Meine sehr geehrten Damen und Herren, in diesem ... - Fritz Schwerdt
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Dr. Herta Lepie: Festvortrag zur Ausstellungseröffnung von<br />
<strong>Fritz</strong> <strong>Schwerdt</strong> - Wegbereiter moderner Sakralkunst <strong>in</strong> der Aachener Domschatzkammer; 13. 6. 2010<br />
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So schuf er für Kirchen <strong>und</strong> Klöster weit über das Aachener Bistum h<strong>in</strong>aus Tabernakel, Leuchter,<br />
Monstranzen, Vortragekreuze <strong>und</strong> Kelche. Für das Bistum Aachen den Abtstab für den Abt von<br />
Kornelimünster, den Romakelch aus dem Aachener Domschatz, der im Jahre 1956 auf der römischen<br />
Ausstellung „Arte Liturgica <strong>in</strong> Germania 1945/1955“ ausgestellt war <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en Namen durch diese<br />
Ausstellung erhielt, dessen e<strong>in</strong>fache Form er immer wieder bei neuen Kelchentwürfen variierte. Zum<br />
zehnten Jahrestag der Bischofsweihe des Aachener Bischofs van der Velden im Jahre 1953 überreichte<br />
Regens Hünermann dem Bischof als Geschenk aller von van der Velden geweihten Priester den von<br />
<strong>Schwerdt</strong> geschaffene Bischofsstab, der sich <strong>in</strong> der Domschatzkammer bef<strong>in</strong>det <strong>und</strong> der wie der<br />
Romakelch <strong>und</strong> der Abtstab von Kornelimünster <strong>in</strong> der Ausstellung gezeigt wird.<br />
Wie die Baummonstranz, so erregte auch der Faltenkelch, den <strong>Schwerdt</strong> 1956 für die Kirche St.<br />
Bonifatius <strong>in</strong> Dortm<strong>und</strong> fertigte, Aufsehen. Er ist aus e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Silberplatte getrieben, hat ke<strong>in</strong>erlei<br />
bildlichen Schmuck, der schräg aufsteigende Schaft besteht aus Fältelungen.<br />
Zu den Aachener Heiligtumsfahrten 1951 <strong>und</strong> 1958 fertigte er die Schlösser für den Marienschre<strong>in</strong>. Das<br />
Schloss für die erste Nachkriegs-Heiligtumsfahrt (1951) zeichnet sich durch große E<strong>in</strong>fachheit im Material<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong> der Darstellung aus. Aus Eisen ist das e<strong>in</strong>fache Vorhängeschloss, auf dem zwei nach oben<br />
gerichtete Hände aus e<strong>in</strong>fachem Mess<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> schlichtes Kreuz umfangen. Das Schloss für die folgende<br />
Heiligtumsfahrt, 1958, ist bereits mit e<strong>in</strong>em goldenen Lebensbaum mit e<strong>in</strong>gefügtem Turmal<strong>in</strong> geschmückt.<br />
Es sche<strong>in</strong>t, als nehme der Lebensbaum noch e<strong>in</strong>mal die Form der Baummonstranz mit den nach oben<br />
gerichteten Ästen auf, die sich um das Zentrum, den Edelste<strong>in</strong> – bei der Monstranz die Hostie – fügen.<br />
Dokumentiert s<strong>in</strong>d aus der Zeit zwischen 1930 <strong>und</strong> 1958 neben Vortragekreuzen, Leuchtern <strong>und</strong> vielen<br />
anderen Werken alle<strong>in</strong> 35 Tabernakel, 24 Monstranzen <strong>und</strong> 47 Kelche.<br />
1958 gründete <strong>Schwerdt</strong> zusammen mit dem jüngeren Gold- <strong>und</strong> Silberschmiedemeister Hubertus Förster<br />
