Download als PDF - Prof. Dr. Andreas Grünewald
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einsatz im Unterricht<br />
Anregung für eine vertiefende Auseinandersetzung<br />
tionsskandale und ein ungerechtes Steuersystem,<br />
Umwälzungen in Portugal und Griechenland, die<br />
durchgeführt wurde, formal innerhalb der von<br />
mit der spanischen Geschichte soll dafür hier ein<br />
das einseitig Vermögende begünstigte, sorgte für<br />
in weiten Teilen der Bevölkerung mit Begeisterung<br />
Franco errichteten Legalität vor sich ging und<br />
kurzer historischer Abriss über das Ende der Franco-<br />
erheblichen Unmut in der Bevölkerung. Trotz<br />
verfolgt und <strong>als</strong> eigene Zukunftsvisionen angesehen<br />
mit dem autoritären Verfassungsrecht des Fran-<br />
Diktatur und den demokratischen Übergang stehen<br />
Wirtschaftsboom blieb Spanien von den tech-<br />
wurden. Mit dem Tod Francos im November 1975<br />
quismus nicht brach – was wohl der wesentliche<br />
und auf einzelne Besonderheiten der spanischen<br />
nologisch fortgeschritteneren Staaten abhängig.<br />
stand dem Demokratisierungsprozess daher die<br />
Grund dafür war, daß die Streitkräfte nicht<br />
Gesellschaft eingegangen werden.<br />
Über die etablierten Sondergerichte empörten sich<br />
entscheidende Weichenstellung bevor. Bis zuletzt<br />
eingriffen, sondern die Veränderungen akzeptier-<br />
Oppositionsbewegung und<br />
letzte Jahre der Franco-<br />
Diktatur<br />
nicht nur Prozessbeobachter im Ausland, sondern<br />
zunehmend auch spanische Juristen. Die unerbittliche<br />
staatliche Repression gegen Oppositionelle,<br />
die auch vor Misshandlungen und Folter nicht zu-<br />
blieb völlig unklar, wie sich die alten Machteliten<br />
verhalten würden.<br />
Transición<br />
ten –, inhaltlich jedoch nicht eine Reform oder<br />
Revision des franquistischen Systems darstellte,<br />
sondern unter Bruch mit den Strukturprinzipien<br />
des autoritären Regims dessen Ersetzung durch<br />
Manuel Huerga gelingt es gut, ein Bild der spa-<br />
rückschreckte, förderte die internationale Isolation<br />
Es besteht kein Zweifel, dass die Atmosphäre der<br />
neue, auf demokratischen Prinzipien basierende<br />
nischen Oppositionsbewegung der 1970er Jahren<br />
und ließ selbst die katholische Kirche auf Distanz<br />
letzten Jahre der Franco-Diktatur und die erste<br />
Regierungsform war (Bernecker 2000: 367).<br />
nachzuzeichnen. In der Tat zählten die spanischen<br />
zum Franco-Regime gehen. Die Weigerung, das<br />
Zeit des demokratischen Übergangs nicht anders<br />
Eine herausragende Rolle spielte in dieser Übergangspha-<br />
Universitäten seit Mitte der 1950er Jahre neben den<br />
Arbeits- und Gewerkschaftsrecht deutlich zu libe-<br />
<strong>als</strong> höchst angespannt zu bezeichnen ist. Dafür<br />
se der nach dem Tod Francos zum König proklamierte<br />
illegalen Arbeiterorganisationen und den Autono-<br />
ralisieren, machte große Teile der Arbeiterschaft<br />
sorgten von linker Seite zahlreiche politische Atten-<br />
Juan Carlos I. Durch sein geschicktes und konsequentes<br />
miebestrebungen im Baskenland und Katalonien<br />
zu erbitterten Gegnern des Regimes. Und auch die<br />
tate, Entführungen und Bombenanschläge, denen<br />
Handeln wurde er zur parteienübergreifenden Integ-<br />
zu den Keimzellen der inneren Opposition gegen<br />
unterentwickelten sozialen Sicherungssysteme und<br />
die Opfer rechtsextremistischer Mordkommandos<br />
rationsfigur eines neuen, parlamentarischen Spaniens.<br />
das franquistische Regime. Der Einsatz der Studen-<br />
das antiquierte Erziehungs- und Bildungssystem<br />
und tödliche Schüsse und Übergriffe der Polizei<br />
Als letzten Beweis der geglückten Transformation wird<br />
tinnen und Studenten für universitäre und soziale<br />
trugen zu einer generellen Systemkrise bei, die sich<br />
gegenüberstanden. Umso verständlicher ist es, dass<br />
gemeinhin der erfolgreiche Regierungswechsel 1982<br />
Reformen prägten Generationen und trug dazu bei,<br />
mit dem starken Konjunkturrückgang der 1970er<br />
der tatsächlich überaus erfolgreiche und trotz der<br />
angesehen, in dem erstm<strong>als</strong> seit dem Bürgerkrieg mit<br />
dass das totalitäre Regime mehr und mehr in die<br />
Jahre zunehmend verschärfte.<br />
beschriebenen aufgeheizten Stimmung weitgehend<br />
der PSOE unter Felipe González die Sozialisten wieder<br />
Defensive geriet. Die Krise des Franco-Regimes,<br />
Das überkommene Regierungssystem und die<br />
friedliche demokratische Transformationsprozess <strong>als</strong><br />
die Regierungsgeschäfte übernahmen – freilich mit<br />
die dafür sorgte, dass immer breitere Bevölke-<br />
schlechte gesundheitliche Verfassung Francos än-<br />
Vorbild für spätere Systemübergänge in Osteuropa<br />
gänzlich geänderter, nämlich gemäßigt reformistischer<br />
rungsgruppen dem franquistischen System den<br />
derten jedoch bis zum Tode des Diktators nichts an<br />
und Lateinamerika gesehen wurde. Der Historiker<br />
Zielrichtung.<br />
Rücken zuwandten, resultierte dabei primär aus<br />
der Unfähigkeit der staatlichen Institutionen, den<br />
der rigiden Unterdrückung jeglicher Opposition.<br />
Salvador Puig Antich war dabei eines unter vielen<br />
Walther Bernecker schreibt dazu:<br />
Das Besondere des Regimewandels bestand<br />
Regionalismus<br />
spektakulären wirtschaftlichen Aufschwung der<br />
Opfern. Das Regime wollte mit seiner unnachgie-<br />
darin, daß er unter Leitung und Kontrolle der<br />
Einer der Grundkonflikte der Franco-Ära war das<br />
1960er Jahre systemstabilisierend zu nutzen und<br />
bigen Haltung Stärke demonstrieren und das nicht<br />
franquistischen Institutionen und eines Teils<br />
ungelöste Regionalismusproblem. Allen voran die<br />
auch auf soziale Bereiche zu übertragen: Korrup-<br />
zuletzt vor dem Hintergrund der demokratischen<br />
der in ihnen vorherrschenden politischen Eliten<br />
Unabhängigkeitsbestrebungen in Katalonien und<br />
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cinemateca 8 I 2010<br />
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