßen,<br />

Siedlungen, Landnutzung u. a.) zeichnete man auf eine<br />

eigene transparente Folie. Die Ergebniskarte entstand,<br />

indem die Folien übereinander gelegt und die Inhalte so<br />

überlagert wurden. Diese Methodik lässt sich nicht nur zur<br />

Kartenerstellung verwenden, sondern ebenso zur raumbezogenen<br />

Analyse. Erstmals ausformuliert und <strong>für</strong> konkrete<br />

Planungen angewendet (noch in analoger Form), hat diese<br />

Punkt<br />

Linie<br />

Polygon<br />

Methodik der Landschaftsplaner Ian McHarg in seinem<br />

Klassiker „Design with Nature“. Später hat C. Dana Tomlin<br />

diese Methodik weiter ausformuliert und zur Map Algebra<br />

formalisiert, die bis heute die Grundlage der Analysefunktionen<br />

der GIS bildet .<br />

Die digitale Umsetzung der Map Overlay oder Verschneidungsmethodik<br />

kann auf zwei unterschiedlichen Datenstrukturen<br />

erfolgen: auf der Basis eines Raster- oder eines<br />

Vektormodells. Im Rastermodell wird die Information wie<br />

bei einem digitalen Foto in einem Raster abgelegt. Es wird<br />

– bildlich gesprochen – ein feines Karoraster über die Karte<br />

gelegt. Dann werden alle Rasterquadrate, die auf einem <strong>für</strong><br />

die Darstellung wichtigen Objekt liegen, mit einer Markierung,<br />

einem Schlüsselwert <strong>für</strong> das Objekt belegt. Für die<br />

Darstellung der Objekte auf dem Bildschirm werden die<br />

Schlüsselwerte in Farben umgesetzt und die Objekte dadurch<br />

sichtbar: Ein See besteht aus einem Klumpen feiner<br />

blauer Quadrate, ein Fluss aus einer mehr oder weniger<br />

breiten Folge von Rasterquadraten.<br />

Komplexes Vektormodell<br />

Vektor Raster<br />

Vektor oder Raster, Objekt oder Feld<br />

Das Vektormodell ist komplexer aufgebaut. Hier werden<br />

nicht die Objekte selbst, sondern sie repräsentierende Punkte<br />

als X- und Y-Koordinaten gespeichert. Bei Objekten ohne<br />

große Flächenausdehnung wie Bohrpunkten oder Messstellen<br />

geht das genauso einfach wie bei der Rasterdarstellung.<br />

An der durch die X-Y-Koordinate bezeichneten Stelle der<br />

Karte repräsentiert ein bunter Punkt oder ein Symbol das<br />

Objekt. Durch Größe, Farbe und Art des Symbols können


unterschiedliche Arten und Bedeutungen von Objekten<br />

ebenso wie mengenmäßige Unterschiede dargestellt werden.<br />

Schwieriger ist die Abbildung von linienförmigen Objekten<br />

wie Flüssen oder Straßen. Hier wird eine Vielzahl von Punkten<br />

benötigt, die eine Linie (unterschiedlicher Farbe, Stärke<br />

und Signatur) verbindet. Flächen entstehen, indem ihre<br />

Außengrenzen als geschlossene Linie erfasst und der Bereich<br />

innerhalb der Linie (auch Umrings-Polygon genannt)<br />

eingefärbt oder mit einer Schraffur versehen wird. Nach<br />

dem gleichen Prinzip können aus Flächen dreidimensionale<br />

Körper modelliert werden. Die Vektormethode hat gegenüber<br />

der Rastermethode den Vorteil, dass mit sehr präzisen<br />

zentimetergenauen Koordinaten gearbeitet wird. Die Daten<br />

werden häufig direkt per GPS oder andere digitale Vermessungsinstrumente<br />

gewonnen.<br />

Informationsverlust durch Auflösung in Raster<br />

Durch die Auflösung räumlicher Strukturen in Raster<br />

entsteht immer eine Vergröberung, ein Informationsverlust.<br />

Da<strong>für</strong> lässt sich diese Arbeit weitgehend automatisch<br />

durch Scannen von Luftbildern und Papierkarten erledigen.<br />

Satelliten- und digitale Luftbildkameras liefern unmittelbar<br />

gerasterte Daten. Die Verschneidung verschiedener<br />

Themenkarten durch Übereinanderlegen bei gleicher<br />

Rasterweite erfordert viel weniger Rechenaufwand als der<br />

ungleich aufwändiger gestaltete geometrische Vergleich von<br />

zwei Vektorkarten unterschiedlichen Themas.<br />

Früher arbeiteten einfache GIS meistens nach der Rastermethode,<br />

komplexere Systeme nach der Vektormethode.<br />

Ausgefeilte Systeme kombinierten beide Methoden. Überall<br />

dort, wo Messpunkte, Grenzen und Eigentumsverhältnisse<br />

berührt sind, werden meist vektorgestützte Systeme eingesetzt.<br />

Im Umweltbereich sind die Grenzen der Objekte häufig<br />

ohnehin nicht in exakten Koordinaten zu bestimmen.<br />

Hier kommen häufig rastergestützte Systeme zum Einsatz.<br />

Wer mit Satellitendaten arbeitet, kommt nicht umhin, nach<br />

der Rastermethode zu verfahren. Aktuelle GIS beherrschen<br />

in der Regel beide Modelle, sowie die Umwandlung von<br />

Vektormodellen in Rastermodelle und umgekehrt. Allerdings<br />

muss der Nutzer sich der Grenzen und Randbedingungen<br />

im Umgang mit beiden Modellen im Klaren sein.<br />

Der eigentliche Schatz im GIS sind die Daten<br />

Den eigentlichen Wert eines GIS machen jedoch nicht<br />

Datenmodelle, Algorithmen und Software aus, sondern die<br />

Daten, die raumbezogene Analysen erst ermöglichen. Eine<br />

019<br />

Faustformel besagt, dass etwa 1 Prozent der Kosten <strong>für</strong> ein<br />

GIS auf Hardware, 9 Prozent auf die Software und bis zu<br />

90 Prozent <strong>für</strong> die Daten aufzuwenden sind. Die Erfassung<br />

von Geodaten gilt traditionell als aufwändig. In den Zeiten<br />

zuverlässig verfügbarer GPS-Signale ist dieses Statement<br />

zu differenzieren. Jedermann kann heute mit überschaubarem<br />

Aufwand seine eigenen Geodaten produzieren. Sei<br />

es ein Außendienstmitarbeiter, der die Koordinaten wilder<br />

Mülldeponien mit einem einfachen GPS ermittelt oder<br />

der Wanderer, der das gleiche GPS verwendet, um seine<br />

Wanderrouten zu tracken. Beide erzeugen Daten, die ohne<br />

Verknüpfungen mit weiteren Datenbeständen wenig Nutzen<br />

haben. Die Wanderroute wird erst zur interessanten<br />

Information, wenn sie in eine Karte eingezeichnet wird.<br />

Die Koordinaten der wilden Mülldeponien können von<br />

den Müllfahrzeugen erst angefahren werden, wenn sie mit<br />

einem Straßennetz und weiterer Navigationsinformation<br />

verbunden werden.<br />

In Anlehnung an ISO 19107 können wir Geoinformation<br />

als Informationen über Gegenstände, Sachverhalte und<br />

Prozesse, die mit einer auf die Erde bezogenen Position verbunden<br />

sind, bezeichnen. Eine weit verbreitete Faustformel<br />

sagt, dass 80 Prozent aller Informationen dieser Definition<br />

genügen. In der Regel wird Geoinformation nicht allein,<br />

sondern im Kontext komplexer Informationsstrukturen<br />

verarbeitet. Dabei entsteht die eigentliche Geoinformation<br />

häufig erst durch Verknüpfung unterschiedlicher Informationsbestandteile.<br />

Ein Beispiel <strong>mag</strong> dies verdeutlichen:<br />

Die häufigste Darstellungsform von Geoinformation sind<br />

Adressen. Existiert eine Referenzliste, die Adressen zu Lagekoordinaten<br />

zuordnet, so können wir die Adressdaten als<br />

Geodaten nutzen und die enthaltene Geoinformation<br />

auswerten (beispielsweise feststellen, wie viele potenzielle<br />

Kunden im Umkreis von 10 km um ein Einkaufszentrum<br />

wohnen). Existiert die Referenzliste nicht oder sind die<br />

Adressen in einer Weise aufgenommen, dass sie nicht mit<br />

der Referenzliste verbunden werden können, so lässt sich<br />

die benötigte Geoinformation nicht gewinnen.<br />

Um mit GIS und Geoinformation zu arbeiten, benötigt der<br />

Markt in der Regel umfangreiche Basisdaten und Referenzdatenbestände,<br />

häufig als Geobasisdaten bezeichnet. Den<br />

größten Teil der Geobasisdaten produzieren die staatlichen<br />

und halbstaatlichen Vermessungsbehörden. Wichtige Referenzdatenbestände<br />

entstehen durch die Satellitenmissionen.<br />

Für Navigationszwecke werden weltweit fast ausschließlich<br />

Daten privater Anbieter verwendet. Hier teilen sich die Firmen<br />

Navigation Technology aus Chicago und Teleatlas aus<br />

den Niederlanden den größten Teil des Weltmarktes.


020 Titel<br />

Wenige Anbieter dominieren den Markt<br />

Der Markt <strong>für</strong> Geoinformationen wird von wenigen großen<br />

Anbietern dominiert. Viele Unternehmen beklagen<br />

sich, dass die Strukturen dieses Marktes sich an Großhandelstrukturen<br />

orientieren. Dies ist eine Folge historisch<br />

gewachsener Strukturen aus der Zeit, in der die Anwendung<br />

von GIS große Investitionen in Technik und Know-how<br />

erforderte und daher Geodaten vor allem von Großorganisationen<br />

mit spezialisierten GIS-Abteilungen nachgefragt<br />

wurden (Planungsbehörden, Militär- und Sicherheitsorgane,<br />

Netz- und Infrastrukturbetreiber, später Fahrzeugnavigation<br />

und Flottenmanagement). Und es ist eine Folge des<br />

Wertschöpfungsparadoxons der Geoinformation: Der Aufbau<br />

von Geobasis- oder Referenzdatenbeständen ist außerordentlich<br />

kostenintensiv. Einen Nutzen entfalten Geodaten<br />

erst, wenn sie <strong>für</strong> sehr spezielle Einsatzzwecke fachgerecht<br />

aufbereitet werden.<br />

Obwohl umfangreiche kommerziell verwertbare Geodatenbestände<br />

existieren und die GIS-Programme vergleichsweise<br />

kostengünstig sind, gilt die Arbeit mit GIS in vielen<br />

Branchen als zu teuer, zu kompliziert und fachlich schwer<br />

vermittelbar. Diese Strukturen bilden ein wesentliches Hindernis<br />

<strong>für</strong> die Entfaltung des Marktpotenzials der Geoinformationswirtschaft.<br />

Gleichzeitig wird der zukünftige Markt<br />

<strong>für</strong> Geoinformationen und Geoinformationsdienstleistungen<br />

als ein ausgesprochener Wachstumsmarkt gesehen,<br />

insbesondere <strong>für</strong> spezialisierte kleinere und mittlere Betriebe<br />

und Experten, die das Feld der klassischen räumlichen<br />

Planung, Entscheidungsunterstützung und Navigation mit<br />

dem Feld der Informationsverarbeitung inhaltlich und methodisch<br />

verbinden. In der politischen Debatte zur Geoinformationswirtschaft<br />

werden Maßnahmen zur Entwicklung<br />

stärker nachfrageorientierter Marktstrukturen diskutiert.<br />

Dazu gehört die Frage, in welchem Ausmaß und zu welchen<br />

Konditionen staatliche und halbstaatliche Stellen die<br />

Geodaten abgeben sollen. Während in den USA öffentliche<br />

Daten weitgehend kostenfrei abgegeben werden, finanzieren<br />

die meisten europäischen Staaten die Produktion von Geobasisdaten,<br />

indem sie die Daten gegen Gebühren oder Kostenerstattung<br />

weitergeben. Marktstudien weisen daraufhin,<br />

dass die europäische Vorgehensweise nicht zwangsläufig<br />

wirtschaftlich ist: Einnahmen aus Gebühren und Steuern<br />

stehen hier in einem Konkurrenzverhältnis zueinander.<br />

Fundierte Schätzungen sagen, dass bei weitgehend freien<br />

Bezugsmöglichkeiten von Geoinformationsprodukten ein<br />

Verhältnis von öffentlichen Investitionen zur Erzeugung<br />

und Abgabe von Geoinformationen zu Wertschöpfungen<br />

auf dem privaten Geodatenmarkt von 1:4 möglich ist. Ausgehend<br />

von einer Steuerquote von 25 Prozent kann daraus<br />

gefolgert werden, dass die öffentliche Anfangsinvestition<br />

durch die Steuereinnahme vollständig refinanziert wird.<br />

Verzichtet der Staat auf Gebühren, so verdient er an Steuern<br />

mehr, als er an Gebühren <strong>für</strong> Geoinformation überhaupt<br />

einnehmen könnte. Eine im Auftrag der US-Administration<br />

von PricewaterhouseCoopers Management Consultants<br />

erstellte vergleichende Untersuchung europäischer und<br />

amerikanischer Strategien zur Distribution amtlicher Geoinformation<br />

stützt diese Befunde.<br />

GIS – Web – Mesh Up<br />

Auffällig ist: GIS sind nicht ausschließlich Spezialanwendungen<br />

<strong>für</strong> und von Spezialisten. Seit etwa 15 Jahren diffundiert<br />

die GIS-Anwendung immer weiter in die Breite der<br />

unterschiedlichsten Fachbereiche. Ständig öffnen sich neue<br />

Anwendungsfelder. Etabliert sind inzwischen Standortplanung,<br />

Geomarketing und Flottensteuerung im Transport-<br />

und Speditionsgewerbe. Crime Mapping bildete vor allem<br />

in en USA eine Innovationswelle, die gerade nach Europa<br />

schwappt. Immobilienwirtschaft, Wirtschaftsförderung und<br />

Gesundheitswesen sind die nächsten Anwendungsbereiche,<br />

in denen GIS gerade große Bedeutung gewinnt.<br />

Vor allem aber diffundiert die Nutzung von Geoinformation<br />

in den Alltag. Zuerst waren es Routenplaner, Stadtplandienste<br />

und Navigationssysteme, die Geoinformationsdienste<br />

in den Alltag integrierten. Nach den Autos werden<br />

weitere Alltagsgegenstände wie Mobiltelefone, PDAs und<br />

Digitalkameras GPS-Empfänger und raumbezogene Verarbeitungslogiken<br />

enthalten. Nicht nur technische Veränderungen<br />

sind Ursache dieser Entwicklungen. Die Produktion<br />

in der Informationsgesellschaft beruht auf Information und<br />

Wissen, genauer auf Planung und Analyse als entscheidende<br />

Voraussetzungen <strong>für</strong> Erfolg und Ertrag der Produktion.<br />

Wissen und Information sind dabei nicht nur und nicht<br />

mehr nur das Ergebnis von Erfahrung und individuellen<br />

Lernprozessen, sondern auch des Aufbaus technisch nutzbarer<br />

und übertrag- und handelbarer Datenbestände. Dazu<br />

gehört zentral das Orientierungs- und Ordnungswissen der<br />

Geoinformation.<br />

Das Web als künftige Infrastruktur<br />

Eine wesentliche Rolle beim Aufbau der Infrastruktur<br />

der Informationsgesellschaft spielt das WWW. Spatial<br />

Web Services übernehmen hier zunehmend die Funktion<br />

klassischer GIS. Diese Services folgen Standards, die vor


allem vom Open Geospatial Consortium (OGC) gesetzt<br />

werden. Das OGC ist ein Industriekonsortium, in dem<br />

sich die wichtigsten GIS- und IT-Hersteller und viele GIS<br />

nutzenden Organisationen zusammengeschlossen haben.<br />

Die Open Web Services (OWS) isolieren einzelne Aufgaben<br />

der raumbezogenen Informationsverarbeitung und<br />

implementieren sie in eine Architektur aus verschiedenen<br />

Modulen. Diese Module können als selbstständige Dienste<br />

oder Services ausgeprägt werden und kommunizieren über<br />

standardisierte Schnittstellen miteinander. Das verbreiteste<br />

Modul ist der Web Map Service (WMS). Weitere Module<br />

oder Dienste sind der Web Feature Service (WFS), der Web<br />

Coverage Service (WCS), der Web Catalog Service CAT oder<br />

der Web Coordinate Transformation Service (WCTS).<br />

Die Module sind als kaskadierende und sich selbst beschreibende<br />

Dienste ausgelegt. Ein Dienst wird nicht nur<br />

aufgrund der Anforderungen eines Menschen aktiv, sondern<br />

kann auf Anforderungen anderer Dienste reagieren.<br />

Er kann über standardisierte XML-Dokumente bekannt geben,<br />

welche Leistungen und Auskünfte von ihm zu erwarten<br />

sind. Damit können mittels verketteter oder kaskadierender<br />

Dienste ganze Produktionsketten zur Aufbereitung von<br />

Informationen realisiert werden. Wenn nun zu den Auskünften<br />

der Dienste ebenso die Auskunft über die eigene<br />

Auskunftsfähigkeit gehört, sind die Verkettungen nicht nur<br />

in linearen Strukturen, sondern in komplexen und teilweise<br />

selbstorganisierenden Netzwerken möglich. Die OWS verfügen<br />

dadurch über Eigenschaften des Web 2.0 und nehmen<br />

Merkmale des Sematic Web, des Nachfolgers des WWW<br />

voraus.<br />

In diesen Kontext gehört der Erfolg der Planetenbrowser<br />

im Web. Wir können sie als Vorschau auf zukünftige raumbezogene<br />

Services im Web verstehen. So ist es nicht verwunderlich,<br />

dass die Mesh Ups, die Verknüpfungen zwischen<br />

verschiedenen Informationsangeboten im Web, praktisch<br />

immer eine Geokomponente enthalten.<br />

Prof. Dr. Klaus Greve<br />

Klaus Greve, Jahrgang 1957, studierte in Kiel,<br />

Hamburg und Kopenhagen. Der Professor <strong>für</strong><br />

Geographische Informationssysteme und Fern-<br />

erkundung an der Universität Bonn ist Experte<br />

<strong>für</strong> Geodateninfrastruktur sowie Planungs- und<br />

Umweltinformationssysteme.<br />

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com<br />

<br />

<br />

021


022 Titel<br />

Location Based Services<br />

Von der Idee zum<br />

Geschäftsmodell<br />

Ansätze <strong>für</strong> Location Based Services (LBS) gab es mehrfach. Die Ideen, durchwegs<br />

in der ersten New Economy entstanden, haben sich aber nicht in Gewinne umsetzen<br />

lassen. Jetzt schaut die „Net Economy“ genauer auf das Geld und kommt mit<br />

neuen Geschäftsmodellen.<br />

Carsten Leininger<br />

„New Economy ist tot. Es lebe die Net Economy“. So<br />

könnte das Motto der jüngsten technologischen Entwicklung<br />

dienstleistungsorientierter Wirtschaftszweige lauten.<br />

Seit die Seifenblase der Internetwirtschaft mit ihren<br />

unzähligen Start-ups geplatzt ist, können sich nur solche<br />

Unternehmen am Markt behaupten, die über Gewinn<br />

realisierende Einnahmequellen verfügen. Die Euphorie der<br />

e-Commerce-Jahre weicht immer mehr dem innovativen<br />

Denken ertragsorientierter Geschäftsstrategen.<br />

Keine kreative Idee ist es wert, weiterentwickelt zu werden,<br />

wenn das Management nicht weiß, wie sich damit Geld verdienen<br />

lässt. Die Propheten der New Economy haben lautstark<br />

verkündet, dass die neuen <strong>Informationstechnologien</strong><br />

mit ihren vielfältigen Kommunikationskanälen die Verhaltensmuster<br />

der Konsumenten revolutionieren würden und<br />

dass es sich deshalb unbedingt lohne, in den technischen<br />

Fortschritt zu investieren. Viele Investitionen sind getätigt<br />

worden, ohne dass sich die Gewinnerwartungen der Unternehmer<br />

erfüllt hätten. Der Grund lag häufig im Fehlen eines<br />

funktionierenden Geschäftsmodells. Neue Technologien<br />

bieten an sich noch keine Garantie <strong>für</strong> Wertschöpfung und<br />

Rentabilität. Ein Beispiel da<strong>für</strong> ist die bisherige Historie von<br />

Location Based Services (LBS).<br />

Standortbezogene Informationsdienste<br />

Bei LBS handelt es sich um standortbezogene Dienste, die<br />

in der Regel über Mobiltelefone sowie unter Zuhilfenahme<br />

positions-, zeit- und personenabhängiger Daten dem Nutzer<br />

selektive Informationen bereitstellen. Dabei unterscheiden<br />

wir zwischen reaktiver und proaktiver Kontaktaufnahme.<br />

Bei reaktiven Diensten muss der Service explizit angefordert<br />

werden. Ein proaktiver Dienst reagiert auf bestimmte Ereignisse<br />

wie beispielsweise das Betreten eines großen Einkaufszentrums.<br />

Die technische Komplexität von LBS ist hoch und erfordert<br />

das Zusammenspiel vieler verschiedener Akteure. Die Hersteller<br />

müssen ein Endgerät (Target Device) entwickeln, in<br />

das sich einerseits ein Positionsfinder (Position Originator),<br />

beispielsweise ein Satellitennavigationssystem wie GPS integrieren<br />

lässt. Andererseits muss daran ein Ortsbestimmer<br />

(Location Provider) angeschlossen sein, der die vom Positionsfinder<br />

gelieferten Daten zweckmäßig aufbereitet. Sollen<br />

die Daten qualitativ angereichert sein, also zum Beispiel<br />

nicht nur die Adresse eines Kinos, sondern dessen aktuelles<br />

Programm sowie Rezensionen zu den laufenden Filmen<br />

enthalten, dann ist ein Inhaltslieferant (Content Provider)


erforderlich. Der gesamte Content inklusive Location wird<br />

dem Dienstanbieter (LBS Provider), beispielsweise einem<br />

Mobilfunknetzbetreiber, zur Verfügung gestellt, der ihn<br />

schließlich an den Dienstnutzer (LBS User) weiterleitet.<br />

Ursprung New Economy<br />

LBS, die gelegentlich Location Dependent Services (LDS)<br />

genannt werden, sind in der Blütezeit der New Economy<br />

entstanden. Damals gab es viele Ideen, wie in der vernetzten<br />

Informationsgesellschaft ein Zusatznutzen <strong>für</strong> die Verbraucher<br />

und somit Wettbewerbsvorteile <strong>für</strong> die Anbieter geschaffen<br />

werden könnten. Dazu zählte die Vorstellung eines<br />

Informationsdienstes, der die Kunden in der Nähe eines<br />

Point of Sales (POS) auf die dort vorhandenen Angebote<br />

aufmerksam macht. In diesem Zusammenhang wurden<br />

einige Pilotprojekte lanciert. Der Antrieb der Entwicklungsarbeit<br />

wurde dabei durch die Tatsache gefördert, dass neue<br />

Technologien zur Verfügung standen, die einerseits solche<br />

standortbezogenen Informationsdienste ermöglichten, andererseits<br />

eine breit angelegte Anwendung brauchten – eine<br />

so genannte Killer-Applikation, um die Investitionskosten<br />

wieder einzuspielen.<br />

023<br />

Bei Verwirklichung der ersten LBS-Konzepte mussten viele<br />

technische Anforderungen bewältigt werden. Das führte<br />

unter anderem dazu, dass sich die Innovatoren auf die<br />

Umsetzung konzentrierten und das Geschäftsmodell außer<br />

Acht ließen. Sie glaubten, dass die technische Machbarkeit<br />

automatisch zum ökonomischen Erfolg führen würde. Eine<br />

Illusion, wie sich herausstellte.<br />

Vom Marketinginstrument zum Dienstleistungskanal<br />

Die ursprüngliche Grundphilosophie der LBS lautete: „Ich<br />

kenne deinen Standort, also weiß ich, was du dort an Waren<br />

und Dienstleistungen beziehen kannst.“ Dementsprechend<br />

waren LBS zu Zeiten der New Economy als Marketinginstrument<br />

konzipiert worden, das neben herkömmlichen<br />

Werbemitteln zu einer schlagkräftigen Waffe im Kampf um<br />

Kunden und Käufer werden sollte. In diesem Zusammenhang<br />

sprachen die Fachleute vom Multi-Chanel-Marketing.<br />

Der Verbraucher sollte nicht über einen, sondern über möglichst<br />

viele Kommunikationskanäle angesprochen werden.<br />

Die Aktualität der Information in der POS-Nähe galt dabei<br />

als entscheidend <strong>für</strong> den Erfolg der Verkaufsförderung.<br />

Doch das Marketingkonzept ging nicht auf. Der Versuch,<br />

die Konsumenten über LBS zu aktivieren, scheiterte weniger<br />

an der hohen Umsetzungskomplexität. Alles hätte wunderbar<br />

funktioniert, wenn nicht die leidige Frage gewesen wäre,<br />

wer die Infrastruktur und die aktuellen Informationsservices<br />

finanziert. Die Werbewirtschaft, sonst Motor <strong>für</strong> die<br />

Entwicklung neuer Absatzinstrumente, lehnte die Rolle des<br />

Investors ab. Die meisten Handels- und Kaufhausketten<br />

kämpften damals wie heute gegen sinkende Margen und<br />

sahen nur Kosten ohne adäquates Umsatzpotenzial. Hinzu<br />

kam, dass Schnäppchenjäger im Internet erheblich bessere<br />

Möglichkeiten fanden. Vor diesem Hintergrund gab es <strong>für</strong><br />

LBS als ein vom Auftraggeber bezahltes Marketinginstrument<br />

keine Zukunft. Die neue Entwicklungschance lag in<br />

der Etablierung eines virtuellen Dienstleistungskanals, der<br />

von den Endnutzern finanziert werden sollte.<br />

Breite Anwendung mit Kundenmehrwert<br />

Sicherlich gibt es heute noch Unternehmen, die Geschäfte<br />

mit LBS als Marketinginstrument machen, allerdings nur<br />

im B2B-Bereich. So erhalten immer mehr Handy-Nutzer<br />

werbliche SMS, wenn sie sich in der Nähe von einer bestimmten<br />

Lokalität befinden. Diese Form der proaktiven<br />

standortbezogenen Kontaktaufnahme stellt allerdings eher<br />

eine klassische Verkaufsförderungsmaßnahme dar als eine<br />

innovative Geschäftsaktivität. Was fehlt, ist die Ansprache


024 Titel<br />

Location Based Services<br />

Standortbezogene Dienste (engl. Location Based Services (LBS),<br />

auch: Location Dependent Services (LDS)) sind über ein Netzwerk<br />

erbrachte mobile Dienste, die unter Zuhilfenahme von positions-,<br />

zeit- und personenabhängigen Daten dem Endbenutzer selektive<br />

Informationen bereitstellen oder Dienste anderer Art erbringen<br />

(de.wikipedia.org/wiki/Location_based_services).<br />

LBS benötigen eine Reihe von „Bedingungen“: (1) Endgeräte (Target<br />

Device), z. B. Mobiltelefone, (2) Positionsfinder (Position Organisator),<br />

um die Position des Endgerätes zu bestimmen, (3) Ortsbestimmer<br />

(Location Provider) der die vom Positionsfinder gelieferten<br />

Daten aufbereitet und an den (4) Dienstanbieter (LBS Provider)<br />

vermittelt, der die Daten zum (5) Nutzer überträgt.<br />

www.lbszone.com<br />

www.e-lba.com<br />

www.openbc.com/net/lbs<br />

Satellitengestützte Positionsbestimmung<br />

Am bekanntesten ist das Global Positioning System (GPS). Das<br />

satellitengestützte Navigationssystem des US-Verteidigungsministeriums<br />

wurde offiziell 1995 in Betrieb genommen. Heute wird GPS<br />

stark im zivilen Bereich genutzt: Seefahrt, Luftfahrt, zur Orientierung<br />

und als Navigationssystem im Outdoor-Bereich und im Auto.<br />

Für den Einsatz in Mobiltelefonen wurde das Assisted GPS (A-GPS)<br />

entwickelt. Differential GPS (DGPS) bezeichnet ein Verfahren, um<br />

Positionsfehler zu korrigieren, mit denen das US-Militär <strong>für</strong> nicht<br />

autorisierte Nutzer die Genauigkeit der Ortung einschränkt.<br />

GLONASS, das russische Pendant zu GPS, basiert auf der gleichen<br />

Ortungstechnik, ist aber nicht kompatibel zu GPS. GLONASS arbeitet<br />

anders als GPS ohne technische Restriktionen in der Ortung und<br />

scheint bei der Höhenangabe auch genauer zu sein, wird aber zivil<br />

kaum genutzt.<br />

Die europäische Antwort auf GPS heißt Galileo und soll 2008 an<br />

den Start gehen. Galileo verwendet denselben Frequenzbereich<br />

wie GPS, was <strong>für</strong> Reibungen mit den USA, aber auch Vorteile in der<br />

Kompatibilität sorgt. Aus militärischen Gründen erheben die USA<br />

Anspruch darauf, das Ortungssignal von Galileo auch <strong>für</strong> private<br />

bzw. öffentliche Anwendungen stören zu dürfen.<br />

www.geolife.de/geonauten/01-was-ist-gps-neu.php<br />

ec.europa.eu/dgs/energy_transport/galileo<br />

Alternativen<br />

Das Wi-Fi Positioning System (WPS) aus den USA nutzt drahtlose<br />

Netzwerke und verspricht eine Ortungsgenauigkeit von 20-40<br />

Metern. Das System arbeitet mit Referenzdaten von WLAN-Access-<br />

Points und deren geographischer Position. Dementsprechend ist<br />

WPS in einer Reihe von Ballungsräumen (ca. 25) verfügbar.<br />

Die viel zitierte „Handy-Ortung“ nutzt das Global System for Mobile<br />

Communications (GSM), den digitalen Mobilfunk-Standard. Zu dessen<br />

wichtigsten Grundfunktionen zählt der vom Netz angestoßene<br />

Zellenwechsel. Sobald das Signal einer Nachbarzelle besser als das<br />

der aktuellen Funkelle ist, wechselt das Mobiltelefon dorthin. Dieser<br />

Wechsel, der auch im Standby-Betrieb funktioniert, lässt eine Ortung<br />

in der jeweiligen Zelle zu. Die Ortungsgenauigkeit hängt von<br />

der Größe der Zellen ab, wobei die Ortung im städtischen Bereich<br />

erheblich präziser ist als im ländlichen Raum.<br />

ortung.blogspot.com<br />

www.izmf.de<br />

zum Thema<br />

der tatsächlichen Userbedürfnisse. Die finden sich eher in<br />

den Bemühungen der Telefongesellschaften, ihren Kunden<br />

einen besonderen Dienst anzubieten. Diese Unternehmen<br />

kooperieren in der Regel mit Location- und Content-<br />

Providern und möchten von ihnen die Informationen in<br />

aufbereiteter Form <strong>für</strong> LBS beziehen. Dabei taucht stets ein<br />

grundsätzliches Problem auf: Die Aufbereitung und Bereitstellung<br />

der Informationen erfordert einen derartigen Aufwand,<br />

dass die Refinanzierung nur über ein großes Volumen<br />

gebührenpflichtiger Anfragen funktioniert. Hier sprechen<br />

wir von „Net-Economy -Anwendungen“.<br />

Geschäftskonzepte der Net Economy<br />

Net Economy steht <strong>für</strong> netzwerkbasierende Geschäfte mit<br />

Informationen auf breiter Anwenderbasis. Der User klickt<br />

sich in das Netzwerk ein, um die gewünschten Infos abzurufen,<br />

klassische „Vorratshaltung“ von Wissen. Die Dienstleistung<br />

besteht darin, die relevanten Daten auszuwählen und<br />

sie möglichst schnell zuzustellen. Ein erfolgreicher Kommunikationsprozess<br />

lässt sich damit auf zwei wesentliche Faktoren<br />

reduzieren: bedarfsorientierte Selektion und zeitnahe<br />

Bereitstellung. Bei LBS kommt mit dem Standortbezug ein<br />

dritter Faktor hinzu, die unmittelbare Umgebung.<br />

Zwei Beispiele. Ein Vertriebsmitarbeiter möchte, nachdem<br />

er seine Termine in der Rhein-Main-Region wahrgenommen<br />

hat, abends zurück nach Hamburg fahren, wo<br />

er am nächsten Morgen ein wichtiges Meeting hat. Wegen<br />

einer Autopanne muss er in der Umgebung von Hannover<br />

übernachten. Zwei Hotels, die er anfragt, sind jedoch wegen<br />

einer Messe ausgebucht. Was nun? Über einen Netzzugang<br />

mit LBS ruft er Informationen ab, wo es in der Umgebung<br />

noch freie Zimmer gibt, was sie kosten und wie er dahin<br />

kommt. Da<strong>für</strong> ist er sicherlich bereit, eine Servicegebühr zu<br />

bezahlen.<br />

Im zweiten Beispiel wollte ein Pärchen, das Berlin besuchte,<br />

in einem bestimmten Lokal speisen. Das Lokal war<br />

jedoch wegen Ferien geschlossen. Auch in diesem Fall hätten<br />

sie sich sicherlich gefreut, wenn sie schnell eine Alternative<br />

über einen mobilen Informationsdienst gefunden hätten.<br />

Es gibt viele Szenarien zu nutzwerten und damit ertragsorientierten<br />

LBS-Anwendungen, die sich technisch umsetzen<br />

lassen, weil alle notwendigen Facilities vorhanden sind.<br />

Ihre Realisierung erfordert jedoch hohe Investitionen. Um<br />

diese zu refinanzieren, darf sich die Dienstleistung nicht auf<br />

die Hotel- oder Restaurantauskunft beschränken. Alle denkbaren<br />

Informationsbereiche sollten in das Konzept integriert<br />

und entsprechend den zielgruppenspezifischen Bedürfnis-


sen vermarktet werden. Dabei müssen drei Grundvoraussetzungen<br />

erfüllt werden: POI-Konzept, Abonnenten-Bindung<br />

und markenbewusste User-Community.<br />

POI statt POS<br />

Der entscheidende Unterschied zwischen marketing-<br />

und dienstleistungsorientierten LBS-Konzepten ist die<br />

Verschiebung der Informationsinhalte von POS (Point of<br />

Sales) hin zum Point of Interest (POI). Ein Point of Interest<br />

kennzeichnet die Lokationen, die den Interessen der Endnutzer<br />

entsprechen: ein Kino, ein Theater, ein Restaurant,<br />

ein Hotel, ein Krankenhaus, eine Tankstelle, eine Bank, ein<br />

Schwimmbad usw. Die Liste ist lang und muss entsprechend<br />

den Anwendertypen strukturiert werden. Die neue Philosophie<br />

der LBS heißt folglich: „Sag mir, was du an deinem<br />

Standort brauchst bzw. machen möchtest und ich zeige dir<br />

die Auswahlmöglichkeiten und führe dich dorthin.“<br />

Während die Pioniere der LBS aus dem technischen<br />

Bereich kamen, sind die heutigen Innovatoren hautsächlich<br />

unter den Content-Anbietern zu fi nden. iPUBLISH<br />

beispielsweise verwaltet einen Großteil des Knowledge der<br />

Ganske Verlagsgruppe elektronisch. In der unternehmenseigenen<br />

Reise- und Event-Datenbank, der größten ihrer Art in<br />

Europa, sind alle relevanten POI bekannter Reise- und Life-<br />

Style-Marken der Verlagsgruppe wie MERIAN oder PRINZ<br />

enthalten. Diese Informationen können als LBS zeitnah und<br />

ortsbezogen unterschiedlichen Zielgruppen zur Verfügung<br />

gestellt werden.<br />

Programmspezifi sches Phone-Guide-Abo<br />

Im Touristik- und Freizeitbereich arbeitet iPUBLISH mit<br />

vier Kernzielgruppen, die nach technik-affi nen Anwenderrollen<br />

defi niert werden. (1) Die „Netznutzer“, die ihre Reise<br />

am Computer planen, (2) „Autofahrer“, die mit einem PKW<br />

unterwegs sind, (3) „Touristen“, die an einem Zielort etwas<br />

besichtigen oder unternehmen wollen und (4) „Citygänger“,<br />

die sich – ob in der Heimat oder in einer fremden Stadt<br />

– ganz einfach amüsieren wollen. Ein User kann permanent<br />

zwischen den vier verschiedenen Rollen wechseln. Dementsprechend<br />

variieren seine Informations- und Kommunikationsbedürfnisse.<br />

Für LBS sind besonders „Touristen“ und „Citygänger“<br />

interessant. Die Geschäftsidee besteht darin, diesen Personengruppen<br />

nicht nur einen standortbezogenen aktuellen<br />

Informationsdienst, sondern Content mit speziellen<br />

Schwerpunkten über ein Mobiltelefon zugängig zu machen<br />

(„Phone-Guide“), wobei je nach Interesse unterschiedliche<br />

Programme zur Auswahl stehen. Das Geschäft läuft über das<br />

Abonnenten-Modell: ein Phone-Guide-Abo gibt Zugriff auf<br />

alle zum Programm gehörenden Inhalte.<br />

Markenbewusste User-Community<br />

Das Konzept von iPUBLISH sieht vor, die LBS als einen<br />

Bestandteil der elektronischen Reise- und Freizeitbegleitung<br />

zu integrieren. Wie bei jeder technischen Innovation, wird<br />

das Nutzungsverhalten erst erlernt werden müssen, ähnlich<br />

wie bei den SMS <strong>für</strong> Mobilelefone. Für den Erfolg von LBS<br />

braucht es Anwender, die wissen, dass es entsprechende Informationsdienste<br />

auf dem Gerät gibt und die direkt den<br />

Weg dorthin fi nden. Ein solcher Lernprozess lässt sich nicht<br />

spontan und kurzfristig bewältigen, vielmehr muss das neue<br />

Nutzungsverhalten systematisch geprägt werden. Das setzt<br />

wiederum kontinuierliche Kommunikationsarbeit über unterschiedliche<br />

Kanäle voraus, die auf die Etablierung einer<br />

verhaltensstabilen User-Community zielt.<br />

Die meisten LBS-Anbieter versuchen ihre Dienste über<br />

SMS zu bewerben. Das <strong>mag</strong> bei „triebgeleiteten“ Bedürfnissen<br />

