Tiger - Das grosse Thier
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Vier kurze Anmerkungen zu den occupy-Protesten<br />
von Schnittler<br />
I<br />
Weil das Kapitalverhältnis ein<br />
gesellschaftliches Verhältnis ist,<br />
in dem sich die grundlegenden<br />
Mechanismen die das Leben von uns allen<br />
beherrschen, hinter dem Rücken der<br />
Akteure vollziehen, braucht man sich<br />
nicht zu wundern das die Hirne eben<br />
dieser hintergangenen Akteure zwangsläufig<br />
diverse religiöse Mucken und<br />
barbarische Lösungsvorschläge für reale<br />
und eingebildete Menschheitsprobleme<br />
ausbrüten.<br />
Die aktuelle occupy-Bewegung ist ein<br />
gutes Beispiel dafür. Hier kommt das<br />
geballte Unverständnis über die wahre<br />
Beschaffenheit kapitalistischer Verhältnisse<br />
zum Ausdruck. <strong>Das</strong> das sog.<br />
Bankenrettungsprogramm eigentlich ein<br />
"Wirtschaftrettungsprogramm" darstellt,<br />
weil die sog. Realwirtschaft und der Finanzsektor<br />
nicht auseinanderzudividieren<br />
sind, sondern das eine zwingend<br />
das andere bedingt, darauf mögen die<br />
Protestierenden nicht kommen. Man ist<br />
sich einig das die Ackermänner dieser<br />
Welt und die unmoralischen Zocker und<br />
Finanzjongleure die aktuelle FinanzKrise<br />
verschuldet haben und der feste<br />
Glaube es können eine vernünftige Wirtschaft<br />
mit moderaten - gar gesetzlich geregelten<br />
- Gewinnvorstellungen geben,<br />
treibt die Protestierenden voran. Ihre vor<br />
Moral triefende Empörung ist nicht nur<br />
verkehrt und lebt von Illusionen über<br />
Demokratie und soziale Marktwirtschaft<br />
und geht auf diesem Irrweg am eigentlichen<br />
Problem der voranschreitenden<br />
Verüberflüssigung von menschlicher<br />
Arbeitskraft, durch die stetige Rationalisierung<br />
und Technologisierung der<br />
Produktion vorbei, sondern ist auch ge-<br />
fährlich. In der Darstellung der neunundneunzig<br />
Guten gegen einen Bösen,<br />
kulminiert sie zur antisemitischen<br />
Wahnvorstellung. Es ist nicht verwunderlich<br />
das sich unter dem kapitalistischen<br />
Alltag verrückt Gewordene aller<br />
Coleur - Leute die behaupten das der<br />
CIA die Menschheit mit Flugzeugabgasen<br />
in willenlose Zombies verwandelt,<br />
Organisationen die an einen vom Geheimdienst<br />
gesteuerten Raketenangriff<br />
auf das World Trade Center glauben,<br />
Menschen die gegen die vermeintlich<br />
Allmacht der Rothschields (ergo: Juden)<br />
wettern etc. - in einem solchen geistigen<br />
Millieu wohl fühlen und das das inhaltliche<br />
Programm z.B. auf dem Protestcamp<br />
vor der EZB in Frankfurt am<br />
Main, in den ersten zwei Wochen ausschließlich<br />
von den Aktivisten der verschwörungstheoretischen,<br />
antisemitischen<br />
und esoterischen Vereinigung<br />
"Zeitgeist-Movement" organisiert wurde.<br />
Mit ihrer Rhetorik von Verzicht,<br />
II Sozialkürzungen und Sparzwang,<br />
bei gleichzeitig stattfindenden<br />
milliardenschweren Bankenrettungsprogrammen,<br />
haben sich die neoliberalen<br />
Apologeten der letzten Jahre, bei vielen<br />
Wählerinnen und Wählern gründlich<br />
blamiert. Selbst der Generalsekretär der<br />
FDP Christian Lindner hat das inzwischen<br />
verstanden und spricht zur besten<br />
Sendezeit davon das die "Banken<br />
keinen Profit mehr auf Kosten der Bürger"<br />
machen dürfen. Die Kanzlerin versucht<br />
in dieser sich anbahnenden<br />
Volksgemeinschaft der empörten 99<br />
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