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Das deutsche Fukushima-Desaster - AVES

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KE Research<br />

die Andersdenker<br />

Grundlegende Sicherheitsarchitektur in <strong>Fukushima</strong><br />

Die <strong>Fukushima</strong>-Reaktoren beruhen auf Entwürfen der US-Firma<br />

General Electric (GE) aus den 1960er Jahren. 29) Um das Unfallgeschehen<br />

nachvollziehen zu können, betrachten wir kurz einige<br />

besonders wichtige technische Einrichtungen:<br />

Kern des Reaktors ist der Reaktordruckbehälter (RDB). Ihn umgibt<br />

der Reaktorsicherheitsbehälter (engl.: „Containment“) dessen<br />

Aufgabe darin besteht, eventuell aus dem Reaktor austretenden<br />

Dampf aufzufangen und dadurch zu verhindern, daß solcher<br />

ungefiltert nach außen entweicht. 30) Dieses Containment besteht<br />

bei den GE-Baulinien aus der birnenförmigen Druckkammer und<br />

der rettungsringförmigen, halb mit Wasser gefüllten Kondensationskammer<br />

(„KoKa“) (Abb. 5, 31, 30). 31)<br />

Diese Kondensationskammer spielt eine Schlüsselrolle im Sicherheitssystem<br />

eines SWR. Steigt der Druck im RDB, öffnen Sicherheitsventile<br />

und leiten Dampf über Rohre in den Wasservorrat der<br />

KoKa. Die dort aufsteigenden Dampfblasen geben ihre Wärme an<br />

das Wasser ab und kondensieren. Der Dampf verschwindet also,<br />

und der Druck baut sich ab, nebenbei werden radioaktive Partikel<br />

herausgefiltert. 32) Der Wasservorrat in der KoKa steigt, während<br />

der im RDB zurückgeht.<br />

Dabei heizt sich jedoch das Wasser in der KoKa auf. Die aufgenommene<br />

Wärme muß daher laufend abgeführt werden. Dazu<br />

dient das doppelt vorhandene Nachkühlsystem („RHR“ = „Residual<br />

Heat Removal“, Abb. 6) 33) . Dieses entnimmt heißes Wasser<br />

aus der KoKa (oder direkt aus dem RDB) und leitet es durch einen<br />

mit Meerwasser gekühlten Wärmetauscher. <strong>Das</strong> abgekühlte<br />

Wasser kann daraufhin auf mehrere Weise eingesetzt werden:<br />

Brennelementebühne<br />

(BE-Bühne)<br />

2<br />

RDB<br />

1<br />

Lagerbecken<br />

Frischdampf<br />

S<br />

Abb. 5: Reaktor von GE<br />

(schematisch)<br />

Der Reaktordruckbehälter<br />

(RDB) ruht in einer massiven<br />

Stahlbetonkonstruktion<br />

(grau). Um ihn herum<br />

befindet sich der stählerne<br />

Reaktorsicherheitsbehälter<br />

(blau) mit der umlaufenden<br />

Kondensationskammer<br />

(„KoKa“) (1) und Druckkammer<br />

(2) (vgl. Abb. 31).<br />

Automatische Sicherheitsventile<br />

(S) in der Frischdampfleitung<br />

zur Turbine<br />

(T), lassen bei Überdruck<br />

Dampf in die KoKa ab. Dazu<br />

benötigen sie allerdings<br />

Strom sowie Preßluft aus<br />

der Druckluftanlage des<br />

T<br />

K<br />

Kraftwerks. 38) RDB<br />

• Einspeisung in den RDB über Sprühanlage (Abb. 6, Detail 1)<br />

• Besprühen des heißen RDB von außen (Druckkammer, Detail 2)<br />

• Einspeisung in den RDB über Umwälzleitung (Detail 3) 34)<br />

• Rückführung in die Kondensationskammer (Detail 4)<br />

<strong>Das</strong> Nachkühlsystem ist also sehr flexibel. In den RDB einspeisen<br />

kann es allerdings erst, nachdem der Druck dort stark abgesenkt<br />

wurde. Im laufenden Betrieb beträgt der nämlich ca. 70 bar 35) .<br />

Nach einer Abschaltung kommen daher zunächst Hochdruckeinspeisesysteme<br />

zum Einsatz. Sie benutzen leistungsstarke Pumpen,<br />

die von eigenen Turbinen mit Dampf aus dem Reaktor angetrieben<br />

werden. Der Dampf strömt dann in die KoKa. (Abb. 33). 36)<br />

Eine fundamentale Rolle für die Sicherheitstechnik spielt die<br />

Stromversorgung: Die <strong>Fukushima</strong>-KKW benutzen Wechselstromnetze<br />

von 6,9 kV (Betrieb der Pumpen), gespeist von dem<br />

eigenen Generator, dem Hochspannungsnetz, oder dieselgetriebenen<br />

Notstromgeneratoren (Abb. 3). Trafos speisen daraus 480-<br />

V-Netze. Diese wiederum versorgen akkugepufferte 125-V-<br />

Gleichstromnetze. Die Meßgeräte und viele kritische Ventile hingen<br />

von diesem Gleichstromnetz ab, ebenso die Notbeleuchtung.<br />

Die Akkus sollten 8 Stunden reichen. 37)<br />

RDB<br />

P<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

RHR<br />

Abb. 6: Nachkühlsystem<br />

(„RHR“), schematisch<br />

P<br />

Eine Pumpe drückt Heißwasser<br />

(rot) aus RDB oder<br />

KoKa durch einen Wärmetauscher.<br />

Je nach Stellung<br />

der Ventile fließt es dann<br />

gekühlt in KoKa, Druckkammer<br />

oder RDB weiter.<br />

Notfalls können hier auch<br />

andere Wasserquellen und<br />

Pumpen der Feuerwehr angeschlossen<br />

werden.<br />

Originalgraphik: General Electric<br />

Modifikation: ©KE Research, 2011<br />

P<br />

Oktober 2011 Seite 5 von 44<br />

<strong>Das</strong> <strong>deutsche</strong> <strong>Fukushima</strong>-<strong>Desaster</strong><br />

© Klaus Ermecke GmbH, 2011 V. 1.2

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