Bewertungskriterien für Klausuren mit Fragenkatalog - philoSOvieth.de
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Andreas Vieth<br />
genannt wer<strong>de</strong>n, die sie danach als Begründungen explizit machen können.<br />
Hier ist <strong>de</strong>r Naturbegriff <strong>de</strong>r zentrale Gegenstand <strong>de</strong>r Klärung. „Natur“ führt<br />
zurück zur Frage (Kosmos in Kosmopolitismus) und weist voraus auf anthropologische<br />
Thesen zu <strong>de</strong>n Bedürfnissen. Wenn aus [1] <strong>de</strong>r Naturbegriff geklärt<br />
ist durch [2] und [3] kann man in [4] die These erneut reformulieren und so zur<br />
sozialphilosophischen Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Fragestellung gelangen. Dann benötigt<br />
man [5] und [6] um die Kosmopolitismusthese zu begrün<strong>de</strong>n.<br />
Auch wenn das Symbol, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Diogenes seine Kosmopolitismus-<br />
These visualisierte, <strong>de</strong>r Wan<strong>de</strong>rstab ist, for<strong>de</strong>rt unsere These in <strong>de</strong>r Frage<br />
nicht zum Tourismus auf. Vielmehr ist sie als Ausgangsthese im Sinne von [1]<br />
zu verstehen. In dieser Form <strong>de</strong>r Erläuterung ist diese These offensichtlich<br />
nicht trivial, son<strong>de</strong>rn voraussetzungsreich. Auf diese Voraussetzungen <strong>de</strong>uten<br />
[2] und [3] hin. Es wird ein werten<strong>de</strong>r Gegensatz zwischen Natur und Kultur<br />
vorausgesetzt, da<strong>mit</strong> die These in [1] philosophisch verständlich wird. Man<br />
muß also diese bei<strong>de</strong>n Begriffe und die Grün<strong>de</strong> <strong>für</strong> die positive Wertung <strong>de</strong>r<br />
Natur und die negative <strong>de</strong>r Kultur klären. Darüber hinaus ist ziemlich unklar,<br />
was es heißen soll, dass die Kultur die Natur über<strong>de</strong>ckt. 1 Diese Klärung erfolgt<br />
in [4] implizit und wird begrün<strong>de</strong>nd in [5] und [6] auf <strong>de</strong>n Punkt gebracht. Sie<br />
können aber schon jetzt erkennen, dass [4] schon eine Wie<strong>de</strong>r-Annäherung<br />
an die These in <strong>de</strong>r Klausurfrage darstellt.<br />
Was bisher <strong>de</strong>utlich wird, ist zweierlei: (a) Die 6 Punkte <strong>de</strong>r Antwort sind<br />
keine isoliert nebeneinan<strong>de</strong>r stehen<strong>de</strong>n Stichworte, (b) meine mechanische<br />
Schätzung <strong>de</strong>r Länge <strong>de</strong>r Antwort ist vermutlich zu optimistisch. Wenn sie<br />
mich beim Lesen nicht im Geflecht kryptischer An<strong>de</strong>utungen im Stich lassen<br />
wollen, müssen sie mehr schreiben. Viele <strong>Klausuren</strong> müssen aufgrund <strong>de</strong>r<br />
Knappheit <strong>de</strong>s mir angebotenen Textes philosophisch unpräzise sein. (Das<br />
wird allein durch <strong>de</strong>n äußerlichen Umfang <strong>de</strong>utlich, ohne dass ich auch nur<br />
einen Satz gelesen habe!)<br />
Ich wer<strong>de</strong> hier zu [2] und [3] nichts mehr schreiben. Der Grund ist, dass<br />
es so unendlich viele Strategien gibt diese Punkte explizit zu machen, dass<br />
ich hier nur noch Anregungen von ihnen erwarte. Sie müssen mir etwas anbieten,<br />
dass mich überzeugt. Nur das erwarte ich. Inhaltlich muß das, was sie<br />
schreiben von mir irgendwie in Verbindung <strong>mit</strong> [2] und [3] gebracht wer<strong>de</strong>n<br />
können. Sie sind also frei, ihre Antwort kann aber natürlich nicht beliebig<br />
sein. Mehr kann ich dazu nicht sagen!<br />
1 Nebenbei: Das ist ein philosophisch nicht unerhebliches Problem. Viele Philosophen<br />
arbeiten <strong>mit</strong> einer solchen Argumentationsfigur. Naturzustandstheorien verfolgen diese<br />
Strategie weiter und vielleicht ist es besser, diesen Gegensatz (Natur/Kultur) und<br />
die sozialphilosophische bzw. moralische Kritik, die man <strong>mit</strong> ihm explizit machen<br />
möchte, durch einen an<strong>de</strong>ren Gegensatz zu präzisieren (erste/zweite Natur z. B. bei<br />
McDowell bzw. Aristoteles; Frage 7 <strong>de</strong>r Klausur, 4.8 <strong>de</strong>s <strong>Fragenkatalog</strong>es). Aber – wie<br />
gesagt! – dies hier ist eine Nebenbemerkung. Wenn sie einen solchen Hinweis <strong>mit</strong> in<br />
ihre Antwort einbringen, ist das nicht Teil <strong>de</strong>r Beantwortung <strong>de</strong>r Frage. Ich könnte dann<br />
zwar von ihrer philosophischen Kompetenz sehr beeindruckt sein, das wür<strong>de</strong> sich aber<br />
nicht unbedingt in <strong>de</strong>r Bewertung zur Frage <strong>de</strong>r Kosmopolitismusthese bei Diogenes<br />
positiv auswirken.<br />
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