FRIEDERIKE HINZ FELDFORSCHUNG
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<strong>FRIEDERIKE</strong> <strong>HINZ</strong> FELDF ORSCH UNG
Friederike hinz<br />
FeldForschung
das grosse rasenstück mit hase big<br />
wie erkläre ich dem hasen die bilder? dem toten allzumal? was<br />
Joseph beuys schon versuchte, nachdem wols seinem hund die<br />
kunst ausFührlich erklärt hatte, ist bei Friederike hinz selbstver-<br />
ständlich. in ihren dem hasen gewidmeten werkzyklen erFahren<br />
wir nicht nur metaphorisch bedeutsames, sondern wir werden<br />
angeleitet auch naturwissenschaFtlich über die welt des scheu-<br />
en nagers und Feldbewohners, letztlich über uns und unsere<br />
lebens(um)Felder nachzudenken. der hase ist das prinzip der in-<br />
karnation, der bewegung, des vermehrungsFreudigen einzelgän-<br />
gers, allgemein der sinnen- und wollust. in der systematischen<br />
erFassung des tieres geht es Friederike hinz aber mehr und mehr<br />
um die wahrnehmung dem tier gegenüber, und in seiner vielFälti-<br />
gen darstellung als ein synonym Für weltwahrnehmung allge-<br />
mein. die malerische beschreibung von welt und die unterschied-<br />
lichen verFahrensweisen, das wesen der malerischen welt der<br />
digitalen welterFassung gegenüberzustellen, sind ein relatives<br />
neues prinzip. die FotograFie Jedoch hat die themen und techniken<br />
der malerei seit über 150 Jahren immer wieder revolutioniert und<br />
exakt hier, in der erFahrung neuer bildgebender verFahren und<br />
die reaktionen der künstler hierauF, im zweiten anlauF sozusagen,<br />
schreibt hinz dem hasen einen bedeutenden platz zu. dies mag an<br />
albrecht dürers hasen im Jahre 1502 erinnern, der in naturwis-<br />
senschaFtlicher exaktheit eine proFane ikonographie begründet,<br />
deren radikale Fortsetzung ein Jahr später im lebensumFeld des<br />
tieres, im „grossen rasenstück“ photorealistische züge auFweist.<br />
von soviel umwerFendem, stupendem realismus war bis dahin kein<br />
einziges blatt papier oder eine leinwand geprägt. das aquarell<br />
war die Fotokamera des künstlers bis zu dessen transportab-<br />
ler anwendung in der natur. und wir sind versucht die lupe zu<br />
zücken, um die echtheit des künstlichen im real gesichteten<br />
auFzudecken. und das ging den zeitgenossen sicher nicht anders.<br />
das ist wahre und echte, grundlegende FeldForschung – zeigte<br />
dürer doch auch in stupender realitätstreue und detailverliebt-<br />
heit die wurzeln der gräser in der erde.<br />
es ist interessant zu sehen, wie auch bei Friederike hinz der<br />
prozess der annäherung und distanz über verschiedene stadien<br />
und realitätsebenen verhandelt wird. Jedes gemälde oder obJekt<br />
wirkt als eine Facette im gesamtkunstwerk der hasen und bezeugt<br />
die geschichte als ganzes und zeitgleich als eine geschichte in<br />
der grossen erzählung. Friederike hinz unternimmt seit 2002 For-<br />
schungen in ihrer umgebung, indem sie hasen in den Feldern ihrer<br />
heimat beobachtet und dabei FotograFiert. die auF den digitalen<br />
bildern gebannten hasen verschwinden bisweilen in der land-<br />
schaFt, in ihrer natur, und werden somit teilweise unsichtbar.<br />
die im Feld ausgespähten hasen ducken sich Förmlich in ihrem<br />
FotograFischem abbild unter der sichtbarkeitsebene der pixel<br />
hinweg. heraus entstehen die gemälde „FeldForschung classic“<br />
im mittelFormat 50x70 cm. der subtile Fixpunkt hase wird am com-<br />
puter gesucht und gezoomt, und zerFällt damit in bildpunkte,<br />
pixel und in FarbFlächen: „FeldForschung close“ (20x30 cm) mit den<br />
