Leseprobe - GABAL Verlag
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1<br />
Vorüberlegungen<br />
Wir alle sind ständig damit beschäftigt zu verhandeln,<br />
sei es mit Freunden oder Familien angehörigen,<br />
sei es mit Arbeitskollegen oder Kunden. Verhandeln<br />
ist die Kunst, einen Kompromiss zu finden, der beide<br />
Seiten zufriedenstellt. Dabei versuchen die Beteiligten,<br />
in einer bestimmten Form von Wettstreit für sich<br />
selbst das Beste herauszuholen. Um die richtige<br />
Einstellung zum Verhandlungsgeschehen zu entwickeln,<br />
müssen wir:<br />
• Grundprinzipien des Verhandelns verinnerlichen<br />
und bestimmte Fähigkeiten trainieren,<br />
• einen Überblick über die möglichen Verhandlungsergebnisse<br />
gewinnen und eine Zielvorstellung<br />
entwickeln,<br />
• unsere Verhandlungsposition durch gründliche und<br />
konsequente Planung und Vorbereitung stärken.
Was heißt verhandeln?<br />
»Verhandlung« bezeichnet die gemeinsame Suche nach einem<br />
für beide Seiten zufriedenstellenden Verhältnis von Leistung<br />
und Gegenleistung in einem Tauschgeschäft.<br />
Wann besteht Verhandlungsbedarf?<br />
eine verhandlung stellt eine friedliche Form der Konflikt lösung dar.<br />
In Politik, religion oder Sport mag es Situa tionen geben, in denen<br />
wir uns damit begnügen, bestehende Konflikte zur Kenntnis zu<br />
nehmen, ohne dass wir in jedem Fall einen Ausgleich suchen. bei<br />
Meinungs verschiedenheiten zwi schen eltern und Kindern beispielsweise<br />
sind wir jedoch darauf<br />
angewiesen, eine lösung zu finden, mit<br />
der beide Seiten leben kön nen. Staatsmänner<br />
han deln komp lexe in ternationale<br />
vereinbarungen aus, gewerkschaften<br />
und Arbeitgeber<br />
ver handeln fast ununterbrochen miteinander,<br />
und auch die Partner einer<br />
lang fristigen beziehung wissen, dass<br />
sich be stimm te Konflikte nur auf dem<br />
verhandlungswege bei legen lassen.<br />
Wie sieht eine Verhandlungslösung aus?<br />
In einer verhandlung bewegen sich beide Seiten so lange aufeinander<br />
zu, bis sie an einem gemeinsamen Punkt ankommen. Wie es<br />
ein gewerkschaftsführer formulierte: »Wenn ich mit Arbeitgebern<br />
verhandle, bewegen wir uns aufeinander zu; meine Aufgabe ist es,<br />
dafür zu sorgen, dass sich die andere Seite schneller bewegt.« Das<br />
Ziel einer verhandlung besteht in der übereinkunft. beide Seiten<br />
Einigungsspielraum<br />
1. Verhandlungspartner<br />
Grenze<br />
Die Grenzen kennen Jede Seite sollte wissen, was für sie verhandelbar ist und was nicht.<br />
Die Verhandlung dient dazu, festzustellen, wo sich verhandelbare Bereiche überschneiden.<br />
14 vorüberlegungen<br />
Einigungsspielraum<br />
(verhandelbare Bedingungen)<br />
»Verhandeln«<br />
heißt: Zwei<br />
Parteien<br />
bewegen sich<br />
aufeinander zu.<br />
Grenze<br />
2. Verhandlungspartner<br />
» «<br />
Wir sollten niemals aus Angst verhandeln. Aber wir sollten<br />
auch niemals Angst haben zu verhandeln. John F. Kennedy<br />
sind daran interessiert, in überschaubarer Zeit einen Abschluss zu<br />
erreichen. Wenn ein verkäufer und sein möglicher Kunde zu keiner<br />
für beide Seiten zufriedenstellenden übereinkunft gelangen, erhält<br />
der verkäufer keinen Auftrag und der Kunde keine Ware. In diesem<br />
Fall haben beide Seiten Zeit und ressourcen umsonst investiert.<br />
entwickeln Sie eine positive verhandlungseinstellung, indem<br />
Sie sich auf jene Punkte konzentrieren, in denen Sie mit der<br />
gegenseite übereinstimmen. Solange Sie der verhandlung<br />
skeptisch gegenüberstehen und Ihre Kompromissunwilligkeit<br />
demonstrieren, wird es Ihnen kaum gelingen, Ihre Zielvorstellungen<br />
zu realisieren. Wenn Sie aber<br />
mit aller Kraft eine übereinkunft<br />
anstreben, werden Sie vermutlich<br />
rascher und effektiver zu<br />
einer befriedigenden lösung<br />
kommen.<br />
Informelle Verhandlungen Bei Freun-<br />
den und Familienmitgliedern gehören<br />
Verhandlungen zum Alltag. Fähigkeiten<br />
und Techniken, die uns aus solchen Situa-<br />
tionen vertraut sind, lassen sich auch auf<br />
andere Situationen übertragen.
