"Das Erbe des Schuhkönigs" (Zwölf, Nr. 26) - Möhlin
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schweizerreise: fc möhlin<br />
Rasen spielen wir. Für unser Blau und<br />
Weiss stehen wir Spalier.»<br />
Weltklasse aus dem Fricktal<br />
So bescheiden die sportlichen Erfolge<br />
auch sind, das grösste Talent <strong>des</strong> Dorfes<br />
hat das Format eines internationalen<br />
Stars. Mitte der 1990er-Jahre schnürt<br />
nämlich Ivan Rakitić die Schuhe für<br />
den FC <strong>Möhlin</strong>. Mit falschen Federn<br />
will sich der Präsident Thomas Metzger<br />
<strong>des</strong>halb nicht schmücken: «Ivan war damals<br />
erst ein E-Junior, ein junges Talent,<br />
das bald zum FC Basel weiterzog.» Der<br />
Rest ist bekannt. Der geniale kleine Ivan<br />
verzückt mit Kollege Mladen Petrić die<br />
Basler Muttenzerkurve – und entscheidet<br />
sich wie dieser für die kroatische Nationalmannschaft.<br />
In <strong>Möhlin</strong> stösst der<br />
Entscheid auf Unverständnis. Dennoch,<br />
auch seit er im Ausland bei Schalke oder<br />
Sevilla spielt, Rakitić kommt immer<br />
wieder nach <strong>Möhlin</strong>. Zurück zu seiner<br />
Familie an die Batastrasse. Der Strassenname<br />
erinnert heute wie das Schild am<br />
Fanggitter an eine vergangene Zeit. Bata<br />
58<br />
stoppte 1990 die Produktion im Hochlohnland<br />
Schweiz. Eine «Ustrinkete»<br />
gab es damals nicht, nur Entlassungen.<br />
Zweifellos, Bata hat die jüngere Geschichte<br />
von <strong>Möhlin</strong> stark mitgeprägt.<br />
Beim Abschiedsfest für das Klubhaus erscheint<br />
der Schuhproduzent als kleinster<br />
gemeinsamer Nenner. Zahlreiche Teilnehmer<br />
haben in der Bata gearbeitet,<br />
verschiedene in der Bata-Kolonie gewohnt.<br />
Auch der FC-Präsident Thomas<br />
Metzger lebte als Kind zehn Jahre in der<br />
attraktiven Arbeitersiedlung nahe dem<br />
Rhein. An der «Ustrinkete» verfolgt er<br />
aufmerksam das Freundschaftsspiel gegen<br />
die Handballer. Er scheint zufrieden<br />
mit seinem Verein, der mittlerweile den<br />
Namen FC <strong>Möhlin</strong>-Riburg/Acli trägt.<br />
<strong>Das</strong> Niveau der ersten Mannschaft ist<br />
nun wieder akzeptabel, die Infrastruktur<br />
sogar formidabel. «Eine Anlage wie<br />
das Steinli ist für den Regionalfussball<br />
ausserordentlich», befindet er. Damit<br />
hat der engagierte Präsident gewiss<br />
recht. Ab Ende August ergänzt ein neues<br />
Klubhaus den grosszügigen Sportplatz.<br />
Dort finden die acht Mannschaften<br />
<strong>des</strong> FC <strong>Möhlin</strong>-Riburg/Acli eine der<br />
modernsten Fussballanlagen der Region<br />
vor. Sie liegt nur wenige Hundert Meter<br />
vom alten Klubhaus entfernt. Für<br />
Reidun Kristiansen ist der Weg dennoch<br />
zu weit. <strong>Das</strong> Laufen bereitet dem<br />
treusten Fan <strong>des</strong> FC <strong>Möhlin</strong> mittlerweile<br />
Mühe. Die «Ustrinkete» ist für sie der<br />
Abschluss eines langen Kapitels. <strong>Das</strong><br />
Klubhaus ist bald weg, der Fussballplatz<br />
neben ihrem Haus ebenfalls. «Mir kommen<br />
fast die Tränen», sagt sie, «es war<br />
so schön hier.» Die Wirtin der Klubbeiz<br />
umarmt Kristiansen. Was soll man da<br />
auch sagen? Doch für Probleme gibt es<br />
meist Lösungen. Auch in diesem Fall.<br />
Kurzerhand schreiben die Veteranen<br />
ihre Telefonnummern auf die Rückseite<br />
<strong>des</strong> in der Halbzeitpause überreichten<br />
Bil<strong>des</strong>. Kristiansen soll sie anrufen,<br />
wenn sie nächste Saison an ein Spiel<br />
<strong>des</strong> FC <strong>Möhlin</strong> möchte. Sie werden sie<br />
dann mit dem Auto abholen. Nach fast<br />
80 Jahren Liebe für den lokalen Fussball<br />
hat sie sich das verdient.<br />
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