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Zur Forschung in der Tanztherapie - Deutsche Gesellschaft für ...

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Psychotherapie, wie sie tatsächlich praktiziert wird, die falsche Methode, weil sie zu viele<br />

Entscheidungen <strong>der</strong> Elemente <strong>der</strong> Praxis nicht berücksichtigenA (Seligmann 1996, 267).<br />

Er ist überzeugt, dass Effektivitätsstudien mit denen die Erfahrungen <strong>der</strong> Patienten unter den<br />

realen Bed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis erhoben werden, e<strong>in</strong>e brauchbare und glaubwürdige empirische<br />

Validierung von Psychotherapie ermöglicht.<br />

Wichtig ist diese Unterscheidung <strong>in</strong>sofern, als Therapieformen wie z.B. die <strong>Tanztherapie</strong> und die<br />

kreativen Therapieformen aber auch die Familientherapie nicht auf <strong>der</strong> Liste <strong>der</strong> Aempirisch<br />

validen@ Verfahren stehen, weil sie das Paradigma <strong>der</strong> Effizienz nicht erfüllen.<br />

Fünf wichtige Eigenschaften s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> die therapeutische Praxis charakteristisch, die bei<br />

Effizienzstudien unter kontrollierten Bed<strong>in</strong>gungen fehlen:<br />

1. Psychotherapie hat <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis ke<strong>in</strong>e festgelegte Dauer.<br />

2. In <strong>der</strong> Psychotherapie gibt es e<strong>in</strong>e Selbstkorrektur, d.h. wenn e<strong>in</strong>e Technik nicht wirkt, wird<br />

e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Technik o<strong>der</strong> sogar e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Verfahren versucht. Interventionen <strong>in</strong><br />

Effizienzstudien dagegen nutzen e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Zahl von Techniken im Rahmen e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelnen<br />

Verfahrens anhand e<strong>in</strong>es standardisierten Behandlungsplans.<br />

3. In <strong>der</strong> Praxis wird Psychotherapie häufig aufgrund e<strong>in</strong>er aktiven Entscheidung begonnen, d.h.<br />

nicht aufgrund e<strong>in</strong>er passiven Zuordnung zu e<strong>in</strong>em Therapeuten o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Kontrollgruppe.<br />

4. Die Patienten <strong>in</strong> <strong>der</strong> therapeutischen Praxis haben gewöhnlich multiple Probleme und darauf<br />

ist auch die Behandlung ausgerichtet.<br />

5. Ziele s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong> Psychotherapie neben <strong>der</strong> Beseitigung <strong>der</strong> konkreten Störung<br />

immer auch e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong> Gesamtfunktion des Patienten.<br />

Seligmann führt aus, dass sich die Effektivität e<strong>in</strong>er solchen therapeutischen Behandlung<br />

empirisch durchaus auch validieren ließe, es aber e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Methode bedarf, nämlich <strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>er Umfrage mit e<strong>in</strong>er großen Zahl von Teilnehmern, die sich e<strong>in</strong>er solchen Behandlung<br />

unterzogen haben. E<strong>in</strong> solches Beispiel ist die Consumer Reports-Umfrage von 1995, auf die ich<br />

jetzt nicht näher e<strong>in</strong>gehen werde. In Bezug auf weitere methodologische Vorgehensweisen<br />

verweise ich auf den angesprochenen Artikel.<br />

Seligmann verdeutlicht, welche methodischen Vorgehensweisen <strong>für</strong> die Fragestellungen <strong>der</strong><br />

Psychotherapie s<strong>in</strong>nvoll s<strong>in</strong>d und welche eher nicht. Diese Bes<strong>in</strong>nung auf angemessene<br />

<strong>Forschung</strong>smethoden <strong>für</strong> Psychotherapie wird im beson<strong>der</strong>en seit dem Grawe Report (1994,<br />

Tschuschke/Kächele 1998) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur viel diskutiert.<br />

So stellen Fischer und Fäh (1998) <strong>in</strong> ihrem Artikel zur AKritik <strong>der</strong> empirischen Vernunft <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Psychotherapie(forschung)@ zwei Positionen heraus: Die Position des Praktikers, <strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />

implizites und <strong>in</strong>tuitives Wissen vom Umgang mit dem Patienten hat, und <strong>der</strong> theoretisches und<br />

verallgeme<strong>in</strong>erndes Wissen hat, das auf Akl<strong>in</strong>ischer Empirie@ beruht. Bei e<strong>in</strong>er<br />

Verallgeme<strong>in</strong>erung dieses Modells bleibt <strong>für</strong> fallübergreifende <strong>Forschung</strong> ke<strong>in</strong>en Raum. Im<br />

Amethodologischen Positivismus@ an<strong>der</strong>erseits wird die Auffassung vertreten, dass die<br />

Anwendung e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>heitlichen Kanons von Methoden die Wissenschaftlichkeit bestimmt. Die<br />

erste Position <strong>der</strong> ASelbstgenügsamkeit <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Empirie@ (Fischer/Fäh 1998, 30)<br />

bezeichnen sie als AKl<strong>in</strong>izismus@ und stellen den Amethodischen Positivismus@ hier konträr<br />

gegenüber. Beide Positionen s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> wissenschaftliches Arbeiten ungenügend o<strong>der</strong> gar<br />

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