Chronik St.Cornelius zu Heumar - Rath Heumar
Chronik St.Cornelius zu Heumar - Rath Heumar
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Die Gläubigen gingen <strong>zu</strong>m Altar, wo ihnen der Priester die<br />
Monstranz entgegenhielt, die er anschließend mit einem<br />
Tuch abwischte. Eine Form der Verehrung, die bei der<br />
traditionellen Ikonenverehrung der Orthodoxen auch<br />
beobachtet werden kann. Gleichfalls beim<br />
Begrüßungszeremoniell, das wir von südlichen und östlichen<br />
Ländern übernommen haben, spielt der mehrfache Kuß eine<br />
Rolle.<br />
Der Umgang der <strong>Rath</strong>-<strong>Heumar</strong>er mit ihrem Schutzpatron<br />
war natürlich und unbekümmert, wie man aus vielen<br />
Begebenheiten und Anekdoten weiß. So hat sich in der<br />
Lehrerfamilie Breitbach eine Redensart entwickelt, die sich<br />
aus der <strong>Cornelius</strong>verehrung ergab. Um die<br />
Jahrhundertwende war Pfarrer Schotter Seelsorger der<br />
Gemeinde, ein Mann von Originalität und auch der <strong>Heumar</strong>er<br />
Mundart mächtig. An einem <strong>Cornelius</strong>fest war die Kirche bis<br />
auf den letzten Platz besetzt. Die Gläubigen drängten <strong>zu</strong> den<br />
Altarstufen, wo Pastor Schotter mit der Monstranz stand.<br />
Der Pastor fühlte sich so bedrängt und eingeengt, daß er<br />
laut in die Kirche rief: "Eraf, war jebütz hätt!" Einige Zeit<br />
später, so wird erzählt, stand Pfarrer Schotter wieder mit<br />
der Monstranz auf der höchsten Altarstufe. Um ihn herum<br />
drängte unruhig, zappelig und laut eine Schar Kinder. Er<br />
drohte ihnen verschmitzt lächelnd:<br />
"Wann ir net stell sit, don isch en fott." Die Kinder wurden<br />
gleich ruhig und brav. wußten sie doch, daß der Pastor die<br />
Reliquie meinte.<br />
Seit über dreißig Jahren werden die Monstranzen sicher<br />
weggeschlossen, der Holzschrein für die kleine Monstranz<br />
ruht im Wandschrank. Er hatte früher seinen Platz auf dem<br />
Comeliusaltar, in ihm war die Monstranz mit der Reliquie <strong>zu</strong>r<br />
Verehrung öffentlich aufgestellt, wie es der Kanonikus<br />
Linden 1818 bei der Übergabe gewünscht hatte. Der Schrein<br />
ist eine schöne Intarsienarbeit aus dunklen und hellen<br />
Hölzern, in der Form eines Walmdachhauses, 27 cm breit, 70<br />
cm lang und 38 cm hoch. Auf dem First steht ein kleines,<br />
gestuftes Kreuz. Eine verglaste Kasettentür in der Mitte der<br />
Vorderseite gibt den Blick frei auf die kleine<br />
Reliquienmonstranz, die etwas erhöht in dem mit <strong>St</strong>off<br />
ausgeschlagenen Innenraum steht.