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Ernst Ferber Maßstab für das Handeln eines Deutschen in jener Zeit

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E<strong>in</strong>e teuflisch geschickte Propaganda, Täuschung und die Undurchschaubarkeit<br />

vieler Geschehnisse verwirrten den Blick. Nur wenige sahen klar durch die Kraft ihres<br />

Gewissens, durch die Unbestechlichkeit ihres Verstandes und durch den E<strong>in</strong>blick,<br />

der sich ihnen <strong>in</strong> bestimmten Stellungen bot. Es waren Männer und Frauen aus allen<br />

Schichten und Berufen unseres Volkes, die sich zusammenfanden, heimlich und<br />

ohne ausreichenden organisatorischen Zusammenhalt, gejagt von der Sorge um ihr<br />

Volk und gehetzt von der Gefahr der Entdeckung.<br />

Es ist nicht me<strong>in</strong>e Absicht, heute E<strong>in</strong>zelheiten aus der Geschichte <strong>jener</strong> Tage<br />

darzustellen. Es geht um die Erkenntnis, <strong>das</strong>s hier Männer und Frauen nach<br />

schwerem R<strong>in</strong>gen ihrem Gewissen mehr folgten als e<strong>in</strong>em von dem Diktator längst<br />

gebrochenen Eid. Sie wagten ihr Leben und waren bereit, den Tod <strong>in</strong> unwürdigster<br />

Form zu erleiden, um dem Verbrechen zu widerstehen, um den Krieg zu beenden,<br />

um den guten Namen des deutschen Volkes <strong>in</strong> der Welt und se<strong>in</strong>e Freiheit<br />

wiederherzustellen.<br />

Wir wissen, <strong>das</strong>s viele diese Männer damals nicht verstanden. Wer – wenn auch<br />

irregeleitet und getäuscht – <strong>in</strong> gutem und treuem Glauben <strong>in</strong> schwerem Kampfe<br />

stand, wer zu Hause die Schrecken des Luftkrieges ertrug und <strong>in</strong> harter Arbeit <strong>das</strong><br />

erfüllte, was er <strong>für</strong> se<strong>in</strong>e Pflicht hielt, ist des Dankes des Vaterlandes wert.<br />

Wir wissen seit langem, <strong>das</strong>s nur die Erkenntnis des E<strong>in</strong>zelnen und die Folgerungen,<br />

die se<strong>in</strong> Gewissen daraus zog, <strong>Maßstab</strong> s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Handeln</strong> <strong>e<strong>in</strong>es</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>jener</strong> <strong>Zeit</strong>. Heute ist es an uns Überlebenden und auch an der jungen Generation,<br />

diejenigen zu ehren und ihnen zu danken, die am 20. Juli 1944 gehandelt haben.<br />

Die tiefe Bewegung, die uns hier im ehemaligen Oberkommando des Heeres ergreift,<br />

beweist uns, wie nahe und lebendig dieses Opfer noch ist.<br />

Jegliche Art menschlicher Geme<strong>in</strong>schaft, Recht und Freiheit und auch die Erhaltung<br />

des Friedens s<strong>in</strong>d ohne Opfer <strong>in</strong> dieser Welt nicht denkbar. Damit stehen wir wieder<br />

vor den Aufgaben unserer <strong>Zeit</strong>.<br />

Mit dem Dank und mit dem Gedenken ist es nicht getan. Die Toten des 20. Juli<br />

mahnen uns, ebenso wie die Toten der Schlachtfelder und des Bombenkrieges, an<br />

die Pflicht, die wir heute haben, und daran, <strong>das</strong>s sie mit dem Gewissen erfüllt werden<br />

muss! Und sie mahnen besonders die Jugend.<br />

© 2004 Gedenkstätte Deutscher Widerstand<br />

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