Mozart auf der Reise nach Prag [German, with ... - Walter Cosand
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<strong>Mozart</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Reise</strong> <strong>nach</strong> <strong>Prag</strong> [<strong>German</strong>, <strong>with</strong> accents] 30<br />
durchzückte mich einen Moment; dann dacht ich weiter: wenn denn her<strong>nach</strong> über kurz o<strong>der</strong> lang ein an<strong>der</strong>er,<br />
vielleicht gar so ein Welscher, die Oper zu vollenden bekäme und fände von <strong>der</strong> Introduktion bis Numero<br />
siebzehn, mit Ausnahme einer Piece, alles sauber beisammen, lauter gesunde, reife Früchte ins hohe Gras<br />
geschüttelt, daß er sie nur <strong>auf</strong>lesen dürfte; ihm graute aber doch ein wenig hier vor <strong>der</strong> Mitte des Finale, und<br />
er fände alsdann unverhofft den tüchtigen Felsbrocken da insoweit schon beiseite gebracht: er möchte drum<br />
nicht übel in das Fäustchen lachen! Vielleicht wär er versucht, mich um die Ehre zu betrügen. Er sollte aber<br />
wohl die Finger dran verbrennen; da wär noch immerhin ein Häuflein guter Freunde, die meinen Stempel<br />
kennen und mir, was mein ist, redlich sichern würden. - Nun ging ich, dankte Gott mit einem vollen Blick<br />
hin<strong>auf</strong> und dankte, liebes Weibchen, deinem Genius, <strong>der</strong> dir solange seine beiden Hände sanft über die Stirne<br />
gehalten, daß du fortschliefst wie eine Ratze und mich kein einzig Mal anrufen konntest. Wie ich dann aber<br />
endlich kam und du mich um die Uhr befrugst, log ich dich frischweg ein paar Stunden jünger, als du warst,<br />
denn es ging stark <strong>auf</strong> viere. Und nun wirst du begreifen, warum du mich um sechse nicht aus den Fe<strong>der</strong>n<br />
brachtest, <strong>der</strong> Kutscher wie<strong>der</strong> heimgeschickt und <strong>auf</strong> den an<strong>der</strong>n Tag bestellt werden mußte.«<br />
»Natürlich!« versetzte Konstanze, »nur bilde sich <strong>der</strong> schlaue Mann nicht ein, man sei so dumm gewesen,<br />
nichts zu merken! Deswegen brauchtest du mir deinen schönen Vorsprung fürwahr nicht zu verheimlichen!«<br />
»Auch war es nicht deshalb.«<br />
»Weiß schon - du wolltest deinen Schatz vorerst noch unbeschrien haben.«<br />
»Mich freut nur«, rief <strong>der</strong> gutmütige Wirt, »daß wir morgen nicht nötig haben, ein edles Wiener Kutscherherz<br />
zu kränken, wenn Herr <strong>Mozart</strong> partout nicht <strong>auf</strong>stehen kann. Die Ordre >Hans, spann wie<strong>der</strong> aus!< tut<br />
je<strong>der</strong>zeit sehr weh.«<br />
Diese indirekte Bitte um längeres Bleiben, mit <strong>der</strong> sich die übrigen Stimmen im herzlichsten Zuspruch<br />
verbanden, gab den <strong>Reise</strong>nden Anlaß zu Auseinan<strong>der</strong>setzung sehr triftiger Gründe dagegen; doch verglich<br />
man sich gerne dahin, daß nicht zu zeitig <strong>auf</strong>gebrochen und noch vergnügt zusammen gefrühstückt werden<br />
solle.<br />
Man stand und drehte sich noch eine Zeit lang in Gruppen schwatzend umeinan<strong>der</strong>. <strong>Mozart</strong> sah sich <strong>nach</strong><br />
jemandem um, augenscheinlich <strong>nach</strong> <strong>der</strong> Braut; da sie jedoch gerade nicht zugegen war, so richtete er<br />
naiverweise die ihr bestimmte Frage unmittelbar an die ihm nahe stehende Franziska: »Was denken Sie denn<br />
nun im ganzen von unserm >Don Giovanni