funktionieren, ist jedoch bei „kulturgeleiteten“ Interessen<br />

als Stimulus viel zu schwach. Eine verhaltensstabile<br />

User-Community entsteht auf der Basis von Gruppenbewusstsein.<br />

Dabei kann eine bekannte und anerkannte Marke<br />

als identitätsstiftende Klammer fungieren. So wenden<br />

sich beispielsweise die von iPUBLISH betreuten Informationsdienste<br />

von ‚Merian‘ an andere Personenkreise als die<br />

von ‚Prinz‘ oder ‚Der Feinschmecker‘.<br />

Das Entstehen einer User-Community eröffnet den LBS-<br />

Nutzern neue Kommunikationsmöglichkeiten. Die einzelnen<br />

an das Netzwerk angeschlossenen Abonnenten können<br />

miteinander in Kontakt treten, woraus sich eine Fülle von<br />

gemeinsamen standortbezogenen Aktivitäten ergeben kann.<br />

In Sachen Markenentwicklung und Kundenbindung dürften<br />

solche Communitys in Zukunft eine wesentliche Säule<br />

<strong>für</strong> den Erfolg von Location Based Services sein.<br />

Carsten Leininger<br />

Der diplomierte Wirtschaftsingenieur, Jahrgang<br />

1973, hat an der FH Wedel studiert. Leininger<br />

ist Geschäftsführer der iPUBLISH GmbH, die auf<br />

die Entwicklung elektronischer Reisebegleiter<br />

spezialisiert ist.<br />

025


026 Titel<br />

Precision Farming<br />

Das Thema Precision Farming ist mit dem Beginn der<br />

90er Jahre von der Wissenschaft und der Industrie mit<br />

der Entwicklung von Ertragskartierungssystemen auf den<br />

Mähdrescher gekommen. Durch GPS als Schlüsseltechnologie<br />

wurde es damals möglich, detailliert und effizient<br />

Ertragskarten zu erstellen. Aufgrund der unterschiedlichen<br />

Erträge innerhalb landwirtschaftlicher Felder bei gleicher<br />

Bewirtschaftung und den damit verbundenen Konsequenzen<br />

hat das Thema Precision Farming im letzten Jahrzehnt<br />

viele Bereiche der landwirtschaftlichen Praxis und Forschung<br />

beeinflusst wie durchdrungen. Precision Farming<br />

als Hochtechnologie-Ansatz <strong>für</strong> große Felder und Maschinen<br />

hat sich zuerst in den USA durchgesetzt. Das Thema<br />

ist in Europa en vogue. Im europäischen Vergleich wird<br />

in der Bundesrepublik aufgrund der starken Landtechnikindustrie,<br />

der Agrarstruktur in Ostdeutschland sowie der<br />

allgemein hohen Intensität der Landbewirtschaftung und<br />

der hohen Umweltstandards neben Frankreich und England<br />

mit am intensivsten an der Thematik gearbeitet. Innerhalb<br />

der Bundesrepublik haben hier die neuen Bundesländer<br />

<strong>für</strong> den Einsatz von Precision-Farming-Technologien eine<br />

wichtige Pionierfunktion. In den letzten Jahren verringert<br />

sich das Ost-West-Gefälle, vor allem da im Westen der Anteil<br />

der durch Lohnunternehmer bewirtschafteten Flächen<br />

immer größer wird und sich die Technologie des Precision<br />

Farmings wesentlich verbreitert hat.<br />

IT statt<br />

Bauernkalender<br />

Mit GPS als Schlüsseltechnologie hat sich das „Precision Farming“ vom Nischenmarkt zu<br />

einer akzeptierten Technologie entwickelt. IT-Systeme und Satellitennavigation sind hier<br />

eine ökologische interessante Verbindung eingegangen.<br />

Dr. Görres Grenzdörffer<br />

Das Ziel des Precision Farmings ist eine an die natürliche<br />

Heterogenität angepasste Landbewirtschaftung. Dadurch<br />

sollen Erträge gesteigert, Betriebsmittel eingespart und<br />

gleichzeitig die Umwelt geschont werden. Grundvoraussetzung<br />

<strong>für</strong> den Erfolg des Precision Farmings ist es, die Heterogenität<br />

des Bodens und des Bestandes zu erfassen, um sie<br />

in verschiedenen Entscheidungsprozessen zu berücksichtigen.<br />

Zusätzlich gilt, es mithilfe modernster Technologie die<br />

zunehmenden Anforderungen der Qualitätssicherung und<br />

der Nachweisführung möglichst automatisiert zu erfüllen.<br />

Das bedeutet, dass das ursprüngliche Konzept des Precision<br />

Farmings sich auf dem Weg zur informationsgeleiteten<br />

Landwirtschaft befindet. Dabei steht ein kontinuierlicher<br />

Datenfluss von der „Furche bis zur Gabel“ im Vordergrund.<br />

Wo und wo<strong>für</strong> wird Precision Farming eingesetzt?<br />

Forschung, Entwicklung und Landwirte verstehen Precision<br />

Farming als einen Kreislauf, der aufbauend auf verschiedenen<br />

Eingangsdaten <strong>für</strong> jede Teilfläche angepasste<br />

Maßnahmen wie Düngung, Pflanzenschutz etc. mithilfe<br />

eines Geo-Informationssystems (GIS) entwickelt und mithilfe<br />

spezieller Landtechnik anwendet. Ausgangspunkt des<br />

Precision Farmings ist die Ertragskartierung. Dazu wird<br />

der Korndurchfluss kontinuierlich gemessen und die dazugehörige<br />

Position des Mähdreschers per GPS gemessen. Die


Ertragskartierung gibt Auskunft über die erzielten Erträge<br />

und liefert Informationen über den wirtschaftlichen Erfolg<br />

(teilflächenbezogener Deckungsbeitrag) und die entzogenen<br />

Nährstoffe (= zusätzlicher Düngebedarf). Mehrjährige<br />

Ertragskarten liefern darüber hinaus Informationen über<br />

wiederkehrende Ertragsmuster, das Ausmaß möglicher<br />

Ertragsschwankungen und die Reaktion der Erträge auf<br />

die verschiedenen Bewirtschaftungsmaßnahmen und die<br />

Jahreswitterung. Mittlerweile gehört die Ertragskartierung<br />

bei den größeren Mähdreschern zur Standardausstattung.<br />

Neben der Ertragskartierung ist in der landwirtschaftlichen<br />

Praxis die teilflächenspezifische Düngung weit<br />

verbreitet. Bei der differenzierten Grunddüngung werden<br />

an bestimmten Stellen oder anhand eines vordefinierten<br />

Rasters Bodenproben gezogen und analysiert. Unter Berücksichtigung<br />

der Entzüge (=Ertragskarte) und anderer<br />

Faktoren wird auf dem Computer eine Applikationskarte<br />

erstellt und auf den Düngerstreuer übertragen. Dieser<br />

bringt – GPS-gesteuert – den richtigen Dünger an die richtige<br />

Stelle. Bei der teilflächenspezifischen Stickstoffdüngung<br />

spielt der aktuelle Pflanzenbestand die wichtigste Rolle.<br />

Deshalb werden auf dem Traktor mithilfe von Sensoren die<br />

spektralen Eigenschaften oder der mechanische Widerstand<br />

der Pflanzen gemessen und analysiert. Die Düngung erfolgt<br />

im gleichen Atemzug oder wenige Sekunden später.<br />

Im Pflanzenschutz hat sich Precision Farming, trotz intelligenter<br />

Lösungen, die etwa eine weitestgehend automatische<br />

Bestimmung von Verunkrautungen ermöglicht, noch nicht<br />

richtig durchgesetzt. Das liegt unter anderem an den noch<br />

teuren und speziellen Feldspritzen. Andere Bereiche des<br />

Precision Farmings sind die differenzierte Aussaat oder Parallelfahrsysteme,<br />

die durch hochgenaue GPS-Signale eine<br />

präzise überlappungsfreie Navigation bei Tag und Nacht<br />

ermöglichen.<br />

Verbesserter ROI und ökologische Bewirtschaftung<br />

027<br />

Bei der Analyse der Verbreitung von Precision Farming<br />

in Deutschland sind zwei Sachverhalte von besonderem<br />

Interesse. Zum einen nimmt der Anteil der Landwirte, die<br />

Precision-Farming-Technologie in der einen oder anderen<br />

Form einsetzen, stetig zu und zum anderen wächst die Fläche,<br />

die mit Precision-Farming-Technologien bewirtschaftet<br />

wird. Hauptmotivation des Technologieeinsatzes ist es,<br />

dass es sich <strong>für</strong> den Anwender rechnet. Grundsätzlich gilt:<br />

Der Technikeinsatz bei größeren Betrieben, die heterogene<br />

Flächen bewirtschaften, sollte einen positiven ökonomischen<br />

Effekt hinterlassen. Verschiedene Studien beziffern<br />

die möglichen Ertragssteigerungen auf etwa 2-5 Prozent<br />

und die Einsparungen an Betriebsmitteln wie beispielsweise<br />

Dünger oder Pflanzenschutzmittel auf 5-15 Prozent. Unter<br />

Berücksichtigung der Kosten <strong>für</strong> die Technologie und die<br />

notwendigen Informationen sowie den zeitlichen Mehraufwand<br />

ist ein Break Even ab einer Getreideanbaufläche von<br />

etwa 400 ha zu erwarten. Das gilt im Übrigen nicht nur <strong>für</strong><br />

die konventionelle Landwirtschaft, sondern auch <strong>für</strong> eine<br />

ökologische Landwirtschaft.<br />

Precision Farming ist <strong>für</strong> den ökologischen Landbau an<br />

sich noch viel wichtiger als <strong>für</strong> die konventionelle Landbewirtschaftung.<br />

Der Landwirt im Ökolandbau darf nicht einfach<br />

durch mineralische Düngung oder Pflanzenschutzmittel<br />

den Pflanzenbestand homogenisieren. Vielmehr muss er<br />

<strong>für</strong> jede Stelle eine an die jeweiligen Verhältnisse angepasste<br />

Strategie fahren. In der Praxis hat sich Precision Farming<br />

im Ökolandbau jedoch noch nicht durchgesetzt. Ursachen<br />

sind hier: die kleinen Betriebsgrößen der Ökolandwirte und<br />

fehlende pflanzenbauliche Precision-Farming-Algorithmen<br />

<strong>für</strong> den Ökolandbau.


028 Titel<br />

Neben den direkten positiven Effekten tragen auch indirekte<br />

positive Effekte, wie die ökologischen Wirkungen<br />

des Precision Farmings sowie eine Verringerung von Stickstoffauswaschungen<br />

durch eine angepasste Düngung zur<br />

volkswirtschaftlich positiven Gesamtbilanz des Precision<br />

Farmings bei. Alles in allem entwickelt sich die Methode zu<br />

einer allseits akzeptierten Technologie.<br />

Stand der Forschung heute und Ausblick<br />

Informationsverarbeitung ist das A und O des Precision<br />

Farmings. Das fängt beretis auf der landwirtschaftlichen<br />

Maschine an, die alle wichtigen Daten einer Maßnahme<br />

von der Bodenbearbeitung bis zum Pfl anzenschutz erfasst.<br />

Diese so genannten Prozessdaten wie die Zugkraftbedarf,<br />

der Dieselverbrauch, die Leistung pro Stunde etc. werden<br />

durch eine Synchronisation mit dem GPS zu raumbezogenen<br />

Daten und können <strong>für</strong> verschiedenste Zwecke in der<br />

Abrechnung, zur Dokumentation oder <strong>für</strong> die Optimierung<br />

genutzt werden.<br />

Im landwirtschaftlichen Betrieb werden nicht nur die<br />

Daten der Landmaschinen in einem Geo-Informationssystem<br />

(GIS) verarbeitet, sondern auch eine Vielzahl anderer<br />

Geodaten. Einige dieser Datensätze wie Karten zur scheinbaren<br />

elektrischen Leitfähigkeit, zur Charakterisierung der<br />

Bodentextur oder spezielle Fernerkundungsdaten werden<br />

durch spezialisierte Dienstleister erstellt. Andere Geodaten<br />

kommen von staatlicher Seite wie topographische Karten,<br />

Feldblockgrenzen oder Bodenschätzungskarten. Die Precision-Farming-Software<br />

muss dann in der Lage sein aus<br />

den unterschiedlichen Eingangsdaten anhand von Regeln<br />

Applikationskarten <strong>für</strong> die verschiedenen Maßnahmen zu<br />

erstellen. Die eingesetzte Software ist hier in der Regel kein<br />

Stand-alone-Produkt, sondern in die betriebliche Software,<br />

wie Schlagkartei, das Pachtmanagement oder die Lohnbuchhaltung<br />

beinhaltet, eingebettet.<br />

Eine Besonderheit des IT-Marktes in der Landwirtschaft<br />

ist, dass aufgrund der Kundenstruktur dem User-Interface,<br />

der Bedienerfreundlichkeit, dem Schulungsangebot und<br />

dem Preis der Software höchste Bedeutung zukommen. Der<br />

Markt <strong>für</strong> Precison-Farming Hard- und Software wird einerseits<br />

von den Fulllinern der Landtechnikbranche (Claas,<br />

AGCO, John Deere u. a.) bestimmt. Sie bieten Komplettsysteme<br />

an. Außerdem bieten viele kleine Anbieter hierauf<br />

abgestimmte Speziallösungen an. Dies gilt ganz besonders<br />

<strong>für</strong> den IT- bzw. GIS-Sektor. Das hat dazu geführt, dass viele<br />

proprietäre Lösungen entstanden sind, die das Wachstum<br />

des Gesamtmarktes negativ beeinfl ussen. Hinzu kommt ein<br />

zunehmender Bedarf an durchgehender Dokumentation<br />

der Produktionsprozesse vom Erzeuger bis zum Kunden.<br />

Deshalb steht das Thema Standardisierung seit einigen<br />

Jahren oben auf der Liste der Hersteller und der Kunden.<br />

Während die Standardisierung <strong>für</strong> die Landtechnik mit<br />

dem so genannten ISOBUS die Kommunikation zwischen<br />

den verschiedenen Traktoren, Maschinen und der GPS-gestützten<br />

Steuerungselektronik gewährleistet ist, ist die Standardisierung<br />

im IT-Bereich erst am Anfang. Ein wichtiger<br />

Schritt ist die Entwicklung des AGRO-XML-Standards, der<br />

als Datenaustauschsprache einen standardisierten Datenaustausch<br />

ermöglichen soll.<br />

Zukunft „Geodateninfrastruktur“<br />

Ebenfalls noch Zukunftsmusik ist es eine Vereinfachung<br />

der Geo-Datenauswertung durch standardisierte Datensätze<br />

zu erreichen. „Geodateninfrastruktur“ (GDI) ist in<br />

diesem Zusammenhang in den letzten Jahren eines der<br />

Schlagworte im Geoinformationsbereich geworden. Aus<br />

technischer Sicht basiert sie auf einem einfachen Konzept:<br />

Raumbezogene Daten sind über standardisierte internetbasierte<br />

Schnittstellen verfügbar und abfragbar. Die relevanten<br />

Normen und Standards <strong>für</strong> Datenübertragungsformate und<br />

Schnittstellen sind genau spezifi ziert. Sie werden von vielen<br />

Softwareherstellern implementiert und von vielen Organisationen<br />

in unterschiedlichsten Branchen eingesetzt. Unter<br />

Berücksichtigung des Raumbezugs vieler landwirtschaftlichen<br />

Daten, insbesondere der Daten <strong>für</strong> Precision Farming,<br />

haben diese Normen eine große Bedeutung <strong>für</strong> den Datenaustausch<br />

in der Landwirtschaft.<br />

Die meisten GDI-Initiativen des Bundes und der Länder<br />

sind hauptsächlich auf die Bereitstellung von Geobasisdaten<br />

wie topographische Karten und Luftbilder fokussiert – was<br />

Experten als „generische GDI“ bezeichnen. Obwohl solche<br />

Daten eine wichtige Informationsquelle <strong>für</strong> Landwirte darstellen,<br />

könnte ein noch größerer Gewinn <strong>für</strong> den Landwirt<br />

in der Automatisierung der landwirtschaftlichen Geschäftsprozesse<br />

bestehen.<br />

Dr. Görres Grenzdörff er<br />

Der studierte Geograph, Jahrgang 1968,<br />

hat seine Hochschulausbildung mit Schwer-<br />

punkt Fernerkundung und GIS absolviert.<br />

Grenzdörff er ist Wissenschaftler an der Univer-<br />

sität Rostock und beschäftigt sich seit über 10<br />

Jahren mit dem Thema Precision Farming.


028 Titel<br />

Neben den direkten positiven Effekten tragen auch indirekte<br />

positive Effekte, wie die ökologischen Wirkungen<br />

des Precision Farmings sowie eine Verringerung von Stickstoffauswaschungen<br />

durch eine angepasste Düngung zur<br />

volkswirtschaftlich positiven Gesamtbilanz des Precision<br />

Farmings bei. Alles in allem entwickelt sich die Methode zu<br />

einer allseits akzeptierten Technologie.<br />

Stand der Forschung heute und Ausblick<br />

Informationsverarbeitung ist das A und O des Precision<br />

Farmings. Das fängt beretis auf der landwirtschaftlichen<br />

Maschine an, die alle wichtigen Daten einer Maßnahme<br />

von der Bodenbearbeitung bis zum Pfl anzenschutz erfasst.<br />

Diese so genannten Prozessdaten wie die Zugkraftbedarf,<br />

der Dieselverbrauch, die Leistung pro Stunde etc. werden<br />

durch eine Synchronisation mit dem GPS zu raumbezogenen<br />

Daten und können <strong>für</strong> verschiedenste Zwecke in der<br />

Abrechnung, zur Dokumentation oder <strong>für</strong> die Optimierung<br />

genutzt werden.<br />

Im landwirtschaftlichen Betrieb werden nicht nur die<br />

Daten der Landmaschinen in einem Geo-Informationssystem<br />

(GIS) verarbeitet, sondern auch eine Vielzahl anderer<br />

Geodaten. Einige dieser Datensätze wie Karten zur scheinbaren<br />

elektrischen Leitfähigkeit, zur Charakterisierung der<br />

Bodentextur oder spezielle Fernerkundungsdaten werden<br />

durch spezialisierte Dienstleister erstellt. Andere Geodaten<br />

kommen von staatlicher Seite wie topographische Karten,<br />

Feldblockgrenzen oder Bodenschätzungskarten. Die Precision-Farming-Software<br />

muss dann in der Lage sein aus<br />

den unterschiedlichen Eingangsdaten anhand von Regeln<br />

Applikationskarten <strong>für</strong> die verschiedenen Maßnahmen zu<br />

erstellen. Die eingesetzte Software ist hier in der Regel kein<br />

Stand-alone-Produkt, sondern in die betriebliche Software,<br />

wie Schlagkartei, das Pachtmanagement oder die Lohnbuchhaltung<br />

beinhaltet, eingebettet.<br />

Eine Besonderheit des IT-Marktes in der Landwirtschaft<br />

ist, dass aufgrund der Kundenstruktur dem User-Interface,<br />

der Bedienerfreundlichkeit, dem Schulungsangebot und<br />

dem Preis der Software höchste Bedeutung zukommen. Der<br />

Markt <strong>für</strong> Precison-Farming Hard- und Software wird einerseits<br />

von den Fulllinern der Landtechnikbranche (Claas,<br />

AGCO, John Deere u. a.) bestimmt. Sie bieten Komplettsysteme<br />

an. Außerdem bieten viele kleine Anbieter hierauf<br />

abgestimmte Speziallösungen an. Dies gilt ganz besonders<br />

<strong>für</strong> den IT- bzw. GIS-Sektor. Das hat dazu geführt, dass viele<br />

proprietäre Lösungen entstanden sind, die das Wachstum<br />

des Gesamtmarktes negativ beeinfl ussen. Hinzu kommt ein<br />

zunehmender Bedarf an durchgehender Dokumentation<br />

der Produktionsprozesse vom Erzeuger bis zum Kunden.<br />

Deshalb steht das Thema Standardisierung seit einigen<br />

Jahren oben auf der Liste der Hersteller und der Kunden.<br />

Während die Standardisierung <strong>für</strong> die Landtechnik mit<br />

dem so genannten ISOBUS die Kommunikation zwischen<br />

den verschiedenen Traktoren, Maschinen und der GPS-gestützten<br />

Steuerungselektronik gewährleistet ist, ist die Standardisierung<br />

im IT-Bereich erst am Anfang. Ein wichtiger<br />

Schritt ist die Entwicklung des AGRO-XML-Standards, der<br />

als Datenaustauschsprache einen standardisierten Datenaustausch<br />

ermöglichen soll.<br />

Zukunft „Geodateninfrastruktur“<br />

Ebenfalls noch Zukunftsmusik ist es eine Vereinfachung<br />

der Geo-Datenauswertung durch standardisierte Datensätze<br />

zu erreichen. „Geodateninfrastruktur“ (GDI) ist in<br />

diesem Zusammenhang in den letzten Jahren eines der<br />

Schlagworte im Geoinformationsbereich geworden. Aus<br />

technischer Sicht basiert sie auf einem einfachen Konzept:<br />

Raumbezogene Daten sind über standardisierte internetbasierte<br />

Schnittstellen verfügbar und abfragbar. Die relevanten<br />

Normen und Standards <strong>für</strong> Datenübertragungsformate und<br />

Schnittstellen sind genau spezifi ziert. Sie werden von vielen<br />

Softwareherstellern implementiert und von vielen Organisationen<br />

in unterschiedlichsten Branchen eingesetzt. Unter<br />

Berücksichtigung des Raumbezugs vieler landwirtschaftlichen<br />

Daten, insbesondere der Daten <strong>für</strong> Precision Farming,<br />

haben diese Normen eine große Bedeutung <strong>für</strong> den Datenaustausch<br />

in der Landwirtschaft.<br />

Die meisten GDI-Initiativen des Bundes und der Länder<br />

sind hauptsächlich auf die Bereitstellung von Geobasisdaten<br />

wie topographische Karten und Luftbilder fokussiert – was<br />

Experten als „generische GDI“ bezeichnen. Obwohl solche<br />

Daten eine wichtige Informationsquelle <strong>für</strong> Landwirte darstellen,<br />

könnte ein noch größerer Gewinn <strong>für</strong> den Landwirt<br />

in der Automatisierung der landwirtschaftlichen Geschäftsprozesse<br />

bestehen.<br />

Dr. Görres Grenzdörff er<br />

Der studierte Geograph, Jahrgang 1968,<br />

hat seine Hochschulausbildung mit Schwer-<br />

punkt Fernerkundung und GIS absolviert.<br />

Grenzdörff er ist Wissenschaftler an der Univer-<br />

sität Rostock und beschäftigt sich seit über 10<br />

Jahren mit dem Thema Precision Farming.


030 Titel<br />

Geodaten im Gesundheitswesen<br />

Karten <strong>für</strong><br />

Im Gesundheitswesen gibt es eine Vielzahl von Aufgaben,<br />

bei denen GIS-Instrumente Entscheidungshilfen wären,<br />

beispielsweise in der Krankenhausplanung oder der Organisation<br />

von Rettungsdiensten. Die zögerliche Verbreitung<br />

kann zum Teil darin begründet sein, dass gerade Daten über<br />

die Nachfrage von Gesundheitsleistungen bisher kaum in<br />

einen räumlichen Kontext gesetzt werden konnten. In der<br />

Vergangenheit lagen die notwendigen Informationen häufig<br />

schlicht nicht in auswertbarer Form vor. Zudem erfordert<br />

der Schutz der sensiblen Patientendaten eine aufwändige<br />

Datenlogistik. Mittlerweile sind Daten in großem Umfang<br />

verfügbar und die Datenprozesse handlebar.<br />

Einfache Fragen mit komplexem Hintergrund<br />

Wo ist die nächstgelegene Praxis eines Internisten? Wo das<br />

nächste Krankenhaus? Wo der nächste Kreißsaal mit der<br />

Möglichkeit zur Wassergeburt? Das sind klassische Fragen<br />

eines Patienten oder einer werdenden Mutter. Immer mehr<br />

Internetportale bieten Hilfestellung mit Suchmaschinen,<br />

Mapping-Diensten und Routenplanern. Grundlage sind<br />

Strukturdaten eines ausgefeilten Adressverzeichnisses, die<br />

um Geodaten ergänzt werden. Kommen Leistungsdaten<br />

hinzu, entsteht ein Datenpool, der <strong>für</strong> Patienten, Ärzte,<br />

Krankenhäuser und Krankenkassen gleichermaßen von Interesse<br />

ist. So lässt sich beantworten, welche Krankenhäuser<br />

in der Umgebung eine Mandel-OP durchführen und wie<br />

häufig sie dies tun. Für Schwangere kann es bei der Wahl<br />

die Gesundheit<br />

<strong>Geoinformationssysteme</strong> (GIS) spielen eine immer größere Rolle: in der Raumplanung, der<br />

Verkehrslenkung oder auch in der Marktforschung. Im Gesundheitswesen kommen solche<br />

Anwendungen erst nach und nach zum Einsatz.<br />

Christian Günster<br />

einer Geburtsklinik von Bedeutung werden, wie sich die Kliniken<br />

einer Stadt im Anteil ihrer Kaiserschnittentbindungen<br />

unterscheiden.<br />

Grundlagen <strong>für</strong> die Bedarfsplanung<br />

Die AOK setzt seit Ende der 90er Jahre GIS ein. Dabei<br />

standen Themen der Versorgungsplanung im Vordergrund,<br />

primär das Rettungswesen und die Entwicklung von Ansätzen<br />

einer leistungsorientierten Krankenhausplanung.<br />

Seit einigen Jahren wird die so genannte Bedarfsplanung<br />

im ambulanten Sektor mit Geodaten analysiert. Dabei werden<br />

Versorgungsgrade von Facharztgruppen in einzelnen<br />

Landkreisen durch Flächenkarten visualisiert. So lässt sich<br />

erkennen, ob es regionale Häufungen überversorgter Kreise<br />

oder andererseits Gegenden mit zu wenigen Fachärzten gibt.<br />

Fehlallokationen in einem Nebeneinander von Unter- und<br />

Überversorgung sind ineffizient und kostspielig. Solche Geoanalysen<br />

fließen in die gesundheitspolitische Diskussion<br />

um einen be<strong>für</strong>chteten Fachärztemangel ein. Ein weiterer<br />

Aspekt ergab sich durch die Umstellung der Krankenhausfinanzierung<br />

auf diagnoseorientierte Fallpauschalen (DRGs).<br />

Allgemein wird eine weitere Konsolidierung des Krankenhausmarktes<br />

erwartet, beschleunigt durch das 2003 schrittweise<br />

eingeführte Vergütungssystem. Nach amerikanischem<br />

Vorbild könnten geographisch isoliert liegende Kliniken,<br />

so genannte „sole Provider“, eine Zusatzfinanzierung erhalten,<br />

um ihre Existenz aufgrund ihrer Bedeutung <strong>für</strong> die


Gesundheitsversorgung einer Region zu sichern: <strong>für</strong> solche<br />

Kliniken sollen Zuschläge fl ießen. In einem Projekt mit der<br />

Universität Bonn wurde untersucht, wie sich mit GIS solche<br />

Krankenhäuser methodisch nachvollziehbar bestimmen<br />

lassen. Dabei werden Entfernungsradien um Krankenhausstandorte<br />

mit einem bestimmten Versorgungsangebot<br />

gezogen und deren Überdeckung mit Bezug auf Bevölkerungsstatistiken<br />

geprüft. In einem weiteren Projekt mit dem<br />

Bundesamt <strong>für</strong> Bauwesen und Raumordnung wurde dieser<br />

Ansatz weiter verfeinert, indem die Luftlinienentfernungen<br />

durch Straßenkilometer ersetzt wurden.<br />

Daten werden zu Karten<br />

Seit 2005 bietet die AOK zwei Internetportale <strong>für</strong> die Recherche<br />

an: den AOK Krankenhaus-Navigator (www.aok.de)<br />

und das Klinik-Konsil (www.klinik-konsil.de). Im Krankenhaus-Navigator<br />

können Patienten nach Kliniken mit ausgewählten<br />

Leistungen suchen. Die Postleitzahl-basierte regionale<br />

Suche gibt Trefferlisten nach Entfernung zum Wohnort<br />

oder Behandlungshäufi gkeit aus. Die Besonderheit des<br />

AOK-Portals besteht darin, dass die AOK-Fallzahlen der<br />

Kliniken je Behandlungsgruppe vollständig in aggregierter<br />

Form offengelegt sind. Die Kliniken werden dabei in Klassen<br />

nach der Häufi gkeit von Eingriffen eingeteilt. Auf AOK-<br />

Versicherte entfallen knapp 40 Prozent aller Krankenhausleistungen.<br />

Umfangreiche Leistungsdaten von 26 Millionen<br />

Versicherten werden hier mit Geokoordinaten der 2.000<br />

Krankenhäuser kombiniert. Das Klinik-Konsil ermöglicht<br />

differenziertere Recherchen einzelner Krankheitsdiagnosen<br />

und Operationen. Dazu müssen Grundkenntnisse in den<br />

Schlüsselkatalogen <strong>für</strong> Diagnosen und Operationen vorhanden<br />

sein. Hauptzielgruppe des Klinik-Konsil sind Ärzte,<br />

die eine Krankenhauseinweisung ihres Patienten planen.<br />

Eine AOK-interne GIS-Anwendung steht den Mitarbeitern<br />

über das Intranet zur Verfügung. Das vom Wissenschaftlichen<br />

Institut der AOK (WIdO) entwickelte WIdO-<br />

GIS bereitet Abrechnungsdaten von Krankenhäusern in<br />

kartographischer Form auf. Ein Benchmarkingvergleich<br />

der 16 einzelnen AOKs kann als Kartendarstellung oder<br />

in tabellarischer Form abgerufen werden. Sachverhalte<br />

lassen sich visuell meist rascher erfassen. Umso sorgfältiger<br />

muss das Layout der Karten entworfen werden, um keine<br />

vorschnellen Urteile zu fördern. Case Manager nutzen die<br />

Krankenhauseinzugsstatistiken (Flächenkarten nach Postleitzahlbezirken),<br />

die zeigen, woher die Patienten eines<br />

Krankenhauses kommen genauso wie den entgegengesetzten<br />

Blickwinkel der Wanderungsanalysen (Standortkarten),<br />

die aufzeigen, welche Krankenhäuser von Patienten einer<br />

031<br />

Wohnortregion aufgesucht werden. Ein Highlight sind die<br />

Verlegungsdiagramme mit Pfeildarstellungen von Verlegungen<br />

zwischen Krankenhäusern. Offenes oder „verdecktes“<br />

Zusammenarbeiten einzelner Krankenhäuser wird damit<br />

offensichtlich. Weiterhin werden epidemiologische und<br />

versorgungspolitische Sachverhalte <strong>für</strong> die medizinischen<br />

Grundsatzabteilungen der AOK aufbereitet. Welche regionalen<br />

Unterschiede zeigen sich beispielsweise im Einsatz laparoskopischer<br />

Verfahren bei Blinddarmoperationen? Welche<br />

Disparitäten bestehen dabei zwischen den Kliniken? Ein<br />

anderer Analyseansatz steht im Kontext der Zentralisierung<br />

von Leistungen durch die Vorgabe von Mindestmengen. Wo<br />

lassen sich elektive (planbare) Leistungen wohnortnah bündeln,<br />

um Effi zienz und Behandlungsqualität zu steigern?<br />

Auch hier ist Open Source möglich<br />

Im Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) konzipiert,<br />

wurde das WIdO-GIS von einem externen Softwarehaus<br />

realisiert. Zur Kartenerzeugung wird der am häufi gsten<br />

verwendete Open-Source-Kartenserver eingesetzt, der<br />

UMN MapServer (mapserver.gis.umn.edu und www.umnmapserver.de).<br />

Der UMN MapServer ist eine einfache, stabile<br />

und vor allem kostengünstige Lösung, um dynamische<br />

Karten im Intra- oder Internet bereit zu stellen. Der Map-<br />

Server ist eine CGI-basierte Anwendung um dynamische<br />

GIS-Funktionen über das Web durchzuführen. Die Software<br />

selbst ist in erster Linie ein Werkzeug zur Erstellung<br />

geographischer Bildkarten. Die Sachdaten liegen in einer<br />

Oracle-Datenbank. Zur Konfi guration der Auswertungen<br />

und deren Layout dient eine XML-Datei, die AOK-intern<br />

modifi ziert werden kann. Die Geodatengrundlage wurde<br />

zugekauft.<br />

<strong>Geoinformationssysteme</strong>n bieten sich vielfältige Anwendungsmöglichkeiten<br />

im Gesundheitswesen: planerisch und<br />

analytisch, vom Case Management bis zur Bevölkerungsepidemiologie,<br />

im Controlling und bei Grundsatzfragen.<br />

GIS-Methoden sind immer dann nützlich, wenn versorgungsplanerische<br />

Entscheidungen mit räumlichem Bezug<br />

getroffen werden. Für eine optimierte und transparente<br />

Planung sind sie im Grunde unabdingbar.<br />

Christian Günster<br />

Der diplomierte Mathematiker, Jahrgang 1966,<br />

leitet den Forschungsbereich Integrierte<br />

Analysen im Wissenschaftlichen Institut der AOK<br />

(WIdO), wo er <strong>für</strong> die AOK Geoinformations-<br />

systeme zur stationären Versorgung aufbaut.


