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„Nicht“-Regierungsorganisationen? - Freiheit für Slobodan Milosevic

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Obwohl die Medien im Westen bis 2000 die „Mediengleichschaltung“ in der BRJ hervorhoben,<br />

wurden die dortigen „unabhängigen“ Medien durchgehend mit westlichem Geld<br />

unterstützt. 5<br />

Am 10. Juni 1999 wurde in Köln der Balkan-Stabilitätspakt gegründet, offiziell sollte<br />

er den Ländern der Region beim wirtschaftlichen Aufbau, der Festigung der Demokratie und<br />

Sicherheit helfen. Ihm gehören neben den EU-Staaten auch die USA, die G8, die UNO, OSZE<br />

und NATO, die Europäische Bank <strong>für</strong> Wiederaufbau, die Weltbank und der IWF an. Mit dem<br />

Stabilitätspakt wurde Serbien isoliert, indem alle Nachbarländer aufgenommen wurden und<br />

mit Versprechen über Hilfe und Aufnahme in die EU eingedeckt wurden. Das „Wahlversprechen“<br />

an das serbische Volk: man würde Serbien integrieren, sobald ein Machtwechsel zustande<br />

komme. 6<br />

Die Unterstützung der demokratischen Opposition als Teil des ‚Stabilitätspakts’ lief<br />

u.a. über die Friedrich Naumann Stiftung, die selbst weit über 50% ihrer Einnahmen von<br />

Bundesministerien erhält. Aus Stabilitätspaktmitteln wurden lt. AA 2000 u.a. Medienprojekte;<br />

Aufbauseminare <strong>für</strong> Journalisten; „Education for Democracy“, „Asphalt for Democracy“ finanziert<br />

sowie die Beschaffung von Nutzfahrzeugen, Medikamenten und Heizöl – aber nur<br />

‚oppositionsregierte’ Kommunen.<br />

Über die als „Studentengruppe“ im Westen bekannte Bewegung OTPOR (Widerstand)<br />

erfuhr der Osteuropaspezialist Timothy Garton Ash, dass OTPOR-Mitglieder in Seminaren<br />

westlich finanzierter NGO‘s ausgebildet wurden. 7 . Wahlhilfe kam auch aus Deutschland über<br />

Deutsche Welle und Deutschlandfunk.<br />

Die Washington Post (WP) vom 11.12.2000 berichtete nach einer eingehenden Recherche,<br />

dass die „US-Demokratieschaffung in Serbien eine merkwürdige Mischung aus Geheimhaltung<br />

und Offenheit“ war, mit Steuermitteln von 10 Millionen $ 1999 und 31 Millionen<br />

$ 2000.” Über die NGO’s National Democratic Institute, International Republican Institute<br />

und National Endowment for Democracy wurden DOS und OTPOR von der US-<br />

Regierung finanziert.<br />

Das Wunschwahlergebnis des Westens wurde mit einem massiven Militäraufgebot vor<br />

der jugoslawischen Adriaküste unterstrichen. „Der britische Flugzeugträger »HMS Invincible«<br />

und die mit Hubschraubern bestückte »HMS Ocean« sowie mindestens ein Dutzend<br />

weitere Kriegsschiffe bilden die größte Armada des Westens, die sich dort seit dem Kosovo-<br />

Krieg versammelt hat“, berichtet die taz am 26.9.2000.<br />

„Als »fair« und <strong>für</strong> den Westen akzeptabel gelten die Wahlen nur dann, wenn der gegenwärtige<br />

Präsident Jugoslawiens, <strong>Slobodan</strong> <strong>Milosevic</strong>, sein Amt verliert“, urteilte Rüdiger<br />

Göbel in der jungen Welt am 26.9.2000 richtig. Der herbeimanipulierte Machtwechsel wurde<br />

euphorisch kommentiert: „Es ist der letzte Teil der Mauer, der hier – mit zehn Jahren Verspätung<br />

– verschwindet“, so Joschka Fischer.<br />

Das Jugoslawien-Sondertribunal<br />

Als <strong>Slobodan</strong> <strong>Milosevic</strong> am 11. März 2006 tot in seiner Zelle im Gefängnis im holländischen<br />

Scheveningen aufgefunden wurde, blieb die Frage: Was bleibt vom als „Jahrhundertprozess“<br />

gestarteten Verfahren? Wie wird der Prozess gegen <strong>Milosevic</strong>, der sich selbst verteidigt hat,<br />

das Gericht als illegal und als Instrument jener sah, die den Krieg gegen das ehemalige Jugoslawien<br />

vom Zaun brachen, in die Geschichte eingehen?<br />

Bilder der Trauerfeier wurden über die großen Nachrichtenkanäle ausgestrahlt, nicht<br />

die Worte der Redner. Nach medial verordneter Geschichtsdeutung wie in den heute-<br />

Nachrichten des ZDF sei <strong>Milosevic</strong> „der maßgebliche Anstifter der Kriege in den 1990er Jah-<br />

5 Vgl. Joan McQueeney Mitric, Anti-NATO and Anti-<strong>Milosevic</strong> in Belgrade, Socialism and Democracy,<br />

Vol. 13, No. 2, Fall/Winter 1999, S. 145<br />

6 Vgl. Bodo Hombach zit. in: IHT, 23.9.2000<br />

7 Vgl. Timothy Garton Ash, The last Revolution, The New York Review of Books, 16.11.2000

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