weiteren Formaten im nähe/distanz-dialog mini (13x18 cm) und big<br />
(150x200 cm). in der übertragung dieser Flächen auF die leinwand<br />
in unterschiedlichen Formaten und ausschnitten entstehen se-<br />
rien mit ganz eigenen ausprägungen des photographischen und<br />
des malerischen, was beim letzteren am sehr unterschiedlichen<br />
duktus und malgestus auszumachen ist und beim ersteren in der
distanz des betrachters zum gemälde als illusion auFscheint. so<br />
entstehen die serien close mini als weitere verkleinerungen aus<br />
der close-serie und werden in nur einer pinselstärke ausgeFührt,<br />
deren übertragung in die serie close big bei der beibehaltung der<br />
proportionen zu einer pinselbreite von rund 20 cm Führt. in einem<br />
weiteren verFahren entstehen gemälde, die auF Fotos basieren,<br />
die die künstlerin als schatten vor und damit in ihren gemälden<br />
zeigen, neue bilder in bildern, deren wesenszug die veränderung<br />
der Farben und Formen auFgrund FotograFischer verzerrungen<br />
bilden.<br />
die serie FeldForschung ist ein ständiges probieren über den<br />
ausschnitt, der Festlegung von Formatierung und skalierung. die<br />
pixel werden zu FarbFlächen zwischen nähe und distanz, entwer-<br />
Fen eine neue realität und konstruieren den hasen als wahrneh-<br />
mungsphänomenologisches problem zwischen urbild, abbild und<br />
dem imago, was uns zuerst wegFührt in die vergangenheit. Feld-<br />
Forschung ist ein begriFF der kunstgeschichte der 1970er Jahre in<br />
anlehnung an die soziologie, in einer zeit also, in der in der künst-<br />
lerischen praxis gesellschaFtliche beziehungen eine tragen-<br />
de rolle spielten. als programmatisch darF eine ausstellung mit<br />
wolFgang niedecken, lili Fischer, walter grasskamp, hans haacke,<br />
dieter hacker und telewissen 1978 im „kölnischer kunstverein“<br />
gelten, bei der die unterschiedlichen untersuchungs methoden<br />
ausgestellt waren. heute sieht dies anders aus. heute ist Feld-<br />
Forschung die untersuchung des lebensraumes des Feldhasen in<br />
mannigFaltiger Form.<br />
das aktuelle thema nämlich ist – neben den „punkhasen“ als ersatz<br />
echter hasen (als klischees sozusagen) in die nur noch gezeich-<br />
nete landschaFt - von gesellschaFtspolitischer brisanz. beide<br />
themen handeln zugleich von Fokussierung der wahrnehmung auF<br />
typisierungen. Friederike hinz nimmt dabei die position des hasen<br />
ein, der womöglich ein blickFeld von 360° besitzt, somit seine kom-<br />
plette umgebung erFassen, aber nur 10% vorne wie hinten scharF<br />
sehen kann, und FotograFiert im Feld einen panoramablick, der<br />
am computer zusammengesetzt wird und danach auF leinwände<br />
übertragen wird – gesamtFormat 400 x 55 cm, der titel des werks<br />
lautet „FF mon.810 (Februar)“. hierbei handelt es sich um einen der<br />
weltweit am häuFigsten verwendeten gen-manipulierten maissor-<br />
ten des us-amerikanischen agrarkonzerns monsanto. mon810 ist<br />
zwar in der eu zugelassen, es gibt Jedoch in mehreren europäi-<br />
schen ländern anbauverbote, darunter auch in deutschland. der<br />
umFassende und selektiv scharF gestellte blick des hasen mag<br />
auch uns ein beispiel sein, den blick auF bestimmte phänomene der<br />
welt zu richten und eingehender zu analysieren. in der erweite-<br />
rung der serie FF mon.810 (september), an der hinz zur zeit arbei-<br />
tet, wird ein klassisch anmutender, panoramaartiger weitblick<br />
aus der Frosch- und hasenperspektive gewählt, dessen anspruch<br />
und phänomenale bildwirkung verblüFFend an die romantik mit<br />
