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Amerika? Bilder der neuen Welt Bilder aus der neuen Welt

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Winkler: Der weibliche Star als Kiregsbraut 47<br />

Straße nicht nur die soziale Ordnung und beschwört das gesellschaftliche<br />

Chaos herauf, son<strong>der</strong>n sie liefert zugleich ein Bild für jene Auflösung, vor<br />

<strong>der</strong> die eigene Person geschützt werden muß. Metaphern <strong>der</strong> Flut, des<br />

Sumpfes und <strong>der</strong> Überschwemmung treten in signifikanter Häufung auf,<br />

eng assoziiert mit einem tiefgreifenden Horror vor allem Weiblichen, das<br />

per se als weich, feucht und für die eigene Identität bedrohlich begriffen<br />

wird. Das Körperinnere, Blut und Körperflüssigkeiten werden verdrängt,<br />

<strong>der</strong> muskuläre Panzer wird als ein Hohlgefäß begriffen. Der dritte Punkt,<br />

dar<strong>aus</strong> abgeleitet, ist eine projektive und hochsignifikante Typisierung <strong>der</strong><br />

Frau. Der 'roten' Frau, die Teil <strong>der</strong> flutenden Masse ist, und die als 'Flin-<br />

tenweib' zum Inbegriff einer nun auch physischen Bedrohung wird, wird die<br />

gute, die 'weiße' Frau gegenübergestellt; sie ist die zukünftige Ehefrau, oft<br />

die Schwester eines Korps-Kameraden, sie ist mit dem H<strong>aus</strong> statt mit <strong>der</strong><br />

Straße assoziiert, und wird häufig in weißer Kleidung vorgestellt. Und <strong>der</strong><br />

Inbegriff <strong>der</strong> weißen Frau, fast überflüssig es zu sagen, ist auch für die Frei-<br />

korpsleute die Krankenschwester M Feldlazarett.<br />

Ohne Zweifel hat die 'weiße Frau' in vielen Kriegsbräuten des Vierzi-<br />

gerjahrefilms ihre Spur hinterlassen; auf dem Hintergrund <strong>der</strong> Theweleit-<br />

schen Überlegungen sind viele Frauenfiguren ungleich besser zu verstehen,<br />

und vor allem die fundamentale Fremdheit, die, den Liebesgeschichten zum<br />

Trotz, zwischen Männern und Frauen auf <strong>der</strong> +inwand herrscht. Wenn<br />

<strong>der</strong> Film die weibliche Protagonistin mitten in <strong>der</strong> Liebesgeschichte opfert,<br />

wenn er die Frau abstrakt moralisch überhöht, wenn er Greer Garson auf<br />

die Rolle <strong>der</strong> Mutter festlegt o<strong>der</strong> Bette Grable zum Pin up fetischisiert,<br />

immer wird man das Moment von Angstabwehr mitdenken müssen, das<br />

den soldatischen Mann mit dem weiblichen Geschlecht verbindet, das sein<br />

Begehren überwuchert und das offensichtlich auch für diejenigen Männer<br />

eine Rolle spielt, die ohne Soldat zu sein, für eine bestimmte Zeit ihres Le-<br />

bens zum Soldaten gemacht werden.<br />

Mit <strong>der</strong> Sexualität<br />

Und dennoch: 1941 ist nicht 1919, und die Inhalte wie die Mittel <strong>der</strong> psychi-<br />

schen Codierung haben sich tiefgreifend verän<strong>der</strong>t; selbst den Filmen, die<br />

sich explizit die Unterstützung <strong>der</strong> Truppe zum Ziel gesetzt haben, geht es<br />

nicht mehr einfach um die Herstellung des soldatischen Mannes; es geht<br />

nicht mehr um eine einfache Triebunterdrückung und eine Frontstellung

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