032 Titel<br />

Interview Karola Bode<br />

c//<strong>mag</strong>: War vor 10 Jahren absehbar, welche Bedeutung<br />

das Thema „Navigation“ <strong>für</strong> die Automobilindustrie haben<br />

würde? Seit wann beschäftigen Sie sich mit dem Thema?<br />

Karola Bode: Vor einigen Jahren waren Navigationssysteme<br />

noch eine hochpreisige Angelegenheit, die nur <strong>für</strong> ausgewählte<br />

Fahrzeuge angeboten wurden. In den letzten Jahren<br />

haben eigentlich alle Fahrzeughersteller erkannt, welche<br />

Bedeutung das Thema Navigation hat. Doch Festeinbauten<br />

kosten den Kunden in der Regel immer noch mehr als 1.000<br />

Euro. Da kommt man ins Grübeln, ob sich die Investition<br />

lohnt. Diese hohen Kosten gaben wohl mit den Ausschlag,<br />

dass zunehmend portable Navigationssysteme angeboten<br />

wurden. Die sind kostengünstiger und können bequem von<br />

einem Auto ins nächste mitgenommen werden. Der Trend<br />

sind nun Navigationssysteme, die auf mobilen Endgeräten<br />

laufen. Das macht die Sache <strong>für</strong> Mobilfunkanbieter interessant.<br />

Seit einiger Zeit bietet O2 Handys mit integrierter<br />

Navigationslösung an. Somit müssen unsere Kunden keine<br />

zusätzlichen Geräte kaufen und können sogar zu Fuß oder<br />

mit dem Fahrrad ihre Navigationshilfe nutzen.<br />

c//<strong>mag</strong>: Welche Rolle spielt das Mobiltelefon zukünftig bei<br />

Navigations- und Ortungslösungen?<br />

Karola Bode: Um das Satellitensignal empfangen zu<br />

können, benötigte man <strong>für</strong> die meisten mobilen Endgeräte<br />

bisher eine zusätzliche GPS (Global Positioning System,<br />

Ortung über Satellit) Mouse. Die werden über Bluetooth<br />

mit dem Endgerät gekoppelt. Alles drahtlos. Nun besteht<br />

die Herausforderung darin, die GPS-Funktion direkt im<br />

mobilen Endgerät zu integrieren. Und das ist keine ferne<br />

Zukunftsvision, sondern wird schon demnächst verfügbar<br />

sein. Vor einigen Jahren noch war eine Fotokamera in mobilen<br />

Endgeräten nur in einigen hochwertigen Endgeräten<br />

zu finden. Heute gehört die Kamera quasi zur Grundausstattung<br />

der Endgeräte. Ich sehe eine ähnliche Entwicklung<br />

auch im Bereich Navigation auf uns zukommen. Das<br />

Thema Navigation ist allerdings erst der Ausgangspunkt<br />

<strong>für</strong> Ortungslösungen, auf denen sich viele Anwendungen<br />

aufbauen lassen. Fragen wie: Wo finde ich die nächste<br />

Tankstelle, Pizzeria oder Apotheke werden uns in Zukunft<br />

unsere mobilen Geräte beantworten können. Im Geschäftskundenbereich<br />

interessieren sich unsere Kunden dagegen<br />

da<strong>für</strong>, wo genau sich ihr Außendienst befindet. So können<br />

die Mitarbeiter optimal eingesetzt werden, die Kunden wer-<br />

den schneller und zielgerichtet bedient. O2 greift <strong>für</strong> diese<br />

Anwendungen auf erfahrene Lösungspartner zurück. Diese<br />

bringen langjährige Erfahrungen aus speziellen Branchen<br />

mit und haben die passende Softwarelösung. Somit erfindet<br />

O2 das Rad nicht neu, sondern kann seinen Kunden umfassend<br />

beraten.<br />

c//<strong>mag</strong>: Reichen die Bandbreiten der Mobilfunknetze <strong>für</strong><br />

diese bzw. zukünftige Anwendungen überhaupt aus?<br />

Karola Bode: Für die aktuellen Anwendungen reichen<br />

die Bandbreiten von GPRS (General Packed Radio Service)<br />

in der Regel aus. Doch <strong>für</strong> zukünftige Anwendungen mit<br />

hochaufgelöster Grafik werden die Anwender wohl größere<br />

Bandbreiten benötigen und auf UMTS umsteigen.<br />

c//<strong>mag</strong>: Welche Rolle spielt die Ergonomie, die Usability<br />

von Oberflächen in den Navigationssystemen und worauf<br />

kommt es hier an?<br />

Karola Bode war über 20 Jahre in der IT Branche in unterschiedlichen<br />

Vertriebs- und Marketing-Positionen tätig und<br />

kennt den deutschsprachigen Consumermarkt sowie das<br />

Geschäft im Mittelstand, Industrie und Großkunden aus<br />

dem ‚efef‘ (Marketingdirektor Commodore Deutschland,<br />

Geschäftsführerin Gateway 200, Leiterin Compaq Consumer<br />

Business/Hewlett Packard, Commercial Business).<br />

1958 in Hameln geboren, absolvierte sie eine Ausbildung<br />

über vier Semester als EDV-Fachwirt. Als Vice President<br />

O2 Business ist Karola Bode heute verantwortlich <strong>für</strong> die<br />

indirekte und direkte Vertriebsorganisation, Marketing und<br />

Customer Care des Mobilfunkanbieters und adressiert mit<br />

einer „end to end“-aufgestellten Geschäftseinheit das Segment<br />

der Geschäftskunden.


Karola Bode: Wichtig ist vor allem, dass die Anwendung<br />

selbsterklärend ist. Heutzutage haben die Nutzer weder Zeit<br />

noch Lust, langatmige Bedienungsanleitungen zu studieren,<br />

um die Technik einsetzen zu können. Das gilt auch <strong>für</strong> Navigationssysteme.<br />

Das Zauberwort lautet hier „intuitiv“. Des<br />

Weiteren muss das Gerät auch mit einer Hand zu bedienen<br />

sein. Da<strong>für</strong> eignen sich besonders Geräte mit großem Display<br />

und Touchscreen, wie z. B. der XDA neo.<br />

c//<strong>mag</strong>: Stichwort Location Based Services (LBS) – ein<br />

Thema <strong>für</strong> O2?<br />

Karola Bode: Klassische LBS, insbesondere <strong>für</strong> die Fahrzeugortung,<br />

werden immer mehr von GPS-basierten Lösungen<br />

verdrängt. Die Genauigkeit der netzwerkbasierten<br />

Ortung war einfach zu gering.<br />

Stellen Sie sich vor, Sie bekommen<br />

Positionsmeldungen, die teilweise<br />

bis zu ein paar Kilometern abweichen.<br />

Dieses Thema hat sich mit<br />

der GPS-Ortung erledigt: Hier<br />

wird auf den Meter genau festgestellt<br />

wo sich das Gerät befindet.<br />

Auf einer solchen Genauigkeit lassen sich weitere Services<br />

aufbauen. Ich glaube, der Startschuss <strong>für</strong> weitere Services<br />

besonders im Businessbereich ist damit gefallen.<br />

c//<strong>mag</strong>: Wie geht das technisch vor sich?<br />

Karola Bode: Technisch wird das Endgerät über GPS lokalisiert.<br />

Diese Standortinformation wird dann über das GSM/<br />

GPRS-Netz beispielsweise auf einen Server übertragen und<br />

steht dann dort weiteren Anwendungen zu Verfügung.<br />

c//<strong>mag</strong>: Mit wem arbeiten Sie hier zusammen?<br />

Karola Bode: Wir arbeiten im Bereich Navigation mit<br />

dem Marktführer TomTom zusammen. Für Businessanwendungen<br />

zum Thema Ortung und Außendienststeuerung<br />

arbeiten wir mit Spezialanbietern wie mobileObjects und<br />

WNS-Europe zusammen.<br />

c//<strong>mag</strong>: Stichwort Flottenmanagement: Sind die Hersteller<br />

mit den aktuellen Lösungen nicht schon „am Ende der Fahnenstange“<br />

dessen, was möglich ist?<br />

Karola Bode: Bisher mussten sich Anwender von Flottensteuerungssystemen<br />

die Lösung bei verschiedenen Anbietern<br />

zusammensuchen. Hardware, ein entsprechendes<br />

Portal, eine SIM-Karte mit dahinter stehendem GPRS-Netz<br />

werden dabei immer benöigt, evtl. noch eine Navigationslösung.<br />

Heute fordern die Nutzer aber mehr. Sie wollen die<br />

„Für die aktuellen Anwendungen reichen die<br />

Bandbreiten von GPRS (General Packed Radio<br />

Service) in der Regel aus. Doch <strong>für</strong> zukünftige<br />

Anwendungen mit hochauflösender Grafik werden<br />

die Anwender wohl größere Bandbreiten<br />

benötigen und auf UMTS umsteigen.“<br />

033<br />

Lösung aus einer Hand bekommen. Momentan ist sehr viel<br />

Bewegung im Markt. Die Zukunft wird zeigen, wer sich mit<br />

den besten Lösungen durchsetzen kann.<br />

c//<strong>mag</strong>: Gibt es bereits Analyse-Tools <strong>für</strong> das Controlling,<br />

die logistische Optimierung?<br />

Karola Bode: Logistische Abläufe können beliebig durch<br />

solche Lösungen optimiert werden. Alle Fahrten der Fahrzeuge<br />

werden festgehalten und können beliebig ausgewertet<br />

werden. Die manuelle Fahrtenbuchführung beispielsweise<br />

ist damit überflüssig geworden. Sie können genau feststellen,<br />

welches Ihrer Fahrzeuge welche Stecken an welchen Tagen<br />

gefahren ist und anhand dessen Ihre Routen optimieren<br />

oder Schwachstellen in den Prozessen aufdecken. Das sich<br />

daraus ergebende Kosteneinsparungspotenzial<br />

ist dem Kunden<br />

sofort klar. Eine moderne Disposition<br />

ohne Flottensteuerungslösung<br />

ist kaum noch denkbar.<br />

c//<strong>mag</strong>: Werden Navigationslösungen<br />

durch zusätzliche Informationen<br />

„veredelt“, z. B. durch<br />

Staumeldungen oder den Bestand von Warenwirtschaftssystemen?<br />

Karola Bode: Die Themen Navigation und Flottensteuerung<br />

sind nicht mehr voneinander zu trennen. Klar ist, wenn<br />

ich feststelle, wo sich mein Außendienstmitarbeiter gerade<br />

befindet und ich ihm den nächsten Auftrag mit Zieladresse<br />

des Kunden sende, dass diese Adresse automatisch in sein<br />

Navigationssystem übernommen wird. Das Schlagwort<br />

End-to-end-Anwendung wird hier wirklich gelebt. Es gibt<br />

keinen Datenbruch mehr oder eine Adresseingabe per<br />

Hand. Verkehrsinformationen sind heute schon wesentlicher<br />

Bestandteil von guten Navigationslösungen.<br />

c//<strong>mag</strong>: In welche Segmente würden Sie den Markt der<br />

Navigationslösungen mit Geodaten einteilen?<br />

Karola Bode: Ganz klar sind alle Nutzer mit Fahrzeugen<br />

klassisch diejenigen, die Navigationslösungen brauchen und<br />

nutzen. Die Einfachheit in der Anwendung und die Kostenentwicklung<br />

der letzten Jahre weist aber deutlich auf einen<br />

großen Massenmarkt <strong>für</strong> Navigation hin. Businesskunden<br />

mit Fuhrpark sind prädestiniert <strong>für</strong> Navigations- und Flottensteuerungslösungen.<br />

Diese Themen werden aber auch<br />

<strong>für</strong> andere Unternehmen mit Fuhrpark sowie <strong>für</strong> private<br />

Anwendungen interessant. Die neuesten Endgeräte können<br />

auch Fußgängern das Leben erleichtern ...


034 Titel<br />

c//<strong>mag</strong>: ... On-Board und Off-Board ...<br />

Karola Bode: Wichtig ist die Unterscheidung in On-Board<br />

und Off-Board Navigation. On-board bedeutet, dass die<br />

komplette Software, also das Straßenkartenmaterial schon<br />

im Endgerät gespeichert ist. Bei der Off-Board Navigation<br />

dagegen lädt sich der Anwender<br />

immer das aktuelle Kartenmaterial<br />

online herunter, bei mobilen<br />

Endgeräten online über GPRS.<br />

Beide Lösungen haben ihre Vor-<br />

und Nachteile. Im deutschen Markt konnten sich Off-Board<br />

Navigationssysteme bisher nur schwer behaupten. Die Unsicherheit,<br />

was eine Routenberechnung kostet, und die bislang<br />

unzureichende Benutzerfreundlichkeit schreckten viele<br />

ab. Vielleicht liegt die Wahrheit in der Mitte. Die Kombination<br />

aus integrierter Software und demAbruf von aktuellen<br />

Informationen und Updates online könnten zukunftsweisend<br />

sein. Die so genannten Hybrid-Lösungen integrieren<br />

die Vorteile beider Lösungsalternativen. Ein netter Zufall,<br />

dass das Thema Hybrid auch in der Antriebstechnik von<br />

Fahrzeugen ein zukunftsweisendes Thema ist.<br />

„Die Kombination aus integrierter Software und<br />

dem Abruf von aktuellen Informationen und Updates<br />

online könnte zukunftsweisend sein.“<br />

c//<strong>mag</strong>: Welche Trends in der Software-Entwicklung <strong>für</strong><br />

Navigationssysteme gibt es?<br />

Karola Bode: Wir haben festgestellt, dass die Nachfrage<br />

nach mobilen Geräten in allen Bereichen des täglichen<br />

Lebens stetig wächst. Als Anbieter von mobilen Diensten<br />

im Sprach- und Datenbereich<br />

wird daher auch das Thema Navigation<br />

an Bedeutung gewinnen.<br />

Der Nutzer möchte nicht viele<br />

verschiedene Geräte mit sich herumtragen.<br />

Wenn er ein mobiles Endgerät z. B. <strong>für</strong> Sprache,<br />

E-Mail, Internet und Navigation haben kann, warum sollte<br />

er sich noch weitere anschaffen?<br />

c//<strong>mag</strong>: Ihr Tipp <strong>für</strong> die Entwicklung des Marktes?<br />

Karola Bode: Wir rechnen damit, dass das Thema Navigation<br />

die nächsten Jahre erheblich an Bedeutung gewinnen<br />

wird. Navigation auf mobilen Engeräten wird dabei unserer<br />

Ansicht nach am stärksten wachsen. Diese Prognosen bieten<br />

gute Möglichkeiten sowohl <strong>für</strong> Mobilfunkanbieter als auch<br />

Anbieter von Navigationslösungen und Content.


Nie mehr verlaufen<br />

Ab 2011 wird Galileo punkten. Während GPS ein militärisches System<br />

war und ist, bietet das europäische Gemeinschaftsprojekt als kommerzielles<br />

System eine bislang nicht gekannte Zuverlässigkeit. Mit 30 Satelliten, die<br />

in einem günstigen Winkel zum Äquator stehen, wird selbst die Ortung<br />

in Häuserschluchten metergenau sein. Andere Ortungstechnologien werden<br />

damit aber nicht automatisch überflüssig. Ob nun Handyzellen (bis<br />

100 Meter), GPS (50-15 Meter), EGNOSS und Galileo (bis 1 Meter) oder<br />

WLAN – Technologien werden nicht ersetzt, sondern kombiniert. Das<br />

entsprechende Schlagwort heißt „Seamless Localization and Communication“.<br />

Der Anwender will nur die optimale Navigation und Orientierung<br />

an jedem Ort – egal ob ein Mobilfunkempfang oder ein Satellitensignal<br />

verfügbar ist.<br />

Die Anwendungen im entstehenden Markt <strong>für</strong> Global Navigation Satellite<br />

Systems (GNSS) zeigen, wohin die Reise geht. Interoperabilität von <strong>Geoinformationssysteme</strong>n<br />

(GIS) und -daten sowie die Konvergenz der Technologien<br />

sind der Schlüssel zum Milliardenmarkt. Erfreulicherweise sind diesmal<br />

deutsche Firmen ganz vorn mit dabei. Nur ein Beispiel ist die Lösung<br />

zur Übersee-Containerverfolgung eines Spinoffs des Anwenderzentrums:<br />

Eine Kombination aus Satellitenkommunikation, Mobilfunkkommunikation,<br />

RFID und GPS ermöglicht die genaue Lokalisierung der Schiffscontainer<br />

einschließlich Identifikation auf einer Atlantiküberquerung. Eine<br />

Lösung mit hohem Integrationsgrad wie diese wird in Zukunft aus einer<br />

Kombination von SatCom, Mobilfunk, WLAN sowie Lokalisierungstechnologien<br />

wie Galileo, GPS, Glonass und Nahfeldortung über RFID oder<br />

WLAN bestehen.<br />

Mit Galileo werden nicht nur kommerzielle B2B-Navigations-, Tracking-<br />

und Ortungsanwendungen einen kräftigen Schub erhalten, sondern<br />

insbesondere der B2C-Bereich und die Fußgängernavigation. Und damit<br />

Location Based Services (LBS) wiederbeleben.<br />

Während vor allem Receiver- und Chip-Hersteller den Takt im Markt<br />

vorgeben, gibt es einen natürlichen Bremser: die Erde. Zu einer hochgenauen<br />

Lokalisierung gehört ein entsprechendes Kartenmaterial. Solange<br />

dieses über die Landesgrenzen hinweg nicht zusammenpasst, nützt die<br />

schönste Ortung nichts. Denn „Ortung“ bedeutet noch lange nicht „Navigation“.<br />

Die Interoperabilität von <strong>Geoinformationssysteme</strong>n wird aus<br />

diesem Grund zukünftig ein ganz besonderer Schlüssel <strong>für</strong> die Nutzung<br />

von GNSS-Technologien sein.<br />

Hier gibt es in Deutschland einiges: Etwa den „Runden Tisch GIS“ in<br />

München, der sich mit der Interoperabilität nach den Richtlinien des Open<br />

Geospatial Consortiums (OGC) befasst und auf dieser Basis eine international<br />

einmalige OGC-Testplattform realisiert hat. Und nicht zuletzt findet<br />

sich das Thema verstärkt auf den IT-Messen wieder.<br />

Christian Stammel<br />

Business Development, Anwendungszentrum GmbH<br />

035


Sag mir, wo die Läden sind ...<br />

Die Zlteren unter uns kennen ihn, den Laden und „Tante Emma“ um die<br />

Ecke. In der Auslage lauter Verpackungen, die daran erinnerten, wie wir als<br />

Kinder Kaufmannsladen gespielt haben. Drinnen gab es noch leibhaftige<br />

Menschen statt eines digitalen Avatars: Die Kundenbetreuung war noch<br />

nicht in den Untiefen der CRM-Systeme versenkt. Und <strong>für</strong> die Begrüßung<br />

brauchte der Kundenbetreuer keine CTI-Lösung mit Rufnummernerkennung,<br />

sondern nur sein Gedächtnis. Ach ja, dahin ...<br />

Bücher, auch so ein Fall. Was konnte es Schöneres geben, als bei dem<br />

Schild „Modernes Antiquariat“ seine Zeit zu verbummeln? Vorn an der<br />

Kasse oder in dem mit Büchern zugewachsenen Arbeitszimmer eine geschäftige<br />

Buchhändlerin. Heute ist der Buchhandel von der Dauerkrise<br />

zermürbt. Eine weitere Übernahme steht ins Haus. Gerade haben Weltbild<br />

und Hugendubel ihr Filialgeschäft in einem Joint Venture gebündelt. Insgesamt<br />

451 Filialen. Und die E-Books sind noch nicht wirklich ins Rollen<br />

gekommen ...<br />

Wo das Buch erst noch hinkommen wird, ist die Software schon angekommen:<br />

im Netz. 2010, so die Marktforscher von PricewaterhouseCoopers<br />

(PWC), erreicht der weltweite Medien- und Entertainment-Markt ein<br />

Volumen von 1,8 Billionen US-Dollar. Die Analysten aus Frankfurt erwarten,<br />

dass nicht nur elektronische Vertriebsformen von Software, sondern<br />

auch von Unterhaltungscontent, darunter Musik, Filme und Spiele, den<br />

physischen Vertriebswegen zunehmend das Wasser abgraben werden: 2005<br />

habe der weltweite Online-Umsatz 19 Mrd. US-Dollar betragen, 2010 soll<br />

das Marktvolumen 67 Mrd. US-Dollar erreichen. Wo werden da die Läden<br />

bleiben ...<br />

In die genau wollten wir <strong>für</strong> die neue Ausgabe unserer Galerie. Um uns<br />

nach Software umzusehen und um zu fotografieren. Mediamarkt: Zutritt<br />

verweigert. Wer ist hier jetzt blöd? Ich? Saturn: „Ohne Dreh- und Fotografiergenehmigung<br />

dürfen wir Sie im Haus nicht fotografieren lassen.“ Die<br />

Anmeldung über die Pressestelle: zu kurzfristig und ergebnislos. Dieser<br />

Geiz ist ganz besonders geil: Absage per E-Mail, Telefonkosten gespart.<br />

Anders die kleinen Läden. Size matters: Je kleiner, desto freundlicher. Da<br />

sind sie wieder: die randvoll gestellten Regale. Die Stapelhaufen, die einem<br />

den Weg verstellen. Die Sonderangebote auf der Kassentheke: 5 Euro <strong>für</strong><br />

ein deutschlandweites Telefonbuch und über 100.000 Stadtpläne.<br />

Ab in den Warenkorb! Wollen Sie wirklich bestellen? Ja! Wie möchten<br />

Sie bezahlen? Bar! Hier! Jetzt! Ohne erst meine Adresse und meine Bankverbindung<br />

eintippen zu müssen. Was, kein ‚Click&Buy‘, sondern ‚PayPal‘?<br />

Hab ich nicht. Erst anmelden. Du meine Güte, ich will doch nur etwas kaufen.<br />

Wieso liegt das Anti-Virus-Kit jetzt zweimal im Warenkorb? Zurück,<br />

Eingabe löschen. Himmel Herrgott. Ich komme hier noch völlig durcheinander.<br />

Ich brauche definitiv mehr Real Word Awareness.<br />

Redaktion c//<strong>mag</strong><br />

037


038<br />

Mit anonymen Internetdingens mit Warenkorb<br />

kann ich ja nix anfangen. Ich<br />

brauch immer den Laden, wo ich fragen<br />

kann. Beratung. Und wenn es so aussieht<br />

wie im Buchladen, umso besser. Hier,<br />

da steht ja noch so ein echter Regalhocker.<br />

Wie bei Büchern, ist aber alles<br />

Software. Ob es hier auch Krimis gibt?


Brauchen tu ich eigentlich ... doch<br />

... Buchhaltung ist immer ein Thema.<br />

Quicken, kenn ich, ist glaub ich ganz<br />

gut. Eigentlich hab ich aber auf Buchhaltung<br />

ja keine Lust. Hier, Fotos<br />

scannen und Etiketten drucken, kann<br />

ich bestimmt mal brauchen. Digitales<br />

Fotoalbum und so.<br />

039


040<br />

D-Info sowieso. 5 Euro, ein echtes<br />

Schnäppchen! Hab ich nach 10 Telefonnummern<br />

wieder drin. Stadtpläne sind<br />

auch dabei. Gebongt. Und den PDF-<br />

Schreiber ... brauch ich glaub ich ...<br />

eher nicht. Geht ja auch so, aus jedem<br />

Programm PDFs rausschreiben, oder?


Sicherheit, das ist natürlich immer<br />

gut. Kann jeder gar nicht hoch genug<br />

hängen, das Thema. Wahrscheinlich hängt<br />

die Box deshalb unter der Decke. Also,<br />

Sicherheit, die nehm ich. Firewalls kenn<br />

ich bisher nur aus Katastrophenfi lmen.<br />

Da kann jederzeit was passieren. Super.<br />

Hier, kenn ich. Kann man DVDs mit kopieren.<br />

Klar, nur Privatkopie. Brennen soll<br />

aber auch Spaß machen, oder? Oder ich<br />

bring den Kindern Ice Age 2 mit.<br />

Mal sehen.<br />

041


042 Schwerpunkt<br />

Literatur in elektronischer Form nimmt einen festen Platz<br />

in unserer Medienwelt ein. Die Grenzen zwischen Text und<br />

Bild, zwischen Lektüre und Spiel lösen sich hier allmählich<br />

auf. Die herkömmliche Erfahrung des Lesens, die wir im<br />

Umgang mit Büchern gesammelt haben, verändert sich dadurch.<br />

Welche Kompetenzen brauchen wir, um uns in dem<br />

elektronischen Medium zurechtzufinden, um mit Freude<br />

darin zu lesen? Mit diesen Fragen beschäftigen sich die Lese-<br />

und Rezeptionsforschung und die Vermittlungswissenschaft<br />

(Didaktik) der Sprache und Literatur. Antworten zu finden,<br />

Perspektiven zu entwickeln und Kompetenzen zu stärken<br />

sind die erklärten Ziele entsprechender Untersuchungen.<br />

Der andere Text<br />

Anders lesen<br />

Worum geht es? Literarische Texte im Internet unterscheiden<br />

sich von denen im Buch veröffentlichten durch andere<br />

Lektürewege und durch ein gewandeltes Autor-Leser-Text-<br />

Verhältnis. Dies stellt eine Herausforderung des Lesevermögens<br />

dar. Wer die übliche, am gedruckten Medium orientierte<br />

Lesesozialisation erfahren hat, muss nun umdenken.<br />

Lesen in seiner „Papierform“ verlangt nur einen minimalen<br />

motorischen Aufwand (Umblättern der Seiten) und erlaubt<br />

eine von äußerer Wahrnehmung weitgehend abgeschottete<br />

Lesen am Bildschirm<br />

Elektronische Texte mit Hyperlinks verändern das Leseverhalten. Wer am<br />

Bildschirm liest, bahnt sich mit einem individuellen Lesepfad seinen Weg<br />

durch den Text. Dabei sind „Cybertexte“ nicht unbedingt neu.<br />

Berbeli Wanning<br />

Konzentration auf innere Vorstellungen und Bilder. Das eigentliche<br />

Lesen findet im Kopf statt.<br />

Hingegen unterscheiden sich literarische Texte in elektronischer<br />

Form, auch Hyperfiction genannt, von herkömmlichen<br />

vor allem dadurch, dass sie Links enthalten, von denen<br />

aus auf andere Texte, aber auch auf Bilder, Videos und Tonelemente,<br />

zugegriffen werden kann. Die Beziehung zwischen<br />

dem ursprünglichen Text und den durch die Links eröffneten<br />

Möglichkeiten wird als Linksemantik bezeichnet, weil<br />

hier eine zusätzliche Bedeutungsstruktur installiert wird,<br />

die der Text in Buchform nicht haben kann. Die Lektüre der<br />

Hyperfiction erfordert daher andere Wahrnehmungs- und<br />

Selektionshandlungen. Die gegenüber dem üblichen Lesen<br />

erhöhte körperliche Aktivität (aufrechte Sitzhaltung, meist<br />

am Tisch, erforderlich; Mouseklick, Tastatur im Blick) beeinflusst<br />

den Konzentrationsprozess auf den Inhalt des Gelesenen.<br />

Sie kann als Störung der kreativen Kontemplation<br />

empfunden werden. Wer Hyperfiction lesend verstehen will,<br />

muss Entscheidungen treffen, wie die Linksemantik als zusätzliche<br />

Verstehensebene in den Lektüreprozess integriert<br />

werden soll. Hypertext-Lektüre ist also eine bewegte Performance<br />

im virtuellen Raum – das genaue Gegenmodell zur<br />

gewohnten Rezeption literarischer Texte durch stilles Lesen.


Lesetechnik im Mittelpunkt des Interesses<br />

Viele Studien zum Thema Hyperfiction beschäftigen sich<br />

mit den Rezeptionsprozessen dieser neuen Literaturform,<br />

richten ihr Interesse aber vor allem auf die Techniken des Lesens.<br />

Kaum jemand stellt die Frage, ob Hyperfiction-Lektüre<br />

Spaß machen kann, ob sie fasziniert. Das Thema Leselust,<br />

im Kontext der Buchlektüre ausgiebig untersucht, bleibt in<br />

der Hyperfiction-Debatte oft außen vor. Das Lustprinzip<br />

als wichtige Motivation, sich mit Literatur zu beschäftigen,<br />

steht in einem engen Zusammenhang mit dem Spieltrieb.<br />

Hyperfiction-Lektüre kommt dem entgegen, denn der<br />

Übergang zum Spielerischen ist hier fließend. Dennoch<br />

geben sich nur wenige als begeisterte Hyperfiction-Leser<br />

zu erkennen, sie haben keine Community außerhalb des<br />

Netzes, während der Markt <strong>für</strong> wie gewohnt publizierte Belletristik<br />

boomt und die Feuilletons von Leseempfehlungen<br />

und Rezensionen schier überquellen. Warum gibt es diese<br />

Unterschiede?<br />

Ein Grund <strong>mag</strong> sein, dass das Lesen und Verstehen literarischer<br />

Texte im Internet besondere Kompetenzen voraussetzt,<br />

die mit der Struktur des Mediums zusammenhängen.<br />

Sie sind freilich erlernbar, aber eben <strong>für</strong> die meisten von uns<br />

ungewohnt. In der neuen Art der digitalen Textorganisation<br />

sind die einzelnen Textfragmente durch Links miteinander<br />

verbunden, aber nicht-sequentiell geschrieben. Bereits<br />

seit Mitte der 60er Jahre ist da<strong>für</strong> der Begriff Hypertext<br />

gebräuchlich, von dem sich Hyperfiction als Bezeichnung<br />

nicht-sequentieller Texte literarischen Inhalts ableitet.<br />

Leser müssen nun eigene Lesestränge festlegen und sind<br />

nicht mehr zwingend – wie im Buch – an die vom Autor<br />

festgelegte Ordnung gebunden. Es gibt den Text nicht mehr<br />

als fertiges Produkt. An dessen Stelle tritt die „dynamische<br />

Perspektive des Textlesens“, also ein Prozess. Wie findet man<br />

sich darin zurecht?<br />

Der „individuelle Lesepfad“<br />

Die Rezeptionsforschung hat dazu das einprägsame Bild<br />

des Pfades geschaffen: Um einen hyperfiktionalen Text zu<br />

lesen, muss ein individueller Lesepfad angelegt werden. Anderenfalls<br />

ist die Gefahr groß, sich in der vielfältig vernetzten<br />

Struktur (Rhizom) der Hyperfiction zu verlieren und<br />

gar nichts mehr zu verstehen. Damit wäre natürlich jede<br />

Freude an der Lektüre verdorben. Das Legen eines Pfades<br />

ist also die notwendige Bedingung <strong>für</strong> eine nutzbringende,<br />

Spaß machende Rezeption. Er führt sicher durch das Labyrinth<br />

möglicher Deutungen und kann dank der Retracing-<br />

Funktion z. B. der WWW-Browser zurückverfolgt werden.<br />

Wir brauchen den Pfad, weil es keine „gültige“ Lesart mit<br />

vorgegebener Reihenfolge mehr gibt. Die gesondert begehbaren<br />

Lesepfade definieren Ausgangspunkte individuell,<br />

bestimmen den Anfang einer Geschichte ebenso wie das<br />

Ende nach den Wünschen des Lesers, der jetzt viele neue<br />

Möglichkeiten hat: Er kann den Ausgangspunkt fixieren<br />

und zu ihm zurückzukehren, um den Text kreisförmig zu<br />

erschließen. Er kann auch einzelne Wege verbinden oder<br />

diese ins Leere laufen lassen, er kann dem Text entfliehen<br />

oder in einen anderen springen. Der Möglichkeiten gibt es<br />

viele, aber wie behält man den Überblick? Dieser wird normalerweise<br />

durch inhaltliche Kohärenz, d. h. durch einen<br />

sinnvollen Textzusammenhang gewährleistet. Weil dieser<br />

bei der Hyperfiction-Lektüre nicht mehr vorgegeben ist,<br />

muss er im Verlauf des Leseprozesses hergestellt werden.<br />

Schwierigkeiten mit dem neuen Medium<br />

043<br />

Dabei stößt der Leser auf Schwierigkeiten, die aus dem<br />

Medium selbst erwachsen. Die materielle Form des Textes<br />

ist nicht verlässlich. Dieser kann auf einer nicht wahrnehmbaren<br />

Ebene Informationen enthalten, die z. B. der Autor in<br />

der Programmierung versteckt hat und die unerkennbar den


044 Schwerpunkt<br />

Leseprozess beeinflussen, wenn nicht gar steuern. Der jeweils<br />

sichtbare literarische Text ist im Prinzip so rezipierbar wie<br />

der herkömmliche auch. Da aber digitale Texte Scriptons<br />

(Zeichenstränge, wie sie sich dem Leser präsentieren, wenn<br />

er sie aufruft) und Textons (Zeichenstränge, wie sie im Text<br />

existieren, weil der Autor sie festgelegt hat) enthalten, die<br />

nicht immer zugleich sichtbar sind, wird es kompliziert. Im<br />

traditionellen Text fallen Textons und Scriptons zusammen<br />

und werden nicht unterschieden. In Hypertexten hingegen<br />

werden weder alle vorhandenen Textons aufgerufen noch<br />

hat man einen Überblick, wie viele und welche existieren.<br />

Erst durch den Leseakt kommt ein Teil davon als Scriptons<br />

an die Oberfläche. Im Zusammenwirken dieser beiden Seiten<br />

verändert sich der sichtbare Text auch materialiter. Die<br />

entstandene Gestalt des Textes ist die Basis der Interpretation,<br />

die der Leser dann vornimmt. Lesen in diesem medialen<br />

Kontext ist mithin ein interaktiver Prozess. Es ist wie beim<br />

Laufen auf einem schwimmenden Schiff im Unterschied<br />

zum Laufen an Land: Man kommt voran, aber schwankend.<br />

Und man weiß, dass der Grund nicht wirklich fest ist.<br />

Was kann der Leser tun?<br />

Um im Bild zu bleiben: Was kann der Leser tun, damit<br />

er nicht „seekrank“ wird? Jeder literarische Text regt die<br />

I<strong>mag</strong>ination an und hinterlässt eine prägende Spur im<br />

Gedächtnis. Diese wirkt bei der Lektüre auf seine Entscheidung<br />

ein, wie mit dem Text zu verfahren ist. Klicken oder<br />

weiterlesen? Ein Bild anschauen oder in einen ganz anderen<br />

Text springen? Links sind immer eingebunden, selbst wenn<br />

sie ignoriert werden. Bisher ist nicht hinreichend erforscht,<br />

welche Gründe den Leser hauptsächlich veranlassen, einem<br />

Link zu folgen oder beim ursprünglichen Text zu bleiben.<br />

Liegen sie in einer überkommenen Erwartungshaltung an<br />

Texte? Oder siegt die Neugier auf das Unbekannte? Ist es die<br />

Freude an den spielerischen Möglichkeiten? Oder erfolgt<br />

bald der frustrierte Abbruch des Lesens wegen Überforderung?<br />

Begründete und nachvollziehbare Antworten auf<br />

diese Fragen wären hilfreich <strong>für</strong> Hypertext-Autoren gleich<br />

welcher Art, vom Dichter bis zum Werbetexter. Ein „Goethe<br />

der Hyperfiction“, der bei höchstem ästhetischen Anspruch<br />

seine Leser auch noch unterhält, existiert bisher nicht.<br />

Ein literarischer Text verlangt nach Interpretation, worunter<br />

im Allgemeinen die individuelle Reorganisation seiner<br />

Bedeutung verstanden wird. Der Gewinn und die Lust, die<br />

der Literatur Lesende aus seinem Tun zieht, ist eine veränderte<br />

Sicht auf die Welt, eine neue Perspektive. Er erhält<br />

vom Text ein Deutungsangebot, das er mit der Interpretation<br />

realisiert. Bei der Lektüre von Hyperfiction muss er<br />

allerdings zusätzlich das Textmaterial reorganisieren. Diese<br />

zweite Ebene gilt als interpretatorische Interaktion im engeren<br />

Sinne. Interaktion meint hier, dass durch den Leser die<br />

Bedeutung des Textmaterials real verändert wird.<br />

Cybertext – mehr als Interaktion<br />

Nun hat sich der Begriff Interaktion bzw. Interaktivität im<br />

Zusammenhang mit neuen Medien so sehr abgenutzt, dass<br />

er zur Beschreibung des komplexen Rezeptionsprozesses<br />

nicht mehr ausreicht. Der Theoretiker Espen Aarseth schuf<br />

das Kunstwort Cybertext, womit er Texte charakterisiert, die<br />

dynamische Strategien verfolgen. Er findet entsprechende<br />

Beispiele bereits in der Antike. Es gibt sie also nicht erst<br />

seit dem Computerzeitalter, aber nachdem Cybertexte in<br />

das elektronische Medium eingezogen sind, haben sich<br />

ihre Dynamisierungsmöglichkeiten vervielfältigt. Von den<br />

Lesern wird nun eine entsprechende dynamische Rezeptionsstrategie<br />

verlangt. Sinnkonstituierendes Lesen, an sich<br />

ein innerpsychischer Vorgang, muss zugleich physisch in die<br />

Außenwelt übertragen werden. Durch Aktivieren der Links<br />

– wird materialiter ein Text geschaffen, der seine Existenz<br />

der jeweiligen Lesestrategie verdankt.<br />

Zum besseren Verständnis dieser Vorgänge hat Espen<br />

Aarseth zwei Konzepte entwickelt, die er theoretisch strikt<br />

getrennt hält: Er unterscheidet die Mehrdeutigkeit, die jeden<br />

literarischen Text kennzeichnet, von einer materiellen<br />

Mehrförmigkeit, die konstitutives Merkmal der Cybertexte<br />

ist. Literarische Cybertexte haben beide Kennzeichen, sie<br />

sind mehrdeutig und mehrförmig. Mit anderen Worten:<br />

Während des Leseprozesses wird der elektronische Cybertext<br />

zugleich rezipiert und konstruiert. Dies bedeutet, dass<br />

der Text erst beim Lesen entsteht.<br />

Interessensausgleich bei der Linksemantik<br />

Wenn wir diesen Leseprozess genauer verstehen wollen,<br />

dürfen wir die Aktivierung einzelner Links nicht isoliert<br />

betrachten. Sie sind strukturell nicht nur mit der materiellen<br />

Textkonstitution verknüpft, sondern auch mit der<br />

Bedeutungsebene der Interpretation. So wird der Leser eine<br />

individuelle Entscheidung treffen, aber in diese seine erlernte<br />

Erwartungshaltung im Umgang mit Literatur einfließen<br />

lassen. Es gibt also einen interessegeleiteten Einfluss der Interpretationsebene<br />

eines Textes auf die Linksemantik. Zwar<br />

sind die Linkmöglichkeiten vorgegeben, ob ein Link jedoch<br />

aktiviert oder nicht, bleibt dem Leser überlassen. Dessen<br />

Entscheidung ist wiederum abhängig von der Inhaltsebene<br />

bzw. der Bedeutung, die der Leser dem Inhalt zuweist.