Versetzen Sie sich in die Lage Ihres Gegenübers<br />
An jeder verhandlung sind mindestens zwei Parteien beteiligt.<br />
ebenso zuversichtlich und positiv wie Sie selbst wird auch Ihr<br />
gegenüber in die verhandlung gehen. Sie sollten sich folglich auch<br />
für die Sichtweise Ihres gegenübers interessieren. Wenn es Ihnen<br />
gelingt, in seine haut zu schlüpfen, fällt es Ihnen leichter, die<br />
Stärken und Schwächen seiner Position zu ermessen und zu<br />
erkennen, wo Sie Ihrem gegenüber entgegenkommen müssen.<br />
Wann sind Verhandlungen möglich?<br />
In geschäftsbeziehungen ist prinzipiell alles verhandelbar. Zwar<br />
pflegen verkäufer häufig kundzutun, die Preise seien von höherer<br />
Stelle vorgegeben und nicht verhandelbar. Aber das stimmt in den<br />
wenigsten Fällen. Wenn ein verkäufer von einem potenziellen<br />
Kunden zu hören bekommt, es sei unternehmenspolitik, bei einem<br />
bestimmten Wettbewerber einzukaufen, dann darf er dennoch<br />
annehmen, dass der Kunde diese Politik bei bedarf auch verändern<br />
•<br />
Wichtig ist, dass sie lernen,<br />
in einer Verhandlung ruhig zu<br />
Nützliche<br />
TECHNIKEN<br />
bleiben, damit Ihre körpersprache<br />
nicht Ihre verbale Botschaft<br />
konterkariert.<br />
Wenn Menschen mit Freunden oder<br />
Familienangehörigen diskutieren,<br />
zeigen sie häufig ihre Gefühle,<br />
indem sie beispielsweise mit<br />
Ungeduld reagieren, wenn sie nicht<br />
ihren Willen bekommen. Der Alltag<br />
bietet Gelegenheiten zuhauf, um die<br />
nötige Gelassenheit zu trainieren.<br />
Wenn etwa Ihr Partner oder Ihr<br />
Kind ewig herumtrödelt, können Sie<br />
Folgendes versuchen:<br />
1 Bleiben Sie vollkommen ruhig –<br />
das verleiht Ihnen mehr Autorität<br />
und lässt Sie klarer denken und<br />
logischer argumentieren.<br />
2 Machen Sie »gute Miene« –<br />
indem Sie Ihre Ungeduld<br />
verbergen und keine Schwäche<br />
zeigen, machen Sie es den<br />
anderen leichter, mit Ihnen zu<br />
kooperieren.<br />
TIPP Gehen Sie stets davon aus, dass die andere Seite<br />
bestens vorbereitet in die Verhandlung geht.<br />
Mit Kindern verhandeln<br />
PosItIVE WIrkuNG<br />
• Loben Sie Ihr Kind für Zugeständnisse<br />
• Erklären Sie ihm die Zusammenhänge<br />
in seinen Worten<br />
• Bleiben Sie konsequent – auch im<br />
Setzen von Grenzen<br />
NEGatIVE WIrkuNG<br />
• Antworten wie: »Weil ich es so will«<br />
• Mangel an Geduld, um Zusammen-<br />
hänge zu erklären<br />
• Heute »Nein« und morgen »Ja« oder<br />
auch umgekehrt<br />
kann. Sollte das tatsächlich einmal nicht der Fall sein, muss der<br />
verkäufer herausfinden, wer die Politik bestimmt, damit er den<br />
betreffenden zu einer Änderung bewegen kann. In Ihrem privaten<br />
leben überwiegen vermutlich die informellen verhandlungssituationen,<br />
die jedoch nicht minder vielfältige Chancen bieten.<br />
Wichtig ist es, dass Sie das Ziel einer jeden verhandlung im Auge<br />
behalten, das darin besteht, ein für beide Seiten gleichermaßen<br />
akzeptables ergebnis zu erreichen.<br />
Von Kindern lernen<br />
Kinder entwickeln früh ein verblüffendes verhandlungsgeschick.<br />
nachdem sie gelernt haben, mit wie viel lärm sie wie viel nahrung<br />
bekommen, gehen sie alsbald dazu über, das verhältnis zwischen<br />
gemüse und eiscreme auf dem Speiseplan auszuhandeln. In<br />
mancherlei hinsicht verstehen Kinder das verhandlungsgeschäft<br />
sogar besser als erwachsene: Sie haben weniger Skrupel und sind<br />
bereit, alle verfügbaren Mittel einzusetzen, um ihre Wünsche<br />
durchzusetzen. erwachsene verlieren mit der veränderung ihrer<br />
Wahrnehmung einige dieser verhandlungsvorteile. viele erfolgreiche<br />
verhandlungsführer setzen eine freundliche und leutselige<br />
Miene auf, während sie unter der oberfläche die entschlossenheit<br />
eines Kindes hegen, das bestmögliche ergebnis für sich herauszuschlagen.<br />
Wenn Kinder etwas aushandeln wollen, zeigt sich freilich<br />
zugleich eine Schwäche: Mit ihrer Stimme und ihrer Körpersprache<br />
verraten sie ihre wahren gedanken. erwachsene verhandlungsführer<br />
setzen hingegen häufig eine Art »Pokerface« auf, hinter dem sie<br />
ihre gedanken und ihre geplanten nächsten Schritte so gut es geht<br />
verbergen.<br />
16 vorüberlegungen WAS heISSt verhAnDeln? 17