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30<br />

einsatz im Unterricht<br />

Anregung für eine vertiefende Auseinandersetzung<br />

tionsskandale und ein ungerechtes Steuersystem,<br />

Umwälzungen in Portugal und Griechenland, die<br />

durchgeführt wurde, formal innerhalb der von<br />

mit der spanischen Geschichte soll dafür hier ein<br />

das einseitig Vermögende begünstigte, sorgte für<br />

in weiten Teilen der Bevölkerung mit Begeisterung<br />

Franco errichteten Legalität vor sich ging und<br />

kurzer historischer Abriss über das Ende der Franco-<br />

erheblichen Unmut in der Bevölkerung. Trotz<br />

verfolgt und <strong>als</strong> eigene Zukunftsvisionen angesehen<br />

mit dem autoritären Verfassungsrecht des Fran-<br />

Diktatur und den demokratischen Übergang stehen<br />

Wirtschaftsboom blieb Spanien von den tech-<br />

wurden. Mit dem Tod Francos im November 1975<br />

quismus nicht brach – was wohl der wesentliche<br />

und auf einzelne Besonderheiten der spanischen<br />

nologisch fortgeschritteneren Staaten abhängig.<br />

stand dem Demokratisierungsprozess daher die<br />

Grund dafür war, daß die Streitkräfte nicht<br />

Gesellschaft eingegangen werden.<br />

Über die etablierten Sondergerichte empörten sich<br />

entscheidende Weichenstellung bevor. Bis zuletzt<br />

eingriffen, sondern die Veränderungen akzeptier-<br />

Oppositionsbewegung und<br />

letzte Jahre der Franco-<br />

Diktatur<br />

nicht nur Prozessbeobachter im Ausland, sondern<br />

zunehmend auch spanische Juristen. Die unerbittliche<br />

staatliche Repression gegen Oppositionelle,<br />

die auch vor Misshandlungen und Folter nicht zu-<br />

blieb völlig unklar, wie sich die alten Machteliten<br />

verhalten würden.<br />

Transición<br />

ten –, inhaltlich jedoch nicht eine Reform oder<br />

Revision des franquistischen Systems darstellte,<br />

sondern unter Bruch mit den Strukturprinzipien<br />

des autoritären Regims dessen Ersetzung durch<br />

Manuel Huerga gelingt es gut, ein Bild der spa-<br />

rückschreckte, förderte die internationale Isolation<br />

Es besteht kein Zweifel, dass die Atmosphäre der<br />

neue, auf demokratischen Prinzipien basierende<br />

nischen Oppositionsbewegung der 1970er Jahren<br />

und ließ selbst die katholische Kirche auf Distanz<br />

letzten Jahre der Franco-Diktatur und die erste<br />

Regierungsform war (Bernecker 2000: 367).<br />

nachzuzeichnen. In der Tat zählten die spanischen<br />

zum Franco-Regime gehen. Die Weigerung, das<br />

Zeit des demokratischen Übergangs nicht anders<br />

Eine herausragende Rolle spielte in dieser Übergangspha-<br />

Universitäten seit Mitte der 1950er Jahre neben den<br />

Arbeits- und Gewerkschaftsrecht deutlich zu libe-<br />

<strong>als</strong> höchst angespannt zu bezeichnen ist. Dafür<br />

se der nach dem Tod Francos zum König proklamierte<br />

illegalen Arbeiterorganisationen und den Autono-<br />

ralisieren, machte große Teile der Arbeiterschaft<br />

sorgten von linker Seite zahlreiche politische Atten-<br />

Juan Carlos I. Durch sein geschicktes und konsequentes<br />

miebestrebungen im Baskenland und Katalonien<br />

zu erbitterten Gegnern des Regimes. Und auch die<br />

tate, Entführungen und Bombenanschläge, denen<br />

Handeln wurde er zur parteienübergreifenden Integ-<br />

zu den Keimzellen der inneren Opposition gegen<br />

unterentwickelten sozialen Sicherungssysteme und<br />

die Opfer rechtsextremistischer Mordkommandos<br />

rationsfigur eines neuen, parlamentarischen Spaniens.<br />

das franquistische Regime. Der Einsatz der Studen-<br />

das antiquierte Erziehungs- und Bildungssystem<br />

und tödliche Schüsse und Übergriffe der Polizei<br />

Als letzten Beweis der geglückten Transformation wird<br />

tinnen und Studenten für universitäre und soziale<br />

trugen zu einer generellen Systemkrise bei, die sich<br />

gegenüberstanden. Umso verständlicher ist es, dass<br />

gemeinhin der erfolgreiche Regierungswechsel 1982<br />

Reformen prägten Generationen und trug dazu bei,<br />

mit dem starken Konjunkturrückgang der 1970er<br />

der tatsächlich überaus erfolgreiche und trotz der<br />

angesehen, in dem erstm<strong>als</strong> seit dem Bürgerkrieg mit<br />

dass das totalitäre Regime mehr und mehr in die<br />

Jahre zunehmend verschärfte.<br />

beschriebenen aufgeheizten Stimmung weitgehend<br />

der PSOE unter Felipe González die Sozialisten wieder<br />

Defensive geriet. Die Krise des Franco-Regimes,<br />

Das überkommene Regierungssystem und die<br />

friedliche demokratische Transformationsprozess <strong>als</strong><br />

die Regierungsgeschäfte übernahmen – freilich mit<br />

die dafür sorgte, dass immer breitere Bevölke-<br />

schlechte gesundheitliche Verfassung Francos än-<br />

Vorbild für spätere Systemübergänge in Osteuropa<br />

gänzlich geänderter, nämlich gemäßigt reformistischer<br />

rungsgruppen dem franquistischen System den<br />

derten jedoch bis zum Tode des Diktators nichts an<br />

und Lateinamerika gesehen wurde. Der Historiker<br />

Zielrichtung.<br />

Rücken zuwandten, resultierte dabei primär aus<br />

der Unfähigkeit der staatlichen Institutionen, den<br />

der rigiden Unterdrückung jeglicher Opposition.<br />

Salvador Puig Antich war dabei eines unter vielen<br />

Walther Bernecker schreibt dazu:<br />

Das Besondere des Regimewandels bestand<br />

Regionalismus<br />

spektakulären wirtschaftlichen Aufschwung der<br />

Opfern. Das Regime wollte mit seiner unnachgie-<br />

darin, daß er unter Leitung und Kontrolle der<br />

Einer der Grundkonflikte der Franco-Ära war das<br />

1960er Jahre systemstabilisierend zu nutzen und<br />

bigen Haltung Stärke demonstrieren und das nicht<br />

franquistischen Institutionen und eines Teils<br />

ungelöste Regionalismusproblem. Allen voran die<br />

auch auf soziale Bereiche zu übertragen: Korrup-<br />

zuletzt vor dem Hintergrund der demokratischen<br />

der in ihnen vorherrschenden politischen Eliten<br />

Unabhängigkeitsbestrebungen in Katalonien und<br />

22<br />

cinemateca 8 I 2010<br />

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