Susanne Berkenheger, Autorin prämierter Hyperfi ction, ist<br />

überzeugt, dass von Hyperfi ction eine starke Leseerfahrung<br />

ausgeht, weil sie dem Leser eine besondere Welt bietet, in die<br />

hinein er sich fallen lassen kann. Die Sogwirkung des Lesens<br />

von Hyperfi ction besteht darin, dass der Leser konkret zum<br />

Mitspieler wird. Dadurch kann er sich viel stärker als bei der<br />

Buchform mit dem Text, seiner Handlung, seinen Figuren<br />

identifi zieren. Susanne Berkenheger fordert: „Hyperfi ction<br />

müsste dem Leser ermöglichen, dass er permanent und<br />

ohne Anstrengung zwischen Zuschauerraum (seiner Rolle<br />

als Leser) und Bühne (der Rolle des Mitspielers) hin- und<br />

herspringt, und es müsste natürlich Leser geben, die das mögen<br />

und auch können, weil sie Übung drin haben. Das hat<br />

aber im Moment kein Mensch, der Autor auch nicht.“ Die<br />

tatsächliche Komplexität dieses doppelten Konstitutions-<br />

und Rezeptionsprozesses wird hier direkt angesprochen,<br />

ist aber in der Praxis kaum erforscht. Eine entsprechende<br />

Datensammlung, Fallanalyse und Theoriebildung wäre vor<br />

allem mit Blick auf die junge Generation erforderlich: Sie<br />

wird ohne Hypertext-Lesekompetenz nicht auskommen.<br />

Der Umgang mit Hypertext wird Standard<br />

Rezeptionsforschung ist wichtig. Der angemessene Umgang<br />

mit Hypertexten wird zukünftig eine Standardanforderung<br />

sein. Dies setzt eine entsprechende Erweiterung der<br />

Lesekompetenz voraus, um die es – wie die PISA-Studien<br />

gezeigt haben – in Deutschland nicht zum Besten steht.<br />

Immer mehr der <strong>für</strong> Alltag, Berufsleben oder Unterhaltung<br />

erforderlichen Texte liegen auch oder sogar ausschließlich in<br />

hypertextueller Form vor. Hinzu kommt eine entsprechende<br />

Veränderung unserer kulturellen Gewohnheiten durch den<br />

Medienwandel. Doch sind wir – individuell und als Gesellschaft<br />

– mit unseren Kernkompetenzen schon hinreichend<br />

darauf vorbereitet? Es geht nicht nur um die technische<br />

Versiertheit allein, sondern auch um Vertrautheit mit dieser<br />

Form der Literatur bzw. der Texte. Wenn wir hierzu neue<br />

Konzepte entwickeln, was dringend geboten scheint, sollten<br />

sie an den Anforderungen der Zukunft gemessen werden.<br />

Prof. Dr. Berbeli Wanning<br />

Die studierte Philologin, Jahrgang 1959,<br />

promovierte mit einer Arbeit zur Kunstphiloso-<br />

phie Schellings. An der Pädagogischen Hoch-<br />

schule Ludwigsburg lehrt Berbeli Wanning<br />

neuere deutsche Literatur und deren Didaktik.


046 Schwerpunkt<br />

Mit dem Wechsel vom bisherigen Messestandort Essen<br />

nach Köln spricht die Koelnmesse GmbH, seit 2005 Veranstalter<br />

der DMS EXPO, weniger von alten als vielmehr<br />

von den neuen Zielen: So wolle der Veranstalter 2006 das<br />

positive Ergebnis von 2005 weiter steigern und neue Besucherpotenziale<br />

erschließen. Das solle unter anderem durch<br />

die gezielte Ansprache von mittelständischen Unternehmen<br />

und bessere Zusammenarbeit mit der IHK erreicht werden.<br />

Fachbesucher haben über das neue Internet-Tool „Business<br />

Matchmaking“ die Möglichkeit, bereits vor der Messe mit<br />

den Ausstellern der DMS in Kontakt zu treten und Termine<br />

zu vereinbaren.<br />

Zudem verbessert der Veranstalter die Attraktivität der Messe<br />

<strong>für</strong> Aussteller und Besucher durch organisatorische Maßnahmen.<br />

Mit der neuen, schnelleren Besucherregistrierung<br />

will die Koelnmesse GmbH Warteschlangen am Eingang<br />

vermeiden. Des Weiteren sind kostenlose Besucherführungen<br />

geplant. Die gesamte Messe ist anders als in Essen in<br />

einer einzigen großen Halle untergebracht. Der Besucher<br />

findet damit alle bedeutenden nationalen und internationalen<br />

Anbieter der Branche, 370 haben sich angemeldet, unter<br />

einem Dach.<br />

DMS EXPO 2006 in Köln<br />

Kukkstu in<br />

Essen Köln<br />

In diesem Jahr wird ECM eines der wichtigsten Themen auf der DMS EXPO sein. Erstmals in<br />

Köln ausgerichtet, dreht sich alles um Technologien, die geschäftliche und organisatorische<br />

Prozesse rationalisieren, optimieren und beschleunigen.<br />

Nicole Körber<br />

Posteingang und Storage im Fokus<br />

Zu den wichtigen Themen in diesem Jahr zählen neben<br />

Enterprise-Content-Management (ECM) wieder die elektronische<br />

Postbearbeitung und Speichertechnologien. In<br />

Zusammenarbeit mit dem VOI (Verband Organisations-<br />

und Informationssysteme e.V.) gibt es die Neuauflage<br />

des Showcase „Digitale Postbearbeitung“. Messebesucher<br />

erleben dort live, wie in einem Beispielunternehmen eingehende<br />

Dokumente ihren Weg vom Posteingang bis zur<br />

Archivierung durchlaufen. Die stärkere Beachtung der<br />

Speichertechnologien im Rahmen des neuen DMS-Storage-<br />

Forums zeigt die Bedeutung des Themas und reflektiert das<br />

wachsende Engagement der Ausstellern. IBM widmet diesem<br />

Bereich erstmalig eine separate Standfläche.<br />

Best Practice Panels mit vertiefenden Informationen<br />

Zu den Besonderheiten der DMS EXPO zählen seit jeher<br />

die Begleitveranstaltungen, die den Besuchern umfangreiche<br />

Informationen zu dem Thema DMS im Allgemeinen<br />

und spezifische Informationen zu Fachthemen bieten. Die


Koelnmesse hält an dieser Tradition mit Vorträgen, Podiumsdiskussionen<br />

sowie Anwendungs- und Praxisbeispielen<br />

fest. Interessant die „Best Practice Panels“, moderiert vom<br />

Branchenkenner Dr. Ulrich Kampffmeyer. Sie beschäftigen<br />

sich mit Enterprise-Content- und Business-Process-Management.<br />

Das VOI-Forum der DSM EXPO wird direkt in der<br />

Messehalle stattfinden und ist <strong>für</strong> alle Messebesucher frei<br />

zugänglich. Für die inhaltliche Gestaltung sorgt der VOI, der<br />

ideelle Träger der DMS EXPO und Wegbereiter der Branche.<br />

Die Vorträge des Forums bedienen Themen ausgehend<br />

von hochwertigen Basics über Informationsmanagement,<br />

Markt- und Technologietrends bis hin zu praktischen Anleitungen<br />

zur Systemeinführung.<br />

Kompaktes Informationsangebot<br />

Neues Besucherpotenzial verspricht sich der Veranstalter<br />

von der Fachkonferenz „Xplor vor Ort“, die erstmals in<br />

diesem Jahr parallel zur DMS EXPO im Congress-Zentrum<br />

Nord stattfindet. Xplor ist der Verband <strong>für</strong> Entwickler und<br />

Anwender von Hochleistungs-Dokumenten-Systemen, in<br />

dem mehr als 1.500 Organisationen mit rund 3.000 Mitglie-<br />

Das VOI-Forum der letztjährigen DMS EXPO in Essen.<br />

047<br />

dern zusammengeschlossen sind. Thema der Konferenz ist<br />

die Optimierung der elektronischen und papiergebundenen<br />

Geschäftsprozesse unter dem Gesichtspunkt des Output-<br />

Managements. Außerdem: Nach der gelungenen Premiere<br />

im letzten Jahr findet auf der DMS EXPO 2006 erneut<br />

das Forum <strong>für</strong> Internationale Technische Kommunikation<br />

(ITC) statt. Auf dem Gemeinschaftsstand des Forum ITC<br />

werden neun Anbieter ihre Werkzeuge und Dienstleistungen<br />

rund um die technische Redaktion und Übersetzung<br />

wie Handbücher, Anleitungen oder Produktdokumentationen<br />

zeigen.<br />

Entdeckungstour durch Halle 8<br />

Bereits am 18. September – einen Tag vor Messebeginn<br />

– findet auf Initiative des Bundesverwaltungsamtes ein „Behörden-Tag“<br />

<strong>für</strong> Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung<br />

statt. Hier werden diese über die Aspekte des Digital Managements<br />

in der öffentlichen Verwaltung informiert und<br />

erhalten am ersten Messetag eine „Guided Tour“ über die<br />

DMS EXPO mit Überblick über Anbieter und Lösungen <strong>für</strong><br />

das eGovernment.


048 Schwerpunkt<br />

Und da gibt es tatsächlich einiges zu entdecken. Zum<br />

Beispiel bei der IBM, die an ihrem 360 qm großen Stand C<br />

030 gemeinsam mit ihren Business Partnern an 24 Demopunkten<br />

Content-Management- und Discovery-Lösungen<br />

vorstellt. Erstmals gezeigt wird der IBM WebSphere Content-Discovery-Server.<br />

Die Lösung verwaltet Informationen<br />

im Rahmen einer Service-orientierten Architektur (SOA)<br />

unternehmensweit einheitlich und stellt sie, unabhängig<br />

von den Quellanwendungen, als Unternehmensressource<br />

zur Verfügung. Sie werden sämtlichen Anwendungen und<br />

Prozessen bereitgestellt – Mitarbeiter und Partner des<br />

Unternehmens haben Zugriff auf alle <strong>für</strong> sie wichtigen<br />

Informationen – unabhängig davon, an welchem Ort die<br />

Daten vorgehalten werden. Intelligente Suchfunktionen,<br />

semantische Analyse und kontextuelle Informationen unterstützen<br />

die Anwender bei ihren Anfragen. Ebenfalls neu<br />

auf dem deutschsprachigen Markt ist GoPro Professional,<br />

eine gemeinsame Lösung der IBM Business Partner Go-<br />

Pro, IBM Global Business Services und der IBM Software<br />

Group. Die auf einer SOA-Architektur basierende Lösung<br />

zur elektronischen Vorgangsbearbeitung mit integriertem<br />

Dokumenten- und Business-Process-Management entspricht<br />

eGovernment-Standards von Deutschland (SAGA,<br />

DOMEA), Österreich (ELAK) und der Schweiz (GEVER).<br />

Damit lassen sich Geschäftsprozesse abbilden und alle zu einem<br />

Vorgang gehörenden Dokumente verwalten. Integriert<br />

sind außerdem Funktionalitäten zur unternehmensweiten<br />

Zusammenarbeit.<br />

Als eines der ersten ECM-Systeme überhaupt wird die<br />

Version 6.2 der Enterprise-Content-Management-Lösung<br />

d.3 der d.velop AG die aufkommenden Standards Business<br />

Process Execution Language (BPEL) und Business Process<br />

Modeling Notation (BPMN) unterstützen. Im Mittelpunkt<br />

steht hierbei ein neuer, Java-basierter Workflow-Designer.<br />

Der ECM-Spezialist RedDot präsentiert am Stand F<br />

071 gemeinsam mit hummingbird und RedDot-Partnern<br />

Lösungen zur Bündelung von mehrsprachigen Inhalten<br />

in Web-Umgebungen. Ein Highlight ist der RedDot-Content-Integrator,<br />

mit dem beliebige Inhalte aus den gängigen<br />

Content Repositories in das RedDot-System integriert und<br />

mittels eines Personalisierungsmoduls berechtigungs- bzw.<br />

profilabhängig bereitgestellt werden können. Was sicher viele<br />

Besucher interessieren wird, ist die zukünftige Entwicklung<br />

des Unternehmens. Und das Verhältnis zum neuen<br />

Eigentümer Open Text. Hatte doch zuletzt John Shakleton,<br />

President und Chief Executive Officer von Open Text, Red-<br />

Dot einen hohen Stellenwert in der zukünftigen Produktstrategie<br />

von Open Text zugestanden.<br />

Aus Ordnern werden Bits und Bytes – frei nach diesem<br />

Motto stellt ELO Digital Office GmbH in Köln erstmals eine<br />

Vorabversion des neuen plattformunabhängigen ELOenterprise<br />

Client vor, der unter anderem auch auf Linux und<br />

Mac OS X läuft und Mitte 2007 verfügbar sein wird. Das<br />

Messeportfolio umfasst eine Vielzahl an Lösungspaketen<br />

zur Prozessoptimierung.<br />

Die deutsche Niederlassung von Stellent präsentiert<br />

gemeinsam mit Business-Partner Benmark die Funktionalitäten<br />

und Einsatzmöglichkeiten ihrer flexiblen, hoch<br />

skalierbaren Enterprise-Content-Management-Suite. Im<br />

Mittelpunkt stehen Kundenlösungen, aber auch Neuerungen<br />

in Stellent-Site-Studio. Die Version gibt Website-Verantwortlichen<br />

neue Möglichkeiten bei der „in-context“-Erstellung<br />

und Gliederung der Website. Weitere Verbesserungen<br />

sind integrierte Nutzungsanalysen und Statistiken sowie<br />

erweiterte Suchfunktionen.<br />

Die SAPERION AG stellt die neue Version 5.6 ihrer gleichnamigen<br />

ECM-Software in den Mittelpunkt ihres diesjährigen<br />

DMS-Auftrittes am Stand A 003/C 004. Highlight ist<br />

die Funktion „AdHoc-Workflow“, die Anwendern einen<br />

einfachen Einstieg in das Thema Workflow ermöglicht.<br />

Wesentliche Erweiterungen von SAPERION 5.6 finden sich<br />

außerdem in den Bereichen SharePoint Portal Integration,<br />

Mandantenfähigkeit, Java, Offlinezugriff, MS Office Integration,<br />

SAP iViews und Volltextsuche.<br />

ZyLAB, Entwickler von Lösungen <strong>für</strong> Datenzugriff, zeigt<br />

am Stand E 71, wie Workflow-, Vertrags- und Übersetzungs-<br />

Management mit seiner Informationsplattform ZyIMAGE<br />

funktioniert. Darüber hinaus präsentiert ZyLAB seine Textmining-Funktionen,<br />

die linguistische Analysen von elektronischen<br />

Dokumenten erlauben. Zentraler Bestandteil des<br />

ZyIMAGE-Produktpaketes ist ein XML-Datenspeicher, die<br />

so genannte Information Access Plattform, in der sämtliche<br />

unstrukturierten Daten abgelegt werden.<br />

Sein komplettes Portfolio an Lösungen zeigt Adobe Systems.<br />

Dazu gehören neben den Adobe LiveCycle-Server-Lösungen<br />

auch Adobe Acrobat, Acrobat 3D, die Collaboration-<br />

Lösung Adobe Breeze sowie die neue Flex-2-Produktlinie<br />

zur Erstellung von Rich-Internet-Applikationen – Lösungen<br />

mit denen Dokumente elektronisch zu erstellen, zu verarbeiten,<br />

zu verwalten und zu archivieren sind.<br />

Die Bochumer windream GmbH stellt erstmals alle Funktionen<br />

der Version windream 4.0 vor. Dazu gehört ein integriertes<br />

Information-Lifecycle-Management, ein erweitertes<br />

Rechtekonzept, die Einrichtung separater Anwender- und<br />

Administratorenrechte auf Dokumenttypen, die Erstellung<br />

und Verwaltung von Benutzer-Abonnements <strong>für</strong> windream-


Objekte sowie die Unterstützung verteilter Serverumgebungen.<br />

Die Software bindet unterschiedlichste Archiv-Provider<br />

oder -systeme hierarchisch an die windream-Speicherverwaltung<br />

an.<br />

Global Information Distribution GmbH (GID) stellt auf<br />

seinen Messeständen neben der neuen Version 5.2 der Enterprise<br />

Content Management Suite OnBase des Herstellers<br />

Hyland auch die CD/DVD-Produktionseinheiten der Ri<strong>mag</strong>e-Producer-III-Serie<br />

sowie die E-Mail-Management,<br />

Archivierungs- und Security-Lösung Enterprise Vault von<br />

Symantec vor.<br />

ECM wird zum Standard<br />

Die Beispiele zeigen, wohin die Reise bei den dokumentengestützten<br />

Geschäftsprozessen geht. Nicht mehr die<br />

Digitalisierung und elektronische Archivierung stehen im<br />

Mittelpunkt, sondern die Verknüpfung von Informationen<br />

und deren zielgerichtete Verfügbarkeit: über verschiedene<br />

Unternehmensstandorte und Unternehmensanwendungen<br />

hinweg. DMS- und ECM-Technologien werden immer<br />

Enterprise Content Management<br />

Dokumenten Management<br />

Digital Asset Management<br />

Collaboration<br />

Web Content Management<br />

E-Mail Management<br />

Records Management<br />

STELLENT GmbH · Balanstraße 55 · 81541 München · info@stellent.de · www.stellent.de<br />

mehr zum Standard – mehr noch, sie werden zum Schlüssel<br />

<strong>für</strong> rationelle, miteinander verzahnte Prozesse und Kommunikationsstrukturen<br />

und damit ein entscheidender<br />

Wettbewerbsfaktor. Insbesondere der Mittelstand sollte den<br />

Nutzen erkennen. Sei es die Platz sparende, digitale Archivierung,<br />

die effi zientere Verwaltung von „lebenden“ Dokumenten<br />

oder die schnellere Bearbeitung des Posteingangs.<br />

Wer sich über verfügbare Lösungen und Neuheiten informieren<br />

will, sollte sich herstellerneutral beim VOI e.V. am<br />

Stand E 071 und generell auf der DMS EXPO informieren.<br />

Die Reise nach Köln ist eine Investition, die sich sicherlich<br />

rentieren wird.<br />

Nicole Körber<br />

Die studierte Wirtschaftsinformatikerin B.A.,<br />

Jahrgang 1968, ist geschäftsführende<br />

Gesellschafterin der good news! GmbH.<br />

35.000 gleichzeitige Benutzer<br />

1.000.000.000 verwaltete Dokumente<br />

1.000.000.000 Page-Views/Monat<br />

MEHR ALS 4.000 KUNDEN IN 44 LÄNDERN<br />

KÖNNEN NICHT IRREN!<br />

Besuchen Sie uns auf der Messe:<br />

Halle 8, Stand J 088<br />

049


050 Schwerpunkt<br />

Mit Maschinen reden zu können, davon träumt so mancher,<br />

der mit Star Trek groß geworden ist. Doch Geräte wie<br />

Mobiltelefone, Videorekorder und PCs scheinen mittlerweile<br />

ein Eigenleben zu führen, das sich dem menschlichen<br />

Einfluss entzieht. Wäre es da nicht schön, den Geräten einfach<br />

sagen zu können, was sie tun sollen?<br />

Als Opera Software im April 2005 die neu überarbeitete<br />

Version 8 ihres Webbrowsers veröffentlichte, stand in den<br />

folgenden Wochen nur eine Funktion dieser Software im<br />

Vordergrund: die eingebaute Sprachsteuerung, mit der<br />

Benutzer per gesprochener Kommandos im Internet surfen<br />

können. Obwohl der Hersteller ausdrücklich darauf hinwies,<br />

dass bei der Entwicklung das Thema Internet-Sicherheit<br />

im Blickpunkt stand, sorgte die Opera-Software mit<br />

integrierter Spracherkennung <strong>für</strong> derartiges Interesse, dass<br />

die Download-Sites des kostenlos erhältlichen Browsers<br />

wegen Überlastung geschlossen werden mussten. Ein genialer<br />

Marketing-Coup gegen die Übermacht des Microsoft<br />

Internet Explorers. Aber zeigt die enorme Nachfrage nicht<br />

den anhaltenden Wunsch der Nutzer nach vereinfachter<br />

Bedienung von Software und Geräten, die durch Steigerung<br />

ihrer technischen Möglichkeiten in der Handhabung immer<br />

undurchsichtigere Komplexitätsstufen erreicht haben? Der<br />

Sprachsteuerung<br />

Die Maschine,<br />

die aufs Wort hört<br />

Ein Traum: von der Maschine verstanden zu werden. Der Dialog mit einer<br />

Sprachschnittstelle funktioniert allerdings nur eingeschränkt. Dennoch sind<br />

bereits viele Hürden genommen worden. Ein Blick auf den Stand der Dinge<br />

in der Sprachsteuerung.<br />

Joachim Walter<br />

Wunsch nach einfachen Schnittstellen ist nachvollziehbar<br />

wie die Folgerung, diese Schnittstellen über das natürlichste<br />

Kommunikationsmittel des Menschen, die Sprache, abzubilden.<br />

Mittlerweile hat sich der durch Opera entfachte Wirbel gelegt.<br />

Und das Thema Sprachsteuerung ist so präsent wie nie<br />

zuvor. Angetrieben durch seit Jahrzehnten in den Bereich<br />

Sprachverarbeitung investierende Unternehmen wie IBM,<br />

die unter anderem die Technik <strong>für</strong> den Opera-Browser realisierten,<br />

oder Branchenneulinge wie Microsoft, die <strong>für</strong> das<br />

neue Betriebssystem Vista die Möglichkeit einer vollständigen<br />

Sprachsteuerung der Bedienoberfläche angekündigt<br />

haben, formen sich konkrete Einsatzgebiete. Neben der<br />

Steuerung von PCs per Sprache stehen besonders mobile<br />

Endgeräte wie Handys und PDAs oder Haushaltsgeräte wie<br />

Waschmaschinen im Fokus. Im Auto übernehmen derartige<br />

Systeme zunehmend das Steuer. Automotive steht als überproportional<br />

wachsendes Einsatzgebiet fest. So betreiben<br />

die Automobilhersteller DaimlerChrysler, Volkswagen und<br />

BMW eigene Forschungseinrichtungen beziehungsweise<br />

Tochterunternehmen, die sich ausschließlich mit der Realisierung<br />

sprachgesteuerter Komponenten im Fahrzeug<br />

beschäftigen. Typische Funktionen sind die Steuerung von


Anspruch<br />

„Computer, welche Ausweichmanöver können wir machen?“<br />

„Äh, Leute, ich <strong>für</strong>chte, gar keine“, sagte der Computer.<br />

„...oder etwas anderes“, sagte Zaphod,<br />

„...ähh...“, sagte er.<br />

„Ich glaube, in meinem Steuerungssystem klemmt was“, verkündete<br />

fröhlich der Computer, „Einschlag in fünfundvierzig Sekunden.<br />

Sagt doch bitte Eddie zu mir, wenn’s Euch beruhigt.“<br />

Quelle: Douglas Adams „Per Anhalter durch die Galaxis“, 1978<br />

Telefon, Radio und Navigationssystem per Sprachkommandos.<br />

Die genannten Hersteller sprechen seit circa zwei Jahren<br />

von Marktreife, jedoch zeigen aktuelle Umfragen, dass<br />

die Akzeptanz weit unter den Erwartungen liegt. Grund<br />

sind die oft starren Dialoge, die der Mensch mit der Maschine<br />

führen muss, um die gewünschte Aktion ausführen<br />

zu können, und die hohe Erwartungshaltung des Benutzers,<br />

der hinter der Funktion Sprachsteuerung die Lösung all seiner<br />

Bedienprobleme vermutet.<br />

Anspruch und Wirklichkeit<br />

Die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit führt<br />

beim Benutzer oft zu einer Frustration, die die anfängliche<br />

Begeisterung <strong>für</strong> einfache Bedienprozesse zunichte macht<br />

und nicht selten zu einer grundlegenden Verweigerungshaltung<br />

führt. Dabei können auf einfachen Sprachkommandos<br />

basierende Systeme großen Nutzen bieten. Stichwort Barrierefreiheit:<br />

Sprachgesteuerte Wählmöglichkeiten am Telefon<br />

oder der Bedienung von Geräten im Haushalt steigern die<br />

Lebensqualität von behinderten Personen. Natürlich gestaltete<br />

Dialogabläufe geraten in den Hintergrund, werden aber<br />

weiterhin angestrebt.<br />

In Zusammenhang mit der im Vergleich zur Mensch-<br />

Mensch-Kommunikation oftmals rudimentär erscheinenden<br />

Mensch-Maschine-Dialoge wird der technische<br />

Fortschritt auf diesem Gebiet gelegentlich in Frage gestellt.<br />

Betrachten Entwickler zudem die seit etwa zehn Jahren steigenden<br />

Ausgaben renommierter Forschungsinstitutionen<br />

und stellen diese den auf dem Markt erhältlichen Produkten<br />

gegenüber, so stellt sich unweigerlich die Grundfrage, ob das<br />

Problem der maschinellen Sprachverarbeitung überhaupt<br />

lösbar ist. Die Antwort: ein klares „Jein“. Entscheidend<br />

Wirklichkeit<br />

Benutzer: „Telefon“<br />

System: „Telefon“<br />

Benutzer: „Nummer wählen“<br />

System: „Nummer wählen, die Nummer bitte“<br />

Benutzer: „2134587“<br />

System: „2134587...und weiter?“<br />

Benutzer: „Wählen“<br />

System: „Die Nummer 2134587 wird gewählt“<br />

Quelle: Carmeq GmbH, Tochterunternehmen<br />

von Volkswagen, in Automotive 7-8.2005<br />

051<br />

<strong>für</strong> den Erfolg ist das Einsatzgebiet und die Komplexität<br />

der Verarbeitungsaufgabe. Das Ausführen automatisierter<br />

Prozesse durch Eingabe von Einzelwörtern betrachten viele<br />

als gelöst; anspruchsvolle Verarbeitungsprozesse von natürlichen,<br />

frei gesprochenen Äußerungen bis hin zur maschinellen<br />

Übersetzung multilingualer Äußerungen jedoch sind<br />

nur teilweise gelöst.<br />

Zwar sind die Teilprozesse des menschlichen Sprachverarbeitungsprozesses<br />

in der psychologischen Grundlagenforschung<br />

verstanden und auf Basis dieser in den<br />

akademischen Fachbereichen künstliche Intelligenz und<br />

Computerlinguistik auf Maschinen abgebildet worden: Es<br />

fehlt aber das Gesamtkonzept, welches die Wechselwirkungen<br />

der Verarbeitungsstufen untereinander beschreibt. Dass<br />

die Rechenleistung eine Komponente zur Steigerung des<br />

Verarbeitungsniveaus bietet, ist offensichtlich. Es ist aber<br />

nicht richtig, dass dies ein leistungslimitierender Faktor ist.<br />

Denn bereits im Jahr 1922 kam das erste Spracherkennungssystem<br />

auf den Markt, eingebaut in einem Spielzeughund<br />

mit Namen „Rex“, der bei Nennung seines Namens bellte.<br />

In den folgenden Jahrzehnten beschäftigten sich vor allem<br />

Forscher in den Vereinigten Staaten mit dem Thema<br />

Spracherkennung. Den Forschern der Bell Labs gelang es<br />

1950, den ersten Computer vorzustellen, der vom Mensch<br />

gesprochene Zahlen verstand. Neben den Bell Labs forschten<br />

in den 60er und 70er Jahren vor allem das US-Verteidigungsministerium<br />

(heute: DARPA) und IBM in diesem<br />

Bereich. Letzteren gelang 1984 der Durchbruch mit einem<br />

Großrechnersystem, welches bereits 5.000 englische Wörter<br />

erkannte. IBM war es, die 1986 das erste Diktiersystem <strong>für</strong><br />

einen Standard-PC auf den Markt brachten und 1992 mit<br />

dem „IBM Speech Server Service“ (ISSS) und einer Erkennungsleistung<br />

von 30.000 Wörtern Maßstäbe setzten.


052 Schwerpunkt<br />

Sprachverarbeitung ist mehr als nur Erkennen<br />

Allerdings ist die reine Erkennung nur ein kleiner Teilbereich<br />

der Sprachverarbeitung, auch wenn sie in der Öffentlichkeit<br />

oft mit dieser gleichgesetzt wird. Unter Sprachverarbeitung<br />

im Sinne der Forschung verstehen Entwickler die<br />

vollständige Verarbeitungskette von der phonetischen Umsetzung<br />

des gesprochenen Wortes über die syntaktische und<br />

morphologische Analyse bis zur Darstellung der Semantik,<br />

der Wortbedeutung. Genau auf diese, im Vergleich zur rein<br />

phonetischen Erkennung anspruchsvollere Aufgabe, konzentrierten<br />

sich seit Mitte der 60er Jahre nahezu alle Forschungsinstitute<br />

der formalen und angewandten Linguistik.<br />

Im Blickpunkt standen das formale Darstellen von Satzbedeutungen<br />

mithilfe eigens da<strong>für</strong> geschaffener Logiken<br />

(Zeitlogik, Modallogik) und die syntaktische Analyse wie<br />

die Generierung von natürlichsprachigen Sätzen. Die dazu<br />

entworfenen theoretischen Modelle, zum Beispiel HPSG<br />

(Head-driven Phrase Structure Grammar), sind noch heute<br />

Gegenstand der Forschung und konnten in den letzten Jahren<br />

auf Computersystemen implementiert werden. Den bis<br />

dato vorläufigen Höhepunkt – und zudem die Fusion der<br />

Forschungsergebnisse der theoretischen Linguistik mit den<br />

Ergebnissen der Spracherkennungsforschung - erreichten<br />

Erfinder im Jahre 2001 mit dem ehrgeizigen Forschungsprojekt<br />

VERBMOBIL am deutschen Forschungszentrum<br />

<strong>für</strong> Künstliche Intelligenz (DFKI) in Saarbrücken. Nach<br />

zehn Jahren intensiver Arbeit gelang es, ein System vorzustellen,<br />

das Umgangssprache erkennen, verstehen und sogar<br />

übersetzen konnte. Aufgrund der Implementierung von<br />

Vokabular<br />

Diktiersysteme<br />

Worterkennung<br />

NLU-Systeme<br />

IVR-Systeme<br />

Komplexität sprachverarbeitender Systeme<br />

Ergebnissen der Diskursforschung zu den bereits etablierten<br />

Techniken der phonetischen, syntaktischen und semantischen<br />

Verarbeitung gelang es erstmals, die vollständige<br />

Verarbeitungskette – Spracherkennung, Sprachverstehen,<br />

Dialogsteuerung, Antwortgenerierung, Sprachsynthese<br />

– zusammenhängend auf einem Computersystem abzubilden.<br />

Die Erfinder kamen damit der Fähigkeit des aus Douglas<br />

Adams 1978 verfassten Romans „Per Anhalter durch die<br />

Galaxis“ bekannten „Babelfisch“, welches beliebigsprachige<br />

Äußerungen simultan übersetzen kann, erschreckend nahe.<br />

Kein heute auf dem Markt verfügbares System ist in<br />

der Lage, die vollständige Verarbeitungssequenz durchzuführen.<br />

Entwickler beschränken sich bei der Konzeption<br />

von Spracherkennungs- und Sprachsteuerungssystemen<br />

aus Gründen der Kosten, Komplexität und Wartbarkeit<br />

auf die jeweilige Kernaufgabe. Die Kosten und Aufwände<br />

hinsichtlich Wartung der sensiblen Softwaremodule wären<br />

unverhältnismäßig hoch. Es gilt bei allen Systemen mit<br />

Sprachschnittstelle, die Kosten-Nutzen-Balance einzuhalten<br />

und somit die Leistungsfähigkeit entsprechend anzupassen.<br />

Die verschiedenen Systemtypen<br />

Babelfisch<br />

Komplexität<br />

Die Leistung von Spracherkennungssystemen betrachten<br />

Experten in zwei Kategorien: benutzerabhängige und benutzerunabhängige<br />

Systeme. Benutzerabhängige Systeme werden<br />

mit Sprachdaten des Benutzers trainiert und verfügen<br />

heute inzwischen über ein Vokabular von mehr als 200.000<br />

Wörtern. Das entspricht etwa dem Grundwortschatz eines


Menschen; Fachbegriffe und Fremdwörter verstehen sich als<br />

„add ons“. Sie werden zusätzlich angegeben und trainiert.<br />

Zu den bekanntesten so genannter kontinuierlicher Spracherkenner<br />

gehören IBM ViaVoice und Dragon Naturally-<br />

Speaking. Sie sind seit Mitte der 90er Jahre auf dem Markt<br />

und vor allem bei Anwendern mit hohem Diktieraufkommen,<br />

beliebt. Der Kommunikationsmodus ähnelt dem eines<br />

Diktats: Lärmreiche Umgebung oder andere Störgeräusche<br />

existieren nicht.<br />

Benutzerunabhängige Systeme verfügen über einen deutlich<br />

kleineren Wortschatz und benötigen kein Training. Das<br />

Vokabular liegt etwa bei 5.000 Wörtern, störende Umgebungsgeräusche<br />

werden durch spezielle Filter eliminiert.<br />

Solche robusten Systeme werden vor allem in ‚Interactive<br />

Voice Response (IVR)‘-Systemen eingesetzt. Jeder kennt<br />

sie, die automatisierten Sprachdienste diverser Call-Center.<br />

Der Anrufer navigiert sich durch ein Menü anhand von<br />

Stichwörtern in einem Voice User Interface (VUI). Er will<br />

Informationen abfragen, eine Buchung durchführen oder<br />

sich einfach die Wartezeit zu vertreiben. Zahlreiche Unternehmen<br />

setzen solche Systeme zur Vorqualifi zierung von<br />

Anrufern ein. In Kombination mit ‚Computer Telephony<br />

Integration (CTI)‘-Lösungen wird die Arbeit in Call-Centern<br />

optimiert. Bekanntester Hersteller in dem Bereich benutzerunabhängiger<br />

Spracherkennungssysteme ist Nuance<br />

mit einem weltweiten Marktanteil von etwa 80 Prozent.<br />

Eine ernst zu nehmende Alternative zu traditionellen<br />

IVR-Systemen sind so genannte ‚Natural Language Understanding<br />

(NLU)‘-Systeme. Diese sind scheinbar in der Lage,<br />

vollständige Sätze zu erkennen und dynamische Antworten<br />

zu generieren – sie setzen demnach nicht auf einem starren<br />

VUI auf. Möglich ist diese Technik durch die Einbindung<br />

von intelligenten Dialogkomponenten, die zwar nicht auf<br />

linguistischer Wortbedeutungsebene arbeiten, doch anhand<br />

von Wortkombinationen zu dynamischen und natürlich<br />

erscheinenden Dialogen mit dem Benutzer beitragen. NLU-<br />

Systeme sind auf dem nordamerikanischen und asiatischen<br />

Markt weit verbreitet. Ihr Einzug auf den europäischen<br />

Markt wird im Laufe der nächsten beiden Jahre erwartet.<br />

Die wichtigsten Branchentrends<br />

Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt interessante Tendenzen.<br />

