31.10.2013 Aufrufe

Wandernder Sand - marina.ch

Wandernder Sand - marina.ch

Wandernder Sand - marina.ch

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

umwelt<br />

Creafrance bzw. Wikipedia<br />

Eindrückli<strong>ch</strong>: Die grösste<br />

Wanderdüne Europas befindet<br />

si<strong>ch</strong> an der französis<strong>ch</strong>en<br />

Atlantikküste.<br />

Dune du Pyla<br />

Die grösste Wanderdüne Europas befindet si<strong>ch</strong> in der Nähe von Arca<strong>ch</strong>on an<br />

der französis<strong>ch</strong>en Atlantikküste. Die Dune du Pyla ist knapp drei Kilometer<br />

lang und bis zu 108 Meter ho<strong>ch</strong>. Sie besteht aus 87 Hektar reiner <strong>Sand</strong>flä<strong>ch</strong>e.<br />

Mit dem inzwis<strong>ch</strong>en bewaldeten Sockel misst sie über 130 Hektar. Ihre Entwicklung<br />

lässt si<strong>ch</strong> 18 000 Jahre zurückverfolgen. Da der Meeresspiegel damals<br />

deutli<strong>ch</strong> unter dem heutigen Niveau lag, lagerten si<strong>ch</strong> am damaligen Strand<br />

Materialien ab, die in den folgenden Jahrtausenden immer wieder überdeckt<br />

wurden. Vers<strong>ch</strong>iedene S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten zeugen von der Überlagerung mehrerer Dünensysteme,<br />

bei der si<strong>ch</strong> immer wieder diverse Si<strong>ch</strong>el-und Parabeldünen übers<strong>ch</strong>nitten.<br />

Heute verliert die Düne an Höhe, da weniger <strong>Sand</strong> transportiert wird.<br />

Mit mehreren Projekten versu<strong>ch</strong>en die lokalen Behörden, die Düne im nördli<strong>ch</strong>en<br />

Teil deshalb zu stabilisieren und seit einigen Jahren sorgen angepflanzte<br />

Sträu<strong>ch</strong>er und Pinien tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> für mehr Vegetation und eine zunehmende<br />

Stabilität. Im Süden tragen die Gezeiten, die Erosion und der Wind hingegen<br />

zur natürli<strong>ch</strong>en Heranbildung einer neuen Düne bei. Die Dune du Pyla ist als<br />

Naturs<strong>ch</strong>utzgebiet deklariert und gehört mit über einer Million Touristen zu<br />

einem der meistbesu<strong>ch</strong>ten Naturattraktionen Frankrei<strong>ch</strong>s.<br />

Faktoren, die auf unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Weise zusammenspielen:<br />

Feu<strong>ch</strong>tigkeit, Wind, Sonnens<strong>ch</strong>ein,<br />

Nährstoffverfügbarkeit, Kalkvorkommen,<br />

Stadium der Bodenentwicklung und<br />

ni<strong>ch</strong>t zuletzt die Konkurrenz unter den<br />

Pionierpflanzen. Sie lassen in jedem Küstengebiet<br />

unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Lebensräume entstehen.<br />

Während si<strong>ch</strong> in Meeresnähe nur<br />

salzresistente Pflanzen dur<strong>ch</strong>setzen können,<br />

haben ihre Wurzeln einige Meter weiter im<br />

Landesinneren bereits mühelos Zugang zu<br />

süssem Grundwasser. Dort können also au<strong>ch</strong><br />

Pflanzen gedeihen, die mehr Wasser benötigen.<br />

Mit der ersten Vegetationsdecke setzt<br />

dann die erste Bodenbildung ein, was<br />

anspru<strong>ch</strong>svolleren Pflanzen ermögli<strong>ch</strong>t, si<strong>ch</strong><br />

auf den Dünen anzusiedeln. Je na<strong>ch</strong> Entwicklungsstadium<br />

findet si<strong>ch</strong> also überall eine<br />

unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Vegetation, die wiederum<br />

