wunderwelt der ameisen 1985.pdf - franz r. schmid
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sieht man dann geflügelte und flügellose Weibchen in Wiesen,<br />
Wäl<strong>der</strong>n und auf Straßen umherlaufen, wo sie vielen Gefahren<br />
ausgesetzt sind. Bei zahlreichen beson<strong>der</strong>s kleinen Ameisenarten,<br />
wie zum Beispiel den Schmalbrust<strong>ameisen</strong> und an<strong>der</strong>en,<br />
weniger bekannten Arten, bei denen das eine Geschlecht flügellos<br />
ist, findet keine Schwarmbildung statt. Die flügellosen<br />
Partner werden dann meist im eigenen o<strong>der</strong> in nahe gelegenen,<br />
artgleichen Nestern aufgesucht. Inzucht ist bei diesen Arten<br />
deshalb häufiger o<strong>der</strong> gar die Regel.<br />
Die einzelnen Ameisenarten lassen sich nach dem Verhalten<br />
<strong>der</strong> frisch begatteten Weibchen in zwei Gruppen einteilen: in<br />
solche mit selbständiger bzw. mit unselbständiger Koloniegründung.<br />
Selbständige Koloniegründung<br />
Die junge Königin sucht sich - je nach Gewohnheit <strong>der</strong> betreffenden<br />
Art - in einem Wurzelstock, in <strong>der</strong> Erde, unter einem<br />
Stein o<strong>der</strong> an einem an<strong>der</strong>n geschützten Ort einen individuellen<br />
Unterschlupf. Hier legt sie eine kleine Brutkammer, einen sogenannten<br />
Kessel, an . Nur selten graben sich einige Königinnen<br />
zusammen in einem einzigen Kessel ein . Viele Wespen- und<br />
Knoten<strong>ameisen</strong> müssen diesen Unterschlupf durch einen mehr<br />
o<strong>der</strong> weniger geöffneten Gang zur Außenwelt freihalten, damit<br />
sie sich ihre Nahrung im Freien holen können.<br />
Bei den Rasen-, den Weich- und den Diebs<strong>ameisen</strong> sowie bei<br />
einigen Arten <strong>der</strong> Schuppen<strong>ameisen</strong> riegeln sich dagegen die<br />
Königinnen - sie sind wesentlich größer als die Arbeiterinnen<br />
- im Kessel vollständig ein . Sie brauchen ihn nicht mehr zu<br />
verlassen, da sie monatelang von ihren Fettreserven sowie vom<br />
Abbau ihrer Flügelmuskulatur zehren und sogar einen Teil ihrer<br />
selbstgelegten Eier wie<strong>der</strong> auffressen. Es kommt auch vor, daß<br />
sie Eier an ihre heranwachsende Brut verfüttern und dabei<br />
hauptsächlich die ältesten Larven bevorzugen. So laufen sie<br />
nicht Gefahr, außerhalb ihres Brutkessels erbeutet zu werden.<br />
Die Königinnen <strong>der</strong> bereits im Juni begatteten Wegknoten<strong>ameisen</strong><br />
erhalten schon im September des gleichen Jahres ihre<br />
ersten Arbeiterinnen. Die Myrmica-Arten und die Roß<strong>ameisen</strong><br />
müssen jedoch mit <strong>der</strong> Brut überwintern und bis zum nächsten<br />
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