Erstens geben sich Industrie und Forschung erstaunlich<br />

fl exibel und arbeiten an gemeinsamen Projekten<br />

und Prototypen. Softwareriesen wie Microsoft beteiligen<br />

sich an Forschungszentren <strong>für</strong> Sprachtechnologie, beispielsweise<br />

dem DFKI. Ebenso öffnen sich die Forschungsinstitutionen<br />

<strong>für</strong> Marktanforderungen. Jungakademiker gehen in<br />

die Industrie und beleben diese mit sprachtechnologischem<br />

Know-how. Die Zeiten, in denen sprachverstehende Systeme<br />

in Form von Diplom- und Doktorarbeiten in gut gekühlten<br />

Bibliotheken lagerten, scheinen vorbei zu sein: Die Technik<br />

wird mittlerweile zügig implementiert und landet als<br />

anwendungstaugliche Software in noch besser gekühlten<br />

Serverräumen.<br />

Die verschiedenen Systemtypen<br />

Neben dem Technologietransfer haben sich Technologiestandards<br />

etabliert: Begriffe wie Voice eXtensible Markup<br />

Language (VXML) oder Media Resource Control Protocol<br />

(MRCP) sind omnipräsent. Die damit beschriebenen Technologien<br />

werden im Rahmen des W3C weiterentwickelt. Die<br />

Standards ermöglichen eine Verknüpfung von Produkten<br />

verschiedener Hersteller zu einem Ganzen und somit eine<br />

Konzentration der Entwicklungsressourcen auf die eigentliche<br />

Aufgabe: die benutzerfreundliche Sprachschnittstelle.<br />

Die Verknüpfung der zuvor separat betrachteten Einsatzgebiete<br />

ist ebenso zu beobachten und fördert die Weiterentwicklung.<br />

Durch Fusion von Telekommunikation und<br />

Internet zu einem Gesamtkonstrukt werden Schlagwörter<br />

wie Multimodalität oder adaptive Schnittstellen zu erklärten<br />

Zielen der Entwicklungen der nächsten Jahre.<br />

Das zunehmende Verständnis, auch im Bereich der Sprachschnittstellen<br />

fundierte Usability-Tests durchzuführen<br />

und Spracherkenner im Einsatz stetig zu optimieren, lässt<br />

den Blick in die Zukunft positiv ausfallen. Zwar wird jeder<br />

noch einige Zeit auf voll dialogfähige Sprachschnittstellen<br />

warten müssen. Es zeigt sich aber ein deutlicher Trend in<br />

diese Richtung, bedingt durch tiefer gehende Analysen der<br />

gesprochenen Eingaben. Dass allein mit Spracherkennung<br />

auf Phonemebene die komfortable Bedienung eines Gerätes<br />

nicht ermöglicht werden kann, ist anhand fehlender Akzeptanz<br />

durch Benutzer nachzuweisen. Es gilt nun, die Erfahrungen<br />

der zurückliegenden Jahre in die Konzeption neuer<br />

Systeme einzuarbeiten, und dem Ziel zur Maschine, die aufs<br />

Wort hört, steht (fast) nichts im Wege.<br />

Joachim Walter<br />

Der diplomierte Computer-Linguist, Jahrgang<br />

1973, studierte an der Saarland Universität in<br />

Saarbrücken. Heute ist Walter Project Manager<br />

bei der Telenet GmbH in München.<br />

053


054 Firmenportrait<br />

1.000 Tage Leiwand Software<br />

Um es kurz zu machen: Die Firma hat Potenzial, das Fest war gelungen.<br />

Der Kollege war krank, leider. Aber ich habe vier Stunden Audiofiles mitgebracht<br />

und transkribiert. Jetzt sitze ich vor 36.000 Zeichen. Schreibblockade.<br />

Würde wohl jedem so gehen. Wie soll daraus ein Portrait werden?<br />

Wer macht das jetzt bloß? Der Kollege war zwar nicht da, hat aber wenigstens<br />

den Kopf frei – was von Vorteil ist. Am besten paradoxe Intervention,<br />

sagt der Kollege und beginnt. Markieren, kopieren, löschen. Markieren,<br />

kopieren, löschen. Textbaustein <strong>für</strong> Textbaustein. Und weil es so schön ist,<br />

gibt er gleich seinen Senf dazu. Ich übergebe – an den Kollegen, den, der<br />

nicht da war.<br />

„1.000 Tage mediamid“. Gelesen, erst in einer E-Mail, dann auf der Einladungskarte.<br />

Für ein Start-up-Unternehmen ist das ausreichend Grund zu<br />

feiern. Und weil die Entwickler zahllose Tag- und Nachschichten hingelegt<br />

hatten, fielen 1.000 Tage mediamid und der offizielle Launch von M@RS<br />

6.0 auf einen Tag. Wir waren eingeladen, live zu sehen, wie M@RS 6 Bilder,<br />

Präsentationen, Textdokumente und Videos verwaltet. Ich hab mir aber<br />

den Magen verrenkt. Klasse. Richtig schön wär’s gewesen …


Wien ... 1.000 Tage ... Start-ups ... gibt es da jetzt wieder eine New Economy<br />

(NE)? Die erste NE ist um das Web getanzt. Alles war irgendwie ein<br />

Portal, ein Shop oder eine „Wissensmaschine“. Die zweite NE ist jetzt sozial,<br />

Social Software, Web 2.0. Wien ... da taucht erst einmal Helmut Qualtinger<br />

auf und dieser wunderbare Dialekt. Hören Sie auch dieses verschluckte, das<br />

„Meidlinger L“ an den Wortanfängen? Wunderbare lebensnahe Lieder von<br />

Hans Moser wie „Einmal in der Woche fall i um“. Und die K&D Sessions<br />

von Kruder & Dorfmeister, Meilenstein des Downbeat. Die Türken waren<br />

mal da, vor Wien, und haben beste Bohnen und das Sofa hinterlassen, das<br />

später bei Freud stand. Der hat – Achtung, „L“ – die Libido erfunden. Leiwand,<br />

tät der Wiener sagen. Jetzt aber los. Wir haben ja nicht ewig Zeit. Es<br />

spricht Peter M. Hofer, CEO mediamid. Die O-Töne sind kursiv.<br />

Wir waren alle waren früher bei dem Unternehmen, das die Vorgängerversion<br />

gestellt hat. Ich habe dort das Projektmanagement gemacht und<br />

die Abteilung Professional Services geleitet. Und ich habe gleich am Anfang<br />

gesehen, mit der Geschäftsführung werde ich ein wenig Reibereien haben.<br />

Na prima, gleich im ersten Job schon Stress. Ich habe gesehen, dass da ein<br />

paar Dinge nicht so funktionieren können. Hab das auch gesagt. Das kenne<br />

ich auch: Aufstehen und sagen, was schief läuft,<br />

interessiert niemanden. Das gibt nur Ärger. In „Nach zwei Jahren wollte ich schon sagen, ´Jetzt<br />

der Folge haben die mir dann ziemlich viele Auf- reicht´s!´. Aber dann kam dieses Projekt mit der<br />

gaben zugeteilt und gesagt: Mach mal! Nach zwei debis – mit DaimlerChrysler.“<br />

Jahren wollte ich schon sagen ´Jetzt reicht´s!´“.<br />

Achtung, gleich schmeißt er alles hin. Aber dann<br />

kam dieses Projekt mit der debis – mit DaimlerChrysler. Wo ich gesagt habe,<br />

das ist spannend, da mache ich mit. Und vom Produkt war ich sowieso überzeugt.<br />

2001 nach Abschluss des Projekts, ist Peter M. Hofer dann doch gegangen,<br />

lese ich. Und hat sich selbstständig gemacht. Mit medizinischer Informatik.<br />

Im Krankenhaus. Hofer: Es ging wieder um automatische Auswertung, genau<br />

das, was ich in meiner Diplomarbeit gemacht habe. Ich war mit meinen<br />

alten Kollegen weiterhin in Kontakt. Die haben bis März 2003 durchgehalten.“<br />

Klar. Netzwerk. Kennt man aus der New Economy: Networking.<br />

Die alte Firma saß in Wien und hat sich schwerpunktmäßig mit Media<br />

Asset Management beschäftigt. Da haben wir alle viele Erfahrungen gesammelt:<br />

Datenbankentwicklung, Customizing, Support. Und das Kernteam<br />

mit den Leuten, die wirklich gut waren, hat sich<br />

„Das Kernteam mit den Leuten, die wirklich gut gleich gefunden. Leute, die das Potenzial ihrer<br />

waren, hat sich gleich gefunden.“<br />

Arbeit richtig einschätzen und an einem Strang<br />

ziehen. Und wie das Ganze dann gegen die<br />

Mauer gefahren wurde, hat es verschiedene Interessenten<br />

gegeben. Alle haben mich kontaktiert, weil sie mit den Kunden<br />

gesprochen haben. Und bei denen hatte ich einen sehr guten Ruf. Da hat<br />

sich gute Arbeit ja gelohnt, ist leider nicht immer so. Ich spul mal ein Stück<br />

vor. Wir haben einfach mediamid gegründet, unabhängig von dem Ganzen.<br />

Und die neue Firma hatte sich unabhängig von der Rechtekonstellation gefunden,<br />

ohne zu wissen, wer künftig die Rechte besitzen wird. Der heutige<br />

CEO Peter M. Hofer und sein Team hatten sich in aller Stille <strong>für</strong> ihren Weg<br />

055


056 Firmenportrait<br />

entschieden, das Know-how zu verwerten und was Eigenes auf die Beine<br />

zu stellen. Schlussendlich hat sich Chrysler entschlossen mitzubieten. Nee,<br />

oder? So ist DaimlerChrysler zu der Version fünf von M@RS gekommen.<br />

Die Stuttgarter besitzen alle Rechte, bis heute. Und über die nahe Zukunft<br />

schweigen wir auf Wunsch von Peter M. Hofer.<br />

Das Produkt wurde re-engineered und gelauncht. Die Kunden wussten<br />

Bescheid und haben gewartet. Nach zwei Jahren war M@RS 6 da. Ich rekapituliere:<br />

Die Rechte <strong>für</strong> M@RS 5 und M@RS 6 liegen bei DaimlerChrysler,<br />

mediamid tritt als Dienstleister <strong>für</strong> M@RS auf und vertreibt exklusiv die<br />

Software. Hofer: Richtig. Und wir haben auch den exklusiven Vertrieb<br />

<strong>für</strong> M@RS 6. Das ist der Deal. Respekt. Übrigens: Daimler ist nicht an<br />

mediamid beteiligt oder so. Wir profitieren natürlich<br />

vom Namen DaimlerChrysler. Wir profitieren von<br />

dem Vertrauen, das sie uns gegeben haben. Davon,<br />

das sie uns mit der Entwicklung der Basismodule beauftragt<br />

haben. (Anm. d. Red.: Hört sich an wie ein<br />

Märchen aus tausend und einer Nacht.) Weiter im<br />

Text! Ich springe ans Ende. Okay, Leads und Kunden<br />

<strong>für</strong> Upgrades gibt es genug ... es gab auch schon eine<br />

500- und eine 100-Tage-Feier, ... hier, sehr gut: Also,<br />

ich halte ja nicht viel davon, in einer Startphase, wo<br />

so viele Fragezeichen im Raum stehen, einen detaillierten<br />

Businessplan zu machen. Wir haben gewusst,<br />

es gibt sehr viele Dinge, die passieren können oder<br />

die nicht passieren können. Und wir haben’s so grob<br />

gemacht: Worst Case: Das und das kommt sicher, mit<br />

dem und dem überleben wir. Passt. Best Case:<br />

Der und der Auftrag kommt, wir brauchen hier<br />

und hier die Ressourcen. Und wir haben uns <strong>für</strong><br />

beides gewappnet. Ur-Leiwand! Start-up ohne<br />

Businessplan. So geht es auch. Aber jetzt will der<br />

vwa noch mal ran. Der, der da war.<br />

Schade, dass der Kollege ausgerechnet an diesem Wochenende krank sein<br />

musste. Denn der Österreicher und insbesondere der Wiener an sich, der in<br />

diesem Fall ein Südtiroler Wahlwiener war, ist als guter Gastgeber bekannt.<br />

So wurde <strong>für</strong> mich kurzerhand eine charmante Begleitung <strong>für</strong> eine Tour<br />

de Wien der besonderen Art organisiert. Na ja, war vielleicht doch nicht so<br />

schlecht, dass der Kollege krank war.<br />

„Wir haben’s so grob gemacht: Worst Case, Best<br />

Case: Das und das kommt sicher, mit dem und<br />

dem überleben wir.“<br />

www.mediamid.de


056 Firmenportrait<br />

entschieden, das Know-how zu verwerten und was Eigenes auf die Beine<br />

zu stellen. Schlussendlich hat sich Chrysler entschlossen mitzubieten. Nee,<br />

oder? So ist DaimlerChrysler zu der Version fünf von M@RS gekommen.<br />

Die Stuttgarter besitzen alle Rechte, bis heute. Und über die nahe Zukunft<br />

schweigen wir auf Wunsch von Peter M. Hofer.<br />

Das Produkt wurde re-engineered und gelauncht. Die Kunden wussten<br />

Bescheid und haben gewartet. Nach zwei Jahren war M@RS 6 da. Ich rekapituliere:<br />

Die Rechte <strong>für</strong> M@RS 5 und M@RS 6 liegen bei DaimlerChrysler,<br />

mediamid tritt als Dienstleister <strong>für</strong> M@RS auf und vertreibt exklusiv die<br />

Software. Hofer: Richtig. Und wir haben auch den exklusiven Vertrieb<br />

<strong>für</strong> M@RS 6. Das ist der Deal. Respekt. Übrigens: Daimler ist nicht an<br />

mediamid beteiligt oder so. Wir profitieren natürlich<br />

vom Namen DaimlerChrysler. Wir profitieren von<br />

dem Vertrauen, das sie uns gegeben haben. Davon,<br />

das sie uns mit der Entwicklung der Basismodule beauftragt<br />

haben. (Anm. d. Red.: Hört sich an wie ein<br />

Märchen aus tausend und einer Nacht.) Weiter im<br />

Text! Ich springe ans Ende. Okay, Leads und Kunden<br />

<strong>für</strong> Upgrades gibt es genug ... es gab auch schon eine<br />

500- und eine 100-Tage-Feier, ... hier, sehr gut: Also,<br />

ich halte ja nicht viel davon, in einer Startphase, wo<br />

so viele Fragezeichen im Raum stehen, einen detaillierten<br />

Businessplan zu machen. Wir haben gewusst,<br />

es gibt sehr viele Dinge, die passieren können oder<br />

die nicht passieren können. Und wir haben’s so grob<br />

gemacht: Worst Case: Das und das kommt sicher, mit<br />

dem und dem überleben wir. Passt. Best Case:<br />

Der und der Auftrag kommt, wir brauchen hier<br />

und hier die Ressourcen. Und wir haben uns <strong>für</strong><br />

beides gewappnet. Ur-Leiwand! Start-up ohne<br />

Businessplan. So geht es auch. Aber jetzt will der<br />

vwa noch mal ran. Der, der da war.<br />

Schade, dass der Kollege ausgerechnet an diesem Wochenende krank sein<br />

musste. Denn der Österreicher und insbesondere der Wiener an sich, der in<br />

diesem Fall ein Südtiroler Wahlwiener war, ist als guter Gastgeber bekannt.<br />

So wurde <strong>für</strong> mich kurzerhand eine charmante Begleitung <strong>für</strong> eine Tour<br />

de Wien der besonderen Art organisiert. Na ja, war vielleicht doch nicht so<br />

schlecht, dass der Kollege krank war.<br />

„Wir haben’s so grob gemacht: Worst Case, Best<br />

Case: Das und das kommt sicher, mit dem und<br />

dem überleben wir.“<br />

www.mediamid.de


058 Alltag<br />

“Wie geht das mit Möhren?”, fragte die Kanzlerin, als sie<br />

auf dem Messestand der Metro auf der CeBIT in Hannover<br />

mit Einkaufswagen auf die Leseschleuse zumarschierte.<br />

Dort wurde im Bruchteil einer Sekunde der Inhalt des Warenkorbs<br />

gecheckt, der Preis <strong>für</strong> den Einkauf ermittelt und<br />

die Bestandsführung im Lager im Hintergrund aktualisiert.<br />

Und wenn ein vorgegebener Schwellenwert unterschritten<br />

worden wäre, hätte es gleich eine Nachbestellung beim<br />

Hersteller gegeben. Angela Merkel hatte sich auf der CeBIT<br />

demonstrativ über die Möglichkeiten und Fortschritte beim<br />

Einsatz von RFID-Systemen informiert und radiofrequente<br />

Identifikationssysteme (Radio Frequency Identification Systems)<br />

als richtungsweisendeZukunftstechnologie gepriesen.<br />

Breites Nutzenpotenzial<br />

Datenflut im<br />

Bei Stückpreisen von gut 10 Cent pro RFID-Tag ist der<br />

Einsatz im Moment auf Paletten und Gebinde beschränkt.<br />

Mithilfe der Tags kann der Transport ganzer Lieferungen<br />

verfolgt werden. Der Nutzen zeigt sich dort, wo Rationalisierungseffekte<br />

entstehen. Wo Maschinen mit Maschinen,<br />

Waren mit Handhabungsautomaten oder Materialien mit<br />

Materialien kommunizieren. Werden die RFID-Tags an<br />

einer Empfangsstation vorbeigeführt, teilt die Palette nicht<br />

nur mit, welche Waren in welcher Stückzahl aufgepackt sind.<br />

RFID und Datenspeicherung<br />

Internet der Dinge<br />

Nicht nur die Kanzlerin interessiert sich <strong>für</strong> RFID. Auch Industrie und Datenschützer<br />

befassen sich mit den Möglichkeiten der RFID-Chips. Die zentralen Fragen zielen auf<br />

das anfallende Datenvolumen und die Verwendung der Daten.<br />

Heinz-Paul Bonn<br />

Sie informiert gleichzeitig, wann und wo die Ware erwartet<br />

wird: eine Möglichkeit Fehllieferungen zu minimieren.<br />

Mit zusätzlicher Speicherkapazität ausgestattet geben<br />

RFID-Chips den Status über den Zustand einer Ware ab<br />

– etwa, ob Tiefkühlware versehentlich aufgetaut oder frische<br />

Ware zu lange unterwegs gewesen ist. RFID-Tags sind<br />

außerdem in der Lage, Informationen mit sich zu führen.<br />

Informationen, die Maschinen direkt beeinflussen – etwa<br />

ein Programm, durch das ein Rohling einem Roboter mitteilt,<br />

welche Fräsarbeiten als Nächstes auszuführen sind.<br />

RFID-Tags können aber auch dazu verwendet werden,<br />

Informationen über diejenigen zu sammeln, die Einkäufe<br />

tätigen. Es entstünde ein Profil von Einkaufsgewohnheiten:<br />

beispielsweise von Frau Merkel. Wer was wann und wo<br />

kauft, wäre nicht mehr Privatsache. Das Datenmaterial ist<br />

<strong>für</strong> Marktforscher, Werbetreibende und Disponenten eine<br />

wahre Goldgrube.<br />

Informationelle Selbstbestimmung<br />

Das gängige Recht verbietet die Übermittlung personenbezogener<br />

Daten außerhalb des von den Betroffenen erlaubten<br />

Nutzungsbereichs. Als Ordnungswidrigkeit eingestuft, gilt<br />

dies als Straftatbestand und wird mit Bußgeldern bis zu<br />

250.000 Euro oder Freiheitsstrafe geahndet.


Doch was möglich ist, wird auch stattfinden, argumentiert<br />

der Verbraucherschutz. Er fordert eine Selbstverpflichtung<br />

der Wirtschaft Peter Schaar, Bundesbeauftragter <strong>für</strong> Datenschutz,<br />

steht grundsätzlich zur Selbstverpflichtung der<br />

Wirtschaft, aber: „Dies setzt aber voraus, dass die Selbstverpflichtung<br />

<strong>für</strong> alle Marktteilnehmer gilt und verbindlich ist.<br />

Bloße Absichtserklärungen sind nicht ausreichend. Wenn<br />

die Hersteller und der Handel nicht zu einer Selbstverpflichtung<br />

kommen, muss der Gesetzgeber die Rechte der<br />

Verbraucher bei der Anwendung der RFID-Technologie<br />

schützen.“<br />

Schaar wünscht sich mehr Transparenz <strong>für</strong> die Verbraucher<br />

und klare Spielregeln <strong>für</strong> die Wirtschaft. Eine schwache<br />

Absichtserklärung würde weder Datenschützer noch Verbraucherverbände<br />

zufrieden stellen. Das Grundrecht auf<br />

informationelle Selbstbestimmung durch RFID-gestützte<br />

Systeme ist dort gefährdet, wo die Person, deren personenbezogene<br />

Daten mit Nutzungsdaten verknüpft werden,<br />

gar nichts davon merkt und insofern keine ausdrückliche<br />

Einwilligung gegeben haben konnte. Die ist nach dem Bundesdatenschutzgesetz<br />

die Voraussetzung <strong>für</strong> die Erhebung<br />

und Weiterleitung personenbezogener Daten und bedarf<br />

der umfassenden Information über Art und Umfang.<br />

Daten ohne Grenzen<br />

Auch mit internationaler Perspektive zeichnet sich Klärungsbedarf<br />

ab. Angesichts länderübergreifender Unternehmensstrukturen<br />

ist es denkbar, dass Daten von Unternehmen<br />

und Organisationen innerhalb einer Wertschöpfungskette<br />

in Deutschland erhoben und in einem anderen Land gespeichert<br />

und genutzt werden. Denkbar ist das dort, wo die<br />

Niederlassung ihre Prozess- und Verkaufsinformationen<br />

an die Zentrale in den USA weiterleitet. Personenbezogene<br />

Daten würden mit RFID-Informationen zusammengefasst<br />

und verließen den hier geltenden Rechtsrahmen. Es gibt also<br />

Klärungsbedarf. Es ist zu erwarten, dass der Gesetzgeber angerufen<br />

wird, um einen wirksamen Schutz des Verbrauchers<br />

zu gewährleisten. Das dürfte angesichts der internationalen<br />

Verflechtungen im Wertschöpfungsszenario ebenso die EU-<br />

Kommission auf den Plan bringen, die eine entsprechende<br />

Initiative <strong>für</strong> Parlament und Rat bereits vorbereitet. Schon<br />

heute wird auf Verbandsebene – unter intensiver Beteiligung<br />

des Bundesverbands <strong>für</strong> Informationswirtschaft,<br />

Telekommunikation und neue Medien, BITKOM – über<br />

das Aussehen einer solchen EU-Richtlinie diskutiert. In der<br />

Diskussion steht nicht allein die Verknüpfung von Daten<br />

zur Materialbewegung mit persönlichen Informationen,<br />

sondern auch der Zeitrahmen, in dem ein RFID-Tag aktiv<br />

sein darf. Mit dem Kauf, so der Konsens, muss der Chip<br />

seine Arbeit einstellen, um nicht auch noch den weiteren<br />

Weg seines Trägers zu erfassen. Einige Hersteller haben hier<br />

bereits Lösungen angeboten. Neben einer Deaktivierungsschleuse,<br />

bei der – ähnlich den Diebstahlsicherungen im<br />

Kaufhaus – der Chip demontiert oder abgeschaltet wird,<br />

werden auch RFID-Tags vorgeschlagen, die der Verbraucher<br />

selbst deaktivieren oder demontieren kann.<br />

Datenflut durch „Real World Awareness“<br />

059<br />

Softwaresysteme, die auf die bereitgestellten RFID-Daten<br />

reagieren sollen und Schlussfolgerungen <strong>für</strong> den Planungsprozess<br />

ziehen helfen, existieren in nächster Zukunft aller<br />

Wahrscheinlichkeit nach nicht. Als im Jahr 2004 erste Integrationsbeispiele<br />

aufgezeigt wurden, bei denen ERP-Systeme<br />

(Enterprise Resource Planing) Daten aus den RFID-<br />

Tags aufnehmen und in internen Tabellen speichern sollten,<br />

gingen die großen Softwareboliden in die Knie. Die traditionellen,<br />

monolithischen Unternehmenslösungen sind zu<br />

schwerfällig, um der Datenflut Herr zu werden. Es hilft<br />

nichts, wenn ganze Lastwagenladungen im Wareneingang<br />

in Sekundenbruchteilen erfasst werden, das ERP-System<br />

dann aber <strong>für</strong> einige Viertelstunden in Klausur geht, um die<br />

Daten in der Bestandsführung zu buchen. Dort, wo diese<br />

Buchungsläufe Gegenstand einer zwar bewährten, aber eben<br />

doch veralteten Stapelverarbeitung (Batch) sind, werden die<br />

Buchungen möglicherweise erst im nächsten Nachtlauf der


060 Alltag<br />

Software durchgeführt. Der wichtige Informations- und<br />

Zeitvorsprung, der durch das RFID-System im Materialfl<br />

uss hätte erreicht werden sollen, wäre zerstört. Für viele<br />

Anwender wird sich deshalb im Zuge einer Materialfl ussoptimierung<br />

mithilfe von RFID auch die Notwendigkeit<br />

ergeben, das Bestandsführungssystem zuerneuern.<br />

Dabei ist der Bedarf <strong>für</strong> eine zentrale oder dezentrale, auf<br />

jeden Fall aber zeitnahe Speicherung von Materialfl ussinformationen<br />

– auch Real World Awareness genannt – durchaus<br />

vorhanden. Im Bereich Life Science zeigen die Erfahrungen,<br />

dass das Datenvolumen bei der gesetzlich verlangten Rückverfolgung<br />

der Waren über den gesamten Herstellprozess<br />

vom Rohstoff zum Endprodukt exponentiell ansteigt. Erste<br />

Lösungen, in denen Daten mit einer eigenen RFID-Middleware<br />

zwischenspeichern und <strong>für</strong> das ERP-System zusammenfassen,<br />

werden bereits entwickelt.<br />

Nach der EU-Verordnung 178/2002 beispielsweise sollen<br />

Unternehmen produktionsaufsteigend und -absteigend<br />

jeweils den Lieferanten und den Kunden <strong>für</strong> einen bestimmten<br />

Artikel benennen können. Da dabei mit Rezepturen<br />

gearbeitet wird, mehrere Ursprungsstoffe über<br />

einen mehrstufi gen Produktionsprozess zu einem neuen<br />

Produkt zusammenkommen, stehen die Beteiligten vor der<br />

Aufgabe eines kontinuierlichen Chargenherkunfts- und<br />

Verwendungsnachweises. Erste Realisierungen einer RFIDgestützten<br />

Rückverfolgung sind auf der Produktionsstufe<br />

zu sehen. Auf Palettenebene werden die Daten im Lager<br />

des Herstellers, im Warenausgang des Herstellers, auf dem<br />

Transportweg durch den Logistiker und schließlich beim<br />

Wareneingang des Handels erhoben. Im typischen Fall sind<br />

bei diesem Verlauf mindestens vier Sammelstellen von Daten<br />

bei zwei beziehungsweise drei Unternehmen (Hersteller,<br />

Handelsorganisation und Transportunternehmen) involviert.<br />

Das anfallende Datenvolumen einer ganz normalen<br />

Prozesskette erhöht sich dramatisch, sobald eine weitere<br />

Fertigungsstufe hinzukommt und auch die Lieferanten der<br />

Vorprodukte mit einbezogen werden. Für jeden einzelnen<br />

Lieferanten gilt erneut: Lager des Lieferanten, Warenausgang<br />

des Lieferanten, Transport und Wareneingang des<br />

Herstellers. Bei angenommenen fünf Komponenten <strong>für</strong><br />

einen einzigen Artikel sind etwa 20 Datensammelstationen<br />

bei bis zu zehn verschiedenen Unternehmen in den Informationsfl<br />

uss eingebunden. Dabei sind allerdings bislang<br />

nur die Quellen der Daten, nicht jedoch die Daten selbst<br />

berücksichtigt und das auch nur in einer einfachen Wertschöpfungskette<br />

aus fünf Lieferanten, einem Hersteller und<br />

einem Handelskunden.<br />

Jedem RFID-Tag seine eigene Homepage<br />

Praktisch noch nicht endgültig ist das Szenario der Datenspeicherung.<br />

Unter dem griffi gen Slogan „Jedem RFID-Tag<br />

seine eigene Homepage“ hat das Fraunhofer Institut <strong>für</strong><br />

Autonome Intelligente Systeme (AIS) in Sankt Augustin<br />

Studien und erste Praxisprojekte gestartet, in denen Methoden<br />

zur Speicherung und Verwaltung der durch RFID<br />

erhobenen Daten im Materialfl uss getestet werden. Dabei<br />

wird der elektronische Produktcode (EPC), der Identität,<br />

Ausgangs- und Bestimmungsort der Ware verschlüsselt, auf<br />

einer eigenen Internetseite abgelegt. Wird der EPC im System<br />

eingegeben, werden die entsprechenden Daten aus dem<br />

Internet abgerufen. Denkbar ist auch ein gigantisches Data<br />

Warehouse, in dem alle Systeme die ermittelten Daten ablagern.<br />

Das kann bei einer weltweiten Lieferkette zu einer Explosion<br />

der Telekommunikationskosten führen. Favorisiert<br />

wird, dass auf lokalen Servern die Daten aggregiert werden<br />

und nur Zusammenfassungen weitergeleitet werden. Ein<br />

drittes Szenario sieht vor, dass Daten lokal gespeichert bleiben<br />

und die Materialfl usssysteme vor Ort mit der nötigen<br />

Intelligenz ausgestattet werden, um auf Informationen Aktionen<br />

folgen zu lassen. Auch SAP hat mit einem Projekt am<br />

MIT (Massachusetts Institute of Technology) eine RFID-fähige<br />

Middleware <strong>für</strong> seine NetWeaver-Plattform entwickelt,<br />

die Tag-Daten erfasst und mit den Geschäftsdaten der SAP-<br />

Lösungen verknüpfen kann.<br />

Die heutigen Materialfl usssysteme sind aber mit der da<strong>für</strong><br />

benötigten Funktionalität noch kaum ausgestattet – und es<br />

ist nicht zu erwarten, dass entsprechende RFID-Module in<br />

den kommenden fünf Jahren zu der Standardausstattung<br />

von Lagerverwaltungssoftware oder ERP-Systemen gehören<br />

werden. Ähnlich ist dies bei der be<strong>für</strong>chteten Verknüpfung<br />

mit personenbezogenen Daten. Für eine entsprechende Gesetzesinitiative<br />

ist ausreichend Zeit. Sie gilt es zu nutzen, um<br />

eine zielgerichtete und nicht behindernde Regelung <strong>für</strong> die<br />

Wirtschaft zu formulieren. Der Einsatz von RFID steht erst<br />

in den Anfängen und liegt so erst in Insellösungen vor. Eine<br />

Durchgängigkeit des RFID-Datenfl usses ist allerdings noch<br />

eine ferne Vision.<br />

Heinz-Paul Bonn<br />

Heinz-Paul Bonn, Jahrgang 1945, ist<br />

Vorstandsvorsitzender der GUS Group in Köln<br />

und Vizepräsident im Bundesverband <strong>für</strong><br />

Informationswirtschaft, Telekommunikation und<br />

neue Medien (BITKOM e.V.).


Outsourcing von Dienstleistungen<br />

Über den<br />

Über Outsourcing – Nearshore oder Offshore – wird in<br />

den Medien seit Jahren heftig geschrieben und unter Lesern<br />

und Nutzern kräftig diskutiert. Doch in den überwiegenden<br />

Fällen geht es hierbei um Outsourcing von ITK-Projekten<br />

und –Dienstleistungen, z. B. in der Anwendungsentwicklung.<br />

Dass auch andere Tätigkeiten von externen Partnern<br />

erledigt werden können, wird oftmals außer Acht gelassen.<br />

Große wie mittelständische Unternehmen betreiben<br />

seit Jahren im Zusammenhang mit ITK-Anforderungen<br />

Outsourcing-Projekte im Ausland. Länder wie Indien können<br />

sich über diesen Zustrom freuen, wächst deren ITK-Industrie<br />

jährlich doch im hohen zweistelligen Bereich. Selbst<br />

die größte deutsche Softwareschmiede SAP vergrößert Jahr<br />

<strong>für</strong> Jahr den eigenen Personalbestand in Bangalore beträchtlich.<br />

Die Vergabe dieser Projekte in andere Länder, auf andere<br />

Kontinente und in andere Kulturkreise birgt Risiken und<br />

Chancen, die schon so häufig dargelegt wurden, dass es müßig<br />

ist, sie hier nochmals auszubreiten. Doch bei allem Engagement<br />

zur Diskussion über das Thema Outsourcing liefert<br />

immer nur die High-tech-Branche den Gesprächsstoff.<br />

Dass große und mittelständische Industrieunternehmen<br />

schon sehr viel länger ihre Produktion- und Fertigungsbe-<br />

Tellerrand<br />

Nicht nur IT-Dienstleistungen lassen sich verlagern. Im Ausland gibt es auch<br />

Partner, mit denen das Outsourcing anderer wichtiger Leistungen möglich ist.<br />

In unserem Fall das Erfassen von Adressen – in Rumänien.<br />

Ralph Peter Rauchfuss<br />

061<br />

reiche (zumindest zum Teil) in das entfernte Ausland verlagert<br />

haben, scheint offenbar vergessen oder aber ist nicht<br />

(mehr) relevant. Tatsache aber ist, dass bayerische Luxuslimousinen<br />

zum Teil in den Vereinigten Staaten gefertigt<br />

werden, dass exklusive Damen- und Herrenbekleidung im<br />

Mittelmeerraum geschneidert wird und dass hochpreisiges<br />

Reisegepäck aus dem südostasiatischen Raum kommt. Dies<br />

ist jedoch kaum eine Erwähnung wert, allenfalls wenn es um<br />

die Wettbewerbsfähigkeit des eigenen, hiesigen Landes geht.<br />

Denn auch hier gilt: Die Unternehmen wollen Ihre Vorteile<br />

(ohne wieder die Chancen und Risiken aufzuzählen) aus<br />

den geringeren Lohnkosten, aus der hohen Bereitschaft der<br />

Mitarbeiter zu zeitlichen Mehrleistungen und aus der (angeblich)<br />

stets verfügbaren Arbeitskraft ziehen.<br />

Nun fallen aber in Unternehmen nicht nur unternehmenskritische<br />

Aufgaben wie die Informationstechnologie an, und<br />

nicht jedes Unternehmen benötigt eine Fabrikationshalle<br />

oder -stätte. In vielen, insbesondere kleineren und mittelständischen<br />

Betrieben müssen zahlreiche Aufgaben erledigt<br />

werden, die kein Expertenwissen oder aber Programmierungskenntnisse<br />

voraussetzen: Mengentexterfassung, Pflege<br />

von Datenbanken, Profilierung von Kundenadressen, tele-


062 Alltag<br />

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fonische Kundenbefragung oder -akquise. An dem Praxisbeispiel<br />

des Branchenportals www.verlagswelt.de lässt sich<br />

verdeutlichen, wie ein Outsourcing-Projekt <strong>für</strong> ein nicht<br />

IT-relevantes Feld erfolgreich realisiert werden kann.<br />

Selbst erfassen?<br />

Im Frühjahr 2004 wurde die unternehmerische Entscheidung<br />

<strong>für</strong> die Realisierung eines Branchenportals <strong>für</strong> und<br />