ihren erhabenen vogelperspektiven eines betrachters über<br />
dem „nebelmeer“ (der genmanipulation und weltentrücktheit)<br />
erinnern lässt. ein wahres, weites und sehr malerisches Feld Für<br />
entdeckungen!<br />
gregor Jansen
FF classic · 2003-2004 · öl auF leinwand · 50 x 69 cm
FF classic · 2003-2004 · öl auF leinwand · 50 x 69 cm
FF classic · 2003-2004 · öl auF leinwand · 50 x 69 cm
FF close · 2003 -2007 · öl auF leinwand · 20 x 30 cm
FF classicbig 1 · 2007 · öl auF leinwand · 150 x 200 cm
FF classicbig 2 · 2007 · öl auF leinwand · 150 x 200 cm
FF closebig 3 · 2005 · öl auF leinwand · 150 x 200 cm
FF closebig 4 · 2009 · öl auF leinwand · 150 x 200 cm
punk-hasen · 2002-2007 · bleistiFt und öl auF leinwand · 30 x 40 cm
FF mon.810 (Februar) · 2008-2009 · öl auF leinwand · 55 x 400 cm
vita Friederike hinz<br />
17.5.1960 geb. in schwalmtal/lüttelForst<br />
1979/83 studium der visuellen kommunikation in düsseldorF bei<br />
d. glasmacher (malerei) und uwe loesch (graphik design)<br />
1983/84 assistenz bei Jörg immendorFF<br />
ab 1992 zeichnungen und linolschnitte u. a. Für merian,<br />
zeit-magazin, natur, geo-saison<br />
ab 1994 atelier in lüttelForst, brandshoF<br />
einzelausstellungen<br />
2010 galerie steinbach bettina liebsch, kreFeld<br />
2007 b.i.s. zentrum Für oFFene kulturarbeit, mönchengladbach<br />
2007 kunstraumno.10, mönchengladbach<br />
2006 proJektraum knut osper, köln<br />
2001 naturkunde museum burg brüggen (katalog)<br />
2000 Johanneskirche, düsseldorF. lichtinstallation 300.000 km/sec<br />
1993 greenlane galleries, dingle, ireland<br />
1987 planet galerie, düsseldorF<br />
gruppenausstellungen<br />
2011 kunstraumno.10, mönchengladbach, „invitation“,<br />
2010 ereignis druckgraFik, galerie vorortost, leipzig,<br />
auswahlausstellung zur leipziger buchmesse<br />
2010 kunstausstellung „natur-mensch“, sankt andreasberg/<br />
nationalpark harz<br />
2009 bombe, 10 Jahre plan.d., düsseldorF<br />
2009 orangerie schloss benrath, düsseldorF<br />
2007 proJektraum knut osper, künstler der galerie<br />
2007 halle 6, galerie christine hölz, düsseldorF<br />
2006 designmai, tokyo<br />
2006 event gallery, london, black box<br />
2005 halle 6, galerie christine hölz, düsseldorF<br />
2005 nord-art 2005, rendsburg<br />
2005 galerie plan.d., düsseldorF, malverwandschaFten<br />
2004 k 21, kunstsammlung nrw, düsseldorF, christies<br />
kunstauktion „heartwork“ zu gunsten von menschen<br />
mit hiv & aids, Jährliche teilnahme<br />
2004 galerie „plan.d.“, düsseldorF, kunstpreis „handgemenge“,<br />
ausstellung<br />
2003 galerie noack, mönchengladbach<br />
2003 c.k.consult, christine hölz, düsseldorF‚ „tierische<br />
begegnungen“, (katalog)<br />
2002 graFik-triennale, köln-Frechen (katalog)<br />
2002 sparkassen kunstpreis, karlsruhe, ausstellung<br />
2002 knotproJect, london<br />
2001 galerie “68 elF”, köln, in zusammenarbeit mit der “ultimate<br />
akademie”, köln<br />
2000 grosse kunstausstellung nrw düsseldorF (katalog)<br />
1995 ausstellung zeche carl, essen<br />
messebeteiligungen<br />
2007 art karlsruhe<br />
2007 artFair köln<br />
proJekte<br />
1985 workshop im rahmen des kulturFestivals münchen unter<br />
der leitung von Jörg immendorFF und a. r. penck<br />
1990 „rabbitrap“-sound-live-perFormance in der königsburg,<br />
preise<br />
kreFeld<br />
2004 „digital-art-award“, FrankFurt (katalog)<br />
2001 preisträger des oFFenen ‚radschläger‘-wettbewerbs,<br />
düsseldorF (katalog)
©Friederike hinz lüttelForst 139 41366 schwalmtal www.Friederike-hinz.com<br />
www.schaper-design.com