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Ein allgemeindidaktisches Kategoriensystem zur Analyse des ...

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3.3 Beispielaufgabe Deutsch (Grammatik)<br />

<strong>Analyse</strong> <strong>des</strong> kognitiven Potenzials von Aufgaben<br />

1. Umrahme bei den folgenden Wörtern alle Konjunktionen! 4P/<br />

gehen und weil nachdem dem<br />

hinunter dass weg damit nicht<br />

wann wenn wollen mit aber<br />

ob das unter nach gleich<br />

Abbildung 1: Grammatikaufgabe <strong>zur</strong> Wortartenidentifi kation (aus: D–24b_4)<br />

Auf den ersten Blick scheint es sich bei der Aufgabe in Abbildung 1 um eine defi nierte<br />

Aufgabe mit konvergenter Lösung zu handeln, die nicht sonderlich schwierig sein<br />

dürfte. Die Aufgabe hat keinen Lebensweltbezug, die sprachlogische Komplexität ist<br />

niedrig und es gibt eine Repräsentationsform. Über den in der Aufgabenstellung enthaltenen<br />

grammatischen Terminus «Konjunktion» wird zunächst reines Faktenwissen<br />

aktiviert. Weiter sollen Vertreter dieser grammatischen Kategorie in einem vorgegebenen<br />

Wortspeicher identifi ziert werden. Dies kann über eine bestimmte Prozedur bzw.<br />

grammatische Probe erfolgen, nämlich das <strong>Ein</strong>fügen der verschiedenen Wortformen<br />

zwischen zwei Sätzen. Diese wäre damit als naher Transfer einzustufen.<br />

<strong>Ein</strong>e genaue <strong>Analyse</strong> <strong>des</strong> im Wortspeicher enthaltenen Materials zeigt jedoch, dass<br />

es sich um eine durchaus komplexe Aufgabe handelt. Der Wortspeicher enthält zwei<br />

Verben, das Vollverb «gehen» und das Modalverb «wollen». Diese können ausgeschlossen<br />

werden, wobei das Ausschlussverfahren bei dem Modalverb aufgrund <strong>des</strong> geringen<br />

semantischen Eigenwerts für Schülerinnen und Schüler schon schwieriger ist. Weiter<br />

sind zwei Artikel enthalten, «dem» und «das», die auch als Relativpronomen fungieren<br />

können, somit Anschlussmittel für Nebensätze darstellen, ein Merkmal, das auch für<br />

Konjunktionen gilt. Auch die Lokaladverbien und Präpositionen (hinunter, weg/mit,<br />

unter, nach, gleich) sind nicht ohne Weiteres auszuscheiden: Es handelt sich um kurze<br />

Wörter und um nicht fl ektierbare Wortarten. Daneben haben die Präpositionen in Bezug<br />

auf ihre syntaktische Funktion eine gewisse Nähe zu den Konjunktionen: Sie haben<br />

keine Satzgliedfunktion und dienen als Verbindungsstück zweier Wörter oder Sachverhalte.<br />

Von besonderer «Brisanz» innerhalb der Aufgabe ist das Wörtchen «aber», kann<br />

es doch als Abtönungspartikel («Da sollte die Polizei aber hart durchgreifen») oder als<br />

restriktive Konjunktion («Strenge, aber gerechte Lehrer sind meistens beliebt») verwendet<br />

werden.<br />

Um diese Aufgabe richtig lösen zu können, müssen die nicht fl ektierbaren Wortarten<br />

sicher voneinander unterschieden werden können und es müssen grammatische Proben<br />

durchgeführt werden. Aus fachwissenschaftlicher Sicht handelt es sich also um eine<br />

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