über die deutsche Verlagsindustrie getroffen. Zentraler<br />

Inhalt sollten die deutschen Medien sein, Darstellung des<br />

individuellen Mediums (Titelseite) mit seinen zentralen<br />

Kenndaten (ISSN-Nummer, Erscheinungsweise, Einzelverkaufspreis,<br />

Abonnementspreis) und vor allem Erfassung der<br />

Verlagsangaben und der verantwortlichen Personen. Nach<br />

ersten Tests hatte sich schnell ergeben, dass die Erfassung<br />

der verantwortlichen Personen über das Impressum der<br />

einzelnen Zeitschriften einen erheblichen Zeit- und damit<br />

Kostenaufwand bedeutet. Es stellte sich die Frage, ob diese<br />

Arbeiten auch in einer gegenüber dem Standort München<br />

lohnkostengünstigeren Region erledigt werden könnten. So<br />

bot sich das Umland von München an, bis hin zu grenznahen<br />

Gebieten. Grundlage der Erfassung der Grundinformationen<br />

waren die Impressen, die den Erfasserinnen oder<br />

Erfassern in Kopie zur Verfügung gestellt werden konnten.<br />

Doch in der Zeit der Informationstechnologie ist es unerheblich,<br />

ob ein anderer Unternehmensteil 20, 50 oder aber<br />

1.500 Kilometer von dem zentralen Unternehmensstandort<br />

entfernt ist. So entstand der Gedanke, die Arbeit der Erfassung<br />

tatsächlich deutlich von dem Unternehmensstandort<br />

München zu verlagern, etwa in das osteuropäische Ausland.<br />

Denn die eingescannten Dokumente (Impressen) können<br />

allerorts vom Intranet abgerufen werden. Wenige Wochen<br />

später konnte in Bukarest ein 60 qm großes Büro angemietet<br />

werden. Heute arbeiten dort acht (deutschsprachige)<br />

Mitarbeiterinnen mit modernem PC-Equipment und<br />

ständiger Online-Verbindung zum Unternehmensintranet.<br />

Die Kosten <strong>für</strong> diesen Unternehmensstandort inklusive der<br />

Personalkosten liegen bei ca. 30 Prozent im Vergleich zum<br />

Standort München.<br />

Entscheidung <strong>für</strong> Rumänien<br />

Entscheidend <strong>für</strong> den Standort Rumänien war die Tatsache,<br />

dass es in diesem Land (wie auch noch in Tschechien,<br />

Ungarn oder Polen) viele deutschsprachige Menschen gibt<br />

und zahlreiche junge, die sich an Schulen wie dem Goethe<br />

Institut die deutsche Sprache aneignen. Mit Hilfe eines<br />

landes- und ortkundigen Scouts wurden potenzielle Un


ternehmen identifi ziert, die die angefragte Dienstleistung<br />

hätten erbringen können. Doch, nicht verwunderlich, die<br />

meisten Unternehmen hatten den Auftrag als Software-<br />

Entwicklungsauftrag aufgefasst. Womit wir wieder bei der<br />

Informationstechnologie wären. Eine Erkenntnis, die das<br />

gleiche Unternehmen schon früher in einem anderen Projekt<br />

in Polen erfahren hat.<br />

Eigenständige Ausgründung<br />

Letztendlich wurde dann die Entscheidung getroffen,<br />

dass der verpfl ichtete Scout ein eigenes neues Dienstleistungsunternehmen<br />

gründete, nach rumänischem Recht<br />

und einer vertraglichen Vereinbarung mit dem deutschen<br />

Auftraggeber. Nur so konnte gewährleistet werden, dass die<br />

relativ komplizierten Steuerregeln Rumäniens berücksichtigt<br />

werden, und dass der neue Outsourcing-Partner seine<br />

Dienste völlig auf die Anforderungen einstellen konnte.<br />

Dies beginnt mit der entsprechenden Bandbreite <strong>für</strong> die<br />

die "Gewissensfrage"<br />

„Mir hat ein Unternehmen eine Rechnung als PDF geschickt.<br />

Reicht diese Form?“<br />

Die kurze Antwort nach Radio Eriwan lautet: Im Prinzip<br />

ja, aber nur, wenn sie mit einer qualifi zierten elektronischen<br />

Signatur versehen ist. Im § 14 Umsatzsteuergesetz sind die<br />

Formvorschriften <strong>für</strong> Rechnungen klar geregelt. Wenn Sie<br />

eine Rechnung als PDF akzeptieren, die keine elektronische<br />

Signatur hat, dürfen Sie keine Vorsteuer ziehen. Mit dieser<br />

Vorschrift sollten Sie nicht leichtfertig umgehen. Es kann<br />

Ihnen bei der Steuerprüfung sonst passieren, dass der Prüfer<br />

aufgrund einer Stichprobe den Umfang der entgangenen<br />

Steuer hochrechnet und Ihnen eine saftige Nachforderung<br />

stellt.<br />

Woran erkennt man überhaupt, dass die Rechnung elektronisch<br />

signiert ist? Zwei Formen sind möglich: die elektronische<br />

Signatur als separate Datei, typischerweise mit der<br />

Endung .cms oder .ads oder als in die PDF-Datei eingebettete<br />

Signatur. Der erste Fall ist offensichtlich, im zweiten Fall<br />

müssen Sie Ihren PDF-Reader bemühen, um zu sehen, ob die<br />

Datei eine Signatur enthält. Es reicht jedoch nicht zu prüfen,<br />

dass eine Signatur vorhanden ist, Sie müssen auch prüfen<br />

ob die Signatur gültig ist. Dazu verpfl ichten die Grundsätze<br />

zum Datenzugriff und zur Prüfbarkeit digitaler Unterlagen,<br />

?<br />

063<br />

notwendige Internetverbindung bis hin zu banalen Dingen<br />

wie die Beschaffung von PC-Tastaturen, die der westdeutschen<br />

Tastenbelegung und dennotwendigen Sonderzeichen<br />

entsprechen.<br />

Wie in allen anderen Outsourcing-Projekten gilt jedoch<br />

auch hier: ständige Kommunikation mit den dort vor Ort<br />

tätigen Mitarbeitern; Information der Mitarbeiter über<br />

den Projektstatus und zukünftige Planung; Entlohnung der<br />

Mitarbeiter über der üblichen Norm des Landes, aber in<br />

angemessenem Rahmen.<br />

Ralph Peter Rauchfuss<br />

Der gelernte Verlagskaufman, Jahrgang 1954,<br />

hat über 30 Jahre bedeutende Fachverlage<br />

geleitet. Rauchfuss ist heute Herausgeber der<br />

<strong>Fachzeitschrift</strong> „verlagswelt“ und des<br />

Internetportals www.verlagswelt.de<br />

die unter dem Kürzel GDPdU bekannt wurden. Leider gibt<br />

es kein universelles Prüfverfahren, der Rechnungssteller<br />

muss Ihnen mitteilen, wie Sie die Rechnung prüfen können.<br />

Nicht unüblich ist es, ein Webportal anzubieten, auf<br />

das die Dokumente und die Signaturdatei geladen werden.<br />

Einfacher ist, wenn Sie zusammen mit Rechnung und Signatur<br />

noch einen Prüfbericht bekommen. Aber Vorsicht:<br />

Der Prüfbericht darf natürlich nicht vom Rechnungssteller<br />

stammen, das verstieße gegen das Selbstprüfungsverbot.<br />

All dies soll Sie nicht bange machen. Es gibt mittlerweile<br />

viele Produkte zum einfachen Umgang mit elektronischen<br />

Signaturen und auch viele Dienstleister, die Sie beauftragen<br />

können. Sie brauchen sich aber auf keinen Fall in Zugzwang<br />

setzen zu lassen. Wenn Sie lieber eine Papierrechnung haben<br />

wollen (z. B. weil Sie den Papierprozess mit einer Scan- und<br />

OCR-Lösung weitgehend automatisiert haben, z. B. mit Invoice<br />

CENTER von Océ Document Technologies :-)), können<br />

Sie Ihren Lieferanten auffordern, Ihnen eine konventionelle<br />

Rechnung zu schicken. Er muss dem nachkommen.<br />

Das aber sollten Sie umgehend tun, sonst leitet Ihr Lieferant<br />

aus konkludentem Handeln Ihr Einverständnis ab – und das<br />

gilt dann <strong>für</strong> die Zukunft.<br />

Johannes Schacht<br />

Leiter Marketing, Océ Document Technologies


064 Alltag<br />

Die Globalisierung der Märkte schreitet voran. Unternehmensaufkäufe<br />

und Fusionen sind an der Tagesordnung. So<br />

entstehen große Konzernstrukturen, die kontinuierlich<br />

weiter wachsen und in aller Welt die Märkte beherrschen<br />

wollen. Ob Automobilindustrie, Logistikunternehmen,<br />

Telekommunikation oder IT-Companys – sie alle kaufen<br />

Wachstum und Märkte stetig hinzu. Da stellt sich die Frage,<br />

wer in diesem weltweiten Spiel überhaupt noch bestehen<br />

kann. Welcher Raum bleibt etwa noch <strong>für</strong> ein mittelständisches<br />

Softwareunternehmen, wird doch dieses Feld von<br />

amerikanischen Playern wie Microsoft, Oracle, Sun usw.<br />

beherrscht. Aus dem Rahmen fällt einzig und alleine das<br />

deutsche Vorzeigeunternehmen SAP, das als Branchenprimus<br />

gilt, im globalen Business ganz vorne mitspielt und<br />

bislang den Übernahmeofferten der Branchengrößten<br />

trotzt. Im Gegensatz zu anderen Industriezweigen, wie der<br />

Automobil-, Pharma- oder Logistikbranche, scheint dies in<br />

der Informationstechnologie die rühmliche Ausnahme zu<br />

sein. Hier finden sich die deutschen IT-Anbieter weit abgeschlagen<br />

auf den hinteren Plätzen. Grund genug, einmal<br />

Ursachenforschung zu betreiben, die damit einhergehenden<br />

Gefahren, aber auch die Chancen aufzuzeigen.<br />

Die „Marke“ Deutschland<br />

Was meint eigentlich<br />

„Made in Germany“?<br />

Nichts ist mehr, wie es war. Auch die „Marke“ Deutschland verändert sich. Wer<br />

heute international Geschäfte machen will, muss sich deshalb verstärkt auf sein<br />

Gegenüber einstellen. So kommt auch der Mittelstand zu seinen Chancen.<br />

Karl Heinz Mosbach<br />

„Typisch deutsch“ im Wandel<br />

Hilfreich ist zunächst sicherlich einmal der Versuch, sich<br />

selbst von außen, sprich durch die Brille der anderen, zu<br />

betrachten. Wir Deutschen sollten uns hinterfragen. Und<br />

wir sollten in Erfahrung bringen, wie uns die anderen sehen<br />

oder mit welchen Vor- und/oder Nachteilen wir bei einer internationalen<br />

Vermarktung konfrontiert werden. Da sind in<br />

erster Linie unsere typisch deutschen Tugenden wie Gründlichkeit,<br />

Pünktlichkeit und Genauigkeit. Tugenden, die<br />

rund um den Globus ganz unterschiedlich aufgenommen<br />

werden. In den europäischen Nachbarstaaten schätzt man<br />

unsere Verlässlichkeit zwar sehr, doch bestehen noch immer<br />

Vorbehalte auf Grund der jüngsten Historie, die es zu widerlegen<br />

gilt. Dort herrscht noch immer das Bild des Deutschen<br />

vor, der stets als Sieger gefeiert werden möchte und der kalt<br />

und berechnend wie eine Maschine auftritt. Die Tatsache,<br />

dass diese Einschätzung heute offensichtlich nicht mehr<br />

zutrifft, löst häufig großes Erstaunen aus. Dieses I<strong>mag</strong>e ist<br />

zwar – nicht zuletzt auch dank der Fußballweltmeisterschaft<br />

– im Wandel begriffen. Dennoch charakterisiert die Deutschen<br />

ein gewisses Verhalten, das man im Ausland gerne


mit „typisch deutsch“ umschreibt: diszipliniert, fleißig und<br />

gewissenhaft – aber oft auch stur, rechthaberisch und wenig<br />

flexibel. Darüber hinaus wird uns nicht selten eine eher pessimistische<br />

Grundhaltung nachgesagt, die im Ausland gerne<br />

als „Jammern auf hohem Niveau“ belächelt wird.<br />

Die Engländer messen sich nicht nur im Fußball gerne<br />

mit uns, sondern suchen auch sonst die offene Auseinandersetzung.<br />

Dennoch schätzen sie unsere Produkte, das<br />

Label „Made in Germany“ überzeugt aufgrund der längeren<br />

Haltbarkeit und höheren Qualität der Waren. Trotz aller<br />

Ressentiments überwiegt bei den Engländern ihr pragmatischer<br />

Denkansatz. Ein Pragmatismus, der in vielen anderen<br />

(west)europäischen Nachbarländern dazu beiträgt, den Absatz<br />

unserer Produkte zu steigern, obwohl diese in der Regel<br />

wesentlich teurer sind. Doch es gibt andere Beispiele. So<br />

kommt im Umgang mit den Polen nicht selten das Gefühl<br />

auf, dass nationaler und persönlicher Stolz überwiegen und<br />

man gegen Windmühlen anrennt. Ganz anders wiederum<br />

die Asiaten: Sie sind stolz darauf, wenn sie sich deutsche<br />

Wertarbeit leisten können, und schätzen die Zuverlässig-<br />

keit und Qualität. Ja, es versetzt uns Deutsche geradezu in<br />

Erstaunen, wie viel Glanz die doch <strong>für</strong> uns schon reichlich<br />

abgenutzte Floskel „Made in Germany“ dort noch besitzt.<br />

Kulturelle Gegebenheiten verinnerlichen<br />

Auch wenn also in Bezug auf deutsche Produkte das positive<br />

I<strong>mag</strong>e überwiegt, so stehen den Germanen dennoch<br />

die Türen nicht von selbst offen. Um den Absatz in neuen,<br />

expandierenden Märkten wie Osteuropa und Asien anzukurbeln,<br />

heißt es wie überall, zunächst das Vertrauen der<br />

Kunden und Geschäftspartner zu gewinnen. Um sich dort<br />

erfolgreich zu positionieren, reichen Achtung und Anerkennung<br />

alleine nicht aus. Zuerst gilt es, in jedem Land<br />

aufs Neue die Menschen und deren Kultur kennen und<br />

verstehen zu lernen. Nur wer sich hier<strong>für</strong> die Zeit nimmt,<br />

kann die richtigen Akzente setzen, die passenden Strategien<br />

entwickeln und Fehler vermeiden. Zwar zeichnet uns beispielsweise<br />

im Vergleich mit den Amerikanern ein höheres<br />

Fingerspitzengefühl und ein weniger überhebliches Auftre-<br />

065<br />

ten aus. Dennoch begehen wir gelegentlich den Fehler zu<br />

glauben, dass die bei uns bewährte Vorgehensweise eins zu<br />

eins in andere Länder übertragbar ist. Wenn einige unserer<br />

Grundprinzipien erstaunlicherweise in fremden Ländern<br />

funktionieren, müssen diese immer auf die jeweilige Kultur<br />

im Land abgestimmt und angepasst werden. Mitarbeiter,<br />

die mit der internationalen Vermarktung betraut werden,<br />

müssen dies verinnerlichen. Interkulturelle Schulungen<br />

und eine schrittweise Heranführung ebnen den Weg.<br />

Wichtig bei der „Eroberung“ fremder Kulturen sind nicht<br />

zuletzt die länderspezifischen Umgangsformen. Gerade wir<br />

Deutschen sprechen eine sehr kühle und direkte Sprache,<br />

die Geschäftspartner anderer Länder so manches Mal unbeabsichtigt<br />

vor den Kopf stößt. Der asiatische Markt ist<br />

hier<strong>für</strong> ein Paradebeispiel, wird doch hier die direkte Konfrontation<br />

– und damit ein etwaiger Gesichtsverlust – in der<br />

Regel vermieden. Doch es geht nicht um hundertprozentige<br />

Perfektion. Vielmehr sind es die kleinen Bemühungen, die<br />

wohlwollend zur Kenntnis genommen werden und oftmals<br />

eine große Herzlichkeit und Offenheit auslösen.<br />

Eine gute Vorbereitung und intensive Schulungen sind<br />

aber aus Selbstschutz notwendig. Falsches und unprofessionelles<br />

Vorgehen hat bereits dem einen oder anderen Unternehmen<br />

auch hohe finanzielle Einbußen beschert, weil aus<br />

kultureller Unkenntnis Gefahren nicht richtig eingeschätzt<br />

wurden. Ausgehend von den eigenen Wertvorstellungen<br />

neigen wir Deutschen nicht selten zu Fehleinschätzungen.<br />

So ist es in manchen Kulturen Gang und Gäbe, sich auf<br />

nicht ganz legalem Wege Vorteile erschleichen zu wollen.<br />

Ein chinesischer Geschäftsführer erzählte mir beispielsweise<br />

während des Essens ganz frank und frei – und nicht ohne<br />

einen gewissen Stolz –, dass sein Vater beim An- und Verkauf<br />

eine besondere Fingerfertigkeit beherrschte, mit der er<br />

unbemerkt die Waage manipulieren konnte. Ob der Sohn<br />

diese Veranlagung geerbt und übernommen haben könnte,<br />

darüber lässt sich nur spekulieren. Doch davon auszugehen,<br />

dass diese Gepflogenheiten nicht in der zweiten Generation<br />

Anwendung finden, wäre naiv. Gefragt ist also neben der<br />

genauen Kenntnis der kulturellen Gegebenheiten insbesondere<br />

auch ständige Wachsamkeit.


066 Alltag<br />

Der richtige Mix macht’s<br />

Gezielte Schulungen und Vorbereitungen auf Auslandsaktivitäten<br />

sind also unentbehrlich. Doch der Schlüssel zum<br />

Erfolg ist die enge Zusammenarbeit mit den jeweiligen<br />

Landsleuten. Der richtige Mix aus eigenem und ausländischem<br />

Personal macht den Unterschied. Einen verlässlichen<br />

einheimischen Geschäftspartner an der Seite zu haben,<br />

ist daher ein Muss. Denn jede geschäftliche Tätigkeit ist<br />

mit einem erheblichen Know-how-Transfer verbunden.<br />

So mancher deutsche Unternehmer reagierte nicht wenig<br />

schockiert, als er auf Grund diverser Probleme seine Fertigungsstelle<br />

aufsuchte und feststellen musste, dass seine gut<br />

ausgebildeten neuen Mitarbeiter nun im Unternehmen gegenüber<br />

arbeiteten, einem Abbild seiner eigenen Fertigung.<br />

Denn im Kopieren sind die Asiaten bekanntermaßen Welt-<br />

meister.<br />

An dieser Stelle wird ein weiterer wichtiger Punkt deutlich:<br />

Die Erschließung neuer Märkte muss insbesondere<br />

bei einem mittelständischen Unternehmen Chefsache sein.<br />

Um langfristig erfolgreich zu sein, braucht es neben einem<br />

soliden Fundament Kontinuität und Ausdauer. Den meisten<br />

gescheiterten Ausfl ügen in die Internationalisierung hat es<br />

daran gemangelt. Jede Erschließung eines neuen Marktes<br />

kostet Geld. Solche Investitionen erstrecken sich über einen<br />

längeren Zeitraum, auch in Wachstumsmärkten wie<br />

Asien ist das schnelle Geld nicht zu machen. Die Bekanntmachung<br />

der eigenen Produkte, der I<strong>mag</strong>eaufbau sowie<br />

der Aufbau von Service und Partnerstrukturen braucht<br />

nun einmal Zeit, und all dies sollte mit Weitsicht geplant<br />

werden. Außerdem sollte die Internationalisierung speziell<br />

eines mittelständischen Unternehmens mit einem internen<br />

Wandel einhergehen. Es genügt nicht, dass nur die mit den<br />

Auslandsaktivitäten betraute Abteilung die neue Unternehmenskultur<br />

repräsentiert. Dieser Wandel muss vom gesamten<br />

Unternehmen vollzogen und mitgetragen werden.<br />

Mit Innovationsfreude und Enthusiasmus ans Ziel<br />

Doch genau hier stoßen wir Deutschen an unsere Gren-<br />

zen, denn in unserer Mentalität überwiegt das Misstrauen<br />

gegenüber Veränderungen. Wir neigen dazu, zuerst einmal<br />

alles in Frage zu stellen und als Besitzstandswahrer zu agieren.<br />

Um eine Internationalisierungsstrategie zum Erfolg zu<br />

führen, ist es im Interesse des gesamten Unternehmens, den<br />

Mitarbeitern ihre Ängste in Bezug auf ihren Arbeitsplatz zu<br />

nehmen. Dies ist mithilfe einer umfassenden, offenen Informationspolitik<br />

und mit deren Einbindung in die Unternehmensstrategie<br />

zu erreichen. Denn Arbeitsplatzsicherheit<br />

lässt sich nur gewährleisten, wenn das Unternehmen fl oriert<br />

und die Herausforderungen der Zukunft annimmt. Mit der<br />

Globalisierung geht sicherlich eine Verlagerung bestimmter<br />

arbeitsintensiver Tätigkeiten in so genannte Billiglohnländer<br />

einher. Gleichzeitig nimmt der Wettbewerb im eigenen<br />

Land zu. Hier können nur neue, innovative Konzepte dazu<br />

beitragen, am Markt zu bestehen.<br />

In diesem Zusammenhang hat Deutschland im europäischen<br />

Vergleich Nachholbedarf. Zu starr und unfl exibel<br />

sind unsere Strukturen geworden, da man sich allzu lange<br />

auf den Lorbeeren der Ludwig-Erhard-Zeit ausgeruht hat.<br />

Gefragt ist hier neben der Wirtschaft die Politik. Nur mit<br />

konsequenten und sicherlich teilweise unbequemen Reformen<br />

können die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts<br />

gemeistert werden. Einige der EU-Nachbarländer sind uns<br />

in verschiedenen Bereichen um Nasenlänge voraus. Ob<br />

in der Bildungspolitik, dem Gesundheitswesen oder dem<br />

Steuerrecht. Der Veränderungsbedarf in unserem Land, der<br />

Gesellschaft wie der Wirtschaft, ist enorm. Bisher hat das<br />

Unternehmen Deutschland seine Möglichkeiten sicherlich<br />

noch nicht ausgeschöpft. Den Erfolg machen viele Faktoren<br />

aus, darunter so manche „soft facts“ wie Enthusiasmus.<br />

Begeisterung trägt dazu bei, vieles besser zu machen und<br />

sich zu differenzieren. Mit qualitativ hochwertigeren und<br />

intelligenteren Produkten, mehr Kundennähe und besserem<br />

Service.<br />

Auch gegen übermächtig erscheinende Global Player,<br />

denen es gerade in der Softwareindustrie schwer fällt, ihre<br />

immer umfangreicheren Produktpaletten zu beherrschen,<br />

insbesondere wenn es um anspruchsvolle Businesslösungen<br />

geht. Während sich die Großen intern mit der Konsolidierung<br />

ergänzender und überlappender Produktpaletten und<br />

verschiedener Unternehmenskulturen beschäftigen, sollten<br />

sich mittelständische Unternehmen konsequent auf ihre<br />

Stärken fokussieren. Auch sie haben die Chance, mithilfe<br />

von Begeisterung, Beharrlichkeit und Innovationsfreude<br />

auf internationalem Parkett zu reüssieren. Hier<strong>für</strong> steht eine<br />

Vielzahl von deutschen und nicht zuletzt von schwäbischen<br />

Mittelständlern. Es liegt an uns, dem Siegel „Made in Germany“<br />

neuen Glanz zu verleihen.<br />

Karl Heinz Mosbach<br />

Der diplomierte Ingenieur, Jahrgang 1960,<br />

startete seine Karriere bei der Lous Leitz KG.<br />

Anfang 1996 übernahm er den Aufbau des Be-<br />

reiches DMS und Archivierung, den er heute als<br />

Geschäftsführer der nunmehr eigenständigen<br />

ELO Digital Offi ce GmbH leitet.


066 Alltag<br />

Der richtige Mix macht’s<br />

Gezielte Schulungen und Vorbereitungen auf Auslandsaktivitäten<br />

sind also unentbehrlich. Doch der Schlüssel zum<br />

Erfolg ist die enge Zusammenarbeit mit den jeweiligen<br />

Landsleuten. Der richtige Mix aus eigenem und ausländischem<br />

Personal macht den Unterschied. Einen verlässlichen<br />

einheimischen Geschäftspartner an der Seite zu haben,<br />

ist daher ein Muss. Denn jede geschäftliche Tätigkeit ist<br />

mit einem erheblichen Know-how-Transfer verbunden.<br />

So mancher deutsche Unternehmer reagierte nicht wenig<br />

schockiert, als er auf Grund diverser Probleme seine Fertigungsstelle<br />

aufsuchte und feststellen musste, dass seine gut<br />

ausgebildeten neuen Mitarbeiter nun im Unternehmen gegenüber<br />

arbeiteten, einem Abbild seiner eigenen Fertigung.<br />

Denn im Kopieren sind die Asiaten bekanntermaßen Welt-<br />

meister.<br />

An dieser Stelle wird ein weiterer wichtiger Punkt deutlich:<br />

Die Erschließung neuer Märkte muss insbesondere<br />

bei einem mittelständischen Unternehmen Chefsache sein.<br />

Um langfristig erfolgreich zu sein, braucht es neben einem<br />

soliden Fundament Kontinuität und Ausdauer. Den meisten<br />

gescheiterten Ausfl ügen in die Internationalisierung hat es<br />

daran gemangelt. Jede Erschließung eines neuen Marktes<br />

kostet Geld. Solche Investitionen erstrecken sich über einen<br />

längeren Zeitraum, auch in Wachstumsmärkten wie<br />

Asien ist das schnelle Geld nicht zu machen. Die Bekanntmachung<br />

der eigenen Produkte, der I<strong>mag</strong>eaufbau sowie<br />

der Aufbau von Service und Partnerstrukturen braucht<br />

nun einmal Zeit, und all dies sollte mit Weitsicht geplant<br />

werden. Außerdem sollte die Internationalisierung speziell<br />

eines mittelständischen Unternehmens mit einem internen<br />

Wandel einhergehen. Es genügt nicht, dass nur die mit den<br />

Auslandsaktivitäten betraute Abteilung die neue Unternehmenskultur<br />

repräsentiert. Dieser Wandel muss vom gesamten<br />

Unternehmen vollzogen und mitgetragen werden.<br />

Mit Innovationsfreude und Enthusiasmus ans Ziel<br />

Doch genau hier stoßen wir Deutschen an unsere Gren-<br />

zen, denn in unserer Mentalität überwiegt das Misstrauen<br />

gegenüber Veränderungen. Wir neigen dazu, zuerst einmal<br />

alles in Frage zu stellen und als Besitzstandswahrer zu agieren.<br />

Um eine Internationalisierungsstrategie zum Erfolg zu<br />

führen, ist es im Interesse des gesamten Unternehmens, den<br />

Mitarbeitern ihre Ängste in Bezug auf ihren Arbeitsplatz zu<br />

nehmen. Dies ist mithilfe einer umfassenden, offenen Informationspolitik<br />

und mit deren Einbindung in die Unternehmensstrategie<br />

zu erreichen. Denn Arbeitsplatzsicherheit<br />

lässt sich nur gewährleisten, wenn das Unternehmen fl oriert<br />

und die Herausforderungen der Zukunft annimmt. Mit der<br />

Globalisierung geht sicherlich eine Verlagerung bestimmter<br />

arbeitsintensiver Tätigkeiten in so genannte Billiglohnländer<br />

einher. Gleichzeitig nimmt der Wettbewerb im eigenen<br />

Land zu. Hier können nur neue, innovative Konzepte dazu<br />

beitragen, am Markt zu bestehen.<br />

In diesem Zusammenhang hat Deutschland im europäischen<br />

Vergleich Nachholbedarf. Zu starr und unfl exibel<br />

sind unsere Strukturen geworden, da man sich allzu lange<br />

auf den Lorbeeren der Ludwig-Erhard-Zeit ausgeruht hat.<br />

Gefragt ist hier neben der Wirtschaft die Politik. Nur mit<br />

konsequenten und sicherlich teilweise unbequemen Reformen<br />

können die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts<br />

gemeistert werden. Einige der EU-Nachbarländer sind uns<br />

in verschiedenen Bereichen um Nasenlänge voraus. Ob<br />

in der Bildungspolitik, dem Gesundheitswesen oder dem<br />

Steuerrecht. Der Veränderungsbedarf in unserem Land, der<br />

Gesellschaft wie der Wirtschaft, ist enorm. Bisher hat das<br />

Unternehmen Deutschland seine Möglichkeiten sicherlich<br />

noch nicht ausgeschöpft. Den Erfolg machen viele Faktoren<br />

aus, darunter so manche „soft facts“ wie Enthusiasmus.<br />

Begeisterung trägt dazu bei, vieles besser zu machen und<br />

sich zu differenzieren. Mit qualitativ hochwertigeren und<br />

intelligenteren Produkten, mehr Kundennähe und besserem<br />

Service.<br />

Auch gegen übermächtig erscheinende Global Player,<br />

denen es gerade in der Softwareindustrie schwer fällt, ihre<br />

immer umfangreicheren Produktpaletten zu beherrschen,<br />

insbesondere wenn es um anspruchsvolle Businesslösungen<br />

geht. Während sich die Großen intern mit der Konsolidierung<br />

ergänzender und überlappender Produktpaletten und<br />

verschiedener Unternehmenskulturen beschäftigen, sollten<br />

sich mittelständische Unternehmen konsequent auf ihre<br />

Stärken fokussieren. Auch sie haben die Chance, mithilfe<br />

von Begeisterung, Beharrlichkeit und Innovationsfreude<br />

auf internationalem Parkett zu reüssieren. Hier<strong>für</strong> steht eine<br />

Vielzahl von deutschen und nicht zuletzt von schwäbischen<br />

Mittelständlern. Es liegt an uns, dem Siegel „Made in Germany“<br />

neuen Glanz zu verleihen.<br />

Karl Heinz Mosbach<br />

Der diplomierte Ingenieur, Jahrgang 1960,<br />

startete seine Karriere bei der Lous Leitz KG.<br />

Anfang 1996 übernahm er den Aufbau des Be-<br />

reiches DMS und Archivierung, den er heute als<br />

Geschäftsführer der nunmehr eigenständigen<br />

ELO Digital Offi ce GmbH leitet.


068 Alltag<br />

Eines Abends im Frühjahr 2002 saßen nach dem Treffen<br />

eines Arbeitskreises des FIWM e.V. (Förderkreis IT- und<br />

Medienwirtschaft München) drei Leute zusammen und<br />

fantasierten bei ein paar Bier über die Möglichkeiten der<br />

gerade in den Kinderschuhen steckenden drahtlosen Vernetzung.<br />

Plötzlich stand die Frage im Raum, was damit<br />

alles möglich wäre, und vor allem, wo. Und da nichts das<br />

bayerische Lebensgefühl besser verkörpert als die grüne<br />

Lunge eines der größten Stadtparks der Welt sowie dessen<br />

Biergärten, der Chinesische Turm und das Seehaus, musste<br />

ein Wireless LAN her. Denn es ist einfach schlichtweg cool,<br />

zum Arbeiten in den Biergarten zu gehen.<br />

Surfen im Allerheiligsten?<br />

WLAN im Englischen Garten<br />

Drahtlos in München<br />

Viele gute Ideen entstehen aus einer Laune des Zufalls heraus. So auch<br />

der „E-Garten“, das WLAN im Englischen Garten in München. Man muss nur<br />

lange genug zusammen sitzen.<br />

Jimmy Schulz<br />

Als problematisch stellte sich heraus, überhaupt im Heiligtum<br />

der bayerischen Staatskanzlei der Schlösser- und<br />

Seenverwaltung eine Genehmigung zu bekommen. Einzig<br />

die Tatsache, dass es sich hierbei um ein nicht auf Gewinn<br />

ausgerichtetes Forschungsprojekt handelte ermöglichte die<br />

Sondergenehmigung, an den unter Denkmalschutz stehenden<br />

Gebäuden die Antennen anzubringen.<br />

Nach langen Nächten und Herumklettern in Bäumen<br />

konnten wir im Juli 2002 mit einer großen Pressekonferenz<br />

den Startschuss zum vermutlich ersten WLAN in einem<br />

Biergarten weltweit geben. Die Presseresonanz überraschte<br />

uns. Mehrere Fernsehsender und nahezu allen wichtigen<br />

Printmedien berichteten an prominenter Stelle über E-<br />

Garten.Net und über die Verwirklichung des Slogans „Laptop<br />

und Lederhose“. Im größten Biergarten der Welt, dem<br />

Chinesischen Turm, werden etwa 80 Prozent aller Sitzplätze<br />

abgedeckt und im Seehaus alle Sitzplätze sowie der gesamte<br />

See. So wäre auch bei einer Bootsfahrt die Grundversorgung<br />

mit Internetzugang sichergestellt. Mittlerweile ist aus dem<br />

Pilotprojekt eine Selbstverständlichkeit geworden, hunderte<br />

von Usern schätzen die Möglichkeit, mal eben schnell in der<br />

Mittagspause E-Mails zu lesen. Studenten nutzen die Möglichkeit,<br />

dem Dunkel der Bibliotheken zu entfliehen und an<br />

der frischen Luft zu recherchieren.<br />

Und so funktionierts<br />

Die Benutzung ist ebenso einfach wie problemlos: An der<br />

Kasse der Biergärten einfach „Brez´n, Bier und Internet“<br />

bestellen und <strong>für</strong> 3 Euro einen Voucher <strong>für</strong> eine Stunde<br />

Nutzung lösen. Laptop oder PDA mit WLAN-Zugang einschalten,<br />

einfach den Browser der Wahl starten und die<br />

Homepage des E-Garten.Net aufrufen (www.e-garten.net).<br />

Dort auf der rechten Seite den Button ‚anmelden‘ anklicken<br />

und die Daten vom Voucher eingeben, und schon kanns<br />

losgehen. Wer die Sache erst einmal testen will, kann dies<br />

tun, denn eine ganze Reihe von Webseiten ist kostenfrei und


ohne Voucher erreichbar. So zum Beispiel die Seiten der<br />

beteiligten Firmen sowie der Sponsoren. Wer nicht aufstehen<br />

und zur Kasse gehen will, um einen Voucher zu kaufen,<br />

kann auch per Kreditkarte online sein Online-Guthaben<br />

aufl aden. Doch Vorsicht: offenes Netz! Eine Verschlüsselung<br />

der Daten wie im heimischen WLAN fi ndet nicht statt. Wer<br />

also vertrauliche Daten zu verschicken hat, sollte lieber per<br />

VPN oder per E-Mail-Verschlüssellung arbeiten. Eine Personal<br />

Firewall ist in öffentlichen Hotspots sowieso Pfl icht,<br />

damit der eigene Rechner vor den Zugriffen anderer geschützt<br />

bleibt.<br />

Liebenswertes E-Garten.Net<br />

WLAN-Hotspots im öffentlichen Raum gibt es mittlerweile<br />

jede Menge. Das besondere an E-Garten.Net ist jedoch<br />

das einmalige Flair und die über die Jahre gewachsene Gemeinschaft,<br />

die sich regelmäßig im Seehaus oder am Chinesischen<br />

Turm zum Stammtisch trifft. Dort wird gefachsimpelt<br />

oder Neueinsteigern geholfen, den ersten Kontakt zum<br />

Netz aufzubauen. Am Chinesischen Turm geschieht das am<br />

einzigen genehmigten Stammtisch im Englischen Garten.<br />

Ein riesiger runder Tisch mit eigens angefertigter Plakette.<br />

Neben den Stammtischen fi nden eine Reihe von Firmenveranstaltungen<br />

statt, die das Netz gerne nutzen. Zu manchen<br />

besonderen Anlässen wie dem traditionellen Kocherlball<br />

wurden vom Team auch Video-Liveübertragungen in alle<br />

Welt organisiert.<br />

069<br />

Eine Attraktion der besonderen Art war der Stand des<br />

E-Garten.Net-Teams auf der SYSTEMS 2002: dort wurde<br />

die Biergartensaison bis in den späten Oktober hinein<br />

verlängert. Einem Biergarten nachempfunden mit Biertischen,<br />

Maibaum und Schänke, konnten sich die erschöpften<br />

Messebesucher bei einer Brez´n und einer Maß Bier erholen<br />

und nebenher in angenehmer Atmosphäre per WLAN im<br />

Internet surfen. Auf vielen weiteren Messen wie CeBIT und<br />

Systems war das Team vom E-Garten.Net immer präsent. In<br />

vielen Vorträgen berichten wir über die vielen technischen<br />

und nichttechnischen Aspekte von E-Garten.Net. Besonders<br />

oft werden wir nach dem Funktionieren eines virtuellen<br />

Unternehmens gefragt. Auch dazu halten wir mittlerweile<br />

Vorträge. Das ist der Aspekt, der allen Beteiligten fast am<br />

meisten Spaß gemacht hat. Aus vielen Einzelteilen ein großes<br />

Ganzes zu machen, das größer ist als die Summe der<br />

Einzelteile. Für technisch orientierte Unternehmen war es<br />

eine neue Erfahrung, gemeinsam mit einer PR-Agentur wie<br />

mit Kollegen zu arbeiten, und <strong>für</strong> die Marketing-Agentur<br />

war der Einblick in die Arbeitsweise einer Softwareschmiede<br />

eine ungewöhnliche Erfahrung.<br />

Die Zukunft des E-Garten.Net<br />

Natürlich ist WLAN heute keine revolutionär neue Technologie<br />

mehr. E-Garten.Net versteht sich selbst eher als<br />

Plattform <strong>für</strong> neue Technologien, als Experimentierfeld<br />

mit gesicherter Umgebung. Viele Unternehmen nutzen den<br />

wohl bekanntesten Hotspot der Welt <strong>für</strong> Produkteinführungen<br />

Vorträge und Pressekonferenzen. Innovative Ideen<br />

werden hier ausprobiert und der Öffentlichkeit vorgeführt.<br />

Beispielsweise Voice over IP over WLAN mit einem PDA.<br />

E-Garten.Net wird sich technisch weiterentwickeln und<br />

sicherlich in Zukunft Träger neuer innovativer Ideen sein.<br />

Eines bleibt aber im Mittelpunkt die zwischenmenschliche<br />

Kommunikation in einem Biergarten und die gemeinsame<br />

Lust am Experimentieren.<br />

Jimmy Schulz<br />

Der diplomierte Politologe, Jahrgang 1968, ist<br />

Mitgründer des E-Garten.Net. Unter seiner Regie<br />

wurde das WLAN installiert und konfi guriert.


