Gestaltungsleitfaden - Architekturbuero-tabery.de
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B Ein Leitfa<strong>de</strong>n als lokaler Gestaltungskonsens<br />
Maßnahmen zur Gestaltungsregelung bei innerstädtischen Bebauungen gibt es seit Jahrhun<strong>de</strong>rten. Am 18.12.1923 wur<strong>de</strong> auch in<br />
Bremervör<strong>de</strong> ein „Ortsgesetz zum Schutze <strong>de</strong>s Stadtbil<strong>de</strong>s von Bremervör<strong>de</strong>“ erlassen. (vgl. 06). Nach <strong>de</strong>m zweiten Weltkrieg besaß<br />
dieses jedoch keine Gültigkeit mehr und es entstan<strong>de</strong>n starke Verän<strong>de</strong>rungen im historischen Stadtbild, beson<strong>de</strong>rs ab <strong>de</strong>n 60er<br />
Jahren. Doch fin<strong>de</strong>t man in Bremervör<strong>de</strong> historische Spuren, die auch heute die städtische I<strong>de</strong>ntität noch mit bestimmen. Es ist daher<br />
erfor<strong>de</strong>rlich für die Erarbeitung neuer Gestaltungsgrundsätze aus <strong>de</strong>m erschließbaren Potential <strong>de</strong>r Vergangenheit erhaltenswerte<br />
Strukturen heraus zu filtern. Hierbei zeigt sich, dass es früher in Bremervör<strong>de</strong> eine Reihe von Gestaltungsmerkmalen gab, die zur<br />
Ensemblewirkung ganzer Straßenzüge und zu einer guten Ortsbildi<strong>de</strong>ntität beitrugen. Es sind aber nicht alle in die Gegenwart<br />
übertragbar, da gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen und teilweise bereits stark verän<strong>de</strong>rte Baustrukturen berücksichtigt<br />
wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Abgeleitet aus <strong>de</strong>n Merkmalen <strong>de</strong>r Innenstadt sind in diesem Leitfa<strong>de</strong>n allgemeine Empfehlungen für die Stadtgestaltung in<br />
Bremervör<strong>de</strong> aufgeführt. Einheitliche Gestaltungsgrundsätze für die gesamte Innenstadt zu entwickeln führt aber nicht zum Ziel, da sich<br />
bereits in benachbarten Straßenzügen <strong>de</strong>utlich unterschiedliche Gestaltungsmerkmale fin<strong>de</strong>n können. Eine Differenzierung nach im<br />
Zusammenhang wahrnehmbaren „Erlebniseinheiten“, wie einzelne Straßenraumabschnitte und Platzräume macht daher Sinn und<br />
ermöglicht eine flexiblere Handhabung und ggf. unterschiedliche Weiterentwicklungen. Daher wer<strong>de</strong>n die Gestaltungsgrundsätze für<br />
die einzelnen Straßenzüge in geson<strong>de</strong>rten Ergänzungsteilen zu diesem Leitfa<strong>de</strong>n behan<strong>de</strong>lt.<br />
Das Einhalten dieser Grundsätze führt allein aber noch nicht zu einem guten baulichen Entwurf. Sie tragen aber dazu bei, einen<br />
gehobenen Durchschnitt bei <strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong>gestaltung zu sichern. Das jeweilige Gebäu<strong>de</strong> glie<strong>de</strong>rt sich so in die Stadtstruktur ein und fügt<br />
ihr keinen Scha<strong>de</strong>n zu. Es ist jedoch immer sinnvoll zusätzlich bei Neubau- o<strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rungsvorhaben, im Vorfeld <strong>de</strong>r Planung, die<br />
von <strong>de</strong>r Stadtverwaltung angebotene Information und Hilfestellung in Anspruch zu nehmen. So können auch allgemeinverträgliche<br />
Lösungen für ggf. unumgängliche Abweichungen von <strong>de</strong>n erstellten Grundsätzen gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
C Ensemblewirkungen<br />
Als Gebäu<strong>de</strong>ensemble bezeichnet man eine Gruppe von Gebäu<strong>de</strong>n, die im Zusammenhang eine beson<strong>de</strong>re städtebauliche Qualität<br />
aufweisen. Sie funktionieren eigenständig, haben eigene Eingänge und Erschließungen, wer<strong>de</strong>n jedoch gemeinsam wahrgenommen.<br />
Das Erscheinungsbild <strong>de</strong>s Ensembles wird geprägt durch die einzelnen Elemente und ihr räumliches Zusammenspiel. Eine Vielzahl<br />
von Parametern wie Gebäu<strong>de</strong>stellungen, Baumassenverteilungen, Konturen, Dachformen, Proportionen, Anordnung von<br />
Öffnungselementen, Symmetrien, Zierelemente, Materialien, Farben u.a. bestimmen Charakter und Qualität <strong>de</strong>s Ensembles.<br />
Damit Gebäu<strong>de</strong>gruppen im innerstädtischen Bereich als Ensembles wahrgenommen wer<strong>de</strong>n bedarf es bestimmter gemeinsamer<br />
Ausprägungen einzelner Elemente, eines gemeinsamen Themas (Konstanzfaktoren), aber auch eigenständiger Gestaltungsmerkmale<br />
(Abweichungsfaktoren). Absolute Konstanz o<strong>de</strong>r Gleichheit ist nicht erwünscht und führt zu Monotonie und Langeweile. Extreme<br />
Unterschiedlichkeit aber führt zu visuellem Chaos. Die Qualität eines baulichen Ensembles liegt in <strong>de</strong>r sensiblen, maßvollen, aber auch<br />
kreativen Abstimmung dieser Faktoren. Eine überwiegen<strong>de</strong> Anzahl von Konstanzfaktoren sichert die Ensemblewirkung im<br />
städtebaulichen Zusammenhang, Abweichungsfaktoren sorgen für individuelle Unterscheidungsmerkmale und Gestaltungsvielfalt. Es<br />
ist dabei nicht erfor<strong>de</strong>rlich, dass die Gebäu<strong>de</strong> beson<strong>de</strong>ren Gestaltungsreichtum im Detail aufweisen, entschei<strong>de</strong>nd ist <strong>de</strong>r<br />
städtebauliche bzw. thematische Bezug <strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong> zueinan<strong>de</strong>r.<br />
„Die Qualität <strong>de</strong>s Raumes liegt im städtebaulichen Entwurf, <strong>de</strong>r nicht auf baukünstlerische Spitzenleistungen angewiesen ist,<br />
um wahrgenommen zu wer<strong>de</strong>n. Siena funktioniert auch mit „schlechter“ Architektur.“ (Max Bächer)****<br />
Es gibt aber auch einzelne Faktoren, die ein Ensemble beson<strong>de</strong>rs stark prägen und zu <strong>de</strong>ssen individueller Wirkung o<strong>de</strong>r<br />
Unverwechselbarkeit beitragen. Wir bezeichnen diese als Dominanzfaktoren.<br />
Die Qualität <strong>de</strong>s Straßenraumes wird weiterhin durch die Gestaltung von Fahrbahn, Fußwegen, Straßenbeleuchtung, Bepflanzung und<br />
Möblierung etc. beeinflusst. Diese Faktoren sind jedoch geson<strong>de</strong>rt zu betrachten und wer<strong>de</strong>n nicht im Rahmen dieses Leitfa<strong>de</strong>ns<br />
behan<strong>de</strong>lt.