Südafrikaner im Zweiten Weltkrieg - Abendgymnasium Frankfurt
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an. 21 Die United National South African Party war also gespalten, welche Position Südafrika <strong>im</strong><br />
Krieg beziehen sollte. Der burische Parteivorsitzende James B. M. Hertzog wollte sich in dem<br />
Krieg den Achsenmächten gegenüber neutral verhalten. Justizminister J. C. Smuth dagegen, der<br />
an Großbritanniens Seite gegen Nazi-Deutschland kämpfen wollte, behauptete sich schließlich in<br />
einer Parlamentsabst<strong>im</strong>mung, die sich mit der künftigen Haltung der Südafrikanischen Union in der<br />
Außenpolitik befasste. 22 Nach dem Überfall auf Polen 1939 war Südafrika dann unter den ersten<br />
Ländern, die dem Deutschen Reich den Krieg erklärten. 23<br />
Auch <strong>im</strong> Krieg wurden die Soldaten nach Hautfarben getrennt. „Nicht-Europäer“ wurden<br />
kategorisiert in „Farbige“ (Coloureds), „Inder“, „Malayen“ und Eingeborene (Natives). 24 Nicht-<br />
Weiße bildeten gesonderte Divisionen: Das Cape Corps und das Native Military Corps. Coloureds<br />
und Schwarze übernahmen als unbewaffnete Hilfstruppen, wie bereits <strong>im</strong> Ersten <strong>Weltkrieg</strong>,<br />
logistische und unterstützende Aufgaben. Diese beschränkten sich unter anderem auf Sanitäts-,<br />
Fahr- Melde-, Koch-, Schreib- und Telefondienste. 25 Denn ein Gesetz von 1912 schloss schwarze<br />
<strong>Südafrikaner</strong> als kämpfende Soldaten aus. „Für viele Weiße war es unvorstellbar, Schwarze gegen<br />
weiße Europäer kämpfen zu lassen.“ 26 Dahinter verbarg sich die Angst, „[...] dass der Schwarze<br />
entdecken könnte, dass er Weißen gegenüber militärisch gleichwertig sei“. Die Weißen fürchteten<br />
nicht nur eine Untergrabung ihrer hierarchischen Stellung, sondern hatten auch Angst davor, dass<br />
Schwarze generell in der Lage sein würden, Weiße zu töten. 27<br />
Die Diskr<strong>im</strong>inierung blieb nicht allein auf die Separierung beschränkt; Sold und Hierarchie<br />
waren ebenfalls von der Pigmentierung abhängig: Je dunkler die Haut, umso niedriger die<br />
Stellung. Ein weißer Soldat durfte einem schwarzen Befehle erteilen, egal welchen Rang beide<br />
hatten. 28 Coloureds erhielten einen höheren Sold als Schwarze. Schwarze bekamen auch anderes<br />
Essen und andere Unterkünfte. 29 Coloureds wurden <strong>im</strong> Kriegsverlauf mit Gewehren ausgerüstet,<br />
während Schwarze weiterhin auf Speere zurückgreifen mussten. 30 Zweck dieser kleinen Privilegien<br />
für Coloureds war, eine Vereinigung der nicht-weißen Gruppen gegen die Weißen zu verhindern:<br />
„Die herrschende weiße Bevölkerungsminderheit spielte die Coloureds nach dem Prinzip ,Teile und<br />
Herrsche' gegen die schwarze Mehrheit aus“. 31 Bei geringen Verstößen, etwa bei „[...] verspäteter<br />
Rückkehr nach dem Ausgang [...]“, wurden Schwarze von Weißen malträtiert und erniedrigt. 32 Es<br />
kam vor, dass renitente Schwarze mit Stromschlägen gefoltert wurden. Starb einer nach einer<br />
solchen Behandlung, wurde er schlicht verscharrt. 33 Nicht alle schwarzen <strong>Südafrikaner</strong> ließen sich<br />
Diskr<strong>im</strong>inierungen gefallen: Manche meldeten sich krank, streikten oder desertierten, um sich den<br />
Bedingungen in der Armee zu entziehen. 34<br />
Südafrikanische Soldaten wurden eingesetzt in Italien, Nordafrika, Äthiopien und<br />
Madagaskar. Zwei Infanterie-Divisonen und zwei Luftwaffen-Brigaden waren von Mitte 1941 bis<br />
Mai 1943 in Ägypten, Libyen und Tunesien eingespannt. Das Native Military Corps versorgte<br />
kämpferische Truppen in der Wüste mit Wasser, sorgte für die Erhaltung und den Ausbau von<br />
Eisenbahnlinien, Häfen und Tunnels. 35 In Ostafrika war das Cape Corps an der Befreiung<br />
Äthiopiens beteiligt. 36 Hier half es Briten und Äthiopiern, in weniger als einem halben Jahr die<br />
21 Vgl. Marx: Südafrika, S. 194.<br />
22 Vgl. Ibid, S. 217.<br />
23 Vgl. Rheinisches JournalistInnenbüro: Unsere Opfer zählen nicht: Die Dritte Welt <strong>im</strong> <strong>Zweiten</strong> <strong>Weltkrieg</strong>, S.<br />
84.<br />
24 Vgl. Ibid, S. 80.<br />
25 Vgl. Ibid: S. 85-86.<br />
26 Vgl. Ibid, S. 85.<br />
27 Vgl. Ibid, S. 85.<br />
28 Vgl. Ibid, S. 87.<br />
29 Vgl. Ibid, S. 87.<br />
30 Vgl. Ibid, S. 87.<br />
31 Ibid, S. 80.<br />
32 Ibid, S. 88.<br />
33 Vgl. Ibid, S. 88.<br />
34 Vgl. Ibid, S. 89.<br />
35 Vgl. Ibid, S. 80.<br />
36 Vgl. Ibid, S. 80.<br />
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