070 Alltag<br />

News Unternehmen<br />

Galileo-Satellitenforschung in<br />

Rostock gefördert<br />

Der Bund wird die Forschung und Entwicklung<br />

des europäischen Satellitennavigationssystems<br />

Galileo in Rostock mit 2,5 Millionen<br />

Euro fördern. Das Rostocker Unternehmen<br />

RST wird im Hafen vier Sender aufstellen,<br />

mit denen sich punktgenau der Standort<br />

errechnen lässt. Der Bundesminister Aufbau<br />

Ost, Wolfgang Tiefensee (SPD) wörtlich bei<br />

seinem Besuch in Rostock: „Wir erwarten<br />

uns viele Folgeaufträge, das ist ein gigantisch<br />

explodierender Markt“.<br />

GoYellow braucht mehr Geld<br />

Nach erneuten Verlusten will die Internetauskunft GoYellow über<br />

eine Kapitalerhöhung frisches Geld beschaffen und im Oktober<br />

2,3 Millionen neue Aktien ausgeben. Die Finanzlage von Go-<br />

Yellow sei aber nicht angespannt. In der ersten Jahreshälfte 2006<br />

machte das Unternehmen vor Steuern und Zinsen einen Verlust<br />

von 8,9 Millionen Euro. Damit fi el das Minus zwar kleiner als im<br />

Vorjahreszeitraum aus, aber weiterhin höher als der Umsatz von<br />

zuletzt 1,3 Millionen Euro (2005: 1,7 Millionen Euro).<br />

$ Der neue GoYellow-Vorstand Klaus Harnisch hat es also innerhalb<br />

weniger als zwei Jahre geschafft, die proppenvolle Kasse<br />

der früheren Varetis (jetzt: GoYellow) zu verpulvern. Vermutlich<br />

bekommt er <strong>für</strong> neue Aktien noch mal Geld, aber bestenfalls zu<br />

Ramschpreisen. Die Finanzlage dürfte Ende des Jahres klar angespannt<br />

sein.<br />

Oracle mit Gewinn im vierten Geschäftsquartal<br />

presse@hw-medien.de<br />

Die Oracle Corporation verbuchte im vierten Quartal bei einem GAAP-<br />

Umsatz von 4,9 Mrd. US-Dollar eine Steigerung von 25 Prozent. Der<br />

GAAP-Gewinn stieg um 27 Prozent auf 1,3 Mrd. US-Dollar. Das entspricht<br />

einem Gewinn pro Aktie von 0,24 US-Dollar (plus 24 Prozent). Die Software-Erlöse<br />

nach GAAP stiegen um 28 Prozent auf 4,0 Mrd. US-Dollar. Der<br />

Non-GAAP-Gewinn pro Aktie betrug 0,29 US-Dollar im vierten Quartal;<br />

eine Steigerung um elf Prozent. Der Reingewinn nach Non-GAAP erhöhte<br />

sich um 13 Prozent auf 1,5 Milliarden US-Dollar verglichen mit dem vierten<br />

Quartal des Vorjahres.<br />

$ Oracle wächst – aber das stürmische Wachstum der 90er-Jahre<br />

scheint vorbei zu sein. Der Oracle-Kurs ist seit nunmehr fast vier Jahren in<br />

einer Seitwärtsbewegung gefangen. Im weitesten Sinne ähnlich sieht die<br />

Situation auch bei anderen Marktführern wie Microsoft, Cisco oder IBM<br />

aus. Trotz Übernahmen lässt sich nur normales Neugeschäft generieren.<br />

Es sieht so aus, dass die Neuinvestitionszyklen der Kunden weiterhin in<br />

einem längeren Zeitraum verbleiben.<br />

Pixelpark und Elephant Seven fusionieren<br />

Zwei ehemalige Schwergewichte der New Economy<br />

wollen fusionieren: Pixelpark und Elephant Seven. 2007<br />

soll der fusionierte Konzern über 50 Mio. Euro Umsatz<br />

erwirtschaften. Die beiden Unternehmen wiesen im letzten<br />

Geschäftsjahr einen operativen Gewinn aus, schrieben<br />

unterm Strich jedoch rote Zahlen: Pixelpark minus<br />

185.000 Euro, Elephant Seven minus 246.000 Euro.<br />

$ Kaum wurde das Platzen der Fusion mit Springer +<br />

Jacoby bekannt, schon zieht die Elephant Seven AG das<br />

nächste Ass aus dem Ärmel. Und das war ganz sicher<br />

schon lange vorbereitet, zumal die Probleme bei dem<br />

ursprünglichen Wunschobjekt S+J nicht ganz neu sind.<br />

Mit dem Wegfall von DaimlerChrysler als Werbekunden<br />

brach die Grundlage der Fusion weg, jedenfalls zu den<br />

verhandelten Konditionen – schließlich stand das Autohaus<br />

<strong>für</strong> ein Drittel des Umsatzes. Ob’s in der jetzigen<br />

Konstellation besser wird? Schließlich treffen sich jetzt<br />

zwei ehemalige Fast-Pleite-Kandidaten aus dem neuen<br />

Markt, die aber beide knapp die Kurve gekriegt haben.<br />

Da beide zuletzt nur mehr kleine rote Zahlen schrieben,<br />

ist mit dem Wegfall diverser Administrations- und<br />

Overhead-Kosten eigentlich der Weg in die schwarzen<br />

Zahlen vorgezeichnet. Aber das war er früher auch schon<br />

mal …<br />

Bundesnetzagentur will Wimax-Frequenzen versteigern<br />

Noch in diesem Jahr sollen Frequenzen <strong>für</strong> den Breitband-Funkstandard<br />

Wimax versteigert werden. Die Zahl der Anträge übersteige die verfügbaren<br />

Frequenzen um ein Vielfaches, so die Bundesnetzagentur. Mit Wimax sollen<br />

vor allem Regionen mit Breitband versorgt werden, in denen schnelles Internet<br />

noch nicht verfügbar ist oder Versorgungslücken geschlossen werden.<br />

Die Bundesnetzagentur unterteilte die zu vergebenden Frequenzpakete auf 16<br />

Regionen, die das gesamte Bundesgebiet abdecken. Die Auktion wird <strong>für</strong> jedes<br />

Gebiet einzeln erfolgen, wobei sich Unternehmen auch zu Konsortien zusammenschließen<br />

können. Der Funkstandard Wimax ermöglicht die kabellose<br />

Datenübertragung über theoretisch bis zu 50 Kilometer.


$ kommentiert von Engelbert Hörmannsdorfer, Börsen-Infodienst BetaFaktor, www.betafaktor.de<br />

EMC übernimmt RSA Security<br />

Der Storage-Hersteller EMC erweitert mit der Übernahme<br />

RSA Security sein Angebotsportfolio. Nach<br />

Insidern galt EMC als der erste Kandidat <strong>für</strong> den Kauf<br />

von RSA. Der Storage-Hersteller wird 28 US-Dollar<br />

je RSA-Aktie zahlen. Insgesamt beträgt der Kaufpreis<br />

knapp 2,1 Milliarden US-Dollar. RSA Security wird<br />

nach dem Abschluss der Übernahme als Information<br />

Security Division von EMC agieren.<br />

$ Der Trend, dass zur Datensicherung und -speicherung<br />

auch Datensicherheit gehört, hat sich in den<br />

letzten Jahren enorm schnell durchgesetzt. EMC füllt<br />

damit jetzt eine Lücke auf ihrem Weg zum ganzheitlichen<br />

ILM-Portfolio. Dabei geht es um mehr als das<br />

Erfüllen von Compliance-Vorgaben: Risk-Management,<br />

Informationssicherheit und Informationsschutz<br />

sind die neuen Anforderungen. Der Preis <strong>mag</strong><br />

etwas hoch sein, aber bereits mit den Übernahmen<br />

Documentum, Legato und Captiva hat EMC gezeigt,<br />

dass man alles zu einem sinnvollen Gesamtprojekt<br />

integrieren kann.<br />

Storage-Anbieter EMC bleibt beim Umsatz unter<br />

den Erwartungen<br />

Mit 2,57 Mrd. blieb der US-amerikanische Storage-Anbieter EMC<br />

unter den angepeilten 2,66 Mrd. US-Dollar. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />

stieg der Umsatz dennoch um 10 Prozent – zum<br />

zwölften Mal in Folge zweistellig. Der Gewinn schrumpfte im Vergleich<br />

um 5 Prozent auf 279,1 Mio. US-Dollar. EMC-Chef Joe Tucci<br />

räumte ein, man hätte sich verkalkuliert, gerade bei den neueren<br />

Speichersystemen vom Typ Symmetrix DMX-3.<br />

$ Ein veränderter Nachfragemix – und schon passt das Resultat<br />

nicht mehr zu den Prognosen. Fakt ist trotzdem, dass EMC<br />

nach wie vor zweistellig wächst. EMC-Chef Joe Tucci ist bekannt<br />

da<strong>für</strong>, dass er sich auf eine veränderte Produktnachfrage schnell<br />

einstellt und an den entsprechenden Stellschrauben dreht, um<br />

auch die Gewinnsituation wieder zu verbessern.<br />

HP zieht sich aus Optical-Disk-Geschäft zurück<br />

Stellent schraubt Gewinn nach oben<br />

Stellent, der Anbieter von Content-Management-Systemen,<br />

hat im ersten Fiskalquartal (30. Juni) den Umsatz um 13<br />

Prozent auf 32,3 Millionen US-Dollar gesteigert. Auf GAAP-<br />

Basis stieg der Nettogewinn um 91 Prozent auf 2,1 Millionen<br />

US-Dollar bzw. 7 Cent pro Aktie. Außerdem meldete Stellent<br />

die Übernahme von zwei Unternehmen: Mit SealedMedia<br />

wird ein Anbieter von Digital-Rights-Management-Lösungen<br />

übernommen, Bitform ist Anbieter von Produkten zur<br />

Content-Filterung. Beide Lösungen sollen in Stellents ECM-<br />

Plattform integriert werden.<br />

$ Kommentar: Die Ergebnisse lagen in etwa im Korridor<br />

der Analystenschätzungen, insofern tat sich nicht viel<br />

am Aktienkurs. Die beiden übernommenen Unternehmen<br />

bringen Technologien mit, die es Organisationen erlauben,<br />

ihre Dokumente noch besser zu schützen (Content Security)<br />

und so Geschäftsrisiken zu minimieren. Insofern eine gute<br />

Abrundung.<br />

Retten Downloads die Musikindustrie?<br />

Der IT-Konzern HP hat mit einem „End-of-Life“-Schreiben an seine Kunden mitgeteilt, dass die Produktion seiner<br />

gesamten Jukebox-Linie mit MO/WORM- und UDO-Laufwerken eingestellt wurde. Man werde sich aus dem<br />

Geschäft <strong>für</strong> optische Speichermedien zurückziehen. Hauptsächlich macht HP die RoHS-Richtlinien (Restriction<br />

of Hazardous Substances) der EU <strong>für</strong> den Rückzug verantwortlich. Das allerdings scheint nicht der alleinige<br />

Grund zu sein: Information-Lifecycle-Management (ILM) habe den Markt in den letzten Jahren stark verändert.<br />

Jukeboxen seien in einem einfachen ILM-System deshalb „zu einem Datengrab verkommen“.<br />

$ Eine ähnliche Entscheidung mit ähnlicher Begründung vor allem im Hinblick auf das aufkommende<br />

ILM-Thema traf IBM schon mal vor rund zwei Jahren. Mittlerweile kehrt aber Big Blue wieder in den Jukebox-<br />

Markt zurück, siehe die jüngsten IBM-Neuankündigungen wie beispielsweise das 3996-System. IBM lässt ihre<br />

Systeme komplett von Plasmon zuliefern, natürlich RoHS-konform.<br />

News Unternehmen<br />

Der Marktforscher Screen Digest aus UK glaubt in<br />

seiner neuen Studie, dass die legalen Musik-Downloads<br />

den Abwärtstrend der Musikindustrie stoppen.<br />

So soll sich der Online-Umsatz von 2005 bis Ende<br />

2006 auf mehr als 280 Mio. Euro verdoppelt haben.<br />

2010 dann wird ein Marktvolumen in Europa von<br />

über einer Milliarde Euro prognostiziert. Das Wachstum<br />

sei eine Folge der zunehmenden Verbreitung<br />

von Breitband-Internetzugängen und MP3-Playern.<br />

C//MAG NEWS<br />

071


072 Alltag<br />

Das Industrieunternehmen Bernecker+Rainer bietet<br />

seinen Kunden nicht nur Automatisierungslösungen,<br />

sondern über ein Web-Portal individuellen Zugriff auf<br />

Informationen zu Produkten und Service-Leistungen.<br />

Die Produktdaten aus SAP R/3 werden automatisiert in<br />

eine RedDot-Portallösung übernommen. Dort werden<br />

sie mit vertriebs- und marketingrelevanten Daten angereichert.<br />

Eine Schnittstelle zur Übersetzungssoftware<br />

von SDL/Trados ermöglicht die kostengünstige Bereitstellung<br />

in mehreren Sprachen. Eine Anbindung des<br />

Lotus-Notes-basierten Usermanagements gewährleistet<br />

den sicheren und maßgeschneiderten Zugriff auf den<br />

Datenbestand. Integrierte Services wie Seriennummern<br />

abfragen runden das Portalangebot ab.<br />

Bernecker+Rainer – kurz B&R – gehört zu den größten<br />

Privatunternehmen im Bereich der Automatisierungs- und<br />

Prozessleittechnik. B&R zählt Maschinenbauunternehmen<br />

auf der ganzen Welt zu seinem Kundenstamm. Das Unternehmen<br />

bietet von der frei gestaltbaren Bedienoberfläche<br />

über Spezialentwicklungen von Elektronikkomponenten<br />

bis hin zu Standardprodukten verschiedenste Automatisierungslösungen.<br />

Wie viele andere Produktionsbetriebe steht<br />

B&R in einem internationalen Konkurrenzkampf. Einem<br />

Wettbewerb, in dem nicht nur effiziente Produktionsprozesse<br />

entscheidend sind, sondern zunehmend der Umgang<br />

mit der Ressource ‚Information’. Entsprechend wichtig ist<br />

die Bereitstellung von Informationen rund um das erklärungsbedürftige<br />

Portfolio.<br />

Eine Website <strong>für</strong> alle reicht nicht<br />

Individualisierung von Websites<br />

Individueller<br />

Informationszugriff<br />

statt „Website <strong>für</strong> alle“<br />

Um unternehmenskritische Geschäftsprozesse deutlich<br />

zu beschleunigen und durch eine verbesserte Kommunikation<br />

die Kundenzufriedenheit zu erhöhen, ist es das<br />

Ziel die Website www.br-automation.com effizienter zur<br />

Kundenansprache zu nutzen. Bislang wurden die Produktinformationen<br />

in SAP R/3 und anderen internen Systemen<br />

verwaltet. Der Internetauftritt war nicht daran gekoppelt, so<br />

dass Informationen in dem Web-Redaktionssystem Typo3<br />

separat gepflegt werden mussten. Gänzlich ungeeignet war<br />

die Open Source Web-Software, um die geplante Integration<br />

der IT-Systeme und die personalisierte Auslieferung<br />

der Inhalte zu realisieren. Ein neues System war gefragt:<br />

„Die übliche ´Website <strong>für</strong> alle´ reichte uns nicht mehr.<br />

Wir suchten eine Lösung, mit der wir im ersten Schritt die<br />

enorme Menge an Informationen zu unseren Produkten aus<br />

unterschiedlichen Systemen zusammenführen konnten. Im<br />

zweiten Schritt sollten diese Informationen webbasiert den<br />

Kunden und Geschäftspartnern gezielt verfügbar gemacht<br />

werden“, resümiert Josef Raschhofer, IT-Leiter bei B&R, das<br />

strategische Projektziel.<br />

Kommunikation erfordert Integration<br />

Die Anforderungen an ein neues System waren hoch: Neben<br />

der Abfrage detaillierter Produktinformationen sollten<br />

alltägliche Service-Dienstleistungen – wie die Abwicklung<br />

von Garantieansprüchen – über das neue Portal möglich


RedDot Solutions AG, Markus Steidl, info@reddot.de • Bernecker + Rainer Industrie Elektronik Ges.m.b.H., office@br-automation.de<br />

sein. Die erforderlichen Informationen liegen zusammen<br />

mit den Produktdaten in SAP R/3 vor und zeichnen sich<br />

durch ein hohes Datenvolumen aus. Eine Direktanbindung<br />

der Content-Management-Lösung an das SAP-System war<br />

unumgänglich. Für mehrsprachige Produktinformationen<br />

und -dokumentationen sollte die vorhandene Übersetzungslösung<br />

der Firma SDL/Trados in den redaktionellen<br />

Workflow des Content-Management-Systems integriert<br />

werden. Des Weiteren stand die Integration des Usermanagement-Systems<br />

Lotus Notes auf dem Wunschzettel. B&R<br />

betreut weltweit mehr als 3.000 Kunden mit verschiedenen<br />

Ansprechpartnern <strong>für</strong> deren Produktbereiche. Aufbauend<br />

auf Lotus Notes, sollte die neue Lösung diese User und ihre<br />

Berechtigungen leicht verwalt- und nutzbar machen, so<br />

dass individuelle Anfragen im Portal möglich sind. Zur Realisierung<br />

des Projekts holte B&R den Internet-Dienstleister<br />

ecom.IT an Bord.<br />

Software „made in Oldenburg“ als Lösung<br />

In der Konzeptionsphase definierten die Projektverantwortlichen<br />

die Abläufe im Detail und spezifizierten die<br />

Schnittstellen zu den vorhandenen IT-Systemen. Auf Basis<br />

dieses Gesamtkonzepts mit diversen technischen Spezifikationen<br />

wurden verschiedene Anbieter von Content-Management-<br />

und Portal-Software begutachtet, von denen viele an<br />

der gewünschten Personalisierungsfunktionalität scheiterten<br />

und nicht flexibel genug die gewünschten Integrationen<br />

abbildeten. Am Ende der Testphase entschied sich das Projektteam<br />

<strong>für</strong> den Content Management Server (CMS) und<br />

den LiveServer von RedDot Solutions. Ausschlaggebend<br />

waren die vorhandene Schnittstelle zum Übersetzungstool<br />

von SDL/Trados, die offene Architektur und die einfache<br />

Bedienung. Die Tests zeigten, dass die Integration der vorhandenen<br />

IT-Landschaft nur mit der „Software made in Oldenburg“<br />

ohne großen Programmieraufwand möglich war.<br />

Strukturierte Daten aus SAP einfach veredeln<br />

Die Spezialisten von ecom.IT integrierten die strukturierten<br />

Produktdaten aus SAP R/3 über den SAP Business<br />

Connector. Die Daten werden jetzt direkt in das Content-Management-System<br />

importiert und lassen sich anschließend<br />

von den Mitarbeitern der Fachabteilungen mit<br />

marketing- und vertriebsrelevanten Informationen wie<br />

Texten, Bildern und Grafiken anreichern. Die Struktur des<br />

Produktkatalogs wird dabei direkt aus SAP übernommen,<br />

so dass keine weiteren Anpassungen notwendig sind. Auch<br />

die direkte Anbindung an das SAP-System <strong>für</strong> Services wie<br />

die Seriennummernabfrage erfolgt reibungslos mit RedDot<br />

und dem SAP Bussiness Connector.<br />

Informationen individuell und sicher bereitstellen<br />

073<br />

Im nächsten Schritt wurde an das bestehende Userverzeichnis<br />

(Lotus Notes) ein webbasiertes, dezentrales<br />

Usermanagementsystem angebunden, mit dem die Kunden<br />

von B&R die Zugangsdaten ihrer eigenen Mitarbeiter<br />

selbstständig pflegen können – bislang lediglich durch B&R-<br />

Mitarbeiter möglich. Die eigentliche Authentifizierung der<br />

vielen tausend Ansprechpartner bei den Kunden im Portal<br />

erfolgt über den Abgleich des RedDot LiveServers mit dem<br />

zentralen Userverzeichnis. Die Abfrage liefert im Falle einer<br />

erfolgreichen Authentifizierung die User ID, Firmen ID,<br />

Username, Vorname und Nachname des Nutzers, die <strong>für</strong><br />

alle weiteren Schritte gespeichert werden. Diese Daten sind<br />

nötig, um im Portal individuell auf Informationen zugreifen<br />

zu können. Zudem erhöht sich durch diesen Authentifizierungsprozess<br />

die Sicherheit der Zugriffe.<br />

Schließlich musste noch das vorhandene Übersetzungs-<br />

Tool in den redaktionellen Workflow eingebunden werden.<br />

Dank der vorhandenen Schnittstelle zwischen RedDot CMS<br />

und SDL/Trados verlief die Integration quasi auf Knopfdruck.<br />

Der Übersetzungsprozess läuft seitdem effizient und<br />

<strong>für</strong> die Mitarbeiter einfach ab: Aus dem Content-Management-System<br />

wird ein „Übersetzungsauftrag“ mit dem Text,<br />

der Quellsprache sowie die Zielsprache generiert.<br />

Schneller individuelle Informationen liefern<br />

Innerhalb weniger Monate hatte B&R mit seinen Partnern<br />

das Projekt erfolgreich umgesetzt. „Mit der Ablösung von<br />

Typo 3 durch RedDot ist der Mehrwert unseres Internetangebots<br />

<strong>für</strong> alle Nutzer gestiegen. Die Qualität und Aktualität<br />

der Produktdarstellung ist heute wesentlich besser.<br />

Die laufenden Kosten <strong>für</strong> Wartung und Content-Pflege<br />

konnten deutlich gesenkt werden“, so Josef Raschhofer. Die<br />

Site www.br-automation.com umfasst mittlerweile mehr als<br />

50.000 HTML-Seiten und wächst kontinuierlich. Derzeit arbeitet<br />

das Projektteam an weiteren Sprachvarianten: Neben<br />

zahlreichen europäischen Sprachen wird es eine chinesische<br />

Projektvariante geben.<br />

Jacklin Montag<br />

freie Autorin


074 Alltag<br />

Mit der Einführung der elektronischen Schadenbearbeitung<br />

sind die Aktenberge von den Schreibtischen der<br />

Sachbearbeiter verschwunden, die einzelnen Prozessschritte<br />

der Schadenbearbeitung weitestgehend automatisiert<br />

und optimiert.<br />

Das papierlose Büro verwirklichen<br />

Je nach Schadenaufkommen des Kommunalen Schadenausgleich<br />

(KSA) der Länder Brandenburg, Mecklenburg-<br />

Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen<br />

fallen jährlich bis zu mehrere Millionen ein- und ausgehende<br />

Dokumente an. Um eine revisionssichere und<br />

gleichzeitig Platz sparende Aufbewahrung der Dokumente<br />

zu gewährleisten, führte der KSA bereits im Jahr 2000 ein<br />

elektronisches Archiv von SER ein. Die Behörde löste das<br />

Papierarchiv auf. Die Bearbeitungsprozesse in der Schadenbearbeitung<br />

blieben jedoch papiergebunden, da die Akten<br />

erst archiviert wurden, nachdem die Vorgänge abgeschlossen<br />

waren. 2001 entschieden sich die Verantwortlichen dann<br />

auch <strong>für</strong> die Einführung einer elektronischen Vorgangsbearbeitung,<br />

dem sogenannten „Schaden-Workflow“.<br />

Integrierte Lösung überzeugt<br />

„Das reibungslose Zusammenspiel zwischen den Softwarelösungen<br />

<strong>für</strong> Dokumenten-Eingangsbearbeitung und<br />

Workflow überzeugte uns. Insbesondere durch die Nutzung<br />

der intelligenten SERbrainware-Technologie, die auf der<br />

Kommunaler Schadensausgleich<br />

Elektronische Schadensbearbeitung<br />

– unbürokratisch<br />

und effizient<br />

Technik neuronaler Netze basiert, ist es möglich, maschinengeschriebene<br />

Eingangspost zu erfassen, zu erkennen,<br />

zu klassifizieren und dem richtigen Schadensachbearbeiter<br />

zuzuordnen“, beschreibt Jörn Poerschke, EDV-Gruppenleiter<br />

KSA, den Entscheidungsprozess. Hinzu kam die positive<br />

Erfahrung aus der Zusammenarbeit mit SER-Mitarbeitern<br />

im bereits erfolgreich durchgeführten SER-Archiv- und<br />

-DMS-Projekt. Die Anforderungen des KSA:<br />

(1) Automatische Erfassung der gesamten Eingangspost<br />

mit revisionssicherer Archivierung.<br />

(2) Weitgehend automatisierte Erkennung des Inhaltes der<br />

Eingangspost und darauf basierend Weiterleitung der Post<br />

an den entsprechenden Schadensachbearbeiter.<br />

(3) Zentraler Ausdruck der Briefe mit revisionssicherer<br />

Archivierung.<br />

(4) Höchstverfügbarkeit des Systems nach Abschluss des<br />

Projektes.<br />

(5) Für die Anwender sollte sich an der gewohnten Kommunikationsplattform<br />

nichts ändern. Anstatt eines neuen<br />

Clients mit zusätzlichem Schulungsbedarf sollten die Prozesse<br />

in Outlook abgebildet werden.<br />

„Die SER-Mitarbeiter haben uns von Anfang an hervorragend<br />

betreut“, erinnert sich Jörn Poerschke. „Nach der<br />

Erstellung detaillierter Feinkonzepte begannen wir mit<br />

dem Inbound-Projekt zur Erkennung und Klassifizierung<br />

des Posteingangs. Hier<strong>für</strong> wurden vorhandene Dokumente<br />

eingescannt und dem System zum „Lernen“ gegeben.“


SER Solutions Deutschland GmbH, Dirk Sveistrup, dirk.sveistrup@ser.de • KSA Kommunaler Schadensausgleich, Jörn Poerschke, info@ksa.de<br />

Im zweiten Schritt entwarfen die Projektverantwortlichen<br />

den eigentlichen Workflow. Er ermöglicht die elektronische<br />

Kommunikation zwischen Posteingang, Registratur, Sachbearbeiter,<br />

Schreibbüro, Abteilungsleiter, Mitglieder des KSA,<br />

Gutachter und dem Postausgang sowie die Einbindung des<br />

Output-Managements <strong>für</strong> die Druckausgabe. Bei der Konzeption<br />

der elektronischen Akte musste die unterschiedliche<br />

Aktenstruktur der drei Abteilungen Allgemeine Haftpflicht,<br />

Kraftfahrt und Heilwesen berücksichtigt werden. Der komplette<br />

Datenbestand des KSA, pro Jahr ca. 60.000 Akten mit<br />

chronologischem Aktenteil und Farbfoto-Register, wird<br />

seitdem vollständig in das System übernommen. Dabei<br />

erfüllt die elektronische Akte alle Anforderungen bezüglich<br />

Vollständigkeit, Integrität und Authentizität wie die herkömmlichen<br />

Papierakten. Geplant ist, diese Akten auch im<br />

Internet im nur <strong>für</strong> Mitglieder des KSA zugänglichen Online-<br />

Mitgliederservice (OMS) bereitzustellen.<br />

Die neue Schadenbearbeitung: alles elektronisch!<br />

Vor Einführung des SER-Workflows wurde der Dokumenteneingang<br />

von der Poststelle in die entsprechenden<br />

Registraturen gebracht. Diese legten entweder Neuschäden<br />

mit entsprechenden Akten an oder brachten die Schreiben<br />

(Nachgänge) zum Sachbearbeiter und zogen ihm die entsprechende<br />

Akte dazu. Die Zustellung der Post dauerte innerhalb<br />

des KSA schon mal ein bis zwei Tage. Anschließend<br />

diktierte der Sachbearbeiter zu dem Vorgang ein Schreiben.<br />

Wenn das Band voll war, brachte der Schreibdienst das Band<br />

in den Schreibdienst, wo die Schriftstücke geschrieben,<br />

ausgedruckt und mit Anlagen versehen über die Poststelle<br />

wieder dem Sachbearbeiter vorgelegt wurden. Hatte dieser<br />

noch Änderungen, wiederholte sich das Prozedere.<br />

Sachbearbeitung am Telearbeitsplatz<br />

Heute sind die Prozesse des internen Postverkehrs vollständig<br />

abgeschafft. Die Poststelle bringt die Post zur<br />

IMG (Input-Management-Group). Dort werden die Briefe<br />

geöffnet, entklammert, eingescannt und revisionssicher archiviert.<br />

Automatisch erkannte Post wird in Realtime dem<br />

zuständigen Sachbearbeiter zugestellt. Dabei spielt es keine<br />

Rolle mehr, wo sein Schreibtisch tatsächlich steht. Sachbearbeitung<br />

am Telearbeitsplatz ist nun genauso effizient wie<br />

Sachbearbeitung im KSA in Berlin. Automatisch klassifiziert<br />

wird die Eingangspost nach Sparten und Risiko. Nicht erkannte<br />

Dokumente gelangen zur Registratur, die die Dokumente<br />

manuell der entsprechenden elektronischen Akte<br />

zuordnet.<br />

Schnellere Durchlaufzeiten<br />

075<br />

Mittlerweile 50 Schadenbearbeiter öffnen die elektronischen<br />

Akten im DOXiS Outlook-Client von SER und<br />

nehmen anhand der Schadenmeldung die Bearbeitung vor.<br />

Zumeist wird der Sachbearbeiter eine Mitteilung an den Anspruchsteller<br />

diktieren. Der Schreibdienst erstellt zum digitalen<br />

Diktat ein digitales Dokument, das der Sachbearbeiter<br />

der elektronischen Akte hinzufügt. Um das Dokument an<br />

den Anspruchsteller zu versenden, leitet der Sachbearbeiter<br />

das Dokument per Knopfdruck weiter. Sekunden später ist<br />

das Schreiben in der Druckstelle. Dort werden die Dokumente<br />

zentral gesammelt und gedruckt - täglich bis zu 1.500<br />

Schreiben. „Für den KSA heißt Fortschritt im Büro heute,<br />

die papiergebundene Organisation zu überwinden. Die<br />

elektronische Verteilung von Dokumenten und Vorgängen<br />

führt zu einer erheblichen Steigerung der Produktivität,<br />

Effizienz und Geschwindigkeit von Geschäftsprozessen. Die<br />

Durchlaufzeiten werden durch den Wegfall der Transport-,<br />

Liege- und Wartezeiten erheblich beschleunigt, was auch einen<br />

wesentlichen Vorteil im Bereich der Telearbeit darstellt“,<br />

erläutert Dr. Bernd Kathe, Abteilungsleiter KSA, den Nutzen<br />

der SER-Lösung.<br />

Durch die Einführung des Workflows kann der KSA<br />

außerdem die Telearbeit (Homeworking) ausweiten, was<br />

weitere Bürofläche einspart und somit einem Anstieg der<br />

Verwaltungskosten entgegenwirkt. Die Mitarbeiter können<br />

noch flexibler mit ihrer Zeit umgehen. Vordergründig ist<br />

jedoch die Verbesserung der Schadenbearbeitung in qualitativer<br />

und quantitativer Hinsicht, die bessere Betreuung<br />

der Mitglieder, die sich in der Endausbaustufe ihre Akten<br />

sogar im Online-Mitgliederservice ansehen können.<br />

Vollintegrierte Lösung<br />

Bei dem KSA hat SER eine ganzheitliche, integrierte Lösung<br />

geschaffen, die den gesamten Prozess vom Posteingang bis<br />

zur Druckausgabe der Ausgangspost umfasst. Die Lösung<br />

integriert die Module der DOXiS iECM-Suite von SER zur<br />

Dokumentenerfassung, Posteingangsbearbeitung, Archivierung<br />

und Vorgangsbearbeitung mit verschiedenen KSA-<br />

Systemen wie die Diktiersoftware und die KSA-Datenbank<br />

zur Schadenbearbeitung. Über den DOXiS Outlook Client<br />

erreichen die Sachbearbeiter alle benötigten Funktionen.<br />

Bärbel Heuser-Roth<br />

SER Solutions Deutschland


076 Alltag<br />

News Veranstaltungen<br />

26.-28.09. Der Betriebsrat in der IT-Branche, Sindelfingen<br />

Outsourcing und Offshoring, Flexibilisierung der Arbeitszeiten und neue<br />

Vergütungsmodelle stehen im Vordergrund. Zu diesen u. a. Themen konnten<br />

Betriebsräte von IBM, T-Systems, Oracle und anderen <strong>für</strong> ein Intensiv-<br />

Seminar gewonnen werden.<br />

www.iir.de/betriebsrat-it<br />

21.-22.09. WCC Websphere Community Conference 2006, Frankfurt<br />

Alles über IBM Websphere plus einer Zertifizierung vor Ort. Die Tagung wird in Kooperation<br />

mit der Usergroup Common Deutschland e. V. veranstaltet.<br />

www.dnug.de<br />

Adlershofer Business Talk:<br />

Media meets Technology<br />

Best-Practise-Beispiele von innovativen Medien- und<br />

IT-Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb<br />

stehen. Keynotes von renommierten Medienmachern<br />

und Vordenkern, die über die neuen Medientrends und<br />

Marktentwicklungen berichten.<br />

10. Oktober 2006, Berlin<br />

www.adlershof.de/business-talk, Fon 0 30 - 63 92 39 24,<br />

heidrun.wuttke@adlershof-projekt.de.<br />

Anzeige<br />

www.adlershof.de<br />

28.-29.09. Elektronisches Dokumenten Management, München<br />

Zweitägiges Intensiv-Seminar über Grundlagen, Architekturen, Begriffe, Technologien<br />

und Markt. Plus praktische Aspekte im operativen Einsatz, Wirtschaftlichkeit,<br />

rechtliche und organisatorische Rahmenbedingungen sowie Evaluation von Systemen.<br />

www.zoeller.de<br />

veranstaltungen@hw-medien.de $<br />

16.10. Die Umsetzung des ERA in mySAP HCM, München<br />

Das Intensiv-Seminar informiert darüber, wie die bislang umfangreichste<br />

Tarifreform (ERA-TV) der deutschen Metall- und Elektroindustrie in<br />

SAP-Systeme umgesetzt wird.<br />

www.management-forum.de<br />

18.-19.10. voice days 2006, Bonn<br />

Die Initiative VOICE BUSINESS setzt sich<br />

<strong>für</strong> Sprachtechnologien und -anwendungen<br />

ein. Mit ihrem Aktionsprogramm will die<br />

Initiative dazu beitragen, Marktentwicklung<br />

und -potenziale positiv zu beeinflussen<br />

und zu fördern.<br />

www.voiceaward.de<br />

15./16.11.06. MAM-Forum Frankfurt/München<br />

Unternehmen müssen ihre unstrukturierten digitalen<br />

Inhalte (E-Mail, Text, Bild, Grafik, Audio- und Videokomponenten)<br />

zentral verwalten, global verfügbar machen und<br />

strukturiert distribuieren. Die Veranstaltung zeigt die An-<br />

und Herausforderungen <strong>für</strong> das Management in Marketing<br />

& Kommunikation.<br />

www.marketinghub.ch


09.10. Elektronisches Dokumenten Management, Frankfurt<br />

Zweitägiges Intensiv-Seminar über Grundlagen, Architekturen, Begriffe,<br />

Technologien und Markt. Plus praktische Aspekte im operativen Einsatz,<br />

Wirtschaftlichkeit, rechtliche und organisatorische Rahmenbedingungen<br />

sowie Evaluation von Systemen.<br />

www.vereon.ch<br />

11.-12.10. OSS2006, Esslingen<br />

Ziel des Symposiums ist es, Entscheidungshilfen<br />

zur Ausrichtung zukünftiger<br />

IT-Strategien in Unternehmen und<br />

öffentlichen Verwaltungen zu geben.<br />

Der Fokus liegt auf offenen Software-<br />

Systemen und Technologien.<br />

www.tae.de/kolloquien-symposien.html<br />

19.-21.09. DSAG Jahreskongress 2006, Leipzig<br />

Auf dem Jahreskongress geht es um die SAP-Business-Process-Plattform<br />

und die entsprechenden Plattformstrategien.<br />

Frei nach dem Motto: Auf dem Weg zur Geschäftsprozess-<br />

Plattform - was bedeutet das <strong>für</strong> Sie?<br />

www.dsag.de<br />

28.-29.09. ECR-Tag, München<br />

Deutschlands Branchentreff zu ECR-<br />

Themen wie RFID/EPC, Supply<br />

Chain und Category Management<br />

erwartet rund 1.400 Entscheider aus<br />

Industrie, Handel und IT. Neben der<br />

Konsumgüterindustrie wird dieses<br />

Jahr auch die Bau- und Textilbranche<br />

angesprochen.<br />

www.gs1-germany.de<br />

5. Contentmanager.days<br />

20.09. Rechtliche Aspekte der elektronischen Archivierung, Zürich<br />

Seit der Revision der Vorschriften des OR über die kaufmännische Buchführung dürfen<br />

geschäftsrelevante Dokumente auch elektronisch archiviert werden. Informieren<br />

Sie sich in diesem Seminar darüber, welche grundlegenden gesetzlichen Anforderungen<br />

