Borderline-Kinder - Prof. Dr. Peter Diepold
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Barbara <strong>Diepold</strong>: <strong>Borderline</strong>-<strong>Kinder</strong> 7<br />
Die Geschlechtsverteilung der <strong>Borderline</strong>-Gruppe, die Altersverteilung und die Schichtzugehörigkeit<br />
11 unterscheidet sich nicht wesentlich von den beiden Vergleichsgruppen.<br />
Geschwisterzahl<br />
32 % der <strong>Borderline</strong>-<strong>Kinder</strong> sind Einzelkinder gegenüber 20% (ZEF) und 21 % (Poliklinik). Der<br />
Unterschied hängt vermutlich mit der instabilen Lebenssituation der <strong>Borderline</strong>-<strong>Kinder</strong><br />
zusammen, wie weiter unten gezeigt werden wird.<br />
Tab. 1: Aufenthaltsort der <strong>Kinder</strong><br />
bei: Eltern Elternteil Fremden<br />
<strong>Borderline</strong> 36 % 39 % 24 %<br />
ZEF 64 % 30 % 5 %<br />
Poliklinik 69 % 21 % 8 %<br />
<strong>Borderline</strong>-<strong>Kinder</strong> leben signifikant häufiger als die <strong>Kinder</strong> aus den Vergleichsgruppen außerhalb<br />
ihrer Herkunftsfamilien (Adoptivfamilien, Pflegefamilien, Heimen). Sie haben also häufiger<br />
Trennungen von ihren primären Bezugspersonen und von ihrer Wohnumgebung erlebt, als die<br />
anderen <strong>Kinder</strong>. Diesen Trennungen sind in der Regel bedeutsame Ereignisse, wie Tod der Eltern,<br />
Dissozialität oder Suchterkrankungen, Unfähigkeit zur Erziehung, Mißhandlung oder sexueller<br />
Mißbrauch, vorausgegangen.<br />
Tab. 2: Psychogene Erkrankungen bei Eltern oder Großeltern 12<br />
Neurosen und Persönlichkeitsstörungen<br />
Suchterkrankungen<br />
47,6 %<br />
24,1 %<br />
Affektive Erkrankungen 17,8 %<br />
Dissozialität 14,1 %<br />
Psychosen 12,0 %<br />
dem Therapeuten unbekannt 25,7 %<br />
Familien ohne Befund 0,7 %<br />
<strong>Borderline</strong>-<strong>Kinder</strong> kommen aus Familien, in denen die Eltern und/oder Großeltern an schweren<br />
psychogenen Erkrankungen leiden: In der Hälfte der Familien gibt es neurotische Erkrankungen<br />
bzw. Persönlichkeitsstörungen, ein Viertel der <strong>Kinder</strong> kommt aus Familien mit einer Suchterkrankung,<br />
auch affektive Erkrankungen, Dissozialität und Psychosen sind häufig. Bei einem<br />
Viertel der Fälle sind dem Therapeuten keine psychogenen Erkrankungen der Eltern oder Großeltern<br />
bekannt. Wahrscheinlich handelt es sich hier um die fremd untergebrachten <strong>Kinder</strong>, bei<br />
denen häufig keine Informationen über die Ursprungsfamilien vorliegen. Weniger als 1 % der<br />
Familien ist ohne Befund. Dagegen gibt es in vielen Familien Mehrfacherkrankungen.<br />
11 Die soziale Schichtzugehörigkeit wurde nach KLEINING/MOORE (1968) untersucht.<br />
12 Bei den folgenden Daten sind die <strong>Borderline</strong>-<strong>Kinder</strong> nicht mehr mit den <strong>Kinder</strong>n aus dem ZEF und der Poliklinik zu<br />
vergleichen, weil die Daten der Institutionen unter anderen Fragestellungen erheben wurden.