28.10.2013 Aufrufe

Platons Parmenides – Ideenlehre und Ideenleere - David Koller

Platons Parmenides – Ideenlehre und Ideenleere - David Koller

Platons Parmenides – Ideenlehre und Ideenleere - David Koller

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

4 INTERPRETATION UND KRITIK <strong>Platons</strong> <strong>Parmenides</strong><br />

2. Die Argumente im Dialog sind auf mehrere Arten seltsam gestrickt. Die im ersten<br />

Teil sind stark simplifiziert, die im zweiten unzugänglich bis widersinnig.<br />

3. Eine Verteidigung der Ideenannahme fehlt im Dialog oder ist zu sehr versteckt.<br />

Diese Unebenheiten betreffen weniger den philosophischen Gewinn, der sich bei der Lektüre<br />

des Dialogs ergibt, als dass sie eine Messlatte einer vollständigen Interpretation darstellen.<br />

Eine solche müsste also alle drei Hürden bewältigen, um einen gerechtfertigte Aussage<br />

darüber treffen zu können, was Platon mit seinem ‹<strong>Parmenides</strong>› vielleicht sagen wollte. Die<br />

nun folgenden Ausführungen verstehen sich nicht als eine solche Aussage, sondern versuchen<br />

sich mit oder gegen Platon dem Problem der Ideenannahme <strong>und</strong> seiner Thematisierung<br />

zu stellen. Die beiden letzten Gr<strong>und</strong>probleme Rochols werden dabei als Richtungsweiser<br />

dienen.<br />

4.2 Ein positives Ergebnis des Textes<br />

Mehrfach war während der Analyse des ‹<strong>Parmenides</strong>› die Rede von einer Verdinglichung<br />

der Idee. In der Tat haben alle Kritikpunkte an der Ideenannahme ihre Basis in einer<br />

so oder so gearteten körperlichen Vorstellung vom Wesen der Ideen. Der Chorismos,<br />

die Zwei-Welten-Theorie, schafft ein eigenes Reich für Ideen, das dem des Sinnfälligem<br />

gegenübersteht, sich unterscheidet, aber eben doch eine Art Raum für die Ideen darstellt.<br />

Die Selbstprädikation verlangt, dass Ideen körperliche Eigenschaften besitzen <strong>und</strong> dingliche<br />

Relationen eingehen können. Im Dialog werden diese Vorstellungen auf die Spitze getrieben,<br />

<strong>und</strong> das Ergebnis sind natürlich Widersprüche, aber ebenfalls im Sinn des Denkens ” bei<br />

uns“.<br />

Es ist es vielleicht ein Fehler es als ein negatives Ergebnis zu bezeichnen, dass sich eine<br />

solche Theorie von der Idee notwendig in Widersprüche verwickelt. Lässt man sich auf den<br />

Gedanken ein, so formuliert sich das positives Ergebnis wie folgt: Für die Thematisierung<br />

eines Problems mit einem gewohnten Gegenstandsgebiet ” bei uns“ lässt unser Verstand<br />

die Verwendung des logischen Instrumentariums <strong>und</strong> dessen notwendige Anhaltspunkte zu.<br />

Eine Thematisierung der Vorgänge des Verstandes hingegen, insbesondere in Bezug auf das<br />

Wesen dieser Anhaltspunkte der Erkenntnis, benötig eine andere Methode. Eine Rede, die<br />

entweder Widersprüche zulässt, ohne gleichzeitig die Gültigkeit von Aussagen aufzugeben,<br />

oder eine Annahme, die eine andere Art von Sein zulässt, in welcher es beispielsweise<br />

möglich ist, dass Ideen kraft ihrer eigenen Natur sind, was sie sind.<br />

<strong>–</strong> 23 <strong>–</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!