die Goldschmiede-Werkstatt <strong>Schwerdt</strong>-Förster <strong>in</strong> Aachen. Neue Impulse kamen h<strong>in</strong>zu, wurden adaptiert,<br />
umgesetzt, e<strong>in</strong>e äußerst fruchtbare Zeit sollte folgen. Aufträge aus ganz Deutschland, aus den Bistümern<br />
Aachen, Trier, Köln, Ma<strong>in</strong>z, Limburg, die Ausstattung der Benedikt<strong>in</strong>er-Abtei <strong>in</strong> Tholey, Tabernakel <strong>und</strong><br />
Vortragekreuz <strong>in</strong> der Berl<strong>in</strong>er Sankt-Hedwigs-Kathedrale. Insgesamt über 120 Kirchen werden zwischen<br />
1958 <strong>und</strong> 1969 von der Werkstatt <strong>Schwerdt</strong>-Förster ausgestattet. E<strong>in</strong>ige von <strong>Schwerdt</strong>s Arbeiten aus<br />
dieser überaus fruchtbaren <strong>und</strong> erfolgreichen Zeit s<strong>in</strong>d hier ausgestellt.<br />
In dieser Zeit entsteht der Montreal-Kelch, aus Silber gegossen. <strong>Schwerdt</strong> entwarf 1963, angeregt durch<br />
die japanische Kunst des Papierfaltens, diesen Kelch, der wie von e<strong>in</strong>em Netz überzogen zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t,<br />
ließ e<strong>in</strong> Gipsmodell davon fertigen <strong>und</strong> den Kelch gießen. Se<strong>in</strong>en Namen erhielt der Kelch dadurch, dass<br />
er auf der Weltausstellung <strong>in</strong> Montreal 1967 im deutschen Pavillon ausgestellt war. Zwei Jahre zuvor,<br />
1965, war den beiden Goldschmieden <strong>Schwerdt</strong> <strong>und</strong> Förster der Staatspreis des Landes NRW verliehen<br />
worden.<br />
<strong>Fritz</strong> <strong>Schwerdt</strong> starb im Mai 1970 <strong>in</strong> Aachen. Die Werkstatt <strong>Schwerdt</strong>-Förster wurde von Hubertus <strong>und</strong><br />
Rosemarie Förster erfolgreich weitergeführt, nun bereits <strong>in</strong> der zweiten Generation durch den Sohn<br />
Benedikt.<br />
<strong>Schwerdt</strong>s Lebenswerk wurde <strong>in</strong> zahlreichen nationalen <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationalen Publikationen <strong>und</strong><br />
Ausstellungen gewürdigt. Er wies der Goldschmiedekunst e<strong>in</strong>en neuen Weg, e<strong>in</strong>e neue Zukunft, wie dies<br />
auch se<strong>in</strong>e Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Wegbegleiter, die zeitgenössischen Maler, Bildhauer, Glasmaler <strong>und</strong> Architekten<br />
taten.<br />
Immer noch werden <strong>Schwerdt</strong>s Werke auf Ausstellungen als wegweisende Goldschmiedearbeiten<br />
gezeigt, so <strong>in</strong> der Ausstellung „Kirchliche Kunst im Bistum Aachen 1930-1980“ im Aachener Suermondt-<br />
Ludwig-Museum, <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Trierer Ausstellung „Liturgiegefäße, Kirche <strong>und</strong> Design, 1997.“ Und jetzt,<br />
vierzig Jahre nach se<strong>in</strong>em Tod, <strong>in</strong> der Aachener Domschatzkammer.<br />
Die Werke <strong>Schwerdt</strong>s werden es nicht schwer haben, unter den vielen Schöpfungen anderer<br />
Goldschmiede ihre starke Eigenheit zu wahren <strong>und</strong> zu behaupten, wie dies der schon mehrfach zitierte<br />
Karlhe<strong>in</strong>z Goerres für den Montreal-Kelch formuliert hat.<br />
Ich danke Ihnen!<br />
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Copyright 2010 Dr. Herta Lepie, Aachen<br />
Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Autor<strong>in</strong>