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Das Einzelzimmer im Alten- und Pflegeheim - Institut für ...

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Vor- <strong>und</strong> Nachteile von Einzel- <strong>und</strong> Doppelz<strong>im</strong>mern<br />

Schließlich wurde eine separate postalische Angehörigenbefragung durchgeführt, an der 270<br />

Angehörige der Bewohner der beteiligten He<strong>im</strong>e teilnahmen (Teilnahmequote: 49%).<br />

Die Ergebnisse der Studie widerspiegeln die Uneinheitlichkeit der Perspektiven von<br />

Bewohnern, Angehörigen <strong>und</strong> Pflegepersonal, wobei in der Summe die nachweislichen Vorteile<br />

von <strong>Einzelz<strong>im</strong>mer</strong>n deutlich vor deren Risiken überwiegen: Obgleich die Bewohner in Einzel<strong>und</strong><br />

Doppelz<strong>im</strong>mer sich in ihrer Lebens- <strong>und</strong> Wohnzufriedenheit, hinsichtlich ihres Schlafes <strong>und</strong><br />

in der Qualität ihrer Sozialkontakte nicht nachweisbar unterschieden, ergaben die Befragungen<br />

der Angehörigen, des Personals <strong>und</strong> die eigenen Beobachtungen ein anderes Bild. Die Bewohner<br />

von Doppelz<strong>im</strong>mern waren <strong>im</strong> Vergleich zu <strong>Einzelz<strong>im</strong>mer</strong>bewohnern überwiegend Sozialhilfeempfänger<br />

(66%, EZ: 36%), verfügten in ihrem Z<strong>im</strong>mern nur selten über private Möbel (17.5%;<br />

EZ: 82.5%) oder persönliche Sachen (23%, EZ: 67%), hielten sich seltener in ihrem Z<strong>im</strong>mer auf<br />

(20%; EZ: 37%), zeigten deutlich häufiger ein passives Verhaltensmuster (30%, EZ: 19%) <strong>und</strong><br />

waren häufiger erkennbar unangenehmen Gerüchen ausgesetzt (81%, EZ: 19%). Im Hinblick auf<br />

Besuchshäufigkeit <strong>und</strong> –bereitschaft bestand kein Unterschied zwischen den Angehörigen von<br />

Einzel- <strong>und</strong> Doppelz<strong>im</strong>merbewohnern. Allerdings zeigten sich <strong>im</strong> Hinblick auf einige andere<br />

Einschätzung <strong>und</strong> Auskünften der Angehörigen deutliche Unterschiede: Angehörigen von Doppelz<strong>im</strong>merbewohnern<br />

bewerteten deren Lebensqualität schlechter, verbrachten weniger Besuchszeit<br />

in den Doppelz<strong>im</strong>mern, monierten häufiger fehlende Privatsphäre bei Besuchen, hielten<br />

sich weniger gerne <strong>im</strong> Z<strong>im</strong>mer auf, <strong>und</strong> führten dies meist auf fehlenden Platz <strong>und</strong> fehlende<br />

Gemütlichkeit zurück, als die Angehörigen von <strong>Einzelz<strong>im</strong>mer</strong>bewohnern. Auch die Befragung<br />

<strong>und</strong> Beobachtung des Pflegepersonals fügt sich konsistent in das Bild ein: Die befragten Pfleger<br />

sahen deutlich häufiger ausschließlich Vorteile bei <strong>Einzelz<strong>im</strong>mer</strong>n (32.7%) <strong>im</strong> Vergleich zu<br />

Doppelz<strong>im</strong>mern (12.2%), wobei allerdings eine klare Mehrheit keinen Unterschied (54.6%) feststellte.<br />

Entscheidende Vorteile des <strong>Einzelz<strong>im</strong>mer</strong>s sehen die Pfleger <strong>im</strong> Hinblick auf deren größere<br />

Privatsphäre, <strong>im</strong> Hinblick auf die Situation bei der Sterbebegleitung sowie bei schweren<br />

Erkrankungen <strong>und</strong> <strong>im</strong> Hinblick auf unverträgliches oder konfliktträchtiges Bewohnerverhalten,<br />

das <strong>im</strong> <strong>Einzelz<strong>im</strong>mer</strong> weniger störend wirkt.<br />

Auch mögliche Nachteile von <strong>Einzelz<strong>im</strong>mer</strong>n, etwa bei Betriebskosten, erweisen sich in<br />

unserer Studie als nicht belegbar. So ergab die Beobachtung der Zeitverwendung des Personals<br />

keine nachweisbaren Unterschiede: <strong>Das</strong> Pflegepersonal verwendete in der Studie weder <strong>für</strong> Pflegetätigkeiten<br />

noch <strong>für</strong> hauswirtschaftliche Tätigkeiten (z.B. Aufräumen) mehr Zeit in <strong>Einzelz<strong>im</strong>mer</strong>n<br />

als in Doppelz<strong>im</strong>mern. Es zeigt sich in dieser Hinsicht somit keine Ersparnis durch den<br />

Betrieb von Doppelz<strong>im</strong>mern. Im Hinblick auf die betriebswirtschaftliche Seite ergeben sich sogar<br />

höhere Betriebskosten bei Doppelz<strong>im</strong>mern, beispielsweise in Folge der sehr häufigen Umzüge<br />

von Doppelz<strong>im</strong>mern in <strong>Einzelz<strong>im</strong>mer</strong>n (r<strong>und</strong> die Hälfte aller Umzüge) <strong>und</strong> den häufigen<br />

Leerstand. Die in der He<strong>im</strong>leiterbefragung ermittelten Kosten von Leerstand <strong>im</strong> Kalenderjahr<br />

2006 summierten sich auf r<strong>und</strong> 485 Tausend Euro <strong>für</strong> Leerstand von <strong>Einzelz<strong>im</strong>mer</strong>n <strong>und</strong> 541<br />

Tausend EUR <strong>für</strong> Leerstand oder Einzelbelegung von Doppelz<strong>im</strong>mern. Die höheren Kosten der<br />

Doppelz<strong>im</strong>mer betragen somit r<strong>und</strong> 55 Tausend EUR <strong>im</strong> Jahr 2006 allein <strong>für</strong> die hier betrachteten<br />

12 nordbayerischen He<strong>im</strong>e. Bei Bewohnern, Angehörigen, Pflegepersonal <strong>und</strong> He<strong>im</strong>leitung<br />

überwog die Präferenz <strong>für</strong> das <strong>Einzelz<strong>im</strong>mer</strong> vor dem Doppelz<strong>im</strong>mer. Die Bef<strong>und</strong>e zeigen auch<br />

keine Unterschiede zwischen Einzel- <strong>und</strong> Doppelz<strong>im</strong>mern <strong>im</strong> Hinblick auf Sturz- bzw. Erkrankungsrisiken,<br />

Medikation <strong>und</strong> Fixierungen.<br />

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