einen direkten Einfluss auf die Weiterentwicklung<br />

der Dünenformen hat.<br />

Strandhafer und Grundwasser<br />

Eine prominente Position nimmt in Dünengebieten<br />

der Strandhafer ein. Seine Halme<br />

wa<strong>ch</strong>sen rund einen Meter gerade aus dem<br />

<strong>Sand</strong> und bre<strong>ch</strong>en die Kraft des Windes,<br />

womit sie den verwehten <strong>Sand</strong> zum Absetzen<br />

zwingen. Seine tief in den Boden rei<strong>ch</strong>enden<br />

Wurzeln, die über Ausläufer immer neue<br />

Ges<strong>ch</strong>wister spriessen lassen, befestigen den<br />

<strong>Sand</strong> und tragen somit massgebli<strong>ch</strong> zur<br />

Bildung von gebundenen Dünen bei. Als<br />

typis<strong>ch</strong>e Pionierpflanze ist er gegen die unwirtli<strong>ch</strong>en<br />

Bedingungen mit harten Rollblättern<br />

gewappnet, die ihn effizient vor<br />

Wikipedia<br />

Wasserverlust s<strong>ch</strong>ützen. Die kleinen, harten<br />

Blätter sind zudem gut gegen den Wind ges<strong>ch</strong>ützt<br />

und halten au<strong>ch</strong> den s<strong>ch</strong>arfkantigen<br />

<strong>Sand</strong>körnern mühelos stand.<br />

Au<strong>ch</strong> die resistenteste Pionierpflanze brau<strong>ch</strong>t<br />

jedo<strong>ch</strong> hin und wieder Na<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ub an Süsswasser.<br />

Dem Grundwasser kommt in Dünengebieten<br />

deshalb eine tragende Rolle zu. Da<br />

an den Küsten Westeuropas mehr Wasser auf<br />

die Erde fällt als verdampft, sammelt si<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en<br />

den Dünensandkörnern Süss wasser an<br />

und verdrängt das s<strong>ch</strong>werere Salzwasser aus<br />

der ursprüngli<strong>ch</strong>en Küstenflä<strong>ch</strong>e. Somit entsteht<br />

auf dem Salzwasser eine Süsswasserlinse,<br />

die für die Vegetation eine unverzi<strong>ch</strong>tbare<br />

Lebensgrundlage bildet (siehe au<strong>ch</strong><br />

«<strong>marina</strong>.<strong>ch</strong>» 47, Dezember/Januar 2012). Der<br />

Grundwasserspiegel s<strong>ch</strong>wankt natürli<strong>ch</strong>erweise<br />

aufgrund von Ebbe und Flut, den<br />

Jahreszeiten sowie der Nieders<strong>ch</strong>lagsmenge.<br />

Vielerorts steht der Grundwasserspiegel aber<br />

vor allem wegen der übermässigen Trinkwassergewinnung,<br />

Entwässerung oder Bebauung<br />

stark unter Druck. Während die<br />

Pionierpflanzen zwar gelernt haben, si<strong>ch</strong> den<br />

natürli<strong>ch</strong>en Gefahren von Wind, Salz und<br />

<strong>Sand</strong> biologis<strong>ch</strong> anzupassen, droht ihnen die<br />

eigentli<strong>ch</strong>e Gefahr somit vielmehr aus dem<br />

Landesinneren: Von dort nämli<strong>ch</strong> drängen die<br />

Mens<strong>ch</strong>en ans Meer, wel<strong>ch</strong>e die Dünenlands<strong>ch</strong>aften<br />

als Wasserquelle, Wohnparadies<br />

und als Tourismusmagnet entdeckt haben.<br />

Stefanie Pfändler<br />

<strong>marina</strong>.<strong>ch</strong><br />

Ralligweg 10<br />

3012 Bern<br />

Tel. 031 301 00 31<br />

<strong>marina</strong>@<strong>marina</strong>-online.<strong>ch</strong><br />

www.<strong>marina</strong>-online.<strong>ch</strong><br />

Tel. Abodienst: 031 300 62 56<br />

44<br />

<strong>marina</strong>.<strong>ch</strong> juni 12<br />

juni 12 <strong>marina</strong>.<strong>ch</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!