Sie bei der Umstellung vom Papierarchiv auf ein elektronisches Archiv erfüllen<br />

müssen.<br />

www.vereon.ch/rea.htm<br />

Der führende Fachkongress zum Thema Content<br />

Management zeigt in zwei parallelen Vortragsreihen<br />

den strategischen Einsatz von Content-Management-<br />

Systemen in Unternehmen. Eine hochkarätige Abendveranstaltung<br />

sorgt <strong>für</strong> den informellen Austausch der<br />

Content-Management-Anwender und -Experten.<br />

23.-24. November 2006, Leipzig<br />

www.contentmanagerdays.de, 0 89 - 78 06 07 17.<br />

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News Veranstaltungen<br />

25.-27.09. European EXPP-Summit 2006, Berlin<br />

Like in 2005 at the European EXPP Summit you will meet<br />

the market-insiders, experts, pioneers as well as the newbies.<br />

The most important solution and service providers will have<br />

the opportunity to show competence in the exhibition and<br />

to network with valueable future customers from IT and<br />

Finance divisions.<br />

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C//DATE VERANSTALTUNGEN<br />

Schicken Sie uns Ihre Veranstaltungstermine!<br />

077


078 Alltag<br />

nachgefragt<br />

Grundlage Workflow<br />

‚Dokumentenmanagement und elektronische Archivierung’<br />

hat unter dem Kürzel DOMEA in der öffentlichen<br />

Verwaltung eine wechselvolle Vergangenheit. Einst als Rahmenkonzept<br />

<strong>für</strong> DMS-Lösungen gedacht, durften in der<br />

Folge auch die Hersteller ein DOMEA-Zertifikat auf ihre<br />

Systeme kleben. Wirklich wichtige Komponenten blieben<br />

von der Zertifizierung jedoch unberührt. Heute weiß niemand<br />

so recht, was DOMEA jetzt und in der Zukunft leisten<br />

kann und soll.<br />

Dennoch hat DOMEA in der Vergangenheit durchaus<br />

seinen Sinn gehabt, so wie beim Bundesamt <strong>für</strong> Migration<br />

und Flüchtlinge in Nürnberg. Im Rahmen größerer Infrastrukturmaßnahmen<br />

wurden dort ab 2001 die Mitarbeiter<br />

flächendeckend mit PCs ausgestattet. Das gesamte Projekt<br />

war einen zweistelligen Millionenbetrag schwer und beinhaltete<br />

unter anderem die Einführung von Workflows <strong>für</strong> die<br />

Bearbeitung der Akten.<br />

Von Asylon zu DOMEA<br />

„Das war das größte Projekt, das wir jemals durchgeführt<br />

haben“, sagt Marc Niedenzu, der heute Referatsleiter <strong>für</strong><br />

Softwareproduktion und -weiterentwicklung ist. Als man<br />

1998 entschied, das Altprodukt ‚Asylon’ abzulösen, war<br />

Niedenzu als Referatsleiter IT-Services an der Evaluation<br />

und Implementierung des neuen Systems beteiligt. Asylon<br />

war veraltet und ließ sich nicht mehr ausbauen, geschweige<br />

denn warten. „Asylon hatte eine zentrale Struktur, wir<br />

aber sind dezentral organisiert“, beschreibt Niedenzu einen<br />

wesentlichen Nachteil des alten Systems. Da ab 1993 die Bearbeitung<br />

der Anträge flächendeckend in die Außenstellen<br />

verlagert wurde, war eine strukturelle Änderung dringend<br />

notwendig. „Es gab eine rein elektronische Akte, die sehr<br />

rudimentär gestaltet war. Das war´s. Das System war parallel<br />

zur gesamten Bürokommunikation entstanden.“<br />

Kunde ... Bundesamt <strong>für</strong> Migration und Flüchtlinge<br />

Dienstleister ... Siemens Business Service<br />

System ... Open Text<br />

Projektdauer ... ca. 4 Jahre<br />

.<br />

Anzahl Anwender ... ca. 1.500 Arbeitsplätze<br />

Kontakt ... www.sbs.de<br />

‚Soft-Start‘ <strong>für</strong> die Außenstellen<br />

DOMEA wurde damals nicht als Rahmenkonzept gewählt,<br />

sondern es ging um die Suche nach einem zertifizierten<br />

Produkt. Insbesondere das Workflow-Modul stand im<br />

Vordergrund. Die Ausschreibung des Projektes ging an<br />

Siemens Business Service (SBS), das Workflow-Modul<br />

kam, DOMEA-zertifiziert, von Open Text, frisch von SER<br />

eingekauft. Stellvertretend <strong>für</strong> die gesamte Organisation<br />

ließ das Bundesamt eine seiner Außenstellen ihre Verfahren<br />

beschreiben.<br />

Heraus kam ein Pflichtenheft, das SBS als Grundlage <strong>für</strong><br />

einen Prototypen der Anwendung diente, der wiederum in<br />

der Außenstelle getestet wurde. „Nach diesem Soft-Start haben<br />

wir schrittweise das System in den anderen Außenstellen<br />

implementiert“, sagt Niedenzu. „Zwar war angedacht, zu<br />

einem Zeitpunk x einfach nur einen roten Schalter umzulegen,<br />

doch diese Variante war die bessere.“<br />

Dass die Workflow-Komponente von Open Text eigene<br />

Modifikationen zuließ, kam dem Bundesamt entgegen. „Es<br />

war damals das einzige Produkt, was diese Möglichkeit bot.<br />

Und genau das haben wir später gebraucht, denn die Außenstellen<br />

haben aufgrund ihrer örtlichen Gegebenheiten<br />

ihre eigenen Ausprägungen in den Abläufen.“<br />

Workflow, der bleibt<br />

nachgefragt@hw-medien.de<br />

2003 war der flächendeckende Einsatz, zurzeit werden die<br />

Gerichte online in die Abläufe mit eingebunden. 2004 dann<br />

wurde das neue System, <strong>für</strong> das es zum damaligen Zeitpunkt<br />

keine Vorlage gab, auf der CeBIT vorgestellt. In der Folge<br />

kamen sogar ausländische Delegationen nach Nürnberg,<br />

um sich die Lösung vorführen zu lassen. Grundlage da<strong>für</strong><br />

ist weiterhin das von SBS entwickelte System mit der Workflow-Komponente<br />

von Open Text. Marc Niedenzu über den<br />

Verlauf des Projektes: „Im Nachhinein hätte sicher einiges<br />

einfacher gelöst werden können, in der Summe aber ist das<br />

Resultat positiv. Wir können heute auch viele Bausteine<br />

selbst programmieren, ein Gewinn <strong>für</strong> unsere Mitarbeiter.<br />

Aus unserer Sicht ist das Produkt zukunftsfähig. Deshalb<br />

wollen wir von DOMEA 3.1 auf 4.0 umstellen.“<br />

Die Verbesserungen, die mit der Einführung des Systems<br />

kamen, sind bis heute geblieben: ein beschleunigtes Verfahren,<br />

Akteneinsicht über die Außenstellen hinweg und generell<br />

mehr Information über die Vorgänge. Marc Niedenzu:<br />

„Das Projekt hat insgesamt vier Jahre gedauert. Es gab den<br />

einen oder anderen Rückschlag. Aber wir hatten keinen Datenverlust,<br />

keinen Ausfall während der Implementierung.<br />

Und die Mitarbeiter arbeiten produktiv mit dem System.“


myOpenFactory<br />

Als erfolgreiche Strategie deutscher Maschinen- und<br />

Anlagenbauer gilt seit vielen Jahren die Konzentration auf<br />

die Kernkompetenzen. Dadurch ist eine Vielzahl von Unternehmen<br />

in die Entwicklung und Produktion eingebunden.<br />

Nur so entsteht ein Kompetenznetzwerk, welches die hohe<br />

Qualität der Erzeugnisse sicher stellt.<br />

Lückenhafte Bestellabwicklung<br />

Obwohl die Effi zienz der unternehmensübergreifenden<br />

Zusammenarbeit einen hohen Einfl uss auf die Wettbewerbsfähigkeit<br />

des Standorts Deutschland hat, mangelt es in<br />

Bezug auf Kommunikationsprozesse und -hilfsmittel im Informationszeitalter<br />

noch oft an den erforderlichen organisatorischen<br />

und informationstechnischen Voraussetzungen<br />

<strong>für</strong> einen effi zienten Austausch der zentralen Nachrichten<br />

zur Bestellabwicklung.<br />

Wie eine aktuelle Studie des Forschungsinstituts <strong>für</strong> Rationalisierung<br />

(FIR) an der RWTH Aachen zeigt, stellen<br />

aufgrund der fehlenden Kompatibilität unterschiedlicher<br />

ERP-Systeme Telefon, Fax und Briefpost nach wie vor die<br />

wichtigsten Kommunikationsmittel im Maschinen- und<br />

Anlagenbau dar. Durch die papierbasierte Auftragsabwicklung<br />

entstehen Medienbrüche. Medienbrüche, die durch<br />

nicht wertschöpfende Routinetätigkeiten mit hohem Zeit-<br />

und Personalaufwand bezahlt werden. Darüber hinaus ist<br />

die niedrige Transparenz des Auftragsfortschritts eine wesentliche<br />

Ursache mangelhafter Termintreue.<br />

Lösungsansätze<br />

In den vergangenen Jahren propagierte Lösungsansätze<br />

wie EDI (Electronic Data Interchange) erfordern in der Regel<br />

einen hohen Zeit- und Kostenaufwand allein schon <strong>für</strong><br />

eine einzelne Kunden-Lieferanten-Beziehung. In typische<br />

Projekte des Maschinen- und Anlagenbaus sind jedoch häufi<br />

g mehrere hundert Lieferanten und Kooperationspartner<br />

eingebunden. Gerade der Mittelstand benötigt daher eine<br />

Lösung, die zu minimalem Investitionsaufwand eine effi ziente<br />

Auftragsabwicklung auch in kurzfristigen Geschäftsbeziehungen<br />

ermöglicht.<br />

Ziel der Initiative myOpenFactory und dems gegründeten<br />

Konsortiums war und ist es daher, einen entsprechenden<br />

Lösungsansatz bereitzustellen. Dem Konsortium gehören<br />

neben den beiden Aachener RWTH-Instituten, FIR und<br />

WZL u. a. renommierte Unternehmen wie Siemens, Burkhardt<br />

oder Otto Junker als Anwender an. Das Konsortium<br />

Forschung<br />

079<br />

wird ergänzt von den ERP-Anbietern Infor, proALPHA und<br />

PSIPENTA. Die Aufgabe: Einen Daten- und Ablaufstandard<br />

<strong>für</strong> die speziellen Anforderungen des Maschinen- und<br />

Anlagenbaus zu entwickeln. Einen Quasi-Standard, der in<br />

Zukunft den effi zienten Datenaustausch zwischen verschiedenen<br />

ERP-Systemen unterstützen soll.<br />

Auch als Web-Cockpit gedacht<br />

Für Unternehmen ohne eigenes ERP-System bildet ein<br />

internetbasiertes Koordinationsinstrument (Web-Cockpit)<br />

die zentrale Einheit. Es stellt die erforderliche Basisfunktionalität<br />

bereit wie das Erstellen und Versenden von Anfragen<br />

oder Angeboten. Der entwickelte Quasi-Standard, dessen<br />

zweites Release im Juli 2006 veröffentlicht wurde, wird eine<br />

kostengünstige und einfache Partizipation an der integrierten<br />

überbetrieblichen Auftragsabwicklung ermöglichen. Ein<br />

innovatives Geschäftsmodell sichert die Anwendung ohne<br />

Anfangsinvestition und zu niedrigen Gebühren, so dass sich<br />

Anwender die schnelle Realisierung hoher Nutzenpotenziale<br />

von der Lösung versprechen.<br />

Projektzeitraum<br />

Das Projekt myOpenFactory wird im Zeitraum vom<br />

01.04.2004 bis 31.03.2007 mit Mitteln des Bundesministeriums<br />

<strong>für</strong> Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und<br />

vom Projektträger Forschungszentrum Karlsruhe (PTKA)<br />

betreut. Schon heute ist die Marktfähigkeit und Verbreitung<br />

des entwickelten Daten- und Prozess-Standards nach<br />

Ende der Projektlaufzeit sichergestellt. In diesem Zusammenhang<br />

wird derzeit zur Verbreitung, Weiterentwicklung<br />

und Pfl ege des Standards eine Genossenschaft gegründet, in<br />

der in Zukunft über die Anbieter des Konsortiums hinaus<br />

weitere ERP-Anbieter zusammenarbeiten. In verschiedenen<br />

Anbieter-Arbeitskreisen und viel versprechenden Kooperationsgesprächen<br />

haben außerdem zahlreiche ERP-Systemanbieter<br />

ihr Interesse bekundet, so dass eine hohe Durchdringung<br />

des ERP-Marktes mit dem neuen Quasi-Standard<br />

myOpenFactory zu erwarten ist.<br />

Dipl. Ing. Benedikt Schweicher<br />

Der studierte Maschinenbauer, Jahrgang 1978,<br />

ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projekt-<br />

leiter am Forschungsinstitut <strong>für</strong> Rationalisierung<br />

(FIR) in Aachen.


080 Alltag<br />

in die Nesseln<br />

Die Anwender mit verschenkter Software anfixen und später,<br />

wenn das System läuft, Gebühren zu erheben, ist weder<br />

neu noch besonders originell. Wird aber immer wieder gern<br />

gemacht, um überhaupt in den Markt zu kommen. Auch<br />

Imperia hat Lizenzen ‚verschenkt‘, auch wenn das anders<br />

hieß. Allerdings mit mäßigem Erfolg, wenn man dem Flurfunk<br />

glaubt. Okay, das System hat sich weiterentwickelt und<br />

eine erkennbare Verbreitung. Aber haben die Imperianer<br />

nach der Übernahme von Pironet ihr Reich nicht überdehnt?<br />

Ein Vertriebler erzählt, dass Imperia auf einmal auch<br />

nichts mehr zu verschenken habe. Gerüchte und Gehörtes<br />

zusammengezählt – spürt da ein alter Imperator den heißen<br />

Atem der Verfolger im Nacken?<br />

Das kleine 1&1 des Ärgerns<br />

Im August 2005 eine 6 Mbit/DSL-Leitung bei 1&1 bestellt.<br />

Im November eine 1 Mbit-Leitung bekommen. Wer<br />

von ISDN auf DSL umsteigt, freut sich über leidlich bessere<br />

Performance, bemerkt die Leistungsdrosselung jedoch nie.<br />

Es sei denn, der Kunde kennt sich aus, so wie in diesem Fall.<br />

Aber hier hilft Wünschen auf gar keinen Fall: Im Zuge der<br />

Umstellung wurde die Leitung sogar dreimal abgeklemmt.<br />

Oder: Die Fritz-Box „trainiert“ sich einen Wolf, wie es im<br />

Journal der Ereignisse heißt. Der Grund: DSL-Down. Alle<br />

3 Wochen 3-4 Tage Ausfall. Dann schickt der Herrgott den<br />

Jockel aus: Der Kunde an 1&1, 1&1 an Telekom, Telekom<br />

an 1&1, 1&1 an Kunden. Beim vierten Ausfall in 3 Monaten<br />

ruft die Telekom an: Man habe den Fehler jetzt gefunden.<br />

Und die defekte Platine ausgewechselt. Dann ruft wieder der<br />

1&1-Kundenservice an: Ob man zufrieden sei?<br />

Geldscheine zu Heizbriketts<br />

Wenn der Staat die qualifizierte Signatur salonfähig machen<br />

will, sollte er bald beginnen. Am besten da, wo der<br />

ein oder andere Euro nicht so ins Gewicht fällt: Bei den<br />

Bundesministerien <strong>für</strong> Gesundheit und <strong>für</strong> Arbeit. Deren<br />

Aufsichtsorgane wollen die Sozialversicherungen anscheinend<br />

zwingen, qualifizierte Signaturen in allen möglichen<br />

bürokratischen Prozessen einzusetzen. Natürlich gerne auch<br />

dort, wo die Signatur gar nicht geeignet ist. Das dürfte ganz<br />

im Sinne aller Staatsdiener sein: Bruttosozialprodukt qua Erlass<br />

verbrennen und da<strong>für</strong> sogar noch neue Sachbearbeiter<br />

einstellen. Diese Klientel hat schon bei der Einführung von<br />

Dokumenten-Management-Systemen den Gott-sei-bei-uns<br />

gesehen. Innovativ ist diese Idee allenfalls unter dem Aspekt,<br />

was einem so alles beim Kantinenessen einfallen kann.<br />

Gedoptes IOC?<br />

Nach der WM ist vor den Olympischen Spielen. Hatte die<br />

FIFA versucht, den Werbetreibenden sogar den Gebrauch<br />

des nun harmlosen Kürzels „WM“ mit einstweiligen Verfügungen<br />

zu vermiesen, kümmert sich jetzt das IOC um<br />

seine Schätze. Mit durchaus vergleichbarer Humorlosigkeit,<br />

wie man bei einem großen Unternehmen feststellen<br />

musste. Während Peking als Ausrichter der nächsten Spiele<br />

in immer neue Dimensionen staatlich geduldeter Produktpiraterie<br />

vorstößt, nötig das Olympische Komittee einen<br />

Weltkonzern zu einem Kotau in Sachen Markenschutz.<br />

Man habe den Begriff ‚Olympische Spiele‘ irgendwo in irgendwelchen<br />

Publikationen unberechtigterweise verwendet.<br />

Nun ist die Metro gerade in Hamburg mit ihrem Begehr abgeschmettert<br />

worden, die dort verkehrenden ‚Metro‘-Busse<br />

namentlich verbieten zu wollen. Wer aber richtet über das<br />

jahrelang von Samaranchs Hand gefütterte Aufsichtspersonal<br />

der Olympioniken? Und: Hat sich mal irgendwer<br />

überlegt, dass es gerade die Intelligenz ist, die einem gewisse<br />

Dinge verbieten sollte, selbst wenn man da<strong>für</strong> einen ebenso<br />

fähigen wie haltungsarmen Juristen mieten kann?


Vor dem heißen Herbst<br />

Am 13. Juli schlossen die siebenten Mailingtage. Die Geschäftsleitung<br />

verkündet mit 36 Prozent Plus einen neuen<br />

Ausstellerrekord, davon waren 53 Prozent Fachbesucher.<br />

Vor dem Hintergrund, dass der Deutsche Direktmarketing<br />

Verband (DVV) nach 30 Jahren die Direktmarketing-Messe<br />

DIMA aufgibt, steht der Rekord in einem anderen Licht.<br />

Schließlich brauchen die Direktmarketing-Strategen ein<br />

Dach über dem Kopf. Eines wie die NürnbergMesse. Viele<br />

Aussteller gaben sich positiv und sprachen dem Veranstalter<br />

ihr Vertrauen aus. Von den zuletzt überzogenen Methoden<br />

des DVV war in Nürnberg nichts zu spüren. Die Aussteller<br />

erhielten auf Wunsch gar ein Extra-Kontigent an Eintrittskarten:<br />

gratis. „Das war nicht wirklich üblich“, so ein<br />

Aussteller, der sich über die Abzocke zuletzt in Düsseldorf<br />

verärgert Luft macht. Wie es weitergeht: vielversprechend.<br />

Die Vorbereitungen <strong>für</strong> die achten Mailingtage haben bereits<br />

begonnen.<br />

In geschlossenen Räumen zum Ziel<br />

Die AGIT EXPO 2006 war mit mehr als 60 ausstellenden<br />

Unternehmen, Verbänden und Behörden wieder Treffpunkt<br />

<strong>für</strong> Anwender von raumbezogenen <strong>Informationstechnologien</strong>.<br />

Geoinformatik steht ganz oben auf der Tagesordnung.<br />

Das um die EXPO Time erweiterte Konzept fand Anklang<br />

bei allen Besuchern. Besonderes Highlight: die Fußgängernavigation<br />

Inhouse. Anders als bekannte Technologien, mit<br />

denen die Navigation zu Fuß, im Auto und mit anderen<br />

Fortbewegungsmitteln funktioniert, leiten nach Vorstellungen<br />

von Experten künftig so genannte ‚Beacons‘ den<br />

Fußgänger in geschlossenen Gebäuden zum Ziel. Beacons<br />

sind kleine Bluetooth-Sender, teuer und aufwändig im<br />

Einsatz. Gebäude, in denen Beacons installiert sind, müssen<br />

extra vermessen werden. Noch stehen Aufwand und Nutzen<br />

in einem recht klaren Missverhältnis einander gegenüber.<br />

Aber es wäre nicht das erste Mal, dass neue Technologien<br />

mit einem Entwicklungsschub marktreif werden. Und falls<br />

nicht, liebe Entwickler, könnte man ganz in der kulturellen<br />

Tradition des Abendlandes sich des hergebrachten Zeichensystems<br />

bedienen und einfach ein Schild aufstellen.<br />

BPM-Shootout<br />

Im Juni fand in Karlsruhe im Rahmen der IT-Messe<br />

Midvision der erste BPM-Shootout statt: nur am Rande<br />

wahrgenommen, doch sicher mit Modellcharakter. Bei<br />

diesem ersten offiziellen Prozessmodellierungs-Shootout-<br />

der Beobachter<br />

081<br />

Event Deutschlands stellten sich vier Softwarehersteller<br />

der Modellierung einer speziellen und zuvor unbekannten<br />

Aufgabe zum Thema prozessorientierte Unternehmensabläufe<br />

in einem Live-Vergleich. Unter den Augen von etwa 50<br />

Besuchern ... Zu den vier Teilnehmern gehörten Dr. Binner<br />

Consulting & Software aus Hannover (Team 4), die Emprise<br />

Process Management GmbH aus Berlin (Team 1), die intellior<br />

AG aus Stuttgart (Team 2) sowie die Firma Corel iGrafx<br />

(Team 3) aus Unterschleißheim.<br />

Publisher<br />

Ein Nachtrag <strong>für</strong> die Publisher: Ende Mai und Anfang Juni<br />

stellte Quark weltweit die Version 7 von QuarkXPress vor,<br />

auch im Palais im Zoo, Frankfurt am Main. Wir waren dabei<br />

und beindruckt von der verbesserten Maßtabelle und<br />

den Palettengruppen. Grafiker machen die Farben jetzt in<br />

der gewohnten Arbeitsumgebung transparent, auch Verläufe<br />

und vieles mehr ist möglich. Neu ist die mitgelieferte<br />

Produktschulung via VHS-Video: Das freut vor allem den,<br />

der seinen Videorekorder noch nicht ausgemistet hat. Mal<br />

sehen, ob das reicht, InDesign Paroli zu bieten ...


082<br />

Ausblick / Impressum<br />

Ausblick Ausgabe #4-2006:<br />

„E-Government“<br />

Titelthema des nächsten Heftes: E-Govermnent. Wo steht<br />

Deutschland im internationalen Vergleich? BundOnline<br />

2006 – was passiert danach? Das Fraunhofer eGovernment<br />

Zentrum berichtet über den Umbruch in der Verwaltung<br />

und die Strategien zur Modernisierung. Aus dem Bundesministerium<br />

des Inneren erfahren wir, welche Projekte im<br />

Rahmen der Bundesverwaltung besonders interessant sind.<br />

In der Galerie sind wir auf den Spuren der Computer unterwegs.<br />

c//<strong>mag</strong> berichtet über die Modalitäten bei öffentlichen Ausschreibungen<br />

und Vergabeverfahren.<br />

Die „Gewissensfrage“ lautet diesmal: „Kann ich am PC<br />

rechtsgültig unterschreiben? Und was ist meine elektronische<br />

Unterschrift wert?“<br />

Die Lernprozesse in Unternehmen verlagern sich zu den<br />

Mitarbeitern. Lernarchitekturen helfen, Bildungsmaßnahmen<br />

zu organisieren und messbar zu machen.<br />

Wie die elektronische Personalakte in großen Unternehmen<br />

die Arbeit der HR-Manager umgekrempelt hat, lesen<br />

Sie ebenfalls im c//<strong>mag</strong>.<br />

Df, AttitudesPlain, 50 pt, Taste w<br />

w<br />

Errata Ausgabe #2-06<br />

Wir entschuldigen uns <strong>für</strong> die Fehler der letzten Ausgabe:<br />

Im Brief an den IT-Leiter lautet die korrekte Schreibweise<br />

des Unternehmens „TRUMPF Werkzeugmaschinen GmbH<br />

& Co. KG“.<br />

Impressum<br />

hw medien OHG, Hagenring 39, 63303 Dreieich<br />

fon +01 70. 31 05 849 / +01 72. 82 34 994<br />

fax +01 80. 54 02 52 53 806<br />

info@hw-medien.de, www.hw-medien.de<br />

ISSN-Nr. 1861-6518<br />

Herausgeber: Uwe Hentschel (uwe.hentschel@hw-medien.de)<br />

Chefredaktion: Volker Watschounek (volker.watschounek@hw-medien.de)<br />

Anzeigenleitung: Stefan Pierre-Louis (anzeigen@hw-medien.de)<br />

Redaktionelle Mitarbeit: Heinz-Paul Bonn, Prof. Dr. Klaus Greve, Dr. Görres<br />

Grenzdörffer, Christian Günster, Bärbel Heuser-Roth, Engelbert Hörmannsdorfer,<br />

Carsten Leininger, Jacklin Montag, Karl Heinz Mosbach, Ralph Peter Rauchfuss,<br />

Dr. Achim Reuther, Johannes Schacht, Benedikt Schweicher, Christian Stammel,<br />

Joachim Walter, Prof. Dr. Berbeli Wanning.<br />

Schlussredaktion: Jochen Wilhelm, www.kwick-box.de<br />

Druck: SDV die Medien AG www.sdv.de<br />

Bildnachweise: aboutpixel.de (Seite 43, 70, 71). DLR (Seite 27), E-Garten.Net (Seite<br />

69), fotalia.de (Seite 8, 16, 23), Garmin (11), good news! (Seite 47), Uwe Hentschel<br />

(80), Photocase (Seite 12, 13, 15, 27, 65, 77), Metro (Seite 59), O2 (32), Sceye (10),<br />

Volker Watschounek (Seite 3, 6, 8, 38, 39, 40, 41, 54, 55, 65, 81)<br />

Beirat: Dr. Harald Gerlach, Lehrstuhl „Technische Dokumentation“, Fachhochschule<br />

Neu-Ulm, Prof. Jürg Häusermann, Lehrstuhl Medienpraxis, Medienanalyse und Me-<br />

dienproduktion, Universität Tübingen, Dr. Ulrich Kampffmeyer, Unternehmensbera-<br />

ter, Analyst, Autor und langjähriger Vorstand von DMS-Branchenverbänden wie IMC,<br />

AIIM und VOI e.V., Prof. Dr. Hermann Maurer, Institut <strong>für</strong> Informationsverarbeitung<br />

und Computergestützte neue Medien (IICM), Technische Universität Graz, Prof. Dr.<br />

Sonja-Maria Salmen, Professorin <strong>für</strong> Betriebswirtschaftslehre sowie Relationship Ma-<br />

nagement im Studiengang Electronic Business an der Hochschule Heilbronn<br />

Abonnement Inland: 6 Ausgaben jährlich 42,60 EUR inkl. Versandkosten zzgl. Mehr-<br />

wertsteuer. Ausland: 6 Ausgaben jährlich 48,60 EUR inkl. Versandkosten zzgl. Mehr-<br />

wertsteuer. Falls 4 Wochen vor Ablauf des Abonnements keine Kündigung eingeht,<br />

verlängert sich das Abonnement um ein weiteres Jahr.<br />

Disclaimer: Die in dieser Ausgabe veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich<br />

geschützt und liegen in der Verantwortung des betreffenden Autors. Die Haftung<br />

<strong>für</strong> die Richtigkeit der Veröffentlichung kann trotz Prüfung durch die Redaktion und<br />

vom Herausgeber nicht übernommen werden. Alle Angaben erfolgen nach bestem<br />

Wissen, jedoch ohne Gewähr. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung<br />

des Verlages gestattet.<br />

Sponsoren-Abonnements:


082<br />

Ausblick / Impressum<br />

Ausblick Ausgabe #4-2006:<br />

„E-Government“<br />

Titelthema des nächsten Heftes: E-Govermnent. Wo steht<br />

Deutschland im internationalen Vergleich? BundOnline<br />

2006 – was passiert danach? Das Fraunhofer eGovernment<br />

Zentrum berichtet über den Umbruch in der Verwaltung<br />

und die Strategien zur Modernisierung. Aus dem Bundesministerium<br />

des Inneren erfahren wir, welche Projekte im<br />

Rahmen der Bundesverwaltung besonders interessant sind.<br />

In der Galerie sind wir auf den Spuren der Computer unterwegs.<br />

c//<strong>mag</strong> berichtet über die Modalitäten bei öffentlichen Ausschreibungen<br />

und Vergabeverfahren.<br />

Die „Gewissensfrage“ lautet diesmal: „Kann ich am PC<br />

rechtsgültig unterschreiben? Und was ist meine elektronische<br />

Unterschrift wert?“<br />

Die Lernprozesse in Unternehmen verlagern sich zu den<br />

Mitarbeitern. Lernarchitekturen helfen, Bildungsmaßnahmen<br />

zu organisieren und messbar zu machen.<br />

Wie die elektronische Personalakte in großen Unternehmen<br />

die Arbeit der HR-Manager umgekrempelt hat, lesen<br />

Sie ebenfalls im c//<strong>mag</strong>.<br />

Df, AttitudesPlain, 50 pt, Taste w<br />

w<br />

Errata Ausgabe #2-06<br />

Wir entschuldigen uns <strong>für</strong> die Fehler der letzten Ausgabe:<br />

Im Brief an den IT-Leiter lautet die korrekte Schreibweise<br />

des Unternehmens „TRUMPF Werkzeugmaschinen GmbH<br />

& Co. KG“.<br />

Impressum<br />

hw medien OHG, Hagenring 39, 63303 Dreieich<br />

fon +01 70. 31 05 849 / +01 72. 82 34 994<br />

fax +01 80. 54 02 52 53 806<br />

info@hw-medien.de, www.hw-medien.de<br />

ISSN-Nr. 1861-6518<br />

Herausgeber: Uwe Hentschel (uwe.hentschel@hw-medien.de)<br />

Chefredaktion: Volker Watschounek (volker.watschounek@hw-medien.de)<br />

Anzeigenleitung: Stefan Pierre-Louis (anzeigen@hw-medien.de)<br />

Redaktionelle Mitarbeit: Heinz-Paul Bonn, Prof. Dr. Klaus Greve, Dr. Görres<br />

Grenzdörffer, Christian Günster, Bärbel Heuser-Roth, Engelbert Hörmannsdorfer,<br />

Carsten Leininger, Jacklin Montag, Karl Heinz Mosbach, Ralph Peter Rauchfuss,<br />

Dr. Achim Reuther, Johannes Schacht, Benedikt Schweicher, Christian Stammel,<br />

Joachim Walter, Prof. Dr. Berbeli Wanning.<br />

Schlussredaktion: Jochen Wilhelm, www.kwick-box.de<br />

Druck: SDV die Medien AG www.sdv.de<br />

Bildnachweise: aboutpixel.de (Seite 43, 70, 71). DLR (Seite 27), E-Garten.Net (Seite<br />

69), fotalia.de (Seite 8, 16, 23), Garmin (11), good news! (Seite 47), Uwe Hentschel<br />

(80), Photocase (Seite 12, 13, 15, 27, 65, 77), Metro (Seite 59), O2 (32), Sceye (10),<br />

Volker Watschounek (Seite 3, 6, 8, 38, 39, 40, 41, 54, 55, 65, 81)<br />

Beirat: Dr. Harald Gerlach, Lehrstuhl „Technische Dokumentation“, Fachhochschule<br />

Neu-Ulm, Prof. Jürg Häusermann, Lehrstuhl Medienpraxis, Medienanalyse und Me-<br />

dienproduktion, Universität Tübingen, Dr. Ulrich Kampffmeyer, Unternehmensbera-<br />

ter, Analyst, Autor und langjähriger Vorstand von DMS-Branchenverbänden wie IMC,<br />

AIIM und VOI e.V., Prof. Dr. Hermann Maurer, Institut <strong>für</strong> Informationsverarbeitung<br />

und Computergestützte neue Medien (IICM), Technische Universität Graz, Prof. Dr.<br />

Sonja-Maria Salmen, Professorin <strong>für</strong> Betriebswirtschaftslehre sowie Relationship Ma-<br />

nagement im Studiengang Electronic Business an der Hochschule Heilbronn<br />

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082<br />

Ausblick / Impressum<br />

Ausblick Ausgabe #4-2006:<br />

„E-Government“<br />

Titelthema des nächsten Heftes: E-Govermnent. Wo steht<br />

Deutschland im internationalen Vergleich? BundOnline<br />

2006 – was passiert danach? Das Fraunhofer eGovernment<br />

Zentrum berichtet über den Umbruch in der Verwaltung<br />

und die Strategien zur Modernisierung. Aus dem Bundesministerium<br />

des Inneren erfahren wir, welche Projekte im<br />

Rahmen der Bundesverwaltung besonders interessant sind.<br />

In der Galerie sind wir auf den Spuren der Computer unterwegs.<br />

c//<strong>mag</strong> berichtet über die Modalitäten bei öffentlichen Ausschreibungen<br />

und Vergabeverfahren.<br />

Die „Gewissensfrage“ lautet diesmal: „Kann ich am PC<br />

rechtsgültig unterschreiben? Und was ist meine elektronische<br />

Unterschrift wert?“<br />

Die Lernprozesse in Unternehmen verlagern sich zu den<br />

Mitarbeitern. Lernarchitekturen helfen, Bildungsmaßnahmen<br />

zu organisieren und messbar zu machen.<br />

Wie die elektronische Personalakte in großen Unternehmen<br />

die Arbeit der HR-Manager umgekrempelt hat, lesen<br />

Sie ebenfalls im c//<strong>mag</strong>.<br />

Df, AttitudesPlain, 50 pt, Taste w<br />

w<br />

Errata Ausgabe #2-06<br />

Wir entschuldigen uns <strong>für</strong> die Fehler der letzten Ausgabe:<br />

Im Brief an den IT-Leiter lautet die korrekte Schreibweise<br />

des Unternehmens „TRUMPF Werkzeugmaschinen GmbH<br />

& Co. KG“.<br />

Impressum<br />

hw medien OHG, Hagenring 39, 63303 Dreieich<br />

fon +01 70. 31 05 849 / +01 72. 82 34 994<br />

fax +01 80. 54 02 52 53 806<br />

info@hw-medien.de, www.hw-medien.de<br />

ISSN-Nr. 1861-6518<br />

Herausgeber: Uwe Hentschel (uwe.hentschel@hw-medien.de)<br />

Chefredaktion: Volker Watschounek (volker.watschounek@hw-medien.de)<br />

Anzeigenleitung: Stefan Pierre-Louis (anzeigen@hw-medien.de)<br />

Redaktionelle Mitarbeit: Heinz-Paul Bonn, Prof. Dr. Klaus Greve, Dr. Görres<br />

Grenzdörffer, Christian Günster, Bärbel Heuser-Roth, Engelbert Hörmannsdorfer,<br />

Carsten Leininger, Jacklin Montag, Karl Heinz Mosbach, Ralph Peter Rauchfuss,<br />

Dr. Achim Reuther, Johannes Schacht, Benedikt Schweicher, Christian Stammel,<br />

Joachim Walter, Prof. Dr. Berbeli Wanning.<br />

Schlussredaktion: Jochen Wilhelm, www.kwick-box.de<br />

Druck: SDV die Medien AG www.sdv.de<br />

Bildnachweise: aboutpixel.de (Seite 43, 70, 71). DLR (Seite 27), E-Garten.Net (Seite<br />

69), fotalia.de (Seite 8, 16, 23), Garmin (11), good news! (Seite 47), Uwe Hentschel<br />

(80), Photocase (Seite 12, 13, 15, 27, 65, 77), Metro (Seite 59), O2 (32), Sceye (10),<br />

Volker Watschounek (Seite 3, 6, 8, 38, 39, 40, 41, 54, 55, 65, 81)<br />

Beirat: Dr. Harald Gerlach, Lehrstuhl „Technische Dokumentation“, Fachhochschule<br />

Neu-Ulm, Prof. Jürg Häusermann, Lehrstuhl Medienpraxis, Medienanalyse und Me-<br />

dienproduktion, Universität Tübingen, Dr. Ulrich Kampffmeyer, Unternehmensbera-<br />

ter, Analyst, Autor und langjähriger Vorstand von DMS-Branchenverbänden wie IMC,<br />

AIIM und VOI e.V., Prof. Dr. Hermann Maurer, Institut <strong>für</strong> Informationsverarbeitung<br />

und Computergestützte neue Medien (IICM), Technische Universität Graz, Prof. Dr.<br />

Sonja-Maria Salmen, Professorin <strong>für</strong> Betriebswirtschaftslehre sowie Relationship Ma-<br />

nagement im Studiengang Electronic Business an der Hochschule Heilbronn<br />

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